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Dresdner Journal : 06.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-06
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 06.10.1882
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Al. Ssterr. W. 0,90 0,45 Niedrigster Preis 0,10 0,20 Sacco Jaquet «leine- Gilet Große- Gilet Kindergewänder per Dtzd. . . Für ordinäre Hosen . . . Für solche au- Druckstoff vers. Winterrock Rock. . Ueberzieher Höchster Pre,» 2,50 1,— 1,30 0,40 0,60 1- 0,25 0,30 8,— Correspondenz der »N. Preuß. Ztg." heißt eS: Wahr scheinlich hatte eine gerechte Besorgniß Das als ge- Hiernach verdient sich der Schneider als Lohnsclave eine- solchen jüdischen ArbeitSwuchererS einen Tage nahe lag. Denn gerade diese jüdischen Kleidernieder- lagen sind eS, die in Prrßburg wie anderswo das ehrliche Handwerk ruiniren. Bezahlen doch in Preß- burg diesi Niederlagen ihre Arbeiter nach folgendem „!- die ihm von allen Bevölkerungsklassen Frankreichs zu schehen erscheinen lassen, was allerdings zu befürchten Theil gewordene sympathische Aufnahme und spendete geartet ist, erscheint eS vollkommen überflüssig, nach anderen intellektuellen Urhebern des CrawallS zu suchen: ein solcher Lohntarif erklärt Alles, wenn er auch nichts von dem Geschehenen rechtfertigen kann. Wie übertrieben die jüdischen Nachrichten über die stattgehadten Excesse sind, geht schon daraus hervor, daß gar keine Tödtungen oder irgend nennens- werthen Verletzungen vorgekommen sind. Nur ein alter slowakischer Bauer soll an den Folgen furcht barer Mißhandlungen gestorben sein, die ihm eine Schaar — Juden beigebracht haben soll, als er am Tage nach dem Tumulte durch die Judengasse ge- gangen und kopfschüttelnd die vielen zerschlagenen Fenster betrachtend „ule, ule" (»aber, aber") gerufen hat. Ueberhanpt darf man kühn behaupten, daß sich die Excedenten viel gutmüthiger betragen haben, wie die Juden. Sie haben doch nur Sachen zerstört, die Juden aber, sowie sie sich unter dem Schutze des Militärs wußten, sind gegen einzelne Christen mit einer rohen Petulanz ausgetreten, die unausbleiblich neue Erbitterung schüren muß. Diese selben Juden, welche jedem revolutionären, gegen eine legitime Mo narchie oder gegen christliche Institutionen gerichteten Excesse zujubeln, verlangen jetzt in Preßburg eine ganze Armee zu ihrem Schutze, wollen das Standrecht proclamirt haben und fordern, daß sofort mit der Feuerwaffe eingeschritten werde. Dabei erhalten sie selbst, durch die maßlos übertriebenen Nachrichten, welche sie in die Welt schreien, die unläugbar vor handene Aufregung. Pari-, 3. October. Die Gesetzvorlagen, welche der Ministerrath in den nächsten Wochen zu prüfen haben wird, sind meist keine neuen, sondern solche, die bereits von den Mitgliedern der beiden früheren Cabinete eingebracht worden sind. Das Mi nisterium wird sich zu entscheiden haben, ob es diese Vorlagen ganz so, wie sie sind, oder mit Abänderungen vertreten will. Auch auf die aus der Privatinitiative hervorgegangenen Anträge wird sich diese Prüfung theilweise mit zu erstrecken haben. Die meisten der schwebenden Vorlagen und Anträge, nahezu 60, be treffen das Ressort des Ministerium- des Innern, welches außerdem noch Entwürfe über die Vicinalwege, die Sanität-polizei und die Beaufsichtigung der Irren anstalten einbringt. Der Bautenmlnlster hat zu der allgemeinen und brennenden Frage deS Tarifwesens Stellung zu nehmen, der Finanzmmister sein Budget vorzulegen u. s. w. Am