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Dresdner Journal : 01.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-01
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 01.12.1882
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Lonstabler Lox war schon seit längerer Zeit nebst viel-n anderen beauftragt, den Spuren dieser Bande nachzugehen. Er hatte zu diesem Zweck eine Reihe von Häusern, die der Waffenbesorgung verdächtig waren, untersucht; hatte sich die Besucher gewisser unter Polizeiaufsicht stehender Kneipen gemerkt und dabei herau-gefunden, daß zu bestimmten Abendstunden Gruppen von Kerlen sich zujammenfanden, die schon längst der Theilnahme an fenischen Vereinen bearg wöhnt wurden. Am Sonnabend nun lauerte er mit 5 anderen Geheimpolizisten den Berdä stigen in der Nähe einer solchen Kneipe auf. So wie sie die Verschwörer kannten, waren sie Viesen bekannt, die ihrerseits ein eben so genaue» Spionirsystem besitzen wie die Obrig keit selbst. Die Verschwörer verloren sich im Dunkel einer Straße; die Geheimpolizisten gingen ihnen auf der andern Seite derselben nach; ein Pfiff erschallte; jene rückten den Polizisten auf den Leib, sie genau musternd; ein Revolver ward in der Hand des einen sichtbar; Lox wollte ihn wegen unbefugten Waffen- tragenS sestnehmen, al» er einen Schuß ins Genick erhielt und dann zu Boden stürzte, den Angreifer mit sich reißend. Der Constabler Eastwood, der auf letzern feinen Revolver abfeuerte,ward von hinten gepackt, ge schlagen und würde wahrscheinlich da- Schicksal von Cox getheilt haben, wenn nicht ein Sergeant von den Schützen des Weges gekommen wäre. Eastwood bat ihn in der Königin Namen um Hilfe; dieser zog feinen Säbel, faßte den Angreifer Eastwood'» am Genick und be drohte ihn mit dem Tode. Daraufhin gewann die Polizistenpartei die Ueberhand, überwältigte den An greifer namens Devine, sowie den Möider von Cox, welcher Dooley heißt und selbst von mehreren Kugeln tödtlich verwundet war. Eine große Menge sammelte sich an; Flüche wurden laut; alte betrunkene Weiber suchten sich sogar an den Constablern zu vergreifen; und als schließlich der Wagen, auf welchem Constabler, Verhaftete und der Leichnam Platz genommen, davon fuhr, folgten ihnen verdächtige Personen, dir durch Androhung von Revolverschüssen weggescheucht werden mußten. Der Mörder bewahrte trotz seiner tödtlichen Wunden eine stoische Ruhe. »Muß ich sterben*, so sagte er, „so liegt mir n'chts daran, wir sind alle gute Männer.* Während der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag fanden noch mehrere Verhaftungen Statt. Die Moral aus der Geschichte ist wieder sehr be trübend. Jede» Mal wenn die Regierung oder die Presse eine Besserung im Befinden des irischen Kranken festsetzt, kommt ein enttäuschender und garstiger Rück fall. Dies Mal ist eS nicht die Landfrage, welche den Mord herbeisührte, denn die Mörder sind Handwerker, sind mit Revolvern vorzüglicher Gattung bewaffnet, deren Kosten über ihre Mittel weit hinausgehen, und zeigen durch ihr Verhalten, daß sie der fenisch-com- munistischen Secte angehören, die ihre Lehre, Loosung und Einkünfte au» Europa und Amerika bezieht und zu deren Mitgliedern alle Schufte gehören, die sich Patrioten nennen, weil sie allem Bestehenden den Krieg erklären. Ehe diese Bande völlig auSgerottet ist, kann von einem System der Selbstverwaltung, wie eS das sogenannte Homerule erheischt, nicht die Rede sein, denn die Regierung sagt sich mit