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^«208. Donnerstag, den 7. September. 1882. ^k»»»e»k»t»prelir I» U»,«» : .... 18 K»r^ ^^UlrUcd: « 11»rk 50 pk kiuauosro: lv?k L»»—ri»»w äe« 6»ot»cl>«o k«icb», tritt?o«^ uoä 8t«ivp«I,u,<ettI»^ bivio. 1»»«r»1ei>pr«I»«: kllr 6«o L«uuo eio»r ?etitreils 20 vot«r „8ir>8^«u»ät" 6i« 2«il» bü ?k. ö«i VAdollv» uo6 2its«rll8Ltr b0 rrsekelie»: TA^Iicb mit Xu8n»bms äer 8onn- uv6 keiert»^» ^K«o6» kür <t«u kotxsoäeu DresdM Ämmml. I»»»r»1ea»no»kwe »usirLrl»: F>. Lraneirtrtter, Oon>wi«ioQLr eie» Oreseiner 1ourv»I»; llsmdor, >«rll» -Vi«o I^tprt? S»»«I 8r„I», rr»»Iekür1 » H e //na8en^rin et VoA/er, Lsrlui-Vt«» S»wdvr^. k7»ßk-L«ip»t, rrroilkorl ». ».-Mvnedsn: ^«<1 LnE,' 8«rUv: /nreiixieneieint , Lr-mso: ^>c/«io<te, Lr,»I»s: /. ÄariAen's Lurrau <L'mit : kr»nkkuri » M e L'. -/aeAer'seke öucbkito^lunb; VVrUt»: k? A/üAer- S»imov«r: 0. §e/iÜ8«ier, k»rt, S«ril» - kr»»>rtLrr ». » StvNxsrre Daudet <7o., Lsnrdnrxe ^lei. Lterner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Heransxekvrr Löoiel. kipeäitiou 6e» Oreseiner lournsil, Oreseieo, ^Miozerstrass« Ho. 20. Nichtamtlichkr Theil, ueßersicht: Leletraphische Rachrichte». Zeitnaßsschau. (Popolo. Weser-Zeitung. Ham burgischer Lorrespondent.) Lagesgeschichte. (Berlin. Wien. Prag. Lemberg. Buda-Pest. Dublin. St. Petersburg.) Zur ägyptischen Krage. Cruevnungen, Lersetzuugen rc. im öffeutt. DieuSe. Dresdner Nachrichten. Die Dre-dner kirchlichen Feste. Provinzialaachrichtru. (Leipzig. Zwickau. Schnee- berg. Plauen i. B.) vermischtet. Statistik und Lolktwirtbschaft. Lotterirgewinuliste vom S. September. Feuilleton. Lagetkalender. Beilage. Börsenuachrichten. Telegraphische Nachrichten. London, Dienstag, S. September, Abends. (W.T B) Infolge der namentlich auf dem Con- tinrut, herrschenden, dnrch das Gerücht von dem Anftretea der Cholera im Rothen Meere hervor- gerufenen Besorgvi- veröffentlicht die Regierung eine Depesche au» Aden, in welcher constatirt wird, da- das Gerücht durch den Lod eines Hei zers an Bord eines Schiffes, welches Pilger von Bombay nach Mekka brachte, entstanden sei; eia weiterer Todesfall sei nicht vorgekommeu. Der Gesnuddeitszustand in Aden sei vortrefflich; seit de« Monat Oktober 1881 sei kein Cholerafall zu verzeichnen. Die neuesten aus Indien eingegange- ne» Nachrichten coustatirev, daß in den letzten 14 Lagen nur sehr wenige Cholerafälle vorgekom- mev find. Belgrad, Dieustag, S. September, Abends. «Corr.-Bur.) Die Reise de» Königs Milan nach Wien wurde aufgegebrn. Konstantinopel, Mittwoch, 6. September. (Tel. d. Dresdn. Jvurn.) Das Journal „Baktt" veröffentlichte gestern Abend in einer Extraaus- gäbe den sauctioairtev officiellr« Wortlaut der ^roclamatiou des Sultans, welche Arabi Bey für einen Rebellen erklärt. Alexandrien, Mittwoch, - September, vor mittags. (Tel. d. DreSd. Journ.) Der verhaftete griechische Consularaaent Antonopulos soll nach Griechenland zurückgeseudet werden. Den anderen verdächtigen Personen rieth die Polizei, das Land zu verlassen. Heute früh brach in der Scherif- straße eine Feuersbrunst aus; mehrere der Brand stiftung verdächtige wurden verhaftet. Gestern find 2 Häuser hier und in Ramleh ausgeplüadert worden. Dresden, 6. September. Je mehr in Italien dir Wahlbewegung in Fluß 'ommt, desto mehr gewinnt die Ueberzeugung Raum, daß e» sich bei dem bevorstehenden Wahlkampfe um die Staatsform selbst, um den Fortbestand der Monarchie handeln wird. Dieser Anschauung verleiht auch bereits ein großer Theil der gemäßigten italie nischen Presse Ausdruck. 