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vielmehr ab und Hochwassergefahr stand in naher Aus sicht. Zusehends fast stieg da« Wasser; am hiesigen Pegel an der Postbrücke wurde ein Wuchs von stündlich zehn Zentimeter festgestellt. Bon allen Seiten stürzten Heine Bäche von Hügeln und Bergen herab und die Weißeritz überflutete alsbald ihre Ufer, sodaß an einigen Stellen die Bahngleise unter Wasser gesetzt wurden. Schon rechnete man mit Betriebsstörungen, doch hat sich derselbe, wenn auch unter Anstrengungen, ausrecht erhalten lassen. — Ueberall her kamen traurige Nachrichten, doch sind sie immer noch unvollständig. An verschiedenen Orten wurde die Feuerwehr aufgeboten und auch in Dippoldiswalde trat eine Wachsektion vorsichtshalber in Dienst. — Unter halb der Roten Mühle waren weite Strecken neben der Bahn überflutkt; auch die sonst so zahme Tännichtbach hatte bei ihrer Mündung in die Weißeritz Schaden ange richtet, wie nicht minder das Schloßgebäude in Berreuth hoch im Parterre überflutet. Sie drohte beim Gasthof über die Brücke zu treten und hatte unterhalb desselben einen weiten See gebildet. In Reichstädt wurde die Straße gesperrt. Die Schwarzbach war zum Strom ge worden und hatte sich unterhalb der Böhmeschen Holz warenfabrik neue Wege gebahnt, die Felder überflutet und durchfloß den Ottoschen Garten. In Ulberndorf mutzte die Feuerwehr den Eisschutz an der Brücke zur Geislerschen Fabrik beseitigen. In Obercarsdorf mußte der Zug auf dem Güterhalteplatz halten, da vor dem Gast hofe die Wassermassen standen. — Von weiter her haben wir noch keine Meldungen, doch ist der Schaden weiter hinauf ins Gebirge vielleicht geringer, da die Schnee massen langsamer geschmolzen sind — Man erzählt sich, daß in Bienenmühle durch das Wasser eine Scheune, in der die Gemeindespritze stand, zerstört wurde; die Spritze wurde seitwärts in den Schnee geworfen, wo sie noch liegt! — Am Donnerstag abend hörte glücklicherweise der Regen auf und war damit die größte Gefahr beseitigt. Zurzeit, Freitag vormittag I I Uhr, schneit es wieder. — Trotz des erhöhten Bedarfes bei den städtischen Kassen unserer Stadtverwaltung ist es erfreulicherweise doch möglich gewesen, vom I. Januar ab einen abge- ünderten, d. h für die niederen Klassen bedeutend er mäßigten Tarif für die städtische Einkommensteuer einzu führen und dadurch Ungerechtigkeiten zu beseitigen, die von allen Faktoren anerkannt wurden. Staats-Eink.-Steuer Städt. Eink.-Steuer 1908/09 1908 1909 I M. 4.50 M. I.I5 M. 10 M. 15.30 M. 11.50 M. 16 M. 26 10 M. 18.40 M. Die letztere Klasse entspricht ungefähr einem Einkommen von 1600 M. — In unserer Stadt ist seit einigen Tagen ein be deutendes Nachlassen des Druckes in der Wasserleitung zu bemerken gewesen, was auf einen ziemlich großen Defekt schließen läßt. Da der Erdboden noch gefroren ist, ist die Auffindung der schadhaften Stelle sehr erschwert. — Intimes aus der Stadt Nishnij-Nowgorod, hier nicht bekannte Lmzelhc ten von der berühmten Handels- mesie im Hinblick auf das gewaltige Messegebiet, auf die imposanten Warenmengen, die Ueberschwemmungea durch die Ola und Wolga, weiter Einzelheiten von dem Leben und Treiben der dort zur Messe weilenden Angehörigen asiatischer Völker, dann auch die Schattenseiten dieses europäisch-asiatischen Tummelplatzes der Leidenschaften un gezügelter Volksmassen: alles wird am nächsten Sonntag im Evangelischen Arbeiterverein in einem Vortrage Herr Martin Lüttich frei besprechen. Anschließend daran, als zweiter Bortrogsteil, folgt eine Wolgareije durch das Ge biet der Tscheremissen und Tschuwaschen nach Kasan, der heiligen Sieben-Hügel-Stadl. Das impulsive Berkehrsbild am Hasen, der Besuch der Sehenswürdigkeiten und des Tatarenoiertels, eine Schilderung der berühmten Prozessionen und ein Aufenthalt im Tschcremissendorfe Arda werden genügen, das Interesse für den Vortrag zu wecken, der