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der Prinz Heinrich von Preußen, Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Preußen, Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preu ßen, Se. Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen» Altenburg, Se. königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Sachfen-Weimar, Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, Se. Hoheit der Erbprinz Bernhard von Sachsen» Meiningen-Hildburghausen, Se. Durchlaucht der Fürst von Schwarburg-Rudolstadt, Se. Durch taucht der Fürst Heinrich XIV. Reuß jüngere Linie. Außer den Gesolgen der genannten allerhöchsten und höchsten Herrschaften wohnen den Herbstmanövern noch bei: der Generalfeldmarschall, Chef de« General- stades der Armee Graf v. Moltke, der General der Infanterie, Staats- und Krieg-Minister v. Kameke, der General der Infanterie, StaatS- und Marlneminlster v. Stosch, der Generallieutenant und Generalinspecteur der Artillerie v. Bülow, der Generallieutenant, Ehef de- Jngenieurcorp- und Generalinspecteur der Festun gen v. Biehler, sowie der Generallieutenant und Dt- rector der allgemeinen Kriegsdepartements v. Verdy du Bernoit. Dretden, 13. September. Dem Programm für die Dauer des Aufenthaltes Sr. Majestät deS Kaisers und Königs in Dresden entnehmen wir Folgende»: Donnerstag, den 14. September: Empfang Sr. Majestät deS KalferS und Königs bei Ankunst Aller- höchstdeSselben zu Dresden auf dem schlesischen Bahn hofe 3 Uhr 45 Min. Nachm. Begrüßung Sr. Majestät de- Kaiser- und König» durch Se. Majestät den König, die Prinzen de» königl. Hause-, die schon hier an wesenden fremden Fürstlichkeiten, die fremdherrlichen Offiziere, die Generalität und die Spitzen der königl. Ver waltungsbehörden. Aufstellung einer Ehrenwache des 1. (Leib-) GrenadierregimentS Nr. 100 mit Fahne und Musik und den directen Borgesetzten am schlesischen Bahn hofe. Fahrt der allerhöchsten Herrschaften vom schlesi schen Bahnhofe nach dem königl. Schlosse durch die Antonstrahe über den Albertplatz, Empfang daselbst durch den Oberbürgermeister und die städtischen Be hörden. Im königl. Schlosse Ausstellung deS Offiziers- corp» und einer Ehrenwache des 2. GrenadierregimentS Nr. 101 »Kaiser Wilhelm, König von Preußen" mit Fahne und Musik. Familientafel mit den bereit- an wesenden Fürstlichkeiten 6 Uhr Nachm. Marschalls tafel mit den Suiten und dem königl. sächsischen Ehren dienste. Fremdherrliche Offiziere Diner in den be treffenden Hotel- 5 Uhr 30 Min. Nachm. Eventuell Theater. Freitag, den 15. September: Parade de- XII. (königl. sächsischen) Armeecorps südlich Riesa vei Mer- aendorf 11 Uhr. Vorm. Abfahrt deS ZugeS mit den fremdherrlichen Offizieren DreSden-N. 9 Uhr 10 Min. Borm., Ankunft in Nickritz 10 Uhr 17 Min Vorm. Die fremdherrlichen Offiziere rc. besteigen ihre Pferde nach Ankunft deS ZugeS gleich in Nickritz und begeben sich von dort auf den rechten Flügel der Paradeauf stellung de- Armeecorps. Nach der Parade reiten dieselben wieder nach Nickritz zurück, wo der Zug zur Rückkehr nach Dresden bereit steht. Abfahrt