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Dresdner Journal : 09.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-09
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 09.05.1882
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OI06 Dienstag, den 9. Mai. 1882. Ll>ono«»^iit»p«el,r I» s»r»ck«o n«iek«: askrlicd:/. . . 18 Llsrk. ^Mbrl.cd: « A>»rk KO kk. Li»«In« Kommern: iy?f s»»i«rd»N> <Ie« cleotecken Ke icke« tritt Kost- und LtempelruAckIaK lunro. ln«en»1eoprel«er kür äev k»om einer ^espäiteoeo pstitreils 20 ?k. Unter „kinxe»Lnät" äis 2eils 50 Pf. Lei l^bsilen- onä 2iTerns»tr 50 1b >uf«ckls^. krsedeloen: n>it Xoenskme äer §ovn- vnä keiert»^- Xbencti kur lien kol^eocien Dres-nerImmal. Verantwortliche Redaction: Oberred rcteur Rudolf ALnther in Dresden. In,er»teo»»»I»»e »n«M»rt,r LetpÄss: />. Lrancietettrr, Commi«jonLr äe« l'rexiner ^onrnnl»; NemdurA Lerlin V>»n - l^tpiiG L»»«I >r«,l»n ^rnnkkort »- » : c» koA/rr, N«rIm -Vl«L N»Mknr,. kr»U-l^ipm, Vreakkort ». ». »Snrken: Dos s/o«,, L»rlm: /nrakicnsaot, Lr.msv Levettvr»«t»n: /. Stangen « Lorcan L'akat^-, kroniltorc » » : D ^argekscke kockk»n6Ion^; 6irUts kr. .Vü/trr/ N»a»ov»r: <7. Scbü«/er, k»rt» SerUn Lrnnkkort » » - Stauber«: Daube <1 6»., L»n>durx: ^ci. Str»n«r llerauAxederr ^äniel. kipeciition 6e« I>re«iner Uoarnnl», Dreedeo, ^vio^erstr»»»« Ko. 2V. Ämtlicher Theil. Dresden, 7. Mai. Se. Königliche Hoheit der Sroßherzog von Oldenburg hat gestern Nach mittag Dresden wieder verlassen. Bulletin. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Maria Josepha find vollkommen fieberfrei; der MasernauS- schlag ist erblaßt; da» Allgemeinbefinden gut. Hofterwitz, 8. Mai. Or. Fiedler. Wertere Bulletin» werden nicht auSgegeben werden. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». London, Sonntag, 7.Mai, Abends. (W.T. B ) Der Attorney General für Irland, Johnson, ist heute Abend nach Dublin abgereist, wo gestern Abend der ntueraauate Staatssekretär für Irland, Lord Frederick Cavendish, und der Unterstaats- secretär für Irland, Thomas Barke während eine« Spazierganges im Phönirpark ermordet worden find. (Lergl. die „Zeitung-schau".)^ Der heute Nachmittag abgehältrue Minister- rath dauerte von 3 bis 5 Uhr; die hauptsächlichsten Mitglieder deS CabinetS, mit Ausnahme Harting- ton'S, nahmen an demselben Theil. Die Mitglieder deS dem jetzigen Cabinet voraaSgegangenev konservativen CabinetS hielten nm 2H Uhr bei Sir Stafford Northcote eine Zu sammenkunft ab und beschlossen, der Negierung ihre Sympathie auSzusprechen and dieselbe mit allen ihren Kräften bei der Unterdrückung deS in Irland herrschenden MordsvstemS zu unterstützen, wenn die Negierung eine hierauf gerichtete Politik anuehmen sollte Northcote hatte vor dieser Zu- sammenkuuft eiue Besprechung mit Gladstone. Auf morgen ist ein Meeting der gesammten konserva tiven Partei nach dem Carlton Square rinberufen, nm in demselben die Anfichten der Führer der Conservativen über die Lage kennen zu lernen. Man glaubt, daß dem Parlament von dem Cabinet mit der Unterstützung der Conservativen Maßregeln zur Wiederherstellung der Ordnung und Gesetzlichkeit in Irland vorgeschlagen werden sollen. DaS Gerücht, der Licekönig von Irland, Earl Spencer, wolle drmisfioniren, wird alS falsch be- zeichnet. Der MarquiS v. Hartingtoll begiebt sich mor gen nach Dublin, um der am Mittwoch stattsindeu- deu Beerdigung seiveS Bruders, deS Lords Ca vendish, beizuwohnen. Lon den hier wohnenden Irländern ist die Ab- Haltung eines großen Meetings in Hydepark be- absichtigt, in welchem dem Abscheu über daS Atten tat Ausdruck gegeben werden soll. Wie verlautet, find jetzt mehrere Verhaftungen erfolgt. London, Montag, 8. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gladstone und der Earl Granville werden in den heutigen ParlawentSfitzungen beantragen, auS Hochachtung für Cavendish und Burke die Sitzungen zu vertagen. Die Führer der Opposi tion werden diesen Antrag unterstützen. Forster hat der Negierung seine Dienste in Irland angeboren. Dem „Standard" zufolge Feuilleton. Redigirt »on Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 6. Mai: „Reif-Reiflingen*. Schwank in fünf Acten von G. v. Moser. (Zum ersten Male.) Die erklärbare Sympathie für da» beliebte Stück „Krieg im Frieden*, welche» sehr passend so eben erst zur Darstellung gekommen war, hatte auch dieser Novi tät ein hoffnungsvolle» Vertrauen und ein gänzlich besetztes Hau» entgegenzebracht. Der Wahrheit ge mäß ist zu constatiren, daß die vergnügliche Therl- nahme de- Publicum» eine allgemeine war und sich die weitesten Kreise einer sehr befriedigenden Unterhaltung Hingaben. Indem der Verfasser die Form des Schwanke» für seine Arbeit festgehalten und nur diese Benennung in Anspruch genommen hat, sollten dadurch auch wohl manch« zu strenge Anforderungen gemäßigt worden sein, welche man andern Otte» „Reff Reiflingen* ent gegengestellt hat. Für einen Schwank ist die Führung de» Dialog» und die Motivirung der bunt auf- und abschwankenden Action durchaus haltung»voll ausge fallen und die komischen Situationen und steinen Scherze kennzeichnen allerdings Km geistreiches, von Uebermuth und Laune sprudelndes Stück, find auch nicht kostbarer, sondern ost sehr gewöhnlicher Art; aber ihre Trwwli- tät entbehrt einer theairaUichcn Wirkung nicht, und wir werden müdem öehagen eine« «ühnenmrtuosen durch harmlose Späße erheitert, die von einer anständigen Vesellschast auLgehen. Ueber große Flachheiten und wurde der Posten deS irischen ObersecretärS dem Präsidenten deS HandelSamtrS, Chamberlain an- getragen. Die „LiweS" meinen, eS sei unumgänglich nothwendig, daß der Premier Gladstone unver- züglich beweise, daß er endlich zum rechten Ler- ständniß deS wahren Charakter» der Schwierig, keiten in Irland gelangt sei. Dublin, Montag, 8. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Eia von den Homerulern Parnell, Dil lon und Davitt unterzeichnetes Manifest der Laudliga an daS irische Lolk drückt dem irischen Lolke uud Allen, die sich in jüngster Zeit für eine Politik der Versöhnung entschlossen haben, die aufrichtigste Sympathie auS. Im Hinblick auf das Attentat spricht da» Manifest die Hoffnung auS, daS Bolk von Irland werde durch die Art seiner Handlun gen beweisen, daß eS den Mord verabscheue. Der Name deS „gastlichen Irland" sei durch einen Act der Feigheit besudelt worden und werde be sudelt bleiben, biS die Mörder der Gerechtigkeit überliefert würden. Dresden, 8. Mai. Die scenischen Verwandlungen in dem revolutio nären Drama, dessen Schauplatz Irland ist, erfolge» schnell. Der Capitulation deS englischen Cabinet» vor dem socialen Aufruhr, de» Gesetze» vor Gesetzlosigkeit und Verbrechen, der Gerechtigkeit gegenüber der Agita tion, der UnionSacte vor fremdem und einheimischem Verrath ist unmittelbar eine Schandthat gefolgt, welche kaum von den wüstesten Verirrungen des russischen Nihilismus übertroffen wird und deren Tragweite auch da» oben erwähnte, telegraphisch signalisirte Mani fest der Landliga an das irische Volk nicht abschwächen kann. Diejenigen, w^che gehofft hatten, daß