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in der Praxis gebildet worden sein mag und zwar beim Kruppschen Entphosphorungsprocefs. Bei demselben wird bekanntlich hoch Kohlenstoff und Phosphor haltendes Eisen durch Schmelzen auf einem rohrenden Herde aus Eisenoxyd entphos- phort, ohne entkohlt zu werden. (Siehe Wedding, »Schmiedbares Eisen«, I. Ergänzungsband S. 11.) Wir würden somit zu der Vermuthung gelangen, dafs vierbasische Phosphorsäureverbin dungen durch Kohleneisen überhaupt nicht reducirbar sind. Herr Hilgenstock bezeichnet in seinem schon mehrfach erwähnten Vortrage den Gang des Thomasprocesses durch die Stichworte: Phos phoreisen — dreibasisch phosphorsaures Eisen- Eisenoxydul — vierbasisch phosphorsaurer Kalk, und betont noch insbesondere, dafs die Entphos phorung bezw. die Bildung von vierbasisch phos phorsaurem Kalk nur auf dem Umwege über das dreibasisch phosphorsaure Eisenoxydul vor sich gehen könne. Es ist dies überhaupt die zur Zeit vorherrschende Meinung (man vergleiche Wedding a. a. 0. S. 139 u. folg., sowie von Ehrenwerth, »Studien«, S. 182 u. folg.) und bezeichnet sogar Prof, von Ehrenwerth a. a. 0. die Ansicht, dafs der Phosphor direct als phosphorsaurer Kalk in die .Schlacke gehe, als eine »etwas drollige Idee«. Die Hauptstütze findet die erstere Ansicht in der Vorstellung, dafs die Berührung zwischen Schlacke und Eisenbad keine innige sei, dafs die Schlacke nur eben obenauf schwimme, etwa wie Oel auf mäfsig bewegtem Wasser, ferner darin, dafs die Oxydation des Eisens u. s. w. an einer Stelle erfolge, an welcher gar keine oder nur sehr geringe Mengen Schlacken vorhanden seien, nämlich kurz oberhalb der Düsen. Ich glaube, dafs diese Vorstellung eine irrige ist und zwar werden nach meiner Ansicht Schlacke und Eisen sich in den oberen Partieen des Eisenbades aufs innigste berühren, eine Emulsion bilden, etwa wie wenn man Wasser und Oel kräftig durcheinander rührt. Ferner wird die Oxydation des Eisenbades durch den eingeblasenen Wind erst in den oberen Partieen des Bades stattfinden und zwar da, wo eben die Eisen-Schlacke-Emulsion besteht, weil der kalt eingeblasene Wind erst durch das Eisen- bad bis zu einer gewissen Temperatur angewärmt werden mufs, ehe eine Verbrennung überhaupt erfolgen kann. Bei der enormen Geschwindig keit, welche der aus den engen Düsen unter einer Pressung von 2 bis mitunter sogar 21/2 Atm. . ausströmende Wind annimmt, ist es eher zu ver wundern, dafs die unbestreitbar nothwendige Er wärmung desselben auf einer so kurzen Weg strecke erreicht werden kann. Durch Erzählungen ist mir sogar ein Fall bekannt geworden, wo diese Erwärmung vermuth- lieh nicht mehr in genügendem Mafse stattgefun den hat. Behufs Einführung von Klein-Bessemerei wur den auf einem Werke, welches bisher nur mit grofsen Convertern gearbeitet hatte, Versuche mit einem sehr viel kleineren Converter gemacht. Man blies anfangs mit der für die grofsen Con verter üblichen Windpressung und erhielt unregel- mäfsige, kalt gehende Chargen mit sehr starkem Auswurf. Durch Verringerung der Windpressung bis auf einen kleinen Bruchtheil der früheren wurden vollkommen befriedigende Chargen er halten. Die Höhe der flüssigen Eisensäule im kleinen Converter war eine sehr viel kleinere wie im grofsen, und gingen anfangs wahrscheinlich beträchtliche Mengen Windes unverbrannt durch das Bad hindurch und wirkten somit stark ab kühlend auf dasselbe ein. Es wird, wie ich oben sagte, behauptet, die Entphosphorung könne bei Eisenoxydulphosphat- bildung ohne innige Berührung zwischen Schlacke und Eisen vor sich gehen. Ein Blick auf die diesem Aufsatze beigegebenen Schlackendiagramme zeigt nun, dafs ausnahmslos eine Verschlackung von Eisen während der Entphosphorungsperiode nicht oder nur in höchst unbedeutendem Mafse stattfindet, dafs dieselbe aber nach Beendigung der Entphosphorung sofort lebhaft in Gang tritt, welches erstere immer der Fall sein wird, wenn, wie hier, ausreichend Kalk oder Manganoxydul vorhanden ist, um Kieselsäure und Phosphor säure zu sättigen. Erfolgte nun die Entphos phorung unter der Bildung von Eisenoxydul- phosphat, so müfsten immer auf 1 Molecül P205 mindestens 3 Molecüle FeO vom Phosphor im Eisenbade (ein anderes Reductionsmittel giebt es nicht mehr) wieder zu FeO reducirt werden. Was ist nun wohl wahrscheinlicher, dafs durch Berührung der Schlacke mit dem Eisen unter gleichzeitiger Einwirkung des oxydi- renden Windes 62 Gewichtstheile Phos phor zu 142 Gewichtstheilen Phosphor säure oxydirt werden unter gleichzeitiger Verbindung mit dicht daneben gelagerten Calcium- oxydmolecülen, oder dafs in derselben Zeit und wieder unter Einwirkung des oxydirenden Windes 216 Gewichtstheile FeO (wenn wir nur 3 FeO Pg0s , nicht 4 FeO P205 annehmen wollen) durch P zu 168 Gewichtstheilen Fe reducirt werden, ohne in irgend eine Ver bindung ein treten zu können? Herr Hilgenstock bringt in seinem Vortrage ferner auf Seite 3 desselben einen Aqsspruch, der sich vortrefflich gegen die soeben schon be kämpfte Theorie der Eisenoxydulphosphatbildung verwerthen läfst. Er sagt dort nämlich: „Wenn früher eine Thomascharge in der Entphosphorung nicht glatt zu Ende gehen, der Stahl nicht rein werden wollte, da half man sich gern durch Einwerfen noch einiger Kalkbrocken.“ Wenn die Entphosphorung auf dem Wege