klarsten und festesten ist die Stellung de« KriegsministerS, der seine Vorlagen be reits am Schluß der Sommcrsession eingebracht hat. — Die conservativen Blätter greifen Hrn. Hendle, den Präfecten der untern Seine, heftig an, weil er in Dieppe die Schulschwestern, nachdem dieselben trotz erhaltener Kündigung nicht eine ihnen zu entziehende Schule verlassen wollten, polizeilich auStreiben ließ. Hr. Hendle scheint indeß auf Befehl des Ministers ge handelt zu haben. Der Maire von Dieppe hat dr- missionirt, weil er die Maßregel, wegen deren er nicht um seinen Rath befragt worden ist, mißbilligt. Die conservatlve Presse betont, daß Hr. Hendle Israelit und österreichischer Abstammung sei, also die franzö sischen und katholischen Gefühle nicht zu schonen wisse. Pari-, 4. October. (Tel.) Die Ueberreichung deS CardinalshuteS an den päpstlichen Nuntius Msgr. Czacki seiten des Präsidenten Grövy hat heute statt gefunden. Ersterer constatirte bei dieser Gelegenheit gehört haben. Demnächst wird der Bicegespan eine außerordentliche Generalversammlung de» LomitatS- und Muntcipalau-schuffe« einberufen. — Der Umfang der Preßburaer Excesse wird übrigen» von dem Buda- Pester Lorrrspoadenten der »Köln. Ztg." auf das richtige Maß zurückgeführt. Derselbe schreibt auf Grund eigener Anschauung und Erfahrung Folgendes: »Bor Allem muß ich Ihnen mein Erstaunen darüber au-drücken, daß die ungarischen Regierungsblätter die —, die eine besondere Vorliebe für den Branntwein hegen, die Gelegenheit benutzten, um einen Brannt weinladen zu erbrechen und ein Faß Branntwein auS- zutrinken. Infolge dessen geriethen sie in eine gehobene Stimmung und drangen in einige Häuser in den ent legenen Seitengassen ein, wo sie die Bettgewänder raubten. Raufereien kamen auch vor; aber von Mord, Todtschlag oder größeren Raubanfällen, wie eS die Blätter zu berichten wissen, war gar keine Spur. Die Regierung hat den Polizeichef Jekelfalussy sofort als königl. Commissar nach Preßburg geschickt und ihn bevollmächtigt, nöthigenfalls da- Standrecht zu publi- eiren. Aber Hr. Jekelfalussy fand bereits die Ruhe und Ordnung in der Stadt hergestellt, und eS ist gar keine Veranlassung, eine staatSrettende Action einzu leiten. Wahrfcheinlich wollten die Regierungsblätter durch ihre Erfindungen und Uebertreibungen der Re gierung Gelegenheit bieten, daß sie sich als »StaatS- retterin" ein Verdienst erwerbe. Diese Taktik ist aber herzlich schlecht; denn eine Regierung, die zu Gewalt- maßregeln schreitet, welche nicht im Verhältniß zu den Unruhen stehen, begeht einen Fehler, den sie dann später büßen muß. Die Blätter der hiesigen Anti semiten behaupten, daß die Unruhen von den deutschen Socialisten angezettelt und nicht gegen die Juden, sondern gegen das Capital gerichtet waren; sie sagen, daß der Pöbel auch gegen die Magyaren demonstrirte und die Honvedtruppen verspottet habe. Man kann den deutschen Socialisten so Manches vorwerfen; aber daran, daß die »Wasserkroaten" Branntwein trinken und Bettgewänder stehlen, werden sie kaum Schuld tragen. Er liegt weder un Interesse der Regierung, noch in jenem der Juden, die durch die antisemitische Bewe gung hervorgerufenen Ausschreitungen zu übertreiben und jeden einzelnen Fall zu einer»Staatsangelegenheit" aufzu blähen." — So der deS Antisemitismus jedenfalls unver dächtige Gewährsmann deS rheinischen Blattes. Die De- nunciationSwuth, welche sich zunächst gegen mehrere antisemitische Führer kehrte und ferner behauptete, daß