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13!U eine Reihe von magyarischen Blättern, die aut ihrer entschieden antisemitischen Gesinnung und Haltung kein Hehl machen. Wenn die magyarische Bevölkerung so überau» judenfreundlich gesinnt wäre, wie kommt et, daß diese Blätter prosperiren und — wie man sagt — ganz trefflich bestehen können? Wo keine „Anti semiten- sind, dort kommt auch ein „ antisemitische» - Blatt nicht auf; also — Doch wir brechen diese Fragenreihe ab. Da» Angesührte dürfte zum Beweise dessen genügen, daß e» entschieden falsch und unrichtig ist, wenn man die in Ungarn vorhandene, tiesgehende antisemitische Bewegung al» eine „deutsche- Import- waare deelarirt, von welcher da» magyarische Volk nicht» wissen wolle. Aber diese ThauvinS in der Presse glauben ihren semitischen Freunden dadurch einen guten Dienst zu leisten, daß sie den Pöbel von den Juden weg aus die Deutschen Hetzen. Weiter: Die Vorgänge in TiSza-E»zlar, in Nyiregyhaza, in Papa, in BeSzprim und anderen Orten, wo der Volks unwille gegen die Juden im Laufe des letzten Sommers in offene Thätlichkeiten auSartete, wer war dabei be- theiligt? Deutsche? Keineswegs, sondern Magyaren uüd in Oberungarn Slowaken und Ruthenen, in an- deren LandeStheilen auch Rumänen. In Preßburg selbst bezeugen eS die polizeilich sestgenommenen Ruhe störer, daß die Deutschen m der Minderheit betheiligt waren. Zogen die slowakischen Arbeiter nicht schaaren- weise nach der Stadt? Kommt nicht auf diese Be- völkeruiigSelemente zum größten Theile auch die anti semitische Bewegung im Preßburger, Liptauer, im TrencSlner Tomitate überhaupt? Wenn das, wie man gelegentlich zu betonen liebt, „rein deutsche- Wiesel burg seine Mißbilligung über die Vorgänge in Preß burg auSspricht, ist das nicht auch ein Fingerzeig, daß der Antisemitismus und das Deutschthum in keinem ursächlichen Tonnexus stehen? Dieses Manöver wird nicht gelingen; denn gerade weil das magyarische Volk ein nüchtern denkendes ist, deshalb wird eS sich nie mals zu einer Hetze gegen die Deutschen hergeben. Wa» in dieser Richtung früher und heute geschehen, da» stammt hauptsächlich und ost ausschließlich von einer Clique von Renegaten und namentlich von magyarisirten Juden her. Diesen Leuten wird aber doch kein Mensch die Befugniß zuerkennen, sich für da» „wahre Ungarthum- auSzugeben. Man muß eS tiei beklagen, daß e» gerade die der Regierung nahestehen den Blätter waren, die aus Anlaß der Pleßburger Vor fälle die Deutschenhetze wieder versuchten. Es kann doch nicht im Regierungsinteresse liegen, eine auf. reizende Bewegung durch eine andere paralysiren zu wollen. Oder sollte die „Deutschenhetze- patriotisch sein, die „Judenhetze- aber als Verbrechen gelten? Wir denken, beiderlei Hetzen wären in gleicher Weise Verbrechen; nur besteht dabei der bezeichnende Unter schied, daß eine Feindseligkeit gegen die Deutschen in Ungarn nur das Werk eines verbrecherischen Muth- willenS ist, ohne jedwede Veranlassung und Begrün dung, während die Befehdung der Juden leider nicht aanz ohne Grund ist. Die Juden und ihre Preß- freunde bemühen sich, den Antisemitismus als einen Ausfluß des ReligionShasseS hinzustellen. Das ist er keineswegs. Man haßt nicht die jüdische Religion, man haßt auch den Hebräer nicht; man lehnt sich nur gegen jenes volkswirthschaftliche KnechtungSverhältniß auf, in welches die Gesellschaft und der Staat durch die Juden und deren Freunde gestürzt wurden. Es ist eine volkswirthschaftliche, eine sociale und keine religiöse, keine nationale Frage. Und eben deshalb machen dem semitischen Ausbeutesystem nicht blos Deutsche Opposition, sondern diese Bewegung hat alle VolkSstämme beS Landes ergriffen. Belagerungszustand und Standrecht werden die rohen Gewaltausbrüche der Excedenten verhindern, und das ist ganz in der Ord nung; aber sie schaffen den Antisemitismus nicht aus der Welt. DaS ist ein Problem, welches allerdings nicht mit Pflastersteinen gelöst werden kann und darf, dessen Lösung jedoch unvermeidlich ist, wenn die mensch- liche Societät nicht einem elenden Sclaventhum deS EochitaliSmuS ganz verfallen will.