Volltext Seite (XML)
K37 III. Strafsenats, vom 11. Februar d. I., aus 8 10 Nr. 2 des NahrilngSmittelgksetzeS als Vergehen mit Gefängniß bis zu 6 Monaten und mit Geldstrafe bis 1500 M. zu bestrafen, wenn dieses Feilhalten unter einer zur Täuschung geeigneten Bezeichnung erfolgt ist; dagegen ist das Feilhalten als Uebertretung auS 8 367 Nr. 7 St.-G.-B. zu bestrafen, wenn dieses Stroferforderniß des 8 10 Nr. 2 des Nahrungsmittel gesetzes nicht vorhanden ist. München, 6. Mai. Durch die im „Gesetz, und VerordnungSblatte" pnblicirte Verordnung über die Aufnahme in die Volksschule und die Entlassung aus derselben ist aus der Kammerverhandlung vom 17. Februar d. I. über den Antrag des Frhrn. v. Hafenbrädl auf Aufhebung des 7. Schuljahres greif bares Resultat gewonnen worden. Auf die Bitten um Herabsetzung der durch die königl. Verordnung vom 5. November 1880 für die Aufnahme der Kinder in die Werktagsschule bestimmten Altersgrenze wird in Berücksichtigung der ungleichartigen körperlichen Ent wickelung der Kinder in den Städten und auf dem Lande, dann in Anbetracht der auf dem Lande zumeist bestehenden abgekürzten Sommerschule, durch aller höchste Verordnung vom 26. vor. MtS. bestimmt: daß die Ziffer 2 der Verordnung vom 5. November 1880 fortan zu lauten habe: »Die Aufnahme in die WerktagSfchule erfolgt zu Anfang des Schuljahres für alle Knaben und Mädchen, welche bei gehöriger Entwickelung der geistigen und körperlichen Kräfte zu diesem Zeilpuntte das sechste Lebensjahr zurückgelegt haben. Unter der gleichen Voraussetzung ist dir Ausnahme in den Landschulen, dann in jenen Stadtschulen, in welchen da? Schuljahr mit dem Wintersemester beginnt, den Knaben und Mädchen auch dann zu gewähren, wenn sie das sechste Lebensjahr noch im Lause des Kalenderjahres, in dem die Aufnahme erfolgen soll, zurücklegen. Ebenso ist bei obiger Voraussetzung die Aufnahme in den Stadtschulen, in welchen das Schuljahr mit dem Sommersemester beginnt, jenen Knaben und Mädchen zu gestalten, welche das sechste Lebens jahr innerhalb der daraus folgenden 3 Monate zurücklegen werden. Marktschulen sind den Stadtschulen gleich zu achten, insofern sie nicht seither als Landschulen behandelt worden sind." Die vorstehende allerhöchste Verordnung entspricht einer Zusicherung, welche der StaatSminister vr. v. Lutz in der Abgeordnetenkammer gelegentlich der Be- rathung deS das 7. Schuljahr betreffenden Antrags des Abg. Frhrn. v. Hafenbrädl gegeben hatte. — Der erste Präsident der Kammer der Abgeordneten, Re- gierungsrath Frhr. K. v. Ow in Landshut, ist zum Director der Regierung von Niederbayern, Kammer des Innern, ernannt worden. Infolge dieser Beför- derung erlöschen die Mandate desselben sowohl als Landtagsabgeordneter, wie als Mitglied des deutschen Reichstags, und es sind nun, da der Reichstagsabge ordnete Abt dieser Tage gestorben ist, in 2 nieder- bayerschen Reichstagswahlkreisen (Landshut und Passau) alsbald neue Wahlen vorzunehmen. * Karlsruhe, 6. Mai. Heute Vormittag H12 Uhr wurde die Ständeversammlung geschlossen. Die Feierlichkeit fand im Sitzungssaale der Zweiten Kammer entsprechend dem ausgegebenen Programm Statt. Nachdem die Mitglieder der Ersten Kammer und sodann die Mitglieder