Volltext Seite (XML)
Mittwoch, dm Textember. M213 ^doa»e«eat»pr«l» r l» »»»»» L«ie»- i ^Ldrlicdr.... 18 N»rtc < K»rk 00 kk. Liwrslo» HuiQwsrn: 10 ?f La—rluUd dvl dsuttci,« ksieU», tritt?o«t l»od 8ttwptd»uicUU»^ Uü»»i». I»»vr»teopr«l»«r kür d«o L»uw «ioer ^espiäteoen kstittsils 20 Ff. l7ot«r „Lin^8,Ln6t" dis 2«il» SO kk. 8« 1'»d«U«o- uud 2iÜ8rv»u.tt SO ^ukistd»^. Ares-ntrÄunml. 1882, Iottvr»1enltiin»tim<- LUttMÜrt«: l,«jp,i8: Ff. /iranei«tetter, t7omwis»iovLr äs» Oresäosr dourvLls; S»md»r^ -L»rlts -Vi»ll l-«tp»>^ L»«»l Lr»»l»u kr»»ktnrl ». » : ZZaarcnLtein ^vAier, L«rIu»-Vi»Q S»o»dirr8. kr»x - I.»ip»i^ kr»»Ilkllrt ». ». Nüoedsn: M,«ie,- S»rU»: Znvaitdenda»^, Lr»m«m F Lc/i/o<t«, Lr«,I»u: /. LtanAen's Lurrau sZ,'mit F'akatk), rrLoktort » H : F'. ZaeAe^seks UuektiLndluiix; vdrUt»: <?. F/ükter/ S»Lllv»»r: <7. §ckd«te»', k»rt» Lsrli» - ?r»LLlLrt » H Stutts»rt - Hauke (>'o., H»rvdiLrx i Lteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Lrsekelnsn: Higlick mit XuinLilms der 8oon- und ksiertaza Xbsvd« kür äso folgenden ks^. llvrausxeder: Lüoisl- Lipeditiov de» Dresdner dourosi», Drssdeo, Lviozerstr»«« Ho. 20. Äintlicher Theil. Sc. Majestät der König haben zu genehmigen Allergnädigst geruht, daß der Geheime Regierung»rath, Amt»hauptmaun Freiherr von Hausen »u Glauchau den von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen ihm verliehenen Kronrnorden 2. Elosse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Thes de» Bankhauses Letter u. Lomp. in Leipzig, Emil Röder, da» ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Sachsen-Altenburg verliehene Ritterkreuz 2. Classe de» Herzog!. Sachsen- Erneftinischen Hau»orden» annehme und trage. Bekanntmachung. Da» Ministerium de» Euliu» und öffentlichen Unterricht» hat im Einverständnisse mit dem Ministe rium de« Innern bei den für die Prüfung der Aerzte, Zahnärzte und Apotheker bei der Universität Leipzig nach Maßgabe der Bekanntmachungen de» BundeSrath» vom 2b. September 1869 und vom 5. März 1875 zu bestellenden Examination» - Eommissionen auf da» Prüfung-jahr 1882-83 den Vorsitz dem Geheimen Rathe Professor Dr. Radius in Leipzig übertragen und zu Mitgliedern a) der ExaminationS-Lommission sür Aerzte: die ordentlichen Professoren der medicinischen Facultät Geheimen Rath Dr Radius, Geheimen Medicinal- rath Dr. Credö, Geheimen Medicinalrath Dr. Wag ner, Geheimen Hofrath Dr. Ludwig, Geheimen Medicinalrath Dr. Thiersch, Geheimen Medicinalrath Dr. Eocciu», Professor Dr. Hi», Professor Dr. Braune, Professor Dr. Eohnheim, Professor 1)r. Hofmann, Professor Dr. Erb, sowie die außerordent lichen Professoren genannter Facultät Geheimen Medicinalrath Dr. Sonnenkalb, Dr. Hennig, Ge heimen Medicinalrath Dr. Schmidt und Dr. Heub ner, sämmtlich zu Leipzig, b) der ExaminationS-Commission für Zahnärzte: außer den vorgenannten Mitgliedern der PrüfungS- Eommisston sür Aerzte den praktischen Zahnarzt Dr. Klare zu Leipzig, und e) der Examination--Commission sür Apotheker: die ordentlichen Professoren Geheimen Rath l)r. Ra din», Geheimen Hofrath Dr Hankel, Geheimen Hof rath Dr Kolbe, Hofrath Dr. Schenk, sämmtlich in Leipzig, die Apotheker Kohlmann in Reudnitz und vr. pbit. Loeßner in Leipzig aus dieselbe Zeit er nannt. Dresden, am 5. September 1882. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. v. Gerber. Götz. Nichtamtlicher Lheit. Uebersicht: reletrnphische Nachrichten. Zeitun-sschau. (St Petersburger Zeitung. GoloS. ResawiSnot.) ragetgrschichte. (Berlin. Kassel. Wien. Prag. Triest. Buda-Pest. Pari». New-Aork.) Zur ägyptischen Krage. Ernennungen, Lersrtzungen rc. im öffentl. Dienst». Brtrirbsergebviffe der köuigl. Staatteisenbahnen. (KohlentranSport.) Dresdner Nachrichten. » > - Feuilleton. Nedigirl »vn Otto Banck. ' Der Oheim. Novelle von F. ü. Ncimar. (Schluß.) „Er that eS —um einen furchtbaren Preis!* entgeg nete Harbeck. „Mit dem Lebewohl von Keune empfing mein Later da» Geld, welche» da» Geschehene ungeschehen machen konnte, zugleich aber gestand der Brief, der Verwandte habe an da» Geschenk, welche» er dem Flehenden gewährt, eine Bedingung geknüpft, von der er durch keine Bitten und Vorstellungen zurückzubringen gewesen sei: die Auslieferung jener Briefe de» Vater», die er ihm — thörichterweise vielleicht, aber doch in der Meinung, daß fie um so gewifier sein Mitleid erregen würden, gezeigt habe. — Obgleich er sich sicher fühle, so schrieb Keune, daß der Vetter nie üblen Ge brauch von den Papieren machen würde, denn er habe ihm die» feierlich zufchwören müssen, so dürfe er doch dem Freunde die Kenntniß der Sache nicht vor- enthalten.* „Dein Vater aber,* rief Dora angstvoll, „wa- that Dein armer Vater?* Harbeck deutete nach dem Briefe, den er auf den Tisch gelegt hatte. „Fragst Du da» noch, nachdem Du seine Bitten gelesen hast?* sagte er traurig. Dora'» Hände falteten sich, al» ob fie selbst in diesem Augenblick noch jene Bitten zu den ihrigen machen wollte. „Es kann nicht sein, daß mein Onkel taub blieb, Edmund!* rief fie dann au«. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Bad- Elster.) Feuilleton. Leltgraphische Witterungsberichte. TageSkalevder. Inserate. Beilage. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Olbernhau. Klingen thal. Freiberg. Riesa. Bautzen.) Vermischtes. Statistik vnd LolkSwirthschaft. Inserate. Börsennachrichtev. Telegraphische Nachrichten. St. Petersburg, Montag, N. September, AbendS. (W T. B.) Anläßlich deS heutigen Alexander NewSky Festes stattete der Kaiser heute dem Alexander NewSky Kloster einen Besuch ab. Der Kaiser und dir Kaiserin fahren mit ihren Kindern im offenen Wagen und ohne jede EScorte dir NrwSkyperfpective entlang und wurden von den auf beiden Seiten deS WegeS ein dichtes Spalier bildenden Bevölkerung-Massen mit enthusiastischen Hurrahrufrn brgrüßt. AbendS war die Stadt glänzend illuminirt. Konstantinopel, Montag, 11. September, AbrndS. (W. T. B.) Die grieckisch-türkischrn Ver handlungen bezüglich der Grenzstreitigkeiten machen keine Fortschritt». Griechenland verweigert dir Rückabtrrtung von NezrroS grgen Uebrrlaffung allrr anderrn strritigrn Punkte. Die Pforte bot alS Compensatio» der Rückabtretung vonNezero» die Urberlassung eine- andern bedrutendrren Ge bietes an. Griechenland lehnte dies ab. Kassassin, Dienstag, 12. September. (Tel. d. DreSdn Journ.) Eine schottische Brigade und indische Infanterie find gestern hier eingetroffrv. General Wolseley- Armee ist nunmehr vollzählig, vnd man erwartet, daß er heute Tell-el-Kebir an greifen wird. (Vgl. umstehend die Rubrik „Zur ägyptischen Frage*) Dresden, 12. September. Der Fürst von Montenegro weilt augenblicklich in St.Petersburg, wo er von den Mitgliedern de» Kaiserhauses mit Auszeichnung