- Mit Befriedigung nehmen wir von einem Artikel Notiz, welchem wir in der sonst bei Erörterung der Judenfrage ausgeprägt einseitigen Wiener (alten) „Presse- begegnen. Nachdem dieses liberale Blatt in Uebereinstimmung mit dem eben citirten ultramon tanen Organ constatirt hat, daß die Judenfrage ebenso wenig eine religiöse wie eine politische, sondern eine sociale sei, fährt eS fort: „Die politische Emancipation war eine halbe Maßregel, die von vornherein auf ihre Ergänzung durch die sociale angewiesen war. Diese kann nur von der Gesellschaft selbst auSgehen; sie muß erforderte Giltigkeit besäßen; er arbeitete sogar Formu lare unter deS letztern Anweisung aus, so daß eine Stunde nach der andern unter diesen Beschäftigungen verging und endlich eine so späte herangekommen war, daß selbst Philipp den Freund nicht länger aufzuhal ten wagte, als dieser mit einem Mal aufsprang und erklärte, eS sei nun die höchste Zeit für ihn geworden, um heimzutehren. Die Geschwister schickten sich schon an, ihrem Gast Lebewohl zu sagen, als dieser ängstlich in seinen Rock taschen zu suchen anfing und dann erschrocken auSrief: „Habe ich doch wirklich meinen Hausschlüssel nicht eingestecktI Nun, nachsehen darf ich eS mir, denn e» «ar nicht meine Absicht, so lange hier zu bleiben; aber wie komme ich nun inS HauS? Bei meinem Herrn ist sicher Alle» längst zur Ruhe und überdies liegt die Frau krank — da darf ich nicht daran denken, Lärm zu machen!- „Aber dar ist ja einfach-, rief Anna schnell aus. „Sie nehmen diese Nacht Ihre Herberge bei unS, nicht wahr, Philipp?- E» konnte zweifelhaft bleiben, ob der Angeredete im Sinne hatte, der Einladung seiner Schwester un bedingt zuzusttmmen, denn Karl Müller selbst kam seiner Aenßerung zuvor, indem er treu Herzog auSrief: „Ja, ja, der Gedanke ist gut! Behalte mich nur hier, Philipp! E» versteht sich von selbst, daß mir ein Lager in Deiner Kammer, auf zwei Stühlen, wie wir e» in ebenso viel Minuten Herrichten können, für ein paar Nachtstunden genügt! - Hatte Philipp zuerst mit der Erwiderung gezögert — jetzt war seine Antwort rasch zur Stelle. ,Rein, da» wäre Uusinn!- ries er aus, wenn Du sich gleichmäßig innerhalb der beiden Kreise vollziehen, in welche die Gesellschaft m»t Rücksicht ans die Juden- frage zerfällt. . . . Noch stehen Jude und Nichtjude im Großen und Ganzen einander kalt und fremd wie einst gegenüber; sollen sie sich einander nähern können, so muß der Eine und der Andere sich vor Allem von sich selbst, von irrigen Anschauungen, vorgefaßten Mei- nungen, tiefwurzelnden Borurtheilen, kurz von allen jenen Schwächen und Fehlern emancipiren, die heute noch tren nend zwischen ihnen stehen. Und die» fällt beiden Theilen schwer. Der Jude hat das weite Gebiet, welche» die so genannte Emancipation vor seinem Schaffensdrang auf- gethan, hastigen Schritte» betreten; er fühlt sich jedoch auf demselben noch immer nicht recht zu Hause, und er betreibt — wir haben natürlich nur da» Gro» im Auge — auf ihm mit Vorliebe jene Beschäftigungen, die er in vormärzlicher Zeit betrieben, und betreibt sie nach alter Methode. Er empfindet nicht lebhaft genug das Bedürsniß, sich m das Gemeinwesen, das ihn ausgenommen, einzuleben, mit diesem mit allen Fasern zu verwachsen. Ein nomadenhafter Zug läßt ihn nir gends recht