fremdes social,stischeS Element an der Hetzarbelt be- theiligt sei, sucht sich bereits ein neues Terrain aus und macht Glieder der ungarischen Aristokratie für die Excesfe verantwortlich. Die »Preßb. Ztg." schreibt: »Unter aller Reserve theilen wir eine Nachricht mit, welche einige mit der Entstehung der PreSburger Judencrawalle Vertraute einem Mitgliede unserer Re daction mittheilten. Danach ist der Crawall von ungarischen Magnaten inscenirt worden, deren Namen mit den Anfangsbuchstaben M. und L. beginnen. Die selben sollen einen Tag vor dem in Preßburg statt gefundenen Trawalle im Hotel »zum grünen Baum" abgestiegen sein und sich unter falschem Namen inS Fremdenbuch eintragen haben lassen. Sie sollen eS gewesen sein, welche unter unserm Pöbel Geld und Anweisungen auf Getränke vertheilen ließen und die an den Crawallen, al» Bettler verkleidet, Theil genom men haben. Wir übernehmen selbstverständlich für diese Nachricht nicht die geringste Gewähr." — Die Blätter berichten von eifrigen Bemühungen, welche darauf gerichtet sind, die Firma Leopold TodeSco zu vewegen, in Preßburg zu bleiben. In Bezug auf die selbe wurde übereinstimmend gemeldet, daß das große TodeSco'sche Kleiderexportgeschäft auSgeplündert worden sei. Jetzt stellt sich aber heraus, daß an dieser Nachricht kein wahres Wort ist. In einer Wiener keineswegs ernsten Ruhestörungen al» einen förmlichen »Aufruhr" erscheinen lassen und sensationelle Ereignisse au» Preßburg zu melden wissen, die entweder ganz er- funden, oder arg übertrieben sind. Allerdings haben mehrere Tage hindurch Unruhen und Straßenkund- gebungen stattgefunden, wie sie auch in der ungarischen Hauptstadt öfter» vorkommen. Studenten und Pöbel, in Begleitung einer neugierigen Menge, durchzogen die Straßen, bewarfen die Fenster mit Steinen, zertrüm merten die Bänke in der Synagoge und in dem jüdi schen Lehrhause und ließen dabei Jstoczy hochleben. E» ist auch wahr, daß die auf dem Markte erschienenen sogenannten Wasserkroaten — lueus u nou luoeuäo > lohn von 35 Kr.I Wie einmal die menschliche Natur einen Stützpunkt finden sollten. Er hat dem berühm ten amerikanischen Reisenden einen Credit von mehreren Millionen eröffnet und einen kleinen Trupp belgischer Offiziere zu seiner Verfügung gestellt. Währenddem Stanley von allen diesen günstigen Bedingungen um geben an die Ausführung seine» Vorhaben» ging, hatte Hr. v. Brazza weit weniger zu seiner DiSpo- sition; aber dennoch gelang e» ihm, dem energischen Amerikaner vorzukommen und vor ihm in Stanley- Pool anzulangen. Hr. v. Braiza begriff, von welchem Interesse e» für unser Land war, diese Priorität zu sichern, und er schloß mit dem König dieser Gegend einen Vertrag ab, kraft dessen da» rechte Ufer von Stanley-Pool Frankreich abgetreten und der Rest de» Landes unter unser Protectorat gestellt wurde. Diese Besitznahme fand am 3. October 1880 Statt." Der »TempS" erzählt dann die Begegnung Stanley'- mit den Eingeborenen vom Congo in gleicher Weise wie die »Räpublique fransaise" und deutet an, daß dies Stanley widerfahrene Mißgeschick, sowie das relative Mißlingen seine» Unternehmen- der Hauptgrund der beschleunigten Rückkehr Stanley'» nach Europa gewesen ist. Für Frankreich handelt e» sich jetzt darum, den von Hrn. v. Braua mit Makoko, König der Congo- neger, abgeschlossenen Vertrag zu ratificirrn. Der »Tempi" und andere Gambettistische Blätter treten sehr energisch dafür ein. Ethnographie. Wilson, ein Berichterstatter deS »Athenäum", erzählt