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Majorität erfolgten Kammerbeschluß beruhe.* Diese letztere Angabe bedarf ebenfalls der Berichtigung: so« wohl 8 I oeS Gesetze- vom 2. August 1878, um wel chen eS sich hier handelt, wie auch bei der Schlußab- stimmung da» ganze Gesetz selbst ist in der Sitzung der Zweiten Kammer vom 9. Juli 1878 nicht „mit knapper Majorität", sondern mit Einstimmigkeit angenommen worden. (Vergl. LandtagS-Mittheilungen, II. Kammer Nr. 90 v. 12. Juli 1878 S. 1895 und 1896.) Dretdeu, 20. September. In Bezug auf die Behandlung solcher aus NichtvertragSlänoern stammen den Waaren, welche in Spanien mit UrsprungS- zeugnifsen aus BertragSländern ankommen, hat der 'panische Finanzminister unter dem 10. Juni d. I. folgende Verordnung erlassen: t) Wenn bei einer Zollbehörde Waaren mit Ursprungszeug- niffen von BertragSländern zur Abfertigung ankommen und sich bei der Prüfung und Verifikation herau-ftellt, daß dieselben keine Fabrikmarke haben — während e« jolche Waaren sind, welche gewöhnlich Marlen führen —, oder daß sie nach Ar« und Beschaffenheit als Erzeugnisse von Richtvertragsnationen erscheinen und der angegebene Ursprung nicht bewiesen wird, so erfolgt die Verzollung nach den Sätzen für diejenigen Nationen, welche keine Verträge mit Spanten abgeschlossen haben Auch wird dann auherdem die in Satz 8 des Artikels Sib der OrUeuaaras üs ^äuaua« festgesetzte Strase verhängt. (Unrichtige Declaration.) 1) Wenn sich herausstellt, daß von einer BertragSnation ein UrsprungSzeugniß für Waaren von Nichtvertragsnationen au-gesertigt ist, jo wird die Thatsache dem StaatSmini sterium unter Ueberjendung des unrichtigen Zeugnisses mitgetheilt, damit letzteres von diesem Ministerium der Regierung der betreffenden BertragSmacht zur geeigneten weiteren Veranlassung übermittelt werde. * Berlin, 19. September. In weiterem Umfange, als in Königsberg und in Stettin, zeigte sich Straß burg schon in den letzten Tagen als kaiserl. Haupt quartier. Die militärischen Üebungen nehmen hier einen erweiterten Charakter an. In jenen Städten waren eS nur CorpS der preußischen Armee, welche vor Sr. Majestät dem Kaiser ihre Herbstübungen zur Aus führung brachten; hier sind eS deutsche Truppen, zu sammengesetzt aus preußischen, bayerschen, wütttem- bergischen, braunschweigischen. Demgemäß ist auch der Kreis der im Hauptquartier und Hoflager eingetroffenen Persönlichkeiten ein weiterer geworden. Der Kaiser und die Kaiserin sind in der Präfectur abgestiegen, der Kronprinz im Generalkommando, der Großherzog von Baden beim Bischof Räß, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin im Oberpräsidium, der Kron prinz von Schweden im Stadthaus, Prinz Georg von Sachsen beim Prof. Wasserfuhr, Prinz Wilhelm von Preußen beim Generallieutenant v. Ziemietzky, Prinz Friedrich Karl im Gouvernement, Prinz Albrecht bei Hrn. v. Oberländer, Prinz Heinrich von Hessen bei Hrn. v. Bibra. Außer den genannten fürstlichen Per sönlichkeiten wohnen den Manövern bei die Kriegs- Minister Bayerns, General v. Maillinger, Sachsens, General v. Fabrice, und Württembergs, Generallieute nant v. Wundt. Von Generälen sind der Feldmar schall Graf Moltke, der General der Infanterie v. Obernitz, als Generaladjutant des Kaisers, der General der Infanterie v. Tümpling ans BreSlau und der bayersche General der Infanterie Frhr. v. d. Tann in Llragburg eingetroffen. Heute Vormittag ^11 Uhr begaben sich Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin bei prachtvollem Wetter zu Wagen nach dem Paradefeld« zwischen Königshofen