seßhaft werden, seinen Schwerpunkt dort zu suchen, wo er ihn naturgemäß zu suchen hat, läßt ihn nie zur klaren Erkenntniß gelangen, daß eS für jedes Mitglied einer staatlichen Gesellschaft nur Einen Schwerpunkt geben könne. Ein gewisser SlepticiS- muß läßt in ihm Glauben und Vertrauen in und an die Verhältnisse, in die er eingetreten, nicht recht auf- kommen und drängt ihn, Verbindungen zu suchen, die außerhalb jener Verhältnisse liegen und ihm eine Solidarität aufbürden, welche ihn in der Unbefangen heit deS UrtheilL und der Selbstständigkeit des Handelns beirrt. Andererseits steht der Nichtjude — gleichfalls nur von der großen Allgemeinheit gesprochen — noch immer unter dem Banne von Gefühlen, die ihn ver hindern, dem Juden gegenüber gerecht und billig zu fein. Er hat diese Gefühle ererbt oder hat sie als Kind auf der Gasse aufgelefen; nun sind sie mit ihm großgewachsen, und läßt er sich auch allenfalls herbei, sie zu übertünchen oder zu verleugnen, so thut er doch nicht», um die Ansichten zu berichtigen, au» denen jene Gefühle hervorgegangen sind. Die Masse der Nicht- juden hat ihre Abneigung gegen das Judenthum noch immer nicht überwunden. . . In aufgeklärten Juden- kreisen begreift man mehr und mehr, daß die Juden frage nur auf socialem Gebiete entgiltig gelöst werden kann, und man begreift ebenso gut, daß Ringstraße, Theater und Salon nicht das Terram hierzu sind. Die Annäherung mag im intimen gesellschaftlichen Verkehr besiegelt werden; erfolgen muß sie jedoch auf dem Boden faßbarer Interessen: in der Wrrkstätte, in der Fabrik, auf dem Felde, in wirthschaftlichen Ber- bänden. - Tagesgeschichte. * Berlin, 4. October. Aus Baden-Baden wird der „Köln. Ztg.- berichtet, daß Ihre Majestät die Kaiserin mit dem Gebrauche der Bäder hat beginnen können und bei günstiger Witterung im halb offenen Wagen kurze Ausfahrten unternimmt. Im Uedrigen ist die Kaiserin jedoch noch meist an dar Zimmer und an ihr Lager gefesselt, so daß sie weder beim Diner, noch Abends zum Thee erscheinen kann. Der Kaiser, welcher täglich einige Gäste bei sich sieht, verweilt im Verlaufe deS TageS wiederholt bei feiner hohen Ge mahlin in deren Gemächern. Die Witterung hat bis her den Aufenthalt der Majestäten begünstige — Im BundeSrath, so schreibt man der „Nat.-Zlg.-, gehen die Petitionen der Handelskammern um Herstellung einheitlicher Postwerthzelchen an die zuständigen Ausschüsse, deren Anträge zunächst abzuwarten sein werden. Nach der Stimmung in bundeSräthlichen Kreisen zu urtheilen, wird ber BundeSrath eine Initia tive Bayerns und Württembergs erwarten. Hin sichtlich Württembergs will man eine gewisse Nei gung, die eigenen gegen die Postwerthzelchen des Reiches zu vertauschen, für wahrscheinlich halten. — Zur Bearbeitung der Pläne für daS ReichS- tagSgebäude sind, wie die „Voss. Ztg.- meldet, dem Architekten Paul Wallot neuerdings einige technische Kräfte beigegeben worden, damit die Vorlage der Ent würfe an den Reichstag rechtzeitig bewirkt werden kann. In erster Linie wurde für diefen Zweck der Regierungsbaumeister Hinckeldeyn gewonnen, welcher unter dem verstorbenen geh. Baurath Hitzig den Bau der Ruhmeshalle geleitet und an der ReichSiaqSbau- concurrenz in Gemeinfchaft mit dem Hosbauinfpector Hoßfeld mit einer Arbeit sich betheiligt hat, welche auf den Vorschlag der Jury hin angekauft wurde. diese Nacht hierbleiben willst, so magst Du daS Bett in der Dachstube benutzen!* „Aber, Philipp, dl» Dachstube liegt unter den Sparren und ist sehr kalt!- mahnte Anna. „Es wäre wirklich besser, wenn wir auf Karl'S Vorschlag eingingen und ihm hier unten ein Lager, nur etwas besser, als er eS meint, bereiteten. - Philipp warf seiner Schwester einen unmuthigen Blick zu. „Ich schlafe nicht, wenn Jemand in meiner Nähe ist!