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Dresdner Journal : 23.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820523
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820523
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-23
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 23.05.1882
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-— war es „Le Nord*, der im Einverständnisse mit vielen europäischen Blättern da« Lonsulat al« ernen „unver letzlichen Theil de« französischen Boden»* recognoS- c»rte und die Extradttion de« berühmten Wesir» einer herben Kritik unterzog. Der althellenische Held The- mistotle» wurde von den barbarischen Persern ungleich chevalere»ker behandelt. Allein in dem Quai-d'Orsay plante man damal» eben den Berstoß gegen Tun,«, und mau bildete sich ein, den Sultan durch eine ehrenrührige Concejsion günstiger und weniger em pfindlich zu stimmen. So wenig kennt man in Paris den Orient, daß man ganz vergaß, daß Abdul Hamid vor Allem ein mo«lemitischer Patriot ist. Al» solcher kann und darf er aber eine tunesische Occupation nie und nimmermehr verzeihen. Kurz, die französische Politik im Orient correspondirt m ihrer widerspruchs vollen Jnscenirung auch nach keiner Richtung hin mit der gesunden Logik. Und da« wäre vom gallischen Standpunkte um so mehr zu bedauern, da der fran- zösische Handel in der Türkei zu einer seiner haupt- lächlichsten Leben»quellen zählt. Man darf in der That begierig sein, wa« die Pariser Presse zu dem Alarmschrei de» kanonischen Blatte« sagen wird.* Bl» jetzt haben derartige Kundgebungen jenseits der Vogesen noch nicht in dem erforderlichen Maße die öffentliche Meinung zu erregen vermocht. Frank reich ist noch zu sehr mit den Nachwirkungen des rasch auf einanver folgenden Regierungswechsel» de- lchamgt, al« daß r« den auswärtigen Angelegenhei ten eine größere Aufmerksamkeit zuwenden möchte. Nur darin scheint un« der Orlentberlchterstatter de« hanseatischen Blatte» zu irren, wenn er den sran- züfischen Gesandten im Orient ihr Eintreten zu Gunsten der Curie zum Vorwurse macht. Die Gesandten ' folgen in dieser Beziehung den Einflüssen, welche die französischen Nationalen auf sie ausüben; sie handeln im Elnverstäntniß mit dem Pariser Ministerium de» Auswärtigen, welchem, wie diese» auch aus den schon vor 2 Jahren im gesetzgebenden Körper durch de Frey- cmet abgegebenen Erklärungen erhellt, wohl bekannt ist, daß nur hierdurch die Erhaltung des sranzösischen Prestige im Orient möglich wird. DaS Ministerium selbst hat nur den W-g noch nicht gefunden, der e» au» seiner unsichern Stellung herausleiten kann. Lagesgeschichte. * Berlin, 20. Mai. Mit dem heutigen Tage hat da» Borexerciren der Gardeinfanter'etruppen vor Sr. Majestät dem Kaiser im Brigadeoerhältniß be gonnen — Der Fürst Alexander von Bulga rien wird dem Vernehmen nach im Laufe der nächsten Woche, voraussichtlich am 25. d. Ml»., zu kurzem Aufenthalte au» St. Petersburg nach Ber lin kommen. — Der SlaattmiNister, Staatssekretär des Innern v. Bötticher hat sich nach der Schweiz be geben. — Heute Morgen ist der Gesammtvorstand des Reichstag» nach Basel abgereist, wo sich die zur Einweihung des GotthardtunnelS Geladenen zu sammenfinden. Die Festfahrt findet am DienStag Statt. — Der Ausschuß des BundeSrath» für Justiz- wesen hat den Entwurf einer Verordnung, betreffend die Einrichtung von Strafregistern und die wechsel seitige Mittheilung der Strafurtheile auSge- arbeitet und, wie der „Nordd. Allg. Ztg." osficiöS mitgetheilt werd, beantragt , daß der BundeSrath sich m,t demselben, sowie mit den gleichfalls vorgelegten dazu gehörigen