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VN7 Xt>oariom«iit8pi-vl»r Im x»L«»n ä«nr,eL«» Lsicd« ^Liirücll: .... 18 Arlrll. ^Mliriickr .L U»rlc 50 I'f. Liorotos Kuwmera: 10 ks. La»»rd»Id üei üeuticken lisirüe» tritt?o»t- uoü 8tLuipt-Iru»ettlL8 Uioru. Ia8vra1t>upre>8e: kür äc-n N»um einer ^espslteoen ?etitreils 20 kk. tlvtor „Lioxesanüt" äie Leils 50 kk. Lei 1Fd«IIeo- uuä ^iSernsatr SO ^uf.ctrl»^. kreedelaea: ^It^Iiet» mit ^usnsdms 6er 8ooo- und I'eisrto^O H--n6s f,jr cieu »ol^sQÜev ILA. Dienstag, den )3. Mai 1882. Dres-nn Journal. Verantwortliche RedactionOberredacteur Rudolf Günther in Dresden. /trancigetter, Oowmi«iooLr 6», Dresdner dournel»; Luvdsr, I«riiL-Vj«» I^iprt^ Ns»«i ^rssLNirl » U //aa»e»i«te,« <0 ^o-ter, »erliil -VieLH.mbarx- ?r»K - I^ipiix kr»nkt«rt »- N. - Nüncken: /tu<i Afo«e,' NirUo: /n.atldrrida»«!, Urems» Lctüott«,- Lr»»l»a: I. üta-AeR'i Lureau L'adat/l-, kr^Lkkart » » : L FaeZeFicke LuekÜLodluo^; vdrlit»: tr. L/Uttee; Ssnuovr: 0. r»r1» N»rUo-rr»»kknr1 ». U - >t»UU»rt: Da«i>e 0»., Lswdnrx: Fd. üteiner U v r » a, x « d « r r LSoiei Lxpe6itioo 6s» Dresdner donrvnl», Dreideo, /vin^vr»trL»»v kio 20. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Fabrikanten Heinrich Gottlob Dietel »en. in Wilkau das Ritterkreuz I. Elasse vom AlbrechtS- orden zu verleihen. Bekanntmachung, Nachträge zur Arzneitaxe und zur thierärzt lichen Arzneitaxe auf das Jahr 1882 betreffend. Zu der durch Verordnung vom 24. Dezember 1879 — Seite 3 der Gesetz- und Verordnungs-Blattes vom Jahre 1880 — veröffentlichten Arzneitaxe, sowie zu der durch Verordnung vom 23. November 1876 — Seite 500 des Ges tz- und Verordnung- Blattes vom Jahre 1876 — veröffentlichten thierärztlichen Arznei- toxe ist je ein weiterer Nachtrag aus daS Jahr 1882 aufgestcllt und an sämmtliche BezirlSärzte, bez. an die Bezirksthierärzte und Apotheker d?S Landes ver theilt worden Unter Hinweis aus die Vorschrift in § 1 der an- gezogenen beiden Verordnungen wird solches mit dem Bemerken andurch bekannt gemacht, daß diese Nach träge in der Hofbuchdruckerei von C. C. Meinhold und Söhne hier zu haben sind. Dresden, den 11. Mai 1882. Ministerium des Innern. II. Abtheilung. v. Charpentier. Körner. nichtamtlicher Theil. Uederficht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. Tage-geschichte. Drr-dner Nachrichten. Kemllrton. Tageskalender. Zmerate. Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im östentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Zweite Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonntag, 21. Mai. (Tel. d. Boh.) Die heutige Conferenz der deutsch-böhmischen Ab geordneten unter Vorsitz Wolfrum» beschloß, ein Kompromiß mit den Tschechen hinsichtlich der De- legationSwahlen unbedingt abzulehnen und die Abgeordneten Bareuthrr, Klier, Oppenheimer, Plenrr, Reschauer, Schier, Stöhr, Streer, Ruß und Kotz alS Mitglieder, Tausche und Müller als Ersatzmänner in die Delegation zu wählen. Der Lschechrnclub nominirte für die DelegationSwahl Rieger, Mattusch, Trojan, Heinrich, Clam, Karrach, Georg Lobkowitz, Zeithammer, Zak, Adamek, Jirecek, als Ersatzmänner Richard Clam, Tilscher. Im PetitionSauSschuffe wurden die Petitionen gegen die Einwanderung der russischen Juden der Regierung zur eingehenden Würdigung zugewirsen. Das Referat stand gar nicht auf der Tagesord nung und wurde erst am Schluffe der Sitzung ganz unvrrmuthet erstattet. Die liberalen Au»- schußmitglieber