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Berlin, 9. Februar. Professor Adolf Menzel, der berühmte Maler und Ritter des Schwarzen Adlerordens, ist heute früh 7 Uhr gestorben. — Die spanische Sondergesandtschaft, welche dem Kaiser die Abzeichen der ihn, vom König von Spanien verliehenen Würden überbrachte, ist am Dienstag in Berlin eingetrosfen und vom Kaiser empfangen worden. Abends fanden Hosfestlichkeiten statt. Bei der Galatafel toastete der Kaiser auf den König Alfons XIll. und sein Haus, der Prinz von Asturien, der Führer der Gesandt schaft, erwiderte in französischer Sprache (!) mit einem Trink- fpruch auf das Kaiserpaar. Der Prinz erhielt den Schwarzen Adlerorden. — Anläßlich der bevorstehenden Durchberatung der Handelsverträge im Reichstage finden sich die bundesstaat lichen Minister succesive in Berlin ein. Es werden dabei zugleich Besprechungen statthaben über das Finanz wesen des Reiches und dessen weitere Ausgestaltung, die sich möglicherweise zu besonderen Finanzvorlagen ver dichten können. — Die internationale Diplomatie ist gegenwärtig an verschiedenen Plätzen im Sinne der Vorbereitung einer Vermittelungsaktion im ostasiatischen Konflikt tätig; das kann zu den Preßmeldungen über Vermittelung durch England und Frankreich und über ziemlich gleichzeitige Besuche des deutschen, englischen und französischen Bot schafters bei Staatssekretär Hay in Neuyork gesagt werden. Es ist dagegen durchaus verfrüht, von einer Friedensver mittelung zu sprechen, da bisher weder von Rußland, noch von Japan einer dritten Macht ein Mandat in diesem Sinne angebolen worden ist. Es wird aber von Paris und London gegenwärtig in Petersburg kräftigst darauf hingearbeitet, daß Rußland einer dritten Macht ein der artiges Mandat erteilen möge. — Die Revision des sozialdemokratischen Reichstags abgeordneten Vr. Herzfeld, der am I. Dezember 1903 von der dritten Strafkammer des Berliner Landgerichts l wegen Wahlfälschung bei der Reichtstagswahl (er hatte bekanntlich doppelt gewählt) zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt worden war, ist vom Reichsgericht verworsen worden. — Die in Aussicht genommene Aufbesserung der Repräsentationsgelder der preußischen Minister zieht noch immer weite Kreise. Da lesen wir in einem Berliner Blatt: „So lange Fürst Bismarck Reichskanzler war, hat er nie mehr als 36000 Mk. Gehalt und 18 000 Mk. Repräsentationskosten bezogen. Gleichwohl ist Fürst Bis marck mit 54 000 Mk. jährlich ausgekommen, obwohl nie mand bestritt, daß Fürst Bismarck seinen gesellschaftlichen Pflichten würdig nachgekommen war. Indessen die Re präsentationsgelder für die Minister werden die Zustimmung des preußischen Landtages finden, und es mag sein, daß die Minister bei den heute herrschenden gesellschaftlichen Gewohnheiten einen solchen Zuschuß gebrauchen. Nur ist es nachgerade an der Zeit, diese Gewohnheiten einer Revi sion zu unterziehen und überall im staatlichen Leben dem unnötigen Prunk Einhalt zu tun. Das ist nötig, damit die Arbeit ihre richtige Geltung nicht verliere, und damit sich nicht die sozialen Gegensätze verschärfen. Es kann nicht eben versöhnend wirken, wenn der Staat das Geld zu Nepräsentationskostcn für die Minister hat, nicht aber zu Gehalts-Ausbesserungen für kleine Beamte." — In einer am Montag abgehaltenen Bergarbeiter versammlung erklärte der sozialdemokratische Abg. Sachse, daß am Dienstag 1V2 Mill. M. an Unterstützungen ge zahlt würden und daß aus diesem Grunde die auf 10 M. bemessene Wochenunterstützung auf 9 M. herabgesetzt werden müsse — eine Mitteilung, die natürlich große Enttäuschung hervorrief. Und dabei untersteht man sich, den