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Mensch am meisten der Ueberwachung und de» Zügelt bedarf, wird er vollständig fteigelasten. Liefer Fehler beruht nicht allein auf den allgemeinen Ansichten, welche Amerikaner über Kindererziehung haben, sondern wird auch durch besondere Verhältnisse vergrößert. Die autaedehnte Kinderarbeit und die Selbstständig keit, welche man Jedem hier zugesteht, der .Geld macht-, trägt am meisten dazu bei Jeder Junge möchte recht bald ein Mann werden, und da er bald lernt, daß Geld den Mann macht, so ist er sehr früh danach au», „Geld zu machen", sich die sreie Ver fügung über dasselbe zu sichern und, wie in allen solchen Fällen, in Nachahmung der Fehler und Laster der Erwachsenen zu excelliren, ohne die Kraft zu be sitzen, noch zur richtigen Zeit einen Hemmschuh anzu legen. Zum Manne gehört aber in Amerika, wenig stens nach jugendlichen Begriffen, auch die Pistole, und so muß der Junge auch eine solche Mordwaffe besitzen. Wie die Gelegenheit aber Diebe macht, so macht der Revolver Mörder, namentlich in den Hän den junger, leicht erregbarer Leute. Und für diese leichte Erregbarkeit, die schon eine natürliche Folge VeS amerikanischen KlimaS und Lebens ist, wird noch künstlich gesorgt durch die Schandliteratur, welche hier al» Jugendschriften unter die Leute gebracht wird. Die Ermordung der zwei Feldmesser in Minnesota wird wieder darauf zurückgeführt, daß der jugend liche Mörder zu viele , Dime - NovelS " studirt habe. ES ist nun allerdings zunächst Pflicht der Aeltern, die traurigen ErziehungSresultate, wie sie in der Verbrecherstatistik sich zeigen, als eine Warnung aufzusassen, die amerikanische Erziehungs methode nicht vollständig an Stelle der alten deutsch « treten zu lassen, wenn auch die letztere namentlich hier größere Mühe und Arbeit macht. Denn gerade unter der Jugend wirkt da- Beispiel ansteckend, und der Ton, der in den Schulen und unter den Kameraden herrscht, ist ein nie ganz wegzuräumendeS Hinderniß, wenn e» sich darum handelt, nach deutschen Begriffen Kinder zu erziehen. Allein dar ist auch nicht nöthig. Der Deutsche bricht zu gern den Willen der Kinder vollständig und verfällt dadurch m den entgegengesetz ten Fehler des Amerikaner-. Doch können gewiß nie bessere Resultate erzielt werden, wenn nicht eine Mehr zahl der Aeltern von der gegenwärtigen Methode ab geht und wenn nicht die Kinderarbeit nicht allein in der Fabrik, sondern in jeder Form beschränkt wird. Dann aber sollte die Gesellschaft durch Fortbildungs schulen, durch angemessen ausgesuchte Bibliotheken, durch Förderung anständiger und gesunder Vergnü gungen den Halt zu ersetzen suchen, weichender Heran wachsende Junge im Aelternhause verliert, und die Jungen abzulenken suchen von der verderblichen Lec- ture sogenannter Jugendschriften, gegen die durch Ge setze gar nicht oder nur sehr schwer einzuschreiten ist, die aber in Verbindung mit der Pistole so viel Un heil anrichten." Der vorstehende Artikel deS New-Aorker Blattes bestätigt die schon wiederholt in deutschen Zeitungen verbreiteten Schilderungen über die wahrhast Abscheu erregende Sittenverderbniß der amerikanischen Jugend. Wie viel zu diesem Uebel insbesondere die schlechte Presse beiträgt, darüber äußern sich die Hirtenbriefe einiger amerikanischen Bischöfe. Der Bischof Többe richtete vor einiger Zeit in seinem Fastenhirtenbriefe bezüglich der schlechten Presse folgende Mahnung an die Aeltern: „Wir weisen Euch, besonders Euch Ael tern, hiermit hin auf ein wachsende- Uebel, da» wie ein Krebsgeschwür wächst und das gesunde Leben der Gesellschaft zerstört: die