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1K12 den Lhristglüubigen da« Zeichen de« Kreuze» aus ihren Friedhöfen belassen müsse, da ja die Juden getrennte Friedhöfe besäßen und die Ungläubigen nicht» hindere, aleichfall» besondere Begrädnißplätze für sich zu bean spruchen. «Wenn Ihnen*, ries D«»paty», , dir Kreuze auf den Friedhöfen zum Aergerniß gereichen, so werben Sie dieselben wohl auch an den Kirchen nicht mehr lange dulden wollen und schließlich die Kirchen selbst zu unterdrücken suchen * E» ist nicht anzunehmen, daß es dem bilderstür menden Erinepräsecten gelingt, seine Absichten zu ver wirklichen; denn abgesehen von den allerdings polternd und frech auftretenden Radikalen findet doch die öffent liche Meinung den Eifer Oustry'S in hohem Grade unzeitgemäß und schädlich. Hören wir den »Tempi*: »Wir Haden verlangt, daß die Friedhöfe nicht ferner der Kirche angehören, sondern Gemeindee,genthum werden sollen, weil man endlich dem Skandal ein Ende bereiten mußte, daß eine unduldsame Geistlichkeit einem Freidenker, Juden oder Protestanten, der ei in nicht» vor dem Gesetz verdient hatte, einen entehrenden Begräbnißplatz anwie». Verhält e» sich aber ebenso bei den Kreuzen und Inschriften auf den FriedhofS- thüren? Ist hier ein Recht verletzt, eine Ungerechtig keit begangen? Ist schon Jemand durch diese Bild nisse, die im Grunde genommen doch nur allgemeine Gedanken anregen, verletzt worden? Wenn aber Nie mand durch ihr Dasein gekränkt wurde, kann man dann sagen, daß auch Niemand durch ihr Verschwinden verletzt werden würde? Weshalb soll man ohne Grund da» Gewissen einer großen Zahl, vielleicht der Mehr heit unserer Mitbürger verletzen, um un» die frucht lose und platonische Genugthuung zu geben, bi» an» Ende logisch gewesen zu sein! Seid ihr auch sicher, daß die Logik sich dort aushalten läßt, wo ihr fie aus halten möchtet? Ihr vernichtet die religiösen Sinn bilder an den FriedhofSthüren, aber ihr wollt sie auf den Gräbern dulden. Weshalb ärgern sie euch an dem einen Orte mehr, als an dem andern? Der ganze Friedhof gehört der Gemeinde, höchstens mit Ausnahme der auf »ewige Zeiten* verkauften Begräb- uißstellrn. Mit welcher Logik wollt ihr es nun recht fertigen, daß ein Privatmann auf ein Grab des der Gemeinde gehörenden Friedhofes ein Kreuz setzen darf, da der Friedhof doch öffentlicher Boden ist, auf dem nur da» Eivilgesetz herrschen soll? Vor der letzten Folgerung, alle Kreuze von den Kirchhöfen zu befei- trge«, schreckt man mit Recht zurück und wendet ein, daß r» von höchstem Interesse sei, die innersten Ueberzeugungen eine» Jeden zu achten und zu dulden. Weshalb hat man nicht auch jetzt dieser Erwägung Raum gegeben? Der Nutzen dieser Maßregel ist für die Freiheit gleich Rull, und die Folgen werden der Republik, gegen die man zwecklos die religiösen Gefühle aufrelzt, nur schädlich sein.