Recht, daß, wenn Alle, die sich jetzt Nationalisten nennen, ehrlich zusammenständen, sie der Schlange der G-Heim- bünde bald den Kopf zertreten würden. Denn unter der Macht der letzteren leiden Schuldige sowohl als UnsuMdige. Ein Beweis dafür liegt in dem Ver halten der 5 vor, welche in der vorigen Woche ihre Theilnahme an dem Morde von MaamtraSna einge- standen. Sie betheuerten zugleich mit ihrem Geständ- niß ihre Un chuld. Weshalb? Bermuthlich weil sie zur Theilnahme gezwungen wurden. Michael Davitt hat sich übrigens durch den Mord vom Sonnabend nicht obschrecken lasten, tags darauf, also gestern, in Ravan eine jener aufreuenden Reden zu halten, denen die Landwühlerei ihren Ursprung verdankt. Er schlug vor, den Gut-Herren keine Pacht zu zahlen vom No vember bis zum Mai, denn die HungerSnoth löse jegliche Verpflichtungen von selbst auf. Habe doch Erzbischof Hughes im Jahre 1848 zu New-Jork er klärt, daß ein verhungernder Mann da- Brod selbst vom Altäre stehlen dürfe; umsomehr dürfe das irische Volk den verbrecherischen Gutsherren den zur Ernäh rung seiner Kinder nöthigen ZinS stehlen. * London, 28. November. Die gestrige Sitzung de» Unterhauses war nicht ohne Interesse. Aus die Anfrage Gibson'S, deS Vertreters der Dubliner Uni versität, um Auskunft über die jüngsten Mordanfälle in Dublin machte der StaatSsecretär Trevelyan die Mittheilung, daß ihm viele und interessante Einzel heiten über die Vorgänge in Dublin zugekommen und daß ihm die Ansichten und Absichten der irische« Re gierung genau bekannt seien; er halte sich jedoch nicht für berechtigt, dem Hause weitere Mitihe,langen zu machen, als was durch die Zeitungen bereits bekannt geworden. Er müsse den ehrenwerthen Abgeordneten daran erinnern, daß eS von Wichtigkeit sei, sich den Unterschied zwischen den allgemeinen Zuständen Ir land» und dem besondern Falle eine» gewaltsamen organisirten Verbrechen» in Dublin gegenwärtig zu halten. Die agrarischen Gewaltthätigkeiten seien in der Abnahme begriffen, und die Zahl derselben wäh rend de» laufenden Monat» würde zum ersten Male seit den letzten 28 Monaten auf unter 100 sich be ziffern. DaS Dubliner Verbrechen sei ein allein stehender Fall und gewissermaßen außer allem Zu sammenhänge mit der allgemeinen Frage des Gesetzes und der Ordnung in Irland. Mit diesem Ver brechen, begangen auS Motiven, auf welche er an dieser Stelle nicht nähe: eingehen könne, sei ein Stadium eines offenen und entschiedenen ConflictS ein- getreten, in welchem mit den vortrefflichen Anordnungen der irischen Polizeiverwaltung die Beamten Ihrer Majestät, hohen wie medern Range», entschlossen feien, mehr als je ihre Pflicht zu thun, und er hoffe, daß da- Land da« tapfere Verhalten und den Muth der Dubliner Polizeibeamten, welche am Sonnabend sich so dirnsttüchtlg bewiesen, sowie auch da» entschlossene Benehmen de» Schützensergeanten, der denselben so Wackern Beistand geleistet, anerkennen werden. — Mit wenigen Ausnahmen erkennen die Blätter an, daß gegenüber den Schrecken-kunden auS Dublin der Exe- cutivgewalt eine Pflicht vor Allem obliege, mit fester Hand die Gesetze durchzuführen. In Anbetracht der überwiegend zu Gunsten der extremen Nationalisten bei den Mun>cipalwahlen abgegebenen Stimmen wird auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die au» einer Gewährung localer Selbstverwaltung für dar Reich entstehen würden. London, 29. November. (Tel.) Bei der gestrigen Wahl eines ParlamentSdeputirten für die Uni versität Cambridge siegte der conservative Candidat Raikes über den liberalen Candldaten Stuart mit einer Majorität von 2190 Stimmen. St. Petersburg, 28. November. Ein Telegramm der „Köln. Ztg.