täglichen ungläubigen und schmutzigen Zeitungen und andere Publicationen. Sie machen die gerühmte Freiheit der Presse zu einer Eloake der Verderbtheit und füllen schnell da» Maß ihrer Schuld. Sie beschreiben und veröffentlichen so Vieles, war weder für Jung, noch für Alt eine passende Lecture ist, was nicht einmal die Aeltern ohne Schaden lesen können, geschweige denn, daß sie dasselbe ihren Kindern in die Hände geben könnten. Wir stimmen von Herzen mit dem Bischof Elder in dem Plane überein, welchen er gegen solche Zeitungen und Publi- cationen zur Befolgung angerathen hat: rührt sie nicht anl Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. Der gleichen soll unter Euch nicht einmal genannt werden, wie e- Heiligen geziemt, weder Unfläthigkeit, noch eitles Geschwätz, noch zwecklose» Possenspiel; haltet Euch fern von dem Allen und vermeidet es." In dem Hirtenschreiben deS deutschen Bischofs Kilian Flach von La Crosse, Wisconsin, lautet der Passus über die Presse, wie ftlzt: „Wir können nicht umhin, darauf hinzuweisen, welch' mächtigen Ein waren und sich festgesetzt hatten, berührt der Verfasser de» Werke»: „Wie England ward" freilich nicht. Der Rahmen, innerhalb dessen seine Darstellung spielt, be schränkt sich auf die Zeit zwilchen Hengist und Tcgbert. Die in ihrer Mehrheit deutschen Völkerschaften Bel gien», von denen eine Anzahl, lange vor Cäsar her- übergekommrn, auf britischem Boden die den Basken verwandten Siluren, die Gälen und die ebenfalls kel tischen Khmern landeinwärts getrieben hatte, finden in vr. Green'S Werk ebenfalls keine Erwähnung. Ebenso wenig die mit menapischen Belgiern nach Irland ge kommenen Friesen (Chauken), deren schon Ptolemaios gedenkt. Vielleicht läßt sich die Stärke deS „britischen" Widerstandes gegen die angel-sächsische Eroberung einigermaßen aus dem vorhergegangenen Eindringen tapferer Germanenstämme, wie der Belgier, erklären, denn andere deutsche Stämme wohnten jedenfalls schon in Britannien vor Hengist und Horsa. Ob sie ihrer Sprache überall verlustig gegangen waren, wissen wir bei dem Mangel an geschichtlichen Zeugnissen nicht. Ihr Blut aber hat sicherlich fortgewirkt, so gut wie da- gothische, fränkische, vandalische in den Ländern, in welche dieser Theil unserer Vorfahren eindrang. Der von dem Verfasser gebrauchte Ausdruck: Hengist habe bei seiner Landung „Britannien von einer Bevölkerung keltischen und römischen Blute» er füllt gefunden", dürfte daher wohl etwa» zr beschrän ken sein. Die vor Cäsar herübergekommenen Belgier waren in ihrer Mehrheit, wenn nicht in ihrer Ge- sammtheit, unzweifelhaft Deutsche gewesen Und die noch von Tacitu» erwähnte filurische Gruppe der Be- fluß die Presse auf die Griste»richtung unserer Zeit au»übt. Durch eine Unmasse von Büchern und Zeit schriften arbeitet eine religionSfeindliche Presse mit Macht darauf hin, den Samen de» Unglauben» und der Sittenlosigkeit auSzustreuen, während die im Dienste der Religion stehende Presse diesem verderblichen Ein flüsse entgegenarbeitet und durch Verbreitung guter Bücher und Zeitschriften Glauben und Tugend zu fördern fucht. Wir ermahnen deshalb Priester und Aeltern nachdrücklichst zur Wachsamkeit in dieser Be- ziehung, damit nicht, während die Vorgesetzten schlafen, der böse Feind da» Unkraut auf den Acker Gottes in den Herzen der ihnen Untergebenen auSstreue. Wie Viele werden durch das Lesen schlechter Bücher und Zeitungen vergiftet und dem JndifferentiSmu» und Un glauben in die Arme getrieben. Hinweg mit solchen Zeitungen aus den Familien und au» den Gemeinden! Bezahlt und unterstützt nicht mit Euerm eignen Geld solche