* — Der Gedanke, daß man den cleri- calen oder vielmehr den kirchlich gesinnten Elementen der Bevölkerung mit größerer Schonung begegnen müsse, zieht sich ebenfalls durch einen Artikel deS »XIX. Sidcle', der FranciSque Sarcey zum Ver fasser hat, von welchem die clericalen Blätter sagen, daß er nicht ruhig schlafen könne, »ohne im Laufe de» Tage» einen Priester verzehrt zu haben*. Sarcey, der mit Vorliebe kirchliche Angelegenheiten behandelt und dabei durchaus auf freidenkerischem Standpunkte steht, sagt ganz offen, daß er eS am liebsten sehen würde, wenn man die »Gläubigen* von der katho lischen Kirche und überhaupt wohl von der Religion ab wenden könnte; trotzdem aber tadelt auch er das Vor gehen Oustry'S in entschiedenster Weise: »Ohne irgend welchen greifbaren Erfolg für die Sache deS FreidenkeNhum» wird Oustry unter der Menge von Gläubigen und Gleichgiltigen eine zornige Bewegung Hervorrufen, die sich in Haß gegen die Republik um- setzen wird. Wenn er die Kreuze von den Friedhöfen reißt, wird er dadurch eine einzige Seele vom Aber glauben und der Unduldsamkeit retten? DaS ist un denkbar. Er hat ein Sinnbild umgeworfen, eine an sich nichtssagende Sache, womit er nur einer zweck losen Gehässigkeit schmeichel». Wenn er damit eine neue That de« Fanatismus begangen hat, wie viel kirch lich gesinnte Seelen hat er andererseits dadurch betrübt! Wie viel gleichgiltige Seelen hat er damit dem Katholi- ci»mu» wieder zugeführt, die darüber empört sind, daß dem Zeichen, da» sie nur noch au» Gewohnheit verehren, mit solcher Mißachtung mitgespielt worden ist! Wie viel Schaden hat man der Republik durch solche Rücksichtslosigkeit schon zugeführt!* Beide Auslassungen sind bemerkenSwerth für den Umschwung, der sich bei vielen Republikanern voll zogen hat. In immer weiteren Kreisen bricht sich die »Nicht wahr, Virginie, ich brauche es Ihnen nicht zu sagen, vor wem ich zurücktrat?* fragte er nach einer kleinen Pause. Leise, seinen Blicken nur kaum bemerkbar, schüttelte sie den Kopf. »Gott ist mein Zeuge: ich wäre frei von Bitter keit geblieben, wenn mein Verzicht einen Andern reich gemacht hätte,* fuhr er fort; »ich hätte meinem Bru der sein Glück gegönnt, selbst Ihre Liebe, Virginie. Nun r» aber so nicht war, nun eS ander» gekommen ist — nun darf nh Sie fragen: ist Ihnen der ältere Bruder genau Da», wa» Ihnen der jüngere ist: der Freund Ihrer fröhlichen, sorglosen Kindheit, oder — willst Du mich lieben, Virginie, wie da» Weib den Man», dem e» sich zu eigen giebi?* Er hatte die Arme geöffnet, während er die letzten Worte sprach, und mit einem vor Wonne und Selig keit halb eritickten Laut warf sie sich an seine Brust. »Hermann,* rief sie au», al» er sie an sich drückte, »nimm mich hin, mache mit mir, wa» Du willst — ich weiß e»: nur wenn ich Dein bin, kann ich fortan noch leben!' (Ende.) Oeffentliche Vorträge. Ueber Erdbeben und Vulkanausbrüche, Stürme und Wintergewitter hielt Hr. Rudolf Falb den zweiten seiner angekündigten Vorträge und fesselte durch sachgemäße Entwickelung in klarer Darstellung und durch Mittheilung interessan ter Vorkommnisse, welche zum Theil auf eigene An schauungen sich stützten, die Aufmerksamkeit seiner Zu hörer vom Anfänge bi» zum Schluffe de- Vortrag», Erkenntniß Bahn, daß der Tulturkamps da» Ansehen der Republik tief geschädigt hat und daß eine längere Fortführung de»selven da» baldige Ende der Schöpfung de» 4. September 1870 herbeizuführen droht. Tagesgeschichte. * Berlin, 29. November. Ja der gestern unter dem Vorsitze de» StaatSmimster» v. Bötticher abge- haltenen Plenarsitzung