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15. Juni 1898. Ilufslanäs Eisenindustrie und Eisenhandel im Jahre 1897. Stahl und Eisen. 545 südrussischen Walzwerke, welche die Vortheile der Schienenfabrication erkannten, und nur sehr wenig Handelseisen herslellten, versprechen für 1898 mehr als 320 000 t Handelseisen. Der Erzmangel hat sich für die südrussischen Hochöfen schon recht empfindlich bemerkbar ge macht. Die Hauptlagerstätten in Krivoi Rog* sind schon verkauft; neuere Untersuchungen führten zwar zur Entdeckung weiterer Vorräthe, doch sind dieselben nicht hinreichend, um gröfseren An sprüchen der Industrie zu genügen. Nach einer Berechnung, die vor kurzem in der Versammlung der Berg- und Hüttenindustriellen in Charkow vorgetragen wurde, sollen die bis jetzt bekannten Erzvorräthe in Krivoi Rog nur noch für 15 bis 20 Jahre genügen. Diese Thatsache zwingt die Industriellen, sich nach neuen Quellen der Erz zufuhr umzusehen. Als solche können gegen wärtig nur drei in Betracht kommen: das Aus land, der Kaukasus und der südliche Ural. Zollfreie ausländische Erze würden in den Häfen Südrufslands ungefähr 10,7 •6 die Tonne kosten, was einem Roheisenpreise von 27 bis 29,3 •6 f. d. Tonne entsprechen würde, d. h. annähernd der jetzigen Preislage. Das Vorkommen von Erzen am Kaukasus ist zwar nachgewiesen, allein der Reichthum der Lagerstätten Und die Möglichkeit eines billigen Transportes sind noch fraglich, so dafs man berechtigte Zweifel an der Billigkeit kaukasischer Erze hegen darf. Die uralischen Erze werden ihrerseits durch die grofse Ent fernung verlheuert. Trotzdem bleiben die uralischen Vorräthe die wichtigsten. Auch selbst beim Aus tausch von uralischem Erz gegen den südrussischen Koks wird man dennoch kein billiges Roheisen erzielen. Uralisches Erz würde im Süden etwa 27 bis 34 eN die Tonne kosten; der Koks am süd lichen Ural stellt sich auch nicht billiger im Preise. Es ist ja möglich, dafs man beim Bau der Ural- Zweigbahnen irgendwo in der Nähe ein Kohlen lager entdecken wird, allein für eine Ausbeutung der ungeheuren Schätze des Urals ist die richtige Stellung der ländlichen Industrie Vorbedingung und erst nach der Befriedigung ihrer Bedürfnisse kann der Ueberflufs seiner Vorräthe den anderen Bezirken zu gute kommen. Der am 1. September 1897 eingeführte und für weite Strecken erheblich herabgesetzte Eisen bahntarif bringt sowohl den Eisenerzeugern als auch den Verbrauchern Nutzen. Der frühere Zustand, wo der Ural während 8/4 des Jahres seine Eisenvorräthe nicht nutzbar machen konnte, und der Käufer keine Bezugsquelle für Handels eisen hatte, wird jetzt allmählich beseitigt. Die Lage des Eisenmarktes war in ganz Rufsland eine günstige. Roheisen fand überall * Vergl. das Referat: Die Eisenerzlager von Krivoi Rog in dieser Nummer. guten Absatz, nur waren die Preise etwas niedriger als 1896, was bei der grofsen Mehrerzeugung leicht erklärlich ist. Die Hauptabnehmer des Roh eisens — die Petersburger Hüttenwerke — be zahlten 107 bis 110 •6 f. d. Tonne. Für das Jahr 1898 werden diese Preise infolge der Nach frage von Seiten der Wolga-Walzhütten, die das uralische Roheisen sofort während des Versands aufkaufen können, etwas steigen. Im Vorgefühl dieser Möglichkeit haben einige der Petersburger Käufer grofse Abschlüsse schon vor der Preis erhöhung gemacht; so ist z. B. ein Handelsvertrag für die Lieferung von 200000 t Roheisen auf drei Jahre abgeschlossen. Eingeführt (hauptsächlich aus England) wurden nach St. Petersburg aufser gewöhnlichem Roheisen auch Ferromangan und Ferrosilicium. Die Preise der gewöhnlichen Sorten waren folgende: Anfang 1897 Ende 1897 1898 A A A Hämatit .... 121 124 Cleveland Nr. 3 . 110 114 113 , Nr. 4—5 108 111 110 Der südwestliche Eisenmarkt hatte gleichfalls feste Preise. Eine lebhafte Nachfrage fand von Seiten der Eisenbahnen und der im Entstehen be griffenen Bauunternehmungen statt. Die Preise für russisches Eisen waren: Dnieprowsk-H ütt e Polnische Hütte . Anfang 1897 Af.d.t 226 223 Ende 1897 M f. d. t 213—217 210—214 Der Preisrückgang hängt mit der oben an geführten Schienenpreisermäfsigung zusammen. Im verflossenen Jahre entstanden im südwestlichen Gebiet zwei neue Eisenwerke, nämlich die Walz hütten von Odessa und von Taganrog. Die erste lieferte hauptsächlich Handelseisen zum Preise von 219,5 bis 226 -6 die Tonne frei Odessa, und die zweite machte, obgleich sie noch gar nicht in Betrieb gekommen war, doch schon insofern Goncurrenz, als sie auf grofse Mengen Feinblechs zum Preise von 345,8 • f. d. Tonne in Rostow a. Don und in Charkow Abschlüsse thätigte. Zu Anfang des Jahres war der ausländische Wettbewerb unbemerkbar, am Ende aber wurde viel fremdes Feinblech angeboten, wodurch die Preise um 13 bis 20 ~/6 f. d. Tonne zurückgingen; man bringt dies in Zusammenhang mit dem baldigen Ablaufen des Handelsvertrags zwischen Deutschland und Grofsbritannien. Ausländisches Feinblech erzielte folgende Preise in Südrufsland: M f.d. t Engi. Feinblech in Odessa 10 # (Nr. 25. B. W. 9) 309 „ „ , „ 9 Ü (Nr. 26. B. W. 9) 327,2 » , „ „ 8 8(Nr.27.B.W.9) 342,5 Belgisch. , „ , 293,6 Westfäl. in Alexandrowsk 10 @ (Nr. 25. B. W. 9) 316,5 , „ , 9 U (Nr. 26. B. W. 9) 363,4 „ „ , 8 ff (Nr.27.B. W.9) 377,7