- sagte er etwas rauh. (Fortsetzung folgt.) Polarfahrten. Die Rheder des Dampfers „Louise-, welcher in diesem Sommer die Fahrt nach dem Jenisfej unternahm, empfingen, wie die „Wes.-Ztg.- schrelbt, am 1. October aus Hammerfest ein Tele gramm der TapitänS diese- Schiffes, Burmeister, welche« ergiebt, daß auch die „Louise-, wie schon neu lich der Dampfer „Nordenfkjöld-, ihr Ziel nicht er reichte, sondern unverrichteter Sache nach Norwegen zurückkehren mußte, da sich das karifche Meer die» Mal auch im Spätsommer al» unpassirbar erwiesen hat. Da» Telegramm de» TapitänS lautet: „ Louise - retournirt. Südliche» karische» Meer voll Ei«. Nicht möglich nach Norden durchzudringen. Beständig Frost- weiter, viel junge» Ei». Passirte Karapsorte den 30. August und rückkehrend Jugarstraße den 26. September. Ich verlicß die „Barna- und den dänischen Dampfer „D'jmphna- den 22. September. An Bord Alle» wohl. Sie warcn 80 Seemeilen östlich von Waigatfchinsel zwischen großen Eisschollen eingefroren und beschäftigt, Außer ihm ist in dem im provisorischen Reichriag-gebäude eingerichteten Bureau der Architekt Ried aus Stutt gart thätig, sowie der Regierungsbaumeister Schmilling. —Wien, 4. October. Wenn auch die ägyp tische Frage ihren acuten Charakter verloren hat, so erhält sie sich nichtsdestoweniger im Vordergründe der publicistischen DiScussion. Vor einigen Tagen hieß eS, England habe in einer Note an die konti nentalen Regierung.n seine Absichten bezüglich Aegyp ten- kundgethan. Hier ist jedoch von einer solchen Note bisher nichts vekannt, obschon zwischen den Ca- bineten ein Meinungsaustausch über Aegypten im Gange ist, der sich allerdings nur auf die Entschä- digungSfrage bezieht. England dürfte erst dann mit positiven Vorschlägen hinsichtlich der definitiven Rege lung der ägyptischen Verhältnisse hervortreten, wenn die Pacification der Landes vollständig beendet sein wird, was immerhin noch einige Wochen erfordern dürfte. In keinem Falle wird das britische Tabinet vor der Rückkehr Wvlseley'S nach London, welche erst in der zweiten Octoberhälste gewärtigt wird, definitive Beschlüsse betreffs der Zukunft deS NillandeS fassen. — Die (weiter unten unter St. Petersburg mitge- theilten) Auslastungen deS „Journal de St. PeterS- bourg- über die Befugnisse der Donaucommission mit Bezug auf den Kiliaarm haben angesichts der be kannten Beziehungen diese- Blatte- zum S». Petersbur ger auswärtigen Amte, nicht wenig überrascht. Man glaubt jedoch in dieser Kundgebung vorläufig bloS die private Meinungsäußerung deS „Journal de St. Petersbourg-erblicken zu müssen, dakaumanzunehmen ist, Hr. v. GierS werde sich über klare Bestimmungen der bestehenden Verträge hinwegsetzen wollen. Unter allen Umständen wird erst das weitere Vorgehen der Donaucommission abzuwarten sein, ehe ein klares Ur theil in dieser Affaue möglich ,st. — Der bisherige österreichisch ungarische Viceconsul und Leiter der Con- sularagentie in Nlsch, StuniSlauS v. Wysocki ist in der Eigenschaft eines Consuls nach Belgrad versetzt worden. Der dem österreichisch-ungarischen General konsulat in Alexandrien zugetheilte Eonsul Alexander Suzzara wurde wegen seine- energischen und erfolg reichen Vorgehens m Angelegenheit der Entlassung der bei Abuklr gelandeten und von den Aegyptern zurück- gehaltenen Mannschaft deS österreichischen Kanonen bootes „Nautilus- mit dem Orden der Eisernen Krone 3. Klasse, welcher zu dem Anspruch auf Erhebung in den Rltterstand berechtigt, ausgezeichnet. * Wien, 4. October. Se. kaiserl. und königl, Hoheit der Kronprinz Rudolf und Se. königl. Hoheit der Prinz Leopold von Bayern sind heute Vormittags um 