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Bruchtheil durch Einschmelzung, Verlust u. j. w. aus dem Verkehr verschwunden ist, der auf etwa 83 Millionen Thaler geschätzt wird. Die Elnziehung der Einthaler» stücke erfolgt in der Weise, daß die m den Jahren 1750 bl» einschließlich 1822 auSaepragten von den RelchSkasjen und von den Landeskassen der Staaten der vormaligen Thalerwährung bereits seit 1873, von den Landeslassen der süddeutschen Staaten seit Mitte 1878 regelmäßig emgezvgen und den Scheideanstatten zur Ajfimrung zugesührt, die nach 1822 geprägten hingegen noch nicht regelmäßig, sondern nur, je nach dem sich Bedars für daö Äsfiuirungs- und Einschmel- zungsgeschäft ergiebl, mittelst Eutnahme aus den Be- staudeu der Verbaut eiugezogen werden. Ueber die Verwenhung des überschüssigen Silbers wird berichtet, daß di« Herstellung und Veräußerung von Silberbarren aus etngezogenen Landessilbermünzen im Jahre 1878 in ihrem Unisange nicht unerheblich gegen das Vor jahr zurückgeblieben ist, da der Silberbedars für den Orient sich wesentlich einschränkte und zeitweise gänz lich stöckle. Die Silberverlaufe betrugen im vergange nen Jahre 1620664,73 Pfund sein gegen 2 868005,533 Psundfein im Jahre l877, überhaupt sind bis jetzt ver kauft 6 727 151,281 Pfund sein. Der Selbstkostenpreis stellt sich bisher durchschnittlich für das Pfund sein aus 93,46 M. Der erzielte Reinerlös dagegen nur aus 80,154 M. für dasselbe Quantum. Es erglebt sich daraus ein Verlust von bisher insgesammt 89 484O73,sv M., von welchen jedoch als eigentlicher, durch die Entwerthung des Silbers entstandener Ver- kaufsverlust nur die Summe von 64 911980,84 M. auzusehen ist, während 23 262 505,21 M. auf die Ab nutzung bez. nicht vollwerlhige Ausprägung der enigeschmolzenen Münzen entfallen, und weitere 1309 587,25 M. durch den Ueberjcbuh der für den Gold- uud Kupsergehalt gewisser Münzen von den Scheideanstalten gezahlten Vergütungen über die bei anderen Münzen dem Reiche erwachsenen Asfinir- und Schmelzkosten gedeckt werden. Diesem Verlust steht gegenüber der durch vortheilhafte Goldankäufe bez. durch nicht vollwerlhige Ausprägung der Scheidemünzen erzielte Münzgewuin. Der Gesammtverlusl, den die Münzrcsorm bisher gebracht hat, stellt sich ins jetzt aus 18 167 525,18 M., welche Summe in die Rech nung für das ElalSjahr 1878/79 als Zuschutzbedarf in Ausgabe übertragen ist. 2. Wien, 24. Februar. Hat die vor 8 Tagen er folgte Publictrung der die Ernennung des neuen Ca- dinets enthaltenden kaiserlichen Handschreiben der Er regung, welche die Gemüther Aller seit Beginn dieses Monats gefangen hielt, em Ziel gesetzt und einer ruhigen Beurtheilung der Sachlage Platz gemacht, so gestattet es heute der seither verstrichene Zeitraum, in objecllver Weise die allseitige Ausnahme des Mini steriums Stremayr-Taaffe und die Stellung des selben »ns Auge zu sassem Man muß dabei vor Allem constatiren, daß gleich nach Bekanntwerden der Zusam mensetzung der neuen Eabinets viele Stimmen laut wurden, welche gerade diese Lösung der Krisis als die denkbar beste, als die den vorliegenden Verhältnissen am meisten entsprechende bezeichneten. Die gejammte deutsche Presse der Monarchie, die hauptstädtischen und die Provinzialjournale sind denn auch in selten ein- müthig wohlwollender Weise dem neuen Ministerium entgegen gekommen. Selbst die fortgeschrittenem Blätter geben zu, daß eine den vorhandenen Verhält nissen besser entsprechende Lösung der Ministerkrisis eigentlich nicht