de» BundeSrath» wurden die Etat»berathungen zum Abschlusse gebracht, indem die ReichShauShaltShauptetat» für 1883/84 und für 1884/85, sowie die GeseUeniwürfe wegen Feststellung dieser Etat» und wegen Ausnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen de» ReichSheere», der Marine und der ReichSeisenbahnen zur Annahme gelangten. Die Gesetz entwürfe wegen Abänderung de» MilitärpensionSgesetze» vom 27. Ium 1871 und wegen Abänderung de» ReichSdeamtengejetzeS fanden die Zustimmung der Ver sammlung; durch diese Beschlüsse wurden mehrere auf die Abänderung des RnchSbeamtengesitzeS bezügliche Eingaben für erledigt erachtet. Die Vorlage, b tref fend die Uebersicht der Ausgaben und Einnahmen der Landesverwaltung von Elsaß-Lothnngen für 1881/82, wurde den zuständigen Ausschüsfen zur Vorberathung überwiesen. Nachdem der Vorsitzende über eine wegen Beleidigung deS BundeSrath- durch die Presse er gangene strafrechtliche VeruNheilungMcktheilung gemacht, und nachdem die Versammlung wegen Besetzung einer erledigten Sielle bei der DlSk'plinalkammer für elsaß- lothringische Beamte und Lehrer Beschluß gefaßt hatte, wurden schließlich für die Etatsberathungen im Reichs tage Eommifsare gewählt. — Morgen nimmt der Reichstag die Arbeiten wieder auf, die er am 16. Juni aus Antrag der verbündeten Regierungen durch eine fünf und einhalbmonatliche Vertagung unterbrochen hat. Die Vorlegung der ReichShauShaltSetat» für die beiden folgenden Rechnungsjahre von 1883/85, welche der BundeSrath nunmehr beschlossen hat, wird von einer demBundeSrath bereits vorgelegten Denkschrift begleitet, deren Eingang die»Köln.Ztg.* in Folgendem wörtlich wiedergiebt: Abweichend von den bisherigen gleichartigen Vorlagen be trifft der vorliegende Gesetzentwurf die Feststellung des Reichs- hauShaltSetaiS nicht nur ;ür da- nächste ElalSjaqr, das Jahr 1883/84, sondern auch sür das solgende Elatsjahr 1884/83. Seilen der verbündeten Regierungen wird an dem Ziele einer durch Verlängerung der EialSpenoden herbeizusührenden Ver- einsachung der Geschäfte aus den gelegentlich der Einbringung des Gesetzentwurf, .betreffend die Abänderung der Artikel IS, 84, SS/ 72 der Reichsversasiung", dargelegien Gründen sest- getzalten. Sie erwarten von der Verlängerung der Ltats- perioden ebenso sehr eine nicht unerhebliche Vereinfachung der parlamentarischen Geschäfte, wie eine wesentliche Verminde rung der administrativen Arbeiten und entsprechende Ent lastung der Verwaltung. Da dieser Vorschlag auf dem finaujiechnischen Gebiete dem Einwand begegnete, daß der Reich«hau»haliS«ai über das nächstfolgende EtatSjahr hinaus einigermaßen richtig sich nicht veranschlagen lassen werde und hierdurch die ihm selbstverständlich zu Grunde liegende Voraussetzung verneint ist vergleiche insbesondere die bezüg lichen Ausführungen der Abgg. v. Bennigsen, vr. Reichen sperger (Olpe), Vr. Lasker und Ricke« in den Sitzungen vom 8. und s. März 18->1 -, so erschien eS zweckmäßig, unab hängig von etwaiger weiterer Verfolgung jenes Gesetzentwurfs diesen Einwand durch einen praktischen Versuch aus seinen Werth zu prüfen Nachdem dre demzufolge aus die beiden Jahre 1883/84 und 1884/83 ausgedehnten EtatSvorarbriten die Annahme, daß eine ausreichend