enthielten sich jeder Bemerkung. Wien, Sonntag, 21. Mai. (W. T.B.) Großfürst Konstantin, Later, ist heute Nachmittag nach Odessa Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Alistadt. — Sonntag, den 21. Mai gasttrte in Meyerberr'S „Hugenotten* Frau Schöller, alS Valentine und zwar mit so entschieden günstigem Eindruck und berechtigtem Erfolge ihrer Leistung, daß man annehmen muß, ihr erstes Auf treten habe nicht bloS durch Aengstlichkeit, sondern auch durch Indisposition der Stimme gelitten. Diese ent wickelte sich kräftiger und klangvoller, namentlich auch in der hohen Lage und mit energischer Angabe de» hohen o rm Duett mit Marcel, und die AuSsührung der Partie zeichnete sich durch musikalische Sicherheit, eingehende- Verständniß und temperamentvolle Behand lung aus. Auch die Aussprache war deutlicher. Wohl ist die Ausbildung der GesangStechnck — wie schon ausgesprochen — und die Ausarbeitung des Vortrag» noch künstlerisch unfertig, aber Frau Schöller entfaltete in Auffassung und Gestaltung der Valentine Wärme und Feuer de- Ausdrucks, und Accente innerer Ge- mülhsbewegung und der Leidenschaft — so besonder» im vierten Act — die über da- Maß konventioneller und routinirter Behandlung hlnauSgingen, volle Theil nahme erregten und ihr dramattscheS Talen' bekundeten. AehnlicheS gilt von ihrem Spiel, dem eS nicht an ge lingenden Moment-n, an Begabung und richtiger Em- findung, aber an Durchbildung, ordnendem Geschmack und Stil fehlt. E> wähnt sei nur, daß ein vier malige» Hintreten vor die Thür mit autgebreittten Armen in der Scene nnt Raoul, Act IV, die Steige- abgereist. Großfürst Konstantin, Sohu, wird noch mehrere Tage hier bleiben. Wien, Sonntag, 21. Mai, AbendS. (W. T. B ) Officiell wird gemeldet: Eine Abtheilung de» 11. Infanterieregiments unter der Führung eine» Lieutenants wurde am 20. d. auf einer Kuppe nördlich von Klenac und südöstlich von Nevefinje von einer stärkern Jvsurgentenbande angegriffen. Letztere wurde mit einem Lerlust von etwa 3V Tobten zurückgeworfen. Die Truppenabtheilung batte einen Verlust von riurm Tobten und drei Verwundeten. Pari», Sonntag, 21.Mai, AbendS. (W.T.B.) Die ,,Agence Havas" meldet au» Kairo: Gutem Vernehmen nach sind die Bedingungen, welche die Consuln besonder» betonen werben, der Rücktritt de» Ministerium», sowie die Verbannung Arabi Bey'» und aller Häupter der Bewegung. Basel, Montag, 22.Mai. (Tel.d.DreSdn. Journ.) Gestern Nachmittag 4 Uhr fand der Empfang der deutschen Gäste durch den BundeScommiffar Statt. Der Kinan,Minister Bitter dankte für den herz lichen Empfang, worauf alSbald ein Ertrazug nach Luzern abging, welcher dort HvUhr AbendS rivtraf. Auch dort wurden die deutschen Gäste enthusiastisch begrüßt. Musik spielte die „Wacht am Rhein." Luzern, Montag, 22. Mai. (Tel. d. DreLdn. Journ.) Gestern Abend ^8 Uhr ist der erste ita lienische Krstzug au» Mailand eivgrtroffen, be stehend aus 2 mit Guirlanden bekränzten Lokomo tiven und 20 Wagen. In denselben befanden sich der SenatSpräfibent Tecchio, Kammervicepräfident Vare, die Minister der öffentlichen Arbeiten und de» Kriege», Bacrarini und Acton, eine große Zahl von Deputirten nnd Geladenen. Kanonen- schüffr begrüßten die Ankunft de» Zuge». Die Stadtkapelle spielte den Garibaldimarsch. Ein leichter Unfall ist in Brunnen pasfirt, indem dort eine Wagenkoppel zersprang. Da» Wetter ist schwankend. London, Sonntag, 21.Mai, Abend». (WT. B.) Nach einem Telegramm von „Reuter'» Office" an» Alexandrien von heute ist von den frau- zöfichen Kononenbooten die Meldung eingrgangea, daß sie den Tuezcanal durchfahren werden; e» seien anscheinend bi-hcr keinerlei LorfichtSmaßregeln bezüglich de» Canal» getroffen. London, Montag, 22. