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654 Nr. 10. STAHL UND EISEN. u October 1886. Die Details der von hier aus geltend zu machen den Gründe sind zwar auf pag. 5 der »Aphoris men« in Aussicht gestellt, aber im Weiteren nicht direct erfolgt. Gleichwohl finden die Gründe ihren Ausdruck in dem Abschnitt von pag. 15 bis 19 der »Chern. Beiträge« und im Kapitel IV der »Steink.-Chemie«, wo zwischen den Zeilen zu lesen ist, dafs dem Richtersschen Verfahren die nicht zutreffende Annahme stillschweigend zu Grunde gelegt war: dafs der dem Kohlenpulver zugesetzte Fremdkörper (oder der als Asche in der Kohle enthaltene) nur den Schmelzbarkeits grad, aber nicht den chemischen Vorgang der Entgasung alterire. Dafs dies Letztere aber that- sächlich wohl der Fall ist, ist durch Beobach tungen und Versuche (»Chem. Beiträge«, pag. 15 bis 19) von H. Schulze und dem Ref. festgestellt. Gelegentlich der Versuche, Zahlenausdrücke für die »Aufblähung« als Mafs der »Backfähig keit« zu finden, ist durch den früheren Assistenten am berggewerkschaftlichen Laboratorium, jetzigen Director A. Sauer (Theerproducten-Fabrik Niederau in Sachsen) ein in Fresenius’ »Ztschr. f. anal. Chemie«, Bd. 14, pag. 311 beschriebenes und abgebildetes Instrument: »Volumenometer« con- struirt worden. (Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, dafs dieses Instrumentes hätte Erwäh nung geschehen sollen gelegentlich verschiedener Veröffentlichungen in »Stahl und Eisen«, worin 1 bis 3 Hütten- und andere Chemiker sich eifrigst über dergl. Instrumente verbreiten.) II. Als zweite Hauptaufgabe der chem. Kohlen forschung nach Abschlufs der Richtersschen Ar beiten muste betrachtet werden: Aufsuchung neuer Gesichtspunkte und An griffspunkte zur chemischen Erforschung der Steinkohle. Alle früheren Chemiker hatten die Kohle als Ganzes zum Gegenstand ihrer Untersuchung ge macht, ohne auf die nicht gar zu sinnfälligen makroskopischen Gemengtheile näher Rücksicht zu nehmen, welche sich zu der Kohle als Ganzes verhalten wie die Mineralien zu den Felsarten. Die zu Anfang der 70er Jahre in dieser bis dahin gar nicht verfolgten Richtung begonnenen und weiter fortgesetzten Untersuchungen, worüber zuerst in den »Chem. Aphorismen« pag. 10 bis 13, referirt wurde, führten zu der Präcisirung des jetzt landläufig gewordenen Begriffes »Kohlen art« im Gegensatz zu »Kohlengattung«. Das Kapitel V (und zugehörige Tabelle III) der 1881 erschienenen »Steinkohlen - Chemie« handelt (von pag. 31 bis 45) von diesen wesent lichen Bestandtheilen der Steinkohle und der geologischen und technischen Bedeutung jener. (Von dem Geologischen, rectius Geogenetischen, wird weiter unten die Rede sein, und ebenso von der »Pseudocannelkohle«, welche neben der »Pechsteinkohle«, in der Steink.-Chemie« pag. 39, vorerst nur vorläufige Besprechung gefunden hat.) Zwei Jahre nach dem Erscheinen der »Chem. Aphorismen« veröffentlichte A. Schondorff seinen Aufsatz über »Koksausbeute und Backfähigkeit der Saarkohlen« (»Pr. Zschr.« 23, 135), um darin auch diesen Gegenstand aufzugreifen und zu re- produciren. Im oben citirten Kap. V der Steink.-Chemie sind aufser den Haupt-»Kohlenarten« : »Glanz-« und »Mattkohle«, sowie Cannel-Faserkohle und Brandschiefer, als weitere »mechanische Gemeng theile« noch sub 2 die »harzartigen« (löslichen), sub 3 Wassergehalt (hier oben unter »Hygro- skopicität« besprochen) und sub 4 die von den Kohlen »eingeschlossenen und exhalirten Gase« abgehandelt. Die schon vor Jahren begonnene Untersuchung der »löslichen Bestandtheile« hat Mangels ver fügbarer Zeit eine totale Unterbrechung erlitten. Wenn auch diese noch nicht abgeschlossene Arbeit ein eingehendes Referat nicht wohl ge stattet, so soll doch des praktisch nicht ganz unwichtigen Resultates hier Erwähnung geschehen, nämlich: dafs die in Rede stehenden Substanzen nicht in vermutheter Beziehung zu stehen scheinen zu den Gasexhalationen, da die »harzartige« Substanz gradatim erhitzt keine entzündlichen Dämpfe entwickelt. Des Ferneren soll nicht unerwähnt bleiben, dafs der den Extracten eigenthümliche, etwas aro matische Geruch in verstärktem Mafse derselbe ist, welcher in auch nicht belegten Bauen und auch ausnahmslos beim Trocknen nasser (nicht allzu magerer?) Kohlen auf dem Wasserbad sich bemerklich macht. Durchweg wurde beobachtet: dafs die extrahirbare Substanz mit dem Alter der Kohlen abnimmt, ohne jedoch, wenn auch bei den älteren nur in minimaler Menge vor kommend, jemals ganz zu verschwinden. In früheren Berichten wurde schon erwähnt, dals die »harzartige Substanz« in bezug auf Fluorescenz ihrer Lösungen und Lichtempfindlich keit, aber nicht hinsichtlich des (sehr geringen) Schwefelgehaltes* den »asphaltartigen Körpern« nahe steht. Hiernach steht die harzartige Sub stanz auch aufser Beziehung zu dem »organischen Schwefel«,** welcher neben wissenschaftlichem Interesse auch ein praktisches hat, zumal hin sichtlich des Schwefelgehaltes des Koks. *** Auf den Gegenstand »eingeschlossene Gase«, als einem dem Ref. fern liegenden Specialgebiet angehörend, fühlt sich dieser gleichwohl gedrungen, die Aufmerksamkeit zu lenken. Es erscheint * Conf. Dr. K. Kayser-Nürnberg: Ueber natür liche Asphalte. ** Conf. 0. Helm: Schriften der naturf. Ges. zu Danzig. *** Ueber diesen Gegenstand hat Verf. inzwischen ausführliche Mittheilung gemacht. S. diese Zeitschr. 1886 Nr. 7: Ueber die Bindung des Schwefels in Steinkohle und Koks und die Erzeugung von schwefel- armen Koks, D. Red.