nunmehr ruhige Tage des Friedens und deS Gedeihens über Irland Heraufziehen würden, sind bitter getäuscht wor den. Heute, wo Mr. Gladstone dem Parlament die gejammte Politik des CabinetS gegenüber Irland dar- zulegen versprochen hat, schreit das Blut zweier in Dublin hlngemoideter englischer Staatsmänner um Sühne zum Himmel. DaS Murren, mit welchem am 4 d. im Unterhause die Ernennung deS LordS Frederick Cavendish zum Ldersecretär für Irland in den Reihen der Homeruler ausgenommen wurde, hat auf der grünen Insel ein grauenvolles Echo gesunden un) mit dem Todts chlag deS NachsolgerS Forster'- ge. endet, dessen trauriges Schicksal der Unterstaatssecretär sür Irland, Thomas Burke, theilte. Der neue Äeneralstatt- Halter von Irland, Earl Spencer war mit Gefolge und in Begleitung des neuernannten Staatssecretärs Lords Eavendish, sowie des UnterstaatSiecretärs Burke am Freitag Abend um 8 Uhr 25 Minuten von London adqerefft. Die Uebersahrt erfolgte in der frühesten Morgenzeit am Sonnabend mittelst des Holyhead and KmgStown-Paket-DampfbooteS, auf welchem der Vice- könig biS ^12 Uhr verweilte, um dann rm Extrazug die kurze Strecke von Kingstown bis Dublin Castle zurückzulegen. Gegen Mittag holte ihn eine Abtheilung königlicher Dragoner festlich em und geleitete ihn zur Burg, wo er in der üblichen Weise den Eid leistete, um dann nach seinem AmlSwohnsitz im Phönixpark zu fahren, wosejbst auch die Amtswohnungen seiner Regierungsbehörden sind. Als die Ceremonien deS TageS erledigt waren, machten Cavendish und Burke noch einen Spaziergang durch den Park. Unterwegs kam em Wagen an ihnen vorübergefahren. Plötzlich hielt der Wagen. Zwei Männer sprangen ab, griffen die beiden Staatsmänner an und brachten denselben mehrere Stiche m der Brust- und Halsgegend bei. Es scheint eine verzweifelte Gegenwehr stattgefunden kleine Caricaturen soll man dabei nicht streiten und nicht verlangen, daß dieses Stück seinem Vorgänger glelchwetthig sei. Die Titelrolle, den Held des Ganzen, dessen An sprache in „Krieg im Frieden* diese Arbeit ihre Ent- stehung verdankt, entbehrt wohl deS eoncreten Zu sammenhalte-, welchen man wünschen müßte, wenn eine drastische Episodengestalt zu einer leitenden Haupt- figur gemacht wird; dennoch aber wirft diese Figur erfreulich, ja sogar viel sympathischer, als die m man chen anderen modernen Possen, denn dieser Charakter ist trotz seiner lustigen Elemente durchaus ehrenhaft und innerlich nobel gezeichnet. Von den übrigen Personen treten nur einige al- alte Bekannte hervor, andere sind für die neue Hand lung neu hinzucomponirt und nehmen eben odne besonder!, Werth, doch auch ohne Störung ihren Platz ein. ES läßt sich anuehmen, daß unsere dem Stücke erblich zugesallene sehr gute und lebendige Darstellung, den sich neue Personen trefflich anschlossen, ziemlich viel dankbare Wiederholungen gestatten wird. Hr. Bauer knüpfte in seinem ganzen Wesen gleich im ersten Act in der Ankunft b«, seinem Freund v. Folgen, den Hr. Richelsen gewandt darstellte, sehr glücklich an den frühem Reiflingen an und führte seine Rolle mit so ausgiebigem Humor wie im ersten Stück durch. Auch Frl. Diacono spielte die junge Frau v. Folgen (Ilka) mit allerliebster Munterkeit und ohne Uedertreibung in der muthwillig improvifir- ten Conflictscene. Eie wurde dabei von Frl. Hahn und Arndt (Toni und PriSca) unterstützt. Auch Frau Wolff (Sibylla) und die Herren v. d. Osten, Kramer, Hagen, Koberstein und Dettmer zu haben. Allein die Mordbuben brachten ihre Opfer zu Fall und entflohen, ohne daß man bisher