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Marktbericht. Düsseldorf, den 31. März 1888. Die allgemeine Lage auf dem Eisen- und Stahlmarkte ist auch heute noch als eine feste zu bezeichnen. Freilich wartet man auf erhöhte Nachfrage vom Auslande, und auch die Ungunst der Witterung hat — namentlich durch die Verzögerung des Baugeschäftes — nicht belebend auf den Markt gewirkt. Dennoch ist eine Abschwächung bisher nicht eingetreten und mit Eintritt der besseren Jahres zeit in manchen Branchen ein lebhafteres Geschäft mit Sicherheit zu erwarten. Der gesammte Koh len markt beharrt durchweg in seiner seit vielen Monaten gezeigten Festigkeit und wird darin durch die andauernde Nachfrage nach Hausbrand nicht unwesentlich unterstützt. Die Verdingungen des Bedarfs an Locomotiv- kohlen für das Jahr 1888/89 seitens der linksrheinischen und hannoverschen Staatseisenbahn haben das be- merkenswerthe Ergebnifs geliefert, dafs für den Doppelwagen 2 bis 3 M höhere Preise als im Vor jahre gefordert und unter Berücksichtigung der Marktlage von den Eisenbahndirectionen auch geneh migt wurden. Des Ferneren mufs hervorgehoben werden, dafs bei neuen Abschlüssen in Magerkohlen wesentlich höhere Preise erzielt werden; auch Ziegel und Kalkkohlen haben an der Preissteigerung theil genommen, was lediglich dem Umstande zuzuschreiben ist, dafs sich sämmtliche Magerkohlenzechen an der Ruhr, im Dortmunder sowie im Wurmrevier — mit Ausnahme einer einzigen — zu einer „Ziegel- und Kalkkohlenvereinigung“ zusammengeschlossen haben, die bereits ihre guten Früchte trägt. Der Eisenerzmarkt hat sich seit unserm letzten Bericht nicht wesentlich geändert. Bezüglich inländischer Erze befinden sich die Gruben in flotter Förderung und nirgends sammeln sich Vorräthe an. Die besseren Nassauer Rotheisensteine sind um einige Mark per Doppellader im Preise gestiegen. Auch im Siegerlande werden zum mindesten die vormonatlichen Preise bewilligt, einige bessere Sorten Spatheisenstein werden höher bezahlt. Auf dem Roheisenmarkte ist das Geschäft in Puddeleisen augenblicklich ruhig, da die meisten Abschlüsse pro II. Quartal schon früher gethätigt sind. Für kleinere Posten, welche noch gekauft werden, zahlt man die früheren Preise. In Giefserei- roheisen ist eine Veränderung nicht eingetreten. Die Nachfrage nach Spiegeleisen ist aus dem Inlande eine gute; dagegen fehlen seit einiger Zeit gröfsere Auf träge aus Amerika. Die von 27 Werken vorliegende Statistik ergiebt folgendes Resultat: Vorräthe an den Hochöfen: Ende Februar 1888. Ende Januar 1888 Tonnen Tonnen Qualitäts - Puddeleisen ein- schliefslich Spiegeleisen . 14 348 12 927 Ordinäres Puddeleisen . . 1 071 696 Bessemereisen 11 752 14 410 Thomaseisen .10 015 6 809 Summa 37 186 34 842 Die von 10 Werken gegebene Statistik für Giefserei- roheisen ergiebt folgende Ziffern: Vorrath an den Hochöfen: Ende Februar 1888. Ende Januar 1888. Tonnen Tonnen 18 736 20 726 Die Preise für Stab-(Handels-)eisen sind seit unserm letzten Bericht um 21/2in die Höhe gegangen. Die mit der Bausaison stets eintretende vermehrte Nachfrage wird auf dem Stabeisenmarkte ein ohne Zweifel noch bedeutend regeres Geschäft zur Folge haben. Für grobe Bleche war der Markt nach Aus weis der letzten Statistik günstig, während für feine Bleche eine Veränderung nicht eingetreten ist. In Eisenbahnmaterial ist eine erhöhte Beschäftigung der Werke infolge der bevorstehenden Submissionen zu erwarten. Die Bromberger Eisenbahndirection hat bereits 25 000 t Schienen ausgeschrieben. Für Rad sätze und Bandagen haben schon einige Vergebungen stattgefunden; die Preise in diesen Erzeugnissen sind unverändert. Die Waggonfabriken sind zur Zeit genügend beschäftigt; eine weitere Belebung des Geschäftes steht infolge der noch zu erwartenden umfassenden Neuanschaffungen in sicherer Aussicht. Auch die Eisengiefsereien und Maschinen fabriken haben gut zu thun; die Preise haben etwas angezogen, können aber im Hinblick auf den Stand der Rohmaterialien noch nicht als befriedigend bezeichnet werden. Für die Röhrenfabrication ist ebenfalls infolge der bevorstehenden Bausaison eine Belebung des Marktes zu erwarten. Die Preise stellten sich wie folgt: Kohlen und Koks: Flammkohlen • 5,80— 6,20 Kokskohlen, gewaschen . . » 4,80 5,40 » feingesiebte . . » 4,60— 4,80 Coke für Hochofenwerke . . » 9,00— 9,40 » » Bessemerbetrieb . » 9 60—10,00 Erze: Rohspath » 9,60— 9,80 Gerösteter Spatheisenstein . » 13,00—13,50 Somorrostro f. o. b. Rotterdam bei prompter Lieferung . . » 12,50—13,00 Roheisen: Giefsereieisen Nr. I. . . . » » II. . . . » » III. . . . Qualitäts-Puddeleisen Nr. I . » » Siegerländer Ordinäres » .... Puddeleisen, Luxemb.' Qualität Bessemereisen, deutsch, graues Stahleisen, weifses, unter 0,1 % Phosphor, ab Siegen. . . Bessemereisen, engl.f.o.b. West küste Thomaseisen, deutsches . . Spiegeleisen, 10—12% Mangan Engi. Giefsereiroheisen Nr. III franco Ruhrort .... Luxemburger ab Luxemburg, * 57,00—59,00 » 54,00—55,00 » 51,00—52,00 » 52,00 — » 52,00 » 47,00-50,00 » 45,00-46,00 » 54,00 - » 52,00 — sh. 43,50 — •« 46,00 — » 59,00 — » 51,00- 52,00 letzter Preis Fr. 49,00