de- Hos- zuge» DreSden-N. 9 Uhr 40 Mm. Vorm., Ankunft m Nickritz 10 Uhr 47 Min. Vorm. Fahrt der aller höchsten und höchsten Herrschaften nebst Gefolge per Wagen bis Gostewitz und Besteigen der Pferde daselbst. Abnahme der Parade de- ArmeecorpS durch Se. Majestät den Kaiser und König 11 Uhr Vorm. Nach der Parade Rückkehr der allerhöchsten Herrschaften zu Wagen zur Station Nickritz und Abfahrt deS HofzugeS 1 Uhr 40 Min. Nachm., Ankunft in DreSden-N. 2 Uhr 55 Min. Nachm. Abfahrt deS ZugeS mit den fremd herrlichen Offizieren von Nickritz 2 Uhr Nachm., An kunft in DreSden-N. 3 Uhr 11 Min. Nachm. Parade- dincr im königl. Schlosse mit den Fürstlichkeiten, den Suiten, dem königl. sächsischen Ehrendienste, den fremd- herrlichen Offizieren, den königl. sächsischen Generälen und Stabsoffizieren 6 Uhr Nachm. Theater. Sonnabend, den 16. September: Manöver im ArmeecorpS südlich Riesa. Abfahrt deS ZugeS mit den fremdherrlichen Offizieren DreSden-N. 9 Uhr 10 Min. Vorm., Ankunft in Riesa 10 Uhr 5 Min. Vorm. Besteigen der Pferde feiten der Herren in Riefa. Ab fahrt deS HofzugeS DreSden-N. 9 Uhr 40 Min. Vorm., Ankunft in Riesa lO Uhr 35 Min. Vorm. Fahrt im Wagen von da bis Poppitz und Besteigen der Pferde durch die allerhöchsten Herrschaften daselbst. Nach der Krilik begeben sich die fremdherrlichen Offi ziere direkt nach Bahnhof Prausitz. Die allerhöchsten Herrschaften und die Herren, die in Poppitz zu Pferde gestiegen find, besteigen bei Kobeln die Wagen und fahren nach Bahnhof Prausitz. Abfahrt deS HofzugeS von Bahnhof Prausitz 1 Uhr 40 Min. Nachm., An kunft in Dresden-N. 2 Uhr 57 Min. Nachm. Ab fahrt deS ZugeS mit den fremdherrlichen Offizieren und den königl. sächsischen Generälen, die zur königl. Tafel besohlen sind, von Bahnhof Prausitz I Uhr 55 Min. Nachm., Ankunft in DreSden-N. 3 Uhr 12 Min. Nachm. Königl. Tafel mit den Fürstlichkeiten, den Suiten, dem königl. sächsischen Ehrendienste und den Generälen 5 Uhr Nachm. Fremdherrliche Offiziere Diner in den betreffenden Hotels 5 Uhr Nachm. Theater. Großer Zapfenstreich von jämmtlichen Mu- sikcorpS deS ArmeecorpS 9 Uhr Nachm. Sonntag, den 17. September: Vormittag zur Disposition event. Besichtigung der Albertstadt. Besuch des AlbertSfesteS im königl. Großen Garten 3 bis 4 Uhr Nachm. Königl Tafel mit den Fürstlichkeiten, den Suiten, dem königl. sächsischen Ehrendienste, einem Theile der fremdherrlichen Offiziere, den lLet» äv Mission, den königl. sächs. StaatSministern und den Generälen 6 Uhr Nachm. Der andere Theil der fremdherrlichen Offiziere Diner in den betreffenden Hotels 6 Uhr Nachm. Theater. Montag, den 18. September: Feldmanöver bei der Divisionen gegeneinander südlich Riesa. Abfahrt deS HofzugeS mit den fremdherrlichen Offizieren von DreSden-dt. 9 Uhr 5 Mm. Vorm., Ankunft in Seer- Haufen 10 Uhr 9 Min. Vorm. Die allerhöchsten Herrschaften und die fremdherrlichen Offiziere sitzen am Haltepunkte Seerhausen zu Pferde. Ende de» Ma növers voraussichtlich gegen 1 Uhr Nachm. Nach Schluß desselben begeben sich die allerhöchsten Herr» schäften und die fremdherrlichen Offiziere zu Pferde nach Bahnhof