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Mai 1890. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 5. 413 ist dieselbe schon seit Langem in Anwendung gebracht, wurde jedoch vielfach wieder auf gegeben. Es liegt dies nicht in den unver meidlichen Mängeln des Luftbetriebes, nämlich Kraftverlust beim Verdichten und Kältebildung bei ihrer Ausdehnung, die derselbe stets im Ge folge hat, als vielmehr darin, dafs man eben diesen Mängeln nicht mit den richtigen Mafs- regeln zu begegnen wufste. Man hat sogar, statt diese Mängel einigermafsen zu heben, den selben eher noch Vorschub geleistet durch Kohlenheizung im Auspuffrohr oder indem man die Gylinder der Luftmotoren nach dem Muster der Dampfeylinder mit schlechten Wärmeleitern versah, und damit Ursache und Wirkung ver wechselte. Somit ergaben die meisten ausge führten Luftanlagen in Bergwerken einen Nutz effect , der wohl kaum über 20 % hinausge gangen sein dürfte, weil die betreffenden Central stationen zur Erzeugung der Druckluft, sowie auch die zur Verwendung gekommenen Luftmotoren nur in kleinem Mafsstabe angelegt und der Aus bildung der speciellen Maschinen geringe Sorg falt gewidmet war. Erwähnenswerth dürfte hier ein Vorschlag des Hrn. Prof. Riedlr sein, wonach eine rationelle Ausnutzung der Druckluft leicht möglich wäre, durch Anlage der Drucklufterzeugung über Tage mit den vollkommensten Betriebsmaschinen und bei der Verwendung der erzeugten Druckluft unter Tage das Compoundsystem auch bei den Luftmotoren anzuwenden, also die Expansion der Luft auf 2 getrennte Cylinder zu vertheilen, wobei die Luft sowohl vor dem Hochdruck-, als auch vor dem Niederdruckcylinder durch kräftige Heizung des Recivers vorgewärmt würde. Nach den neuesten Angaben des Hrn. Prof. Piiedler werden die grofsen 2000 pferd. Compres- soren der neuen 12000 pferd. Anlage, welche gegenwärtig in Paris in der Ausführung begriffen ist, mit zweistufiger Gompression ausgeführt, so dafs bei entsprechender Kühlung der Arbeits verlust bei der Gompression fast ganz ver mieden wird. Die Kohlen-Aufbereitung und -Verkokung im Saargebiete. Heft 2 der „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preufsischen Staate“ bringt einen schätzbaren Aufsatz des Hrn. R. Remy über die Kohlen-Aufbereitung und -Verkokung im Saargebiet, den zu besprechen das Interesse der Leser von »Stahl und Eisen« erheischt. — Die aufs engste mit der Erzeugung von Roh eisen verwachsene Koks-Industrie ist verhältnifs- mäfsig jungen Datums; immerhin stellt dieselbe in der Gesammtsumme ihrer Production ein be- achtenswerthes Grofsgewerbe dar. So betrug beispielsweise die Koksproduction der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika in 1888 — 81/2 Mill. Tonnen; während diejenige Englands 10 Mill. Tonnen übersteigt. Auf den westfälischen Zechen wurden in 1889 38/10 Mill. Tonnen Koks erzeugt. — Das Saargebiet producirte im Jahre 1888 insgesammt 013 690 t Koks. — Was die Literatur der Koksindustrie betrifft, so nehmen darin die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika den ersten Rang ein. Alle 10 Jahre (Censusjahre) erscheint dort, wie über die ande ren Gewerbe, so auch über Koks ein umfassendes amtliches Werk: Report on the manufacture of coke — enthaltend Kohlen-Aufbereitung und Ver kokung, welches jedem Interessenten kostenlos zur Verfügung steht. In Europa fehlt bisher eine derartig geschlossene Literatur über diese Gegenstände. Was Westfalen anbetrifft, so ist n der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinen wesen im Jahre 1887 eine Abhandlung von Simmersbach in Bochum erschienen über „die Koksfabrication im Oberbergamtsbezirke Dort mund unter Berücksichtigung des fremden Wettbewerbs“. Die Remysche Arbeit bildet sonach ein weiteres erwünschtes Glied in dieser Literatur. Sie beschränkt sich streng auf das Thema bezw. die Schilderung der im Saargebiet herrschenden Betriebsverhält- nisse und der dort eingeführten maschinellen. Vor richtungen der Kohlen-Aufbereitung und des Koks brennens. Der Verfasser behandelt in zwei Hauptkapiteln: I. Die Kohlen-Aufbereitung mit den Unterabtheilungen: a) Separation der Kohle und b) Kohlenwäschen, und bei letzteren wiederum für sich die Zufuhr der Grieskohlen, die Zerkleinerung der Grobkohlen, die Grob- und Feinkornwäschen und die Verwendung der Kohlenschlämme; II. Die Verkokung mit den Unterab theilungen: Productions-Uebersicht, Verkokungs fähigkeit der Saarkohle, die Koksöfen, Ofenbetrieb und Hülfsapparate, Verkokungsproducte, Ver- werthung der Abhitze und Gewinnung der Neben- producte. — So sehr die eingehende Beschreibung dieser Fabrication Anerkennung verdient, so bietet die-