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Ws Beurlaubtenstandes der Marine die in deren Besitz befindlichen Kriegsbeorderungen und Patznotizen einzu ziehen und den kontrollierenden Bezirkskommandos zugleich mit der Mitteilung der erfolgten Anmusterung zu über senden sind. — Aus Görlitz wird berichtet: Dienstag in aller Frühe zwischen 5 und 6 Uhr lötete die Ehefrau des Schneiders Adolf Erben ihre beiden jüngsten Kinder, ein dreijähriges Mädchen und einen neun Monate alten Sohn. Der Ehemann lag, während die furchtbare Tat geschah, noch schlafend im Nebenzimmer. Die Frau setzte die beiden Kinder in eine Badewanne, lieh diese voll Wasser laufen und tauchte dann die Kinder so lange unter, bis sie erstickt waren. Hierauf kletterte die wahrscheinlich von plötzlichem Wahnsinn befallene Mutter auf das Dach des Hauses, von dem sie sich auf die Stratze stürzen wollte. Mit Hilfe der Feuerwehr-Rettungsleiter gelang es, die Frau zu ergreifen, bevor sie zu dem Doppelmord noch einen Selbstmord hinzugefügt hatte. Sie wurde sofort in das städtische Siechenhaus gebracht. Dadurch, daß es dem Manne nur schwer gelang, für seine Familie (es waren 8 Kinder vorhanden) genügend Nahrung zu schaffen, ver fiel die Frau, die als brave, tüchtige Hausfrau geschildert wird, wie es heißt, in Trübsinn und vollsührte schließlich die schreckliche Tat. Bremen. Die Dampfer der im Herbst d. I. ins Leben tretenden Frachtdampferlinie des Norddeutschen Lloyd Bremen—Australien werden sowohl auf der Hin- wie auf der Rückreise die Haupthäfen Javas anlaufen. Somit wird eine direkte Verbindung ohne Umladung zwischen den deutschen Häfen und Java hergestellt, die bisher gefehlt hat. Schweiz. Leopold Wölfling, der ehemalige Erzherzog Leopold von Österreich und Bruder der Gräfin Montig- noso, ist, nachdem er vor einiger Zeit das Bürgerrecht in der Schweiz erworben hat, jetzt als Landwehrsoldat in die schweizerische Armee eingereiht worden. Wölfling hat be kanntlich in der Nähe von Zürich eine Villa käuflich er worben, in der er mit seiner ihm angetrauten Gattin, einer Tochter des Briefträgers Adamowitsch aus Wien, ständigen Wohnsitz genommen hat. In der österreichischen Armee bekleidete er zuletzt den Rang eines Generals der Kavallerie. — Die Kosten des Simplon tun nels stellen sich sehr beträchtlich höher, als vorausgesehen war. Nach amtlichen Berichten sind bis Ende 1904 sür den Bau des Tunnels bezahlt worden 67>/4 Mill. Fr. Hierzu kommen für das letzte Baujahr nach Voranschlag der Schweizeri schen Bundesbahnen noch 8^4 Mill. Fr., zusammen 75l/2 Millionen. Mit diesem Kapital ward ein einspuriger Tunnel und ein mit ihm parallel laufender Stollen für einen zweiten Tunnel gebaut. Für die Ausweitung oieses Nebenstollens zu einem betriebsfähigen Tunnel für das zweite Gleise ist mit der Bauunternehmung eine weitere Summe von !9i/2 Mill. Fr. festgesetzt worden. Das ge samte Werk wird also 95 Mill, kosten. Rußland. Der Oberprokurator Pobjedonosszew hat in diesen Tagen sein 25jähriges Dienstjubiläum als Oberprokurator des Synods gefeiert. Wenn noch ein Zweifel bestanden haben sollte, daß der einst allmächtige Ratgeber Aleranders des Dritten seine Rolle endgültig ausgespielt hat, der Tag des Jubiläums mußte darüber Klarheit bringen. Daß die Öffentlichkeit keine Notiz von dem Feste nahm, ist selbstverständlich. Die Zeitungen haben kaum mehr wie eine flüchtige Notiz darüber ge bracht. Aber es ist dem alten Staatsmann nicht der mindeste Gnadenbeweis seitens des Zaren an diesem Tage zuteil geworden. Pobjedonosszew besitzt allerdings den Andreasorden, den kaiserlichen Hausorden, aber es gibt auch andere Möglichkeiten als Ordensverleihungen, um die monarchische Gnade zum Ausdruck zu bringen. Es ist aber nicht