Prausitz. Abfahrt deS HofzugeS mit den fremd- herrlichen Offizieren von Bahnhof Prausitz 1 Uhr 40 Mm. Nachm , Ankunft in Dresden-N. 2 Uhr 57 Mm. Nachm. Familientafel mit den Fürstlichkeiten 5 Uhr 30 Mm. Nachm. MarschallStasel mit den Suiten und dem königl. sächsischen Ehrendienste. Fremdherrliche Offiziere Diner in den betreffenden Hotels 5 Uhr Nachm. Theater. Lampionzug, Ovation selten der Bürgerschaft der Residenz. DienStag, den 19. September: Feldmanöver beider Divisionen gegeneinander südlich Riesa. Abfahrt des HoszugeS mit den fremdherrlichen Offizieren von Dresden-N. 9 Uhr 5 Min. Vorm, Ankunft in Bahnhof Prausitz 10 Uhr 19 Mm. Vorm. Besteigen der Pferde durch die allerhöchsten Herrschaften und die fremdherrlichen Offiziere daselbst. Ende des Manövers gegen 1 Uhr Nachm. Die allerhöchsten Herrschaften m>t Gefolge begeben sich hierauf zu Wagen nach Bahn hof Prausitz. Reiten der fremdherrlichen Offiziere direkt nach Bahnhof Prausitz. Abgang des Hofzuges von Bahnhof Prausitz 1 Uhr Nachm., Ankunft in Dresden-N. 2 Uhr 17 Mm. Nachm. Abfahrt des ZugeS Mit den fremdherrlichen Offizieren von Bahnhof Prausitz 1 Uhr 30 Min. Nachm., Ankunft in Dresden- Neustadt 2 Uhr 53 Mm. Nachm. Königl. Tafel mit den Fürstlichkeiten, den Suiten, dem königl. sächsischen Ehrendienste und den fremdherrlichen Offizieren 5 Uhr 30 Min. Nachm. Concert am königl. Hose 9 Uhr Nachm. Mittwoch, den 20. September: Feldmanöver beider Divisionen gegeneinander südlich Riesa. Abfahrt des Hofzuges mit den fremdherrlichen Offizieren 9 Uhr 5 Min. Vorm., Ankunft Bahnhof Prausitz 10 Uhr 19 Min. Vorm. Die allerhöchsten und höchsten Herr schaften nebst Gefolge begeben sich von Bahnhof Prausitz aus zu Wagen nach dem RendezvouSplatze; die Wagen weroen vom königl. Generalkommando dirigirt. Die fremdherrlichen Offiziere sitzen am Bahnhof Prausitz zu Pferde. Die Pferde für die allerhöchsten Herr schaften und deren Gefolge sind um H10 Uhr m Kobeln eingetroffen, von wo sie ebenfalls durch das königl. Generalkommando dirigirt werden. Schluß des Manövers voraussichtlich gegen 1 Uhr Nachm. Da nach Fahrt der allerhöchsten Herrschaften zu Wagen nach Bahnhof Prausitz. Fremdherrliche Offiziere zu Pferde nach Bahnhof Prausitz. Abfahrt deS HofzugeS von Bahnhof Prausitz 1 Uhr Nachm., Ankunft in Dresden-N. 2 Uhr 17 Mm. Nachm. Abfahrt des ZugeS mit den fremdherrlichen Offizieren von Bahnhof Prausitz 1 Uhr 30 Min. Nachm., Ankunft in Dresden- Neustadt 2 Uhr 53 Min. Nachm. Dresden, 13. September. Ueber das vorgestrige Manöver der combinirten 23. Division gegen einen markirten Feind geht unS folgender Bericht zu: T.-Qu Seerhausen, 11. September. Se. Maje» stät der König, begleitet von Sr königl. Hoheit dem Prinzen Georg geruhte am 11. September dem Manöver der combinirten 23. Division gegen einen mar kirten Feind beizuwohnen. Diese Uebung ging von der Annahme aus, daß eine Westarmee, am 11. September in der Linie Oschatz-Ostrau in sich aufschließend, zu ihrem Schutze eine Avantgardenbrigade — markirte Truppen — von Zschochau auf Lommatzsch entsendet hatte, die auf die Nachricht hin, daß Lommatzsch