* meldet: Wegen der Studenten unruhen bleibt die kaiserliche Familie vorläufig in Gatschina. ES geht das Gerücht, Deljanow'S Stellung sei wegen derselben Unruhen stark erschüttert und Tolstoi wünsche sehr, sem Amt niederzulegen und wieder Minister der Volksaufklärung zu werden. — Nach der „N. Preuß. Ztg.* auS Riga zuge- gangenen Mittheilungen hat Baron Uexküll seinen Abschied als Civilgouverneur von Livland verlangt, weil er von einer Fortsetzung des bisherigen Verfah rens der Manassein'schen Revisionskommission eine förmliche Revolutiomrung Livlands befürchtet und weil er die Ueberzeugung gewonnen hat, daß dem Minister entweder die Fähigkeit oder der Wille fehle, der Ordnungspartei den gehörigen Rückhalt zu bieten und dem Treiben der nationalen Fanatiker zu steuern. Wie weit eS mit der Feindseligkeit der von Hrn. Manasiein entsendeten Beamten gegen die bestehende Ordnung und den deutschen Adel gekommen ist, wird u. A. dadurch bezeugt, daß der auS lettischen Grund besitzern bestehende Gemeindevorstand des Gutes Lvhde neuerdings in aller Form gegen das Vorgehen pro- testirt hat, durch welches die Manassein'schen Beamten das Landvolk gegen die Verwaltung des Gutsherrn Landrath» Baron Wrangell (eines bekannten, seit 30 Jahren höchst populären Bauernfreundes) anzu stiften versuchten. Außerdem kann nach allen der „N. Pr. Ztg.* zugegangenen Meldungen für ausgemacht angesehen werden, daß Hr. v. Uexküll von jeder eigent lichen Parteinahme für baS balnsch-deutsche Element weit entfernt und lediglich durch seinen bureaukratischen Ordnungssinn und feine Einsicht und die Gefährlich keit der Lage dazu bestimmt worden ist, sein Amt niederzulegen. — Gleichzeitig wird auS Dorpat ge meldet, daß auch der Curator der Universität Dorpat, der Senator und Geh. Rath Baron Stackelberg, zur Niedcrlegung des ihm erst vor wenigen Jahren übertragenen Amtes veranlaßt worden ist. ES soll ihm gestattet worden sein, bis zum Ende dieses JahreS weiter zu administriren und erst im Januar 1883 einem Nachfolger Platz zu machen. Die Person dieses Nachfolgers ist noch nicht bestimmt; man sieht in dessen für ausgemacht an, daß derselbe aus den Reihen der hochnationalen Männer neuester Schule gewählt werde. — Bezüglich deS vom Fürsten Grus in Ski ver übten Mordes schreibt die „MoSk. deutsche Ztg.*: Wie e» unS scheint, leidet die von der „MoSk. Ztg.* aufgetischte Erzählung, in welcher der Fürst al» zärt licher Vater und Rächer seiner Ehre dargestellt wird, an innerer Unwahrscheinlichkeit; eS ist namentlich schwer zu glauben, daß ein LiebeSverhältniß zwischen der Fürstin und ihrem Verwalter bestanden haben solle, da die Dame gewöhnlich in St. Petersburg oder Mos kau und vr. Schmidt auf dem Gute lebte. Hoffent lich wird die eingeleitete Untersuchung Licht in die» schauerliche Familiendrama bringen. Fürst Grusintki befindet sich übrigens, wie wir auS zuverlässiger Quelle erfahren, nicht mehr auf freiem Fuße, sondern hat Hausarrest bis zur Erlegung einer angemessenen Laution. Belgrad, 29. November (Tel.) Der akademische Maler Nikola Markovic, Bürgermeister in Knazevac, wurde wegen Verdachte» der Theilnahme an dem Attentat gegen den König verhaftet und dem Kreis- gericht eingeliesert. Kairo, 28. November. (Tel.) Dem Vernehmen nach hat Lord