das Allergeringste geschehen, und das seltene Jubelfest ist vollständig unbeachtet vorüber gegangen. Pobjedonosszew ist politisch ein toter Mann, und wenn ihn der Zar einstweilen noch auf seinem Posten läßt, so geschieht dies nur mit Rücksicht auf die Vergangenheit, auf seinen Vater und auf die zweifellose Treue, die er bei allem Fanatismus dem Hause Romanow bewiesen hat. Tanger, 17. Mai. In Fez ist am Dienstag srüh 10 Uhr die deutsche Spezial-Gesandtschaft vom Sultan feierlich empfangen worden. Nach der Begrüßung verlas Graf Tattenbach ein längeres Schreiben, in welchem der Dank für den glänzenden Empfang des Kaisers in Tanger ausgesprochen war. Graf Tattenbach betonte weiter, der Kaiser hege den Wunsch, durch feierliche Ver träge begründete Beziehungen zwischen Deutschland und Marokko zu pflegen und das weiter auszugestalten, was in beider Länder Interesse sei. Der Gesandte überreichte dem Sultan das Großkreuz des Roten Adlerordens mit Kette und Brillanten, was den Sultan sichtlich erfreute, uad knüpfte daran Wünsche für eine lange, unabhängige Herrschaft über seinen Staat. Der Sultan dankte gerührt und hieß die Gesandtschaft herzlich willkommen. Nach Südwest-Asrika gehen immer neue Truppen sendungen ab und an die Spitze von Regimentern und Abteilungen treten neue Kommandeure, obwohl selbst in der Kapkolonie schon die Überzeugung herrscht, daß in einigen Monaten dort Friede einziehen wird. Wenn aych wirklich der offene Kampf bald zu Ende sein sollte, so kann aus recht verständlichen Gründen doch die Schutz truppe nicht vermindert werden, vielmehr muß sie in dem ganzen laufenden Jahre auf ihrem jetzigen Standpunkte erhalten bleiben. Was jetzt von den Herero verlautet, läßt erkennen, daß sich am Ngamisee eine umfangreiche Ansiedelung derselben herausbildet. Ein Ochsenhändler be stätigt, daß Samuel Maharero sich dort niedergelassen hat und bei Tsau, südlich vom See, ein Reservat überwiesen erhalten hat. Seine Söhne Friedrich und Willi wurden, nebst den Großmannen Justus Kavazeri und Traugott Anfang März mit 300 Mann, die aber nur 67 Gewehre besaßen, von deutschen Truppen über die Grenze gedrängt, sie wurden dort von einer 60 Mann starken britischen Polizeitruppe in Empfang genommen; sie wollten sich zu Samuel begeben und werden wohl nach ihrer Entwaff nung dahin gelang! sein. Ferner hatten sich 300 Herero aus Omaruru mit Vieh und Pferden westlich von Lehutitu an zwei Wasserstellen gesammelt und wollten nach Betschuanaland abziehen, um in Mafeking Arbekt zu suchen. Eine beträchtliche Anzahl sucht also ihr Heil auf englischem Gebiete. Andere sollen aber, wie die „Südwestafr. Ztg." meldet, nicht geneigt sein, sich den Engländern zu stellen; eine solche Abteilung saß Mitte April zwischen Naunas und Rietfontein. Die Zahl der Herero, die sich den deutschen Truppen in der letzten Zeit ergeben haben, ist beträchtlich angewachsen; die Zahl wird wohl 6000 Köpfe, mit Einschluß von Frauen und Kindern, überschreiten. Die Männer sind bereit zur Arbeit und von ihnen ist schon neben Ovambo eine so große Anzahl beim Bau der Otaoibahn beschäftigt, daß doit keine Unterbrechung der Arbeiten eingetreten ist. Ostasien. Im nördlichen Korea entfalten die Russen wieder eine rege Tätigkeit. 4000 Russen haben den Tumen, der die Nordgrenze von Korea bildet, überschritten. Die Vorhut ist schon in Kilju. Aber auch die Japaner besinven sich auf dem Vormarsch und die Russen haben infolgedessen, wie aus Wladiwostok depeschiert wird, die Befestigungen der Possiet-Bucht (nördlich von der Tumen- Mündung) verstärkt. Sind Trinken Sie Sie Roter adriat. Küstenwein (sM) >/l Flasche M. 1.50 inrl. Zu haben bei: Herm. Lommatzsch, Dippoldiswalde; Friedrich Kadner sao., Glashütte; Mar Holfett, Kipsdorf.