unbesetzt, em Detache ment aller Waffen aber im Anmarsche von Riesa in Richtung auf Mehltheuer sei, von Wuhnitz auf Trogen auSgebogen war, um hier dem Vordringen der Ost truppen zu begegnen. Von diesen war ein OstcorpS, zur Sicherung der am 11. September bei Riesa und Merschwitz beabsichtigten Elbüberschreitung der Haupt armee nach Riesa entsendet worden, welches die Höhen von Weida beseht hielt — supponirt — und infolge der Meldung, daß am Nachmittag de- 10. September feindliche Truppen in und bei Zschochau eingetroffen waren, die Ostdivision — 1. Infanteriedivision, 1. Cavalleriebrigade 23, 1. Feldartillerieregiment Nr. 12 — mit dem Befehl auf da- rechte Jahnaufer detachirt hatte, einen daselbst vorgehenden Feind über die Jahna zurückzudrängen. Nachdem da- GroS der Division südlich Böhlen, die Avantgarde an der neuen Schänke, die Cav'llerir- brigade östlich hiervon nahe der Eisenbahn versammelt worden war und Se. Majestät die Truppen in ihren Ii«ll6«r-vous begrüßt hatte, wurde früh 9 Uhr der Vor marsch angetreten. Die 1. Cavalleriebrigade Nr. 23 — Gardereiter regiment, 1. Husarenregiment Nr. 18, 1. Ulanenregi ment Nr. 17, 2. reitende Batterie — über Bahnhof Prausitz auf Striegnitz apancirend, stieß nahe der alten Poststraße aus feindliche Cavallerie, die, geworfen und bei Striegnitz von Infanterie ausgenommen, über Bornitz nach Altsatiel zurückwich. Fast gleichzeitig war die Avantgarde — 3. Infanterieregiment Nr. 102, 2. Jägerbataillon Nr. 13, 1k Ercadrons und 2 Batterien — über Mehltheuer vorgehend mit dem Feinde, der Roitzsch besetzt hielt, in Fühlung getreten und drang nachdem die rechte Colonne das Gros — 4. Infanterieregiment Nr. 103, 2 Batterien — Mehl theuer erreicht und mit ihrer Artillerie in das Gefecht eingegriffen hatte, in Roitzsch ein. Währenddem war die linke Colonne des Gros — Schützenregiment Nr. 108, 2. Grenadierregiment Nr. 101, Corpsartrllerie und Lelbgrenadierregiment Nr. 100 — über Bahnhof Prausitz auf Striegnitz vorgegangen und vertrieb mit dem als Avantgarde vorgesendeten Schützenregiment den Gegner aus Striegnitz. Nachdem dies geschehen, rückte die Lorpsartillerie, rechts von ihr die DivlsionS- artillerie auf dem Höhenrücken Striegnitz-Roitzsch in Position gegen d.e Hauptstellung deS FerndeS, der sich auf der Windmühlenhöhe bei Trogen behauptete. Vom Feuer der Artillerie unterstützt, ging die 2. Jnfanterrevrigade Nr. 46 — 3. Infanterieregiment Nr. 102 und 2. Jägerbataillon Nr. 13, vom 4. In fanterieregiment Nr. 103 gefolgt — von Roitzsch gegen Trogen, die 1. Jnfanteriebrigade Nr. 45 — die beiden Grenadierregmienter im ersten, das Schützenregiment Nr. 108 im zweiten Treffen — von Striegnitz gegen die Windmühle vor. Diesem Angriffe ausweichend, zog sich der Feind auf die Höhen westlich Trogen-Altjattel zurück und trat mit seiner Cavallerie der über den Tummelberg auf Altsattel zur Verfolgung vorgehenden 1. Cavalleriebrigade entgegen, Wirde jedoch geworfen, so daß die von ihm vertheidigte Hauptstellung an der Trogener Windmühle bei Schluß des Manöver« in unbestrittenem Besitz der Ostdivision verblieb. * Berlin, 