Dufferin auf Grund eines von Wilson erstatteten Berichts beschlossen, die ägyptische Regierung zur Einstellung der Hauptanklage gegen Arabi wegen der Brandstiftungen und MassacreS in Alexandrien aufzufordern. Der ägyptische Mimsterrach hat sich be reits heute mit der Angelegenheit beschäftigt, aber noch keine Entschließung gefaßt. Man glaubt indeß, daß die ägyptische Regierung dem Anträge Lord Dufferin'» zusttmmen werde und daß die bezügliche Verständigung schon in einigen Tagen zu erwarten sei. Die Unterfuchungscommission fährt inzwischen mit den Informationen an den Vertheidiger Broadley fort; die Pr.ceßverhandlung soll am 7. k. M. ihren Anfang nehmen. — Der Gesundheitszustand der englischen Truppen bessert sich. Unter den im Hospital be findlichen Kranken kommen nur sehr wenig Sterbe fälle vor. Ernennungen, versttzuliZn rc. im öffentlichen Dm.ffe. Departement de» Innern. Bei der Polizeidirection zu Dresden wurde dem Referendar 0r. Richter da- Dienstprädicat als Polizeiassessor verliehen, die Büreauafsistenten Adolf Heinrich Leo Beyer und Karl Richard Naumann wurden zu Registratoren befördert und die Schutz männer Friedrich Wilhelm Falk und Gustav Eduard Schmied gen und der Bureaudiener Bruno Friedrich Frenzel wurden als Stadtgendarmen angestellt. Bei dem LandgendarmeriecorpS wurde dem Gendarmeriesecretär Nitze das Dienstprädicat als Be- zlrksassessor verliehen. Befördert wurden: der Brigadier Karl Ernst Oswald in Oelsnitz bei Stollberg zum Obergendarm in Marienberg, der Gendarm Karl August Berger I. in Waltersdorf zum Brigadier in OelSnitz bei Stoll berg und der Gendarm Ernst Hermann Pönisch in Niederoderwitz zum Brigadier in Lichtenstein. Versetzt wurden: die Obergendarmen Penther von Dippoldiswalde nach Auerbach und Schneider von Marienberg nach Dippoldiswalde, die Brigadiers Loose von Lichtenstein nach Remse und Schleifer von Adorf nach Schirgiswalde, die Gendarmen Musch - ter von Gaußig auf den Bahnhof zu Tetschen, Hau bold von Tetschen nach AltjohnSdors, Gäbler von AltjohnSdors nach Gaußig, Muntschick von Auerbach nach Neusalza, Schneider 1V von Markranstädt nach Auerbach, Herrmann von Johanngeorgenstadt nach Markranstädt, Noack II von Schirgiswalde nach Johanngeorgenstadt, Mehlhorn von Lengefeld nach Adorf, Schulze V von Remse nach Lengefeld, Hen ker von ArnSfeld nach Niederoderwitz, Kunze von Reichenbrand nach ArnSfeld, Richter I von Naunhof nach Geithain, Ackermann von Mylau auf den Bahnhof Riesa, Bormann von Radebeul nach Gott leuba, Berger V von Gioßzschocher nach Commerau, Jahn II von Seifhennersdorf nach Erlbach und Welsch von Erlbach nach Seifhennersdorf, der Forft- gendarm Reichelt I von Rüdenau nach Hmterotten- dorf und der Forstgendarm Holzhaus von Hinter- hermSdorf als DistrictSgendarm nach Naunhof. Angestellt wurden: der Stadtgendarm August Moritz Knauthe als Landgendarm in der Brigade Reichenbrand, der Sergeanthornist Friedrich Wilhelm Roch als Gendarm der Brigade Reichenbach, stationirt in Mylau, der Stadtgendarm Leberecht Höhne als Forstgendarm in Rüdenau, der Vicewachmelster Friedrich Wilhelm Richter als Gendarm in der Bri gade Crimmitschau, stationirt in Wahlen, und der Wachmeister, Ernst Moritz Zeh al» Gendarm der Brigade Lindenau, stationirt in Großzschocher. Departement der Kiuaazru. Forst Verwaltung. Der zeitherige Oberförster- candldat Georg Woldemar Jacobi ist zum Förster und Hilfsbeamten auf Neudecker Revier im Forst bezirke Auerbach ernannt worden. Dresdner