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Times" wird aus Pari» von gestern grmeldet: Der Zweck der Action Englands und Frankreich» ist dir Herstellung der Autorität de» Khrdive, die Auflösung der Notabelnkammer, die Herstellung de» überwiegenden Einflufft» beider Mächte in Aegypten und der Lersuch, Arabi Bey zu zwingen, von dem politischen Schauplatze zu verschwinden. St. Petersburg, Montag, 22. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Lem „ Regierung» - Anzeiger " zufolge beträgt die Anzahl der bei dem Brande in Kowno zerstörten ausschließlich jüdischen Ge- bäude 105. Die Häuser find versichert. Der Schaden wird auf 600000 Rubel geschätzt. Belgrad, Sonntag, 21. Mai. (W. T B.) Der König ist von seiner Rundreise zurückgrkehrt. Er wurde von der Königin mit dem Thronfolger, von den Ministern, den Mitgliedern de» diploma tischen CorpS und den Behörden am Landung»- platze erwartet und vom Lolke mit lebhaften Zivio» begrüßt. Konstantinopel, Montag, 22. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Lloyddampfer „Kalypso" rung aufhebt, den Effect verfehlt. Die weiteren Gastrollen der Frau Schöller feien der theilnehmen den Beachtung des Publikums empfohlen. Den NeverS gab Hr. Jensen; feine Repräsentation desselben hatte allerdings nicht die nöthige ruhige und geistig vor nehme Haltung, zeigte indeß gefällige Gewandtheit der Spiels, die in der Spieloper namentlich sich hilfreich erweifen kann. Die Gefangsau-führung war befriedi gend, wird leider nur von zu wenig Summe unter stützt, und Hr. Jenfen kann d her den Verlust an kräftigen, frifchen Stimmen, welchen unfer männliche- Opernperfonal feit Jahresfrist erlitten hat, nicht min dern. Dazu wird mehr Hr. Friedrich Erl beitragen, welcher den BoiS Ros6 mit hübscher Summe recht gut sang. Unter den bekannten Leistungen in der sehr gelungenen Gesammtdarstellung der „Hugenotten* sei nur noch die graziöse, in der Eoloratur fein vollendete Ausführung der Frau Schuch als Margarethe her vorgehoben. E. Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 20. Mai: „An die Scholle gebunden.* Kleine» Schauspiel vonOctave Feuillet, bearbeitet von Bma. — „Paula» Geheimniß*. Einaktiger Scherz von Blumen thal. — „Die wilde Toni.* Liederspiel, Text nebst Musik von Ferd. Neimüller. (Frl. Beck- mann und Frl. Flössel al- Gäste.) Wie der Besuch de» Theater» zeigt, hat da» Feuillet'sche psychologische Familienbild eine gewisse Anziehungskraft auf da» Publicum gefunden, welche» letztere sich eine feine gedankliche Eniwicklung für den Mangel an materieller Action löblich gefallen läßt. Auch da» kleine launig-gemüthvolle Slpenbild von ist mit 750 Mann gestern abgegangeu. Derselbe nimmt in den Dardanellen und in Smyrna eben- soviel Recrntrn zur Completirung der Truppen in Hedja» und Demen auf. Die beiden zum Au»- laufeu in da» Mittelmeer bereitgestellten Panzer schiffe erhielten Gegenordre, anscheinend infolge der Haltung der vier Großmächte, welche diese Demonstrationen zu mißbilligen scheinen. Tuni», Sonntag, 21. Mai. (W. T. B.) Eine Colonne de» General» Duche»ne stieß bei den Schott» von Mehaia ans etwa80 Beinguil», griff