12. September. Wie aus Breslau gemeldet wird, wohnte Se. Majestät der Kaiser mit Sr. kaiserl. königl. Hoheit dem Kronprinzen Rudolf von Oesterreich-Ungarn auch dem heutigen Manöver deS V. und VI. ArmeecorpS bei. Bei dem Diner im königl. Schlosse führte der Kaiser die österreichische Kronprinzessin zur Tafel, während Kronprinz Rudolf neben der deutschen Kronprinzessin saß. Außer den fürstlichen Herrschaften, deren Gefolge und den fremd herrlichen Offizieren waren hervorragende Persönlich keiten aus der Stadt und der Provinz zur Tafel ge laden, insbesondere die Mitglieder deS Comit^S für die Festlichkeiten zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers. Im Ganzen nahmen ca. 200 Personen an dem Diner Theil. Abends fand das Sr. Majestät dem Kaiser von der Stadt Breslau gegebene Fest im Stadttheatec Statt. Der Zuschauer- und Bühnenraum waren durch Herstellung eine» Podium» in einen großen Saal ver wandelt, au» welchem eine Freitreppe nach dem ersten Rana führte, wo für den Kaiser ein Sammetbaldachm errichtet war. Se. Majestät und die anderen Fürst lichkeiten trafen gegen ^9 Uhr im Theater ein und wurtun vom Oberbürgermeister Friedensburg, dem Stadtverordnetenvorsteher BeyerSdorf und dem Fest- comit« empfangen. Da» Concert fand unter Leitung der Musikdirectoren Scholz und Schäffer Statt. Nach Beendigung deS Concert» begann da» Souper. — Die »Nordd. Allg. Ztg." ertheilt den Zeitung-nach- richten über ein angebliches Gespräch de» Fürsten Bismarck mit einem Polen folgende» De menti: »Die »Tribüne" hat sich beeilt, einem von dem »CM* unter dem Titel »Fürst Bi-marck über die polnische Frage" zu Tage gesörderten Lügen gewebe Verbreitung in der deutschen Presse zu ver schaffen. Man muß vom Parteihaß so verblendet sein, wie die »Tribüne" und ihre Urheber und GkisteSge- nosfen, um einer solchen müßigen Erfindung, lediglich weil sie die Politik deS Reichskanzler» schädigen und verwirren soll, auch nur euw deneLcio rursntarii einen Platz in einem preußischen Blatte zu gönnen. Das Recht der Zeitungsschreiber, zu erfinden und zu lügen, wird ja nach unserer Gesetzgebung als ein un beschränktes angesehen. Es ist aber für keinen Men schen möglich, soviel Lügen zu berichtigen, wie über den Reichskanzler in die Welt gesetzt werden. Bon den nicht berichtigten aber wird späterhin gesagt» nach einer bisher nicht widersprochenen Nachricht u. s. w." Aus die sem Grunde und bei dem geringen Grade politischer Bil dung, auf den wir bei den Lesern der »Tribüne" rechnen fühlen wir unS gemüßigt, jenen kümmerlichen Lückenbüßer der Sommerzeit ou»drücklich für eine Er» findung und obenein für die eines nrtheilsloftn Feuille- tonschreiberS zu erklären. Der angebliche Besuch eine- Polen in Varzin und die angebliche Unterredung haben niemals stattgefundrn, und der angebliche Brief des Reichskanzlers, mit dem der Schwindel er öffnet wird, wäre, wenn er vorgezeigt würde, ein Falsum, welche» den Strafrichter interesp m könnte." — Betreffs der Mitwirkung der Geistlichen bei zwangs weiser Unterbringung verwahrloster Kinder find bereits manntchfache