Bergleuten in frivoler Weise einzureden, daß der Streik „nahezu ge wonnen" sei. Wie man im schroffen Gegensätze hierzu aus Essen berichtet, haben die Arbeiter der Zeche „Karolinenglück" von der Arbciterkommisston energisch die Wiederaufnahme der Arbeit verlangt, da sie den Streik für durchaus aussichtslos halten. — Das gelobte Land des Ultramontanismus wird immer mehr das Königreich Bayern. Nach dem neuen „Statistischen Jahrbuch für Bayern" entfallen daselbst bei einer Gesamtbevölkerung von 4452159 Katholiken und 1782 231 Protestanten auf einen römischen Priester 778, auf einen evangelischen Geistlichen 1345 Seelen, denn es gibt in Bayern im ganzen 5722 römische Priester und 1325 evangelische Geistliche. Außerdem stehen aber der römischen Kirche in Bayern noch 11 569 Ordensmitglieder zur Verfügung, wie denn Ende 1903 die Zahl der klöster lichen Niederlassungen bereits 1144 betrug. In den letzten 80 Jahren hat sich die Bevölkerung kaum ver doppelt, während die Zahl der Klöster um das Fünf fache gestiegen ist, Unter 500 Bayern trägt schon einer die Kutte! — Der sechste Weltpostkongreß, der in Rom am 21. April 1904 hätte zusammentreten sollen, aber auf Wunsch der italienischen Regierung um ein Jahr verschoben worden war, ist nun wiederum vertagt worden. Über den Zeitpunkt seiner Eröffnung ist bis jetzt noch nichts Be stimmtes festgesetzt worden. Ohrdruf (Thüringen). Infolge des durch den Berg- arbeiterstteik im Ruhrgebiet verursachten Kohlen mangels ist auf der Bahnstrecke Gotha-Gräfenroda der Verkehr mehrerer Güterzüge eingestellt werden. Die Kgl. Eisenbahndirektion hat auch die Frage erwogen, ob bei längerer Dauer des Streikes nicht auch der Personenverkehr einzuschränken ist. Essen a. d. Ruhr, 9. Februar. Die seit heute morgen 9 Uhr tagende Revierkonferenz der streikenden Berg arbeiter beschloß gegen 2 Uhr die Annahme einer Resolu tion, die sich für die Aufnahme der Arbeit ausspricht. Essen a. Ruhr, 9. Februar. Die Delegiertenkonferenz der Bergarbeiter beschloß heute mittag mit allen gegen 5 Stimmen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Essen, 9. Februar. In den für heute nachmittag in Essen und Umgegend anberaumten Bergarbeiter-Versamm lungen wurde mit überwiegender Mehrheit beschlossen, dem Beschlusse der Delegiertenkonferenz der Bergarbeiter, die Arbeit wieder aufzunehmen, nicht beizutreten, sondern im Ausstand zu verharren. Breslau, 9. Februar. Die „Schles. Ztg." meldet: Auf den Gruben der Schlesischen Kohlen- und Kokswerke ist bei der gestrigen und heutigen Frühschicht die gesamte Belegschaft angefahren. Auf der Glüähilf- und Friedens- Hofsnungsgrube sind 141 Mann nicht angefahren. Frankreich. Der neue Unterrichts- und Kultusminister Bienvenu-Martin hat die Redaktion seines Gesetzentwurfes, betreffend die Trennung von Kirche rind Staa', beendet. Dieser Entwurf nähert sich im großen und ganzen in seiner Tendenz dem Entwürfe Briants, welchen Combes noch verschärft hatte. — Die Herzogin Marie von Koburg und Gotha, die geschiedene Großherzogin von Hessen, und die Prinzessin Beatrix sind zu längerem Aufenthalte in das Schloß Fabron bei Nizza abgereist und werden dort wahrschein lich mit dem russischen Großfürsten Cyrill Zusammentreffen. Budapest. Die geeinigten ungarischen Oppostitions- parteien haben ein Programm ausgestellt, in dem sie di- Ausdehnung der Handelsverträge bis 1907, ungarische Armee- und Kommandosprache und ungarische Fahnen und Embleme bei den ungarischen Regimentern fordern. Man glaubt, daß der Nächste, der zur Kabinettsbildung berufen sein wird, Weckerle sein dürfte, nachdem die Mission Andrassys gescheitert ist. Schweden. Da der König