und großer Herz lichkeit ausgenommen wird. Andererseits versäumt Fürst Nikolaus keine Gelegenheit, um seiner Anhäng lichkeit an die kaiserliche Familie Ausdruck zu verleihen. Vorgestern Abend ließ er an dem Grabe deS Kaisers Alexander II. eine Trauermesse abhalten, welcher er mit seinen Töchtern und seinem Gefolge beiwohnte. Auch der St. Petersburger Bevölkerung giebt die An wesenheit deS Fürsten Veranlassung zu zahlreichen Beweisen der Sympathie, und die nationale russische Presse schätzt seinen Besuch als Ausdruck der Idee der slawischen Einheit heut» um so höher, als nach ihrer Meinung gerade jetzt dem Slawenthum von allen Seiten Feinde erstehen und der Westen mit allen Kräften bestrebt sei, die Balkanslawen von Rußland loSzulösen. Die Situation auf der Balkanhalb- infel schildert in grellen Farben die russische „St. Petersburger Zeitung*, wie folgt: „Die Schwä cheren lassen den Muth schon sinken und kommen selbst dem Einfluß der westeuropäischen Protection und deS Lateinerthum» entgegen. Unter der Flagge eine- falsch verstandenen Fortschritte» und der Livilisation bringen die jetzigen Repräsentanten Serbien» da» Land in sklavische Abhängigkeit von Oesterreich; in Bulgarien, Macedonien und Rumelien wimmelt e» von ganzen Le gionen Propagandisten Sr. katholischen Majestät und de» Papstthum»; in Bosnien und der Herzegowina wird die Propaganda mit Gewalt betrieben, mit den Wassen in der Hand, mit Gefängniß und Galgen. Die Plänkler der Eune regen schon die Frage der Errichtung der Union auf der Balkanhalbinsel an und werden auf alle Art von den Agenten der katholischen und protestantischen Mächte unterstützt. Alle» ist gegen das Slawenthum aufgeboten, Alles strebt danach, den alten historischen Beruf der Slawenvölker zu ersticken. Früher war der Feind offen, ungedeckt und, man kann ihm die An erkennung nicht versagen, ehrenhaft. Jetzt ist ein heim licher, hinterlistiger Feind wirksam und unterwühlt die slawische Natur, indem er sich bald unter dem An schein herzlicher Freundschaft birgt, bald unter der Fahne deS Fortschritt-, der Civilisation und der Ge wissensfreiheit, oder einfach unter diplomatischer und politischer Frechheit. Gegen den alten Feind war das Mittel — ehrlicher Kampf; gegen den jetzigen bleibt einstweilen nur ein Mittel: Einigkeit, festes Zusam menstehen und der Glaube, der tiefe Glaube, daß die slawische Idee nicht untergehen wird, daß der Slawen bund außer den geistigen Formen später auch reale Formen annehmen wird.* Auch andere TageSblätter begnügen sich nicht da mit, den Fürsten Nikolaus verehrungsvoll zu begrüßen, sondern sie benutzen die Gelegenheit, einen Rückblick auf die slawischen Balkanfürstenthümer und ihr Ver° hältniß zu Rußland zu werfen, um der, den Monte negrinern rückhaltSloS ausgesprochenen Anerkennung dadurch gleichsam eine Folie zu verleihen. So hebt der „GoloS* besonders die Selbstständigkeit der Mon tenegriner hervor und sagt: „Was sie haben und be sitzen, verdanken sie sich selbst. Rußland hat sie nur durch daS Gewicht seines politischen Einflusses gestützt; mehr haben sie nie beansprucht. Nie haben sie uns gebeten, sür sie russisches Blut zu vergießen. Daher die Klarheit und Reinheit unserer durch nicht» com- plicirten gegenseitigen Beziehungen. Auch wir haben keinen Grund zu besonderen Forderungen an sie. DaS Resultat der Beziehungen