Formularen und Mustern einverstanden erklären wolle. Dem Ausschuss« war im Jahre 1873 eine Vorlage de» Reichskanzler» überwiesen worden, welche eine Vereinbarung unter den Bundesregierungen dahin herbeizuführen bezweckte, daß die wechselseitige Mittheilung gerichtlicher Strafrrkenntnisse an die hel- mathlichen Polizeibehörden in allen Fällen der Ver- urtheilung von ReichSangehöriqen u) wegen Verbrechen oder Vergehen, b) wegen der Uebertretung des 8 361 deS Strafgesetzbuchs, mit einzelnen Ausnahmen, durch die zuständigen Justizbehörden bewirkt werden sollte. In der Vorlage war auSgeführt, baß es im polizei lichen Interesse, insbesondere für die Handhabung des tz 3 de« FreizügigkettSgesetze» und zur Ausübung der die Zuläffigkeit der Polizeiaufsicht au-sprechenden Erkenntnisse erforderlich sei, durch Rückfrage bei den HeimathSbehörben neu anziehender Personen die früheren gerichtlichen Bestrafungen derselben feststellen zu können. Der Ausschuß hat bei tiren, zu besuchen. Jedoch wird der Direktor der Schule deS Kensingtonmuseums, bereits von der Com mission beauftragt, in nächster Zeit herüberzukommen, um die Einrichtungen der hiesigen Schule ganz speciell zu studiren. Einen weitern Besuch haben die betreffenden Herren Meißen, d. i. der dortigen königl. Porzellanmanufactur und den beiden Teichert'schen Osenfabriken, abgestattet, von dort find dieselben nach Chemnitz gereist, um die vorzügliche Organisation der höhern Gewerbeschule kennen zu lernen. Auch hier wurden mehrere Fabriken besucht. Dann hat sich die englische Commission nach Berlin begeben. — Auch ist an die bisherige Kunstgewerbeschule die ehrenvolle Aufforderung ergangen, ihre Resultate nach Pari» zu der diesjährigen großen Ausstellung der Binion esotral« ckvs deaux arts appliquses ü I'Iv- äustrie zu schicken. In Pari» hat man kein eigentliche» Mseum für Kunstlndustrie und geht damit um, eine derartige Ein richtung zu schaffen. Der Bericht der voion eeotruls pro 188l schließt unter Anderm: Dir Schaffung eine» Speciolmuseum» (für Kunstindustrie) für Pari» ist ebenso dringend wie nothwendig geworden. E» ist gewiß für un» hocherfreulich, daß die ge werbliche Einrichtung unserer Regierung bereit» in der kurzen Zeit ihre» Bestehen» so große und wohl kaum erwartete Anerkennung von maßgibender Seite im Au»land« finden konnte. Ausstellung im königl. Kupferstichcabinet. Die bisher aufgestellt gewesenen modernen Malerradirungrn find durch eine neue Folge von Blättern der hervorragendsten französischen Meister der Gegenwart, sowie durch eine Reihe von Arbeiten d,S seinen damaligen Beralhungen nicht allem diese- Be- dürfniß anerkannt, sondern auch au« anderweiten Er wägungen, vor Allem im Interesse der Strafrechts pflege, noch weitergehendr Vorschriften über dir wechsel seitige Mittheilung der StrasultheUe für angezeigt er achtet und unterm 1b Derember 1873 einen ent sprechenden Antrag gestellt. Ueber denselben ist im Plenum de» BundeSrath» wegen der von einzelnen Seiten erhobenen Bedenken ein Beschluß nicht gefaßt worden, bi» 1877 die Angelegenheit dem gedachten Ausschuß nochmal» überwiesen wurde. Die demzu folge wieder aufgenommenen Berathungen deS Aus schusses haben zu dem gegenwärtigen Anträge geführt. Derselbe bringt, da die vereinzelt gegen diesen Weg erhobenen Bedenken nicht für durchgreifend erachtet wurden, eine von dem BundeSrath zu erlassende Ver ordnung in Vorschlag, wodurch im Wesentlichen gleich förmige, die Ermittelung der gerichtlichen Vorstrafen sicherstellende Strafregister im Reich eingesührt und ,m Zusammenhänge damit die Mittheilung der Straf- urtheile sowohl unter den Bundesstaaten