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Sämmtliche Proben wurden vorher vorsichtig ausgeglüht. Das Material war zur Fabrication von grofsen Cornwall-Kesseln bestimmt. Auch hier wurde die vorgeschriebene Bruch- Festigkeit bei weitem nicht erreicht, während sowohl Dehnung wie Querschnittsverminderung aufserordentlich hohe Zahlen ergaben. Da bei diesen Kesseln die Blechstärken gegen früher aus Schweifseisen hergestellte Kessel nicht verringert waren und das Material als sehr gleichmäfsig und rein erkannt wurde, so konnte die Abnahme der Bleche seitens des Kesselsbestellers anstands los erfolgen. — Der Einflufs des Härtens zeigt sich bei dem basischen Siemens-Martin - auffallend höher wie bei dem Thomas-Flufseisen, was sich vielleicht durch den geringeren Siliciumgehalt des letzteren erklären läfst. Dieses gründet sich jedoch nur auf Vermuthung, da der Siliciumgehalt des Materials überhaupt nicht angegeben ist. Die Lochproben ergaben, sowohl im geglühten wie im gehärteten Zustande, beim Thomas-Flufs- eisen und beim basischen Siemens-Marlin-Flufs- eisen gegenüber dem Schweifseisen sehr schöne Ergebnisse, desgleichen auch die Lochproben im rothwarmen Zustande, namentlich liefs sich das Thomas-Flufseisen ohne Anzeichen der Zerstörung sehr stark aufweiten. Bei den blauwarm ge hämmerten Proben zeigten die Lochproben deutlich den schädlichen Einflufs der Blauhitze und zwar sowohl beim Schweifseisen wie beim Flufseisen, und ist deshalb jede Blechverarbeitung bei einer Temperatur von 350 bis 400 0 thunlichst zu vermeiden. Ganz ähnlich wie bei den Lochproben verhielt sich das Material auch bei den Biegeproben, ebenso auch bei den Schmiedeproben; nur zeigt sich bei den letzteren, dafs das aufgeschrotete Ende des basischen Siemens-Martin-Flufseisens sich, jedenfalls infolge des aufsergewöhnlich weichen Materials, sehr stark kalt ausbreiten liefs, ja sogar wesentlich mehr wie das Scbweifseisen, welches sich dabei fast genau wie das Thomas- Flufseisen verhielt. Auf eine ausgezeichnete Eigenschaft sämmt- licher untersuchten Flufseisensorten möchten wir noch aufmerksam machen, nämlich auf die grofse Regelmäfsigkeil des Materials, welches namentlich bei den Zugversuchen in den einzelnen Proben, ja sogar in beiden Walzrichtungen, fast gleiche Zahlen ergab. Fassen wir die Ergebnisse der Untersuchungen zusammen, so erhellt zur Genüge, dafs von den hier vorliegenden Materialien die Thomas-Flufs- eisenbleche bei weitem den Vorzug verdienen, * Eine Analyse dieser Probe, welches das weichste Material aufweist, ergab: 0,07 % Kohlenstoff, 0,29 % Mangan und 0,016 % Phosphor. VI.io obschon die übrigen Proben aus Schweifseisen und aus basischem Siemens-Martin • Flufseisen ebenfalls eine ausgezeichnete Qualität aufweisen. Bei dem bedeutenden Preisunterschied zwischen Schweifseisen- und Flufseisen - Kesselblechen ist wohl anzunehmen, dafs ersteres Material zu Gunsten des letzteren mehr und mehr verdrängt wird. Unseres Erachtens wird es sich jedoch empfehlen, bei Verwendung von Flufseisen zu Kessel-Feuerblechen nicht unter der Minimal- Bruchfestigkeit von 34 kg a. d. qmm zu bleiben, zumal das etwas härtere Material von 38 bis 39 kg a. d. qmm alle Proben ausgezeichnet be standen hat und dasselbe bei der weiteren Ver arbeitung keine besonderen Schwierigkeiten bieten kann. Die bei der Verarbeitung des weichen Flufs eisens zu beobachtenden Vorsichtsmafsregeln sind in unserer Zeitschrift wiederholt eingehend be sprochen worden, und verweisen wir deshalb auf die früheren Abhandlungen über die Ver wendung desselben Materials im Brückenbau. Wir erlauben uns jedoch zu bemerken, dafs es, speciell beim Dampfkesselbau, äufserst wichtig ist, die Herstellung der Nietlöcher mit der aller- gröfsten Sorgfalt vorzunehmen; es genügt auch hier, die Löcher einfach zu lochen und dann dieselben mit Hülfe einer Reibahle etwas nach zureiben, aber es ist unbedingt nöthig darauf zu achten, dafs die Lochmitten der zu verbindenden Bleche vollkommen übereinstimmen, da das Dornen hier durchaus unstatthaft ist. Auf einen wesentlichen Punkt wollen wir noch aufmerksam machen. An den Verbindungs stellen der Längs- und Quer-Nietreihen kommen bekanntlich stets 3 oder mehr Blechstärken auf einander und müssen demnach die betreffenden Ecken zugeschärft werden. Diese Arbeit wird in der Regel im warmen Zustande vorgenommen, wobei natürlich eine örtliche Erwärmung des Bleches stattfinden mufs. Um hierbei Spannungen zu vermeiden, empfiehlt der französische Marine- Ingenieur Barba, welcher sich mit der Frage der Verarbeitung von Flufseisen eingehend be schäftigt hat, diese locale Erwärmung im Holz kohlenfeuer vorzunehmen und die Temperatur, durch Auflegen von glühenden Kohlenstücken, nach dem Innern des Bleches allmählich ab nehmen zu lassen. Wird nun das Zuschärfen der Blechecken bei richtiger Temperatur, d. h. nicht unter kirschroth, vorgenommen und läfst man alsdann das Material allmählich erkalten, so ist man sicher, dafs dasselbe durch diese locale Hitze nicht gelitten hat. Es ist wohl kaum nöthig noch zu erwähnen, dafs auch hier die Anwendung von Nietmaschinen und Nietöfen sehr am Platze ist. Die Ver wendung von Flufseisennieten von etwa 30 kg Bruchfestigkeit und 30 °/o Dehnung ist ebenfalls sehr zu empfehlen. 7