ist gegenseitige Sympathie und Achtung der verwandten Völker. Die beiden an deren slawischen Fürstenthümer sind unter Rußlands Beistand organisirt worden. Den Serben haben wir mit Blut und Geld zur Unabhängigkeit verholfen; Bulgarien verdankt seine Existenz nur uns, eL ist mit russischem Blut gekittet, lein Fundament sind russische Gebeine. Kann sich indeß ein Russe über die Bezieh ungen freuen, die zwischen Serben und Bulgaren einerseits und den Russen andererseits entstanden sind? Wir würden über den Verlust der Verehrung nicht trauern, die Rußlands Name schon den Staatsmän nern und der Intelligenz Serbiens einflößen müßte, und würden bis zu einem gewissen Maße über die Verstärkung deS österreichischen Einflusses hmweggehen, wenn nicht nach ernsten Anzeichen rm serbischen Volke selbst da» verwandtschaftliche Gefühl gegen Rußland so wenig hoch stände. Dasselbe ist auch in Bulgarien bemerkbar.* Der „GoloS* versteht die Gefühle, welche den nach Rußland heimkehrenden Helden nicht ganz freund liche Urtheile über die „Brüderchen* in den Mund leg ten; er begreift aber auch den natürlichen Wunfch der Bulgaren, sich von der russischen Vormundschaft zu befreien. „Gefühle bedeuten wenig in der Politik; auch internationale, stammverwandtschaftliche Beziehungen können schwerlich auf der Dankbarkeit und der Pflicht, sie zu beweisen, ruhen. Die Montenegriner sind glücklicher; sie wissen, daß sie in Rußland nur einen Schutz ihrer selbsterrungenen Selbstständigkeit finden, wie die Russen wissen, daß da» starke und freie Volk sich gegen jedes Attentat auf feine Selbst ständigkeit, mag e» von den Türken, oder von den Oesterreichern auSgehen, zu wehren verstehen wird. Wir hatten nicht nöthig, sie von den Türken zu befreien, und brauchen fie nicht vor dem politischen Einfluß Oester ¬ reichs zu schützen, weil sie auch gegen Oesterreich sich ebenso wacker halten werden, wie gegen die Türken. Der österreichische Einfluß, der, in Serbien bereit» all mächtig, auch nach Bulgarien durchdringt, bleibt unent schlossen vor Montenegro» Gramtfesien stehen. Den Starken und Selbstständigen achtet Jeder, und in Mon tenegro werden sich sicher weder offene Verräther, noch solche Minister finden, wie sie den Fürsten Milan umgeben.* Zum Schluß bemerkt der „GoloS* daß der Fürst Nikolaus ein rein nationaler Herrscher ist, der fein Land in voller Einheit mit dem Volk regiert, während Serbien und Bulgarien sich von diesem Typus der Macht weit entfernt haben. WaS die Radicalen in Serbien unter einem „rein nationalen Herrscher* verstehen, darüber giebt ein Artikel deS in Belgrad erscheinenden Organs deS ehe maligen serbischen Ministerpräsidenten Ristic, „Nesa- wiS not* deutlichen Aufschluß. Nach den Ausführungen dieses Blattes hätte das nationale Königthum nur seine Berechtigung, wenn eS sich zum Träger der nationalen Idee der Befreiung aller unterdrückten Serbenstämme mache und die Wiederherstellung de» Reiches de» Zaren Duschan deS Mächtigen anstrede. Ohne Kiefer Idee nachzueifern, sei da» serbische Königthum nicht denkbar. Oesterreich-Ungarn sei aber ein Hinderniß der groß serbischen Ziele und ein serbisches Königthum im Bunde mit Oesterreich-Ungarn unter den jetzigen Ver hältnissen nicht denkbar. Bald werde wieder die Bal kanhalbinsel der Schauplatz großer Kämpfe fein und die ägyptische Frage auch die