gegenseitig, al» auch innerhalb der Emzelstaaten geregelt werden sollen. Der Verordnungsentwurf setzt sich zum Ziele, für jede dem Inland angehörige oder durch ein deut sches Gericht verurlheilte Person eine Stelle zu schaffen, wohin alle beachtenSwerthe Verurtheilungen derselben mitgetheilt werden und wo über die letzteren jederzeit erschöpfende Auskunft zu erlangen ist. Zu diesem Ende sollen Register angelegt werden, für deren Einrichtung im Ganzen das in Frankreich und Italien eingeführte System der oalnsrs )u(iiciaires, dessen Beibehaltung m Elsaß Lothringen sich bestens bewährt hat, zum Muster genommen ist. Dasselbe beruht da rauf, daß die Nachweise aller eine bestimmte Person betreffenden Verurtheilungen an dem Geburtsorte der selben gesammelt werden. Für diejenigen Verurtheilten, deren Geburtsort unermttlelt bleibt oder außerhalb d-s Reichsgebiets belegen ist, ist ein besonderes, bei dem Reichsjustizamt zu führendes Register in Aussicht ge nommen, welches mithin in gew ssem Sinne die Ergänzung der in den Bundesstaaten geführten Register bildet. — Den „Berl. Pol. Nachr." zufolge hat es die Com mission zur Vorberathung einer Revision der Actien- gesetzgebung für zweckmäßig erachtet, die Anlage eines Reservefonds für alle Aktiengesellschaften für obligatorisch zu erklären, eine Bestimmung, die unserer thatsächlichen Rechtsentwicklung vollkommen entspricht. — Ein zwischen mehreren Contrahenten vor dem In krafttreten der deutschen Cimlproceho.dnung mit dem Hinzufügen abgeschlossener Schiedsvertrag, daß sür den Fall von Streitigkeiten geq«n den Ausspruch der Schiedsrichter die gesetzlichen Rechtsmittel stattfin den sollen, ist nach einem Urtheil de» Reichsgerichts, I. CivilsenatS, vom 11. Februar d I., infolge jener Hinzufügung durch d,e Einführung brr Civüproceß- ordnung (falls nicht zu dem Zeitpunkte dieser Einfüh rung das Verfahren vor dem Schiedsrichter bereits anhängig gewesen) undurchführbar geworden und dem nach als unwirksam anzusehen. — Die Wirksamkeit eines von einem Gläubiger gegen seinen Schuldner ausgebrachten Arreste- ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civtlsenat», vom 4. März d. I., von der Zustellung des Arrestbejchlusses durch den Gerichtsvollzieher an den Arrestaten vor oder bei Voll ziehung deS Arrestes abhängig; hat der Gerichtsvoll zieher diese Zustellung unterlassen, so ist der von ihm vollzogene Arrest ungesetzlich und rechtlich wirkungslos. * BreSlau, 21. Mai. Der neuernannte Oberhirt der Breslauer Diöcese, l)r. Robert Herzog, hat gestern hier seinen Einzug g« halten. Die Stadt hatte zur Feier de» hochbedeuljamen Tages ihr Festgcwand an gelegt. Schon lange vor Ankunft des ZugeS zeigte sich aus dem Centralbahnhote em lebhaftes Treiben. Alle freien Räume des Bahnhofsgebäudes, sowie die angrenzenden Plätze und Straßen waren von einer dichtgedrängten Menschenmenge besetzt, sodaß die zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgebotenen Slcher- heltSbeamten energrfch Vorgehen mußten, um die an drängenden Menschenmassen in Schranken zu halten. Um 4 Uhr lief der Zug in die EmpsangShal'e ein. Als der Fürstbischof, der mit einem violeten Ornat bekleidet war, den Salonwagen verlassen hatte, wurde er von einer zahlreichen Deputation der Katholiken BreSlauS empfangen, an deren Spitze Graf Ballestrem stand. Auch waren zahlreiche Vertreter des katholischen Adels anwesend. Graf Ballestrem begrüßte den Fürst ¬ bischof mit einem zweifachen Hoch, in welch-« die an wesenden Vertreter der katholischen Bevölkerung lebhaft einstimmten. Hierauf geleiteten die zur Begrüßung Deputaten den Fürstbischof in einen rin westlichen Flügel