volle zwei Stunden umfaßt. — Der Ausruf des Albert-Vereins um Hilfe für die durch das Erdbeben zerstörten Orte Italiens hat freund- liche Aufnahme gefunden. Außer Geschenken an guten, neuen Sachen sind bei der Vorsteherin Frau Superintendent Hempel in barem Gelde 225,50 Mark eingegangen. Am 10. Febrnar wird die Sammlung geschlossen. Darum eile, wer noch helfen will. Reichstädt. Infolge des plötzlich eingetretenen Tau wetters und des anhaltenden Regens hat sich der hiesige Dorsbach wieder in ein reißendes Gebirgsgewässer ver wandelt. Im Niederdorfe mußten verschiedene Viehställe geräumt werden, und in zwei Häusern mußten auch die Menschen aus ihren Wohnungen flüchten. Bei dem an haltenden Regenwetter kann leicht noch größerer Schaden entstehen. Gärten, Wege sind vielfach überschwemmt und bilden die Wassenmassen einen stellenweise große See Schmiedeberg. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate Januar d. I. 325 Einzahlungen im Betrage von 25411 M. 16 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 135 Rück zahlungen im Betrage von 13529 M. 18 Pf. Aas dem oberen Müglitztal. Wo am Dienstag nock die schönste Schneelandschast das Auge erfreute, wo teil weise gigantische Schneeberge, vom Sturmwind zusammen getrieben, massig emporragten, verschwimmt heute — Donnerstag — alles grau in grau, und Wasserbäche und -Ströme rinnen, da ein Eindringen des nassen Elements in den gefrorenen Boden unmöglich ist, von den Bergen herab der Müglitz zu, die mit ihrem engen Bett dem An sturm solcher Wassermassen nicht gewachsen und daher weithin au» ihren Ufern getreten ist. Während noch in den letzten Tagen in den Dörfern unserer Taler zum Teil über Wassermangel geklagt wurde, herrscht heute Wassers not im entgegengesetzten Sinne und selbst in den hochge legenen Ortschaften haben viele Bewohner große Mühe, ihr Vieh vor den von den höheren Punkten eindringenden Wassermengen zu retten, die sich einfach durch Hausflur, Keller und Stuben ihren Weg bahnen. Ob die Müglitz talbahn ihren Betrieb wird aufrecht erhalten können, list beim Abfassen dieses Berichts noch in Frage gestellt, und mit Sorgen sehen die Bewohner des Tales der weiteren Entwickelung des Hochwassers entgegen, das ein zweites Jahr 1897, welches hier allgemein noch in schrecklicher Erinnerung steht, befürchten läßt. Börnersdorf, 4. Februar. Hochwasser ist die Parole des Tages. Nachdem es bereits am Mittwoch angesangen hatte zu tauen, wuchs das Wasser besonders in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag selbst rapid. Es erreichte teilweise eine größere Höhe als das noch in aller Erinnerung stehende von 1897. Da die Brückendurchlässe meist durch gefrorene Schneewehen versperrt waren, mußten sich die Wassermassen des Dorfbachs neue Wege suchen. Allerorten ist die Dorfstraße überschwemmt und wird ihr durch das reißende Wasser viel Schaden zugefügt. Der Dorfteich fließt über und hat eine Größe erreicht wie nie zuvor. Niemand kann aus seinem Hause, in vielen Ge bäuden steht das Wasser bis in die Stube, besonders der niedere Gasthof bietet ein lustig Bild; aller Verkehr ist gehemmt. Wie in Börnersdorf sieht es auch im benach barten Hennersbach aus. Trotz der gewaltigen Wasser massen wird aber der Wassermangel nicht behoben werden; denn das Erdreich ist gefroren, alles läuft darüber hin. Durch das Hochwasser haben noch viele bisher gute Brunnen gelitten; denn das Wasser ergießt sich in diese und macht ihr Wasser unbrauchbar. Dazu regnet es immerfort. Einzig haben an diesem Wetter der letzten Zeit die Schulkinder ihre Freude, für die ein Schulgang unter solchen Umständen ins Reich der Unmöglichkeit gehört. — Kommenden Sonn tag wird nachmittags hierorts Herr Rechtsanwalt vr. Böhme- Großröhrsdors einen Bortrag über das neue sächsische Wahlrecht halten und sich dabei als Kandidat des Wahl kreises für die nächste Landtagssession