Volltext Seite (XML)
^S8«. Sonnabend, den IS April. 1882. 1» U»»«» 4«ut,«L«» iLbrticbr.... 18 ^MrUeb: 4 «.rk b0 kk. Li»»«l»« Huwmsro: 10 kk. 4a««r8«Id 6e« 6«ot»cb«r> ltsiek«« tritt?o»t- 006 8tolopelru»ekl»^ vioru. I»»«r»teopr«»l»er kür 6ev ksnm eio«r ^e»p»1t«oea ?etit»«ils SO ?s Oster ,F)ü^e»»v6t" 6i« Leit» KO ?k L« ^»beUeo- uv6 2iServ»»tr SO A> ^ussctil»^. Lrscdelaeo: mit Xl»n»l»ms 6er 8o»n on6 ?eiert»^s Xl>«o6» frir 6so kol^erxten I L^. Zres-nerImriml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. n. Lra«6«trttrr, CommimioaLr 6e« l»re«lner tours»I». L»md«r^ I«rlt»-V>«» - >»»«> ^r»»kk«r1 ». N : <2 ^c>A/rr, L«rUa-V>«» S»md<ir,. kr»U - l^jpilU - Lr»ütt«rt ». >. N4»«d«»: 1^»«-/ r, L«riio: /nrati6cr>6ant,' Sr«w«i> >r,«I»»: I. s Lurra» iFm>/ Ladatt«-,' kr»»ilt«rc » » r F ^arArrHi« öucbb«o6Iuo8; 04rU«: C. Ltatt«-; S»»Lo—r: C §eZii«ter, ?«rt« verit» VrLllklsrr » H- SMU^»rr: DaudcFCo., Lluodar^i ^6. üte»-«' ller»n,xederr LSaiel- k!rpe6ition 6s« l>re«6oer loarrml», Dre«6ea, ^viazerstrL«« Xo SO Nichtamtlicher Theil. rele,r.»tzil«e «-chrichte». Wie», Doauerttag, 13. April, Abeuds. (Tel. d. Boh.) Heute Rachwitt-g fand »ater Vorsitz de» Kaiser» vo» 1 di» 3 Uhr eine gemeinsame Miai- -ercoufere», Statt, welcher die drei gemeinsame» Minister, ferner die Minister Toaste, Dauajewski, Welser»hrimd, TiSza, Szapary und Orczy beiwohn- tev. E» wurde die den Delegationen in der Tonn- abendfitzung zu nnterbreitende Vorlage festgrstellt. Dieselbe wird da» an-erordeutliche Erforderaist für die Truppen im OccupationSgebiete und in Süd- dalmatien auf «eitere 6 Monate, ferner eine Ueberschreituug de» für dir ersten 3 Monate diese» Jahre» bewilligten 8-Millionen Credit» mit bei läufig 2 Millionen, außerdem die Kosten der Her stellung vouNtitstraKen und befestigter Unterkunft»« stände, sowie der Beschaffung der notbwevdiqen Urberschnstvorräthe enthalten. Strastrn und Un terkünfte in der Kriwoschje werden vom österrei chischen Lerar hergrstrllt. Die Vorlage enthält ei»e eingehende Motivirnng der Forderung und eine Darstellung der Lage. Die drei Touristen au» Wien, die Brüder Friedrich und Fräulein Matt, welche am vorigen Sonnabend eine Partie auf die Naralpe unter nahmen, dort von eine« Schneestnrme überrascht und seither vermistt wurden, find, einem Tele gramm znfolgr, nachdem sie von der Raralpe über Drein zurückgrkehrt »arev, beute io Reichen aagrlaagt. St. Petersburg, Kreitag, 14. April. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Dcm „RegieravgS-Anzeiger" hat der Eoaverueur von Podolien die Mrldnng erstattet, dast er sich sofort nach Benachrichtigung von in Balta auagebrochenrn Jndeverceffea persönlich dorthin begeben habe, nm die Ruhe wieder herzustrllru. Die Unruhen dauerten am 11. April bi» 1v Uhr Abend» fort, wo da» Mili- tär die Ordvnvg wieder herstellte. In der Nacht eraeuerte» sich, ungeachtet ausgestellter Wacht posten, dir Unruhen, welche am 12. bei Eintreffen der Truppe» auterdrückt wurde» Die Erceffe wurden begangen von dortigen Stadtbewohnern und benachbarten Bauern. Der Procnrenr znr Beaufsichtigung de» Gange» der Untersuchung ist eivgetroffen. Am 13. April war Balta ruhig. Am 12. April 5 Uhr Abeud» üderfirleu Einwoh ner de» Orte» Letitschewo die dortigen Juden und deren Häuser. Da» Militär stellte die Ruhr hrr, ohne von drv Waffe» Gebrauch zu machen. Die Schuldigen wurden verhaftet. Dem „RrgierungS-Lnzeiger" zufolge ist Baron Jomivi durch kaiserlichen UkaS zum Staatssekre tär ernannt worden. stortgrsetztr Recherchen haben die Persönlich keiten der Mörder de» Generals Strelnikow voll ständig festgrstellt. Der eine Mörder »ar der Sohn de» Eollegienrathe» Nikolai Tchelmakow und bi» zu» Januar 1881 freier Zuhörer an der St. Petersburger Universität, sein Complice der Ljätkasche Baner Stepun Chalturin, welcher bereit» 2 Jahre lang »egen der 188V ausgeführ- tev Explosion im Winterpalai» polizeilich gesucht wurde. Laut Au»sageu von einigen, Chalturin näher keovevdev Personen hat derselbe, 2 Jahre sich den Nachforschungen entziehend, vnter ge fälschtem Paffe in Odessa und Moskau gelebt und sich mit der Verbreitung schädlicher Lehren in Arbeitrrkrrisea beschäftigt. Dre»dea, 14. April. Die Zustände in Irland, welche der Premier Gladstone in seiner letzten Rede vor der Vertagung de» Parlament« al« eine sociale Revolution bezeichnete, nehmen eine solche Gestalt an, daß auch den lang- müthigsten Engländern der Geduldsfaden zu reißen beginnt. Die demokratischen Doktrinäre waren e«, welche den Obersecretär von Irland, Mr. Forster, bisher verhinderten, sich oller jener Mittel zur Unter drückung der latenten Jnsurrec'.ion zu bedienen, welche da- ZwangSgesetz vom vorigen Jahre ihm zur Ver fügung stellt. Die Dinge haben sich daher nunmehr derart gestaltet, daß Mr. Gladstone nur noch die Wahl zwijchen zwei Alternativen hat: er muß ent« weder auf die Regierungsgewalt verzichten und sein Unvermögen tingestehen, die irischen Verwickelungen zu lösen — oder er muß m seiner bisherigen passiven Haltung gegenüber Irland auch fernerhin verharren und die Banditen der Liga bei ihren Gewaltacten und Mordbrennereien gewähren lassen, ohne sich um un sagbare Leiden ehrlicher Leute, um den Ruin des Landes, um dir dem englischen Volke angethane Schmach zu bekümmern, daS verdammt ist, in einem rntegrirenden Theile deS Bereinigten Königreichs Dinge zu erdulden, weit schlimmer, al» alle die Gewaltakte der Nihilisten in Rußland. Selt den beiden letzten agrarischen Mordthaten, welche an dem Landagenten und Magistrat Herben und an Mrs. Smythe, der Schwägerin erneS Land- agenten, verübt wurden, macht sich der Ruf nach einer „neuen Politik* in Irland immer hörbarer. Auch der radikale „Spectator' sympathisirt mit diesem Rufe und grsteyt, daß daS ZwangSgesetz seinen Hauptzweck, den der Wiederherstellung der Autoritär des Gesetzes, verfehlt hat. „Die ZwangSacte hat gewiss« politische Uebel, und insbesondere das Blutvergießen, welches, wenn die Lage von 1881 sortgedauett hätte, unver meidlich gewesen wäre, verhindert, aber dieselbe hat m durchaus keinem Grade die sociale Ordnung wieder- hrrgestellt. Die sociale Revolution, von welcher Glad stone sprach, macht Fortschritte und entwickelt unter den Irländern eme Reizung zu Verbrechen, die un vereinbar mit der C.vilffation sind. DaS Leben und Ergeuthum ganzer Klassen, die Anspruch darauf haben, in Sicherheit zu leben, ist ebenso gefährdet, al» wenn gar keine Gesetze da wären. D»e Verbrecher werden entweder nicht entdeckt, oder von den Geschworenen freigesprochen oder im besten Falle zu einer leichten zeitweisen und in den Augen ihrer Landsleute ehren vollen Einsperrung als politische Verbrecher verurtheilt. ES wäre für ;ede Regierung verbrecherisch, solche Zu stände länger zu dulden, und wir zweifeln nicht daran, daß, wenn daS Parlament wieder Zusammentritt, oder spätestens wenn eS durch die Annahme der Eloture seine Kraft deS Handelns wieder erlangt hat, die Re gierung eme neue Politik Vorschlägen wird. DaS rich tige Verfahren würde sein, die „Verdächtigen* auf freien Fuß zu setzen, wodurch unter anderen Bor- theilen die gegenwärtigen verächtlichen Führer der Secessionisten entthront würden, und durch Abutthei- lung agrarischer Verbrechen durch Sondergerichte die ver nichtete Ueberlegenhett deS Gesetzes wiederherzustellen.