sichere Veranschlagung der Einnahmen und Ausgaben des ReichshauShaliSetatS sich auch sür einen 2jährigen Zeitraum bewirken lasse, in vollem Um sange bestätigt haben, ist die Ausstellung de» EtatSemwursS nicht bloS sür 1883/84, sondern auch sür das Eiatsjahr 1884/83 zur AuSsührung gebracht Der gleichzeitigen gesetz lichen Feststellung dieser beiden Etats stehen rechtliche Bedenken nicht entgegen; denn die ReichSversaffung schreibt im K SS nicht vor, daß in jedem Jahre eine ElatSausstellung zu er- solgeu hat, sondern bestimmt nur, daß sür jede» Jahr die Ein nahmen und Ausgaben aus den ReichsyauShaltSetat gebracht werden und daß letzterer vor Beginn de» EtalSjahres sestge- stellt werden soll. Auch unter der Herrschaft der gegenwärtigen BersaffungSbestimmungen ist eS danach zulässig, sür mehrere Jahre je einen Haushaltsetat gleichzeitig zur Feststellung zu bringen. — Auf Befehl Sr. Majestät deS Kaisers hat sich der Vicepräsident des SlaatSministermmS, Minister deS Innern v. Puttkamer, gestern Abend nach Cob- lenz begeben, um sich an Ort und Stelle darüber zu orientiren, welche Maßregeln infolge der durch die Ueberschwemmungen herbeigeführten Verheerungen in den Rheinlanden etwa nolhwendig werden. — In der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses, welcher der Justizminister Dr. Friedberg mit mehreren Commlssaren beiwohnten, fand zunächst die Vereidigung mehrerer neu eingetretener Mitglieder Statt. Der Abg. Hörlück hatte dem Präsidenten schriftlich mitge- theilt, baß er den Eid nicht zu leisten vermöge; dieser hatte darauf erwidert, daß dann der Abgeordnete nicht nach welchem die Befriedigung der Zuhörer ihm durch BeifallSzeichen kundgegeben wurde. Die Erdbeben sind entweder in senkrechtem Ausstoß, oder in fort schreitend wellensölMlger oder in rotatorischer Bewegung der Erdoberfläche bemerkbar, und durchgängig ist die erste Erschütterung die heftigste, und mehr und mehr schwächer werden die nachfolgenden. In der Nähe der Tage der Syzygien und zur Zeit der Erdnähe de» Mondes, ferner im Januar, auch (aber weniger) im April und Oktober finden meistens die Erdbeben Statt, und wenn erstere Zeiten mit letzteren Zusammentreffen, so find diese Erschütterungen vornehmlich heftig. Nicht in Ebenen, sondern in Gebirgsgegenden haben die Erd beben daS Eentrum der Erschütterung, von welchem au» über weite Strecken die concentrischen Wellen der Bewegung fortschreiien. Die absonderlichen atmosphä rischen Vorgänge: die heftigen Stürme und die Win- tergewitier entstehen durch verstärkten Kampf de» AequatorialstromeS mit dem Polarstrom, dessen Ver stärkung durch vermehrte» Ausströmen de» erstern und schnelleres Abfließen desselben nach den Polen hin verursacht wird. Zu Nachweis der Entstehung der Erdbeben ist weder die Emsturztheorie noch die Dampf- theorie befriedigend; sondern eS muß dazu die Abküh- lungStheorie der Erde in Anwendung gebracht werden: die Erdbeben sind die Wirkungen von vulkanischen Au-brüchen im Innern der Erde (unter der Erdkruste, welche mit sedimentären Schichten überdeckt ist), ver bunden mit der allmählich erfolgenden Abkühlung derselben und dadurch entstehenden Verkleinerung der Umhüllung der ftuerflüssigen Erdmasse. Wie nun da» Aufströmen