empfehlen. Am Abend gedenkt er in Göppersdorf zu sprechen. Der kon servative Kandibat soll uns herzlich willkommen sein, hoffentlich gelingt es ihm, unsere Gegend von der bis herigen Aschenbrödelrolle im Staatshaushaltplane zu be freien. Dresden. Aus dem gesamten Königreiche wird Hoch wasser gemeldet, das an mehreren Stellen ganz riesigen Schaden angerichtet hat, Häuser zerstörte und auch Menschen leben kostete, so z. B. in Untersachsenberg. — Deutschland und Venezuela haben einen Handels und Schisfahrtsvertrag abgeschlossen. Niederwiesa, 4. Februar. Auf der Linie Chemnitz- Roßwein ereignete sich Mittwoch äbend ein Eisenbahn unfall dadurch, daß ein mit Vieh beladener Güterwagen I auf der Station Niederwiesa ins Rollen kam und kurz vor Braunsdorf auf den von Roßwein kommenden Per sonenzug stieß. Durch den heftigen Anprall wurde der Güterwagen quer über die Schienen geworfen, während die Maschine des Personenzuges stark beschädigt wurde. Die Räumung-arbeiten wurden kurz nach dem Unfall von Chemnitzer Eisenbahnarbeitern ausgenommen und von 9 Uhr ab konnte der Verkehr durch Umsteigen aufrecht erhalten werden. Zwickau. Der Staatsanwaltschaft haben sich gestellt der Rektor Koch und Lehrer Seifert aus Thurm bei Zwickau, die sich selbst der Unterschlagung von Schul sparkassenbüchern bezichtigten. Die unterschlagene Summe soll in die Tausende gehen. Seifert war bereits einige Tage verschwunden. Hohenstein-Ernstthal. Aus dem Bericht des Rabatt- sparoereins Hohenstein-Ernslthaler Geschäftsleute geht hervor, daß auch das vergangene Jahr für die Entwick lung des Vereins günstig war. Die Mitgliederzahl er höhte sich trotz Abganges verschiedener Mitglieder auf 82. Für 3269 eingelöste Bücher wurden 16345 Mark aus gezahlt. Der auf der hiesigen Sparkasse zu diesem Zwecke bereitstehcnde Fonds erhöhte sich auf rund 11500 Mark. 6406 eingelöjte Bücher, die einen Wert von 32030 Mark darstellten, sind kürzlich in der Gasanstalt verbrannt worden. Tagesgeschichte. Berlin. Die Finanzminister der größeren Bundes staaten sind in Berlin eingetrofsen, um an den Beratungen der Budgetkommission des Reichstages über die Reichs finanzreform persönlich teilzunehmen. — Das Reich hat das Zeppelinsche Luftschiff sowie die Ballonhalle übernommen. — Die Reichstags-Kommission zur Beratung des Arbeitskammergesetzentwurss hat ihre Arbeiten ausgenommen. Die Erörterung über die Frage, ob fachliche oder terri toriale Arbeitskammern zu errichten seien, wurde infolge eines sozialdemokratischen Antrages wieder angeregt. — Sowohl Vertreter der verbündeten Regierungen, als auch die Mehrzahl der Mitglieder des Reichstages haben übereinstimmend ihrer Ueberzeugung Ausdruck ge geben, daß nicht nur das Verfahren bei Erteilung von Patenten, sondern auch die Organisation des Patentamts dringend einer Reform bedürftig sei. Auf diese Anregung hin sind die Vorarbeiten hierzu in Angriff genommen worden. — Das Ansiedelungsgesetz von 1908 hatte 50 Millionen Kredit zur Befestigung des deutschen Grund besitzes in der Ostmark zur Verfügung gestellt, aus denen eine Regulierung überlasteter Grundstücke ermöglicht werben sollte. Nachdem bisher eine solche Rrgulierungsaktion aus schließlich für den bäuerlichen GrundbeA durchgeführt ist, wird nunmehr die RegulierungställMt auch auf den mittleren und größeren Besitz ausgedehnt werden. Zu diesem Zwecke sind neue Ausführungsbestimmungen von dem zuständigen Ressort erlassen worden, in welchen die mit den bäuerlichen Regulierungen gemachten Erfahrungen verwertet wurden. Türkei. Zur Beilegung der Streitigkeiten auf dem Balkan. Der Ministerrat hat in einer am Dienstag ab gehaltenen Konferenz eine Note aufgesetzt, in der die Türkei ihre letzten Bedingungen für die Wiederaufnahme der Ver handlungen mit Bulgarien formuliert. Als Grundbedingung wird die Einstellung der bulgarischen Kriegsrüstungen ver langt. In der Sitzung