Zeitungen, die darauf auSgrhen, Euere eigne Re ligion zu beschimpfen und die heiligsten Güter deS Glaubens durch Spott und Hohn in den Koth zu ziehen." Erfreulicherweise sind zwar solche, den amerika nischen Zuständen ähnliche, in Deutschland noch nicht vorhanden; aber eS fehlt nicht an Anzeichen, welche darauf schließen lassen, daß auch unserer Jugend ernste Gefahr droht, und mancherlei Klagen über den Zerfall ihrer Sitten sind in der letzten Zeit bereits in die Oeffentlichkeit gedrungen. Eine gesunde häusliche Er ziehung, eine Geist und Herz erfrischende Familien- lecture sind der beste Schutz gegen Entartungen, wie sie in Nordamerika in so erschreckender Gestalt zu Tuge treten, und die oben reproducirten Mahnungen ameri kanischer Bischöfe, sowie amerikanischer Zeitungen ver dienen daher auch bei un» Beherzigung. Lagesgeschichk. Dretden, 8. Juli. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 14. Stück deS Jahre- 1882 heute hier einge troffen. Dasselbe enthält: Nr. 1473) Gesetz vom 26 Juni d. I., die Feststellung eines Nachtrags zum ReichShauShaltSetat für das Etatsjahr 1882/83 be treffend; Nr. 1474) Allerhöchster Erlaß vom 26. Juni d. I., die Aufnahme einer Anleihe auf Grund de» Gesetzes vom 15. Februar d. I. betreffend. * Berlin, 7. Juli. Se. Majestät der Kaiser gedenkt, wie die „N. Pr. Ztg." erfährt, am Sonntag nach beendeter Cur von EmS abzureisen und sich zu nächst nach Coblenz zu begeben. Bon dort soll dann, wie man hört, nach etwa zweitägigem Aufenthalte die Weiterreise nach der Mainau erfolgen. — Der heutige „Reichs- und StaatS-Anzeiger" veröffentlicht die Er nennung deS bisherigen DirectorS des Reichsschatzamts, Burchard, zum Staatssekretär deS Reichsschatzamts unter Verleihung des Charakters als wirkt. Geh. Rath mit dem Prädicat Excellenz. — Die Commission zur Ausarbeitung des Entwurf» eines bürgerlichen Gesetzbuchs, welche mehrere Male in der Woche im Reichsjustizamte zu einer Sitzung zusammentritt, hat am Mittwoch die letzte vor ihren Ferien abgehalten. Der Vorsitzende, wirkl. Geh. Rath l)r. Pape, sowie die Mitglieder der Commission treten Erholung«- resp. Badereisen an. Am 1. September werden, nach dem „D. Tagebl.", die Arbeiten wieder ausgenommen. — Das Rechtsmittel der Revision, da» die Vorstands mitglieder deS Berliner Traberclubs gegen ein gerichtliches Erkenntniß, welche- dieselben wegen Ge stattung von Glücksspielen bei Wettrennen zu je 100 M. Geldstrafe verurtheilte, angewendet hatten, ist vom Reichsgericht heute verworfen worden. München, 6. Juli. (N. C.) Dem Vernehmen nach besteht höchsten OrteS die Absicht, die königl. Verordnung vom 20. December 1868, die Handel»- und Gewerbekammern betreffend, einer Revision zu unterziehen; es soll dies namentlich in Betreff der Bestimmung derselben, welche sich auf die Berechtigung zur Theilnahme an den Wahlen genannter Kammer beziehen, der Fall sein. — Wie es scheint, soll der im königl. Odeon hier befindliche anglikanische Bet saal einstweilen den Altkatholiken zur Mitbenutzung eingeräumt werden; denn eine auf kommenden Sonn abend anberaumte Einsegnung einer Ehe wird nach altkatholischem Ritus in d^m genannten Betsaale voll zogen werden. — Die königl. Regierung zu Speyer hat die Beschwerde deS Ausschusses der pfälzischen Volkspartei gegen da- Verbot der Hambacher Jubiläumsfeier im Saalbau zu Neustadt für un begründet erklärt. Eine weitere Instanz gegen diesen Bescheid giebt eS nicht, weil sich das Verbot auf daS Socialistengesetz stützt. Karltruhe, 6. Juli. Die Mitglieder der Gene« ralsynode sind auf den 17. d. einberufen. An Stelle de» verstorbenen