Verfügungen oberster Behörden ergangen. Ebenso hat der evangelische Oberkirchenrath dem Gegenstände wiederholt seine Ausmerksamkert zuge wandt. Den Oberpräsidenten ist nun auch ein Erlaß deS Minister« deS Innern folgenden Inhalt- zu gegangen: .Die mir Nachgeordneten Behörden sind in wiederholten Erlagen daraus ausmerksam gewacht worden, daß e», wenn da« besetz vom 1». März 1878, brlrefieud di« Unterbringung verwahrloster Kinder, zur vollen Wirksamkeit gelangen soll, der Heranziehung geeigneter HUjSkräste und vermittelnder Organe ans engeren und weiteren Kreisen bedars, und vor Allem auch die Mithilse der Geistlichkeit al» ein wesentlicher Factor für die ersprießliche Ausführung de« Gesetze» zu erachten ist. Ich nehme gern Veranlassung, dankend anzurrkennen. daß diese An regung nicht ohne Erfolg geblieben ist und die Geistlichkeit e« für eine Pflicht ihre» BerusS erachtet, im Linne des Besetze» mitzuwirken, um der leider sehr großen Zahl von Kindern, die in der Verwahrlosung aufwachsen, die Wohlthat der Zwangserziehung zu Theil werden zu lassen, und aus diese Weise der mit jedem Jahre steigenden Fluth de« Verbrechrr- thum« an den Punkten entgegenzuwirkrn, wo dasselbe sich ent wickel» und die Abhilse am ehesten Aussicht aus Erfolg hat. E« ist erwünscht, daß diese Bestrebungen nicht vereinzelt blei ben und die geistlichen Obern bei denselben leitend und ordnend mit einwirken. Der evangelisch« Oberkirchenrath und die königl. Consistorien haben meiner Anregung dereit- wtlligst Folge gegeben und die evangelische Geistlich keit mit Anweisung versehen, den Verwaltungsbehörden bei Ausführung de« Besetze« vom 1». März 1878 hilfreich« Haud zu leisten. Ich dars von den geistlichen Ober» der katho lischen Geistlichkeit gleiche« Entgegenkommen erwarten, und indem ich ganz ergebenst ersuche, in der dortigen Provinz zu diesem Behufe die Vermittelung zu übernehmen, bemerke ich, daß ich die Veihils« der katholischen Geistlichkeit vor nehmlich in Anspruch zu nehmen wünsche, um d»e Behörden, denen dir Familienverhältnisse nicht immer hinreichend bekannt sind, aus die Fälle aufmerksam zu machen, in denen dir Em- lritung riner Zwangserziehung gebotrn rrschriat, sowie serurr zur Ermittelung von Familien, die sich, wo e« an Erziehung»- anstalten sehlt, zur Ausnahme verwahrloster Kinder eignen, und zur Ueberwachung der in Zwang»rrziehung gegebenen Kinder, bezw. zur Ermittelung geeigneter Lehrherren, Herr schaften u. s. w., bei denen die au» der Zwangserziehung Ent lassenen untergebracht werden können, sowie zur Beaufsichtigung der Entlassenen. Ich ersuche Ew Excellenz ganz ergebenst, in dieser Beziehung da« Weiter» gefälligst zu veranlassen und, sofern dein bezüglichen Ansuchen entsprochen wird, auch dafür Sorge zu tragen, daß die Verwaltungsbehörden die Beihilfe der katho lischen Geistlichkeit in den geeigneten Fälle» zu gemeinsamem Wirken in Anspruch nehmen." — Der Fürstbischof von BreSlau, vr. Robert Herzog, hat, wie die »Schief. VolkSztg ' berichtet, bereit- an den DiöcesancleruS ein Pastorale gerichtet, durch welche- dem Lleru» die Sorge für die ver ¬ schon geöffnet worden war und au- dem ein Köpfchen sich lauschend hervorgeneigt hatte. Der Wagen hatte in der Nähe jener einsamen Laterne Halt gemacht und der Schein derselben fiel voll auf die feinen Züge einer jungen Dame, als der Fremde herantrat. Offenbar überraschte ihn etwas bei ihrem Anblick, denn er stutzte, und eS war fast, als würde sein erstes Wort sich in die Begrüßung einer Bekannten umwandeln; dann aber mußte ihn doch ein Zweifel anwandeln, denn er sammelte sich rasch zu dem höflichen Ersuchen, daß sie einem Un bekannten die unerwartete Anrede verzeihen möge. Wollte er aber nach diesen einleitenden Worten auf den eigentlichen Grund der letztern kommen, so gönnte fie ihm dazu keine Zeit, denn sie streckte ihm die kleine, mit dem zierlichsten Handschuh bekleidete Hand entgegen und rief freudig auS: »Ist e» möglich, daß wir unS hier treffen?! Sagen Sie mir, daß Sie kein Gespenst sind, sondern wirklich und wahrhaftig Der, für welchen ich Sie ansehe: Her mann — Herr Doctor v. GersteinI" verbesserte sie sich rasch. Ec ließ sich nicht Zeit, ihre kleine Verlegenheit über die vertrauliche Anrede, welche ihr zuerst ent schlüpft war, zu beachten, wohl aber faßte er herzlich ihre Hand und sagte: »Er selbst, Virginie, der in dieser Stunde den Boden der alten Heimath wieder betritt und seinen Stern preist, daß er Sie an dieser Stelle trifft! — Rein, lassen Sie nur noch ihre Hand: sie soll mir ja bei einem Werk der Barmherzigkeit fehlen!" »Der Barmherzigkeit?" fragte sie zurück. »Mein Gott, ja, ich vergaß — ich hörte Sie vorhin von einer Noth sprechen: bitte, reden Sie schnell, was ist Ihnen widerfahren?" »Nicht mir," sagte der junge Arzt, »ich habe nur für ein hilfloses Geschöpf zu bitten, das ich hier auf der Straße fand!" Und dann berichtete er mit kurzen Worten sein Begegniß und die ihm auS demselben erwachsene Ver legenheit. Virginie war unterdessen au- dem Wagen ge sprungen und in lebhafter Aufwallung nach der Stelle hingeeilt, wo die Bewußtlose lag. »Das arme Geschöpf!" rief sie auS. »Aber sie regt sich nicht — sie muß todt sein!" »Nein!" versetzte ihr Begleiter entschieden. »Ich hoffe sogar, daß sie keinen gefährlichen Schaden ge nommen hat. Vor allen Dingen muß sie jedoch an einen ruhigen Ort geschafft werden, damit ich die Untersuchung anstellen kann. Wollen Sie mir bei- stehrn, Virginie, und mir erlauben, daß ich sie in Ihrem Wagen nach dem Hospital schaffe?" »Nicht nach dem Hospital!" rief sie lebhaft. »Unser Hau» ist viel näher, Sie wissen Hermann: wir wollen sie dahin bringen! Mein Gott, wie gut ist e», daß ich gerade aus dem Theater kommen mußte, daß der richtige Weg gesperrt war und — nun ja, daß wir unS gleich begegneten, Hermann!" Er hatte nur einen kurzen, wenn auch freundlichen Blick für ihre Ausrufungen, denn er war bereits ganz wieder Arzt und beschäftigt, die Verwundete so sanft eS ging, vom Boden aufzuheben, wobei er sich von den rauhen Händen de» Arbeiter», nicht mehr als möglich war, unterstützen ließ. Eine Minute später befand sich die Verletzte im Wagen, wo Gerstein ihr gegenüber, Virginie neben ihr