des großherzogl. Staats ministeriums unter Vortritt des Ceremonienmeisters eingetreten waren, zeigte der Präsident des Staats ministeriums, Staatsminister Turban an, daß in Ver tretung Sr. königl, Hoheit des Großherzogs Se. königl. Hoheit der Erbgroßherzog ihn beauftragt hat, den gegenwärtigen Landtag zu schließen, und hielt nach Vorlesung des höchsten Rescripts folgende Ansprache: Durchlauchtigste, Hochgeehrteste Herren! Als Sie in Ihre Berathungen eintralen, war unser gnädigster Fürst von schwe rer Krankheit befallen, und voll der ernstesten Sorge um Ihn begannen Sie Ihre Thätigkeit. Der Allmächtige hat den ge liebten Landesherrn Seinem Hause und Volke unversehrt er halten, und mit innigster Freude sehen wir Ihn Seiner völligen Genesung entgegengehen. Auch in den Tagen, in welchen Sr. königl. Hoheit noch größere Schonung der Kräfte auferlegt war, haben Allerhöchft- dieselben dem Lande Ihre treue Fürsorge zugewendet. Mit besonderer Aufmerksamkeit hat der Großherzog den Gang der landständijchen Verhandlungen verfolgt, welche in angestrengter Arbeit fast alle Gebiete unserS öffentlichen Lebens berührten, und nun in ihrem Gcsammtcrgebniß zu einem, wie wir Alle hoffen dürfen, dem Wohle unserS Landes förderlichen Abschluß geführt haben. Wo weitere Ausgaben zu lösen bleiben, haben dieselben wcrthvolle Anregungen zn neuer, ersprießlicher Thätig keit gegeben. Das mit Ihnen vereinbarte Etatsgesetz soll der geordneten Führung des Staatshaushalts eine versasjungSgeseyliche Unter lage gewähren Die günstigere Lage des Staatshaushalts, welchem Sie die eingehendste Prüfung gewidmet haben, und die dadurch ermöglicht- Herabsetzung der Grund-, Häuser- und Gejällsteuer wird tm Lande mit Befriedigung vernommen werden. Bei oller weisen Sparsamkeit haben Sie, durchlauchtigste, hochgeehrteste Herren, die Mittel bewilligt, um in den verjchie- denen Zweigen der Staatsverwaltung den wohlbegründeten Forderungen deS öffentlichen Dienstes, sowie der vielseitigen Pflege materieller wie geistiger Interessen zu genügen, und selbst mit beträchtlichen Opfern auf ein Unternehmen »inzu- trelen, welche- bestimmt ist, den winhschasttichen Verhältnissen eine- ansehnlichen LandeStheil» zu Hilse zu kommen. D e Ausbesserung gering besoldeter Kirchendiener der bei den christlichen Eonsessionen au« Staatsmitteln ist nicht allein aus eine weitere Reihe von Jahren sicher gestellt, es ist da- Gesetz auch in einer Weise zu Stande gekommen, welche in Verbindung mit der in diesen Lagen durch die Wahl des Dom kapitels erfolgten Wiederbcsetzuug de» erzbischöflichen Stuhles in Freiburg zur aufrichtigen Freude der Regierung wohl ge eignet ist, die Erhaltung und Befestigung des bestehenden freundlichen Verhältnisses zu dem katholischen Kirchenregiment zu verbürgen und überhaupt eine friedliche Entwicklung der inneren Zustände des Lande» zu fördern. Se königl Hoheit der Großherzog lasten Ihnen, durch lauchtigste, hochgeehrte Herren, bei Ihrer Rückkehr in die Heimath feinen freundlichen Gruß mit dem Wunsche entbieten, daß die ausdauernde und hiugebcnde Thätigkeit, aus welche Sie zurückblicken, der Ihm und uns Allen theuern Heimath unter dem Beistände des Allmächtigen zum Segen ge reichen