der heißen, wasferdampfhaltigrn Lust am Erdäquator, so wird auch die unter der festen Erdkruste stattfindende berechtigt sei, einen Sitz im Hause einzunehmen. Da rauf trat da» Hau» m die Tage»ordnung ein und zwar zunächst in die Berathung de» Entwurf» eine» Gesetze», betreffend den Erlaß polizeilicher Strasverfü- gungen. Bei der Berathung diese» Gesetze» vermißte Abg. v Euny die Einholung de» Gutachten» de« Ober- landeSgericht» in Köln. Bei der Schwierigkeit der Materie im Detail fchlage er vor, da» Besitz einer Lommission von 21 Mitgliedern zur Vorberathung zu überweisen. Abg. v. Rauchhaupt bezeichnet e« al» nicht unbedenklich, daß durch diese» Besetz ein doppelter Beschwerdeweg, der an da« Bericht und dir höhere VerwallungSinsianz restituiri werde. Er schlage vor, die Vorlage einer Lommission von 14 Mit gliedern zu überweisen. Abg vr Hähnel schloß sich diesem Anträge an. Abg v. Meyer-ArnSwalde sand die Etablirnng zweier Appelinstanzen weder praktisch noch billig. Abg. Zelle hatte gegen die Fassung einer Reihe von Paragraphen Einwendungen zu machen, die nur durch eine commrffarijche Berathung beseitigt werden können. Justizministrr Friedberg erklärte sich mir einer com- missarischen Berathung einverstanden. Abg Hansen empfahl die Ueberweisung der Vorlage an eine Lomnnfsion von 21 Mitgliedern, ebenso derAbg. Spahn. Die Dl-cussion wurde hierauf geschlossen und die Vorlage einer Lommission von 21 Mitgliedern über wiesen. Der Etat deS Ministeriums de« Innern wird nach der Verlesung eines Schreibens des Ministers de- Innern, wann derselbe seine Abreise nach Eodlenz mittheilt, von der heutigen Tagesordnung adgesetzt. Unterstaat-secretär Herrs urlh: Im Anschluß an die gestrigen Erklärungen des Hrn. Minister«, der sich gestern Abend nach Loblenz begeben hat, um sich an Ort und Stelle von dem Umsange der durch die WafferSnoth herbeigesührten Verheerungen zu überzeugen, habe ich folgende» Telegramm de« Oberpräsidenten der Rheiuprovinz zur K.nnlniß de« Hau se« zu bringen: ,Jn verflossener Rächt sind die Rheindeiche bei Rieht und Worringen (l>^ Stunden nördlich von Köln) sork- genssen, iniolge dessen Ueberschwemmung der nahegelegenen Dörfer und Fluren. Unglückssälle bisher nicht gemeldet.' (Bewegung) Da» HauL nahm hierauf die Berathung deS Bau- eta»S wieder auf. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach bringt zur Kenntniß de« Hause», daß nach einer neuen Depesche der Rhein bei Eodlenz um bo em gefallen sei, daß Windstille herrsche und daß Zerstörungen außer den bereit» mitgetheilten bisher nicht gemeldet seien Man dürfe also mit etwa» leich terem Herzen in die Zukunft schauen. Das Ordmarium der Ausgaben mit Ausnahme der Titel 13—18 des Eap. 65, welche sachliche Aus gaben in Höhe von gegen 20 Millionen Mark Nach weisen und auf Antrag Büchtemann wegen ihre- engen Zusammenhanges mit dem Extraordinarium an die Buogetcommlssion verwiesen werden, werden ge nehmigt. Die Tagesordnung ist erledigt. Nächste Sitzung morgen. Am nächsten Sonnabend wird da» Abgeordnetenhaus mit Rücksicht auf den Reichstag keine Sitzung halten. München, 29. November. (M. Eorr.) Der Lyceal- professor der Philosophie, vr. Kastner m Regensburg, ist quleScirt und an seiner