eine Spur von ihnen entdeckt hat. Die Leichen wurden, fürchter lich verstümmelt, am späten Abend nech aufgefunden. Ihr Blut hatte den Platz der schauderhaften Tha nng» getränkt und geröthet. Der Phönixpark ist rin öffentlicher Spazierort; eS erscheint höchst auffallend, daß dort eine folche That möglich war, ohne daß den Ueberfallenen irgend Jemand zu Hilfe kam, und man möchte fast vermuthen, daß in den Telegrammen That- sachen verichnneqen werden, welche aus die in Irland herrschenden Zustände ein noch schlimmeres Licht wer fen, als die Mordthat selbst. DteS ist die Antwort Irlands auf die Wandlung in der irischen Politik der Gladstone'schen Regierung. Vielleicht war es „Lapitän Mondschein* in Person, der solche Antwort gegeben. Sämmtliche Polizelstationen in Irland sind von der Ermordung des Loros Caven dish und Burke's in Kenntniß gesetzt worden; alle ab gehenden Schiffe werden einige Zeit hindurch über wacht werden. Dem Verbrechen liegen offenbar poli tische Motive zu Grunde; die Mörder haben ihren Opfern nichts geraubt, weder Geld, noch Schmuck- fachen, noch auch Papiere. Die Zugänge zu der Re sidenz des VicekönigS im Phönixpark werden durch starke PolizeidetachementS bewacht. Der Königin und dem Premier Gladstone wurde das Verbrechen am Sonnabend Abend telegraphisch mitgeiheilt. Gerücht weise verlautet, der B'.cekönlg, Earl Spencer, habe auf die Nachricht von dem stattgehabten Morde die Absicht ausgesprochen, sein Amt sofort niederzulegen. Gestern (Sonntag) Nachmittag sollte m London ein Mmffterrath abgehalten werden. Die Lage des Cabl- netS ist eine überaus schwierige. Die radicale Theorie, Irland müsse durch absolute Nachgiebigkeit versöhnt werden, war von dem Ministerium angenommen und der liberalen Partei ausgezwungen worden. Es ist be dauerlich, daß Männer von edlem Charakler und ge mäßigten Anschauungen, wie der Earl Granville, der MarquiS v. Hartington, Lord Selborne, der Earl Kimberley und der Earl Northbrook sich der Diktatur einer Genossenschaft Ueberspannter unterwarfen. Es war der Triumph der Parteicohäsion über Gewissen und Pflicht. Insbesondere schmerzlich ist die Situation 'ür den ältern Bruder de- ermordeten Lords Caven dish, den Staatssekretär sür Indien, MarquiS v. Har- tington. An rhm hat sich eine Strafe vollzogen, die unserm menschlichen Ermessen gewiß zu hart erschei nen muß dafür, daß er seine Zett und seine Bestim mung verkannt hat. Denn als em solches Verkennen, überdies als ein Verlassen der einmal gefaßten staats männischen Grundsätze ist eS zu charafterisiren, daß Hartington im Ministerium Gladstone auch dann noch aushielt, nachdem Mr. Forster aus demselben g-schie- den. Hartington, anstatt ebenfalls zu gehen, machte die verhängnlßvolle Schwenkung mit, vertheidigte dieselbe sogar persönlich im Parlament und vermittelte seinem Bruder daS Amt des zurückzetretenen Mr. Forster. Wenige Stunden, bevor d«e Schandthat in Dublin verübt worden, war, wie der Telegraph auS London meldet, auch Michael Davitt, der Gründer der Land liga, auS dem Portlandgefängniß entlassen worden. Parnell, Dillon und O'Kelly reisten ihm entgegen. Tie Freilassung Davitt s gehört mit zu dem Preise der neuen Bundesgenossenschaft zwischen Landliga und Ministerium. Kurz nach seiner Ankunft in London hatte Parnell dies einem Berichterstatter gegenüber klar ausgesprochen, und das Cabinet leistete diesem Gebote sofort Folge. Mit Michael Davitt ist der Landliga ihre ursprüngliche Seele wledergegeben. Davitt brütete die Politik auS, welche in Parnell ein ebenso befähig