Volltext Seite (XML)
irrs theidiguug gebrauche. Ich kann kein Wort daraus erwidern, weil ein Eid mich bindet. (Lebhafte Bewegung, besonders aus der linken Seite deS HauseS, die Abgeordneten der Aatioaalliberaleu und der Fort ichriltSparlei treten zusammen und sind in der lebbastesten Diskussion begriffen, vag der Abg. Heist, welchem inzwischen der Präsident das Wort ertheilt hat, ganz unverständlich blecht und in der Rede innehält.) Dann ruft ohne daß ihm der Präsident daS Wort er thellt hat, der Abg. LaSker: Ich beantrage, die Sitzung aus eine beliebige Zeit zu vertagen. Das HauS ist in einem Theile in einer solchen Aufregung, daß ich glaube, die sachliche For derung der Debatte wird darunter leiden (Oho! rechts). Abg. Heise spricht gegen die Vertagung, er habe daS Wort und werde es nicht abgeben. Abg. Windthorst (Meppen) spricht gegen die Vertagung Mänaer muffen ihre Aufregung zu un terdrücken wissen. Abg. vr. Jacobi (Berlin): Ich bm gegen den Antrag Lasker und in keiner Weise erregt. Ich habe von dem Herrn Minister nur aussprechen hären, was wir thatsäch li.h seit Jahren erleben. Der Präsident erklärt, daß er eine Abstimmung über den Antrag Lasker nicht vornehmen werde und in der Debatte fortfahrend dem Abg Heise das Wort ertheile. Abg. Heise sährt nun in seiner Rede sort und spricht für die Regierungsvorlage Der Linken hält derselbe ein, datz eS nicht constituttoneller Brauch sei, zu verlangen, daß, wenn sie ein Votum abgebe, die Regierung jedesmal die Segel streicht, cS sei der Regierung nicht zuzumulbeu, daß sie dem Abgeord- netenbause nachlausen muffe Die Erregung der Linken könne er von ihrem Standpunkte auS deswegen gerechtsertigt sinken, weil Das, was der Herr Justizminister gesagt, für sie nicht sehr schmeichelhaft und angenehm sein möchte (Unruhe links), aber dahin sei es nicht gekommen, daß der Herr Justizminister einen Eonslict provocirt hat, und er müsse sich und seine politischen Freunde gegen eine derartige Auffassung ausdrücklich verwahren. (LebkasteS Bravo', rechts.) Abg t>r. Waldeck geht aus die Praxis ein, die beim Ober tribunal war und bei der Zuziehung von Hilssrichtern beobach tet ist. Das Bedürfnis ist nicht nachgewiesen, deshalb sprechen wir uiis auch entschieden dahin aus, daß wir diese Vertretung nicht sür zulässig halten. Wenn wir keine Veranlassung ge habt hallen, einen solchen Ausspruch nebenbei zu lhun, eine solche Resolution zu machen, so rst sie uns jetzt dringend ge boten durch die Erklärung des Herrn JustizministerS (Sehr wahr! links), der uns aus das Entschiedenste erklärt hat, daß er durchaus thun will in dieser Sache, waS ihm beliebt. Meine Herren! Dann stände der Herr Justtzminister weder unter den Gerichten des Landes, noch unter der gesetzgebenden Gewalt deS Landes, von der er ja ein einzelnes Gli d bildet, er, der nur ein einzelnes Mitglied des StaatSminlsteriums ist. Wenn sich das ganze StaatSministerium dem Budgetgesetzc der Kammer unlerwersen muß, dann mug eS um so mehr dasjenige Mit glied des Staalsministeriums, welches die Gerechtigkeit vertritt. (Lebhaftes Bravo! links.) In Dem, waS wir gesagt haben, liegt keineswegs, wie der Herr Justizminister zu glauben schien, irgend eine Empörung gegen seine Gewalt; ja, ich weiß gar nicht, warum er sich in dieser Weise ereisert hat. «Sehr rich