* Die zeitweilige Freilassung de» Agitator» Par nell glebt der Regierung Gelegenheit, die Gesinnun gen de» Lande» hinsichtlich einer allgemeinen Befreiung der „Verdächtigen* kennen zu lernen, wenn sie eine solche überhaupt beabsichtigen sollte. In Irland würde der Eindruck ein höchst nachtheiliger sein; die Partei der Gesetzlosigkeit würde darin einen eklatantesten Sieg ihrer Sache erblicken, hat sie doch schon in dem Wahne, daß Parnell obgesiegt habe, überall Freudenfeuer an- gezündet und Illuminationen veranstaltet. Aber die loyale Bevölkerung Irland» sowohl al» da» ganze englische und schottische Volt würden sich von der Regierung mit Entrüstung abwenden, und ihre letzte Stunde würde geschlagen haben, wenn sie sich zu einem so thörichten Verfahren, wie die Freilassung der irischen Verdächtigen, hmreißen ließe. Zurückweichen wäre jetzt sträfliche Schwäche; England muß auf der betretenen Bahn energisch vorwärts schreiten, bis e» die Rebellen gänzlich zu Boden geworfen hat, und darf vor keinem neuen Schritte, fo sehr er auch mit den Ideen eine» freien Landes im Widerspruche stehen mag, zurück schrecken, um jenes Ziel zu erreichen und dem loyalen Bürger Ruhe und Frieden zu sichern. Thut die Re gierung die» nicht, so ist ihr Schicksal sofort besiegelt. Unterdessen ist für das Cabmet Gladstone eine neue Verwickelung aus den Zuständen in Irland er wachsen. Die Regierung der nordamerikanischen Union hat bei der englischen Regierung dagegen remonstrirt, drß mehrere Bürger der Vereinigten Staaten in Irland lnhastirt wären, ohne daß ein ge richtliches Verfahren gegen dieselben eingeleitet sei. Diese Bürger der Vereinigten Staaten sind Irländer, die in den Bereinigten Staaten in Amerika mindesten» so zahlreich sind, wie daheim auf ihrer Insel. Die Verhältnisse dieser Emigranten haben sich gebessert, so daß sie verhältnißmäßig wohlhabend und einflußreich sind. Eie haben aber nicht» von ihrem bittern und unver- löschbaren Hasse gegen die protestantischen Anglosachsen verloren, und ihr großes Hauptziel besteht darin, wo möglich die Vereinigten Staaten in einen Krieg mit England zu verwickeln, welcher, ihrer Meinung nach, eine Invasion Englands ermöglichen würde. Nicht wenige der von der Liga angestellten Emissäre sind amerikanische Bürger, welche man deshalb wählte, weil man meinte, die britische Regierung werde sich hüten, sie zu verhaften; thäte sie eS aber doch, so werde die amerikanische Regierung sie schützen. 3 oder 4 jener Desperado» befinden sich rm Kilmainham- gefängniß, und die amerikanische Regierung beansprucht für dieselben eine andere Behandlung, al» für die ein geborenen irischen Gefangenen, nämlich sofortige» Gerichts verfahren, od»r Freilassung. Unzweifelhaft müssen sie alle vor Gericht gestellt werden, und die meisten von ihnen sind straffällig. Aber in Irland find die Schwurgerichte einfach unmöglich geworden, und die nächste nothwendige Maßregel würde die Errichtung emes hohen Gerichtshöfe» mit außerordentlicher Voll macht fern, welcher über sämmtliche in den Gefäng- n'ssen befindlichen „Verdächtigen* abzuurtheilen hätte. Es unterliegt keinem Zweifel, daß daS Verhalten der irischen Emissäre aus Nordamerika ihre Verhaftung vollständig gerechtfertigt hat. In keinem Gesetzbuch« der ganzen Welt ist ;emalS der Satz ausgestellt wor den, daß Ausländer besondere Privilegien hätten und daß sie al» solche von den allgemeinen Vorschriften nicht betroffen würden. Die Landliga, welche ihre Fond», wahrscheinlich auch ihre Hauptführer in Pari- Hat und ihre Hilfsmittel aus den Bereinigten Staaten bezieht, fühlt sich natürlich durch die diplomatische In tervention zu Gunsten ihrer Mitglieder außerordentlich gehoben und ermuthigt, auf dem eingeschlagenen Wege zu beharren. Healy hat die» auch offen ausgesprochen und seiner Freude über die Zwangslage der Regie rung Ausdruck gegeben. Er sagte dabei im Parla ment: „Ich betrachte die Engländer in Irland als eine Räuberbande, die unser Vaterland moralisch und materiell rulnirt, und als Hauptmann dieser Bande erscheint mir Mr. Forster.