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83 die Herausgabe, sondern auch , daß die Arbeiter in geordneten Massen wieder durch die Stadt zurückzögen. Gegen Abend wurde auf dem Markte das gesammte MisitSt, die Communal- garde und Bürgerwehr, ersteres noch durch fremdes verstärkt, ausgestellt und durch ihr imponirendes Auftreten gelang es auch, den geringsten Versuch zum Tumult niedcrzuhalten; durch meh rere gut ausgeführte Manöver ward der mit Menschen ange füllte Markt nach eingetretener Dämmerung gesäubert, und da bereits angeordnet war, daß alle Schankstätten um 10 Uhr ge schloffen sein sollten, dieser Änordnung auch willig Folge ge leistet wurde, so hat man die Ruhe erhalten. Nur wenig Ar- returen sind an diesem Tage vorgenommen worden, und Ver wundungen sind nicht wieder vorgefallen. — Ein Mdurerge- selle ist an seinen am 9. erhaltenen Wunden gestorben und am 15. von seinen Berufsgenossen feierlich beerdigt worden. — * Da die bisherigen Nachrichten über di« am 11 und 12. in Chemnitz vorgetommenen Ruhestörungen zum großen Theile sich sehr widersprechen, so verweisen wir auf einen uns während deS Druckes noch zukommenden zuvörläßigen Bericht hier über, welcher in der heutigen Rümmer unter „Neueste Nach richten", Seite 8V. enthalten ist. In Glauchau haben 181 Abgeordnete von 62 Landgemein den, L Stadtraths-, 5 Stadtverordnetencollegien und 13 Ver eine aus dem Schönburgischen eine Versammlung gehalten, welche einstimmig u. a. folgende Beschlüsse faßte: Wir erkennen uns und sämmtliche Bewohner des Gebiets der schönburgischen Receßherrschaften als den Fürsten und Grafen gleichstchende, politisch und kirchlich gleichberechtigte sächsische Staatsbürger, sehen das zeitherige sogenannte Unterthanenverhältniß zum Hause Schönburg als aufge löset an, halten uns für berechtigt, alle gesetzmäßigen Mittel zum Schutze aller unserer sächsischen Staats bürgerrechte und zum Umstürze des diese Rechte beeinträchtigen den, von uns als nicht giltig erachteten Erläuterungsrecesses zu ergreifen; wir werden die Mitglieder des Hauses Schönburg, wenn und wo sich dieselben wegen ihres Grundbesitzes bei un serm Bürger- und Communwesen betheiligen, als Mitbürger anerkennen und ehren; kein Wort mehr von Schönburg! Fort mit dem Recesse! u. s. w. Am 13. Septbr. sand in Zittau die Weihung des neuen, prächtigen Gewerbeschulgebäudes in höchst feierlicher Weise statt. — Nachdem cs in Leipzig seit längerer Zeit ruhig gewesen, mußte am 15. September Abends gegen 16 Uhr die Commu- nalgarde und Besatzung durch Generalmarsch auf ihre Sam melplätze gerufen werden, weil sich große Massen in den Stra ßen und vor dem Polizeigebäude sammelten und die Wache ge höhnt wurde, nachdem man zuvor dem Vorstande des deutschen Vereins, "vr. Göschen, eine Katzenmusik gebracht hatte. Was beabsichtigt wurde, können wir nicht angeben; soviel steht aber fest, daß, außer einigen Arreturen, auf keine Weise ein Ein schreiten des Militärs und. der Communalgarde, die sich, wie stets, sehr zahlreich eingefunden, nöthig geworden. Am Tag darauf war keine Spur von Aufregung merkbar, so wie über haupt von den Bewohnern Leipzigs auf diese Ruhestörung wenig Gewicht gelegt wird. Auf der Sächsisch-Bayer'schen Staatsbahn wurden im Monat August befördert: 31,179 Personen, (Einnahme dafür 17,833 Thlr. 10 Ngr.) an Güterm 179,781 Centner, ohne die Postgüter (Einnahme dafür 19,778 Rthlr.) Die Gesammteinnahme betrug mithin 37,611 Rthlr. 