11 Uhr von Penzig aus nach Eisenerz in Steiermark abgerelst, um sich dort der kaiserlichen Jagdgesellschaft anzuschließen. — Dem Militärkom mando zu Innsbruck ist nebst vielfachen von Persön lichkeiten, Behörden und Gemeinden direkt zugekom- wenen schriftlichen und mündlichen Danksagungen für die von den Truppen anläßlich der letzten Ueber» schwemmungSgesahr geleistete Hilfe nachfolgendes Schreiben des Statthalters in Tirol und Vorarlberg zugegangen: .Bus den Berichten der politischen Behörden, mit welchen auch meine persönlichen Wahrnehmungen, so weit sie reichen, übereinstimmen, habe ich entnommen, daß sich gelegentlich der furchtbaren Katastrophe, welche in den letzten Tagen über die südlich vom Brenner gelegenen theile von Tirol und über da» Pusterthal heremgebrochen, das k. k Militär und die Lande»- jchützen allenthalben in rühmlichster und nicht genug anzuer kennender Weile hervorgethan haben. Mit Bravour und wahrer Todesverachtung delheiligten sich dieselben überall an der Hilse leistung, widmeten sich mit selbstlosem Opsermuthe der Rettung von Menschen, Ortschaften und Gütern, hielten dort, wo die Be völkerung gebrochenen MutheS vor der Gewalt der Elemente zurückwiq oder deren Kräfte erlahmten, mit Ausdauer Stand und verhinderten durch ihr Eingreifen wesentlich, daß da» große Unglück noch weit größere Dimensionen angenommen hat AUseit» herrscht nur Eine Stimme de» Lobe» über die Haltung der k. k. Trup pen und Landesjchützen, und nicht wenige Ortschaften schreiben mit Recht in dankbarer Anerkennung dieser Leistungen ihre Rettung vor dem völligen Untergange der aufopferungsvollen Mitwir kung derselben zu. Ich habe der letztern bereits in wieder holten an den Herrn Ministerpräsidenten und Leiter des Mini steriums deS Innern erstatteten Berichten »n gebührender Weise gedacht, und ich werde es, sobald mir in dieser Richtung weitere Detail» zu Gebote stehen werden, nicht unterlassen, hierüber neuerlich an den Herrn Minister zu berichten Heute aber ersülle ich nur eine Pflicht, indem ich Ew. Lxcellenz für hoch- deren persönliche Mitwirkung an dem Rettungewerke und den k. k Truppen und Landesschützen für deren ausgezeichnete und rrsolgrciche Betheiligung an der Hilfeleistung rm Namen der Regierung und der an dem Unglücke Betroffenen den wärmsten Dank mit dem Ersuchen auSspreche. denselben den Herren Offi zieren und der Mannschaft sämmtlichrr Abtheilungeu des stehen den HecreS und der LandeSjchüsjen, welche aus Anlaß dieser Katastrophe zur Hilfeleistung herangczogen wurden, bekannt geben zu wollen.» sich herauSzufägen; sie hofften bald frei zu kommen. Ich versuchte vergeblich, dle „Varna- zu befreien. - Wir erinnern daran, daß die „Varna- daS Personal der niederländischen Polarstation für Dickson» Hafen (Jeneissejmündung)anBord hat,während die„Dijmphna- unter dem Befehle des Lieutenants Hovgaard aus Entdeckung ausgeht und freilich, weil nördlich, bei Tap Tscheljuskin überwintern sollte. ES steht dahin, ob eS beiden Schiffen gelingt, noch zu später Jahres zeit, wo, wie das Telegramm erwähnt, schon die Bil dung deS jungen ElseS vor sich geht, den Jenissej zu erreichen. Wenn da- nicht glückt, werden beide Schiffe an der Ostküste von NowajaSemlja eine Zuflucht sür den Winter suchen und die niederländische Polar station wird dann an einem Punkte dieser Ostküste errichtet werden müssen. Die russische Station ist an der Südwestküste in der kleinen Karmakulibai. — Seit Beginn der Handels führten durch das europäische EiSmeer nach dem Ob und Jenissej (im Sommer 1876 durch Nordenskjöld mit Dampfer „Am-r-) ist dies der erste Sommer, wo eS keinem der ausgehenden Dampfer gelungen ist, durchzudringen. 