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December 1886. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 12. 819 auch schon in nicht unerheblichen Mengen zu etwas höheren als den bisherigen niedrigsten Preisen verkauft. Die wieder aufgenommenen Verhand lungen um eine Vereinigung behufs Feststellung des Grundpreises und der Scala zustande zu bringen, werden voraussichtlich sehr bald zum Abschlufs gelangen; die allgemeine Stimmung wenigstens scheint dieses Unternehmen sehr zu begünstigen und die Annahme zu rechtfertigen, dafs der Gemeinsinn dieses Mal mit Erfolg die störende Bethätigung der Sonderinteressen zurückdrängen wird. Bei Blechen liegt das Geschäft ähnlich wie beim Stabeisen; die Werke sind gut, theils voll beschäftigt und es fehlt auch auf diesem Gebiete nur an der so naheliegenden Verständigung, um eine wesentliche Aufbesserung der Preise herbeizuführen. Am 3. December werden die Werke zu einer Berathung zusammentreten, um auf einer eventuell andern, als der bisherigen Grundlage, eine alle Werke in. Rheinland-Westfalen umfassende Ver einigung zu bilden. In Stahldraht sind die Bestellungen von Amerika so reichlich eingegangen, dafs die Werke für den Winter und theilweise darüber hinaus voll beschäftigt sind. Unter diesen Umständen konnten Preise erzielt werden, welche die früheren niedrig sten Notirungen bis zu 8 Mark überschreiten. Für Eisendraht ist wenig Frage. In Stahlschienen sind im Auslande be deutende Quantitäten am Markt. Von Amerika sind erhebliche Aufträge in England zu höheren als den bisherigen Preisen untergebracht. Für Deutschland beschränkt sich die amerikanische Nachfrage wesent lich auf vorgewalzte Blöcke; infolge der Weigerung der Werke, die angebotenen Preise zu acceptiren, kommen jedoch nennenswerthe Abschlüsse nicht zu stande. Für das Inland haben die deutschen Werke gröfsere Aufträge erhalten, jedoch zu ungenügenden Preisen, da die ausländische Concurrenz, angelockt durch das Entgegenkommen, welches sie bei den Ver waltungen der deutschen Staatsbahnen gefunden hat, sich jetzt, wenn auch nur um die deutschen Werke zu drücken und ertragsloser zu machen, mit Vor liebe in gröfserer Ausdehnung bei den deutschen Vergebungen betheiligt. Für eiserne Schwellen gehen die Aufträge sehr schwach ein -wegen Begünstigung der, freilich zum grofsen Theile vom Ausland gelieferten Holz- schwellen. Die Maschinenfabriken klagen über Mangel an Aufträgen und ungenügende Preise; die Giefsereien, namentlich diejenigen für Röhrengufs, sind daran gewöhnt, den Spätherbst als die stille Jahreszeit zu betrachten. Die Preise stellten sich wie folgt: Kohlen und Koks: Flammkohlen •K 5,40— 6,00 Kokskohlen, gewaschen ...» 2,90— 3,40 » feingesiebte . . » — Coke für Hochofenwerke . . » 5,60— 6,00 » » Bessemerbetrieb . . » 6,20— — Erze: Rohspath — — Gerösteter Spatheisenstein . » 10,40 — 10,80 Somorrostrof. o.b. Rotterdam . » 11,80—12,00 SiegenerBrauneisenstein, phos ¬ phorarm — — Nassauischer Rotheisenstein mit ca. 50 % Eisen ...» — — Roheisen: Giefsereieisen Nr. I. . . . » » II. . . . » » III. . . . Qualitäts-Puddeleisen . . . Ordinäres » .... Bessemereisen, deutsch. Sieger länder, graues Westfäl. Bessemereisen . . . Stahleisen, weifses, unter0,l % Phosphor ab Siegen . . . Bessemereisen, engl.f.o.b.West- küste Thomaseisen, deutsches . . Spiegeleisen,10—12% Mangan, je nach Lage der Werke . Engi. Giefsereiroheisen Nr. III franco Ruhrort .... Luxemburger, ab Luxemburg . Gewalztes Eisen: ««49,00—51,00 » 47,00—48,00 » 46,00—47,00 » 40,00—42,00 » 38,00—39,00 * 47,00-49,00 » 40,00-42,00 sh. 43,6 —45,6 «« 40,00 — » 47,00 — » 51,00-52,00 » 29,00 Stabeisen, westfälisches . . » 90,00—95,00 Winkel-, Fa^on-u. Träger-Eisen (Grundpreis) ‘ zu ähnlichen Grundpreisen als Stabeisen mit Auf schlägen nach der Scala. Bleche, Kessel- eK — — » secunda » — — » dünne . » — — Grund- Draht, Bessemer- preis, 5,3 mm . » 98,00—100,001 Aufschläge C n ‘ ’ nach der » aus Schweifs- Scala. eisen, ge ¬ wöhnlicher » 98,00 besondere Qualitäten — — Für den Monat November lauten wiederum die Nachrichten über die Eisen- und Stahl-Industrie in Grofsbritannien recht erfreulich. Die Lage des Roheisenmarkts wird als eine günstige geschildert; die Preise zeigen eine steigende Tendenz. Die neueste Nummer des »Economist« bringt aus Middlesbro’ die Mittheilung, dafs die Verschiffungen sich anhaltend befriedigend gestalten; nach gewissen Sorten Roh eisen für den Continent sei eine grofse Nachfrage entstanden. Nr. 3 ist von 32 sh. 6 d. für prompte Lieferung bis zu 34 sh. für spätere Lieferung abge schlossen worden. Aus Schottland wird berichtet, dafs der einheimische Roheisen-Consum zugenommen hat; auch in fertigem Eisen und in Stahl sei eine Besserung eingetreten. Die Berichte aus den Vereinigten Staaten sind in sehr sanguinischem Ton gehalten. Es wird angenommen, dafs der Geschäftsgang 1887 weit besser als im laufenden Jahr sein wird. Die Nach frage für Roheisen ist gut. Die Schienenwerke haben für das nächste Jahr Aufträge erhalten, welche sich auf ca. 800 000 t belaufen. — Nach einer Correspondenz der »New-Yorker Handels-Zeitung« vom 20. November herrscht in Pittsburg und Um gegend seit vielen Jahren zum erstenmal kein Arbeiterausstand; jedes industrielle Etablissement ist in vollstem Betrieb. Wie lebhaft der Geschäftsgang in den Vereinigten Staaten gegenwärtig ist, geht aus der folgenden Statistik hervor: Am 1. November d. J. waren 312 Hochöfen mit einer wöchentlichen Production von 122,641 t im Betrieb, am 1. November 1885 da gegen nur 233 Hochöfen mit einer Production von 76723 t. H. A. Bueck.