de» Empfangsgebäude« belegenen, festlich ge schmückten Saal. Graf Ballestrem richtete daselbst an den Oberhirten der Diöcese Breslau eine längere An sprache, ii' welcher er den Gesühlen der Katholiken der Breslauer Diöcese warmen Ausdruck gab. Der Fürstbischof erwiderle hieraus etwa Folgende«: Wenn ihm etwas aus dem schweren Sange zum Bischostsitzr Breslau Trost gewähren und ihn erheben könne, so fe» dies das Evangelium Lhristi, da« heilige «elöbniß der Treue und Ehrsurcht gegen seinen von Sott gesetzten Oberhirten. Er sei nicht gekommen nach dem Willen der Menschen, sondern er fei gekommen, weil ihn Sott geschickt. Er hoffe und baue aus Sott, daß ei immer seine schirmende Hand über den Breslauer biscböslichen Stuhl halten möge. Er komme als einsacher Bischof. Er habe nicht gelehrte Studien treiben können, son dern seiner seelsorgerischen Thätigkeit obliegen müssen Erbitte zu Sott, daß es ihm vergönnt sein möge, seine Aufgabe recht zu beginnen und zu ersüllen. Man möge ihm dabei hilsreich zur Seite stehen, da- allen Katholiken gemeinsame Ziel zu er reichen, nämlich das Gute zu erreichen, ein Ziel, zu welchem deS Menschen Leben überhaupt bestimmt sei. Sott wöge Da« lohnen, wa« man ihm in dieser seierlichen Stunde geihan. Freilich gebe et noch einen dunklen Himergrund, den zu be seitigen e« große Anstrengung kosten dürste, aber er hoffe und vertraue, datz es ihm vergönnt sein werde, die Morgen- röth« einer bessern Zeit herauszichen zu sehen Er vertraue und hoffe daraus, weil er in den letzten Tagen Gelegenheit ge habt habe, Worte der Ermunterung zu hören, und zwar au» Kreisen, von denen man die« früher nicht gewöhnt war. Aber Gott habe dir Opfer alle gesehen, welche da« katholische Bolk gebracht habe, und die« werde in die Wagschale der göttlichen Erbarmung ein schweres Gewicht weisen Der Fürstbischof schloß feine Ansprache mit dem Wunsche, daß ihn seine Hoff nung nicht täuschen möge. Er wolle arbeiten mit Treue und Redlichkeit. Dann werde der Segen Gotte» nicht sehlen, zum Besten de« Vaterlandes Gedeihliches zu wirken. Nachdem hieraus die Vorstellung der Mitglieder der Deputation erfolgt, wurden die bereitstehenden ge schlossenen Equipagen bestiegen. Dem aus 69 Equi pagen bestehenden Wrgenzug rillen zwei Studenten der „UnitaS" in Wichs voraus. Vor und neben dem bischöflichen Wagen ritten vier Mitglieder der „Win- fridia". Vom herrlichsten Wetter begünstigt, setzte sich unter dem Geläute aller Glocken der katholischen Kir chen BreSlaus der Zug in Bewegung. An einer bei der Sandkirche errichteten Ehrenpforte hatte die ge jammte Geistlichkeit der Stadt, mit Ausnahme deS Domcapitels, Aufstellung genommen. Dort begrüßte der Erzpriester Pfarrer Spieske den Fürstbischof im Namcn deS zahlreich versammelten CleruS. Es sei dies ein Clerus, der in den letzten Jahren in erschüt ternder Weise decimirt worden sei, der das schwere Joch geduldig ertragen und der jetzt endlich aus schwerer Sorge befreit sei, nachdem er einen B schof erhalten, bei dessen Ernennung sich Papst und Kaiser die Hände gereicht. Der schwere Weg durch daS bischöfliche Amt werde dem Oberhirten durch den Gehorsam des Clerus geebnet werden. — Ter Fürstdi'chof sprach mit innigen Worten seinen Dank für d-e herzliche Begrüßung aus. Nunmehr schritt der hvchwürdrge CleruS dem Hrn. Fürstbischof nach der Domkirche voran, während die Laien und Deputationen sich dem Zuge anschtossen. Im Innern der Domkirche, in unmittelbarer Nähe des Portals, empfing daS hochwürdige Domcapitel den Fürstbischof. Weihbischof Gleich richtete eine Ansprache an den neuerwählten Bischof, in welcher er der Freude Ausdruck gab, daß