tes Werkzeug fand; und da die Regierung heute diese Politik gulheißt, ist e» nicht mehr, als natürlich, daß deren Schöpfer m Freiheit gesetzt wird. Ein weiterer (v. Senfa, der Förster, der Provisor, Fedor Below und der Apotheker Hofmeister) widmeten sich ihren nicht schwierigen Aufgaben mit gewandter Frische. In der FörsterStochter gasttrte ein Frl. Bäckers aus Görlitz als «ne kleine in solchen Rollen mögliche Soubrette, und Frl. Flössel gab die Frau des Apo thekers. Bei ihrer Anfängerschaft wird ihr dennoch ohne Schwierigkeit der Vortheil erreichbar sein, diese unliebenswürdige Partie etwas weniger brüsk und schroff darzustellen. Bei allen erfahrenen Künstlerinnen findet sie Anleitung dazu. O. B Nefidenztheater. Am 6. und 7. Mai wurde an dieser Bühne eine neue Operette: „Gräfin Dubarry* von F. Zell und Richard Genee, Musik von Millöcker, gegeben. Am ersten Abende ging dieser Novität eine Feier der 1000. von der gegenwärtigen Direktion an dieser Bühne veranstalteten Vorstellung voran«. Ein Prolog, den Hr. vr. Franz Koppel-Ellfeld ge dichtet hat und der vom Hrn. Direktor Karl selbst ge sprochen wurde, hob in schwungvollen Worten die Ver dienste der Direktion hervor und wurde vom Publicum sehr freundlich ausgenommen. Ohne uns an die drei jährige Ausdauer und da- glückliche Erreichen deS 1000. Theaterabends zu bindeu, beleuchten wir wohl em andere- Mal die Licht- und Schattenseiten der gegenwärtigen, allerdings sehr rührigen Theaterleitung, und zwar in schlichter Prosa statt in Versen. Den rhetorischen Bonrag jene« Prolog« am 1. Abend zu hören, war ich wegen memer Anwesenheit bei einer Novität im Neustädter Theater verhindert, und am zweiten Abend war Hr. Karl wegen Heiserkeit verhindert, ihn noch einmal zu sprechen, nne da« der Zettel an- Schritt wäre seine parlamentarisch« Wiederbefähigung, die er al« gemeiner Sträfling verwirkte. Wie lange wird das auf sich warten lassen? Sind doch die Land- liqistev zukunft-sicher und daher unerbittlich. Anläß lich einer Feier der Freilassung der verdächtigen In- haftitten hatte übrigen« am Freitag in Ballina ein Zu sammenstoß zw schen Polizei und Bolk«haufen stattge funden. Die Polizei machte von der Feuerwaffe Gebrauch und venvundete mehrere Excedenten lebensgefährlich. Auf die Freilassung der eingekerkerten Revolutionäre und den Rücktritt Förster'» hätte nach dem Wunsche der Homeruler die Ernennung eine» Mitglied»» der Land- liga zum Obersecretär für Irland erfolgen sollen, und wa» dieser dann vorgeschlagen haben würde, da» hätte Alle» auSnahmelo» geschehen müssen, bi« Irland ein unabhängiger Staat, eine freie Republik gewesen wäre. Nur um solchen Preis hätten sie vaS Morden einge stellt. Aus die Entsendung eine», wenn auch noch so ungefährlichen Engländer» an Forster'« Stelle waren sie daher schon vorbereitet, mit Mord und Todtschlag zu antworten. Der Lord Cavendish, welcher von 1872 biS 1873 Privatsecretär Gladstone'» war, bcklndete zuletzt das Sekretariat des Finanzamt»», war aber der politischen Welt mehr als der Bruder MarquiS o. Hartington und Sohn des Herzog« v. Devonshire, drnn als Staatsmann bekannt. „Wenn sem Name heute* — sagte der „Standard* — „au» dem politischen Leben verschwände, so würde nicht Einer unter Millio nen den Verlust merken.