Nachrichten vom 30. November. AuS dem Polizeiberichte. Vom Führer der Droschke 467, Heinrich Karig, ist heute ein Gold-, stück mit der Anzeige an die Behörde abgegeben worden, daß er dasselbe gestern Abend statt einer ge- ringwerthigen Münze von einem Fahrgaste al» Be zahlung erhalten habe. — Im Vestibül de» Leipziger Bahnhöfe» sprach gestern Nachmittag ein unbekannter Mensch eine Dame mit der Frage an, ob er ihr mit etwa» dienen könne. Al» die» verneint wurde, schlug er die Erschrockene ohne Weitere» 2 Mal in daS Gesicht. Der Mann wurde angehalten und, da er sich nicht genügend legitimiren konnte, auch dem zu ständigen Beamten nur die Worte „da» Betteln ist verboten* erwiderte, festgenommen. — Am Auslade platz an der Elbe oberhalb der Albertbrücke erlitt vor gestern Nachmittag ein Arbeiter infolge Einsturzes eines Hol stoße» einen Unterschenkelbruch. Der Ver unglückte wurde dem Carolahause zugeführt. L. Gestern Nachmittag fand in der königl. Turn- lehrerbildungSanstalt unter Vorsitz des Hrn geh. SchulratHS vr. Bornemann die mündliche Prüfung mit 7 jungen Männern Statt, welche sich während des verflossenen JahreS rm genannten Institute auf den Turnlehrerberuf vorbereitet hatten. Al» Examinatoren fungirten die Herren Medicinalrath I)r. Birch Hirsch feld, AnstaltSdirector Brer und l)r. Lion aus Leipzig. Am Montag waren die praktischen Prüfungen ab genommen worden, und am vorgestrigen Tage hatten die Examinanden die schriftlichen Arbeiten unter Clau- sur zu liefern. — Zum ehrenden Andenken an Gottfried Semper ist von der Stadt Dresden eine Stiftung begründet worden, wüche den Zweck verfolgt, Architekien durch Gewährung von Reisestipendien in ihrer Ausbildung zu unterstützen. Die Erträgnisse deS StiftungScapital» tollen in Betiägen von wenigstens 600M. deutschen Architekten verliehen werden, welche ihre Fachbildung im Wesentlichen auf einer sächsischen Lehranstalt für die Baukunde erlangt, mindestens i Jahr lang dieAb- theilung für Architekten auf der Dresdner Akademie der bildenden Künste besucht und durch erfolgreiche Studien oder durch selbstständige Entwürfe oder Bau ausführungen von künstlerischem Werihe als strebsam und talentvoll sich erwiesen haben. Bewerber um diese» Stipendium haben nicht nur nachzuweisen, daß sie den obigen Voraussetzungen entsprechen, sondern auch über den Zweck, da» Ziel und die Zett der von ihnen in Aussicht genommenen Reise sich zu erktären und ihre Gesuche nebst den erforderlichen Zeugnissen u.s.w. bis zum Jahresschlüsse in der Hauptkanzlei im Altstädter Rathhause, 1. Stock, Zimmer 18, abzugeben. — Nach Vorschrift de» VolkSschulgesetzeS vom 26. April 1873 tz 4 Abs. 3 sind beim Beginn deS neuen Schuljahres — zu Ostern — der Schule jedes Mal diejenigen Kinder zuzufühlen, welche bis dahin daS 6. Lebensjahr erfüllt haben; auch finden auf Wunsch der Aeltern oder Erzieher solche Kinder gleichzeitig mit Aufnahme, welche bis zum 30. Juni 1883 da» 6. Lebensjahr vollenden. In den Bürgerschulen ist die Ausnahme von Schulkindern durch dieZahlder in den Klassen offenen Stellen beschränkt. Wenn hier nach nicht alle angemeldeten Kinder Aufnahme finden können, entscheidet über den Vorrang die Reihenfolge der Anmeldung. Da aber nach der Zahl der An meldungen die erforderlichen Einrichtungen zu treffen sind, ähnliche Verhältnisse auch bei den Privatschulen der Natur der Sache nach einzutreten haben, so wer den die Aeltern oder Erzieher, welche nach den ein gangs bemerkten gesetzlichen