nunmehr die Verwaisung der Diö cese ein Ende erreicht habe; die Aniprache schloß mit dem Wunsche, daß die Sonne deS Frieden» auf dem Wege d«S neuen Hrn. Fürstbischofs strah len möge. Dieser dankte mit bewegten Worten. Hierauf begaben sich Fürstbischof Robert und das Domcapitel an den Hochaltar, an welchem Weihbischof Gleich den Segen spendete, während der Domsänger- chor eine vom Musikdirector vr. Brosig componirte, dem Fürstbischof gewidmete Motette intonirte. Nach Beendigung des Segens geleitete die hochwürdiqe Geistlichkeit den Herrn Fürstbischof nach seinem Palais. Um 6 Uhr hatte Fürstbischof Robert, der in seiner äußern Erscheinung ven Emoruck eines körperlich noch außerordentlich rüstigen Mannes, einer wohlwollenden, herzgewinnenden Perfönlichkeit macht, seine neue Heim stätte erreicht. — Die „Schles. Zig." widmet dem be deutungsvollen Ereignisse u.A. folgende Worte: „Wir nehmen innigen Antheil an diefem, für unsere katho lischen Mitbürger so freudigen Ereigniß; bestärkt unS doch daS friedliche Einvernehmen zwischen dem Staate und der römischen Curie, welche» die sofortige W eder- Weimarischen RadirclubS ersetzt worden. Diese Werke werden 14 Tage lang ausgestellt bleiben. Im HandzecchnungSfaale wird in diesen Tagen ein außerordentlich schönes Aquarellgemälde von Genelli, welches vor Kurzem erworben worden ist, zur Aus stellung gelangen. Dasselbe läßt unS in daS gemüth- liche Stillleben einer Centaurenfamilie einen Blick thun. Der alte Centaur hat ein Löwenjunges erbeutet und ist mit demselben in seine Höhle galoppirt, wo er die Centaurin, bequem gelagert, mit der ersten aller Mutter pflichten beschäftigt findet. Ein bereit- gesättigter Sprößling ruht gegen den Rücken der Mutter gelehnt au-, während ein zweiter noch im Trinken begriffen ist. Diesem kleinen Fohlenmenschen hält der Vater die fauchende und kratzende Bestie plötzlich vor da- Gesicht, vielleicht mit der Zumuthung, ihr ven Platz zu räumen. Da» Motiv dieser Darstellung hat der Meister, der selbst durch Dichtermund als der Letzte der Centauren bezeichnet worden ist und der mit besonderem Behagen die einfachen Vorgänge emeS der Lultur noch ledigen, urkräftig elementaren Menschendasein« zum Geqenstande feiner Kunst machte, dem Alterthum entlehnt, aber er hat e» völlig eigenartig durchgebildet und zu einer feiner besten Compositionen entfaltet Auch die farbige Behandlung de» Blatte» ist von hohem Reiz und durch einen tiefen goldigen Ton besonder» ausgezeichnet. Man findet da»felbe in der von Max Jordan bei Alfon» Dürr herau-gegebenen „Satura" auf Tafel 25 von der Gegenseite und in verkleinertem Maßstabe mittelst Umrißstifte» reproducrrt. Am Ufer der Mulde. Novelle von H. Eagelck«. (Fortsetzung.) Wilhelm Arndt war Mts drm Iltenhofe angekommen. Kaum fand er Zeit, da, Licht zu f-tMen und den Brief zu lesen. ES war so still, so ganz still in dem kleinen Zimmer. Auf dem Stuhle am großen Eichen- t sch saß er, das Haupt in die Hand gestützt, gebrochen an Leib und Seele. Hatte er doch an diesem einen Abende Alle» verloren, waS er zu besitzen wähnte, die Geliebte seiner Seele, den treuesten Freund feines Herzens. Der Brief, auf welchen seine Augen starrten, lautete: „Du hast eS verstanden, sie zu bethören und mich zu betrügen, Du hast mich gräßlich verrathen und ge täuscht, falscher Freund, fahre wohl! Karl Rahn." Also Das war es, was Meta gemeint, als sie ihm gesagt, daS Leben sei reich auch für ihn, al» sie ihn gefragt, ob er denn blind fei. Er hätte diesen Worten jede Deutung beigemessen, nur nicht eine solche. Er, der arme einbeinige Stümper, er hatte nie gewagt, die Aigen zu der stolzen Anna zu