von sehr merkwürdigen unter- tabifche» Städte», die er in Kappadokien anae- tröffe« hat; Her Bezirk, in welchem diese Städte sich befinden, ist eine Hochebene, 24 km breit und 40 km lang, wenige Stunden von Nigdeh, in der Richtung der römischen Straße, die von Tyana nach Angora und von Tyana nach Cäsarea führt. Die Dörfer auf der Ebene enthalten eine aus Christen und Muhame- danern gemischte Bevölkerung, doch überwiegen die ersteren, manche Dörfer sind sogar nur von Christen bewohnt. Da» erste Dorf, welches ich besuchte, Hassa- keni, gewährt von außen nur den Anblick von niedrigen Erdhütten, doch jede Hütte hat ein unterirdisches HauS unter sich, welches in dem weichen vulkanischen Gestein ausgehöhlt ist. Der Besucher, welcher eine der Hütten betritt, wird durch einen sich windmden Gang, dessen Wände auS Erde bestehen, bis zu einem geschloffenen Thorweg geführt. Hier beginnt der Gang sich zu senken, und wenn er eine Tiefe erreicht hat, wo der Felsen so hart wird, daß man ihn ohne Gefahr in der Dicke von 3 blS 4 Fuß als Decke stehen lassen kann, ist der Gang durch einen runden, nach Art eine- Käse gestalteten Stein geschlossen, der beliebig vorwärt- und rückwärt» bewegt werden kann. Die Einrichtung ist ähnlich der, welche bei dem Eingänge zum Grab denkmal der Könige von Jerusalem getroffen ist, mit dem Umstande, daß dort der Stein nur von außen, hier in Kappadokien nur von innen bewegt werden kann. In gewöhnlichen Zeiten ist der Stein in den Gang zurückgerollt und durch einen kleinen unterge schobenen Stein in seiner Lage festgehalten; in Zeiten der Gefahr, wenn die Familie sich unter die Erde zu- zückzirh», wird der kleine Stein entfernt und der große runde rollt dann wieder in den Gang, wo ihm e,n festes Lager und Verschluß bereitet ist, und schließt so jede Verbindung nach unten ab. Die unterirdischen der französischen Kirche, deren einziges Ziel darin be stehe, die Religion zu lehren, Lobeserhebungen. Der Präsident Grsvy beglückwünschte den Nuntut» wegen seines versöhnlichen Sinne». — DaS Journal »Le Tvle- graphe" erfährt, daß in der gestrigen Versammlung deS VerwaltungSratheS der Suezcanalgesellschaft unter den französischen und englischen Mitgliedern des selben bezüglich einer Verbesserung deS Canals voll ständige- Einvernehmen herrschte. Rom, 3. October. Man telegraphier der »N. fr. Pr.": Infolge einer Entscheidung de» hiesigen Ge richt-, welches sich in einer gegen den Vatican an gestrengten Civilklage kompetent erklärte, verfügte der Papst durch ein motu proprio die Errichtung eines LiviltribunalS inneryalb deS VaticanS. Die ersten zwei Instanzen werden aus je 3 Prälaten, die dritte Instanz durch das Zusammentreten beider In stanzen gebildet sein. Der Papst motivirt die Schaffung deS Tribunals mit dem Ausspruche, er könne die Ein mengung fremder Behörden in seine Angelegenheiten nicht dulden. Ein Gesetz, nach welchem die Urtheile gefällt werden sollen, ist nicht angegeben. — Zur Erläuierung dieses Telegramms entnehmen wir einem vom 30. September datirten Schreiben des römischen Berichterstatters de» »Hamb. Corr." Fol gendes: ES handelt sich um die so viel angefochtene Basis deS Garantiegesetzes. Da dieselbe vom Cardinal- staatSsecretariat zum Gegenstände einer Circularnote ge macht worden ist, so halte ich eine kurze Analyse nicht sür ganz überflüssig, und das um so weniger, als das Factum, daS dem ganzen Handel zu Grunde liegt, von interessirter Seite vielfach entstellt worden ist. Ein hiesiger