dieselben an und schlug sie. Der Verlust der fran zösischen Truppen betrug 3 Tobte und 5 Lerwun- drte. Der Feind lieH70Todte auf dem Schlacht felde zurück. Dre»drn, 22. Mai. Die Stellung Frankreichs im Orient ist heute eine unklare und widerspruchsvolle, welche in ihren nothwendlgen Eonsequenzen zu einer Wandlung in seiner Orientpolitik führen muß. Während Tunesien langsam dem Schicksale entgegentreibt, eine französische Lolonie zu werden, sehen wir Frankreich hierdurch in Europa einen alten Alliirten sich entfremden; in Aegypten wird der französische Einfluß von dem eng lischen bestritten, während in der Levante die einstige Machtstellung Frankreichs zu sinken beginnt. Im Ganzen ist eS eine unsichere, schwankende Haltung, welche sich von der einstigen, noch unter Thiers ge übten bestimmten, den alten französischen Traditionen folgenden Politik Frankreichs keineswegs vorthcilhaft unterscheidet. Wiederholt wurde in den letzten Jahren auf die historischen Grundlagen der französischen Orientpolitik in Eorrespondenzen aus Jerusalem, Kon stantinopel, Athen u. s. w., welche man in den großen Pariser Tagesblättern finden konnte und welche offen bar den Wünschen der im Orient wohnenden Fran zosen Ausdruck verliehen, hingewiesen. Man erinnerte daran, daß Frankreich in der Levante in erster Linie ein m den Kreuzzügen erworbenes und bisher immer festgehalteneS Schutzrecht über die Lhristen auSübt. Aus diesem Schutzrecht de» christlichen Frankreichs be ruht sein wesentlichster politischer Einfluß. Nun hat aber Frankreich, namentlich seitdem Paul Bert Mit glied der Ministerium wurde, die Idee deS christlichen Staat- ausgegeben; eS kann infolge dessen im Orient, wo eine große Zahl christlicher Anstalten unmittelbar unter französischem Schutze steht, nicht mehr als christ liche Macht auftreten, während doch die dort wohnenden Franzosen — ja sogar die diplomatischen Vertreter der Republik selbst, diesen Anspruch erheben. Infolge dessen entbehrt dre französische Politik der be- bestimmten Direktiven und die nothwendlge Folge ist daS Sinken deS französischen Einflusses. In Frank reich selbst ist man für diefe Widersprüche nicht blind. Wiederholt wurde die Orlentpolitik der Republik im gesetzgebenden Körper und in der Presse aus da- Schärfste verurtheilt; namentlich geschah diese» erst vor Kurzem durch den Senator Graf Haussonville in einer viel be merkten Denkichrift. Neuerdings finden wir dieThat- sache deS Rückgang» deS französischen Einflusses in der Levante in einem beachtenswerlhen, in einem deut- scheu Blatte publikirten Schreiben bestätigt. Der Ham burgische Eorrespondent* läßt sich von seinem Ocientberichterstatter schreiben: „Daß der französische Einfluß, der früher im Orient nicht ohne Glück mit dem englischen und russischen concurrirte, dort in letzter Zeit wesentlich abgenommen hat, daS ist eine Thatsache, welche selbst von interessir- ter Seite kaum in Frage gestillt werden kann. Dieser Rückgang, welcher von den französischen Blättern wie derholt constatirt worden ist, bildet in der Onentfrage ein seltsame» Phänomen, da» sich nur Derjenige zu NeSmüller gewann mit Recht die Gunst der Zuschauer und Zuhörer. Es würde diese noch dauernder festzu halten vermögen, wenn e» sich überall einer so cha rakteristischen Darstellung der Titelrolle zu erfreuen hätte, wie eS Frl. Beckmann war. Unter ihrer muntern, racenhasten, echt volkSthümlichen Auffassung, sowohl in Rede