möge. Dem mir ertheilten Höchsten Auftrage gemäß erkläre ich hiermit den Landtag für geschlossen. Mit einem dreimaligen Hoch der Versammlung aus das Wohl Sr. königl. Hoheit des Großherzogs sand die Feierlichkeit ihren Abschluß. * Wien, 6. Mai. Die Zolldebatte des Abge ordnetenhauses bewegte sich heute über „ Fette", „Getränke" und „Eßwaaren", und es wurden hierbei olle Zollanträge angenommen. Abg. Ritter v. Chlu- mecky opponirte gegen den Weinzoll per 20 Fl., aber die Vertreter der Weinländer bestanden aus der Posi tion. Der tiroler Abg. Zallinger nahm wieder mit Genugthuung den erhöhten Zoll auf Weinmalsche auf, fürchtete jedoch von dem Weinzolle Repressalien, welche den Export des tiroler Weines beeinträchtigen könnten. Schließlich siegte über die verschiedenartigsten Parti- cularrücksichten der Ausschußantrag. Die folgenden Tarifposten bis zu den Mineralien wurden ohne De batte angenommen. Letztere Post gab zu einer inter essanten Debatte über den tiroler Marmor Anlaß. Abg. Greuter wünscht die Berücksichtigung des vor züglichen tiroler Marmors und bedauert, daß derselbe bei dem Baue des neuen Parlamentshauses anstatt des Carara-Marmor« nicht zur Verwendung gekom men sei. Der tiroler Marmor sei selsenfest wie der Charakter der tiroler Männer, und es hätte das Par- lamentshauS nur aus inländischem Material erbaut werden sollen, damit auch die Steine reden von der Einheit der österreichischen Länder und seiner Inter essen. Abg. Dr. Menger plaidirt für den Schutz der mährisch-schlesischen Schieferindustrie gegen die zollfreie Einfuhr ausländischer Schiefersteine. Gegen Greuter bemerkt Redner, daß nur zu wünschen gewesen wäre, daß alle tiroler Abgeordneten bei der Abstimmung über die Getreidezölle ihre Charakterfestigkeit bewiesen und sich nicht von derselben absentirt hätten. (Heiter keit und Beifall links.) Abg. Dumba gab als Mit glied des BaucomUeS für bas Parlamentshaus die Aufklärung, daß für einzelne Ausschmückungsobjecte aller dings Carara-Marmor Nr. 2 verwendet werden mußte, weil die bestellten Marmorblöcke aus Tirol nach 1 tz- jährigem Zuwarten nicht eingelangt seien. In dieser Beziehung sei also vor Allem für die Herstellung ge eigneter Communicationsmittel zu sorgen. Im Ueb- rigen sei das Baucomite bemüht gewesen, nur inlän disches Material zu verwenden, und es seien auch drei Giebelfelder aus tiroler Marmor hergestellt worden. Abg. Prof. Eduard Sueß bespricht die verschiedenen Marmorsorten, über deren Benutzung nicht immer vom patriotischen Standpunkte aus entschieden werden könne; es falle vielmehr auch die künstlerische Aufgabe ins Gewicht, die mit einem bestimmten Materiale gelöst werden solle. Bei der Abstimmung wird die Tarif- nummer nach den Ausschußanträgen unverändert an- ge ivmme'. Wien, 7. Mai. (Tel.) Die Delegirten der Ver sammlung, welche am 1. Februar im Mansion-House zu London behufs Protestes gegen die Judenver folgungen in Rußland stattgesnnden, Montague und Asher, sind hier eingetroffen, um mit der gemein samen Regierung wegen der Einwanderung der russi schen Juden in Bosnien zu unterhaudeln. — Die „Montagsrevue" bezeichnet die Pariser Meldung der „Times" über Vereinbarungen zwischen den Mächten bezüglich Aegyptens als