Platz nahm, um sie zu unterstützen; aber erst als der Kutscher, welcher angewiesen worden war, langsam und vorsichtig zu fahren, die Pferde wieder angetrieben hatte, dachten Beide daran, ihren Schützling einer ge- nauern Prüfung zu unterwerfen, fo weit das ungewisse Licht der Wagenlaternen dies gestattete. Ob das Gesicht schön oder häßlich sei, ließ sich jetzt nicht unterscheiden, denn eS war todtenblaß und zugleich durch das von der Stirn niedergeflossene Blut entstellt, aber daß das Mädchen jung, höchstens acht zehn Jahre alt sein mußte, konnte man sich sagen. »Sie haben wohl keine Vermüthung über die Per son unserer Patientin, Virginie?" fragte Gerstein. »Haben Sie dieselbe schon irgendwo gesehen?" Virginie schüttelte den Kops. »Ich habe keine Ahnung, wer sie sein kann! Dem Anschein nach aber —" sie wies dabei auf die zwar anständige, aber durchaus nicht elegante Kleidung des Mädchens — »gehört sie dem Mittlern Bürgerstande an. Ich meine, die Tochter eines KleinkrämerS etwa, oder auch eines Subalternbeamten kleidet sich so!" Gerstein fragte nach einer kleinen Weile und in einem Tone, der verrieth, daß ihm selbst diese Er innerung erst plötzlich gekommen war: »Aber wird auch Ihr Vater eS gutheißen, daß Sie mir Ihr HauS angeboten haben?" »Der Papa? GewißI" rief sie au», und halb lachend fügt sie hinzu: »Haben Sie e» vergassen, daß ich von jeher nicht leicht Etwas thun konnte, was der Papa nicht gut hieß?" »ES ist wahr", entgegnete er, nun auch mit flüch- tiger Heiterkeit, »der Papa hat seinem Töchterchen von Jugend auf viel eingeräumt, und darum ließ dasselbe sich denn auch von dem Willen Anderer nicht leicht kreuzen!" (Fortsetzung folgt.) Die österreichische Polarexpeditiou nach Jan Mayen. Von einem Theilnehmer der österreichischen Polar- rxpedition nach Jan Mayen erhält die »Polit. Lorr." über die Fahrt deS k. k. Transportdampfer» »Pola" dorthin, dessen Aufenthalt in Jan Mayen, sowie über die Thätigkeit der Expedition m der ersten Zeit ihres Aufenthalte» auf Jan Mayen folgenden, die Zeit vom 21. Juni bi» 18. August umfassenden Bericht: Die vielfachen Bedürfnisse der Polarexpedition brachten e» mit sich, daß nicht nur der eigentliche Laderaum der »Pola", sondern auch alle anderen irgendwie entbehr lichen Räumlichkeiten mit Expedltion»gütern vollgefüllt waren. Ein großer Theil derselben bestand au- feuer gefährlichen Objecten, wie Spirftu», Petroleum, Holz wolle, Munition, gethcerte hölzerne Häuser rc. Infolge desfen mußte dem Feuersicherheit-dienste die vollste Aufmerksamkeit gewidmet werden, und speciell aus den Laderaum wurden die für die Munitionsdepot» der Krieg»schiffe geltenden Vorschriften mit aller Strenge angewendrt. Al» die »Pola" vor Jan Mayen ohne Unfall angelangt mar, ließen die ungünstigen E,S- und WitterungSverhältniffe, welche in der Umgebung der Insel herrschten, eine möglichst schleunige Ausschiffung der ExpeditionSmaterialien, sowie die rascheste Ein- schiffung deS erforderlichen Ballastes und TrinkwafferS wünschen-werth erscheinen. Au» diesem Grunde arbei tete die ganze Mannschaft täglich von 8 biß 12 Uhr