Statt der Landtagsabgeord nete vr. Rittler, Wallfahrtspriester m Mariaeck, er- nannt worden. /Sp. Weimar, 29. November. Se. königl. Hoheit der Großherzog empfing heute Nachmittag den neu ernannten Vertreter Sr. Majestät deS Königs von Preußen am großherzogl. Hofe, Grafen v.RadolinSki, in außerordentlicher Audienz zur Entgegennahme seiner Beglaubigungsschreiben in Gegenwart des Chefs deS Departements der auswärtigen Angelegenheiten, geh. StaatSraths Vr. Frhrn. v. Groß. Der Hr. Gesandte, dem auch die Ehre einer Audienz selten Ihrer königl. Hoheit der Frau Großherzogin zu Theil ward, wurde darauf zur großherzoglichen Tafel gezogen. —7. Wien, 29. November. Am goldenen Horn gehören bekanntlich die Ueberraschungen nicht zu den Seltenheiten, und so darf eS denn nicht befremden, daß man in Konstantinopel wieder ein Mal in aller Stille einen Ministerwechsel in Scene gesetzt hat. An Stelle des Ministers des Aeußern Said Pascha ist sein Vorgänger im Amte Assim Pascha zum Premier ernannt worden. Obwohl nun die Gründe bisher nicht bekannt sind, welche den Groß herrn zu diesem Wechsel veranlaßt haben, so legt man doch der ganzen Affatre keine große Bedeutung bei. Wer immer als Minister deS Aeußern die Geschicke der Pforte lenken mag, er ist und bleibt nur der Willen-vollstrecker des Sultan-, kann demnach keine andere Politik treiben, als diejenige des Padischah. Außerdem weiß ja alle Welt, daß fo ziemlich jedes Quartal ein neues türkisches Ministerium zu dringen pflegt. — Die dualistische Gestaltung der öster reichisch-ungarischen Monarchie ist um ein neues äußerliches Symbol bereichert worden. Er wurde nämlich über Andrängen von ungarischer Seite Erhebung der Lava in den dortigen Schlünden durch Einwirkung deS MondeS und der Sonne verstärkt, und zwar durch Erdnähe des MondeS und der Sonne und durch den Laus derselben im HimmelSäquator. Hierin finden die oben erwähnten nach Zeiten bestimmten und in hohem Grade vorkommenden Bewegungen aus der Erdoberfläche und im Luftmeer ihre Erklärung. — Die Ausbrüche der Vulcane gehen in der Regel den Erd erschütterungen voraus und es stehen dieselben eben falls unter den Einwirkungen des MondeS und der Sonne >n der angegebenen Weise. — In Betreff de» Abkühlung-ganges steht die Erde nach Weite der Fort schreitung zwischen Sonne und Mond. Die Protube ranzen der Sonne sind zu vergleichen mit den vulca- nischen Ausbrüchen der Erde: sie erfolgen durch Ab kühlung der Sonne, wodurch der innere Raum sich verengt, so daß durch Druck die GaSmasscn empor geschleudert werden. Der Mond trägt nur noch die Spuren von den vormal- dort thätigen Vulcanen. — Dies war im Wesentlichen der Jdeengang, welchen der Vortragende in seinen Mittheilungen bekundete. Da Hr. Falb selbst in vielen vulcanreichen Gegenden sich zu Studien dieser Naturereignisse längere Zeit auf- gehalten und daselbst auch Nachrichten über Erdbeben und vulkanische Vorkommnisse gesammelt hat, so stan den ihm viel Beispiele von Thatsachen zu Gebote, mit welchen er aus das Zutreffende der mit Sonne- und MondwirkungSannahme verbundenen AbkühlungStheorie der Erde al» Ursachen der genannten Ereignisse hin» wie». Vr. A. Drechsler. eine Lompletirung de» ungarischen Hofstaate- vorgenommen, und