* Nach ihm müssen nicht nur die amerikanischen, sondern alle politischen Ge fangenen freigegeben werden, wenn „wir nicht Schreck liche» erleben sollen.' In Bezug auf die nordamerlkanische Bewegung zu Gunsten einiger Angehörigen der Union, welche m Irland verhaslet worden sind, heißt e» »n einer vom 28. März datitten New-Forker Correspondenz der „Hamburger Nachrichten': Da» Schicksal d«r auf Grund der englischen Autnahmegesetze gegen Irland eiagekerkerten Vereinigten Staatenbürger nimmt mehr und mehr die öffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch, und die Agitation dafür, für die nun fast 1 Jahr im Gefängniß Befindlichen da» Habea»-Lorpu» Recht zu fordern, ist >m Wachsen begriffen. Nach der Congreßacte vom 27. Juli 1868 (Sect. 2000 und 2001 der Statuten) ist die gesetzlich« Lerpfl chtung der Regierung zu energischem Einschreiten für die m Irland Eingekerkerten außer allem Zweifel. Diese Acte hebt jeden Unterschied zwischen naturalisirten und ein geborenen Bürgern der Bereinigten Staaten im Au»- lande auf und verpflichtet den Präsidenten zu deren Schutze zur Ergreifung jeder Maßregel ^not «moun- tmg to «cts ok var" („die nicht dlS zu kriegerischen Handlungen sich steigert*). Diesen bestimmten ge setzlichen Vorschriften gegenüber, die fchon im Jahre 1867 vom damaligen StaatSsecretär Erwarb praktisch befolgt worden waren, erscheint da- schlaffe Auftreten unseres gegenwärtigen Gesandten Lowell d«r britischen Regierung gegenüber in der That al- unverantwortlich, und e» »st nicht zu verwundern, daß hier in Volks versammlungen zu Gunsten von O'Eonnor und Ge nossen nicht nur die Zurückderufung Lowell'», sondern dessen Stellung unter Anklage gefordert wird. Allein nirgend- bewährt sich mehr, al- hier da- Sprichwort, daß „die Suppe nicht so heiß gegessen wird, wie sie auf den Tisch kommt*. Obgleich die englische Regierung sich sagen mußte, daß ein Eingehen auf die Vorstellungen d«S Washing toner LablnetS ihr den Vorwurf der Feigheit ein- tragen wird, Haden die Remonstrationen doch bereit» zur Folge gehabt, daß der amerikanische Bürger White, welcher m d«m Verdachte steht, an dem Aufruhre de- thelligt zu fein, und au- diesem Grunde in Haft ge nommen worden war, wieder in Freiheit gesetzt wurde. Die Union, welche in den letzten Jahren überhaupt sich in mehr hervortrrtender Weise um die europäisch« Politik bekümmert hat, zeigt eine bedenkliche Neigung, sich in die irischen Angelegenheiten einzumljchen, welche vielleicht nicht ohne bedenkliche Eonsequenzen bleiben kann. Da» irische, in Nordamerika immer zahlreicher werdende Element »st dort bei den Wahlen zu einem wichtigen Factor geworden. Dir Naturalisation ist in Nordamerika leicht zu erlangen, und die irischen Emigranten werden rasch zu amerikanischen Bürgern. Biele solcher Irländer kehren al» Borger der Ber einigten Staaten nach Irland zurück, und die englisch« Regierung hat Veranlassung, die Ausnahmegesetze auch auf diese al» Amerikaner costümirten Irländer anzu- wenden. Der englische Correspondent de» „Bund* constatirt, daß die bedeutenden