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Berichte über Versammlungen verwandter Vereine. Iron and Steel Institute. (Schlufs aus vor. Nr.) Die Tagesordnung des zweiten Versammlungs tages wurde durch einen Vortrag von Henry Bessemer über einige ältere Formen des Bessemer-Converters eröffnet. Wir drucken denselben an anderer Stelle dieses Blattes in ausführlicher Uebersetzung ab, so dafs wir an dieser Stelle darauf verzichten können, uns mit dem höchst interessanten Vortrag weiter zu beschäftigen. Dann folgte John Hardisty aus Derby mit einem Vortrag über Modificationen des Bessemer - Converters für kleine Chargen. Vortragenderbeschrieb einige der abgeänderten Constructionen, welche dem Leser von »Stahl und Eisen« meistens bekannt sind. Er begann mit dem Clapp-Griffiths-Converter. bei welchem der Wind durch Einführung von Kolben in die Düsen abgestellt wird. Dann folgte eine Beschreibung des von Wittnöfft, Hatton und Witherow um- construirten Apparates, bei welchem der Winddruck während des Gusses dadurch vermindert wird, dafs die Windöffnung theilweise oder ganz verschlossen und gleichzeitig eine Hülfsöffnung von kleinem Durchmesser geöffnet, oder endlich dadurch, dafs der Gang der Maschine verlangsamt wird. Wäh rend die genannten Converter feststehende sind, haben Durfee, Laureau undWalrand beweg liche Converter construirt, bei denen die Düsen ge neigt liegen oder so angeordnet sind, dafs sie wäh rend des Giefsens aufser Berührung mit dem Bade sind. Redner ist im allgemeinen der Meinung, dafs die Kleinbessemerei, welche heutzutage wieder so viele Vertheidiger findet, ein Rückschritt sei, da die Er fahrung gerade zu einer Vermehrung des Raumin haltes der Converter geführt habe, um die Pro- ductionskosten möglichst zu verkleinern. Trotzdem aber feststehe, dafs das Flufseisen in den kleinen Anlagen nicht so billig wie in den grofsen herge stellt werden könne, so sei doch der Preisunter schied nicht so wesentlich, als dafs nicht einige Fir men es für vortheilhaft befunden hätten, sich der Kleinbessemerei zu bedienen, anstatt die Blöcke von den grofsen Hütten zu beziehen. Andererseits aber sei das in der Kleinbessemerei erhaltene Product im allgemeinen von weicherer Beschaffenheit als das im grofsen Converter hergestellte. Der durch Abbrand entstehende Mehrverlust im kleinen Con verter belaufe sich auf 4 bis 5 %. Derselbe würde zwar zum Theil dadurch wieder ausgeglichen, dafs die Kosten für Düsen, Böden und Wind geringere seien. Dem Vortrag folgte eine sehr lebhafte Discussion. Der Amerikaner Witherow aus Pittsburg, wel cher bekanntlich ein warmer Vertheidiger des Clapp- Griffiths-Apparates ist, behauptete zunächst, dafs für die pennsylvanischen Verhältnisse der fixe Con verter dem Bessemer-Converter in allen Fällen überlegen sei, wo es sich um die Herstellung eines schweifsbaren Metalles handele. Nach seiner Aus sage gebraucht man dort für die Nägelfabrication ein geblasenes Material mit 0,34 bis 0,44% Phosphor, allerdings mit sehr niedrigem Gehalte an Silicium und Kohlenstoff. Für Zwecke, in denen Schweifsung nicht erforderlich ist, könne man nur 0,25 bis 0,30 % Phosphor dulden. Da alle Abfälle wieder in den Cupolofen wanderten, so belaufe sich der Abbrand auf nicht mehr als 13 % für die ganze Charge. Auf dem Werke von Oliver, welches jetzt täglich über 100 t Flufsschmiedeisen erzeugt, be tragen die Umwandlungskosten weniger als 20 JI per Tonne, wobei man 8 für den Abbrand rechnet. Es sind dies Ziffern, welche sicherlich niedriger als die entsprechenden im Puddelprocefs sind und sich denjenigen des Bessemerprocesses nähern. Witherow ist der Ansicht, dafs innerhalb ein oder zwei Jahren die kleinen Converter die jetzt üblichen grofsen für bestimmte Zwecke ersetzt haben werden. Wenigstens sei dies für Amerika der Fall, wo die Stahlwerke, welche die grofsen Birnen besitzen, unter sich cartellirt seien und sich wenig darum kümmerten, anderes Material als das für Schienen bestimmte herzustellen, auf welches sie eingerichtet seien. Ob es richtiger sei, die kleinen Converter feststehend oder drehbar einzurichten, werde erst die Zukunft lehren. Hatton, der Erfinder eines ähnlichen Con verters, wie der von Witherow vertretene, stellt fest, dafs er in 5- bis 6 monatlichem Betriebe pro Tonne Fertigproduct 1160 kg Roheisen gebraucht habe. Das Product habe niemals mehr als 1/10 000 Silicium enthalten. Was den Kohlenstoff anbelangt, so sei derselbe bis zu 1/1000 oder 12/10000 gekommen. Diese so vollkommene Abscheidung des Siliciums aus dem Bade schreibt Redner dem hohen Eisen oxyd-Gehalt der Schlacke zu, von der nur wenig vorhanden sei, da sie zum gröfsten Theil während des Processes abgestochen werde. F. Gautier-Paris erwies sich in längerer, einen akademischen Charakter tragenden Rede als den Kleinbessemereibestrebungen nicht günstig ge sinnt. Er wies darauf hin, dafs das Bessemer verfahren durch drei Umstände möglich sei, näm lich 1. der Verbrennung der Wärme erzeugenden, im Roheisen enthaltenen Bestandtheile, 2. der Ein wirkung auf eine genügende Menge, um vorzeitiger Erkaltung des Bades vorzubeugen, und 3. hinläng lich rascher Wirkung des Windes. Er findet dann in längerer Auseinandersetzung, dafs alle drei dieser Grundbedingungen beim kleinen Converter in viel schlechterer Weise als beim grofsen Converter er füllt werden. Auch die chemischen Bedingungen, unter denen man im kleinen Converter arbeitet, seien viel ungünstiger als beim grofsen. Bei den praktischen Versuchen mit ersterem, welche man in Frankreich anstellte, habe der Abbrand nicht unter 20 % betragen. Der im Bessemerconverter am stärksten der Oxydation ausgesetzte Körper sei das Eisen selbst; erst die gebildeten Eisenoxyde wirkten auf Silicium, Mangan, Kohlenstoff u. s. w. ein. Damit diese Einwirkung aber stattfinden könne, sei es nöthig, dafs seine Berührung mit den ge nannten Bestandtheilen eine genügend innige sei; dies sei aber nur bei einer gewissen Tiefe des Bades möglich. Nun habe man es aber gerade im kleinen Converter bei einer geringen Menge Roh eisen mit geringer Badtiefe zu thun, wodurch der dort stattfindende grofse Abbrand seine Erklärung finde. Der einzige Entschuldigungsgrund, welchen man bei Benutzung kleiner Converter anführen könne, sei der, dafs man nur eine kleine Production erzielen wolle. Gautier hält es in diesem Falle aber für viel einfacher, sich eines Flammofens zu