vollständig apokryph. (Fortsetzung in der Beilage.) Dresdner Nachrichten vom 8. Mai. O. Der Dresdner Reitverein hält Freitag, den 12. ds. von Nachmittags tz4 Uhr an einen Distanzen- ritt ab. Ueuäer-vous: Artilleriecaserne Albertstadt. a Zur Bequemlichkeit des reisenden Publicum« ist Gras v. d. Schulenburg-Beetzendorf genügte diese Auskunft nicht; er beantragte die Erhebung einer Enquete über die Verhältnisse de» Grundbesitze», und empsahl die wei tere Durchführung von Erbrechtsbeschränkungen. Gegen letztere» Verlangen erklärte sich Graf zur Lippe, während Graf Brühl auch in der heutigen Schulbildung einen Grund für den Verfall des Grund besitze» fand. Nach anderthalbstündiger Debatte wurde der Gegenstand verlassen und zur Berathung der Denk schrift über den oberschUsifchen Nothstand übergegan gen. Die vom Referenten Frhrn. v. Durant de Sönäga» zu der Nothstandsdenkschrift gestellten An träge, die sich aus die Regulirung der obern Oder, sowie auf die Creditverhältnisse des Grundbesitzes in Oberschlesien bezogen, wurden vom Hause zum Be schluß erhoben, nachdem ein Commissar des Landwirth- schaftSministerS eine gedrängte Uedersicht über den ge genwärtigen Stand der Regulirarbeiten gegeben hatte. Um 4 Uhr vertagte sich das HauS, um in der näch sten Sitzung, Montag 12 Uhr, eine Reihe von Eisen dahovorlagen zu erledigen. — Nach einer Bekannt machung des Präsidenten deS Abgeordnetenhauses wird am nächsten Donnerstag, den 11. d. M., die letzte Sitzung de« Hause« der Abgeordneten in gegenwärti ger Session und Nachmittags an demselben Tage der Schluß der Session deS Landtags stattfinden.— Die gestrige Sitzung deS Reichstags wurde 1 Uhr 35 Min. vor leeren Bänken eröffnet. Auf der Tages ordnung steht die Novelle zur Gewerbeordnung. Abg. Richter (Hageu): Infolge de» Zusammenlagens der parlamentarischen Körperschaften sind naturgemäß die Bänke äußerst spärlich besetzt. In Rücksicht aus die Wichtigkeit der vorliegenden Gesetze bezweifle ich daher die Beschlußfähigkeit de» Hause». Präsident v. Levetzow: Nur wenn wir unmittelbar vor einer Abstimmung wären, würde ich infolge des angereglen Zweifel» zu einer Auszählung schreiten, sür jetzt sehe ,ch mich dazu nicht veranlaßt. Abg. Richter (Hagen): Dann stelle ich den formellen An trag aus Vertagung. Präsident v. Levetzow: In diesem Falle muß ich aller dings zur Auszählung schreiten. Das Resultat der Auszählung ergab die Zahl von 160 Mitgliedern. Damit ist die Beschlußunfähigkelt deS Hauses constatirt. Abg. Frhr. v. Wöllwarth: Trotzdem ich zu Hause sehr viel zu thun habe, habe ich daS Opser gebracht und bin 7VV Kilometer weit hierher gekommen, und nun sehe ich, daß die ganze Reise resultatlo» war. Gestern haben wir schon um 4 Uhr geschlossen und heute müssen wir ganz unverrichteter Sache sortgehen. Ich habe vorhin noch einen LandSmann von mir draußen getroffen, der aber meiner Aufforderung, mit in das Parlament zu kommen, nicht Folge leistete. (Hört, hört! Große Unruhe.) Ja, meine Herren, ich könnte Ihnen noch mehrere Name» nennen. Es handelt sich doch heute bloS da rum, die so wichtige Vorlage der Gewerbeordnung an eine Lommission zu verweisen, und da könnte doch jeder der Herren da« kleine Opfer bringen, hier