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sind, und welche Leistungen der Provinzialverband als solcher zu übernehmen hat, gemäfs § 110 der Provinzialordnung dem Provinziallandtage mit der Mafsgabe Vorbehalten bleibt, dafs der Provinzial verband als solcher nicht mehr als ein Drittel der Gesammt-Garantieleistungen zu tragen hat. 3. Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, eine auf den Grundlagen der abgelehnten Kanalvorlage beruhende Gesetzesvorlage dem Landtage der Monarchie zur ver- fassungsmäfsigen Beschlufsfassung in einer der nächsten Sessionen aufs neue vorzulegen. Leistungen der belgischen Wasserstrafsen. Angesichts der Bestrebungen für den Ausbau unseres preufsischen Wasserstrafsen - Netzes dürften gerade im gegenwärtigen Augenblicke die Mittheilungen interessiren, welche das soeben erschienene belgische „Annuaire de L’Association mutueile du Gommerce et de l'Industrie“ über die dortigen Wasserstrafsen macht. Es heifst da: Die grofse Bedeutung des inneren Handels von Belgien kann nicht besser klar gemacht werden, als durch die Bestätigung der be deutenden Entwicklung der Verkehrswege in diesem Lande. So können die Waaren, welche grofse Schiffe an den Staden von Antwerpen, Ostende und Gent entladen, durch Boote wieder umgeladen werden, welche sie nach Brügge oder Gourtrai, nach Tournay oder Mons, nach Brüssel oder Charleroi, nach Hasselt, Lüttich oder Namur bringen. Die Flüsse und Ströme Belgiens haben einen schiffbaren Lauf von ungefähr 1000 km und die Kanäle eine Ausdehnung von etwa 1000 km. Die Verfrachtungen auf diesen Flüssen und Kanälen betragen mindestens das Dreifache des auf den Eisenbahnen verzeichneten WaarenVerkehrs. Das Gewicht der verladenen Waaren beträgt jährlich mehr als 25 Millionen Tonnen von 1000 kg bei einem Ver sand auf eine Durchschnittsentfernung von 24 km. Da die Wasserwege für sparsame Beförderung aber geringe Geschwindigkeit für schwere und viel Kaum beanspruchende Waaren, Kohlen, Erze, Bruchsteine u. s. w. benutzt werden, so ist es natürlich, dafs die belebtesten in Belgien diejenigen sind, welche im Kohlenbezirk oder in der industriellen Gegend aus laufen. Nach ihrer Bedeutung folgen sie also: 1. Die Schelde (4 Millionen Tonnen) steht in Verbindung mit den Kanälen von Mons nach Cond (1 Million Tonnen) und von Pommeroeul nach Antoing (1 900 000 t); 2. die Maas (2 500 000 t) und ihre Verlängerungen durch die Kanäle von Lüttich nach Maastricht (700 0001) und der Gampine (1 200 000 t); 3. dieSambre(l 600 0001) mit den Kanälen von Charleroi nach Brüssel (1 Mill. Tonnen) und nach Borna (1 300 000 t) und de Rüpel (1700000 t); 4. dann kommen noch die Seekanäle von Gent nach Ostende (900 000 t) und nach Ter- neuzen (1200000 t), dann die Lys (1 300 000 t), die Dendre (900000 t) mit dem Kanal von Blaton-Ath (500000 t). Zollschutz der Ver. Staaten. In Amerika schreiten die Erhebungen über die voraussichtlichen Wirkungen der beabsichtigten Zoll änderung * langsam vorwärts, gleichzeitig ist natür lich der Kampf zwischen Freihändlern und Hoch schutzzöllnern heftiger denn je entbrannt. Letztere führen an, dafs es unausbleiblich sein werde, dafs durch die vorgeschlagenen Zollherabsetzungen wie derum englisches und schottisches Roheisen und aus ländische Stahlschienen in gröfseren Mengen ein dringen werden. Bei einem Preis von 74f. d. Tonne stellen sich