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zurückziehen, wo sie, durch Steinwürfe insultirt wurde und über haupt Biel zu leiden hatte. Eine große Zahl Conimunalgardisten haben dem Vernehmen nach nicht erscheinen können, weil es ihnen unmöglich war, durch die Massen hindurchzukömmen. — Gegen 8 Uhr brachen die Tumultuanten in dar Stadtgefängniß, aus wel chem sie mit Gewalt die obgenannten beiden Jnhaftaten befrei- ten und mit Geschrei in die Arbeiterversammlug in der Aue führ ten. Am Nicolaithore traf die Masse auf eine kleine Zahl frei williger Communalgardisten, welche den Massen nicht zu wider stehen vermochte und von ihr brutal behandelt wurde. — Spä ter zogen sie in Mässe zum Amtshauptmann und verlangten, er solle eine Amnestie wegen des Dorgefallenen aussprechen, was natürlich nicht geschehen konnte. Bon da zogen sie zur Woh- nimg des Stadtraths Zeisig, den sie aber nicht trafen, um das selbe zu verlangen- — Der übrige Theil der Nacht verfloß ru hig. — Dienstags früh rückte auf Requisition der Amtshaupt- Mannschaft Cavallerie aus Marienberg, später Cavallerie aus Frei berg und eine Compagnie Infanterie ein. — Die beiden befrei ten Gefangenen wurden Vormittags wieder zur Haft gebracht.— Gegen 2 Uhr (Dienstags, den 12. September) Nachmittags, nachdem sich große Massen von Arbeitern wieder gesammelt, verlangten Letztere mit Wuthgeschrei die Freilassung der Ge fangenen. DaS auf dem Markte ausgestellte Militär, so wie die Communalgarde vermochten nicht, die Massen zu beruhigen. — Deputationen begaben sich aufs RathhauS und verlangten, daß die Gefangenen frei gegeben würden. Das Stadtgericht, welches die Freilassung äblehnte, gab endlich, um größeres Un heil zu vermeiden, nach und ließ^die Inhaftaten frei. Demun- geachtet hörte der Tumult nicht auf. Vielmehr hatte man schon, während dieses vorging, angefangcn, in der Johannisgasse und an anderen Orten Barricaden zu errichten, und verlangte nun mehr, daß das Militär entfernt werden solle. Ein Zusammen stoß der bewaffneten Macht mit den Tumultuanten war nicht mehr zu vermeiden. Die Ansprachen der Behörden und der Commandirenden der bewaffneten Macht, die, selbst unter Ver höhnung und Steinwürfen, mit Geduld und Selbstverleugnung und ohne Gefahr zu scheuen, Alles aufboten, um die Tumul-^, tuanten zu beruhigen, waren vergeblich. Gcbrülle und Stein hagel waren stets die Antwort. Gegen L Uhr erfolgte in der Johannisgasse der erste Zusammenstoß und die erste Salve des Militärs. Von da an )vurde der Kampf allgemeiner und mußte an mehreren Orten geführt werden. Während das Militär^ in der Johannisgasse und an anderen Orten die Aufrührer, welche viel? Schußwaffen hatten und viel schossen, bekämpfte, zurück trieb und die Barricaden erstürmte, erstürmten die Communal- garden an anderen Punkten die Barricaden und Häuser. Etwa gegen 8 Uhr hatte der eigentliche Kampf sein Ende erreicht. Die Tumultuanten hatten die entschiedenste Niederlage erlitten. Das Militär und die Communalgarde hat mit einer Aus dauer und Unerschrockenheit und dabei mit einer solchen Mäßi gung sich benommen, daß darüber allenthalben die höchste An erkennung ausgesprochen wird. Dagegen werden Fälle erzählt von den scheußlichsten Rohheiten, die Seiten der Tumultüan- ten gegen Einzelne, z. B. gegen einen Reiter, welcher in ihre Gewalt kam, ausgeübt worden sind. — Der übrige Theil der Nacht verlief ohne weitere Störung. Getödtet ist nur 1 Mann, Namens Müller aus Oederan. — Wie viele Verwundungen erfolgt sind, läßt sich nicht genau be stimmen, da natürlich die meisten verheimlicht werden. Von