zu erscheinen. (Lebhafter Bei fall recht»; Unruhe link».) Abg. Braun (Wiesbaden): Ich bezweifle, daß ein beschluß unfähige» HauS überhaupt debaltiren kann. Präsident v. Levetzow: Es ist schon häufig dagewesen, daß ein beschlußunfähiges HauS über die Geschäftsordnung de- battirte. Abg Rickert: Ich muß entschieden dagegen protestiren, daß eia Mitglied de- Hauses sich in so ab,prechender Weise über nicht anwesende Coliegen äußert, wie der Abg Wöllwarth. (Großer Lärm.) Die Uhr war gestern nicht 4, sondern be reit- 4H. Bitte den Namen des angegriffenen College» zu neunen. Abg. v. Wöllwarth: Der Name meines LandSmanneS ist Maier (Württemberg), und meine Uhr ging allerdings nach Württemberger Zeit und zeigte erst 4. Nächste Sitzung: Montag 11 Uhr. — Die „N. Pr. Ztg." schreibt: Zu Beginn der heutigen Sitzung wurde vom Abg. Rlchter die Auszählung deS Hauses beantragt. E» ergab, daß nur 144 Mitglieder an wesend waren, und somit war die Beschlußunfähigkeit constatirt. Der Geschäftsordnung entsprechend beraumte nunmehr der Präsident die nächste Sitzung aus eigener Machtvollkommenheit, und zwar auf Montag, an Ist eS an sich schon ungewöhnlich, die Auszählung zu beantragen, wenn eS sich, wie heute im Reichstage, lediglich um die Fortsetznng einer Generaldebatte han delt, so muß das Verfahren der linken Seite des Hauses umsomehr in Erstaunen setzen, als ihre Klagen über daS Zusammentagen der beiden Parlamente un mittelbar vorher durch die zeitweilige Aussetzung der Sitzungen des Abgeordnetenhauses Berücksichtigung ge funden hatten. Man kann unter diesen Umständen nicht umhin, der Vermuthung Raum zu geben, daß die Liberalen eine absichtliche Verschleppung der Parla mentsverhandlungen planen. Ob sie damit im Lande einen guten Eindruck machen werden, müssen wir zu nächst bezweifeln; soviel aber steht fest, daß die Würde de» Parlaments, welche die Liberalen mit besonderer Vorliebe im Munde zu sühren pflegen, durch ein sol ches Verfahren nicht gewinnen kann. — Das wissent liche Feilhalten von verdorbenen Nahrungs mitteln ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, war bei tiefster Religiosität ohne Frömmelei, ihr Streben ohne Nebengedanken, ihre Rathschlöge sind fruchtbringend auch für den heutigen Tag, ja sie be schämen manche Ideen und Praktiken der modernen 160 „7 r» wird nutzbringend sein, auf diesen Gegenstand »7, s näher einzugehen. :ben den Schriften größerer Geister in jener de, neben Fichte'- Reden über Nationalerziehung zur R? Herbart'S allgemeiner Pädagogik, bildet Betty Den's Werk*) ein schöne», bedeutungsvoller Denkmal Sazu c während der trübsten Zeit seiner Geschichte nicht Lschenden, viemehr neu aufleuchtenden idealen Sinne» ad Selbstgefühls der Nation, die, an ihrer geistigen Erhebung und Wiedergeburt arbeitend, der Bildung ihrer künftigen Geschlechter die edelsten Ziele steckt. Daß solch' hoher Sinn, solch' ernste- Streben auch die Seele einer deutschen Frau so ganz erfüllt und der gediegenen, wahrhaft menschlichen und echt nationalen Bildung ihre» Geschlecht» sich zuwendet, da» erregt doppelt unsere Theilnahme und Werthschätzung. Hier sind Geist und Gemüth aufs Innigste und Schönste vereint, hier waltet ein hoher, edler Idealismus, der