tig! links.) Wir haben ebenso wenig gegen das Ministerium, wie gegen die Staatsgewali und den höchsten Gerichtshof eine Empörung aussprechen wollen. Wir sagen einfach, was wir für nicht zulässig hallen und jetzt nicht entsprechend dem Stande des höchsten Gerichtshofes und dem Stande der Verfassung und der Gesetzgebung Aus diesem Grunde streichen wir die Po sition. Meine Herren, wir müssen das jetzt thun. Ü Justizminister vr. Leonhardt: Wenn der Herr Abg. Waldeck sagt: ich habe geäußert, ich würde thun, was mir be liebt, so muß ich erklären, daß ich davon kern Wort gesagt habe, kein Wort; ich habe vielmehr nur gesagt, ich müsse die Rechts« ordiiung ausrecht erhallen und werde Dasjenige thun, was ich für Recht erkenne... Meine Herrn, wie kann man von mir sagen: ich babe den Eonflictsfall provocirt? Ich habe ja ge rade das Umgekehrte gesagt. Ich habe von dem Falle der Nolbwehr gesprochen, von dem Falle, daß ich nicht anders konnte und so handeln müßte, um die Rechtsordnung aufrecht zu erhallen, um einen prompten Gang der Justizpflege, sür welche ich verantwortlich bin, zu erhalten. Es handelt sich hier nichl um 1000 Thlr., sondern eS handelt sich einsach darum, die Rechtmäßigkeit der Oaanisation des Obertribunals sestzu hallen und keinen Zweifel darüber im Lande auskommen zu lassen, daß daS Obertribunal versaffungsmäßig Recht spricht und seit einem Menschenalter Recht gesprochen hat. Graf v Bethusy Huc stimmt sür den Antrag der an dern Eommissare und ersucht die Liberalen, nicht wegen einer Budgetposition von I00o Tdlr. ihre kräftige, vielleicht unent betuliche Mitwirkung zu jenen großen Reformen zu versagen, welche der Herr Justizminister gestern angekündigt Hal. Aller dingS erkläre er. daß er die Aeußerungen des Herrn Justiz Ministers bedauert babe (Hört! Sehr wahr! links), und wenn ee jetzt für die Bewilligung der RegicrungSposition stimme, so thue er daS, mcht weil, sondern obgleich der Herr Justiz- Minister gesprochen hat. iBravo! links.) Abg. t'r. Virchow spricht gegen die Regierungsvorlage und äußert dabei: Die Lehre, die der Hr. Justizminister jetzt predigt, ist nichts Anderes, als die Lehre von seiner Unabkömm lichkeit. (Oh! oh! rechts, Zustimmung links.) Dagegen müssen wir hier prolestireu. Ich bin bereit wie Einer, dem Hrn. Mi nister zu allestiren, daß er «Mixt-nii».« prästirt. ich sehe mit Vergnügen, wie die Geschäfte vorwärts gehen und das System der polnischen Versolgungen in der juristischen Sphäre durch Nichlanstcllung richterlicher Beamten, aufgegeben ist, trotzdem halte ,ch ibn nicht sür unentbehrlich, wenn mit seinem Verblei- den die Verfassung uuscrs Landes in Frage gestellt wird. (Sehr richtig!) Denn die Verfassung zu vertheidigen ist das Erste und Wichtigste, was ich als Abgeordneter zu vertheidigen habe. Ich muß aller conslatiren, daß ich die Stellung, welche der H-. Justizminister beule eingenommen hat, sür eine so spontan gewählte, so so sehr aus seiner Initiative hervorgegan gene P ovocatlon dieses Hauses erachte (Zustimmung), daß ich darüber ausdrücklich Zeugniß oblegen muß. Lie Herren, die ftüher uns gegenüber so häufig unsre Leidenschaftlichkeiten betont haben, werden heule vielleicht Gelegenheit gehabt haben, zu scheu, wie wir provocirt werden, waS wir zu dulden haben. (Heiter keit rechiS.) Ich warne den Hrn Justizminister