Architekt, der Cavaliere Martinucci, reichte beim Civiltnbunal drei Proceßanträge e^n, von denen der erste gegen den Großalmosenier Msgr. Samminia- telli, der andere gegen den CardinalstaatSsecretär Jacobini und der dritte gegen Msgr. Theodoli, den päpstlichen Majordomu», gerichtet war. Die erste Instanz fand durch eine sofortige Bezahlung der Forderung eine gütliche Regulirung; die zweite, welche sich um die Bezahlung von Palastreparaturen dreht, harrt noch ihrer Erledigung, und die dritte, bei welcher es sich um daS Honorar deS PompierdiensteS (dem Martl- nucci als Chef vorstand) handelt, ist es eben, über deren juristische Löiung sich der Vatican auf diploma tischem Wege bei den Garantiemächten beschwert. In der Audienz erschien statt des verklagten Majordomus ein Procurator, der folgende Erklärung verlaS: »Der königl. italienische Gerichtshof ist incompetent, denn der Papst und seine Minister, die innerhalb de» VaticanS wohnen, können für Dinge, die sich im Innern der päpstlichen Hofburg ereignet haben, nicht von Tribu nalen „ub eitru" abgeurtheilt werden." Anstatt auf dieser nicht ganz hinfälligen Basis Wetter zu plai- diren, zog sich der päpstliche Sachwalter aber sofort zurück, während der klägerische Advocat auf der Com- petenz des Gerichtshöfe» bestand. Er ging dabei von der Voraussetzung auS, daß auch die Klagefälle, welche sich auf die internen Obligationen de» VaticanS be zögen, nach dem Landescodex abgeurtheilt werden müßten. Im Uebrigen aber ist eine bündige Motivi- rung dieses Antrags nicht ersolgt. Dessenungeachtet erklärte sich da- Tribunal für competent und beschloß die Berurtheilung des Verklagten. Ohne hier den päpstlichen Prätensionen das Wort reden zu wollen, muß ich doch darauf Hinweisen, daß in dieser Sentenz ein Präcedenzfall vorliegt, der sich im Princip mit dem Wortlaute des Garantiegesetzes nicht m Einklang bringen läßt. Der Papst ist ein Souverän wie jeder andere. Als solcher untersteht er aber unmöglich der italienischen Jurisdiction, die sich absolut nicht auf die apostolische Hofburg erstreckt. Gesetzt, dem wäre nicht so, so würde daraus guasi oder besser äs jur« die Unterthanenschast Leo's XIII. resultiren. Der heilige Vater steht aber zu König Humbert in einem entschie den unabhängigen Verhältniß. Mithin kann er in seinem Majordomus ebenso wenig vor einem italieni schen Gerichtshof abgeurtheilt werden, wie der König von Spanien oder irgend ein anderer Monarch. Man kann eS füglich dem Cardinalstaatssecretär kaum ver argen, wenn er diesen Fall zum Gegenstand einer diplomatischen Beschwerde gemacht hat. ES bleibt nun abzuwarten, wie sich die Garantiemächte dazu stellen werden. St. Petersburg, 2. October. Gegen die viel besprochene Verordnung des Grafen Jgnatiew, betref fend die jüdischen Apotheker, wurde im Senat auf vorgeschriebene Weise Klage geführt. Die »Sarja" erfährt nun, daß einstweilen der Senat die Anwendung jener Verordnung sistirt und vom Grafen Jgnatiew Erklärung betreff« der Klagepunkte verlangt habe. Da Graf Jgnatiew bisher eine solche noch nicht vorgestellt habe, so könnten die Beschwerden auch noch nicht zur Verhandlung gelangen. St. Petersburg, 3. October. (Tel.) ^«»Jour nal de St. PsterSbourg" sagt hinsichtlich der Artikel ausländischer Blätter in Betreff der Kiliamündung: ES scheine, daß mehrere Mitglieder deS Executive comitss der europäischen Donaucommission die Prätension erhoben haben, die Messungen russischer Ingenieure an der Kiliamündung müßten