5 angesehene Zeitungen, die „Perseveranza', die „Op'.nione', dl« „Rasjegna', der „Popolo Romano- und der „Diritto', von denen die Verden ersten der Rechten, das dritte dem Cent, um und die beiden letzten speciell der ministeriellen Partei auf der Linken angehören, verlangen von der Regierung, daß sie bei den bevorstehenden Generalwahlen jede nichtmonarchische Candidatur bekämpft: ein Verlangen, welches durch die drohende Haltung und da» verbreche rische Treiben der radicalen Parteien hinlänglich ge rechtfertigt erscheint. Auch die officiösen Organe be ginnen einen andern Ton anzuschlagen, und scheint die Regierung durch die in Imola vor Kurzem vollzogene Verbrüderung der Radicalen aller Farben eine Einsicht in die Gefahr ihrer Lage erlangt zu haben. Da» osficiöse Organ de» Ministerpräsidenten, der „Popolo Romano', schreibt in dieser Beziehung: „Angesicht» derartiger Bündnisse und Beschlüsse muß man sich fragen, ob noch Jemand ohne Heuchelei vom Minister de» Innern verlangen darf, daß er die unlängst im Parlament abgegebenen Erklärungen nicht auf da» Allerstrengste aufrecht erhält. E» ist in der That er staunlich, daß e» noch so viele Menschen giebt, welche glauben oder wenigsten» glauben machen wollen, wie die Regierung ein größere» Interesse daran haben könne, den Moderirten die Eandidatur jener Fraktionen vorzuziehen, welche sich zum Sturze der bestehenden Staat«einrichtuvgen verbündet haben.' Der Kampf, welcher demnächst an der Wahlurne entbrennen soll, wird sich zu einem Kampfe zwischen Monarchie und Republik gestalten. „Auf der einen Seite', schreibt man der „Weser-Zeitung' au» Rom, „werden sich die Republikaner aller Farben, mit einer bedingten Unterstützung der monarchischen Radi kalen unter Crispi, zum ersten Male aus dem Boden de» allgemeinen Stimmrecht» messen mit den, wenn nicht durch besondere Verträge, so doch moralisch mit' einander verbündeten Anhängern der liberalen parla mentarischen Monarchie.' Unterdessen bieten die anarchistischen Elemente unter den Radicalen ihr Möglichstes auf, die Dinge zum Aeußersten zu treiben. Die Umtriebe dieser Partei haben bisher an Gefährlichkeit nicht nachgelassen, und enthält in dieser Beziehung namentlich ein Schreiben des römischen Berichterstatter» de» „Hamburgischen Correspondenten' lehrreiche Mittheilungen. Der selbe sagt: „Daß sich da» sociallstische Sectenwesen nicht blo» über die Romagna, sondern auch über ganz Italien erstreckt, das wird Hr. D-preti» nach den letzten Vorgängen in Livorno und Genua wohl kaum noch in Abrede stellen wollen. In Livorno fand nämlich dieser Tage eine ziemlich mysteriöse Verhaf tung Statt. Die Ronde visitüte ein verdächtig au»- sehende» Individuum und entdeckte auf seinem Körper viele nihilistische Documente, wie Aufrufe, Proclamen und auch einen Stempel mit der Gravur: „Da» Actiontcomite'. Befragt, wer er sei, gab er seinen Namen und ein Domicil an, da» jedoch sofort al» er logen festgeftellt wurde Der Delinquent, der auch ein Handschreiben Rochefort'» bei sich getragen haben soll, befindet sich natürlich hinter Schloß und Riegel. Eine ähnliche Verhaftung erfolgte in Genua, wo wieder einmal da» Strikeunwesen spukt. Der Arrestant hatte mehrere Depeschen bei sich, worin er an gewisse Arbeitercomitä» trlegraphirt, sofort die Arbeit einzustellen und weitere Ordre» abzuwarten. Seine Complicen, refp. die