möglich war. Was nun die Ausnahme betrifft, welche das Eabinel Stremayr-Taaffe in der nationalen Presse gefunden Hal, so kann man dieselbe bei der polnischen LageS'.iteratur als eine sympathische, bei der tschechischen Presse als eine gute bezeichnen. Die Tschechen, welche natürlich die Lösung der Krisis durch ein Ministerium Hohenwart am liebsten gesehen hätten, finden, daß das Eabmet Stremayr-Taaffe, eben sowenig wie es infolge seiner ganzen Zusammensetzung für die VerfassungSpartei etwas Beunruhigendes Hal, auch für sie kein Gegenstand der Unruhe sein tonne. Die VerfassungSpartei, deren Vertreter sammtuch mehr oder minder sympathisch und, wo dies nicht der Fall, so doch nicht unbedingt seindlich dem neuen Mini sterium entgegenkamen, findet eine Gewahr gegen jede Unruhe in der 7jährigen, in mancher Sturm- und Drangperiode erprobten, streng versassungsmaßigen Lhätlgkeit des Großtheiles des Ministeriums, ebenso wie in dem stets loyalen, streng gesetzlichen und erfolgreichen Gebühren des einzigen neuen Mitgliedes des jetzigen Eabinets, des bisherigen Statthalters von Tirol, Grafen Taaffe, der auf dem jo schwierigen Posten, welchen er bisher bekleidete, in einer Weife zu wirken verstand, daß er bei den beiden in Tirol sich jo schroff gegenüberstehenden Parteien (der ultramvn- tanen und^der liberalen) doch nur das beste Andenken hinterließ und von beiden gleich geachtet und geliebt wird. Was nun die Frage betrifft, ob das Ministerium Stremayr Taaffe eine definitive Stellung einnehme, oder blos als eine transitorische Schüpsuug zu be ttachten sei, so glauben wir aus mehr, als Einem Grunde ruhig sagen zu können, daß das erstere der Fall ist. Vor Allem ist es nach den jüngsten Er fahrungen, welche die Krone bei der Berufung eines neuen Ministeriums machte, doch als sicher auzunehmell, daß der maßgebende Factor das Verlangen trägt, nicht so bald eine ähnliche Situation wiedertehren zu sehen, wie wir sie noch vor 14 Tagen hatten. Die Krone dürfte bei aller genauen Bevbachtuiig der constitutio- nellen Normen, die übrigens hier nw außer Auge ge lassen werden, bei Ernennung des Eabinets Stremayr- Taaffe doch ein Definitivunl mit möglichst langer Functionsdauer zu schaffen Willens gewejen jein. Diese Absicht der Krone dürste seither durch das Wohlwollen und Vertrauen, welches dem neuen Eabmet von allen Seiten entgegengebracht wird, nicht unwesentlich bestärkt worden jein. Die Erklärung, mit welcher Minister Or. Stremayr die neue Regierung im Abgeordncten- hauje einführte, spricht übrigens auch deutlich für den definitiven Eharalter des jetzigen Ministeriums, denn es geht aus ihr hervor, daß die Regierung vor dem neu zu wählenden Hause zu erscheinen beabsichtigt. Lon dem Ausfälle der Wahlen, von der Stellung des neuen Abgeordnetenhauses wird also die Stellung des gegenwärtigen Eabinets abhüngen. Weil aber das jetzige Ministerium nicht nur vvr dem derzeitigen Ab geordnetenhause erscheint, sondern auch die Neuwahlen leiten und dann vor das neue Hans treten wird, glau ben wir die gegenwärtige Regierung mit vollem Rechte eine definitive nennen zu dürfen. * Wien, 24. Februar. Das Abgeordneten haus setzte heute die Specialdebatte über die Grund steuernovelle fort, ohne dieselbe zu Ende zu führen. Zum Sitzungsbeginne wurden an Stelle Herbst's und Giskra's von den Abgeordneten aus Böhmen und Mähren die Äbgg. Baron Riese Stallburg und Lr. Promber zu Delegieren gewählt. Der Handelsmimster Ritter v Ehlumecky übersendete den Pvstvertrag