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wenn er nicht ganz abgekühlt ist und vor dem Walzen wieder erwärmt wird. Wir glauben daher, dafs die Anwendung der Gjersschen Durch- Fig. 24 Schnitt HIKLMN. weichungsgruben nicht vortheilhaft ist für Stahl, welcher in einer Hitze fertig zu walzen ist, oder welcher bei der nachfolgenden Behandlung nicht wenigstens auf helle Rothgluth erhitzt wird, wie beispielsweise Schiffs- und Kesselbleche, Eisen bahn- und Brückenmaterial und Bleche für kalt geschnittene Nägel u. s. w. Wenn dagegen die Blöcke auf Knüppel oder Rohschienen zu walzen sind, welche wieder aus kühlen, bevor sie weiter verarbeitet werden, macht es keinen Unterschied, ob sie in die Durchweichungs gruben heifs eingesetzt oder abgekühlt und dann wieder erwärmt werden. Der Unterschied in der Dehnbarkeit ist indessen nur dort von Bedeutung, wo unbedingt erstklassiges Eisen verlangt wird. 2. Werkzeugstahl. Für die Erzeugung von hartem bestem Werkzcugstahl ist ein Roh eisen erforderlich, das so wenig wie möglich Phosphor enthalt und das aus unseren phosphor ärmsten Erzen unter Verwendung von nahezu phosphorfreier Holzkohle erblasen wird. Versuche, welche Professor R. Akerman ausgeführt hatte, haben gezeigt, dafs die Holzkohlen, welche von den Sägewerken in Norrland geliefert und die aus geschältem und geflöfstem Holz hergestellt werden, am meisten frei von Phosphor sind. Wenn solche Holzkohle nicht wohlfeil genug zu haben ist, ver wenden wir, indem wir derselben Autorität folgen, Fichtenkohle und vermeiden die aus anderen Holz arten hergestellten, an Phosphor reicheren Kohlen. Bei hartem Stahl ziehen wir vor, den Phosphor gehalt unter 0,03 % zu halten, und bezeichnen keinen Stahl als erstklassig, welcher 0,035 % oder mehr besitzt. Unsere besten Sorten enthalten 0,022 % Phosphor und weniger. Der Schwefel im Roheisen hat nicht ganz so viel Einflufs auf diesen Stahl, als er auf das weiche Eisen hat, weil die Wirkung des Mangans auf die Zähigkeit bei einem höheren Kohlenstoffgehalt nicht so bemerkbar ist und daher mehr Mangan zugegeben werden kann; aber das Roheisen und der Stahl dürfen nicht mehr als 0,02 % Schwefel enthalten, obzwar selbst dies nicht erforderlich ist, um den Gehalt an Mangan zu vergröfsern. Das Ein halten der oben angegebenen Grenzen bietet keine Schwierigkeit, denn bei dem sorgfältigen Rösten der Erze, das wir immer bei den Hochöfen vor nehmen, und bei unseren schwefelfreien Zuschlägen kommt es sehr selten vor, dafs der Schwefelgehalt im Roheisen jene Zahlen übersteigt. Das Stahlschmelzen wird so durchgeführt, dafs eine gute gleichmäfsige Hitze während des Processes im Ofen erhalten wird, um den Stahl, wenn möglich, zur Zeit des Abstiches ganz frei von Gasen, aber ohne einen zu hohen Siliciumgehalt zu haben; d. h. so, dafs die Blöcke dicht und blasenfrei sind, ohne zu grofse Neigung zum Lunkern zu besitzen. Wenn der Stahl zu heifs vom Ofen kommt, und Lunkerbildung zu befürchten ist, mufs man ihn entweder lange genug in der Pfanne stehen lassen, um ihn auf geeignete Temperatur herabzubringen, oder es werden die sogenannten D e Laval sehen Hitzringe verwendet. Es sind dies Eisenringe mit feuerfestem Material ausgekleidet und auf sehr hohe Temperatur erhitzt, welche auf die obere Oeffnung der Form gelegt und beim Giefsen mit Stahl ausgefüllt werden, der in ihnen geschmolzen bleibt und sinkt, wenn der Block unter dem Ring ganz fest geworden ist. Die bei der Herstellung von hartem Stahl am schwierigsten zu umgehende Gefahr scheint die zu sein, ihn zu heifs zu bekommen, was ihn geneigt für Oberflächenblasen macht. Wir haben indessen gefunden, dafs solche Blasen blofs ge bildet werden, wenn der Schmelzer den Ofen zu irgend einer Zeit während des Processes so kalt hat werden lassen, dafs die geschmolzene Masse zu viel Gas aufgenommen und er dann ver sucht hat, diesen Fehler durch Erhöhen der Temperatur am Ende der Charge wieder gut zu machen. Bei richtiger Arbeit kommt das Ab stechen eines solchen Stahls nur noch selten vor. Es ist indessen sicher, und konnte auch auf der Weltausstellung in Chicago beobachtet werden, dafs wir diesem Gegenstand mehr Aufmerksamkeit widmen, als es die Stahlfabricanten anderer Nationen thun, denn unter den Stahlblöcken, die von anderen Nationen ausgestellt worden waren, waren solche Fehler und namentlich Lunker