10 Ngr. (Landtag.) Zn der Sitzüng der II. Kammer am 13. Sept, zeigte die Registrande den Eingang einer von Preußen ausgegan genen Provisor. Verfügung über Erhöhung der Eingangszölle für ausländische in die Zollvereinsstaaten eingehende Waaren und z. B. auf Gäine, Seihe (pr. Centner 110 Thlr.) Garti, Blonden, hölzerne Waaren ic. Mehrere Abgeordnete begrüßten dieses Decret mit Freuden, weil dadurch die inländischen Artikel geschützt würden ; möge auch Leipzig Nachthell dadurch erleiden, das ganze übrige Land ziehe Rutzen davon. Der Leipziger Abg. Hartort behielt sich sedäch weitere Erklärung und Anträge für die Verhandlung übet dail De cret vor. Auch der Abg. Klinger in der I. Kammler hä« sich eine weitere Erklärung Vorbehalten, da diese Maßregel für deN Handel von Leipzig, so wie anderer sächs. Städte bei der so unerwartet schnellen Einführung derselben einen außerordentlichen Nachtheil haben werde.— (Unter dem Leipziger Handelsstande hat diese Verfügung, wie kaum, anders zu erwarten war, eine große Aufregung chervopg^- bracht, ha man, wenn diese zur Ausführung kommen sollte, mit Recht den dasigcn Handel sehr gefährdet sieht. Es ist demzufolge auf Veranlassung des HandelSvorstandeS am 11. eine Deputation nach Dresden gegangen, um geeignete Vorstellungen dagegen zu machen, und eine Verschiebung dieser Maßregel bis-zum Oktober zu erbitten. Auch von dem Leipziger Stadtrath und den Stadt verordneten ist eine Eingabe deshalb erfolgt, so wie von verschiede nen andern Seiten Petitionen eingercicht worden sind.) Ein königl. Decret aN die Stände, welches gewiß den freudig- ffen Eindruck im Lande machen wird, bestimmt, daß von der Er hebung einer weitern Rate der Einkommensteuer für jetzt äb- gesehen werden soll, und setzt das für die außerordentlichen Grund-, Gewerbe- und Personalsteuerbeiträge bestimmte Maximum von 5 auf 3 Thlr. herunter. Das.der Einkommensteuer unterliegende GesammteinkoiMien beläuft sich nach den Schätzungsrollen in run der Summe auf 27,700,000 Thlr. Die Umwandlung dieses Be trags nach den Bestimmungen des Gesetzes (durch Nabattirung und Aufschlag) erzielte ein Steuercapital von ungefähr 33 Mill. Thlr. Die ausgeschriebenen I '/z Proc. werden daher eine Bruttoeinnahme von fast einer halben Million Thaler geben. Die Einnahme von der außerordentlichen Grund-, Gewerbe- und Personalsteuer wird dagegen 75,000 Thlr. schwerlich übersteigen. Der obige Erlaß ist namentlich dadurch möglich geworden, daß der günstige Fortgang der Ausgabe der 5proc. Staatsobligationen der Regierung hoffen läßt, auf diesem Wege die erforderlichen Baarmittrl zu erhalten. Das Decret setzt auch die Gebühren für Erhebung der Einkom mensteuer fest. Zn der Sitzung- der I. Kammer am 16. berichtigte Staatsmin. Georgi seine neuliche Aeußerung, hie Chemnitz-Riesaer Eisen bahngesellschaft habe den angeb-tenen Vorschuß von 12,000 Thlr. abgelehnt, dahin, daß -diese Summe an vergangener Mittwoch nach Chemnitz abgegangen sei. (Constitnirrndc Nationalversammlung.) Bei der Abstimmung über 8. 11 der Grundrechte in der Sitzung am 11. Sept, wurde das Amendement von Laffaulx auf vollständige Unabhängigkeit der Kirche mit 356 gegen 99 Stimmen verworfen, hingegen die An träge auf Selbstständigkeit,der Kirche innerhalb der Staatsgcsttze, - sowie auf Gleichstellung der Kirche (keine Staätskirche'mehr) freie Ordnung neuer Kirchengcmeinden angenommen, der Antrag auf Wahl der Geistlichen durch die Gemeinden ohne Bestätigung des Staats mit 320 gegen 131 Stimmen^verworfen. Bei Fortsetzung der Berathnng der Grundrechte am 12. Sept, wurden die §§. 15 und 16 in folgender Fassung angenommen: tz. 15. Niemand soll zu einer kirchlichen Handlung oder Feierlich keit gezwungen werden. Die Form des Eides soll eine für Alle gleichmäßige und an kein bestimmtes Religionsbekenntniß geknüpft sein. § 16. Die bürgerliche Gültigkeit der Ehe ist nur von der Vollziehung des Civilactes abhängig; die kirchliche Trauung kann erst nach der Vollziehung des Civilactes stattfinden. Die Neli- gionsverschiedeuheit ist kein chürgerlicheS Ehehinderniß. Die Stan- de^bücher werden von den bürgerlichen Behörden geführt. An demselben Tage erfolgte auch von brr bairischen Regierung die officielle Erklärung an den Reich-verweser, mit ihrer ganzen Macht zur ehrenvollen Beendigung de- Krieges einzutrettN. —