Fond» der Lanbliga (ost 50000 Frc». aus Amerika allein per Woche) zur Ausübung der Gräuelthaten m Irland verwendet werden, und der Londoner Berichterstatter des „Hamburgischen Tor re spondenten* weist darauf hin, daß England »«»t ernstlichem Grund zu Remonstrationen gegen die Ber einigten Siaaten hat, als diese zu solchen gegenüber England berechtigt sind. Es heißt am Schluss« einet „England, Irland und Amerika* überschriebenen Ar tikels: „Die Chicago-Convention ist eme öffentliche Gesellschaft, deren erklärter Zweck darin besteht, Mittel zusammenzudrlngen und Maßregeln von entschiedener Feindseligkeit gegen England zu fördern. E» ist ein privater Krieg, der unter dem Schutze der Gesetze der Bereinigten Staaten geführt wird, und die Macht der irischen Stimmen ist für die demokratisch« Partei in Amerika so wesentlich, daß keine Maßregeln zur Be seitigung dieses UebelS ergriffen werden können. Ich zweifle nicht daran, daß sowohl die britische wie die amerikanische Regierung fühlen, der eigentliche Zweck Feuilleton. Kedigirt von Otto Banck. Inga Tvevdsou. Nooell« von Otto Roq nette. (Fortsetzung.) Der Augenblick eines ernsten Entschlusses ist für den Menschen oft der erste Schritt zu einer sich rasch vollziehend«,, ,untren Reffe. Stellten sich der Ausführung auch Schwierigkeiten entgegen, ja, wäre er, so wie er gefaßt wurde, nicht einmal aus führbar, fo giebt er doch dem Dasein eine neue Festig keit, und eS hat für sich etwa» gewonnen, mehr ge- wouneu, al» schwankende Regungen zwischen Glück und Qual jemal» herau»bild«n können. Inga hatte sich Fassung errungen. Da» Gefühl einer heiligen Pflicht gegen die guten Menschen, welch« sich ihrer angenommen, trat mit ganzem Ernst in ihr auf. Sie durfte sich nicht verrathen, sie durste endlich gar nicht» mehr zu verrathrn haben; sie mußte entsagen, wie sie e» ja auch b,»her gewußt hatte; sie mußte sich waffnen gegen sich selbst, und sie wollt: e» können. Sie ging noch Wetter. E» wurde ihr klar, daß sie der Familie zu bekennen hab«, wie sie Roderich bereit» em Mal begegnet se, und eine kleine freundschaftliche Be ziehung zwifchen ihuen schor, bestanden habe. Aber da sie e» nicht bei d««U ersten Anblick seine» Bilde» gethan hatte, »»ßtr eine schickliche Wen dung dafür noch gesunde,» werden, und fie hoffte sie zu finden. Eo fühlte Eich Inga endlich gefaßt ge nuz, den Hausgenossen wieder zu begegnen, und unge rufen verließ sie ihr Gemach, da die Stunde kam, in der man sich »um Abendessen zu versammeln pflegte. Die Hausfrau blickte sie verwundert an, eS kam ihr vor, als wäre mit ihrem Pflegekind plötzlich eine vortheilhafte Veränderung vorgegangen. Sie nickte ihr freundlich zu. Inga aber eilte auf sie zu, küßte sie und sagte: „Bleiben Sie mir gut, Mama!* Denn zu dieser Anrede hatte man fie im Hause schon berechtigt. Als man nach Tische um die Lampe saß, der Hausherr bei der Zeitung, begann Inga: „Darf ich wohl da- Bild Roderich'S noch einmal betrachten? Ich konnte zuvor nur einen flüchtigen Blick darauf werfen.' Sie wollte der Familie ihr Bekenntniß thun und zugleich ihre Fassungskraft prüfen. Konradine holte eS gern herbei. Inga richtete dir Blicke fest auf da» Bild, und ob gleich ihr Herz heftig pochte, bezwang sie sich und sagte: „Ja, e» ist richtig! Diesem jungen Herrn bin ich schon em Mal begegnet. Ich erkannte chn gleich wieder, zumal ich den Namen Klingstem hörte, mochte aber in Gegenwart de» Herrn v. Schellborn nicht reden.' Und nun erzählte sie von ihrer ersten Bekanntschaft, von ihren gemeinsamen Wanderungen, alle» Thatjäch- liche, bi» zu der Stund«, da Rolf sich für die Kapelle m