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in der nördlichen Wasserscheide durch Thone und Schwimmsande theilweise ausgefüllt, welch letz tere der Arbeit des Schachtabteufens lange Zeit unüberwindliche Hindernisse entgegenstellten. Die marinen, der Kreideformation angehörenden Ab lagerungen, die dann folgten, breiteten sich nach und nach gegen das Gentrum des Thales aus, dasselbe endlich ganz ausfüllend. In den darüber liegenden tertiären Schichten zeichnen sieh die Brüsseler Sande als trinkwasser führend aus und versorgen eine grofse Anzahl Städte (u. a. Brüssel) mit Wasser. Dieses Sandbelt auf dem Hochplateau und dem Gentrum des Hennegaus bietet ebenfalls grofse Schwierigkeiten beim Schachtabteufen. Die höher liegenden Kalk lager bei Lüttich sind wenig mächtig, liegen oberhalb des Maasthales und sind leicht zu durchteufen. Fortschritte im Grubenbetrieb. Ver glichen mit den Nachbarn in Saarbrücken, West falen, Pas-de Calais und Newcastle setzt die Art der Lagerungsverhältnisse der Flötze augenschein lich die belgischen Bergleute in eine sehr un günstige Lage. In diesen Gegenden wird man kaum jemals gezwungen sein, Flötze von nur 0,3 m Mächtigkeit abzubauen. Nur der Intelligenz ihrer Ingenieure, welche fortwährend bedacht sind, die Arbeitsmethoden zu vervollständigen, ist es zu danken, dafs die belgische Kohlen industrie im Wettstreit mit ihren glücklicheren Nachbarn nicht zurückbleibt. Von der Natur gegebene Umstände schaffen bisweilen unüber windbar scheinende Hindernisse; so wird die brüchige Beschaffenheit des Nebengesteins und die geringe Mächtigkeit der Flötze immer den Gebrauch der Schrämmaschine verhindern, mag dieselbe auch noch so sehr vervollkommnet werden. Die Stempel müssen so dicht gesetzt werden, ■ dafs die regelmäfsige Arbeit derartiger Maschinen gebindert ist. Auch die Einführung maschineller Vorrichtungen zwecks Ersetzung von Thierarbeit in anderen Zweigen der Arbeit unter Tage ist denselben Hindernissen begegnet. Schachtabteufen. Die grofsen Mengen Wasser, welche die dem Kohlengebirge aufliegen den Schichten führen, sowie die brüchige Natur der diese Schichten bildenden Gesteine erklären die grofsen Schwierigkeiten, denen man in Belgien beim Schachtabteufen begegnet. Wenn nur viel Wasser zu bewältigen ist, während das Gestein fest steht, kann die Arbeit in gewöhnlicher Weise ausgeführt werden; es ist dann nur eine Frage der Entwässerung, die bisweilen schwierig und kostspielig, aber an und für sich nicht unmöglich ist. Oft jedoch zwingt in diesem Falle die Spar samkeit, Methoden in Anwendung zu bringen, bei denen der Schacht voll Wasser gelassen wird. Wird indessen Schwimmsand angetroffen, so ist die directe Methode nicht mehr anwendbar, und die Zuflucht mufs zu anderen Verfahren genommen werden. Von diesen sind die hauptsächlichsten das Kind-Chaudronsche, das seit langer Zeit in Belgien bekannt ist, und das Poetsch-Verfahren, das erst in neuester Zeit in Belgien in Auf nahme kam. Schachtabteufen in Ghlin im Norden der Flenu-Gruben nach dem Kind-Chaudron-Verfahren. Das Profil der zu durchfahrenden Schichten ist: Quartär und Tertiär, sandige Thone, Sand und Kies . 18,0 m Fester Kalkstein von Mons . 6,0 „ Kreide, weifse und graue, mehr oder weniger compacte Mergel, Flintstein, Grünsand stein, blaue Thone der oberen Kreide 268,5 , Schwimmsand und -Kies mit in der Tiefe eingelagertem Thon . 14,-5 , Zusammen 307,0 m. Hieraus können die Schwierigkeiten, welche das Durchteufen dieser Schichten darboten, er messen werden, zumal der Grundwasserspiegel nur 0,5 m tief liegt und man annahm, das feste Kohlengebirge schon in einer Teufe von 292 m anzutreffen, da der Bohrschmand schwarze und graue Thone, Schieferthon und Bruchstücke von Kohle, ähnlich der Cannelkohle, erkennen liefs. Dies war jedoch eine Täuschung, derselbe bestand aus Wealden-Thon und Ligniten. Die Arbeit des Niederbringens umfafste dann zwei deutlich zu unterscheidende Perioden: 1. das Abteufen des unter Wasser stehenden Schachtes auf 292 m; 2. das Abteufen durch den Schwimmsand in das flötzführende Gebirge bis zu einer Tiefe von 324 m, wo eine geeignete Sohle für die Tübbings gefunden wurde. Durch Einsenken telescopartiger Cylinder aus Eisenblech, wie dieselben schon in geringer Tiefe benutzt wurden, erreichte man die Auskleidung der letzten 38 m. Nun folgte das Einbringen der Guvelage für die ganze Tiefe von 324,5 m, welche Arbeit von Erfolg gekrönt war. Zwei Schächte wurden auf diese Weise zum flötz- führenden Gebirge abgeteuft. Die Arbeit begann im Mai 1873, im Januar 1874 war die Anlage über Tage zum Abteufen von Schacht I fertig und der Schacht im Jahre 1886 vollendet. Schacht II war im Jahre 1887 fertiggestellt. Die beiden Schächte sind 50 m von Mitte zu Mitte entfernt. Der innere Durchmesser der Tübbings an der Sohle ist 3,65 m, erweitert sich jedoch auf 4 m durch eingeschobene konische Schachtringe. Das Gesammtgewicht der Tüb bings beträgt 5000 t. Die Wandstärke der Moos büchse beträgt 110 mm. Die Gesammtkosten des Abteufens beliefen sich auf 4 027 000 Fres, oder im Durchschnitt 6365 Fres. a. d. Ifdn. Mtr. Das Abteufen wurde von Ghaudron selbst geleitet, und soll es nach seiner Aussage die wichtigste Anwendung seines Verfahrens dar stellen.