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380 Nr. 5. „STAHL UND EISEN.“ Mai 1891. der Probe etwa 0,5 g Eisenerz hinzu von bekanntem Mangangehalt, der später in Abzug gebracht wird. Die Metalle, mit denen wir es in der Regel bei den verschiedenen Eisen-Erzen und -Schlacken und Eisensorten zu thun haben, beeinflussen das Resultat der Titration entweder gar nicht oder nicht erheblich, da sie meist in verhältnifsmäfsig ge ringen Mengen vorhanden sind. Wir erwähnen hier: Kupfer wird durch Zinkoxyd vollständig als Oxydhydrat gefällt und beeinflufst die Titra tion nicht. Nickel und Blei erhöhen das Resultat, wenn sie in gröfseren Mengen vorhanden sind. Blei mufs also vorher aus saurer Lösung durch Schwefelwasserstoff, oder mit Nickel und Kobalt zusammen abgeschieden werden. Kobalt und Chrom erhöhen das Resultat, auch wenn sie in geringen Mengen vorhanden sind. Zur Abscheidung des Kobalts (Nickel und Blei) übersättigen wir die salzs. Lösung mit Am moniak und Schwefelammonium, säuern wieder mit Salzsäure an, filtriren, wobei Schwefel-Kobalt (Nickel und Blei) Zurückbleiben, verjagen den Schwefelwasserstoff, oxydiren mit Kaliumchlorat, kochen, fällen mit Zinkoxyd und titriren. — Zur Abscheidung des Chroms in den verschiedenen Eisensorten verfahren wir zunächst wie bei der Chloratmethode. Den ausgewaschenen Mangan niederschlag lösen wir in Salzsäure, kochen, neu- tralisiren mit Zinkoxyd und titriren. Wolfram bleibt als Wolframsäure bei dem Rückstand und wird abfiltrit. Titerstellung. Bei unserer Titration verläuft die Reaction zwischen Kaliumpermanganat und Manganoxydul nicht genau nach der Formel Mn207 + 3 MnO = 5 MnOa. Wäre dies der Fall, so müfsten wir, wenn wir eine abgemessene Menge (z. B. 30 cc) Titerlösung durch Kochen mit Salzsäure reduciren, mit Zink oxyd neutralisiren und titriren, genau 2/3 der ab gemessenen Menge (also 20 cc) gebrauchen. Durch zahlreiche, mit verschieden starken Titerlösungen zu verschiedenen Zeiten und in mehreren Labora torien vorgenommene Versuche ist aber festgestellt, dafs wir zur Titration von 100 cc reducirter Titer lösung nur 66 ec — und nicht 66,66 —, wie es die Formel verlangt, — gebrauchen. Gestützt auf diese Thatsache, können wir den Mangantiter unserer Lösung einfach berechnen, nachdem wir den ge nauen Mangangehalt derselben durch Titration mit Oxalsäure oder Eisen festgestellt haben. Z. B. nehmen wir an, wir hätten für 0,6285 g reine krystall. Oxalsäure (oder für 0,9190 g reines neutr. Kaliumoxalat, entsprechend 0,6285 g reiner kryst. Oxalsäure; oder für 0,5588 g reines Eisen) 36,3 cc Titerlösung gebraucht, so finden wir den Mangangehalt von 100 cc derselben durch folgende Gleichung: 36,3 : 0,1096 = 100 : x x = 10.96 = 0,3019 36,3 100 cc Titerlösung enthalten also 0,3019 g Mn. Der Mangantitei- ergiebt sich aus folgender Gleichung: 66 : 0,3019 = 100 : x x = 30’19 _ o 4575 (Titer) 66 Multipliciren wir mit diesem Titer die für 1 g Probe gebrauchten cc, so erhalten wir die % Mn. Einfacher wird die Rechnung, wenn wir beide Gleichungen vereinen: 60 = 10,96 = 100 : x 1096,0 X — 36,3X66 d. h. wir multipliciren die für die Oxalsäure (oder Eisen) gebrauchten cc mit 66 und dividiren mit diesem Product in 1096,0. Der Quotient ist der Titer der Lösung. Wir können den Titer aber auch mit Kalium permanganat oder einer andern Substanz stellen, deren Mangangehalt wir genau kennen. Reduciren wir z. B. 0,5 g Kaliumpermanganat (dessen Mangangehalt wir durch genaue Gewichts analyse zu etwa 34,83% Mn gefunden hätten) in einem E durch Kochen mit etwa 20 cc Salzsäure, neutralisiren mit Zinkoxyd und titriren, so finden wir den Titer, indem wir 0,17415 (g Mn in 0,5 g unseres Kaliumpermanganats) durch die Anzahl der verbrauchten cc dividiren und das Resultat mit 100 multipliciren. Bemerkungen. Das Resultat wird durch eine gröfsere oder geringere Menge Zinkchlorid nicht beeinflufst; es ist daher gleichgültig, ob die Lösung vor der Fällung mit Zinkoxyd eine gröfsere oder geringere Menge freier Salzsäure enthält. Bei zu langsamem Zusatze der Titerlösung fallen die Resultate etwas zu niedrig aus, deshalb ist in der Regel eine Vorprobe nothwendig. Das Kaliumchlorat wenden wir zweckmäfsig in Stücken an, um ein Ueberschäumen der Flüssig keit durch zu starke Chlorentwicklung zu ver meiden. Wir drücken in einer flachen Porzellan schale eine etwa 2 cm hohe Schicht krystall. Kalium- chorat fest, durchtränken dieselbe mit dest. Wasser und trocknen scharf ein. Auf diese Weise erhal ten wir einen festen Kuchen, den wir in Stück chen von etwa 3 g Gewicht zerbrechen. Dortmund, den 1. September 1890. Anmerkung. Nach den Formeln: 5 (H:C204 4- 2 H2O) + 2 KMnO4 + 3 H:SO4 = 10 CO2 + K:SO4++2 MnSO4 + 10 HO und 10 FeSO« + 2 KMnO + 8 H2SO4 = 5 Fez (SO:) + K:SO4 + 2 MnSOi + 8 H2O entsprechen 628,5 g krystall. Oxalsäure, resp. 558,8 g reines Eisen 109,6 g Mangan.