Bestimmungen zur Auf nahmemeldung ihrer Kinder und Pflegebefohlenen ver pflichtet und berechtigt sind, veranlaßt, solche, soweit eS noch nicht geschehen, längstens bis zum 22. Januar 1883 bei den Direcloren derjenigen Schulen, in wel chen die Aufnahme stattfinden soll, zu bewirken. Bei der Anmeldung ist in Gemäßheit der Verordnung dr» königl. Ministeriums deS CultuS und öffentlichen Unterricht- vom 10. October 1881 und zugleich in Gemäßheit der Bestimmung H 2 der Localschulordnung für die evangelischen Volksschulen der Stadt Dresden Schöpfkelle und irdenem Napfe, besonders solchen alten Gottheiten, wie Vesta, Palatua und der Dea Arva. Numa'S Schale auS schwarzem, in der Sonne getrock netem Thone wurde noch in der Kaiserzeit aufbewahrt und fast angebetet. Die kratrum ^rvalium erwähnen sehr oft Sühnungen, welche die ehrwürdige Brüderschaft feierte, wenn auS irgend einem Grunde eiserne Werkzeuge innerhalb ihres HeiligthumS ge braucht worden waren. Dieselben Arvalbrüder ver ehrten prähistorische Jrdenwaare, „ollas prseuti sunt"; und als der König von Preußen leit 1866 ihre Be- gräbnißstätte bei La Magliana aufgraben lieh, fand man 18 Töpfe von genau derselben Form, wie in der Nekropole von Alba-Longa, welche durch die vulcani- schen Ausbrüche der albanischen Krater begraben wurde. — Ueber die eigentliche Bestimmung deS Pan- theonS zu Rom, für das sich jeder gebildete Besucher Italien- im höchsten Grade interessirt, sprach Adler im Berliner Archttektenvcrein. Er geschah unter Zugrundelegung der Ergebnisse der Ausgrabungen der letzten Jahre, die einen großen Theil der dahinter liegenden Thermen de- Agrippa aufgedeckt haben. Früher ist man der Meinung gewesen, daß da- Pan theon gewissermaßen da» Vestibül für die Thermen de- Agrippa abgegeben habe oder gar al» ein inte- grirender Theil derselben selbst, ein Schwitzbad oder ein Kaltbad gewesen sei. Bei den nunmehrigen Unter suchungen, welchen die älteren Aufnahmen de» Palladio sehr zu Statten kamen, stellt sich aber ganz unzwei deutig herau», daß da» Pantheon, wiewohl e» baulich mit den genannten Thermen zusammenhing, dennoch nicht ol» Gebrauchs- oder al» Borraum zu demselben gedient habe, daß ebenso eine Benutzung desselben al- Baderaum als ausgeschlossen zu betrachten ist. Bezüglich der Feststellung der eigentlichen Bestimmung muß man auf PlinmS und andere Schriftsteller zu rückgehen, welche das Pantheon stets templum nennen, so daß an der Benutzung desselben für Zwecke deS CultuS kaum ein Zweifel bestehen kann. Erzählt doch auch Dio, daß AugustuS eS abgelehnt habe, dem Wunsche deS Agrippa entsprechend, sein Standbild dort aufstellen zu lassen, welches er vielmehr nur in einer Nische der Vorhalle dulden wollte. Die höhere Bestimmung nun deS Pantheon, aus welche auch die Friese und Sculpturen hindeuten, ist, aller Wahrscheinlichkeit nach, die Verherr lichung de» Julischen Geschlechts, die hier durch die Ausstellung der Statuen des Iuliu» Cäsar, der Venu», de» MarS, AeneaS, AnchiseS rc. ihren Aus druck gefunden haben wird. Unter Zugrundelegung nun der Zeichnungen deS Palladio und der neuesten Messungen ergiebt sich die Grundgestaltung der Ther men des Agrippa ganz unabhängig von dem Pantheon: ES sind besondere Zugänge, ein geräumiger Borsaal, recht- und link» warme und kalte Bäder, in der kurzen Hauptaxe ein kolossaler gewölbter Raum, zu dessen Seiten Ballspielsäle, offene Hö^e und endlich Staub- zimmer, Oelzimmer und alle Nebenräume eines richti