dringend, die sen Weg zu beschreiten, das würde ein versehlter Stand punkt sein. Ein Ailtrag auf Schluß der Debatte wird jetzt an genommen und cs erfolgt die Abstimmung. Ueber die Regierungsvorlage und den Antrag der Eommissare des Hauses ist namentliche Abstimmung beantragt. Die gcsorderten 1000 Thlr. werden in der namentlichen Abstimmung mit 192 gegen 1.60 Stimmen gestrichen. (Für die Streichung stimmen die ganze Linke; gegen dieselbe die Eonfervativen, die Freieonservativen und die Abgg. v. Evett, v. Eyncrn, v. Schwarzkoppcn, v. Patow und Frhr. v. Eckardstein vom Centrum.) So dann wird der Antrag Windthorst (Lüdingshausen) angenommen (Hegen dieselben stimmen beide con- scrvative Fractionen), worauf nun auch der Antrag der andern Eommissare des Hauses: „Die Ei Wartung auszusprechen, daß bei der be»»'stehen den Organisalion des höchsten Gerichtshöfe- die Stellvertre- lung einzelner Milglieder desselben durch dem Gerichtshöfe mcht ange ölige Richter ausgeschlossen werde", fast einstimmig angenommen wurde. Die weitere Etats- berathung bot kein erhebliches Interesse. Nächste Sitz ung Donnerstag. Wen, 30. November. Die „Ess..Zig." schreibt: Aus Anlaß einer gestern erfolgten Auflösung einer Arbciterversammlung kam cs zu einem offenen Kampfe der Gendarmerie und Polizei einerseits und der Eivilisten andererseits, wobei erstere von ihrer blan ken Waffe Gebrauch machten, oa sie durch Steinwürfe attaquirt wurden. Infolge dessen herrschte große Auf regung in der Stadt, bis am Abende, wo eine zweite Versammlung stattfand, der Kampf aufs Neue ausbrach und ziemlich bedeutende Dimensionen annahm. Zahlreiche Verhaftungen sind vorgenommcn worden und viele theil- wcise nicht unerhebliche Verwundungen auf beiden Sei ten leider die nächsten traurigen Folgen der Tumulte, die außerdem noch zur therlweisen Demoltrung des Verfammlungslocales geführt haben. — Laut der „Ess. VolkSztg." konnte auch eine gestern in Steele anbe- raumte Vrrsammluna sämmtlicher Bergleute ihre Ta gesordnung nicht erledigen, da Hr. F. W. Raspe sich in Redensarten erging, die den anwesenden 1. Bei geordneten, Hrn. Boismard, als Vertreter der Poli- zeigewalt, veranlaßten, die Versammlung aufzulösen und dir Bergleute, welche sich ungemein zahlreich ein- gefunden hatten, zum Verlassen des Locals aufzufor dern. Dieser Aufforderung wurde sofort und ziemlich ruhig Folge geleistet. Auch die zu derselben Zeit in Altendorf stattgehadte Versammlung soll polizeilich aufgelöst worden sein. -i«l, 29. November. Die „KZ* meldet, daß den Vorstandsmitgliedern deS schleswig-holsteinschen Wahlvereins resp. am 24., 25. und 26. d. M. die ämtliche Benachrichtigung zugegangen, daß feiten der königl. Staatsanwaltschaft gegen das freisprechende Er- kenntniß des königl. Kreisgerlchts vom 29. October an demselben Tage das Rechtsmittel der Nichtigkeitsbe schwerde angemeldet und durch das hiesige königl. Amts gericht am 20. November die vorläufige Zulassung dieses Rechtsmittels verfügt ist. (Bekanntlich erhielten die Vereinsmitglieder, wie wir in Nr. 272 aussührlich be richtet, die erste Nachricht von dem Recurse des Staats anwalts durch ein in der „K. Z." abgedrucktes Schrei ben des Letzter» ) Aus Thüringen, 27. November, berichtet das „Fr. I.": Der meininger Landtag hat die Etatsbera- thung mit der Annahme