wie Spiel, wurde die Wirkung der kleinen Partie und de» ganzen Stücke» erst richtig localisirt und gewann im Anschluß an die in der That sehr werthvolle Leistung de» Hrn. Swoboda al» Jäger eine Berechtigung durch »reffende Farbe und Zeichnung. Zugleich war die Darbietung de» Gaste» durchaus nobel und taktvoll bei aller natura listischen Natürlichkeit. Frl. Beckmann zeigte sehr frap pante, Talent für diefe» Genre verrathende Uebergänge und hübsche Wendungen. Im „Versprechen Hinterm Herd* darf man eine ansprechende Leistung erwarten. In dem kleinen Scherz von den Paula'schen Liebesbriefen, der recht frisch vorgesührt wird, zeigte in der Rolle der jungen Frau Frl. Flössel, daß e» ihr nicht an Fleiß und gutem Willen fehlt, ihre An- fängerschast wünschenSwerth zu unterstützen. O. B. Zum gewerblichen Unterricht-wesen Sachsen». Eine Eommtssion, bestehend au» 5 Personen, die ParlameniSmitglieder Samuelson und Woodall, ferner der Rector der Universität Manchester, RoScoe, Mr. Swire Smith und Mr. Gilder» Red^ave alSSecretär, bereist augenblicklich im Auftrage der englischen Re gierung — nicht de» Kensingtonmuseum» — den Eon- tinent, um sich über den Sland de» technischen Unler- richt»wesen» zu »nstruiren. erklären vermag, der mit den diplomatischen Verhält nissen am BoSporu» genauer vertraut ist. Den Schlüssel dazu bildet keine-wegS da- famose Eircular, in welchem Barthölemy Saint-Hilaire die Berliner Longrrhbrschlüsse anfocht, sondern vielmehr die doppelzüngige, unlogische Politik, welche die französischen Botschafter dort feit beinahe einem Lustrum befolgen. Dieselbe steht mit den liberalen und fast atheistischen Principien, die sei- ten der Republik im Jnlande in Anwendung gebracht werden, schnurstracks im Widerspruch. Während man am Quai-d'Orsay immer und immer wieder den Eleri- cali»mu» als den gesährlichsten Feind denuncirt, wäh rend man von dort auS zum Besten deS Vaterlandes die Auflösung und gewaltsame Expulsion der religiösen Eongregationen decretirt, während der ultra atheistische Doctrinär Paul Bert die Religion als die „Phylloxera* deS intellektuellen Fortschritt- mit Acht und Bann be legt, während Gambetta, Naquet, Ferry und Eoniorten mit komischem Patho» die EmancipatlonSthror>e predi gen, während dessen gefallen sich die Vertreter, welche die glorreiche Republik m die Türkei entsendet, unaus gesetzt in einer entschieden papstfreundlichen Politik. Der klerikale Kreuzzug, welcher jenseits deS Rheines oft mit unverständiger Uebereiferung betrieben wird, erstreckt sich auch nicht im Mindesten auf da» Ausland, am allerwenigsten aber auf den Orient, wo die galli schen Legationen und Lonsulate zu dem römischen Nuntiu» stets die freundlichsten Beziehungen unterhalten. Einem armenischen Blatte, dem „Massi»*, gebührt da» Verdienst, diese augenscheinliche Todsünde gegen die politische Logik publicistisch festgestellt zu Haden. Aus gesprochen „sranzosenfreundlicher* Tendenz, hat eS zur rechten Zett gegen diese anomale Situation Alarm ge schlagen. Al» Beleg zählt eS eine Reihe bekannter clericaler Eonflictsälle auf, in denen die französische Legation ganz offen zu Gunsten der apostolischen Eurie eingetreten ist. Da» geschah unter Anderm gelegent lich deS HassunistenstreitS durch Heinrich Fournier, dessen mächtigem Einfluß die reaktionäre Parte» schließ lich den Triumph verdankte. Wer ihn damals hätte sprechen hören, konnte ihn unwillkürlich eher für