gleichwohl der Wirklichkeit der Dinge sich anschließt und den Bedürfnissen de» Leben» Rechnung trägt. Sie denkt groß von de« Weibe» Bestimmung und Pflichten, sie stellt die Frau gleichberechtigt neben den Mann, um mit diesem die Aufgabe de» Menschen und * Wir verweisen di» Pädagoge» auf Klippenberg » Schrift »ud deren specirlle U»gadru. des deutschen Geistes und Lebens zu erfüllen, aber nie entrück! sie sie dem Kreise, dem sie ihrer Natur nach angehört, und lehrt sie in ernstem, auch das Kleinste nickt übersehendem, mühevollem Streben an sich und sür Andere arbeiten und in dieser Bethätigung ihres innersten Wesens ihre herrlichste Befriedigung und ihren unausbleiblichen Lohn finden. Und war ferner sie so hoch stellt, ist die entschiedene Originalität ihres Empfindens und Denkens, vereint mit maßvoller Be grenzung deS UrtheilS und feinem Sinne für edeln Ausdruck desselben. Sie hat offenbar viel gelesen, das Geistesleben der Zeit reich auf sich wirken lassen, und die edelsten Kräfte desselben gewinnen in ihrer Seele Gestaltung; aber mit selbstständigem Urtheil steht sie den Erscheinungen gegenüber, und wie sie sich im engern Kreise früh jeder Bevormundung entwand, auch von Personen, von denen sic mit Freude gestand, daß sie ihnen einen wesentlichen Theil ihrer Bildung verdanke, so bewahrt sie sich auch später, selbst einem Pestalozzi gegenüber, die Freiheit des Denkens und bildet auf dem ihr besonders angehörenden Gebiete die Ideen, welche sie zu den ihrigen gemacht hat, selbst ständig weiter. Gern hören wir zu, wenn Betty Gleim den jungen Mädchen und Frauen Folgendes sagt: Leset nicht zu viel, sondern schreibet mehr (doch nur für Euch, nicht für die Welt); denn durch da« Schreiben zeigt sich'», ob sich etwas in Euch gestaltet habe. Mehr noch aber thut und lebt, al» Ihr leset und schreibt. Uebrhaupt ist alle» Lesen im Uebermaß schädlich. Die ungeheure Menge von fremden Meinungen, An sichten, Grundsätzen, die dadurch einander drängen, er drücken dar Elgenthümliche im Menschen, sein frei- mürhigeS Urtheil, seme eigne Ueberzeugung, seine ur sprünglichen Ideen, seine Selbstkrast und sein Selbstsein; kurz, sie verwischen den reinen Ausdruck seiner In dividualität und nöthigen ihm eine fremde und darum unnatürliche Form auf. Er ist traurig, zu sehen, wie so Manche, die doch wohl eS wagen könnten, in eigner Gestalt sich zu zeigen, nur in erborgter Fülle einher schreiten und sich kaum erkühnen, eine Ansicht zu haben und geltend zu machen, die von der herrschenden ab- weicht, oder ihr gar entgegengesetzt ist. Daher kommt es denn auch, daß eS so viele Wortnarren und Wort- wisser, so viele tapfre Zungenhelden giebt, die mit dreister Geläufigkeit über Dinge reden, von denen sie nichts fühlen, nichts verstehen, nichts erfahren haben; sondern die sie nur Anderen und den Aussprüchen Anderer mechanisch nachsprechen, wie sie ihnen in ihren Fußstapsen nachtreten. So wird denn das meiste Denken zu einem blosen Nachdenken herabgewürdigt, da es doch ein Selbstdenken sein sollte. Viel Lesen tödtet aber das Selbstdenken und rundet ab, verflacht die Höhen und Tiefen eine-Charakters, die Originalität eines Gemüths. Darum giebt es jetzt so wenig Ori ginalmenschen; und