eines Antrags des Finanz ausschusses eröffnet, wonach die Regierung ersucht wird, bei dem Bundesrath die Verminderung der Militär lasten und die Reduction und gleichmäßige Vertheilung der Matricularbeiträge zu erstreben. Der Einnahme etat ist in einer Sitzung erledigt worden; dabei ist es interessant, daß Regierung uno Landtag darüber ein verstanden sind, datz Soll und Haben nicht durch Stcuerzufchlag oder durch neue Steuern, sondern durch Anleihen nach einem bestimmten Plane im Gleichge wicht gehalten werden sollen. Daß der Domänenver gleich adoptirt werden wird, dafür hat sich bei der Etatsberathung schon ein Zeichen eingestellt. Der Land tag hat nämlich zwei Drittel des Uebcrschusses aus den Domänenrevenüen dem Etat übcrwiescn. Die Regie rung hat ein Gesetz zur Erhöhung der Besoldungen und Pensionen der Lolksschullehrer eingebracht. 6 Altenburg, 1. December. Die feierliche Bei setzung der Leiche Sr. Hoh. des Herzogs Joseph in der von ihm selbst in der Mitte des städtischen Got tesackers erbauten Fürstengruft fand heute Morgen 9 Uhr in der festgesetzten Weise statt. Zu derselben waren von fremden Fürstlichkeiten bereits vorgestern Se. Hoh. der Erbprinz und die Erbprinzessin von Anhalt, gestern Abend Se. Maj. der König von Sachsen und Se. k. Hoh. der Großherzog von Sachsen Weimar auf hiesigem Schlosse eingetroffen. Den Leichenconduct, welcher sich theils im innern Schloßhofe, tbeils aus der Rampe des Schlosses und auf dem Josephsplatze ordnete, eröffneten zwei Bataillone des 7. thüringschen Infanterieregiments Nr. 96 (das hier in Garnison liegende 1. und das gestern von Gera eingerückte 2. Bataillon); ihnen folg ten, geführt von einem Traucrmarschall, die Knaben der Bürgerschule, das Gymuasium und Seminar, De putationen der wesentlich von dem Verewigten in das Leben gerufenen städtischen Feuerwehr, des städtischen Schützcncorps, der Bürgervorstand und Stadtrath der Residenzstadt, die in der Stadt ihren Sitz habenden Behörden, die Diener und Leibärzte des Verstorbenen. Unmittelbar vor dem mit sechs Pferden bespannten Leichenwagen trug der langjährige persönliche Adjutant, Kammerherr und Major v. Köthe, auf einem Kissen das Großkieuz des sachsen-Ernestinischen Hausordens, bei dessen Stiftung auf Schloß Fricdenstein im December 1833 Se. Hoheit als Erbprinz im Auftrage seines Vaters, des höchstseligen Herzogs Friedrich, die Linie Sachsen- Altenburg vertreten hatte. Die Zipfel des Leichentuches wurden von dem Geh. Rath v. d. Planitz, Oberhof- jägcrmcister v. Wangenheim, Geh. Rath v. Seckendorf und Oberstallmcister v. Seebach getragen. Dem Sarge folgten zunächst in erster Reihe Se. Hoh. der Herzog Ernst mit dem Großt-erzog Peter von Oldenburg, in zweiter Se. k. Hoh. der Großherrog von Sachsen-Wcimar, der Erbprinz von Anhalt und Prinz Moritz, hierauf die Abgesandten von Preußen (vertreten durch den General major v. Wartenberg, früher Kommandeur des hiesigen Regiments), von Bayern, Mecklenburg, Kodurg-Gotha, Meiningen, Reuß und andern Höfen, die Mitglieder des Herzog!. Ministeriums, die gerade zum Landtag versammelte Landschaft des Herzogthums, eine sehr große Anzahl fremder Offiziere, die Mitglieder der Landcs- collegien, die Jägerei, die Hofofficiantcn und Hofdicner. Unter den fremden Offizieren waren besonders die Offi ziercorps der benachbarten k. sächsischen Garnisonen sehr zahlreich vertreten; auch das k. preußische 19. Infan terieregiment, dessen Inhaber der Verstorbene war, hatte eine Deputation entsendet. 