und Kronenburg. In Königshofen stieg Se. Majestät zn Pferde und ritt auf den rechten Flügel der Truppenaufstellung, wo er von dem Großherzog von Baden und dem General v. Fransecky empfangen wurde. Die in zwei Treffen aufgestellten Truppen begrüßten ihren Kriegs herrn unter präfentirtem Gewehr mit dreimaligem Hurrah. Im ersten Treffen stand die 30. und 31. Division, im zweiten Treffen die Cavalleriedivision mit Artillerie und Train. Der Kaiser ritt darauf in vollster Frische die beiden Treffen ab, eine Entfernung von 7 Kilometern. An der Seite des Kaisers ritt der Großherzog von Baden und der General v. Fransecky, eS folgten der Kronprinz mit dem Kronprinzen von Schweden und dem Prinzen Friedrich Karl, demnächst im offenen Wagen Ihre Majestät die Kaiserin und die Großherzogin von Baden, sowie die anderen Fürst lichkeiten mit glänzender Suite. Nach dem zweimaligen Vorbeimarsch der Truppen sprach der Kaiser den um ihn versammelten Offizieren seine vollste Anerkennung aus und verließ, von dem sehr zahlreichen Publicum und etwa 70 Kriegervereinen enthusiastisch begrüßt, das Paradefeld. Um 4 Uhr begann das Parade diner, zu welchem sämmtliche Generäle und Stabs offiziere befohlen wurden. Se. Majestät der Kaiser trank auf da- Wohl deS XV. Armeecorp» mit folgen den Worten: .Ich trinke auf da- Wohl d«S XV Armeecorp«, da» sich heute Meine ganze Zufriedenheit erworden hat, da e« bewiejeii. daß eine tzründlichr Aur^.vuug und ein echt militärischer Wille alle Schwttiigtellen zu überwinden weiß, wenn es daraus au- komm«, sich vor seinem Kriegsherrn zu zeigen. Da« X V. Armee corp«, e« lebe hoch!" Bon Seiten der Stadt Straßburg und auch der um liegenden Landkreise waren besondere Festlichkeiten in Aussicht genommen, aber dankend abgelehnt worden. Der Kaiser selbst will als Festgeber erscheinen, wenn sich diese Gelegenheiten eben auch nur auf Diner- be schränken, und im Uebrigen wird der commandirende General der Gesellschaft der Stadt Straßburg Gelegen heit geben, Ihren Majestäten in einer Soirve zu nahen, welche derselbe in den Räumen de- Offiziercasinos veranstaltet. Um dem Oberpräsidenten v. Möller einen besonderen Ausdruck der Anerkennung und Würdigung seine- erfolgreichen Wirken- in den Reichrlanden zu geben, hat da- Kaiserpaar gewünscht, daß er während dieser Tage noch im Dienste verbleibe, um in seinem Bereiche die Honneur- des Lande- zu machen. — Wie die „Post" hört, wird sich der Generalfeldmarschall Frhr. v. Manteuffel am 28. von Berlin nach Straßburg begeben und alsdann dort die Investitur stattfinden. Der „ N. Pr. Ztg." zufolge beginnt morgen die Ueberführung der Acten des Reichskanzleramtes für Elsaß - Lothringen von Berlin nach Straßburg, und hiermit leitet das Amt seine Auflösung ein. Bis zum 30. September muß das gesammte Actenmaterial im Besitz deS Ministeriums für Elsaß-Lothringen sich be finden, das am 1. October seine Thätigkeit beginnt. Eilige Sachen werden, wie eS heißt, in der Zwischen zeit noch in Berlin erledigt. — Zu der Feier, welche bei Gelegenheit der Eröffnung des Reichsgerichts in Leipzig am 1. Oktober veranstaltet wird, werden sich der Staatssekretär vr. Friedberg, der Ministerial direktor Hanauer und der geh. Reg.