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Dl« „Weiberttz-ZettungE scheint wöchentlich drei« mal: Dienstag, Donners- Mg und Sonnabend und „ud an den vorhergehen« tzenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweinionatlich A4 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern iiv Pfg. — Alle Postan- Italien, Postboten, sowie Msere Austräger nehmen Bestellungen an. Meißerltz-Mmlg. Anzeiger für Dippoldiswalde nnd Umgegend. Inlerate, welche bei d«S bedeutenden Auflage d« Blattes »ine sehr wirk same Verbre'tuna finden^ werden mit 12 Pm solch« aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pf^ die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent? sprechendem Ausschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalt«*» zeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschüst, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul IrlML- - Druck und Verlag von Earl Jehne in Dippoldiswalde Mit achLseMg-W AnterhalLnngbdlstt" Mit land- müt hantwirischaftlichsr Asnatr.Boilags. 71. Jahrgang. Dienstag, den 24. Oktober 1905. Nr. 123. In dem Geflügelbestande des Herrn Gasthofsbesitzer NlswM in ?rvt28edvvckork ist der Ausbruch der SvMxvIedolorrt amtlich festgestellt worden. Dippoldiswalde, am 19. Oktober 1905. 1584 L. Königliche Amtshauptmannschaft. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Holzhändlers Ernst Richard Wirthgen in Wilmsdorf wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Dippoldiswalde, den 19. Oktober 1905. K. 2/05. Königliches Amtsgericht. Die Umwälzung der politischen Lage siir Europa. Die riesige und noch immer wachsende Bedeutung des Weltmarktes und des Weltverkehrs und das Entstehen und Emporblühen großer Reiche in Amerika und Asien, welche mit den alten europäischen Kulturstaaten wirtschaftlich und damit auch politisch in einen ungleichen Wettkampf ge treten sind, mahnt alle Staaten und Völker Europas daran, daß für unseren Erdteil eine ganz neue politische Lage geschaffen worden und eine ganz neue Aufgabe zu lösen ist. Europa hat jetzt große gemeinsame politische, wirtschaftliche, soziale und ethische Interessen gegenüber den gewaltig emporkommenden Großstaaten Amerikas und Asiens zu vertreten, wenn die einzelnen europäischen Staaten nicht nach und nach erdrückt und bei Seite ge drängt werden sollen. Die großen Lebensfragen bestehen also jetzt nicht mehr von Land zu Land, sondern von Erd teil zu Erdteil, von europäischen Großmächten zu über seeischen Großmächten, und alle Fragen, welche die europäischen Mächie trennen, haben an Bedeutung gegen über den Fragen verloren, welche die Gegensätze zwischen europäischen und überseeischen Völkern in Amerika und Asien wirtschaftlich und politisch geschaffen haben. Daß eine derartig veränderte Situation für die europäischen Staaten entstanden ist, das geht daraus hervor, daß Amerika nun schon seit Jahrzehnten mit seinen billigen landwirtschaftlichen und industriellen Produkten die Welt und besonders Europa derartig überschwemmt, daß sich der Landwirt in Europa nicht mehr auf seiner Scholle sicher fühlt und der Industrielle in den europäischen Industrie staaten auf vielen Gebieten die Konkurrenz der Amerikaner spürt. Treten nun künftig noch Japan und China natur gemäß weit stärker als bisher in den Welthandel ein, und kommt schließlich bei den Waren dieser Völker gar noch der spottbillige Arbeitslohn ihrer Kulis zum wirtschaftlichen Ausdrucke, so wird