'Nachdem der Zug am Portal der Fürstengruft angelangt war, erschienen in Hoswagcn Se. Majestät der König von Sachsen, Ihre Maj. die Königin Marie von Hannover nebst ihren beiden Prinzessinnen-Töchtern Marie und Friederike, Ihre kais Hoheit die Großfürstin Alexandra von Ruß land, Ihre k. Hoh. die Großherzogin von Oldenburg und Prinzessin Therese, die Erbprinzessin von Anhalt, Prin- zessinMoritz und Prinzessin Maric(L ochler des regierenden Herzogs) und traten mit der Versammlung in tue Gruft ein. Die Tiaucrrede wurde von dem Hofpredigrr und Eonsistortalrath Hilbert, das Gebet und der Segen von demGcneralsupcrinicndentenundgeh. Consistorialrathvr. Braune gesprochen. Nach dem Schlüsse des Gebetes erfolgte dem Wunsche des hohen Verstorbenen gemäß der Gesang des Liedes: „Ich hab' genug*; während dessen gaben zugleich die m der Nähe ausgestellten zwei Jnfanteriebataillone die üblichen drei Ehrensalven. Zu letzt verrichteten sämmtliche höchste Herrschaften um den Sarg knieend noch ein stilles Gebet, worauf sich die Versammlung trennte. * Lübeck, 1. December. (Tel.) Die „Eisenbahnzei- tuna* meldet: Der Senat hat heute dem von Berlin zuruckgekehrten Dichter Geibel das Ehrcnbürgcrrrcht der Stadl Lübeck verliehen. Karlsruhe, 28. November. Das heute erschienene „Regierungsblatt" Nr. 66 enthält u. A. eine unmittel bare Entschließung des Großherzogs, die öffentlichen Vrrkündigungsblätter betreffend. Dieselbe ent hält folgende Bestimmungen: An die Stelle der zur Zeit bestehenden drei allgemeinen Verkündigungsblätter, nämlich des „Regierungsblatts*, des „Centralverord- nungSblatts" und deS „Allgemeinen Anzeigeblatts", treten vom 1. Jan. 1869 an: 1) ein „Gesetzes- und Ver ordnungsblatt" und 2) ein „Staatsanzeiger*. Die Redaction beider Blätter wird von dem Srcretariat de- StaatSministertums besorgt. Außer den erwähnten amtlichen Blättern dient dir „Karlsruher Zeitung^ zur Aufnahme öffentlicher, für das ganze Land bestimmter Bekanntmachungen der Staatsbehörden. Ivira, 1. December. In der letzten Sitzung des Professorencollrgiums der medicinischen Facultät kam der Antrag deS Prof. Dumreicher: datz in Zu kunft Zweidrittelmajorität des Collegiums erforderlich sei, um zum außerordentlichen Professor vorgeschlagen zu werden, zur Debatte und Abstimmung, und wurde der Dumreicher'sche Antrag mit 12 gegen 3 Stimmen an genommen. — Die „Oest. C.* meldet: Ein gestern eingegan- genes kurzes Telegramm aus Wieliczka bringt die einigermaßen beruhigende Nachricht, daß das Waffe falle. Die Vermuthung wird laut, daß das plötzliche Eindringen eines mächtigen Wasserstroms mit den Erd erschütterungen der jüngsten Zeit zusammenhängt. Feldkirch, 30. November. (Pr.) Das Kreisgericht von Feldkirch forderte vom Bischöfe von Brixen die Herausgabe der Ehegerichtsacten innerhalb einer Frist von acht Tagen, im Weigerungsfälle ist er mit einer Strafe von I00O Fl. bedroht. ** Pesth, 30. November. Die Pensionenfrage hätte fast den Sturz des ungarischen Ministeriums herbeigeführt; seine Niederlage hing an einem Haare. Es handelte sich hierbei um die Pensionen für dir Hof kanzler und andere hohe Beamte, welche in der Periode vor dem Ausgleich die ungarischen Angelegenheiten ge leitet hatten. Das Ministerium harte dafür eintreten müssen, diese Pensionen auf den Etat des ungarischen Budgets zu übernehmen. 