unter der Direktion des Comits» geschehen, die« Verlange» sei durchaus zu bestreiten, denn die europäische Commission und ihr Comits seien eingesetzt, um die Schifffahrt auf der untern Donau bis zum Meere zu sichern. Dies sei geschehen duich die Arbeiten an der Sulina- Mündung. Kilia war bi- jetzt außer dem Wirkungs kreise der europäischen Commission geblieben, und man sieht nicht ein, we-halb sich die Commission jetzt da mit beschäftige, wo diese Mündung im russischen Be sitze ist. Von Hindernissen für eine freie Bewegung könne keine Rede sein, da diese ohnehin durch die Sulinamündung existire. Konstantinopel, 3. Oktober. Wie »Reuter'S Office" gemeldet wird, ließ der Sultan den Lord Dufferin darauf aufmerksam machen, daß er noch nicht auf die Nole der Pforte geantwortet habe, in welcher um Auskunft ersucht wurde, wenn die englischen Truppen Aegypten verlassen würden. Wenn er keine Antwort erhielte, würde die Pforte sich an die Mächte wenden. Kairo, 4. Oktober. (Tel.) DaS erste Detache ment der indischen Truppen wird morgen nach Suez abgehen, um sich dort nach Indien einzu« schiffen. Lima, 24. August. (Wes.-Ztg.) Wie im Norden, soll jetzt auch im Süden offensiv vorgegangen werden; wenigstens gilt in den hiesigen chilenischen Kreisen die Expedition gegen Arequipa unter dem General Pedro Lagos, der allgemein als ein schneidiger, wenn nicht als der schneidigste Militär anerkannt ist, al« ausgemachte Sache. Der frühere Kriegs- und Marine» Minister der provisorischen Regierung Garcia Caldr- ron in Magdalena del Mar, Capt. z. S. Camilo N Carrillo, der als „äste 8up«rior politieo / wili- tar äs Io» äspart-awsntos ä«I au?' in Arequipa herrscht, hat etwas über 4000 Mann regulär Trup pen mit einer gleichen Anzahl Nationalgarde, in die vielleicht auch die »katholischen Heroinen des Misti" ihrem Wunsche gemäß eingereiht sind, zur Verfügung, über die der Contreadmiral Montero den Oberbefehl übernehmen dürfte, da er noch vor Beginn de» kriege rischen Tanzes in Arequipa eintreffen muß. Seiten deS peruanischen Gesandten l)r. del Valle in La Paz werden große Anstrengungen gemacht, um von Bolivia Geld und Soldaien zu erhalten, und, wie er bei seiner neulichen An wesenheit in Arequipa versichert hat, mit den besten Aus sichten auf Erfolg, da die bolivianische Regierung in der Allianz mit Peru treu aushalten werde. In der That hat der zweite Vicepräsident B lisario Salinas, der immer noch die Zügel der Regierung führt, weil der Präsident und Generalcapitän Nareiso Campero in Oruro ruhig der Entwickelung der Dinge zusieht und nicht eher wieder an dir Spitze der Geschäfte treten will, als bis eine entgiltige Entscheidung für Krieg oder Frieden gefällt ist, dem am 10 d. M. eröffneten bolivianischen Congreß eine Botschaft verlesen, in der er die Friedensströmung deS Lande- verleugnet und mit den üblichen Schmähungen gegen Chile eine ziemlich kriegerische Sprache führt. »Trotz der langen Zeit, die seit dem Beginn des Krieges verflossen ist", heißt eS in der Botschaft, »ist eS nicht möglich ge wesen, zu einem Resultate zu gelangen, daS die In teressen der Verbündeten mit den Forderungen Chiles hätte in Einklang bringen können wegen der Härte der Bedingungen, die, über alles billige und ver nünftige Maß hinau-gehend, unannehmbar sind. Zwei Versammlungen zusammenberufen, besonder« die zweite, fast ausschließlich zu dem Zwecke, da« Ende einer so schweren Situation zu suchen, haben sich ge- nöthigt gesehen, die Fortsetzung des