erheben, er hatte des Freunde» Leidenschaft für diese gekannt, der ent fernteste Gedanke würde ihm Verrath geschienen haben. So saß er bis tief in die Nacht, niederstarrend aus den unseligen Brief, und als er endlich sein Lager suchte, floh ihn der Schlaf. Und doch, al» er mehr und mehr überlegte, konnte er sich in einer Beziehung von einem begangenen schweren Fehler nicht freisprechen. Dank seinem meist in sich gekehrten, wenig mittheilen- den Wesen hatte er, verschlossen wie er stet» war, theil» au» Schüchternheit, theil» au» Furcht mit seiner Wer bung von Meta obgrwiesen zu werden, dem Freunde nie ein Wort über feine Neigung mitgetheilt. DaS war falsch, ganz falsch gehandelt. Karl Rahn hatte ander» verfahren. Er hatte offen und frei über feine Hoffnungen und Pläne gesprochen und war stet« von Wilhelm Arndt darin bestärkt worden. WaS sollte er thun, um den Jrrthum aufzuklären? E« gab nur einen Weg: fein Schw-ig-n zu brechen, dem Freunde Alle» mttzutheilen. Wohl empörte sich fein Stolz gegen besetzung de» erst vor wenigen Monaten durch LZde-- fall erledigten, aber leit Jahren verwaisten fürstbifchüf- lichen Stuhle» ermöglichte, in der Zuversicht, daß die liefe Kluft, welche der Culturkampf durch unser Volt gezogen hat, sich in nicht ferner Zeit schließen und der Gegensatz zwischen Katholik und Protestant, soweit er auf socialem und politischem Leden zur Geltung gelangt ist, sich wieder begleichen werbe. ... Auf den hohen Klrchenfürsten aber, der heute vor den, Altar die Weihe empfängt, dürfen die den Frieden ersehnen den Christen beider Bekenntnisse nach dieser Richtung hin doch Hoffnungen bauen. Al» der einzige, der Curie unmittelbar untergebene Bischof Preußens, der gegenwärtig Mit der Staatsgewalt IN Frieden lebt, der sogar, wie seine Berufung zeigt, ihr volle» Vertrauen genießt, liegt ihm, wie keinem Andern, der schöne Beruf ob, für da» Einvernehmen beider Gewalten >m friedlichen Sinne zu wirken. Die reichen Erfahrungen, welche der eben sein Amt antretende Fürstbischof in seinem frühem Wirkungskreise in der Reichshauplstadt gr- sammelt, der paritätische Charakler unserer Provinz, Vie Jfoltrung der katholischen Gemeinden in dem wettern, bi« zu den Küsten der Ostsee reichenden Gebiete seiner Diöcese und ganz besonder- auch daS deutsche Blut, da- seine Adern ersüllt, und seine lüut betheuerte Treue gegen Kaiser und Reich, König und Vaterland — alle» DaS wird ihn dringend zu diesem Friedeniwerle auffordrrn. Mehr aber noch erwarten w«r von dem Fürstbischöfe nach einer andern Richtung hin, ui der seine Hand durch nichts gebunden ist. Wir hoffen, daß er unsrer Provinz jene Lage wiederbringen werde, in denen Katholiken und Evangelische ui vollen Frie den neben emnander lebten, m denen Das, was sie schied, auf daS kirchliche Gebiet beschränkt dlred, DaS, waS ihnen gemeinsam war, die christliche Weltan schauung, da- große Gesetz der Liebe, die nationale Gemeinschaft, dre gleiche Hingebung an König und Vaterland, die gemeinsamen Erinnerungen an die große Zeit der Befreiungskriege, jede Scheidung zwischen Katholiken und Protestanten au- dem socialen und politischen Leben gebannt hatte." * Wieu, 20. Mal. Buda-Pester Blätter melden, daß die Frage, wer der Nachfolger Szlavy's werden wird, schon ihre Lösung gefunden hat. Zum gemem- ,amen Flnanzmlnlster sei nämlich Graf Anion Szecfen auSerfehen. Graf Szecfen, welcher bekanntlich nicht zum ersten Male den MiNlstertttel führen wird und sich seit 1867 stet- an allen parlamentarischen Debat ten über Fragen der auswärtigen Politik lebhaft be- thettigie, hat sich bereit erklärt, da- Portefeuille de» gemeinsamen Finanzministeriums