zwar wurden Graf Georg Festetic» zum ungarischen Obersthof» meister und Graf Stefan Erdödy zum ungarischen Oberststallmeisttr ernannt. Morgen soll überdies durch die beiden Häuser deS ungarischen Reichstages ein neuer Kionhüter gewählt werden. Al» Eandidaten nennt man den gewesenen Reichsfinanzminister v. Slavy. — Bekanntlich sollte die vom Abgeordneten hause bereit» erledigte Schulgesetznovelle einen der ersten Gegenstände bilden, welche da» Herrenhaus nach seinem Wiederzusammentritte in Berathung ziehen sollte. Nun ist aber die Majorität der UnternchtS- commission dieses Hause» der Herabsetzung der 8jäh- rigen Schulpflicht abhold, und da sie auf Grund der im letzten SessionSadschnitte gemachten E-fahrungen mit Recht besorgt, ihre Anträge würden vom Plenum abgelehnt werden, so hat sich der Berichterstatter der Lommission, Ritter v. «rneth, veranlaßt gefunden, da» Referat über die Schulgesetznovelle mederzulegen und aus der Commission auszutreten. Nachdem nun auch die übrigen liberalen Mitglieder der Lommission zu verzichten gesonnen sind, wird wohl da- Herren haus, um die baldige Erledigung der Schulgesetznovelle zu ermöglichen, zur Neuwahl der Unten,cht-commission schreiten muffen. Buda-Pest, 29. November. Der Finanzminister Graf Szapary antwortete heute aus die vom Abg. Szllagyi in der gestrigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses bezüglich der Rentenconversion gestellten Fragen, laut der „N. fr. Pr.*, Folgende-: Die Ausstellung de» Voranschläge«, wonach in der Zeit vom Januar bi« Juli 1883 80 Millionen Vprocenliger Rente convertirt werden, ist allerdings eine problemaNiche, da der Voranschlag im August angeserngt wurde, wo die Verhällnisfe günstiger gewesen sind Daher handelte der Finanzausschuß correct, wenn er das eingestellte Zinjenerjorderniß erhöhte. Uebrigen« hänge die Eonversion nicht vom Finanzminister, nicht vom Lonsortium und nicht von der wiriyfqaftUchcn Lage de- Lande» allein, sondern von der Gestaltung ker europäischen Finanzlage ad. Wenn da» Hau» sich dlos die Eonjunctur de« Tage» vor Augen hält, dann allerdings wäre es schwer, den Berkaus von 80 Millionen bi» I.Juii 1883 a!» wahrscheinlich zu betrachien. EL ist jedoch anzunehmen, daß die ungünstigen Verhältnisse nicht von langer Dauer sein werden. Woher Szllagyi Kennlniß von einem geheimen Vertrage genommen habe, wisse der Minister nicht. Möge derselbe au» den Zei tungen oder privatim davon gehört Heden, so könne der Mi nister versichern, daß weder ein geheimer, n^ch ein anderer Vertrag geplant worden sei oder existier, welcher aus irgend eine Abänderung de» Besetze« oder de» Vertrage« abziele. Aus die Frage, ob die Gruppe obligatorisch oder sacultatio zum Abschlusse der Lonversion verpflichtet fei, »erweist der Minister aus die seinerzelligen Erklärungen im Finanzau«- fchuffe. Nachdem der vom Besitze vorgesehene Abschluß der Operation erst nach zwei Jahren eintritt, >0 sehe er absolut nicht dir Nothwendigkrit der A-ndrrung de« TonversionSßejetze» nach welcher Richtung immer ein. Sollte eine Modistcanon nothwendig sei», was der Minister jedoch nicht glaubt, so werde er seine Verantwortung gegenüber dem Hause kennen und die Mitwirkung derselben nicht