-Rath Dr. Meyer als Vertreter des deutschen Reiches nach Leipzig be geben. — Wie aus Gastein gemeldet wird, ist der päpstliche Nuntius in Wien, Cardinal Jacobini, heute von dort abgereist. Während eines 5tägigen dortigen Aufenthalts verkehrte Cardinal Jacobini zu wiederholten Malen mit dem Reichskanzler Fürsten Bismarck. — Das Krei-gericht zu Deutsch-Crone verhandelte heute in der Anklagesache wider den Car dinal Grafen Ledochowski wegen Uebertretung der Maigesetze (betreffend die Verhängung großer Excom- munication gegen den staatstreuen Propst Lizak in Schrotz) und verurtheilte denselben, laut einem Tele gramm der „Post", zu 2000 M., eventuell 70 Tage Gefängniß und Kosten. jjp Weimar, 19. September. Die großherzog- lichen Herrschaften, die bisher auf der Wartburg weilten, reisen in das südliche Frankreich nach Biarritz. Die Frau Großherzogin hat mit der Prinzessin Elisa beth gestern die Reise angetreten; der Großherzog be- giebt sich in der nächsten Woche nach Baden-Baden und von dort nach Frankreich. — In den bisher statt gehabten Wahlen zum Landtag, die nicht an einem Tage, sondern nach und nach stattfinden, sind bis jetzt die bisherigen Abgeordneten wiedergewählt worden, mit wenigen Ausnahmen, so daß eine wesentlich an dere Zusammensetzung des Landtags nicht zu erwarten sein dürste. 2. Wien, 19. September. In der Hierherkunft deS deutschen Reichskanzlers Fürsten Bismarck ist eine kleine Verzögerung eingetreten. Der Fürst hat nämlich, nach einem heute hier eingelangten Telegramm, infolge eines keinen Unwohlsein- seine Abreise von Gastein um einen Tag verschoben und trifft sohin erst Sonntag Abend hier ein. — Die heutigen Morgen blätter wissen von Unruhen zu erzählen, die in der Gegend von Nevesinje in der Herzegowina ausge brochen find. Wie ich den mir vorliegenden Berichten entnehme, sind thatsächlich in ein paar Ortschaften deS Bezirks Nevesinje Ruhestörungen vorgekommen. Die selben sind einerseits auf die durch ungenügenden An bau, die eingetretene Mißernte und die Faulheit der repatriirten Flüchtlinge herbeigeführte Noth in diefen Ortschaften und andererseits auf die Mißstimmung, welche die bei der Neueinthe«lung gewisser OttSbezirte erfolgte Trennung älterer derartiger Verbände erregte, zurückzuführen. Ihren KrystallisationSpunkl fanden die Unzufriedenen in einer Anzahl Panduren, welche sich nach JnsubordinationSvergrhen gegen ihre Vorgesetzten nach Montenegro geflüchtet hatten, von dort aber aus gewiesen worden waren und nun in den Gebirgen um Nevesinje dem edeln Räuberhandwerk oblagen. Die Gesammtzahl der gebildeten Vereinigung mag anfäng lich circa 200 Köpfe betragen haben, ist aber, da der Bande bereits eine Compagnie Infanterie hart an den Leib ging, nun schon wieder geringer geworden. Um übrigen- der Beivegung, der, wie sich au- Vorstehen dem ergiebt, keine politische Bedeutung beikommt, risch Herr zu werden, wurde eine genügende Truppenanzahl concentrisch gegen den Herd der Bewegung in Marsch gesetzt. Die Bevölkerung verhält sich gegen die Mal- contenten durchaus gleichgiltia. — Wie man der „PoUt. Corr." aus Cetinje telearaphirt, hat der Fürst von Montenegro im Hin blick auf die im Districte von Nevesinje vorgekommenen Ruhestörungen die strengste Ueberwachung der Grenze angeordnet, mehrere bei den Vorfällen Compromittirte, welche nach Montenegro flüchteten, ausgewiesen und eventuelle Theilnehmer an den Ruhestörungen aus Montenegro mit lebenslänglicher Kerkerstrase bedroht. Prag, 19. September. Die ReichSrathSbe- schickungSfrage darf nunmehr feiten der Tschechen als definitiv und in bejahendem Sinne gelöst betrachtet iverden. vr. Rieger und die anderen Theilnehmer der Conferenz beim Grafen Hohenwart sind bereits wieder nach Prag zurückgekehrt und treffen Vorbereitungen für die am nächsten Dienstag hier stattfindende allge meine Abgeordnetenconferenz, in welcher auch über die Constituirung des böhmisch-mährischen Clubs