mit Griechenland, der sofort als dringlich behandelt und in erster Lesung dem Budgetausschutz zugewiejen wurde. Triest, 21. Februar. ^Boh.) Aus Anlaß der fortgesetzten Demonstrationen und Terrorisirungsver- suche der Jtallantssinn hat die k. k. Polizeibehörde heute in den frühesten Morgenstunden gleichzeitig bei 16 verschiedenen, politisch anrüchigen Persönlichkeiten Hausdurchsuchungen vorgenommen und 6 Personen verhaftet. Unter den Verhafteten befindet sich auch der Student Hugo Zanardi, ein junger Mann von etwa 20 Jahren, der bereits wiederholt in politische Processe verwickelt war. Die Polizei soll bei einzelnen Verhafteten reichliches Beweismaterlal für die directe Betherligung derselben an den regierungsfeindlichen Demonstrationen gefunden haben. — Die höchste Wuth der hiesigen Jtallanissimi ist derzeit gegen den „Cltla- dmo" gerichtet, der unausgesetzt Enthüllungen über das Treiben der Majorität des aufgelösten Stadt- rathes bringt. Geradezu Sensation hat ein Artikel in der Nummer 42 des genannten Blattes hervorge rufen, worin der Redacteur die Partei der „Pro- gresfisten" als Schwester der „neapolitanischen Ca- morra", der „sicilianljchen Maffia" und des „New- Iorker Lammany-Ring" bezeichnet und dieselben auf fordert, mit ihren Petarden und Drohbriefen gegen ihn nur fortzufahren, da er vor diesen Buschkleppernutteln nicht zurückscheue. London, 23. Februar. Ler hiesige Eorrejpondent der „N. sr. Pr." telegraphirt: Ich erfahre aus glaub würdiger Quelle, daß England und Frankreich identische Noten an den Khedive sendeten, worin sie ihm in ernster Sprache erklären, die Arrangements bezüglich der internationalen Eommijsion und der Eontrole der Finanzen, sowie der ministeriellen Unab hängigkeit und der Vertheilung der Ressorts gemäß der Decrete des letzten Jahres dürsten nicht gestört werden. Das englische Cabinet besitzt ziemlich be stimmte Beweise, daß der Khedive selbst der eigentliche Urheber des Crawalles in Kairo ist. London, 24. Februar. (Tel.) Wie die „Times" meldet, senden Frankreich und England im Einver nehmen Kriegsfchlsse nach Aegypten als Demon- Zwei Landschaften von Achenbach: „Ostende" von Andreas und „Neapel" von dem jünger» Bruder Oswald enthalten für den Künstler manche fesselnde Siege der Technik: dort der versprühende Wellenschlag, hier das beliebte Kunststück des lachenden Sonnenblicks unter dunkelem Himmel. Zu harmonischem Resultat find indeß beide Darstellungen nicht durchgedrungen. Unter den Portraits fallen dem Kunstkenner als Zeugnisse erfreulichen Fortschreitens in diesem Gebiet zwei fleißig gemalte Bilder von E. Hemken m Dres den auf. O. B. Mrdicinische Literatur. Zu den wissenschaftlich interessanten Büchern gehört: „Das Arabische und Hebräische in der Anatomie" von Or. Joses Hyrtl, emer Professor der Anmomie au der Wiener Univer sität. (Wien, Braumüller.) In diesem Buche führt Hyrtl den Bewers, daß die deutsche und lateinische anatomische Sprach« der Gegenwart zum großen Theil arabisch und hebräisch ist. Die Untersuchung führt darauf, daß zur Zeit der Wiedergeburt der Anatomie (1300), nicht die Autorität der griechischen uud latei nischen medicinischen Elajsiker, sondern jene der ara bischen Aerzte und ihrer hebräischen Ueberjetzer, die allein herrschende war. An den vier Universitäten der damaligen Zeit (Neapel, Bologna, Montpellier und Paris) wurde die arabische und hebräische Sprache ge lehrt und mit Eifer studirt, wahrend das Griechische erst nach dem Falle Konstantmopels m Italien