irgend einen päpstlichen Nuntius als für den Vertreter der pretrophobischen französifchen Republik halten. DaS armenifche Blatt bemerkt dazu, daß die Jesuiten in- folge de» vom 29. März datirten Expulsion-dccret» ausdrücklich die formelle Versicherung erhalten hätten, daß sie in ihrer religiösen Propaganda im Orient auf eine entschiedene Staat-protection rechnen dürften. Fragt man sich nun nach dem geheimen Zweck dieser seltsamen Allianz, so fehlt jede befriedigende Antwort. Die Wir kungen entsprechen natürlich auch hier dem alten Ax om: Niemand kann zween Herren dienen. Ueberzeugt davon, daß Frankreich ein Todfeind der schiSmatischen Eon- fessionen ist, wollen die Levantiner, die früher so offen zu seiner vielversprechenden Fahne schwuren, kaum noch seinen Namen hören. Man erinnert sich noch seh: wohl der Nationalfeier vom 14. Juli, bei welcher die katholische Geistlichkeit den Gesang deS Tedeum» ver weigerte, während cS von den schi-matischen Kirchen unbeanstandet gefeiert wurde. Freilich wagte eS Hr- Tisiot, der französische Gesandte, au» Eonvenienz- gründen nicht, jener Messe persönlich beizuwohnen, eine Unterlassungssünde, welche ihm die levanttnische Presse schwer ungerechnet hat. Ungleich verhängniß voller für den französischen Einfluß aber erwies sich noch die von Paris aus angeregie Modifikation der Berliner Eonferenzbejchlüsse. Der Schatten von Epiru» ist eS, welcher sich unversöhnlich zwischen die Republik und den in seinen heiligsten Interessen geschädigten Hellenismus drängt. Ferner war die ehrenrührige AuSlieserung Midhat Paschas, der sich in Smyrna vertrauensvoll ins sranzösische Eonsulat geflüchtet hatte, durchaus nicht danach angethan, da» republikanische Prestige in der Levante zu heben. Unter Anderen Die genannten Herren waren in Wien, München, zum Theil auf der neu eröffneten LandeSgewerbeau»- stellung in Nürnberg. Vor allen Dingen aber wollte man die im AuSlande bestrenommirten sächsischen Staatsinstitute kennen lernen, weil, wie sich die Herren in einem osficiellen Schreiben sehr schmeichelhaft au»- drückten, die deutsche Industrie die englische jetzt an Geschmack überträfe. In Dresden galt dem Kunstgewerbemuseum und vor allen Dingen der Kunstgewerbeschule der Besuch. Ein ähnliches Institut fehlt bisher in England. DaS Kensinglonmuseum Hot keine, auf der Höhe unserer Institute stehende Schule und ist jetzt im Begriff, eine solche zu schaffen. Höchst interessant dürfte ober die mehrfach wiederholte Bemerkung der Herren sein, daß die Dresdner Kunstgewerbeschule an Leistung, vor Allem aber an praktischer Verbindung mit Gewerbe und Industrie, andere von ihnen besuchte Anstalten überträfe, ein für Regierung und Land gleich erfreuliches Urtheil. Man hat fogar direkt vom Luter der Anstalt gewünscht, eventuell junge, hier gebildete Kräfte al- Lehrer für England in Vorschlag zu bringen. Gemäß den praktischen Anschauungen der Engländer besuchten dieselben einige Firmen und zwar H. Leo Meyec, Gebr Bernhardt, Pojamentenfabrik von Gebr. Ludwig, Galanteriewaarensabrik von Eduard Pacht mann, Spitzenfabrikant Bluth, Porzellanmoler Sturm, die Stoff-, Teppich- und Tapetenhaudlung von F. A. SchiH rc. und nur wegen Mangel» an Zeit mußte, zum Bedauern der Lommission, die Absicht de« Führer« der Fremden, Hofrath» Grass, aufgegrben werden, noch mehrere der interessanten Fabrikationen Dre«den» oder Handlungen, welche die sächsische Production repräse«.