und dessen Anschluß an die Rechte des Abgeordnetenhauses diScu- tirt werden soll Der „Pokrok", das Organ des Or. Rieger, fordert heute die nationalen Abgeordneten zu vollzähligem Erscheinen und zu einem möglichst ein helligen Votum auf, „damit die Verantwortlichkeit für den nun zu beschließenden wichtigen Schritt von sämmt- Uchen Vertretern des tschecho-slawischen Volkes gleich mäßig getragen werde." Selbstverständlich wird bei dieser Gelegenheit, wenigstens in allgemeinen Umrissen, auch die Rechtsverwahrung festgestellt werden, welche die tschechischen Abgeordneten bei ihrem Eintritte in das Abgeordnetenhaus abzugeben gedenken. Mit der Abfassung derselben dürften Graf Llam-Mattinitz und 1)r. Rieger betraut werden. Theilgenommen an der Wiener Conferenz beim Grafen Hohenwart haben auS Böhmen: Fürst Georg Lobkowitz, Graf Clam-Martinitz, l)r. Rieger, Or. Iuliu- Grsgr und Zeithammer. — Gestern Morgen ist hier nach längerem Krankenlager der Präsident des böhmischen Oberlandesgerichtes, Frhr. v. Streit, im Alter von 71 Jahren verschieden. Er war wegen seiner strengen Gerechtigkeit und Unpartei lichkeit in allen Kreisen hochgeachtet und von Sr. Majestät dem Kaiser wiederholt in schmeichelhafter Weise ausgezeichnet worden. Seiner politischen Ge sinnung nach gehörte Baron Streit zu den ausrichtigsten Anhängern der Verfassung. — Ueber die Anzeige eines Industriellen vom Lande wurde gegen die Leitung des seit dem vorigen Jahre in Liquidation befindlichen „Prager Bankvereins", einer der hervorragendsten Schöpfungen der sogenannten Gründungsperiode, ge richtlich elngeschritten. Die Geschäftsbücher des In stituts wurden mit Beschlag belegt und dem Strafge richte abgeliefert. Pari-, 18. September. Der Unterrichtsminister Jules Ferry ist heute von Bordeaux nach Toulouse abgereist. Trotz der officlösen Erklärung der „Agence Havas", daß seine Reise gar keinen officiellen Cha rakter habe, hat ihm die Bevölkerung von Bordeaux doch eine Ovation gebracht, und als er gestern von einem Besuch iu den Fakultäten von Bordeaux zurück kehrte, empfing ihn auf der Straße eine große Menge mit dem Rufe: „Es lebe Jules Ferry! Es lebe der Artikel 7! Es lebe die Republik!" LoaLon, 19. September. (Tel.) Der Premier, Earl Beacon-field, nahm gestern Abend an einem in Aylesbury veranstalteten Banket der laudwirth- schaftlichen Bereinigung von Buckinghamshire Theil und brachte bei dieser Gelegenheit einen Toast aus die englischen Streitkräfte auS. Der Premier stellte hier bei einen Vergleich zwischen dem englischen Heere und den Heeren des Continents an, indem er auf die Ver schiedenheit der Pflichten, welche ohne Zweifel dem englischen Heere und den Heeren des Continents ob lägen, hinwies. Das englische Heer sei dazu berufen, wenn sich die Veranlassung dazu bieten sollte, die Un abhängigkeit Europa- zu vertheidigen; dasselbe habe diese Unabhängigkeit bereit- mehr al- ein Mal gerettet. Von der englischen Flotte glaube er, daß sie ihre Suprematie behaupten werde. Die Freiwilligen seien die Beschützer deS heimathlichen Herdes, ihr Enthusias mus erhöhe den Einfluß England- in dem Rache Europa-, Sodann gedachte der Redner der von der landwirthschastlichen Bereinigung erzielten Erfolge und betonte namentlich, indem er die gegenwärtige traurige Lage der Landwitthschaft einer Betrachtung unterzog, daß die Theorie, nach welcher die Einführung bäuer lichen Grundbesitzes «n England die landwitthschaftliche Krisis beseitigen werde, unhaltbar sei. Dieser Theorie gegenüber weise er darauf hin, daß eS in Frankreich etwa 5 Millionen