zu übernehmen. — AuS Sarajewo wird unter Heutigem gemeldet: Die „AmtSzettung" publicirt da» Statut über die Organisation der bosnisch - herzegowlnischen Truppen und den Reife und Gefchäftsplan derStel- lungtcommifsion für das Jahr 1882. Die Asfentiruug beginnt am 24. Mai mit ver Stadt Sarajewo. D e Stadtvertretung von Zernm hat in einer Plenarver- fammlung den FZM. Baron Dahlen unter Zlvlorufen auf Se. Majestät den Kaiser mit Acclamativn zum ersten Ehrenbürger ernannt. —5. Wien, 21. Mai. DaS Rundschreiben der Psorte, in w.lchem dieselbe gegen jede sremde Inter vention in Aegypten Protest einlegt, ist bereits dem hiesigen auswärtigen Amte zugekommen. Gleichzeitig lies jedoch auch die Nachricht rin, daß das englische und das sranzösijche Geschwader bereit» im Hafen von Alexandrien erngetr offen seien; die Note der Pforte »st somit nicht nur post tssww gekommen, sondern wird auch ohne jeden praktischen Erfolg bleiben. Allerdings scheint auch in St. Petersburg und Rom da» eigen mächtige Einschreiten der Westmächte verstimmt zu haben, während man in Wien und Berlin noch eine gewisse Reserve beobachtet. Allein ein förmlicher Con- fi ct, wie er von gewissen Blättern in Aussicht gestellt wurde, ist bisher nicht emgetreten und dürfte auch kaum zu besorgen sein, nachdem die Westmächte ausdrücklich den europäischen Charakler der ägyptl;chen Angelegen heit anerkannt haben, somit schwerlich ihre Action über jene Grenze autdehnen dürften, welche durch die Prä- ponderanz ihrer speciellen Interessen im Nillande ge rechtfertigt erscheint. UebiigenS scheint die Lage »n Kairo sich wieder einigermaßen gebessert zu haben, nachdem die verhafteten und vom Khedcve begnadigten Offiziere bereit» außer Land geschafft wvlden find. — Die Do naufrage befindet sich noch immer in der alten Phase. daS Geständniß seiner Niederlage, aber Karl Rahn hatte ja ein gleiche» Geschick zu beklagen, wohl zitterte er vor dem Erfolge, weil er de» Freunde- Starrsinn kannte, der, wie er aus Erfahrung wußte, eine Belei digung niemals vergab, der ebenso hassen, wie er lieben konnte, aber der Versuch durste nicht unterbleiben. So erhob er sich denn, als die Sonne eben ausging, und schlug den Weg zum Neuhose eia Er war in die Nähe de- Gute- gekommen, er sah das eiserne Thor schon offen stehen, er gewahrte, daß Karl Rahn in mitten seiner Knechte und Arbeiter, die bereit waren, mit Egge und Pflug auf daS Feld zu fahren, zu Pferde im GutShose hielt Da wandte Karl Raqn zufällig fein Pferd, und jein Blick fiel auf den lang sam und mühsam Doherkommenden. Wüthend riß er in die Zügel, blaß vor Zorn rief er dem auf dem Hofe befindlichen Lorenz zu, daS Thor sofort zu schließen. Klirrend fiel e» m da» Schloß. Wilhelm Arndt war regungslos stehen geblieben, zitternd am ganzen Körper. Er sah nur noch, wie Karl Rahn drohend die Faust gegen ihn erhob, er hörte nur noch, wie dieser in weg werfendem Tone m>t lauter weithinschallender Stimme belahl, augenblicklich die Hund« von d«n Setten zu lösen, er begriff, datz dies ihm gelte, datz er vom Hose heruntergehetzt werden sollte, uud er streckte nur noch ein Mal wie zum ewigen Abschied seine Hand nach dem Gut-Hofe aus, dann wandte er um und suchte den Heimweg. Die Brücke war abgebrochen, da- Tischtuch war zerschnitten. * * * In den BergwerkShäusern war e« wieder einsam und ruhig, aber e» war fast wie d,e Stille vor dem Elurm. Der Rendant uud der Hiedemeifter hatten sich sehr bald in die neuen amtlichen Verhältnisse gefunden. Der Erstere sah mit Staunen daS tägliche Wachsen des Betriebe« unter der Leitung de« Berg-
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