gen griechischen Gymnasiums. Die Entwickelung und die reife Durchbildung, in welcher diese Thermen auf- treten, legen die Frage nahe, wo der Ursprung und da- Borb'ld dieser Anlage zu suchen sei. Alle tech nischen Momente sowie Berücksichtigung de» Klima» und der Sitten führen nach Mesopotamien oder zu dem Euphratgebiet, in da- mächtige Selenica, wo nach dem Tode Alexander'» die vorneymen Macedonier der artige Anlagen sich einrichten ließen. Von hier kam da- Schema vermuthlich nach Alexandrien, wo eS die erobernden Römer nach der Schlacht bei Actium vor fanden und dasselbe zur Zerstreuung und Unterhaltung deS Volke» nach Rom übertrugen. Bei der alten Ab neigung der Römer gegen derartige griechische Sitten und ElNiichtungen hielt man r» sür praktisch, die Ther men deS Agrippa, die, im Grunde genommen, allen späteren als Vorbild dienten, zur leichtern Einführung bei dem Volke in Verbindung mit dem Tempel der Julischen Götter zu errichten, eine Hypothese, die für die Mauermassen zwischen beiden Bauwerken eine be friedigende Erklärung allerdings auch jetzt noch nicht abgiebt. — Ueber die letzten Ausgrabungen in Epi- dauruS wird auS Athen geschrieben: DaS neueste Bulletin der hiesigen archäologischen Gesellschaft ent hält einige recht interessante Ausschlüsse über die letzten Funde, die unter der Aufsicht de» Ephoren CavadiaS in Epidauru» gemachi worden sind. Unweit deS an- tiken Theaters legten die Arbeiter ein Gemäuer bloß, das inzwischen al- ein Artemi-tempel recognoScirt worden ist. Auf den Säulen, welche daS Vestibül gebildet haben, befinden sich mehrere bi» jetzt unbe kannte Inschriften, welche von einem altathenischen Schriftsteller, namens Diomede-, herrühren und über aus interessant find. Eine zuverlässige Cople ist aber davon bi» jetzt noch nicht angeferttgt worden. Ueber dir weiteren Funde schreibt der Ephor Lavadia» Fol gende»: Nachdem tch dir Nachforschungen zur Ent ¬ deckung des PolyklettempelS beendigt hatte, gedachte ich, auch die nächste Umgebung genauer zu untersuchen, und dabei entdeckte ich den antiken AeSkulapStempel. Dicht an dem Eingänge fanden wir mehr»re F auen- büsten, zwei davon in kniender Stellung, und einen Menschenkopf mit Vollbart, welchen die Hand eine» Feindes triumphirend hochhält. Aus der Ostskite der Fayade befindet sich ein Relief, da- in gelungener Ausführung den Centaurenkampf darstellt, auf der Westseite der Fayade dagegen eine Nere'idengrappe, von denen vier auf einem HippopotamoS sitzen, indem sie den Hals deS ThiereS in anmuthiger Weise strei cheln. Drei davon sind noch sehr gut erhalten. Mit Ausnahme deS KopfeS, der ihnen absichtlich abge schlagen worden ist, sind ihre Gliedmaßen noch intact. Einer der vorliegenden Köpfe ist erst nachträglich auf gefunden worden. Derselbe ist von wunderbarer Schönheit. Sämmtliche Figuren stammen auS der attischen Schule und dürften etwa im b. Jahrhundert entstanden sein. Endlich entdeckten wir noch eine Kolossalstatue AeSkulapS. Der Gott sitzt auf einem prächtigen Throne; vor ihm steht Hygieia und seit wärts Victoria neben einer andern Frauengestalt, für welche leider keine zuverlässige Definitton erbracht worden ist. f AuS Aden wird der Tod de- Afrikareisenden und verdienstvollen Zoologen Marchese Horaz Anti nori auS Perugia gemeldet, welcher wichtige Reisen in Nordafrika unternommen und vorzugsweise die afrikanisch« Vogelwrlt genau studirt und beschrieben hat.
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