Ein gang fand und der lateinische Eeljus nur m den Klosterjchulen bekannl war. Ganz natürlich aber wen deten sich die Väter der anatomischen Wissenschaft lieber an NaseS, Ebn Zina und Haly Abvas, um anatomische Benennungen zu fillden, als an Galen, HippokrateS oder Celsus. Diese arabischen tvrmini teobnici oder jene, welche die hebräischen Uebersetzer des arabischen Kanons gebrauchten, wurden oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt, so daß sie sür griechisch oder lateinisch gehalten wurden, und jetzt noch dafür gehal ten werben. Da die erste deuftche Anatomie erst im Jahre 1516 erschien, in welcher Zett der Arabismus in der Medwin im höchsten Flore stand, wurden deutsche anatomische Benennungen der Organe des menschlichen Körpers geschaffen, welche reine Ueberjetzungen arabi scher Kunstausdrücke sind, wie Kehldeckel und Kehlkopf, Schlagader, Spannaber (Nerv), Luftröhre, Mandeln, Röhrenknochen, Zwerchfell, Magenmund, Bcustblalt rc. Hyrtl hat sich öle dankenswerche Ausgabe gestellt, Klar heit in dieses Gewirre zu bringen. Das Buch, in welchem er nun die Resultate seiner Forschungen der Oeffenlllchkeit übergiebl, ist eine mit allen schriftstelleri schen Reizen ausgestattete Arbeit und reiht sich eben bürtig den früheren Werten des Meisters an. f Aus Paris vom 24. Februar wird telegraphisch der Tod von Renv-Taillandier, Mitglied der Aka demie, gemeldet. Er war 1817 zu Paris geboren, und wenn uns der literarhiftorljche Schriftsteller Talllandier besonders lieb und werth durch seine Leistungen ge worden ist, so muß das dem Umstande zugeschrieben werden, daß er sich wie kaum ein anderer Franzose dem Verstanbniß der ausländischen Literatur, nament lich der deutschen, mit Feinheit und kosmopolitischer Uubefangenheit widmete. Ec hatte anderthalb Jahre auch m Deutschland studirt uud fprach gut vorbereitet über unsere Schriftsteller, denen er Beachtung ui Frank reich vermitteln half. sttation und informirten die C ignatarmächte von diesem Schritte. Zur Grieutsrage. Tt. Petersburg, 23. Februar Eine vom heutigen Tage datirte Depesche der „ Pslit. Eorr." berichtet Folgende-: In hiesigen politischen Kreisen sieht man deni baldigen Eintreffen des zum englischen Botschafter am kaiserl. Hofe desigmrten Lord Dufferin mit größ ter Spannung entgegen. ES knüpfen sich an die Person Lord Dufferin's und an seine eventuelle Mission am russischen Hofe Erwartungen, welche der in der Politik des St. Petersburger Eabinets schon seit längerer Zett zum Durchbruch gekommenen Tendenz vollständig entsprechen: eine vollständige Verständigung in allen asiatischen oder auf den europäischen Südosten bezüglichen Fragen mit England herbeizusühren. Wie glaubwürdig verlautet, beruhen diese Erwartungen insofern schon heute auf einer concreten Grundlage, als Lord Dufferin's Entrve in St. Petersburg mit einer diplomatischen Action, eventuell mit einem Acte inauguirt werden dürfte, für welche das Terrain fchon jetzt entsprechend vorbereitet sein soll. In unterrich teten politischen Kreisen der russischen Hauptstadt glaubt man an die bevorstehende Erneuerung jenes russisch- englischen Partes über die gegenseitige Abgrenzung der Machtzvnen in Cemralasien, welcher bis Mitte vorigen Jahres seine Schuldigkeit getyan hat. Durch die ver söhnliche und correcte Haltung Rußlands gegenüber dem britisch-afghanischen Eonflict hat die Erneuerung dieses Partes m den Augen des Londoner Eabinets ebenso sehr an Werth gewonnen, wie das St. Peters burger Eabii'et