* Die Gcäuelthat m Dublin hat diese Voraussage freilich arg dementtrt. Die „Daily News* bringen die überraschende Mittheilung, daß das Sekretariat für Irland niemals dem Präsi denten des Handelsministeriums, Mr. Chamberlain, angeboten worden ist, daß aber, wäre es ihm ange boren, er es angenommen haben würde. Dagegen ist der MarquiS v. Hattrngion um die Uebemahme diese» Postens ersucht worden, jedoch vergeblich; er hat ihn abzelehnt und seinen Bruder vorgeschlagen. Im Hinblick auf die neuesten Vorgänge in Irland erhalten die Erklärungen erhöhte» Interesse, mn wel cher Mr. Forster am 4. Mar >m Unterhaus« seinen Rücktritt motivirte. Man war auf eine ruhige und kurze Auseinandersetzung der Gründe gefaßt, die ihn zur Niederlegung seine» Amt:- bewogen; statt dessen bot Forster nne zornmüthige Philippika gegen die neue Pyase oer Regierung-Politik, insbesondere gegen die Freilassung der LandUglsten. Letztere Maßregel hält Forster nur unter einer von drei Bedingungen für zulässig: entweder daß sie sich verpflichtet hätten, das ungeschriebene Gesetz, durch welches Parnell zum „ungekrönten König Irland»* geworden, fallen zu lassen; oder wenn Irland sich von selbst beruhigt hätte; oder schließlich, wenn die ausübende Gewalt mit neuen Be fugnissen zur Niederhaltung der Verschwörung aus gerüstet worden wäre. Da aber leider keine von diesen drei Bedingungen sich erfüllte, sondern im Gegentheil die Regierung sich den guten Willen der Landligisten fälschlich dura) Reugeld und Zugeständnisse zu erkauftn strebe, so habe er eS für besser gehalten, abzudanken, als dem „Lande das schwächliche und schmähliche Bild eine» Ministers zu bieten, welcher eiue Politik au»- führt, die er gegen seinen Willen herunlerschlucken müßte*. Der wirkliche Grund, weshalb die 3 lrfftten Parlamentsmitglieder wie so viele Andere verhaftet worden, war, weil dieselben versuchten, ihren Eigen willen, ihr „ungeschriebenes Gesetz* wie sie eS ost nannten, durchzusetzen, und zwar zum Verderben und Schaden der Unterthanen Ihrer Majestät, durch Ein schüchterung und Drohungen der einen oder der andern An. Und das geichah auf eine solche Weise und in einem solchen Grade, daß keine Regierung so etwa» aus die Dauer stattfinden lassen konnte, ohne zu einer macht- und kraftloien und blosen RamenSregie- rung herabzusinken. Der Führer der Conservativen, kündigte, da ein Bühnenfest für neue Theilnehmer nicht wie eine Sonnenfinsterniß unwiederholbar ist. Nach einer alten Erklärung und Wortenfführung von Glasbrenner kommen die AuSdücke „gemust* und „Muser* von dem schmeichelhaften Worte „Muse* her und heißen „gedichtet* und „Dichter*. Von d«m Li bretto zur „Gräfin Dubarry* könnte man daher sagen, daß sein Inhalt nicht „gemust*, sondern gemaust wäre, wenn die beiden großen Muser F. Zell und Richard Gmee (nicht zu verwechseln mit dem strebsamen Schrift steller Rudolf Genee) nicht dies Mal angeqebrn hätten, daß ihnen irgend eine ungenannte französische Quelle floß. Sie schöpften daran«, und ihr Text gleicht ihren übri gen derartigen Fabrikaten der Nachdichtung, Zuiammen- stellung und Appretur. Mit dankenSwerther Aufmerk samkeit haben sie ind«ß die Wirkungen und Pikanterien der Frivolität vermieden. Die Millöcker'sche Musik schließt sich, wie sie da» stet» thut, auch dieser Arbeit gefällig an. Da» nicht zahlreiche Publicum am Sonntag nahm die muntere Darstellung freundlich auf, die besonder» in Frl. Offeney (Dubarry) und Hrn. Rüdinger (Leonard) ihre Stütze fand. Dessen Frau Lucette wurde von einer Debütantin, Frl. Läuber gegeben, die ebenfalls wie Frl. Bäcker» eine Neine Soubrette von bescheiden hervottretenden Fähigkeiten ist. O. B. Lus d»m Lrbeu einer Unvermihlteu. Line LrzLhlong. ;F»tts«tzu»g.) „Bitte, Herr Pfarrer, erzählen Sie mir da» Weitere.'
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