Geh. Rath» Bluntschli wird, nach dem „Schwäb.Merc.", da» Präsidium voraussichtlich StaatS- rath Lamey übrrnrhmen. Die Synode wird bis zum 26. oder 27. Juli mit ihren Arbeiten zu thun haben. * Wira, 7. Juli. Die neue Armeereform dürfte nicht früher durchgesührt werden, bi» nicht da» auf Basis derselben adgefaßte Budget alle Stadien der verfassungsmäßigen Behandlung durchgemacht und die Eanction der Krone erhalten haben wird, war vor dem Ende diese» Jahre- kaum der Fall sein dürfte. WaS speciell die geplante Heranziehung der Ersatz reserve betrifft, so hat sich die KriegSvecwaltung, wie der „P.L." meldet, bereits an die ungarische und die österreichische Regierung mit dem Ersuchen gewendet, dieselben möchten die diesbezüglichen Novellen zum Wehrgesetz vorbereiten, um sie zur geeigneten Zeit den Parlamenten zu Buda-Pest und zu Wien vorzulegen. Man sieht, e» ist noch ein weiter und nicht gerade sehr ebener Weg bis zur vollständigen Realisirung der Reformen, welche die Krieg-verwaltung anstrebt. — Laut kaiserlicher Entschließung vom 25. Juni hat, wie die „Boh." meldet, für beide Prager Universitäten nur eine StaatSprüsungScommission zu bestehen, und zwar sowohl sür die recht-historische al- auch sür die judicielle und staat-wissenschaftliche Staatsprüfung. Die StaatsprüfungScommiffion hat dieselbe Zusammen stellung wie bi-her, so daß hierbei die Hörer der tschechischen Universität von deutschen Professoren und umgekehrt geprüft werden können. Die Staatsprü fungen können ausschließlich in deutscher Sprache ab- gehalten werden, aber nicht ausschließlich in tschechi- scher Sprache, denn bei jeder Staatsprüfung müssen ein oder zwei Fächer in deutscher Sprache ge prüft werden. Der Calcul wird sich hierbei nicht blo» auf das Fach, sondern auch auf die Kenntniß der deutschen Sprache erstlecken, und wenn ein Candidat wegen Unkenntniß der deutschen Sprache reprobirt wird, so muß er die Prüsung aus dem betreffenden Fache in der deutschen Sprache wie derholen. Auf der tschechischen Universität muß auch bei den die Staatsprüfungen vertretenden Rigorosen wenigsten« ein Fach in der deutschen Sprache geprüft werden. — Wie der Telegraph aus Graz meldet, er klärte in der heutigen Sitzung des steiermärkischen Landtag« der Statthalter Baron Kübeck in Beant wortung der Interpellation des Abg. Radey, betreffend den deutschen Schulverein, ungefähr Folgende»: Weder die Schul-, noch die VereinSbehörven hatten bisher Anlaß, wegen einer Überschreitung der vom Ministerium genehmigten Statuten de» deutschen Schul- vereinS einzuschreiten. Sollte eine Ueberschrettung vor kommen, so werden die Behörden in gewohnter Weise ihres Amte» walten. Daran knüpfte sich eine interes sante und bewegte Debatte über den deutschen Schul verein, in welcher die Slowenen eine totale Niederlage erlitten. Abg. vr. Heils berg beantragte namens des Unt'rricht»- auischusseS eine anerkennende Resolution und besprach dabei die segensreiche Thätigkeit de« Verein», die auch den Slowenen zu Gute komme, welche wünschen, daß ihre Kinder deutsch lernen. Unter lautem Beisall wie» Heilsberg die Verdächtigungen Ra- day'S zurück. Die Behauptung, daß der Verein gesetzwidrig vorgehe, sei eine grobe Verleumdung. Wenn di« Deutschen Steiermark- deutschen Lehrern Ehrengaben spenden, nenne die» Raday eine Demo, alisation; wenn die Slowenen in Krain Sehn liches thun, finde er nicht» auszusetzen. - Der Landrihaupt- mann rügte ven Ausdruck Berle umdung als unparlameniarisch — Der Abg. Hermann sagte: Die Slowenen werden daraus verzichten müffen, die Deutschen zu überzeugen, sie dürsen nicht »om Landtage, sondern nur vom