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ausgabe war in 1886/87 im ganzen 561603630 • gegen 550680 093 JC in 1885/86. Die Zahl der in den gesammten Betriebsverwaltungen beschäftigten Beamten und Arbeiter betrug durchschnittlich 285761. An Betriebsmitteln waren vorhanden 12 642 Loco- motiven, 23 224 Personen- und 251735 Gepäck- und Güterwagen, sowie 1531 Postwagen, mit denen 295 758 906 Personen und 156586432 t Güter aller Art gegen Frachtberechnung befördert wurden. Hr. Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspector Kolle hielt unter Bezugnahme auf ausgestellte Zeichnungen, Modelle und Constructionstheile den angekündigten Vortrag über Weichen-Verseh lüss e. Weichen oder Spitzen-Verschlüsse sind Vorrichtungen, welche den festen Anschlufs der Weichenzungen an die in dem Geleise liegenden Backenschienen gewährleisten, das »Klaffen« einer Zunge also unmöglich machen und dadurch die Gefahr der Entgleisung passirender Fahrzeuge beseitigen sollen. Derartige Vorrichtungen sind erst mit der Einrichtung der Central-Weichen stellwerke, bei denen Weichen von einem mehr oder minder entfernten Punkte aus gestellt werden müssen, nothwendig geworden und haben sich die Weichen- Verschlufs-Vorrichtungen daher auch mit den Stell werks - Vorrichtungen entwickelt. Der Vortragende gab deshalb zunächst einen geschichtlichen Ueber- blick über die Entwicklung der Weichen- und Signal- Sicherungs-Vorrichtungen im allgemeinen und ging dann an der Hand der Zeichnungen und Modelle zu einer ausführlichen Darstellung der verschiedenen in Anwendung gekommenen Weichenverschlüsse, sowie der Wirkungsweise derselben über. Der Verschlufs der Zungen wird im allgemeinen durch die Ein schaltung eines beweglichen Zwischengliedes in die Leitung erzielt, welches sich so lange gegen eine mit der Weiche fest verbundene Stützfläche oder einen Stützpunkt stemmt, als der Stellhebel im Apparat sich in der einen oder andern Endlage befindet. Nach dem Leitungsmaterial lassen sich die Spitzen verschlüsse eintheilen in solche für Gestänge und solche für Drahtzüge. Nach ihrer Wirkungsweise zerfallen die Verschlüsse ferner in 2 Gruppen, nämlich in solche, welche .zur Umstellung von Weichen dienen, deren Zungen in gewöhnlicher Weise fest miteinander gekuppelt sind, und in solche, die eine Verschiebung der Zungen nacheinander bezwecken. Bei der ersten Gruppe ist der für das Einstellen erforderliche Kraftaufwand ungleich gröfser, als bei der zweiten, der Kraftweg dagegen etwas kleiner. Die Umstellung von Weichen, deren Zungen nicht gleichzeitig, sondern nacheinander verschoben werden, ist meist bequemer, und da die Spitzenverschlüsse dieser letzteren Gruppe noch den weiteren Vorzug haben, dafs sie, ohne Schaden zu nehmen, aufge fahren werden können, während die der ersten Gruppe nur durch besondere Vorkehrungen, deren Anwendung indessen mit mancherlei Nachtheilen verbunden ist, gegen eine Zerstörung beim Auffahren geschützt werden können, so ist anzunehmen, dafs die Spitzenverschlüsse der zweiten Gruppe die der ersten mit der Zeit verdrängen werden. Bei Anwen dung gut eingerichteter Stellwerke erfolgt die Be dienung der mit Spitzenverschlüssen versehenen Weichen von einem entlegenen Standorte aus ungleich vollkommener, als die der von Hand zu stellenden Weichen. Erstere werden gestellt und verriegelt, letztere nur gestellt. Eine in letzter Zeit von dem Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspector Mackensen er fundene und demselben patentirte sehr sinnreiche Vorrichtung, welche die Anwendung der Spitzenver schlüsse auch für die von Hand zu stellenden Weichen ermöglicht, ist daher als ein höchst be- achtenswerther Fortschritt zu bezeichnen. Der Vorsitzende theilt mit Bezug auf die im Fragekasten vorgefundene Frage, „ob in neuerer Zeit noch eiserner Langschwellen - Oberbau in gröfserer Ausdehnung verlegt werde“, mit, dafs nach der vom Reichs-Eisenbahnamt herausgegebenen Statistik der Eisenbahnen Deutschlands für 1886/87 von den 64 903 km normalspurigen Geleisen überhaupt, welche am Ende des Betriebsjahres 1886/87 in Deutschland vorhanden waren, nur 5631 km auf eisernen Lang schwellen , während 7493 km auf eisernen Quer schwellen, 51218 km auf hölzernen Querschwellen ruhten. Der Rest war Steinwürfel- und sonstiger Oberbau. Der Schriftführer bemerkt dazu noch, dafs, soweit ihm bekannt geworden, in neuerer Zeit eiserner Langschwellen-Oberbau in wesentlich geringerer Ausdehnung verlegt werde, als Quer- schwellen-Oberbau. — Referate und kleinere Mittheilungen. Verschiebungen in der englischen Roheisen industrie. Den übereinstimmenden Nachrichten englischer Blätter zufolge scheint die Verlegung der seit ungefähr 11/2 Jahrhunderten in Dowlais, Süd-Wales, liegenden Eisenwerke nach der Seeküste fest beschlossene Sache zu sein. In einer im Novemberheft des Jahres 1884 von »Stahl und Eisen« gegebenen ausführlichen Be schreibung der dortigen Eisenwerks-Anlagen heifst es, dafs die Werke bereits vor 140 Jahren gegründet und ihr Ruf ein alter und ehrenvoller sei und müssen daher gewichtige Gründe vorliegen, wenn man sich daselbst zu einer kostspieligen Verlegung der Werke von der Bergeshöhe, etwa 25 km nördlich von Cardiff', nach letztgenanntem Platz entschliefst. Die über 10 Hochöfen, Bessemerei, Schienenwalz werk u. s. w. verfügende Gesellschaft hat, wie neuer dings bekannt ist, schon seit Jahren, ebenso wie die benachbarten Werke in Ebbw Vale und Rhymney, schlechte Geschäfte gemacht. Indesen hat die That- sache der Verlegung in England grofses Aufsehen hervorgerufen; so widmet die Zeitschrift »Industries« derselben einen besonderen Leitartikel, dessen Aus führungen auch für den Nicht-Engländer mancherlei Interessantes bieten und dem wir daher im Nachfol genden einige besonders hervorragenden Punkte ent nehmen. Als directer Grund für die Verlegung werden die unerschwinglichen Frachtsätze der Eisenbahnen be zeichnet ; da indessen anzunehmen ist, dafs dieser Uebelstand durch geeignete Vorstellungen zu beseitigen gewesen wäre, so wird man daher als den eigentlichen Beweggrund die seit der Gründung des Werkes erfolgten einschneidenden Aenderungen in den wirthschaftlichen und Handelsbeziehungen der Werke ansehen müssen. Nicht nur haben die Fortschritte in der Technik viele neue Methoden der Eisenerzeugung gezeitigt, es sind auch in den Grundbedingungen des Welthandels in den letzten Jahrzehnten grofse Verschiebungen ein getreten. In bezug auf ersteren Punkt sei nur darauf hingewiesen, dafs vor nicht langer Zeit noch zur Erzeugung einer Tonne Roheisen 2 Tonnen Koks