Auf traggeber will er absolut nicht nennen. Bezeichnend für die nihilistischen Umtriebe, die hier immer bedenk lichere Dimensionen annehmen, ist auch der Umstand, daß die Regierung zu ihrer Ueberwachung eigen» einen Eriminalcommissar nach Ravenna entsenden mußte, mit der Mission, sämmtliche Affilirte zur Anzeige zu bringen. Leider aber hätte er sich diese Excursion sparen können, denn jede» Kind weiß heut zu Tage, daß die gesammte Bevölkerung der Romagna von dem Gifte de» Socialismu» inficilt ist. Wegen dieser Maß nahme herrscht übrigen» im Tabinet eine ernstliche Spaltung, die leicht in eine Krisi» auSarten könnte. Zanardelli, Baccarini und Bacelli sind gegen jedwede Repressalie. Bekanntlich findet bei Forli ein große» Divisionsmanöver Statt, dem König Humbert mit feiner Gemahlin beizuwohnen gedenkt. Wie verlautet, gedenken die Socialisten diese Gelegenheit zu einem abermaligen Handstreich gegen König Humbert zu be nutzen; wenigstens hat e» an den bezüglichen Verwar- nungen nicht gefehlt. Unter anderen lief von der Seinepräfectur ein Avis ein, demzufolge auf der Reise nach Forli der Zug von verbrecherischer Hand ent gleist werden sollte. Auch au» Wien sollen ernstliche Warnungen eingetroffen sein. Man bringt hier diesen Umstand mit der kürzlich erfolgten Ausweisung mehrerer Socialisten au» Frankreich in Zusammenhang. Die fran zösische Regierung soll festgestellt haben, daß der Sitz de» italienischen Actroncomitö» in Pari» zu tuchen sei. Auch spricht man von einer geheimen Correfpon- denz, welche der Eriminalpolizei in die Hände gefallen fein soll. Für die Dauer der Manöver hat das Mi nisterium einen besondern Ueberwachungsdienst ange- ordnet. Der König wird stet» von einer Polizeiambu- lar.z umgeben sein. Seit einigen Tagen läßt sich auch die Königin, welche diese E-corte abgeschafft haben wollte, wieder von einer Gendarm-riepatroullle begleiten. Forli ist bekanntlich ein Hauptherd der radicalen Pro paganda. Hier ist die Gährung in diesem Jahre be sonder» hochgradig. Der Präsect ist angewiesen worden, alle verdächtigen Persönlichkeiten feststellen zu lassen, um dieselben beim Eintreffen de» Hofe» unter Aufsicht zu stellen.' Tagesgeschichte. * Berlin, 5. September. Nach der„N. Pr. Ztg.' au» Potsdam zugegongenen Mittheilungen hat ihre Majestät die Kaiserin eine gute Nacht gehabt. Es traten vereinzelt Schmerzen auf, die den Schlaf unter brachen, da» Allgemeinbefinden der erlauchten Patien tin ist indeß erfreulicher Weise ein die Aerzte durch aus zufrieden stellendes geblieben. Die warme regen freie Witterung kommt der Kaiserin sehr zu Statten. — Se. Majestät der Kaiser ist heute Abend H8 Uhr im besten Wohlsein mit Ihren koiserl. und königl. Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin in BreSlau eingetroffen und auf dem Bahnhofe von dem Großfürsten Wladimir und seiner Gemahlin, der Prinzessin Albrecht, dem Erbprinzen von Sachsen-Mei- ningrn, dem Herzog v. Ratibor, dem Fürsten Pleß, dem Generalseldmarschall Grafen Moltke, dem Grafen Waldersee, dem Fürstbischof Herzog und dem Weih bischof Gleich empfangen worden. Außerdem hatten sich die Spitzen der Militär- und Eivilbehörden, die Generalität und gegen 400 Reserve- und Landwehr- osfiziere zur Begrüßung Sr. Majestät auf dem Bahn- Hofe eingefunden. Nachdem Se. Majestät die An wesenden begrüßt hatte, bestieg derselbe mit Ihren kaffer!, und königl. Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin eine offene 4spännige Equipage und fuhr unter dem endlosen Jubel der dicht gedrängten Volksmenge durch die festlich geschmückten und glän zend erleuchteten Straßen, in welchen die Kriegerver- eine Spalier bildeten, nach dem PalaiS, wo eine Ehrenwache deS 10. Regiments paradirte. Um 9 Uhr fand auf dem PalaiSplatze der große Zapfenstreich Statt, welcher von ca. 1000 Musikern und Tambours de» V. CorpS auSgeführt wurde Der ganze Platz ringsum war von dicht gedrängten Volksmassen be setzt, welche nach dem Schluffe des Zapfenstreichs unauf hörlich enthusiastische Hochs auf den Kaiser ausbrachten. — lieber die parlamentarischen Arbeiten für den Winter sind bis jetzt noch keine definitiven Entschlüsse gefaßt worden. Endgiltige Entschlüsse werden, der „Schles. Ztg.' zufolge, wohl auch erst gefaßt werden können, wenn der Staatssekretär v. Bötticher von seiner kurzen Reise zurückgekehrt sein wird. Der anfänglich gefaßte Plan, den Landtag gleich nach den Wahlen zu einer kurzen Session vor der Wiedereröffnung de» Reichstag» zu berufen, scheint nicht zur Au-sührung zu gelangen. Für d esen Fall würde dann allerdings die jetzt bis zum 30. November in Aussicht genom mene Vertagung des Reichstags etwa- abgekürzt wer den müssen, damit der Reichstag in der Lage sein würde, bi» Mitte Januar die dringendsten Arbeiten zu vollenden. — Verschiedene Zeitungen hatten bericht» t, daß in einer neulichen Sitzung deS StaatSm'nisteriumS der Wahltermin sür da» Ab geordnetenhaus festgesetzt worden wäre. Dem ist schon officiöS widersprochen worden, indem diese Angelegen heit gar nicht zur Berathung gestanden ha«. Im Uebrigen hört die „N. Pr. Ztg.', daß al» Termin für die Wahlmännerwahlen der 11. oder 12. October und für die Wahlen der Abgeordneten der 18. oder 19. October in Aussicht genommen sei. — Vor Kurzem ging die Mittheilung durch die Presse, daß die Regierung beabsichtige, zur Ueberwachung der Börsengeschäfte, namentlich der F.ststellung der Courfe, Commisfare zu bestellen. Wie der „Nat.- Ztg.' berichtet wird, sind in letzter Zeit viele Be schwerden sowohl aus den Kreisen des PrivatpublicumS, als auch denen der Börse, an die Regierung gelangt, wonach die Course angeblich oft willkürlich fixirt wer den zur großen Benachtheiligung des Publicum»; e» folle sich bestätigen, daß jetzt in RegierunzSkreisen Be sprechungen über diese Angelegenheit stattfinden. — Au» Breslau berichtet die „Schles. Ztg.': Die gegen die Ernennung deS Domcapitular vr Adolf Franz (früheren ChesredacteurS der „Germania') zum Dom- predlger feiten der Staatsbehörde erhobenen Einwen dungen scheinen ihre Erledigung gefunden zu haben. Or. Franz hat gestern im Dome seine Antrittspredigt gehalten. — DaS FestungSgesängniß in Glatz wird am 1. October d. I. aufgelöst. Etwa am 1. Oktober d. I. im Festungsgefängnisse in Glatz noch vorhandene Gefangene sind zu dem Festung»- gefängniß in Glogau zu versetzen. Wien, 5. Seplember. Dem neuesten „Armee- VerordnungSblatt' zufolge hat der Kaiser den General major Leonidas Frhrn. v. Popp zu seinem General- adjutanten unter Belassung in ferner Anstellung al» Vor stand der Militärkanzlei ernannt. Prag, 5. September. Der Minister l)r. Prazak ist heute Nachmittag auf der Franz - Joftsbahn nach Wien zurückgereist. Der Deputation der Stadtvertre tung Prag» fagte der Minister gestern, daß wirklich ein Theil der hiesigen GerichtSlocalitäten unzureichend sei. Die beiden Projekte, welche in dieser Beziehung aus Abhilfe abzielen — nämlich Unterbringung iämmt- licher Gerichte in einem einzigen großartigen Gebäude auf dem Platze, auf welchem sich da» Prager Straf haus bei St. Wenzel befindet, welche» zur Ausnahme von 1200 Siräflingen eingerichtet ist, oder Erbauung eine» besondern Gebäude- sür jedes einzelne Gericht — würden genau in Erwägung gezogen und das Er- gebniß mit Beschleunigung bekannt gegeben werden. Die Vertreter der Stadt plaidirten eifrig für die Ent fernung des StrafhauseS aus Prag, und zwar sowohl aus sanitären, als auch aus ästhetischen Rücksichten. Es läßt sich nicht bestreiten, daß e»n so große-Straf- Hou- mitten in der Stadt für die GefundheitSverhält- nisfe derselben nicht dienlich ist, und was da-Aeußere diese« GebäudrS betrifft, so gereicht e- dem in dessen Nähe befindlichen Stadttheile, welcher durch die neue Podskal - Smichower Brücke dem lebhaftesten Verkehre erschlossen worden ist, zur größten Unzierde. — Der Deputation de- tschechischen akademischen Lesevereins und der tchechischen Recht-Hörer, welche dem Minister die Beschwerden gegen den Prüfung-erlaß deS Unter- rlchtsminister- bezüglich der tschechischen Universität Feuilleton. Redigirl von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt. — Dien-tag, den 5. September gastirten m Mozart'- „Don Juan' Frl. Kolb al- Zerline und Hr. Elm blad als Com- thur. Der Letztere, bisher Concertsänger, betrat mit dieser Partie »um ersten Male die Bühne und zwar mit durchaus günstigem Erfolg. Seine Baßstimme ist voll ungewöhnlicher Kraft und sonorer Fülle, musikalisch gut und sicher geschult. Die gegebene Leistung kann Hrn. Elmblad in dem Vorsatz, sein Talent der Bühne zu widmen, nur bestärken. Frl. Kolb'- Au-sührung der Zerline bekräftigte nur das schon ausgesprochene Urihell. Frl. Kolb's Stimme fehlt Tragkraft, Wohl klang und Au-druck-fählgkeit, die auch einer kleinen Stimme eigen sein können; in der Mittlern Lage sällt sie bei rascher Bewegung in den Sprechen und die Intonation zeigte sich öfter schwankend. Auch Vor tragsweise und Spiel — letzteres in seiner Art routi- nirt genug — verweisen Frl. Sold auf eine Thätig- keit bei einer kleinen Bühne. In der Ausführung der Oper traten die Leistungen Hrn. Degele's und Decarli's (Don Juan — Lepo» rello) anerkennenswerth hervor; Frau Prochaska sang sehr lobenswerth die erste Scene, auch Einzeln- heiten i« großen Recitativ mit der l)-6ar Arie, obwohl öfter mit »u sorcirtem Stimmaufwand. Hr A. Erl sang vortrefflich die beideu Arien des Ottavio. C « K. Hoftheater. Sonntag, den 10. d., wird wahr scheinlich die erste hiesige Vorstellung der Oper „Der Widerspenstigen Zähmung' (nach Shakespeare'- Lustspiel) von Herm. Götz stattfinden, dessen ungemein talentvoller, künstlerisch hervorragender und hoffnungs voller productiver Thätigkeit der Tod leider ein zu frühzeitige- Ziel fetzte. Herm. Götz, 1840 in Königs berg geboren, war Schüler det Stern'schen Conserva- torium» in Berlin, übernahm 1863 eine Organisten- stelle in Winterthur, als Nachfolger von Th. Kirchner, die er krankheitshalber 1870 aufgeben mußte, und lebte dann zu Hotttngen bei Zürich bis zu feinem Tode 1876. „Der Widerspenstigen Zähmung', seine erste Oper, wurde 1874 (zu Mannheim) zum ersten Male und bald auf anderen größeren deutschen Bühnen (sofort auch in Wien) mit Erfolg gegeben und überall als eine der musikalisch werthvollsten und feinsten Arbeiten unter den neuesten deutschen Opernproductionen anerkannt. Eine zweite Oper: „FranceSca von Ri mini' wurde von Götz unvollendet hinterlassen, vom Kapellmeister Frank in Mannheim aber sertig gear beitet und auch bereits an einigen Bühnen gegeben. In „Der Widerspenstigen Zähmung' werden die beiden Hauptpartien — Katharine und Petrucchio — von Frau Schuch und Hrn. Bulß auSgeführt. B. Der Oheim. Novell« von F. S. Reimar. (S-rife-ung.) „Laß unS nicht länger reden, lieber OnkelI'bat sie. „Ja, ja,' entgegnete er mit glasiger werdendem Blick, „aber da» Schweigen erkauft man: dies oder da» ist der Preis! O, er wußte eS wohl, der schöne Hardeck, daß ich ihn verderben konnte! Sein Ansehn, seine Ehre — pah, ein KartrnhauS für mich! Unred lichkeit an den Fersen?! pfui doch — pfui!' „Onkel, Onkel, Du sprichst von meinem Manne, von Edmund!' mahnte Dora fast außer sich. „Still, still,' sagte er, „Du redest zu lautl Es soll ja Niemand etwas erfahren! die Papiere, auf denen alle» stand, waren sicher bei mir — ich hätte sie nicht herau-gegeben — nur ihm — nur ihm! Aber eS war doch besser, daß er sie verbrannte — an Deinem Hochzeitstage — weißt Du'S noch, Dora? — und die Asche dann in die Winde — husch — sch — sort — fort!' Dora stand athemlo-, mit weit geöffneten Augen — sie wagte keinen weitern Laut zur Unterbrechung. Mit einem seltsamen Lächeln hob der Sterbende seinen Kops halb von den Kissen empor. „Narr Du! weißt e« nicht, daß ich Dich noch am Bande halte? Sie ist mein Kind — ich habe sie lieb, sie allein — und Du sollst sie auf den Händen tragen, ich will e» — ich! E» ist gut, daß ich nicht an den Brief dachte, den einen, hör' eS — und nun ist er mein, und er macht'- einerlei, daß Du die andern verbrannt hast!' „Was für ein Brief, Onkel?' rang e- sich au» Dora'» Kehle, trotzdem r» ihr war, al» werde ihr die selbe von einer unsichtbaren aber entsetzlichen Faust zusammengeschnürt „Haha, meinst Du, ich soll's verrathen?' ries er mit heiserer »erdender Stimme; „ich hüte »eine Ge heimnisse — besser al» Gold sind siel' In namenloser Qual war Dora an dem Lager deS Onkels niedergesunken. „Onkel, gieb mir da- Papier, das Edmund ver derben kann!' „Nein — nein — nie — ich hab's geschworen — glaubt Ihr, daß ich den Eid nicht halte?' „Bei aller Barmherzigkeit, um der Liebe willen, Onkel, die Du einmal kanntest, höre mich!' flehte sie verzweislungSvoll. „Gieb mir den Brief, oder füge mir, wo ich ihn finde I Du hast mich Dein Kind ge nannt — ich bin unglücklich — ich werde elend fürs Leben, wenn ich eS nicht erfahre!' Sein Kopf sank in die Kissen zurück. „Elend Du? — nein, nein, Dora: besser dann, Du verwahrst ihn — aber gut! Such ihn dann —' „Wo, wo?' drängte sie, als er stockte. E» kam keine Antwort über seine Lippen, und als sie in seinen Blicken forschen wollte, sah sie, daß die selben starr wurden. „Um Gotteswillen, geh' nicht so von mir', rief sie angstvoll „sprich noch zu mir, zu Deiner Dora!' Ein Zucken glitt um seinen Mund, als ob er ihr zulächeln wollte, aber dann wurden auch die übrigen Züge so starr wie seine Augen. Dora warf sich über ihn; für den Augenblick for derte der Gedanke seine Macht, daß der Mann starb, welcher der Bruder ihre- Vater» gewesen war, dessen Dach sie Jahre lang beschützt und der für sie selbst nur Güte gehabt hatte. Weinen konnte sie nicht; — in ihrem Innern war ein Brand, der die Thränen in chren Augen verzehrte, aber für Minuten hielt sie den Körper de» Dahmgegangenen umklammert, al» fähe sie mit ihm «inen Halt ichwinden, eine Zuflucht, eine