1879 kam die „ Louise - durch, aber nicht der „Neptun- 1880 erreichte der „Neptun- den Ob, aber die „Louise-, welche den Weg nordenum Nowaja - Semlja einschlug, wurde im Eise der Nordostküste besetzt und mußte, als sie wieder frei kam, wegen der vorgerückten Jahreszeit nach Norwegen zurückkehren. Die norwegischen Walroßfänger, welche vor Kurzem aus dem ElSmeere zurückkehrten, erklären die EiSsperre deS karischen Meere- dadurch, daß seit Mai kein Ostwtnd, welcher da- Ei» durch die Stra- ßen hinautztreibe, geweht habe. Buda-Pest, 2. Oktober. Uetzer Kirche und Schule in Ungarn schreibt man der „Schief. Ztg.*: Der Erzbischof von Kalocsa, Tardinal Haynald, hat die Geistlichkeit seiner Erzdiöcefe zu einer Berathung über die katholischen Schulangelegenheiten und über die Tivilehe einberufen. Der Tardinal wie» darauf hin, daß die katholischen Schulen von einzelnen berühmten Bischösen, zum Theil auch von Weltlichen zu katholischen Zwecken gegründet worden seien, und e» sei darauf zu sehen, daß nicht die Katholiken zum Vortheile anderer Tonfessio- nen, deren Rechte sie nicht amasten wollen, ihrer eigenen Rechte entkleidet würden. Diese Erklärung ist insofern von Wichtigkeit, weil sie beweist, daß die Kirchenfürsten nicht daran denken, sich bezüglich der Schule der Staatsgewalt unterzuordnen. DaS in der vorigen Session deS ungarischen Reichstages eingebrachte Mit telschulgesetz scheiterte an dem Widerstande der luthe rischen, catoinlschen und katholischen Elemente, welche sämmtlich die Schule für einen integrirenden Theil der Kirche erklärten; seither haben die Refornurten nachgegeden, und ihre Synode erklärt sich bereit, sich bezüg lich der Schule oer Staatsgewalt unterzuordnen und die Oberaufsicht deS Staates in vollem Maße anzuerken nen. Die Hoffnung aber, daß auch der katholische CleruS den gleichen Weg einschlagen werde, scheint sich, wie aus den Erklärungen de» Tardinal» Haynald her vorgeht, nicht erfüllen zu wollen; ebenso wollen die Evangelischen in Siebenbürgen, die siebenbürger Sach sen, auf die durch die Gesetze gewährleistete Autono mie nicht verzichten. E» folgt daraus, daß daS von der Regierung ausgearbeitete Mittelschulgesetz, welche» der Magyarisirung energisch Vorschub leisten soll, auch in der dietjährigen Session de» Reichstags aus cou- fessionellen Rücksichten Schiffbruch leiden wird. * Preßburg, 4. Occober. Da auch vorgestern in einigen Ortschaften der Umgebung Preßburg» Txcesse gegen die Juden vorgekommen sind, so wurde mit Er laß des Ministerpräsidenten v. TiSza vom 2. d. für das Gebiet deS Preßburger EomitatS für den Zeitraum von 1 Monat daS Statorialverfahren (Stand recht) proclamirt. Mit einem zweiten Erlasse des Mlnifterpräsideuten wurde der Obergespan Graf Stefan Eszterhazy zum RegierungScommissar für da» ganze Gebiet des Preßburger TomitaiS ernannt, „damit die behördliche Wirksamkeit im Interesse der Herstellung der Ordnung eine einheitliche und desto wirksamere sei.- Der erste Erlaß, welcher gestern Nachmittag an das Vicegespansamt gelangte, lautet: .Nachdem an'äßlich der aus dem Gebiete de» Preßburger Lomuats jüngst ausgeiauchten und noch immer andauernden Unruhen eine Gefährdung im größern Maßstabe für da» Ver mögen und die Lebenssicherheit bemerit wurde und bemerkt wirb, ordne ich aus diesem Grunde im Einverständniffe mit dem Justizminister sür da» Gebiet de» Preßburger Lomitat» gegen Räuber, gegen Jene, die einen mit Raub verbundene« Mord begehen und gegen Brandstifter, eventuell gegen die beiden Ersteren, sowie gegen deren Mitschuldige hiermit sür die Zeit dauer 1 Monats daS Statorialverfahren an und weise da» EomitaiSmunicipium an, rücksichtiich des Fernern dieibezüglich die nothwendigen Versagungen im Sinne de» von den Mi