darum gab es ihrer ehedem ver- hältmßmäßig so viel mehr, weil die Alten mehr lebten, erfuhren, genossen, dachten; weil sie weniger fremde Ideen in sich aufzunehmen, al» ihrr eigenen zu ver arbeiten, weniger fremde Ansichten sich aufzuhellen, al» sich selbst klar zu werden, mit sich int Reine zu kom- seiten der Eisenbahndirectionen zu Erfurt. Elberfeld, Magdeburg, Frankfurt a. M und Hannover die Ver einbarung getroffen worden, daß von jetzt ab die Bil lets sür den direkten Verkehr zwischen Stationen der sächsischen StaatSeisenbahnen und schle sischen Stationen einerseits und den Stationen südlich von Bebra (einschließlich Bebra), den Sta tionen der Main-Weserbahi> südlich von GunterS- hausen und den hinter diesen Linien gelegenen Sta tionen andererseits ohne Rücksicht auf die den Billet» aufgedruckle Routenbezeichnung via Eisenach oder via Nordhausen nach Belieben der Reisenden über die eine oder die andere Route benutzt werden können. Es betrifft diese Einrichtung folgende Sta tionen über Leipzig: ab Dresven-Rcustadi Bebra, Fulda, Hanau (Bebraer Bahnhof) Hanau (Heff Ludwig-bah») Offenbach, Frankfurt a M., Sachsenhausen, Frankfurt o. M. (Ostbahnhof), Frank furt a. M. (Wkstbahnhos), Frankfurt a. M. (Main-Weser Bahn hof), Homburg v. d. Höhe, Soden, Wiesbaden, Schlangenbad, Langenschwaldach, Bonn, Loblenz, Kreuznach, Saarbrücken, Mainz (Hest.-Ludwigsdahn), Mannheim, Darmstadt, Heidel berg, Karlsruhe, Pforzheim, Baden, Freiburg, Basel (Bad. Bahn) Metz, Markirch, Straßburg i. E, Mühlhausen i. k., Basel (Els.-Lothr. Bahn) Em- (»i» Halle Cassel-Wetzlar) Basel (Lwweiz Centralbahn) Zürich, Luzern, Bern, Chaux-de sond», Neuchatel, Lausanne, Vevey, Bernex Montreux, Gens ; ab Dresden-Altstadt: Franksurt a. M. (Wkstbahnhos) Frankjurt a M. (Main-Weser Bahnhof) Wiesbaden, Mainz (Hess. Ludwigsbahn). In Reichenberg, Bodenbach, Pirna werden Billets nach Franksurt a M (Westbahnhos) und Franksurt a. M (Main-Weser Bahnhof) verkauft. Bezüglich der Zugsanschlüsse in Leipzig auf dem Magdeburger und ihüringer Bahnhof, der Abfertigung des Reisegepäcks u. s. w. empfiehlt cs sich, an den betreffenden Verkaufsstellen vorher genvue Erkundi gungen einzuziehen. Die direkten Billets zwischen DreSden-Neustadt einer-, Giesen und Ems andererseits können nur über die aufgedruckte Route „via Eisenach- Bebra-Fulda bez. Gießen" benutzt werden. L. Der sogenannte türkische Flieder oder Hol lunder (8^riußu vul^.), dessen wohlriechende Blüthen- dolden sich in der Regel erst Ende Mai zu erschließen pflegen, steht schon seit Ende voriger Woche im vollen Flor, und von besonderer Schönheit präsentiren sich dieselben im Palairgarten und dessen nächster Um gebung, am Zwingerteiche, sow'e in den Anlagen der Bürgerwiese rc. - ü - Heute Nachmittag 3 Uhr bei Schluß unseres Blattes zieht ein schweres Gewitter mit gewaltigen elektrischen Detonationen, von Südosten kommend, über unsere Stadt. Starke Regengüsse mit Schloßenbildung. Der Blitz fchlng mehrmals ein. Der Himmel ver finsterte sich derart, daß bei Licht gearbeitet werden muß. Gegen H4 Uhr läßt das Wetter nach. (Fortsetzung in der Beilage.) provinzialnachrichten. Oel Snitz, 4. Mai. (Vogtl. Ztg.) Gestern Abend in der 6. Stunde verunglückte