der Konkurrenzkampf noch verschärft und die Notwendigkeit der größeren Gemeinsamkeit der Interessen der europäischen Staaten noch klarer. Freilich würde es unmöglich und auch bedenklich sein, die wirt schaftlichen und politischen Interessen Europas nun als unter einen Hut gehörig behandeln zu wollen, denn jeder europäische Staat muß seine Eigenart, seine Freiheit, seine Persönlichkeit behalten, um gedeihen zu können. Aber <üle gemeinsamen Lebensinterejsen der europäischen Staaten fordern vor allen Dingen den Frieden unter diesen, weil «in Zerfleischungskrieg zwischen europäischen Staaten nur dem überseeischen Auslande zu gute kommen und Europa als Ganzes schwächen muß. Diese Erkenntnis besteht wohk auch schon bei den meisten europäischen Regierungen und Völkern, aber sie ist noch nicht so klar und tief ent wickelt, um gefährliche Streitigkeiten und Gegensätze zwischen europäischen Staaten zu Gunsten höherer und größerer gemeinsamen Interessen immer im versöhnlichen und ausgleichenden Sinne zu behandeln. Eine große Ge fahr für die europäischen Staaten besteht anch darin, daß das englische Jnselreich, das große Kolonialreiche in allen anderen Erdteilen besitzt, gar nicht notwendig hat, mit den übrigen europäischen Großmächten gemeinsame europäische Politik zu treiben. England als Insel- und Kolonialreich hat eine so große Ausnahmestellung in der Welt, daß es an dem Umschwünge der politischen Lage für Europa durch das Emporkommen überseeischer Weltreiche nur halb teil nimmt. England hat also auch unter Umständen kein Interesse daran, daß der Frieden in Europa gewahrt bleibt. Dieser Umstand sollte ein ganz wesentliches Moment in der Politik der Großmächte des festländischen Europas sein und bleiben! Lokales and Sächsische». Dippoldiswalde. In der am Freitag stattgefundenen Etadtverordnetensitzung wurden die Siadträte Zement- werksbesitzer Liebel und Buchdruckereibesitzer Jehne, deren Amtszeit mit Ende des laufenden Jahres zu Ende geht, auf die nächsten sechs Jahre als Stadträte wieder- gewählt. — Weiter lag dem Kollegium ein Gesuch des Herrn privatisierenden Seilermeister H. Schmidt vor, in welchem dieser bittet, ihn mit Rücksicht auf sein vorge schrittenes Alter mit Ende dieses Jahres aus seinem Amte als Stadtverordneter zu entlassen. Es wurde beschlossen, dem Gesuche nach Lage der Sache zu entsprechen. Herr Schmidt gehört dem Stadtverordnetenkollegium 14 Jahre lang an und ist zurzeit Mitglied des Flurausschujses, des BauausschUsses, des Wahlausschusses und des Ausschusses sür die Sparkasse. Er hat in diesen Stellungen der Stadt viele treue und nützliche Dienste geleistet und konnte sich das Stadtverordnetenkollegium deshalb nur mit Bedauern entschließen, seinem Entlassungsgesuche stattzugeben. — 24. Oktober. Von heute ab liegt im Einwohner meldeamt, Rathaus l. Etage, die Stadtverordnetenwahlliste an 14 Wochentagen öffentlich zur Einsicht aus. Wir machen hierauf auch an dieser Stelle noch ganz besonders aufmerksam mit dem Bemerken, daß es im Interesse eines jeden Bürgers liegt, sich rechtzeitig davon Überzeugung zu verschaffen, ob seine Eintragung in die Wahlliste richtig erfolgt ist. Denn das Fehlen in derselben hat den Ver lust des Wahlrechtes sür die diesjährige Stadtverordneten wahl zur Folge, selbst dann, wenn die Eintragung eines Wählers nur versehentlich unterblieben sein sollte. Ein sprüche gegen die Richtigkeit der Wahlliste können nur bis 1. November