obersten Machtsactor Recht verlangen. Er räth übrigens den Deutschen, sich dem slawischen Umschwünge doch endlich neidlos zu fügen. - Abg. Or. Rechbauer protestirte energisch gegen die Aeußerungen Hermann » Er sagte: Die Slowenen haben sich gerade unter dem so verpönten liberalen Regime Geltung verschafft, wo aber die Rationen aus verschiedenen Culturstusen stehen, kann von einer sactischen Gleichstellung nicht die Rede sein. Die hervor ragende Stellung der Deutschen sei eine Existenzbedingung sür Oesterreich, da» Wissen der Slowenen ist deutsch, streisen sie ab, was an ihnen deutsche Bildung ist, wa» bleibt übrig? Nicht». Wenn die Slswenen sagen, ihre Sprache sei älter, als die deutsche, so stellen sie sich ein traurige» ArmuthSzeugniß au», sür diese lange Zeit haben sie es jedensalls nicht weit gebracht. Schließlich wurde unter Beisall solgende Resolution angenommen: ,Jn Erwägung, daß der deutsche Schulverein ein sich aus da- ganze Reich beziehender Privatverein ist, sieht sich der Landtag nicht in der Lage, sür denselben die Steuer gelder deS Landes in Anspruch zu nehmen, erklärt jedoch, daß er das Wirken diese-Verein- für Unterricht und deutsche Bildung al- ein sehr ersprießliches und segensreiche» aner kennt und nur wünschen kann, daß der Verein m allen Kreisen der Bevölkerung die thatkrästigste Unterstützung und möglichste Förderung finden möge' Sodann wurde der Landtag geschlossen. Lemberg, 7. Juli. Man telegraphirt der „Pr ": Vom hiesigen Statthaltereipräsidium rst heute an die Hllftcomit^S der Auftrag ergangen, die Expedition der russischen Emigranten noch Amerika oder die Repatriirung derselben nach Rußland unter dem Schutze der Behörden in 6, längstens 8 Wochen zu beendigen. — Der Lemberger Correspondent der „Wien.Allg. Ztg." berichtet unterm 6. d.: Ein von 200 Ruthenen unterfertigreS, auf Antrag einiger älteren ruthenischen Geistlichen verfaßtes und mit rein ruthenifcher Schrift gedrucktes Manifest verkündet die Bildung einer neuen ruthenlschen Partei, welche den offenen Kampf mit der ihrem Volke, der Kirche und dem Staate untreu gewordenen St. Georgs Partei aufnimmt. Letzterer Partei wird ausdrücklich der Vorwurf der Auslieferung der Sprache und Kirche an da» MoSko- witerthum und die Herbeiführung de» nationalen Hader» im Lande voraewolfen. Buda-Peft, 7. Juli. Man telegraphirt der „Pr ": AuS Nylregyhäza meldet die „Ung. Post", der Justiz minister Vr. Pauler habe den Gerichtspräsidenten KorniS telegraphisch angewiesen, über den jetzigen Stand der TiSza-ESzlarer Affaire sofort einen schriftlichen Bericht zu erstatten, da sich der Minister infolge gestriger Berichte der Blätter von der Ange legenheit officiell Kenntnch verschaffen will. DaS Justizministerium versendet heute Mittag an Regie- rungSorgane gleichlautende CommuniquöS, wonach gegenüber den Meldungen „FüggetlensegS" und an derer Blätter constatirt wird, daß seit 2 Wochen die Vorerhebungen in der ESzlarer Affaire keinerlei neue« Moment ergeben Huben; bloS hinsichtlich der Dadaer Leiche wurden Localbesichtigungen vorgenommen. Die Vor erhebungen werden heute beendet; heute beginnen d'e Detailnernehmungen der Angeschuldigten. — Die orthodoxen Rabbiner Ungarns veröffentlichen eine in deren vorgestrigen Conferenz beschlossene Erklärung gegen die Jnsinuirung eines rituellen Mordes. — Ueber tumultuarische Vorgänge in Papa berichtet man dem „P. Naplo" von dort unter dem 5. d.: Infolge der TiSza-ESzlarer Affaire ist hier daS Verhältniß zwischen Juden und Christen sehr ge spannt. In Gasthäusern und Privatkrelsen hat eS schon viele Lonfiicte gegeben. . .. Die Christen machen