daraus Gewicht zu legen scheint, durch eme eventuelle Amendirung und Erweiterung des frag lichen Abkommens die Beruhigung Englands zu voll enden. Dagegen glaubt man in St. Petersburg, aus dieser evenluellen vollständigen Ausgleichung uni Eng land in den ceutralasiatlschen Fragen günstige Schlüsse auf eine allfällige Annäherung Englands an den rus sischen Standpunkt in den zahlreichen noch offenen Fragen ziehen zu dürsen, welche die Türkei und die Baltanhalbmsel betreffen. Tirnova, 23. Februar. (Tel.) Nach der heutigen Eröffnung der bulgarischen Notabelnversammlung durch den Fürsten Dvndukvw-Korjakow sand ein Banket Statt. Fürst Dondukow brachte einen Toast auf den Kaiser von Rußland, den Befreier Bulgariens, aus. Nach verschiedenen anderen Toasten verlangten die Deputirten einen Toast auf Frankreich und den französischen Commissar. Letzterer beantragte einen Toast aus alle europäischen Eoinmissare und bemerke, daß die Beaulworluug desselben dem englischen Com missar zustehe, der der erste in Tirnova eintraf. Der englische Commissar erwiderte sodann den Toast, be grüßte Bulgarien, den jüngsten der europäischen Staa ten, wenigstens für den Moment. Diese Anspielung fand großen Beifall, namentlich seilen der rumelischen Delegirten. — In den Kirchen Bulgariens wurde em Gebet emgesührt, m welchem Gott um die Gnade der Vereinigung des ganzen bulgarischen Volkes gebeten wird. — Fürst Dondukow hielt heute eine Revue über die bulgarischen Truppen ab. — Ein vom 14. d. dalirtes Schreiben, welches der „Polst. Corr." aus Tirnova, dem „bulgarischen Mos kau", zugeht und welches sich mtt der Parteigruppirung in der bulgarischen Skupschtma beschäftigt, schließt also: Eine jede Prognose bezüglich des Verlaufes der Assemblveberathungen erjcheint gewagt. Es ist möglich, daß es dem Fürsten Dondukow-Korsakow gelingen werde, eme compacte Majorität für die Bestimmungen des Berliner Eongresses zu schaffen, aber die gegen- theilige Eventualität lst keineswegs ausgeschlossen. Konstantinopel, 21. Februar. Man telegraphirt deni „Standard": Es ist heute die schreckliche Nach richt hier ktngetroffen, daß der griechische Erz- bijcyos von Adrianopel, welcher von einigen Bul garen jener Stadt jo schändlich mißhandelt wurde, in der gestrigen Nacht seinen Wunden erlegen ist. Als ihn oer russische Offizier, der ihn dem wüthenden Hausen entriß, in Sicherheit gebracht hatle, zeigte es sich, daß die Angreiser dem etwa 60 Jahre alten Manne sämmtliche ^paupt- und Barthaare ausgerissen hatten. Die Intelligenz und Unparteilichkeit des Ver storbenen, welcher sein Ami seit einigen Jahren be kleidet hatte, werden allgemein gerühmt. Die Ent rüstung der hiesigen griechischen Gemeinde ist sehr groß; eine Deputation hat den griechischen Patriarchen um die Erlaubniß gebeten, sich etwa 3000 Mann stark nach Adrianopel zu dem am nächsten Sonntag statt findenden Begräbniß zu begeben. irresüuer üachnHten vom 25. Februar. a Die Betriebsstörungen aus einzelnen Linien der sachsijcyeu Staatsdahnen und deren Anschlußbahnen, deren wir m unserer letzten Nummer bereits gedacht, haben in» Lause des gestrigen Tages und der ver gangenen Stacht ihr Ende noch nicht gefunden und dauerten zum größern Theil, heute Vormittag noch fort. Bis 12 Uhr Mittags haben wir Folgendes aus zuverlässiger Quelle ersahren: Die Magdeburger und thürmger Bahn hatten gestern evensalls mit den Ele mentarere tgnissen zu kämpfen und brachten in Leipzig Anschlüsse von weiterher nicht ein. Die Berlin- Dresdner