gelangte auch das eingetroffene Protokoll der türkisch-ungarischen Verhandlungen zur Ver- lesung. Wie verlautet, hat Oesterreich bis auf einen alle Punkte angenommen. Der Großwesir erklärte, er hoffe auch diese Differenz noch zu beseitigen. Bezüglich der letzten russischen Note an die Türkei erklärte der Großwesir, die Türkei könne sich mit dem darin enthaltenen Ent schädigungsoorschlage nicht begnügen. Die Regierung werde in diesem Sinne die russischen Vorschläge beant worten. — Der neue russische Vorschlag bezweckte im wesent lichen folgendes: Zwischen Bulgarien, Rußland und der Türkei soll eine Verrechnung vorgenommen werden, derart, daß Bulgarien die 82 Millionen Franken, die es der Türkei zu zahlen bereit ist, für Rechnung der Türkei an den russischen Staat zahlt, wofür Rußland auf den Rest der von der Türkei noch zu entrichtenden Kriegsschuld ver- zichtet. Für den über 82 Millionen hinausgehenden Teil der Ansprüche der Türkei an Bulgarien soll Bulgarien durch Ratenzahlungen an die Türkei oder durch Kapitali sierung der Raten aufkommen. Daß der Türkei bei ihrem Geldbedürfnis mit einer solchen Lösung nicht gedient ist, war vorauszusehen, daher die Ablehnung des Vorschlags. Vermischtes * Für schwerhörige Kirchenbesucher ist in der Groß- kirche zu Stockholm, die schon wegen der vielseitigen An wendung der Elektrizität im Innern (Beleuchtung, Ventila tion, Reinhaltung, Orgelspiel und Glockenläuten) bekannt ist, neuerdings wieder die Elektrizität für eine unseres Wisiens einzig dastehende Einrichtung zur Verwendung gelang. Man hat nämlich für ein bestimmtes Abteil mit zehn Sitzplätzen, die mit Hörröhren versehen sind, diese letzteren durch elektrische Leitungen mit einem den Kirchen besuchern nicht sichtbaren, an der Kanzel angebrachten Mikrophon in Verbindung gesetzt, sodaß die Worte des Kanzelredners sogar von ziemlich schwerhörigen Personen deutlich vernommen werden. Kirchen-Nachrichten ovn Dippoldiswalde. Septuagesimae, 7. Februar Idvy. Borm.-Tert: Matth. 20,1-1b. Lied Nr 300. Nachm.-Tert: Matth. 5, 1—12. Lied Nr. 404. Vorm. 8 Uhr Beichte und heil. Abendmahl in der Sakristei. Pastor Grohmann. Vorm. 9 Uhr Predigt-Gottesdienst. Derselbe. Vorm. I I Uhr Kinder-Gottesdienst. Sup. Hempel. Nachm. 6 Uhr Preoigt-Gottesdienst Derselbe. An diesem Tage findet Kettelte für den eo.-luther. Gottes lasten statt. Sparkasse zu Höckendorf. Erpeditionstage: Sonntag, den 7 , und Montag den 8. Februar, nachmittags von Vr3—v Uhr. Kouverte mit Aufdruck fertigt Vuchdruckcrei 6»r1 Fvdav. Geschmackvolle Rechnnngs- und Mitteilungsformulare fertigt die Buchdruckerei von Carl Jehne. NeMreHWeWir möchten wir hierdurch erneut und dringend ersuchen, mit Rücksicht auf den sich immer mehr andrängenden Stoff und dadurch entstehenden größeren Platzmangel sich mög lichst kurz und knapp zu fassen. Gleichzeitig möchten wir bitten, die fast immer für den Bericht genügenden Postkarten zu benutzen, andernfalls aber die Briefbogen nur auf einer Seite zu beschreiben. Redaktion der „Weitzeritz-Aettlmg". MUMM ms Sie „Mentz-Mm" nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unser« Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgeg" Inserate werden in unserer Expedition und in all-r unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. At AMm Ser .HchnisM«' Wstkartm mit Aufdruck von allerhund Mitteilungen in jeder gewünschten Alt, auch in Kopicrdruck, fertigt in sauberster Ausführung Buchdruckerei Carl Jehne, Dippoldiswalde. Zur gefälligen Beachtung! DM- Nach einer Entscheidung des Reichsgerichts braucht für Fehler in einer Anzeige, welche infolge unleserlich oder undeutlich geschriebenen Manuskripts entstanden sind, kein Ersatz geleistet zu werden. Das Reichsgericht ging hierbei von der Ansicht aus, daß Anzeigen, welche man einer Zeitung zusendet, deutlich geschrieben sein müssen. Die Expedition der „Weißerltz-Zeitung."