erhoben werden. Mit Rücksicht auf die in diesem Jahre stattfindende Volkszählung findet die Stadtverordneten-Ergänzungswahl voraussichtlich schon am 16. November statt. Aus dem Stadtverordneten-Kollegium scheiden mit Ende dieses Jahres infolge Ablaufs der Wahlperiode aus die Herren Bäckermeister Ferd. Baum garten und Schlosiermstr. Herm. Schmidt als angesessene und die Herren Geometer Hofmann und Schriftsetzer Heine als unangesessene Stadtoerordnet-, während weiter auch noch eine Ergänzungswahl sür den freiwillig ausscheiden den angesessenen Stadtverordneten Herrn priv. Seilermeister Schmidt vorzunehmen ist. — Die diesjährige Diözesan-Versamm.lung der Ephorie Dippoldiswalde findet Donnerstag, den 9. Nov. d. I , vormittags I0>/2 Uhr, im Rachaussaale hier statt. — Bei derselben wird Herr Kammerherr von Carlowitz auf Liebstadt einen Vortrag über „Die kirchliche Kranken- pjlege auf dem Lande (ihre Notwendigkeit, ihre Organi sation, die Mittel zu ihrer Verwirklichung)" halten. Auf der Tagesordnung der Versammlung, die mit Gesang und Gebet eröffnet und geschlossen wird, steht außerdem noch Ansprache des Ephorus und Besprechung etwaiger Anträge. — Die Übersicht im Jahresbericht der II. Begräbnis gesellschaft auf das verflossene Geschäftsjahr ergab, daß der Einnahme von 835 M. 97 Pf. eine Ausgabe von 843 M. 84 Pf. gegenüberftand. An die Hinterlassenen 11 verstorbener Mitglieder wurden 632 M. ausgezahlt, während sonstige Ausgaben 187 M. 66 Pf. betrugen. Neu ausgenommen wurden 7 Mitglieder. Die Gesamt ausgabe seit Bestehen des Vereins beziffert sich bis dato auf 23506 M., ausgenommen wurden 1173 Mitglieder. In den Vorstand wurden wiedergewählt die Herren Aug. Kühnel als Vorsitzender und Bernhard Donath, sowie neu Emil Hesse, Herr Hausbesitzer Herma an Zimmermann wurde als Bote neu gewählt. — In der am Sonnabend stattgefundencn Jahres versammlung des Bezirkslehrervereins, in der die Herren Fleischer—Obersrauendorf und Rektor Wagner—Frauen stein ausführliche Berichte über die Dresdner Lehrerver sammlung gaben, wurden die Herren Ober!. Buckel, Lehrer Hering in Dippoldiswalde und Lehrer Forkhardt — Schmiedeberg wiederum zum Vorsitzenden, bcz. Kassierer und Schriftführer, die Herren Lehrer Fleischer, Oberl. Paatz—Glashütte und Lehrer Seyfert—Ouohren zu Dele gierten gewählt. Hennersdorf. Am 17. d. M. feierte Herr Pfarrer Lehmann sein 25jähriges Ortsjubiläum unter allgemeiner Beteiligung der politischen, kirchlichen und Schulgemeinde. Mit Gesang der Schulkinder am Pfarrhause, sowie Über reichung von Geschenken seitens der 3 Gemeinden der Parochie begann der Festtag. Sodann überbrachten die Herren Superint. Hempel nnd Bezirksschulinspeltor Vang- Dippoldiswalde ein Anerkennungsdiplom. Abends fand Kommers im Erbgerichtsgasthofe unter zahlreicher Be teiligung statt, bei welchem der Herr Jubilar durch ernste und heitere Ansprachen, sowie Festlieder gefeiert ward. Durch alle diese festlichen Veranstaltungen aber klang es immer und immer wieder, der Gefeierte möge sich noch recht lange dieses Amtes erfreuen. Possendorf. Am vergangenen Donnerstag hielt der hiesige Männergesangverein „Arion" seine Generalversamm lung ab. Der Kassierer des Vereins, Herr M. Lorenz, stattete den Kassenbericht ab. Nach demselben betrug die Einnahme 484,16 M , die Ausgabe 341,36 M. Bei den vorgenommenen Wahlen wurden Herr Lommatzsch als Vorstand gewählt, Kassierer und Schriftführer wieder ge wählt. Das 