gegenwärtig durch Krank heit verhindert ist, die Regierungsgewalt auszuüben, hat er die Regierung der vereinigten Königreiche in die Hand des Kronprinzen gelegt. Rußland. Zu dem Attentat in Helsingfors wird ausführlicher geschrieben, daß im Hinblick auf die russischen Zustände ohne weiteres vermutet werden darf, daß auch hier wieder aus politischen Motiven ein in dieser Form allerdings zu verurteilendes Strafgericht an einem Manne vollzogen worden ist, der bei der Unterdrückung der ver brieften Rechte und Freiheiten des sinnländischen. Volkes die Hand im Spiele hatte. Welche Rolle dabei der er schossene Prokureur Johnsson im einzelnen gespielt hat, ist im Auslande nicht bekannt geworden. Zu Anfang dieses Jahres war der neugewählte Landtag zufammengetreten. Er machte Miene, den Forderungen des Volkes auf Be seitigung der gegen die Verfassung des Landes verstoßen den Gesetze und Verordnungen in einer Adresse an den Zaren Ausdruck zu geben, ist aber zu einer endgültigen Formulierung dieser Kundgebung nicht gekommen oder vielleicht auch nicht zugelassen worden. Jedenfalls hat er seine Arbeiten bald wieder einstellen müssen. Als dann die Unruhen in Rußland begannen, traten auch hier und da in Finnland Neigungen zu lärmenden Straßenkund- gebungen hervor, die jedoch rasch wieder verloschen. Da für hat jetzt wieder eine erfolgreiche Einzelaktion die all gemeine Aufmerksamkeit auf den zähen Kampf hinge lenkt, der in diesem russischen Grobfürstentum nun schon seit vielen Jahren gerade von den besten Elementen des Volkes gegen das Petersburger autokratische Regiment ge führt wird. Südwestafrika. Von den zerstreuten Herero haben sich einzelne Banden wieder in den Oujatibergen festge setzt, gegen diese sind im Dezember Truppen aus Oka- handja und Windhuk abgesandt worden. Die Bahnstrecke von Okahandja bis Windhuk wird wieder militärisch be wacht, da wiederholt Schüsse auf Züge abgegeben worden waren. Ein der Gefangenschaft entflohener farbiger Polizist Saul berichtete, daß östlich von Otjihangwe etwa 200 Leute von Samuel und Assa Riurna säßen. An einer anderen Stelle fand er Werften unter Tuanjanda, einem Manne von Assa, 150—200 Köpfe mit 100 Gewehren. Eine Erkundigung, wobei 16 Herero fielen, ergab, daß der erste Teil viel schwächer als angegeben war. Kirchen-Nachrichten von Dippoldiswalde. 6. Sonntag nach Epiphanien, 12. Februar 1905. Vorm.-Tert: Maith. 17, l-9. Lied Nr. Z21. Nachm.-Tert: Joh. 5, 5-18. Lied Nr. 338. Vorm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl in der Sakristei. Superint. Hempel. Vorm. 9 Uhr Predigt-Gottesdienst. Superint. Hempel. Nachm. 6 Uhr Predigt-Gottesdienst. Pastor Sieber. Kirchen-Nachrichten von Reichstädt. 6. Sonntag nach Epiphanias, nachmittags 2 Uhr, Misjions- stunde. Sparkasse zu Reinhardtsgrimma. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 12. Februar, nachmittag 2—5 Uhr. Unterricht in Maschinen-, Projektions- und Frei handzeichnen, in Algebra und Arithmetik erteilt ein erfahrener Fachmann gründlich und gewissenhaft bei mäßigem Honorar. Zu erfr. im Hotel z. Post, Schmiedeberg. Beamter sucht ab 15. Februar gut möblierte GWll-WchlW. Oss. unter II. 8. an die Erped. dieses Blattes erbeten. Me Jarterre-Wohnung Wassergafse Nr. 65 ist zu vermieten, kann den 1. Juli, auch früher, bezogen werden. Näheres Wassergafse Nr. 61. Suche für sofort oder Ostern einen Knaben, welcher Lust hat, Stuhlbauer zu werden. Selbiger kann unter günstigen Bedingungen in die Lehre treten. Wo, sagt die Erped. d. Bl. Kwol kuudov, bloiwvker- zu werden, können unter günstigen Bedingungen Ostern in die Lehre treten. 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