'Nun bat dasselbe allerdings rin erkleckliches Deficit, aber nicht blos aus diesem Grunde stieß die Forderung bei den ungarischen Ab geordneten auf grotzen Widerstand. Dieser Widerstand galt weit mehr den Personen als der Sache; es han delte sich um Leute, welche die Verfassungstreuen als Gegner, die Patrioten als Feinde, ja als Verräther des Vaterlandes betrachten. So kam es, daß in dieser Frage ein bedeutender Theil der Majorität mit der Linken übereinstimmte. In solcher Noth erwies sich abermals Deak als Helfer. Er sprach während der betreffenden Elubdebatte das schöne Wort: „Ich liebe mein Vaterland mehr als ich dessen Feinde hasse." Er fügte hinzu: Der König habe in seiner Hochherzigkeit das Loos der Honveds gemildert und die Nation müsse cs dem Monarchen gleich thun. Gleichwohl erlangte auch Deak nur den Beschluß, die Pensionen dieser Ka tegorie für das künftige Jahr, also provisorisch, zu be willigen, den Finanzminister jedoch zu beauftragen, dem künftigen Reichstage einen Gesetzcsvvrschlag, behufs endgiltiger Regelung dieser Frage vvrzulegen. Dem entsprechend entschied das Haus. Pari», 30. November. Der Hof wird, der „K. Ztg." zufolge, am 20. December von Compisgne zu- rückkehren. — Demselbe Blatte schreibt man Folgendes über einen Strike der Schriftsetzer: Ein großer Theil der Pariser Setzer hat heute ihre Arbeiten ein gestellt. Die Bewegung geht von der „Gesellschaft der Setzer* aus, die schon vor längerer Zeit eine Abän derung des Tarifs verlangte, aber nichts durchsetzen konnte. Einige Druckereibcsitzer, wie Renoux und Chaix, nahmen den neuen Tarif, jedoch nur provisorisch, an; es wird deshalb in diesen Druckereien fortgrarbeitet. Obgleich an die Arbeitseinstellung nur die Mitglieder der „Gesellschaft" gebunden sind, so haben doch viele der übrigen Setzer „Grsvc" erklärt, wie z. B. die der Druckerei von Dupont, einer der größten von Paris. Dieselben benutzten die Gelegenheit, um die Frage be treffs der Arbeit der Frauen in den Druckereien wieder zur Sprache zu bringen, und knüpften an die Wieder aufnahme ihrer Ardelt die Bedingung, daß Dupont alle Frauen — er beschäftigt deren nur noch neun — ihres Dienstes entläßt. Der Präsident der „Setzer-Gesell schaft" selbst befand sich einige Stunden in Haft. Er war nämlich vom Druckereibesitzer Martinet angezeigt worden, prvtestirte aber gegen diese Maßregel, welche man gegen ihn ergriffen, und wurde freigelassen, weil nichts gegen ihn vorlag. — Das „Journal de Paris" meldet, daß die chinesische Gesandtschsast, die sich augenblicklich in London befindet, gegen Ende December nach Paris kommen wird. Der Chef dieser Gesellschaft, Herr Burlingame, beabsichtigt, den Winter in Paris zuzubringen. — Die Blätter beschäftigen sich heute sämmtlich mit der Person, den Lcbensumständen und der politischen Bedeutung des am Sonntag-Morgen verschiedenen Herrn Berryer. Der „Constitutionnel", indem er dessen Lod anzcigt, verspricht, dem Andenken eines Mannes, „der zu den Berühmtheiten Frankreichs zählt," einen besondern Artikel zu widmen. Die „Li berte" schreibt: „Berryer's Tod ttt unstreitig der größte Verlust, welchen die