14. Stiftungsfest des „Arion" soll am 14. Januar 1906 mit Konzert und Festball gefeiert werden. Dresden. Für den Besuch des deutschen Kaisers am nächsten Mittwoch ist folgendes Programm aufgestellt: Vormittags 11 Uhr 25 Min. Ankunft auf dem Haupt bahnhofe. Großer Empfang. Begrüßung durch den König, den Prinzen Johann Georg, die Staatsminister und die Spitzen der Behörden. Fahrt nach dem König!. Schlosse durch die Prager Straße (Begrüßung durch die städtischen Kollegien bei der Einfahrt in die Pragerstraße), Seestraße über den Altmarkt durch die Schloßstraße, das Georgentor, Einfahrt durch das Grüne Tor. Ehrenkom panie steht im großen Schloßhose. Empfang durch den König!, großen Dienst im Vestibüle an der Haupttreppe. Begrüßung durch die Königin-Witwe. Mittags >/4l Uhr Besuch des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen". Nachmittagstee in der Strehlener Villa. Nachmittags 5 Uhr 30 Min. Galatafel im Bankettsaale des König!. Schlosses. Abends V28 Uhr Besuch der Oper im Altstädter Hoftheater. Abends 9 Uhr Abreise des Kaisers. — Auf Befehl des Königs werden die Fahnen der in Dresden garnisonierenden Regimenter, die bis jetzt in den Wachträumen der betreffenden Kasernen standen, und zwar des 1. (Leib-) Grenadierregiments Nr. 100, des 2. Grenadierregiments Nr. 101, des 12. Infanterieregiments Nr. 177 und die des Kadettenkorps von jetzt ab während des Aufenthalts des Königs im Residenzschlosse daselbst aufgestellt. Eine aus dem 1. Bataillon vom 1. (Leib-) Grenadierregiment Nr. 100 zusammengestellte Fahnen kompanie übersührte daher Freitag vormittag die Fahnen nach dem König!. Residenzschlosse, mit Ausnahme der jenigen des 2. Erenadierregiments Nr. 101, die noch in der Kaserne verblieben, da das Regiment anläßlich des am 25. 0. M. in der Kaserne stattfindenden Besuches des Kaisers im Kasernenhofe Ausstellung nimmt und danach Parademarsch ausführt. — Die Frage der Anlegung eines zweiten sächsischen Truppenübungsplatzes scheint, wie aus Dresden ge meldet wird, nach vielen Schwierigkeiten ihrer Lösung nahegerückt zu sein. Erst vor kurzem zerschlugen sich die Verhandlungen bezügl. eines Geländes bei Belgern in der Nähe von Torgau. Jetzt beabsichtigt man, wie verlautet, in der Nähe von Königsbrück bei Dresden einen neuen Übungsplatz für das 12. Armeekorps anzulegen und den Zeithainer Platz an das 19. Korps abzutreten. So sind wenigstens die Befürchtungen, daß ein Platz außerhalb Sachsens gewählt werden würde, beseitigt. — Jugendliche Touristen als Diebe. Über ein wenig erfreuliches Vorkommnis berichtet die in Leipzig er scheinende „Sächsische Schulztg" Sie schreibt: Ein Kollege aus der Umgegend von Dresden unternahm während der Ferien mit seiner 1. Schulklasse eine Partie in die Säch sische Schweiz. Nach einigen Tagen, als der Unterricht wieder seinen Anfang genommen, kam eines Morgens die Polizei zur Schule, um eine Untersuchung wegen Dieb stahls anzustellen. Hierbei wurde nun erörtert, daß gegen 20 Kinder, die die Reise mitgemacht hatten, „Andenken" (Gläser, Zigarrenspitzen, Perlmutterschisf usw.) im Werte von mindestens 40 M. einer Verkäuferin gestohlen hatten. Gewiß ein schlechter Lohn für die geopferte Ferienzeit des Lehrers nnd für seine Mühen. — Pech hatte in Leipzig ein 47 Jahre alter Buch halter aus Posen, der sich in einer Herberge unter falschem Namen einlogierte, weil er von einer Behörde gesucht wurde. Dabei legte er sich aber den Namen einer Person