Landwirthe gebe, von denen jeder weniger, als 12 Acre- besitze. Trotz der größeren Fruchtbarkeit deS französischen Boden- producirten die kleinen Landwirthschaften per Acre nur halb so viel, als die großen Landwirthschaften in England. Bea consfield empfahl schließlich ein freundschafillches Zu- ammenhalten der Landwirthe, um die gegenwärtig de ichenden Schwierigkeiten zu überwinden. Im Laufe >er langen Rede machte der Premier keinerlei Anspie lung auf die augenblicklichen politischen Verhältnisse. — Der deutsche Botschafter, Graf zu Münster, ist gestern hierher zurückgekehrt. — Der englische Bot schafter, Lord Dufferin, ist nach St. Petersburg ab- gereist. — Nach eingegangenen amtlichen Nachrichien sandte der Vicekönig von Indien, Lord Lytton, am 7. d. Mts. einen Brief an den Emir von Afghanistan, rn wel chem er demselben die Absendung einer starken HeereS- macht zu seinem Entsätze ankündigte und ihn zugleich ausforderte, den Marsch der englischen Truppen nach seinen besten Kräften zu erleichtern. Der Emir ant wortete am 14. d>, er fei erfreut durch die Zuschrift des VicekönigS, fühle sich erleichtert durch dessen Freund schaft und wiederhole sein tiefes, schmerzliches Be dauern über die vorgekommenen Ereignisse; gegen Gotte- Willen sei aber nicht anzukämpfen. Er hoffe dir Misse- thäter bald so bestrafen zu können, daß ferne Aufrich tigkeit den Engländern gegenüber dadurch bewiesen werde. Er habe sich seit 8 Tagen nur durch die guten Dienste freundlicher Personen erhalten, thellS Mittelst Bestechungen, theils durch Mystificirung der Ausrührer. Gewisse hochgestellte Personen seien rebellisch geworden, aber er wache mit der größten Sorgfalt und hoffe zu Gott, daß er bald Gelegenheit haben werde, England seine aufrichtige Freundschaft zu beweisen. — „ Reuter'- Office" meldet aus Simla vom 19. d.: Wegen des Vormarsche- der englischen Truppen auf Dalka ist Gegenbefehl ertheilt worden. Die Vorbereitungen für den Transport sind nunmehr gut orgauisirt. Die Re gierung vou Madras wird eine größere Anzahl von Transportmitteln zur Verfügung stellen. — Die „Times" bringt in einer zweiten Ausgabe folgende- Telegramm aus Ali-Khel vom 19. d.: Depeschen de- Emir- an General Roberts bestätigen, daß sich Herat in voll ständigem Aufruhr befindet. Der Emir verfügt über 12 Regimenter mit mehreren Geschützen m Kabul und hat noch einige andere Regimenter au- Ghuzni und Turkestan Herbeorderi. Bukarest, 14. September. Man schreibt der „Allg. Ztg ": Nachdem die Beziehungen zwischen Rumänien und den Nachbarfürstentyümern Bulgarien und Serbien längere Zeit hindurch außerordentlich kühl gewesen sind, werden gegenwärtig von den letzteren Versuche gemacht, sich der Bukarester Regierung wie der zu nähern. Bulgarien bemüht sich, bezüglich der Arab-Tabia-Frage directe Verhandlungen anzuknüpfen, nachdem das St. Petersburger Labinet die Hoffnung aufgeben mußte, diese Frage vor dem Forum der Tractatmächte des Berliner Friedens zu seinem Gun sten entschieden zu sehen. Serbien, welches bekanntlich am Ende des Krieges eine Art von Drohuote nach Bukarest sandte, weil die rumänischen Truppen die Festung Widdin besetzt hatten, welche die ländergierige Regierung in Belgrad für sich in Anspruch nahm, sucht diesen Zwischenfall vergessen zu machen, indem Fürst Milan die Ehre eine- Kriegskameraden des Fürsten Karl in Anspruch nimmt. In der vergangenen Woche traf der serbische Oberst Catargiu in einer Spe cialmission mit einem Schreiben seines Souveräns an Se. königl. Hoheit den Fürsten Karl in Sinai ein und überbrachte demselben „als ein Andenken an den Krieg, an welchem beide Länder sich für ihre Unab hängigkeit betheiligten", die serbische Tapferkeit-- und die serbische Unabhängigkeit-medaille. Außerdem schickte Fürst Milan noch eine zweite Tapferkeitsmedaille, um mit derselben die Fahne des 6. rumänischen Infanterie regiments zu schmücken, zu dessen Ehrenchef der ser bische Fürst vor 4 oder 5 Jahren ernannt wurde. — Die Regierung hat beschlossen, in Jassy das PalaiS, welches dem früher» Fürsten der Moldau, Gregor Thila, zur Residenz diente, restauriren zu lasten, so daß der regierende Fürst von Rumänien in Zukunft auch in der zweiten Hauptstadt de» Lande» ein PalaiS zu seiner Verfügung haben wird. der gepflegt werden kann. Die Münchner Künstler, groß an Zahl und unermüdlicher in ihrer Thätigkeit, al» beneidenSwerth in ihrem pecunären Erfolg, haben sich kühn genug in die Gluth neuer lebenskräftiger Ideen getaucht, sich mit Vorliebe von dem alten con- venlionellen Sauerteig der überkommenen akademischen Motive befreiend. ES ist angenehm, da» geistige Wiederkauen, welches nach der Stallfütterung der Tradition eintritt, in Selbstdenken verwandelt zu sehen. ES sind junge Talente genug unter den Münch nern, welche die Prüfung überrealistischer Irrwege siegreich überstehen und zu gesund idealen Resultaten vott>rruaen werden. Wo die unternehmende Kraft und der frisch« Auffassungsinn vorhanden, da sind im eifrig bewegten Ringen Fehlgriffe minder beängstigend. Die Schlackenbildung bleibt stet» ein natürlicher che mischer Proceh bei der Läuterung edler Metalle; da» Gleiche vollzieht sich auch im Hochofen geistigen Streben». Wollte mau an Dasjenige einen generellen Maß stab aulegen, wa- von Berlin, von Düffeldorf, von Weimar oder von Dresden eingefchickt ist, so würde man bei dem Fehlen vieler der besten Namen auf wunderlich« Schlußfolgerungen kommen müsten. Wo sie iu der Presse gemacht wurden, bedürfen sie der Rectisicatton oder geradezu der Zurückweisung. Erwägt man beispielsweise, daß auS Dresden Pauwels, Leon Pohle, Grosse, Gönne, Kummer, Scholz, die Bildhauer Schilling, Hänel, Schlüter, der verstorbene Breymann und noch einige andere Künstler von tüchtigem Talent durch keinerlei Arbeiten «uf der Münchner Ausstellung vertreten find (wobei ich mich nach Dem richte, war ich bi» zum 5. Septbr. aufgestellt fand), so darf man wohl die Schlußfolge rung machen, daß von einer Uebersicht der Dresdner Kunstleistungen bei dieser schwachen Einseitigkeit der Vertretung nicht die Rede sein kann. Da diese Einseitigkeit ein vorschnelles und ebenso einseitiges Aburtheilen herbeizieht und schon herbeige- zoaen hat, so finde ich diese Lauheit in der Beschickung tief beklagenSwrrth. Schwer genug leidet darunter das vcrdiente Renomm« der sächsischen Kunst und Kunstpfleae, denn eS wurde die günstige Gelegenheit versäumt, bei Hunderttaufenden von Besuchern, welche sich auf Europa, ja auf die gebildete Welt verlheilen, einen vorthrilhaften Eindruck, eine beifällige Stimmung rege zu machen. Al» ich schon bei unserer Dresdner Kunstausstellung da» Fehlen so vieler guten Meister bemerke, tröstete «ch mich mit der Hoffnung, deren Schaffen auf der Münchner internationalen Ausstellung zur Ehre der sächsischen Kunst concentrirt zu finden Diese» Hoffen wurde bitter enttäuscht. Für Berlin, für Düsseldorf könnte ich ein ähnliches Register von fehlenden tüchtigen Namen geltend machen und daraus ähnliche nachlynlige Lonsequenzen ziehen. Bei einer internationalen Ausstellung, die nicht auf deutschem Terrain stattfände, dürften diese Lücken in der