bei Juden keine Einkäufe und die jüdischen Fabrikan ten entlassen ihre christlichen Arbeiter. Die Spannung hat namentlich in den unteren Bevölkerungsschichten den Charakter der Erbitterung angenommen, und seit 4 Tagen finden allnächtlich zwlfchen Christen und Juden ernste Zusammenstöße Statt. In der veiflosse- nen Nacht wurden über 100 Fenster an Häuiern der Juden erngeschlagen. Polizei und Honvedfchaft reicht zur Aufrechthaltung der Ordnung nicht mchr auS; eS wird Militär auS Raab erwartet. Genf, 4. Juli. (Allg. Ztg.) Nun ist auch eine „internationale" Manifestation zu Ehren Gari baldi'- hier vor sich gegangen. Dieselbe entsprach indessen nicht den Erwartungen, die man infolge der bezüglichen Proclamation davon hegen konnte. ES scheint, als ob eS auch hier den internationalen Be strebungen an der erforderlichen Harmonie fehle, ohne welche rin kräftige- Zusammenwirken nicht möglich ist. Die mit vielem Aufsehen angekündigte „große Huldi gung" sür den italienischen Volk-Helden reducirte sich auf einen sehr dürftigen Festzug, einige mehr oder weniger unverständliche kosmopolitische Reden, in denen viel von der Pariser Commune und der socialen Re volution, sehr wenig aber von dem Manne die Rede war, uuter dessen Namen und Schutz die Manifestation stattfand. Der Festzug versammelte sich vorgestern (Sonntag) Nachmittags gegen 2 Uhr im „Jardin AnglaiS"; er zählte kaum mehr als 300 Personen, Männer, Frauen und Kinder. Einige Spielleute mit Trommeln und Trompeten, ungefähr ein Dutzend blui- rother Fahnen und 3 junge Leute, mit rochen Schär pen geziert und Blumensträuße tragend, an der Spitze: so bewegte sich der Zug über die Montblancbrücke nach dem Arbeiterviertel von St. Gervais und von dort zurück nach dem in unmittelbarer Nähe von Genf gelegenen Städtchen Carouge. Auf dem Wege dahin hatte sich die Zahl der Festtheilnehmer um die Hälfte vermehrt; auch noch einige Fahnen, eine röcher, als die andere, waren hinzugekommen. Unter den letzteren befand sich eine schwarzbeflorte, auf welcher die Namen der berüchtigtsten Communehäuptlinge zu lesen waren. Im „Stand" zu Carouge vollzog sich hierauf die Feier lichkeit, die aber durchaus keinen Trauer charakter hatte, inmitten der Manifestirenden sowohl, al- der g>o- ßen Menge der Neugierigen und bei vollständi ger Abwesenheit der Polizei, in bester Ordnung wohner Britannien- war weder keltischen, noch auch nur arischen Blutes. Wir erwähnen nur diese Grundzüge Blind'S, denn der allgemeinen Geschichtsforschung, die nicht von Nationalitätenliebhabereien getrübt werden will, muß e» von Werth sein, die endliche Klärung der englischen Urgeschichte auf eine objectivere Richtung hingewiesen zu sehen. Mr. Timsen der Speculant. R-man von Conrad Fifcher-Sallstein. (Fortsetzung.) Gedankenvoll, beinahe bewegt, starrte Dorrst nach der Thüre, die dröhnend in» Schloß gefahren, und erst als der Brief de» Freundes, den er immer noch in der Hand hielt, bei einer Bewegung knisterte, erinnerte er sich an diesen und la» ihn durch. „Sin guter, edler Junge", flüsterte Docell mehr zu sich al» zu Timsen, „ich werde meine Pflicht thun, er soll mit mir zufrieden sein." „Sir", sagte jetzt Timsen, „Sie werden mir ge statten, den Brief eine- so dankbaren Sohnes zu lesen, nicht aus purem Interesse, nein, die Sache liegt mir zu fern, aber au- Herz und Gewissen, Sie verstehen mich, Sir." Der Advocat reichte ihm den Brief hin und Timsen nahm ihn mit einer Art von frommer Scheu, als sei er ein guter Wechsel ron 5000 Dollar», fetzte sich auf den Sessel nieder, schlug die Beine übereinander und begann die Zeilen zu studiren. Als er