Schienen auf 82,40cif. New York oder 86,60 • cif. Hafen im Mexic. Golf, während die * Vergl. „Stahl und Eisen“ Nr. 4 d. J., S. 190. I amerikanischen Stahlfabricanten die Schienen angeb- | lieh nicht unter 100,80 K herstellen können. Unter Anrechnung des Zolls von 221/2 % ad val. und der j Frachten würde daher, so schliefst man weiter, ihr Wettbewerb für grofse Theile der Ver. Staaten aus geschlossen sein. Die allgemeine Stockung im inländischen Absatz hat die Amerikaner veranlafst, dem ausländischen Markt in erhöhtem Mafse ihre Aufmerksamkeit zuzu wenden, Es ist bekannt geworden, dafs Lieferungen von gufseisernen Röhren in letzter Zeit nach aus ländischen Plätzen hin abgeschlossen worden sind. Wie sehr sich die Ausfuhr in den letzten 4 Jahren ! gehoben hat, geht aus folgender Tabelle hervor: 1889 1893 4 .4 Landwirthschaftliche Geräthe , 509 324 752 752 Maschinen, nicht näher specificirt 7 093 616 14 731324 Eisenbahnwagen 1643 620 2463028 Eisenbahnräder 74348 111228 Eisenbahnmaterial 91072 1405 788 Dampfmaschinen 1233396 4115 788 Kleineisenzeug, Sägen und Werk ¬ zeuge 2 055112 2 919 988 Feuerwaffen 1573032 911376 Nägel und Bolzen 562 984 851384 Draht . , 1 195 088 2 737 240 Andere Eisenproducte 713 436 1453024 Baumwollwaaren 11053428 13862992 Lederwaaren 2 105 440 1894 344 Gummiwaaren 369 672 473 900 Einfuhr von Schlössern und Schlofsbestandtheilen in Oesterreich. Bei der sehr beträchtlichen Ausfuhr Deutschlands nach Oesterreich in Schlössern, Schlofsbestandtheilen, Riegeln und ähnlichen Eisenfabricaten verdient eine Verhandlung in der Handels- und Gewerbekammer in Wien mitgetheilt zu werden, in welcher Beschwerde über die zu hohe Verzollung solcher Waaren bei der Einfuhr nach Oesterreich geführt wurde. Rohe, ungescheuerte Schlüssel undSchlofsbestand- theile aus schmiedbarem Eisengufs sollen nach der Tarifnummer 263b vertragsmäfsig mit 4 Gulden Gold für 100 kg verzollt werden. Die Zollbehörden haben jedoch mehrfach die Tarifnummer 269 in Anwendung gebracht, welche für Schlösser, Schlüssel und andere Schlofsbestandtheile einen Zoll von 10 Gulden ansetzt. Die beschwerdeführende Firma, eine Schlosserwaaren- fabrik des Kammerbezirks, führt in ihrer Eingabe an, dafs sie durch die lebhafte Concurrenz deutscher Schlofs- fabricanten, welche trotz des Zolles von 10 Gulden auf fertige Schlösser die letzteren in Oesterreich bil liger abgeben können, als sie die inländische Pro duction herzustellen vermag, gezwungen sei, ihr Roh material aus Deutschland zu beziehen. In der That kosten 100 kg Schlofsblech loco Velbert (Rheinprovinz) 11,80 « oder 7 Gulden ö. W., 100 kg Schlofsblech österreichischer Factura dagegen loco Fabrik in Nieder-Oesterreich 15 Gulden ö. W.; 100 kg schmiedbarer Eisengufs, sogenannter Temper- gufs, in exacter und reiner Ausführung, in Deutsch- ; land 42 das sind 26 Gulden ö. W., dagegen in Oesterreich bis zu 48 Gulden. Aehnliche Preisunter schiede bestehen rücksichtlich aller anderen zur Schlofserzeugung nothwendigen Rohmaterialien, wie Bandeisen, Draht, Flachstahl u. s. w. Infolge dieser Preisunterschiede steigt denn auch der Import fertiger Schlösser und Schlüssel beständig. Er betrug 1890 2332, 1891 2532, 1892 3128, 1893 3157 Metercentner. Da somit eine unrichtige Zollbehandlung der aus Deutschland bezogenen unbearbeiteten Schlofsbestand theile und Schlüsselformen aus schmiedbarem Eisen-