deutschen Künstlerbeiheiligung minder auffällig sein. Im Vaterland« sollte der Ehrgeiz Wache halten. Und noch eine schwerwiegende Folge davon ist schließlich zu berühren: wäre von den maßgebenden Otten her die Beschickung durch die Werke erprobter Meister eine gleichmäßigere und somit die DurchscbnittS- erscheinung deS Trefflichen «aß- und normgebender gewesen, so würde dadurch jedenfalls die Urteilskraft und gewissenhafte Vorsicht der Annahmecommission sehr dankenSwetth verschärft worden sein. Man hätte schon rein sachlich durch die dominirende Masse de» Vorzüglicheren, die Veranlassung und Ermuthigung, ja die Nöthigung empfinden müssen, den störenden Ballast de» gänzlich Mittelmäßigen und Abgeschmackten als einen Platzräuber zurückzuweisen. Auch in der Kunst hebt man die Sitte und das fruchtbringende LebenSglück durch die Reinigung der Gesellschaft. Otto Banck. * Der „Katechismus der Mythologie" von Prof. l)r. Johanne» Minckwitz ^Verlag von I. I. Weber in Leipzig) ist jetzt in 4. Auflage erschienen. Voll ständigkeit, Uebersichtlichkeit, Klarheit, Bündigkeit und strenge Sichtung machen diese Arbeit zu einer inter essanten und belehrenden Lecture. Die neue Auflage hat durch die Hinzufügung nordischer Heldensagen eine wesentliche und dankenSwerthr Bereicherung er fahren. * Gelegentlich der dieser Tage in Baden-Baden stattgehabten dritten Jahresversammlung deS inter nationalen Vereins gegen Verunreinigung der Flüsse, de» Boden» und der Luft hielt Prof Bogt au» Bern einen Vortrag „Experimentelle» über den Einfluß der Sonne aus die HauSwände", welcher große» Interesse erregte. Der Redner führte au», daß kein einziger Bewohner einer Stadt eine» gewissen Quan tum» von Sonnenwärme zu entbehren brauche. Die von ihm angestellten Versuche haben ergeben, daß mit An»nahme der Nordwand nne» Hanfe» die Südwand die kühlste, die Ofttoand wärmer und die Westwand die wärmste ist. * Ein seltener Fund wurde am 18. d. in Bre men bei der Ausräumung der ObergerichtSkauzlei ge macht. In einem alten Wandschrank« fand man einen Kasten, der einen Beutel mit alten Kupfer- und Br-nzemüuzen, eine Schachtel mit «ine« Diamant ringe, zwei Paar goldenen Ohrgehängen nut Diaman ten, Rubinen und Wachsperlen u. s. w. enthielt. Die Münzen (eS sind deren 595) gehören zum weMuS größ ten Theile der römischen Kaiserzeit an; ste tragen u. A. d«e Namen Claudius, Nero, Caligula, Maxentiu», Maximinian, Julian u. k. w. Ferner finden sich Mün zen auS der alten päpstlichen Zeit, aus der Zeit der alten lombardischen freien Städte, sowie einige andere gallischen und deutsch-mittelalterlichen Ursprung» bi» zur Mitte de- 17. Jahrhundert» heraus. * Die Deleaitten von Pesaro, der Geburtsstadt Rossini'», welche behuf» Regulirung der Hinterlassen schaft de» Maestro sich längere Zeit in Pari» aufge- halten haben, sind in ihre Heiwath zurückgekehrt und haben erwirkt, daß der gedächten Stadt, de» letzten Willen Rossini'» gemäß, eine jährliche Reute von 98 737 Liren überwiesen worden ist. * In der „Tin»»" stnden wir einen Brief von I. L. Robinson, in welchem dieser darlegi, Italien gefährd« seine ganze Zukunft al» Touristeutand, wenn e» fottfahre, wie bisher, theil» seine Kunstschäte zu verschleppen, theil» die im Lande verbleibenden durch unsinnige Restaurationen um allen Werth zn bringen Dieser Warnuna»ruf ist um so deachtenswerther, al» er von einem Manne auSgcht, der aus diesem Gcbnn maßgebende Erfahrungen gesammelt hat. Mr. RtiblN- son verschaffte England manche» .stollemschk Kunstwerk; aber er hält e» für seine Pflicht, de» besagten Ban-