den Brief gelesen hatte, gab er ihn zurück, trommelte eine Weile mit den Fingern auf dem Knie und schien tiefbewegt zu sein. „Mr. Dorell, lagen Sie selbst, ob e» nicht grau sam sei, einer solchen Mutter die Urkunde von seinem Tode zuzustellen? Nein, Sir, prüfen Sie Ihr Herz und sprechen Sie sich klar aus, so grausam darf kein Mensch sein; diese Lady würde eS keine 5 Minuten überleben, und über wen käme alsdann ihr Blut? ich frage Sie, über wen käme alsdann ihr Blut, Sir?" Dorell mußte sich gegen eine gewisse Unruhe, gegen eine gewisse Angst wehren, die ihn ohne jeden Grund beschlich, al» ihm der Danker fortwährend diese TodeS- urkunde vor Augen hielt, ärgerlich wandte er sich da rum von diesem ab. „Mr. Timsen, eS sollte mir leid thun, wenn Sie einen Spleen auf TodeSurkundrn hätten, e» ist eine fixe Idee, sich mit solchen Geschichten zu befassen, die an den Haaren herbeigezogen und die ich für rein unmöglich halte!" „Und doch, Sir, der Fall war schon tausend Mal da; ich sehe nicht ein, warum er nicht wieder kommen sollte? Und was würden Sie alsdann thun, als sein Anwalt? Bedenken Sie sich'S; das ist eine Frage von Pflicht und Gewissen!" Zweites Capitel. Man braucht dem ungelehrigsten Vogel nur täglich eine Melodie vorzupfeifen, eine Melodie, von der man wünscht, daß er sie nachpfeift, und bald wird er sie gelernt haben. Mr. Timsen kam täglich zu Dorell auf» Bureau und pfiff ihm dort stundenlang die Melodie feiner Möglichkeiten vor, bi» dieser eine» Nacht« au» einem hübschen Traum erwachte und ganz allein, ohne die Begleitung von Mr. Timsen, die Melodie nachpfiff. Seltsam, dieser junge Mann mit den immer noch wenig gelockerten Grundsätzen, mit der doch weit über Timsen hinauSgehenden Bildung, wurde das geschickte Präparat eine« ganz mechanischen Verfahren«, denn gerade so lernt man einen Canarienvogel nach der Orgel pfeifen, die Amsel sprechen, Dorell wußte es, sah eS zu seiner Beschämung ein — aber er pfiff die Melodie de« Amer kaner«. Zwar that er diese« nur heimlich, ganz im Stillen, aber da« scharfe Auge von Mr. Timsen werkte sofort, welche herrliche Fortschritte sein Schüler gemacht, wie viele Ursache er habe, mit ihm zufrieden zu sein, und nur noch ein paar Tage, sagte sich Mr. Timsen, als dann wird er hinreichend präparirt sein, um mit ihm die Vorstellung beginnen zu können. In welchem Verhältnisse die Beiden zu einander standen, da- war schwer zu erkennen. Man wußte nur, daß Timsen Eigenthümer dieses HauseS war, in dem Dorell sein Advocatenbureau aufgeschlagen, daß seine Möbel Mr. Timsen gehörten und daß Dorell, da immer noch keine Clienten kommen wollten, sich auf die Geldmittel Mr. Timsen'S angewiesen sah und Timsen war stolz darauf — Dorell hat dem Vater- lande gedient und da- ist genug, um noch mehr an ihm zu thun, denn Mr. Timsen hat keine andere Ge liebte, als da» Vaterland Auf heute war die Abreise Dorell'» nach Deutsch land festgestellt, und Mr. Timsen kam mit seinem schläft,gen Phlegma heute etwa» früher in» Bureau, al» sonst. „Sie wollen reifen, Sir, gut, ich wünsche selbst, v - v s- V s L d d. bi S C dr al tt, be VL F de V« S! rü dr Ju Be Ne> voi Re es Sp es schl der Bei abz Ztg der gro! sion Gr, Ver bedc Leu Die aber bau, heit dach stell, Pack Nati Capi Age, daß Mar winr mit Verh ongei kann dara, Entst wolle herig reifer nalS' hüte da di Anal! auf d klagte Schw Hüte L vorgel geschr angeh den gewiss fenisch Verm mord LooS daß Z denn ! deutete Werth, S,r, j Dorell Hunde, lasten, - S nicht i Di einen Spieg, .3 mich v ,r freut i sind Ui ist, un Aber c ich Si Lächeln haben Hunde, t en S Sir, ä Wa» , ich ni< stehen »1