der hiesige Armen hausbewohner Johann August Hertel geb. au- Frei berg bei Adorf im hiesigen Steinbruche Engelhardlpöhl dadurch, daß er beim Vorfahren eines schwer beladenen Wagens in die Räder kam. Der Tod trat sofort ein. Eni Verschulden scheint Niemandem zur Last zu fallen. Geyer, 6. Mai. (Obererzgeb. Ztg.) Bei dem Anfang Mai hier abgehaltenen Jahrmarkt« hatte der Fortbildungsschüler Uhlig (Sohn eines dortigen Drechslermeisters) das Unglück, beim Aufhalten der auf dem dasigen Neumarkt aufgestellten großen Schaukel so nicdergestaucht zu werden, daß er bald darauf ver starb. Freiberg, 6. Mai. (Fr. Anz.) In der Mulden- thal - Papierfabrik verunglückte vorgestern Mittag gegen 12 Uhr der hier wohnhafte Arbeiter Harzer. Belm Oeffnen deS Hadernkochers verbrannte er sich durch ausströmende Dämpfe dermaßen am ganzen Körper, daß er sofort nn städtischen Krankenhause untergebracht werden mußte. Statistik und PottrswirtlMaft. * Dresden, 8. Mai. Im OberpostdirectionSbezirke Dres den betrug im Mona! April die Einnahme sür Wechjel- stempelmarken M. 11 493,b^ und sür Stempelzerche» zur Erhebung der statistischen Gebühr M. 3369,SS. 1t Dresden, 6. Mai Die diesjährige, bereit» 21. ordent liche Generalversammlung des Vorschuß- und DiS- contovereinS zu Döbeln, welche unter Vorsitz des Rechls- anwalts Schulze daselbst vorgestern Nachm 3 Uhr stattsand, »ahm auch dies Mal wieder einen günstigen Bericht und Ab schluß entgegen Das in nur ISOOOO M. bestehende Actien- capital zersällt in bi) Stück Aktien ä 3000 M. infolge besten natürlich auch die Zahl der Actionäre eine geringe ist. Weitere Papierpostcn sind 37S024 M fremde Darlehn, 14 107 M rückständige Zinsen, lk.2 244 M. Contocorrentcreditoren, 68200 M. Reservesond außerdem noch 82b3 M Specialreservc und Gewinn- men suchten. Darum durften sie denn auch daS Herz haben, sie selbst zu sein und zu scheinen, als sie selbst mit Festigkeit auszutreten und zu sagen, was sie mein ten; darum gehörten sie sich selbst an, treu ihr eigen und waren nicht so des allgemeinen und stehenden Gepräges, an dem man jetzt Jeden gleich als ein Pro duct seines Landes und seines Jahrzehnts erkennt. Gewiß ist's, daß, wenn wir nur ein Mal anfingen, weniger zu lesen, weniger einzusammeln, von außen her uns aufzukleben und anzuhängen und mehr unser EigenthümlichsteS, Eigenstes, zur Blüthe und Frucht zu treiben und zu einem kräftigen WachSthum, wir ganz etwas Anderes leisten würden. ES ist schrecklich, daß herrschende Meinungen, daß das Urtheil der Menge in der Regel eine solche Gewalt, einen solchen Zwang über den Menschen auSübt; daß eS Vielen, ja den Meisten, so schwer wird, ein kräftiges und unwiderruf liches Nein zu sagen, wenn die ganze Welt Ja sagt, und umgekehrt, oder doch nicht zu schwanken zwiAe Ja und Nein. Beides ist schimpflich für »Aorten schlecht. Beides muß von uns abgethan.^ Unsere Schwachheit ist unsere Sünde. . erstickt * Nach einer Depesche der „Times" auS ^ndln- bürg vom 5. Mai hat der dortige amenkani. schäfiSträger au» Kolyn»k (nordöstliche» Sibi»s.»,,„I, Nachricht erhalten, daß 30 Mann von dcr auS 37 bestehenden Besatzung des zur Aufsuchung der, Jear ,^t auSgesendeten und verbrannten Dampfer« „ RodgsiH umgekommen find.