Kriegszustände« zu er klären wegen der Intransigenz deS Feinde«. Sollten wir gar die Ehre preiSgeben und Gebiete verlieren, weil die Entscheidung der Waffen für un« fatal ge wesen ist, indem wir uns demüthig vor dem procla- mlrten Eroberung-rechte beugen?" Dann wird Ehile der Vorwurf gemacht, die Allianz durch einen Sepa ratfrieden mit Bolivia sprengen zu wollen, doch »Bo livia achte daS Bündniß und erfülle gewissenhaft seine Pflichten". Heute sei gemeinsam sein Schicksal, ge- Häuser sind alle in gleicher Weise gestaltet; sie bestehen auS einem breiten Raume, der für die Pferde, Ochsen, Ziegen und Esel dient, mit Trögen und Aufbewah rungsräumen sür Getreide und geschnittenes Stroh, dann ferner auS zwei oder drei schmalen Räumen für die Familie mit Lagerstätten und Küche und ferner einem Brunnen oder einer Cisterne, die mit Regen- oder Schneewasser gefüllt ist. W.nn die Familie oben lebt, dann wird daS Wasser nach der Oberfläche hin aufgezogen, haben sich die Einwohner aber in ihr unterirdisches Heim zurückgerogen, dann entnehmen sie ihr Wasser einer seitlichen Oeffnung deS Quellschachtes. Die unterirdischen Häuser hängen untereinander durch enge Gänge zusammen, die gewöhnlich durch eine lose Steinmauer geschlossen sind; so kann man auS einem Hause in das andere gelangen, und sollte ein HauS genommen werden, dann würden die Einwohner sich in daS nächste zurückziehen, indem sie den Gang hinter sich schlössen. Bei Annäherung von Gefahr treiben die Dörfler ihren Viehstand ein, schließen ihre Gänge und bleiben unter der Erde, bis der Sturm vorüber ist. Zum letzen Male sollen sie dies während deS Feldzuge» von Ibrahim Pascha gethan haben, als die türkischen Soldaten bei der Annäherung de» ägyptischen Heere» viele Unregelmäßigkeiten sich zu Schulden kom men ließen. Botanik. Um sich eine Vorstellung von dem An wachsen der Kenntnisse und Errungenschaften in den einzelnen Zweigen der Naturwissenschaften innerhalb der letzten hund rt Jahre zu machen, genügt e«, auf die Anzahl der Pflanzenarten hinzuweisen, welche jetzt bekannt find. Theophrast, der griechische Naturforscher (um 300 vor Christo) konnte nur 500 Arten auf zählen, Plinius (100 nach Christo) gegen 1000, im Anfänge deS 17. Jahrhunderts kannte man 6000 Arten und Linn^'S große« und epochemachende« Werk (1770) enthielt bereits 8800. Von dieser Zeit an geht die Vermehrung der bekannten Arten in staunenSwerchem Umfange weiter. 1807 gab Wildenow 17 457 Arten blühender Pflanzen an; Alexander v. Humboldt zählte 44 (XX) Arten, de Candolle (1820) bereit- 56000, Delessert (1847) 86000 und in den letzten Jahrzehnten stieg die Zahl auf 357 000 Arten, man ist aber über zeugt, daß sie eine halbe Million erreichen wird. * Unmittelbar nach dem Schluffe der elektro- techni chen Ausstellung in München wird in London im Krystallpalaste eine ähnlich« Exposition eröffnet werden, welche vom October 1882 bi« Ostern 1883 dauern soll. In Brixen starb vor wenigen Tagen der be rühmte Münchner Landschaftsmaler Prof. Adolf Lier, ein Künstler, der sich durch die Wahrheit seine« Co» lorit» und die Natürlichkeit seiner lebendigen Darstel lungen ungemein ausgezeichnet hat. — Auch Hambur hat den Verlust eine« tüchtigen Kleinmeister« der Malerei, den Thier- und Stilllebenmaler Heimer dinger zu beklagen. Derselbe verschied am 2. October nach langem Wirken und nützlicher Lehrtätigkeit a» der dortigen von ihm gegründeten Vorschule für Künstler.
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