der Communalgarde und dem Militär sind nur wenige bedeutend ver letzt. — Im Stadtkrankenhause befinden sich 6 Verwundete, da runter ein Knabe von 13 Jahren, dem die zerschossene Hand abge nommen werden mußte. — 2 Pferds, 1 von der reitenden Com- munalgarde und 1 von der Cavallerie, sind durch Schüsse ver wundet worden. Alles, was außerdem gesagt und geschrieben K7 worden von Gebliebenen, von Verletzungen Einzelner, ist durch aus ungegründet. Die sp^ciellen Details wird die eingeleitete Untersuchung ergeben. Am Dienstage Abends trafen der Geheime RegierungSrath Todt als, Königlicker Cochmissar und in der Nacht gegen Morgen der Bürgermeister Schanz aus Dresden riy, Am 13. Seplbr. rückte noch mehr Militär ein, welche« mit der-Eom- munalgarde über die Ruhe der Stadt wacht. Eine weitere Stö rung derselben ist seitdem nicht im Geringsten erfolgt. — Ö" Kie- selhauscn ist am 16. durch >as Stadtgericht verhaftet worden, während Böttcher entwichen ist. Die bei dem Aufruhr Verhaf teten, mehr als tv, sind am 16. früh unter militärischer Escorte ins Amt Augustenburg transportirt' worden. —- 3 .) Plauderstübchen. (Erüst und Scherz in bunter Reihe.) (Wachtstubenftiege.) Der Freicorps-Gardist Ender- l»n kommt Abends 9 Uhr mit 2 Betten unterm Arm auf dre Wache. Gewehrposten. „Ja, was isch jetzt das, Herr Ender- lin? Was bringe Sie denn da?" Gardist Enderlin. „Höre Sie, mein Allertheucrschtcr, vor e zweite solche Nacht, wie vor 3 Wochen, thät i mi gehor samst bedanke. Wisse Sie, ich kann g'wiß alle Strapaze ent behre, so gut wie en Annerer, — aber nur de Schlof nit; eS ischt übrigens c so überflüssig, daß wir cummandirt sein; die Errungeschafte vom März haben mir so schon garantirt ge° kricht, und man wird doch hoffentlich von mir nit verlange wolle, daß ich wach bleibe soll, bis sie erfüllt werde?!" In Paris sah sich bei einer sehr besuchten Theater-Vorstel lung eine Baronesse gezwungen, da alle festen Plätze besetzt wa ren und dieselbe nicht gern nach Haufe zurückkehren wollte, auf dem letzten Range, wegen seiner Hohe auch Paradies ge nannt, einen Platz zu suchen. Sic fand nicht allein Platz, sondern auch bald in der Person eines wohlgebildeten, jungen Handwerkers einen Beschützer, der sich ihrer auf's Wärmste annahm und sie, !m Laufe der Vorstellung vertraulicher ge worden, einlud, mit ihr zu Abend zu speisen, was die Ba ronin freundlich annahm. Nach beendigter Vorstellung, als sie an das Portal kamen, wo iHv der Bediente entgegen eilte und eine prächtige Equipage ihrer harrte, begriff der junge Mann schnell, daß er mit keinem gewöhnlichen Frauenzimmer Bekanntschaft gemacht. Ohne sich jedoch von seiner Enttäu schung etwas merken zu lassen, führte er die Baronin bis zur Wagenthüre und wollte sich jetzt entfernen. „Sie wissen un ser Uebereinkommen, wir speisen heute zusammen," rief die Ba ronin, indem.sie ihn einlud, neben ihr im Wagen Platz zu nehmen." „Madame", entgegnete der junge Mann sich ver beugend, „im Paradiese sind alle gleich, aber hier auf Erden ist dieß nicht der Fall!" und" höflich grüßend verschwand er. -iESkvzHHK?.* 4 .) Praktisches fürs Leben, Prager Schncllloth für Klempner. (Heievkowsky.) u) Man nehme 2 Loth Zinn und 1 Loth Blei; k) ^^ckis 2,^2 Loth Zinn und 1 Loth Blei. — Eine Mischung aus 3 Lo chen Zinn und 1 Loth Blei stellt ein vortreffliches dünnflüssiges Schnellloth dar. Einige Metallarbeiter bereiten sich dasselbe auf einem Umwege dadurch, daß sie Blei und reines Zinn, und zwar von jedem gleichviel, zusammenschmelzen, den Tiegel ab- kühlen lassen, bis der Inhalt die Beschaffenheit eine« körnigen