nistern des Innern und der Justiz au-gegebenen Statut», ddo. b. November 1868, Z. 6400, sofort zu veranlassen. Buda-Pest, «. October. TiSza.» Ein zweiter Erlaß an da» Municipium de» Preß- burger EomitatS lautet: .Angesicht» der Ausschreitungen von großer Au»dehnung, welche unter der Firma des Antisemitismus nunmehr nicht bloS in der Stadt Preßburg, sondern auch aus dem Gedieie de- Preßburger EomitaieS in mehreren anderen Orlen, Städten und Gemeinden geschahen und geschehen, wünscht die Regierung die strengsten Maßregeln in Anwendung zu bringen. Zur Rothwendigke»t machen die» sowohl dir Sicherheit de» Vermögens und de» Lebens der gekränkten Bürger, al» auch die dem Gesetze schuldige Achtung, die Reputation und Würde der Nation. Damit also die behördliche Wirksamkeit im In teresse der Herstellung der Ordnung eine einheitliche und desto wirftamere sei, habe ich de» Obergeipan Grasen Stefan L»zter- hazy zum Regierungscommiffar sür da« ganze Lomitattgebiet ernannt. Aus Grund dieser Ernennung wird der Herr Regie- rungscommiffar den Verhältnissen angemessen nach seiner eigenen besten Einsicht vorgehen und überhaupt mit Benutzung aller in Anspruch zu nehmenden Factoren und Mittel dahin wirken, daß aus dem Gebiete de» Preßburger Eomitate» die Sicherheit des EigenthumS und de» Leben» bewahr» werde, daß an dir Stelle der Unordnung, der Hetzereien und Zügellosigkeiten wieder Ordnung und Ruhe treten, und daß Denienigrn, der dawiderhandell, die volle Strenge de» Gesetze» treffe Indem ich hiervon da» Lomitatsmunicipium zur Kenntnißnahme und Davachhaltung verständige, mache ich e» ihm gleichzeitig zur Pflicht, den Regierung-commiffar in der Erfüllung seiner Aus gabe mit aller Energie zu unterstützen. Buda-Pest, S. Octoder 188L- TiSza.» Wie man der „N. fr. Pr.- aus Preßburg tele- graphirt, hat der Vlcegefpan Schott das Ministerium deS Innern telegraphisch um Zurückziehung der Ver fügung über daS Standrecht ersucht, mit der Moti- viiung, daß die Unruhen im Tomitate Preßburg auf- Afrikaforschung. ES ist betrübend, daß auch in der Pflege der Wissenschaft persönliche Eoncurrenz, politische Umtriebe und gehässige Machinationen ihr Unwesen treiben, wie daS au» dem nachfolgenden Re ferat deutlich hervorgeht. Der berühmte Asrikareisende Stanley sand jüngsthin in Pari», auf seiner Durch reise nach Brüssel, bei Weitem nicht mehr den warmen Empfang von ehedem. Man trägt e» ihm nach, daß er eine Mission für König Leopold II. in Afrika über nommen hat, und stellt ihm den französischen For- schungSreffenden Savorgnan de Brazza entgegen, der an den Ufern de» Eongo für Frankreich wirkt. Die „Republique franpaise- erzählt sogar, daß Stanley, der am 27. Juli in der neu gegründeten französischen Station Brazzaville eintraf, sich über die Toncurrenz sehr ungehalten zeigte und durch Entfaltung einer Macht von 74 Mann die Eingeborenen, welche die französische Herrschaft anerkannt hatten, einzuschüchtern suchte und sich nur widerwillig in die vollendete That- sache ergab, nachdem die Eingeborenen keine bessere Antwort auf feine Drohung gefunden hatten, al» da» französische Banner aufzupflanzen. Der „Temp»- be schäftigt sich gleichfall» de» Längern mit dieser An gelegenheit. Nach einer eingehenden Beschreibung der natürlichen Reichthümer und Schätze der Gegenden am Eongo fährt da» Blatt fort: „Stanley empfing einen mächtigen Eindruck von der Größe feiner Entdeckung und er fand im Könige der Belgier die nöthige Unter stützung, um die Au»beutung lKrselben zu versuchen. Dieser Fürst stellte sich an die Spitze der inter nationalen afrikanischen Gesellschaft, deren Zweck e» ist, im Innern Afrika» Stationen zu gründen, wo die Reisenden, die Kaufleute und dl» Missionär»