vermeiden. — Der feiten der Oberstaatsanwaltschaft speciell für den Tisza-Lszlarer Fall mit den Agenden deS öffentlichen Ankläger» betraute Staatsanwalt beim Gerichtshöfe für den Pester Landbezlrk, Emerich Hava», hat eine Eingabe an die Oberstaatsanwaltjchaft ge richtet, in welcher er mit Rücksicht auf die wider ihn auf Veranlassung deS Justizministers einzuleitende strafgerichtliche Untersuchung wegen angeblicher An werbung falscher Zeugen und Mißbrauchs der Amts gewalt, um Enthebung von den staat-anwaltschafilicheu Functionen bei der Affarre von TiSza-Eszlar bittet. Die Entscheidung deS Oberstaatsanwalts ist noch nicht gefallen. Pari», 29. November. Der Zustand Gam betta's war gestern Abend ein befriedigender und man hofft, daß der Deputirte von Belleville in einigen Tagen wiederhergestelli jein wird. Die Waffe, die den Unfall herbeigeführt hat, ist ein Revolver Llaudin mit einem Laliber von 7 wm. Heute wird der zweite Verband angelegt. Die Aerzte haben dem Patienten die strengste Ruhe vorgeschneben. Rom, 29. November. (Tel.) Der russische Mi nister deS Auswärtigen, v. GierS, ist heute Abend hier eingetroffen. — Die Deputirtenkammer hat in die Budgetcommission nur Mitglieder der Ministernllen Partei gewählt.. London, 27. November. (K. Ztg.) Am vorigen Sonnabend rauchte der Boden Dublins wieder vom Blut eines neuen Mordes. Da» Opser war die» Mal nicht eine so hochgestellte Person wie Lavendish oder Bourke, aber immerhin ein Diener der Obrigkeit, der Constabler Cox; oie Mörder aber gehören un zweifelhaft zu jener Verschwörerbande, die den Doppel mord im Pyönixpark vor 7 Monaten veranlaßte. Der Ausgrabungen auf antikem Boden. Auf der Westseite der Piazza» Vittorio-Emmanuele in Rom wurde nach einem Berichte von Rodolfo Lanciani ein interessanter Ueberrest derprähistorlschenSleben- hügelstadt, daS Grab eine- der ersten Ansiedler, gesunden. ES ist eine Art Loch, 6 Fuß lang, 3 breit, in der weichen Tufschicht. dem sogenannten cappvllLoeio, auS- gegraben, während die Seiten und die Decke aus rohen unregelmäßigen Steinen bestehen. Asche oder Gebeine waren nicht mehr vorhanden; aber die Beigaben zeigten, daß der Tobte einer Zeit deS UebergangS aus dem Stein- in da» Bronzealter angehört; e» fan den sich Pfeilspitzen aus Feuerstein, mit Bernstem- perlen verzierte Bronzefibcln und Töpfergeschirr, daS mit der Hand geformt und an der Sonne getrocknet worden war. Die ganze Umgebung zwischen der Via- Merulana und dem Bahnhofe ist mit solchen alten Gräbern bedeckt, welche tief unter dem antiken Niveau der fünften Region (Exquiliae) liegen. Da sich die« felben sowohl innerhalb, al- auch außerhalb der Mauer deS Servius TulliuS finden, so müssen sie älter al» diese, d. h. mindesten» 25 Jahrhunderte alt sein. Nimmt man Alle» zusammen, wa» während der letzten 12 Jahre in den tiefsten Schichten de» alten Rom gefunden wurde, und vergleicht da mit die zerstreuten Angaben alter Autoren, so er» giebt sich, daß die Stadt im Beginne der Bronze zeit von Altlatium gegründet wurde. Der Ge brauch de» Eisen» war bei religiösen Riten und Eeremonien ausdrücklich untersagt: ApulejuS (2. nach- christl. Jahrhunden) sagt: BiS auf den heutigen Tag opfert man den unsterblichen Göttern mit irdener