Bolkanfrage zur end- giltigen Lösung bringen, und da sei die Vereinigung mit Rußland, d. h. daS Zusammengehen Serbiens mit der russischen Politik zur Bekämpfung Oesterreich- UngarnS aus der Balkanhalbinsel mit allen Mitteln, offen und geheim, der erste Programmpunkt jeder echt nationalen serbischen Polttik. Dadurch allein könnten die Ziele des serbischen KönigthumS erreicht werben; wenn eine andere Politik befolgt wird, sei sie anti- national und werde daS Königthum untergraben, da dasselbe seine Aufgabe nicht erfülle, und die Nation müsse dann handeln ohne die officiellen Vertreter deS KönigthumS. Diese Definition deS nationalen KönigthumS beweist, daß die Actionspartei antidynastisch gesinnt und gesonnen ist, den König Milan zu be seitigen, wenn er sich ihren Plänen widersetzt. Bon dem jetzigen Ministerium Pirotschanatz wird gesagt, daß eS den König von seinen nationalen Pflichten ad- leite und zu einer Verbindung mit den Feinden des SerbenthumS, namentlich aber mit Oesterreich-Ungarn hinführe, während doch ein Bündniß mit letzterm Staate antinational, gegen die serbische Nation gerichtet sei, so lange Oesterreich-Ungarn 'n Bosnien stehe. Diese Aus führungen ergeben zur Genüge, waS Oesterreich-Ungarn auf der Balkanhalbinfel zu erwarten hätte, wenn Ristic oder feine Parteigenossen daS StaatSruder Ser biens wieder in die Hand bekämen. Tagesgeschichk. Dresden, 12. September. Der königl. sächsische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am kaiserl. Hofe zu Wien, Kammerherr v. Helldorf, ist von seinem Urlaube in Wien wieder emgetroffen und hat die Leitung der gesandtschaftlichen Geschäfte wieder übernommen. * Berlin, 11. September. Als Nachtrag zu dem Berichte über das Fest der schlesischen Ritterschaft »m GenerallandfchaftSgedäude in Breslau wird der „Schles. Ztg.* Folgendes mitgetheilt: Al» Se. Maje stät der Kaiser nach Schluß der Aufzüge Cercle hielt, wandte er sich an eine Gruppe von jungen Leu ten, welche im 4. Aufzuge Freiwillige au» dem Jahre 1813 daigestellt hatten, und sagte zu ihnen: .Meine Herren! Da» Bild, welche» Sie mir soeben vorgesührt haben, hat lebhafte Erinnerungen in mir wach „Ich darf ihm keinen Vorwurf machen — hierüber nicht!* entgegnete er, „denn ich muß seinen Worten trauen, daß der Brief nicht rechtzeitig in seine Hände gelangte. Er war verreist, auf einige Tage — und al» er zurückkam und da» Blatt vorfand, wußte er e» schon, daß mein Vater inzwischen gestorben war* „Edmund!* schrie sie auf. „Der Schlag hatte ihn gerührt,* setzte er schmerz lich bewegt hinzu. Ob die Ursache in seiner Natur lag; ob sie durch Kummer und Gram herbeigeführt war — wer kann e» entscheiden? — Auf seinem Todten- bett vertraute er mir sein unselige» Geheimniß. In seine erkaltende Hand mußte ich ihm schwören, daß eS meine heiligste, meine Lebensaufgabe fein sollte, jene Papiere wieder zu erlangen, die in dem Besitz Deines Onkels waren.* „Aber warum denn nur dies ganze unglückliche Spiel — wa» gingen meinen Onkel die Briefe an?