Bahn wurde zwischen Großenhain und Frauenhain betroffen, indem der 2 Uhr Nachmittags in Berlin abgegangene Zug daselbst im Schuee stecken blieb. Hierunter hatten oer 6 Uhr 30 Min. Abends bis Dresden verkehrende Perjonenzug und der 8 Uhr 32 Min. Abends zum Anschluß nach Wien abgehende Eourierzug zu leiden, sodaß em Anschluß gänzlich in Wegfall kam. In umgekehrter Richtung waren die Verhältnisse ebenso ungünstig, indem die Abendzüge nicht nach Berlin gelangten. Die Berlin - anhatter Linre hielt den Verkehr, wmn auch mit zum Theil nicht unerheblichen Verzögerungen, aufrecht. So »traf der Eourierzug nach Wien Abends anstatt 7 Uhr 35 Mm. erst 8 Uhr 40 Mm. c..». Der Eourierzug von Wien vm Tetjchen, welcher gestern verspätet ankam, hielt heute Vormittag die Ankunftszeit auf die Minute. Aus Bayern liegen besonders ungünstige Meldun gen voll gestern nicht vor, heute ist in Hof der Anschluß an die sächsischen Züge erreicht worden. Wa« speciell die sächjr scheu SlaatSbahnen betrifft, jo waren und sind noch nicht wieder im Betrieb die Linien Annaberg-Weipert und Flöha-Reitzenhain und Wurzen-Großbothen, während die Störungen auf der Egerer, Freiberg-Bienenmühle-Nossener, Chemnitz Leipziger, Chemnitz - Riesaer, Wolfsgefärth - Greizer, Ebersbach Wilthener, Zittau-Löbauer, Niederwiefa-Hai- nicheuer Linie meistens vorübergehender Natur waren. Zwifchen Pristewitz Großenhain dauerte die Unter brechung von gestern nach- SO Uhr Vorm, bis heute 9 Uhr Vorm., auf der Strecke Neustadt-Krumherms dorf wurde der Betrieb 2 Mal eingestellt, ist zur Zeit jedoch wieder frei, ebenso blieb die Route Neustadt- Dürrröhrsdors von der allgemeinen Katastrophe nicht ganz verschont. Auf der Route Dresden-Reichendach gelangten gestern Morgen die 4 Uhr 25 Min. (Eil zug) und 6 Uhr abgegangenen Züge bis an das End ziel, der Zug 9 Uhr 15 Min. Vorm, kehrte bereits von Klingenberg nach Dresden zurück, und von nun an war cs bis heute Morgen 9 Ubr unmöglich, die Züge über Tharandt hinauszubringeu. Der 9 Uhr 15 Mm. Vorm, bis Freiberg bestimmte Zug erhielt unterwegs die frohe Kunde, daß die Linie sogar bis Chemnitz, wenn auch theilweije eingleisig, wieder srei sei, und sind mithin weitere Hindernisse nunmehr glück lich beseitigt. Während der Unterbrechung war man auf der anderen Seite bemüht, eine Verbindung zwi schen Chemnitz-Oederan aufrecht zu erhalten. Ans der Lime Dresden-Leipzig via. Riesa blieben die Verhält nisse wie im Lause des gestrigen Tages bis heute Mittag. Dem bei Bornitz von Sonntag NachtS her eingejchneiten Personenzuge wurde gestern Stachmittag durch Abholung der Passagiere mittelst eines Omnibus Hilfe gebracht. Die neuesten Nachrichten von heute Mittag 1 Uhr bekunden, daß zwischen Wurzen und Oschatz ein Gleis wieder fahrbar sei, und kann somit der Verkehr auf dieser Hauptlinie der sächsischen StaatSbahnen als wieder ausgenommen angesehen wer den. Ebenso günstig lauten die Nachrichten über die Magdeburger und thürmger Bahn, welche ebenfalls wieder im vollen Betriebe sind. b AuS den bis heute Mittag hier ringegaugenen Provinzialblättnu ist zu ersehen, daß der massenhafte Schneefall am vorgestrigen und gestrigen Tage in ganz Sachsen mit ebenderselben Mächtigkeit eingettetcn ist, wie in und um Dresden. Besondere Schwierig keiten für den Verkehr bereiteten namentlich die groß artigen Schneewehen und der Umstand, daß die Schnee- maffen die einzelnen Lanchttaßen und Wege nicht auf finden ließen. Wie die hiesigen Verkehrsmstitute, so haben besonders auch