Em» gewinnen ließ. Die Familie war angenehm überrascht, Konradine klatschte in d«e Hände, die Mutier aber sagte: „Warum hat er un» nur davon kein Wort geschrieben?' Man verweilte lange b«l dieser Ge schichte; die Erzählerin aber fühlte sich im Innersten erleichtert durch ihre Aussicht,gkeit, die noch dazu so gut und unbedenklich ausgenommen wurde. Tag» daraus traf zur Freude d«» Hause» eine kurz« Anzeige von Roderich em, worin er seine An kunst für einen der nächsten Tage bestimmt meldete. Bevor er aber kam, erschien noch ein Besuch, den man nicht erwartet hatte. Die Gräfin Spach fuhr Nach mittags vor, ohne ihren Galten, ganz allein. Ließ sie sich un Ganzen selten blicken, so stand sie mit Frau Volkmar doch auf gutem Fuße, neckte den Oberförster gern und nahm seine Neckereien nicht übel auf. Daß sie aber um diese Zeit und allein voriprach, deutete die Hausfrau al» Zeichen besonderer Absichten. Sie und ihre Tochter empfingen die Gräfin, Volkmar ge sellte sich aus ein Weilchen zu den Damen. Auguste war klug und gewandt genug, ihre Unterhaltung nach dem Tone d«» Hause- zu richten. Ueberdie» bedurfte eS keiner besondern Anstrengung dazu, denn sie hatte eine Art von Zuneigung zu der Oberföcsterill — da- Weltkmd zu der würdigen Matrone; sie rrd«te ziemlich offen zu ihr und wußte, daß sie immer die Wahrheit zu hören bekam. Nach kurzem einleitenden Gespräch wendete sie sich munter an Volkmar: „Wissen Sie auch, Herr Ober förster, daß ich in diesen Tagen eine Jagd eröffnen werde, gegen welche Sie selbst innerhalb der gesetzlichen Schonzeit keinen Widerspruch erheben dürfen?' „Die Schonzeit gilt nur noch für Schwarz- und Rothwild,' entgegnete der Oberförster; „Feldhühner und Wachteln dürfen Sie schießen.' ,O! Feldhühner und Wachteln!' rief Auguste lochend. „Wer denkt an ^o gewöhnliche- Wild? Ich lad« zu ganz anderem Pürschgange em, denn mem Wild ist nicht- Geringerer al- — der Frosch!' „Der Frosch? Run, den haben Sie frei, Frau Gräfin! Gehört nicht unter meine Control«. Wie wollen Sie den aber schießen? Mit Schrot? Kugeln? Büchse? Eiitenfimte?' „Brauche nicht» von Alledem! Wir Haden eine Waffe, die eigen» für die Froschjagd erfunden ist, au» Pari» erhalten. Er ist eine Armbrust kleinen Cali- berS, Mit vollgerundetem Lauf. Den Pfeil vertritt em Bolzen mit Metallspitze, etwa wie eine kleine Lanze, welcher hmauSgeschleudett wird. Diese» Ge schoß »ft durch eine lange seidene Schnur an der Arm brust befestigt, so daß da» getroffene Wild wie an einer Angelschnur au» dem Wasser gezogen werden kann. Wir Haden neulich schon unter un» Probirt, e» geht vortrefflich, und so werden die Jüngerinnen Diana'» sich nächstens vor Nimrod und seinen Ge sellen productren. Sie nehmen doch die Einladung an?' Der Oberförster lochte und entgegnete, daß er den tollen Spott wohl ansehen möchte. „Aber', fahr er sott, „wo soll denn di« Jagd stattfinden? Gras Spach hat meine» Wissen» keinen Ueberfluß von Sümpfen auf seinem Gute.' „Leider hat mein dummer Mann keinen Frosch teich! So werden wir die Jagd bei d«m Baron Bornheim halten. Eigentlich war Paul Schelldorn dazu verpflichtet, die Einladungen ergehen zu lassen, denn m seinem Park ist ein Froschrrvier, wie e» für die Jagd nicht besser gedacht werdcn kann. Paul »st aber ein ebenso ungastlicher, al» nichtsnutziger, junger Cavalieri In der Eile läßt er eine völlige Umkehr seine» ganzen Hause» vornehmen. Gerüste ou»wend»g und inwendig. So, daß er für sich selbst in der Osficia ein Unterkommen gesucht Hot. Ja, »ch v-r- muthe, er ließe da» Hau» ganz niederreißen, um da» Fest nur nicht geben zu müssen, und wer weiß, ob er