* fragte Dora. „Neben der traurigen Sucht, seiner Menschenver- achtung immer neuen Stoff zuzuführen, trieb ihn noch ein besonderer Haß gegen meinen Vater, eine Neben buhlerschaft aus alter Zeit. Aber darum hatte ich nicht mit ihm zu rechten; ich hatte nur die Schmach von meinem und meine» Vater» Namen fern zu halten, und so mußte ich e» für eine glückliche Fügung neh men, daß ich in diese Stadt versetzt wurde — ich konnte nun den Versuch machen, mich Deinem Onkel zu nähern. Und für eine zweite Fügung dann, Dora, durfte ich e» nehmen, daß ich die Begegnung mit Dir hatte, welche mir zuerst den Weg in fein Hau» bahnte. D» selbst * Mit fliegendem Athem, bald roth, bald bleich im Gesicht, hatte sie ihm zugehört, jetzt aber unterbrach sie ihn: „O still, Edmund, still — rede nun nicht weiter! Wa» folgt, muß ich mir selbst ausdenken, ich ganz allein!* Sie hatte sich in ein nebenstehende» Sofa gleiten lassen und senkte ihr Haupt in die Kissen; er hörte sie leise weinen. Eine Weile wartete er still, dann drückte ihn ihr Schweigen. Er trat an sie heran und faßte ihre Hand: „Dora!* „Einen Augenblick noch laß mich,* bat sie, „dann bin ich wieder bei Dir!* Und wirklich stand sie nach einigen Minuten auf und stellte sich neben ihn. Ihre Thränen flossen nicht mehr, fie sah freundlich und gefaßt au». „ES hat mich noch ein wenig Schmerz gekostet, bi» ,ch e» recht be- griff, wa» un» eigentlich zufammengeführt Hot; aber dafür weiß ich e» nun ganz klar, und Du brauchst nicht erst Dein Ja dazu zu geben, welche Bedingung der Onkel dir stellte.* „Ich sollte Deine Liebe zu gewinnen suchen, ja Dora, da» war sein Wunsch* sagte er mit so viel Festigkeit, al» ihm möglich war, „und wenn Du so willst: sein Befehl.* Sie lächelte leicht: „Er wußte, daß die»Verlangen nicht schwer war, aber —* sie stockte wieder. Er verstand e», daß er ihr jetzt da» Wort au» dem Munde zu nehmen habe. „Dora* sagte er, in- dem er ihr ernst in die Augen blickte, „wenn e» Dich kränkt, daß ich damals geringer von dem Glück de» Herzens dachte, al« von der Ehre de» Mannes, und wenn ich glaubte, ich böte dem Weibe, dem ich mich verbände, genug, wenn ich jede Pflicht und jede Rück sicht gegen sie erfüllte, die mir Achtung und freund liche» Wohlwollen nur immer vorschreiben mochten, so frage ich Dich in dieser Stunde, ob Du mir meine Schuld vergeben kannst?* Ihre Hände lagen in einander, den Kopf hielt sie gesenkt; — so stand sie vor ihm, und so auch begann sie leise ihm zu antworten. „Als mir Dein Bild be fleckt und ich so elend war, da zog zuweilen die Vor stellung durch meine Seele, wie grenzenlos daS Glück wäre, wenn ich Dich plötzlich wieder rein von Schuld sehen könnte, und wie grenzenlos dafür auch meine Dankbarkeit sein sollte. Daran denke ich jetzt, wo der Himmel so gnädig gewesen ist, und darum will ich Dir nicht» vorwerfen und über nicht» klagen. Gieb mir von Deinem Herzen fo viel Du kannst — e» soll mir genügen und in Treue und Liebe will ich Dein Weib bleiben.* Wie zur Bekräftigung Dessen, wa» sie fagte, hatte sie ihre Gestalt emporgerichtet, und nun fchlug sie auch die Augen auf, um sie betheuernd in die seinen zu heften — da aber: hatte sie Edmund's Gesicht je so gesehen, hatten seine Blicke je mit dieser überströmen den Zärtlichkeit auf ihr geruht? — Und nun hörte fie auch seine Stimme, diese geliebte, sonst so klang volle, nun aber in tiefster Rührung bebende Stimme: „Weißt Du e» denn nicht, Dora, daß ich nur von einer Zeit sprach, die nicht mehr ist? muß ich e» Dir erst sagen, daß, wenn ich e» nicht schon längst erkannt hätte, diese eine Stunde mich gelehrt haben würde, daß e» nur Eine giebt, die mein Herz auSfüllen kann, und daß diese Eine mein Weib ist?'