die Staatsbahnen enorme An strengungen gemacht, dem hinderlichen Elemente ebenso umsichtig als energisch entgegenzutreten; freilich dürfte auch der bei dieser Veranlassung nöthige Aufwand eine recht ansehnliche Höhe erreichen. — Zur Feier des diesjährigen Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers hat der Rath, wie amtlich milgethestt wird, in seiner Plenarsitzung vom 18. d. M beschlossen, ebenso wie im vergangenen Jahre ein Festmahl zu veranstalten, die städtischen Gebäude zu schmücken und Abends die Beleuchtung der öffentlichen Plätze eintreten zu lassen. Die Kosten der Festbe leuchtung und der Ausschmückung der Gebäude, sowie die Generalkosten des Festmahles werden ans der Stadtkasse verwilligt und die Zustimmung der Stadt verordneten einzuholen beschlossen. Ol Die Vorträge über die Reichsjustizgesetze erleiden bedauerlicher Weise abermals eine Unterbrechung, indem das Unwohlsein des Herrn OberappellationSraths Klemm noch immer fortdauert und auch Herr Ober- appellationsrath Scheele neuerdings erkrankt ist. Der für Donnerstag den 27. d. M. in Aussicht genommene Vortrag fällt daher aus. Der Wiederbeginn der Vor träge wird öffentlich bekannt gemacht werden. - ---- Daß es zur heutigen Fastnachtsfeier an Ge legenheit, sich zu amusiren, nicht fehlt, geht ans einer Durchsicht des Annoncentheils des „Dr. Anz." hervor. Es sind da, außer den verschiedenen Einladungen ge wöhnlicher Art, zu finden: 10zu Concert, 6 zu Schlacht fest, 3 zur Fastnachtsseier, 3 zu Vorstellungen im Circus, im Victoriasalvn und im Tkeatruva uiuucki, 30 zu Käsekäulchen, Punzen oder Pfannkuchen, 19 zu Ballmusik oder Tanzvergnügen. * Auf der Ostraallec hat gestern Abend in der 7. Stunde ein Häusling der hiesigen städtischen Ar beitsanstalt vor dem GejchäftSlocale eine- Juweliers eine große, etwa 100 M. werthe Fensterscheibe zerschlagen, nach dahinter aufgestapelten Waaren gegriffen, einen Theil davon heraus genommeu, die selben aus der Straße zerstreut und danach die Flucht ergriffen; er wurde aber eingeholt und der Be Hörde übergeben. * Um den angesammelten Schnee vor seinem Fenster zu entfernen, stieg gestern ein auf der Circus straße in einer dritten Etage wohnender Schuhmacher heraus auf das Dach, glitt aus und stürzte hin unter iu den Hof. Er erlitt eine Erschütterung des Rückenmarkes und Gehirns und mußte in einem Srech- korbe in das Stadtkrankenhaus getragen werden. provilMlünachrichttn. X Zwickau, 20. Februar. In der heute unter dem Vorsitze des Herrn Amtshauptmanns Vodel ab gehaltenen Sitzung des Bezirksausschusses wurde eine sehr reichhaltige Tagesordnung erledigt. Nach der Vornahme der Wahl von Sachverständigen zur Expropriation von Areal sür die Kohleneiseudahn des erzgebligischen SteinkoblenactienvereiuS gelangten eine größere Anzahl von Gesuchen um Genehmigung zum Schankwirthschaftsbetriebe bez. zum Kleinhandel mit Branntwein und zu gewerblichen Anlagen, sowie ver schiedene DiSmembrationSdiSpeujatwnSiacheu und An- lagenreclamatiouen, inglelchcn vier Aulageureaulative und ein Ortsstatut zur Berathung und Beschlußfassung. Ein allgemeineres Interesse bot die Berathung eine- Regulative», welches höchst zweckmäßige Bestimmungen über den Betrieb von Steinvrüchen, Sand-, Thon- und anderen Gruben zur Gewinnung von Mineralproducten enthält. Dieses Regulativ sand die Zustimmung der Versammlung. Endlich wurde dl« dem Ausschuss« vor- liegende Rechnung über das BezirkSvermögen auf das Jahr 1878 zur Justification empfohlen und von dem