legitimistischeSache erleiden konnte." Dem „GauloiS" zufolge werden die Obscquien Ber- ryer's heute über acht Tage in Augerville gefeiert wer den, es sei denn, daß sein Testament eine andere Be stimmung enthielte. Florenz, 28. November. (I. C.) Der Kronprinz und dir Kronprinzessin sind sowohl in Neapel, als auf ihrer Reise dahin an allen Orten, die sie berühr ten, mit vielem Enthusiasmus empfangen worden; die Mutter der Kronprinzessin, die Herzogin von Genua, hat sich zu längerm Aufenthalte nach Mentone bege ben, wo auch die Königin-Witwe von Preußen den Winter zu verbringen gedenkt. Der Großher zog und die Großherzogin von Baden sind unter dem Jncognito eines Grafen und Gräfin v. Eberstein in Florenz eingetroffen, nachdem Hochdirselben eine von schönem Wetter begünstigte Reise über Marseille, Nizza, Savona, Genua gemacht haben. Bukarest, 30. November. Der „Deb." wird tele- graphirt: Der Minister wechsel (durch welchen die gemäßigte Bojarenpartci ans Ruder gekommen) erregt große Sensation. Allgemein circulirt das Gerücht, Fürst Karl habe geäußert, er würde für den Fall, als die Kammern gegen das neue Ministerium wären, lie ber abdanken, als die Kammern neuerdings auflöscn, da er im letzter« Falle für die Aufrechterhaltung der Ruhe im Lande nicht ctnstehen könnte. DamaSku», 5. November. (A.ZI Der Verschwö- rungsproceß Hassan Bry's (OMeilly's) ist für den Augenblick hier abgeschlossen, da von Konstantinopel durch den Telegraphen der Befehl eintraf, ihn und seine Mitschuldigen dorthin zu senden. O'Reilly ge stand in seinem Verhöre offenherzig: die Expedition habe den Zweck gehabt, der hiesigen Regierung Schwie rigkeiten zu bereiten durch Anstiftung und Unterhal tung von Unruhen unter den Nomadenstämmen, und sie sei auf indirrcte Weisungen des ägyptischen Prin zen Mustapha unternommen worden. Dir andern hier bei etwa noch Bloßgestellten nannte er nicht. Die Amerikaner ertheilten auf keine Frage eine Antwort; sie würden, erklärten sie, dies nur thun, wenn sie die Ermächtigung ihres Konsul- dazu erhielten. Dieser, Herr Johnson, war aber eigens von Beirut au- hier her gekommen, um den Behörden zu erklären: daß er ihr Recht, gegen seine Landsleute irgendwie einzuschrei ten, nicht anerkenne. Der Oesterreicher, Jul. Franz, erklärte dem Gericht durch den Dolmetscher Bertrand: er habe seiner Aussage vom 7. October nichts beizu- fügen; er sci ein untergeordneter Angestellter eines der der der Expeditton Betheiligten und brauche die Ab sichten seines Chefs nicht zu kennen. Trotz dieser Recht- fertigung dürfte er seine Freiheit nicht erhalten. Dresdner Nachrichten vom 2. December. N.— Die letzte Sitzung des Städtischen Ver eins bot durch ihr Thema, die viel besprochene und erörterte Krankenhausfrage, hervorragendes Interesse. Die Forderungen des Referenten vr. Gleisberg erstreck ten sich auf Anstellung weiterer Assistenzärzte, Ver mehrung des Wärterpersonals und auf räumliche Er weiterung der Anstalt, um nicht blos dem einzelnen Kranken mehr Luft, Licht und Raum zu verschaffen, sondern auch entsprechende Einrichtungen für Geistes kranke und eine vollständige Separirunq der syphiliti schen Station zu ermöglichen. Sämmtliche Anträge wurden nach lebhafter Debatte genehmigt, allseitig aber anerkannt, daß die sonstigen Verhältnisse des Kranken hauses, obwohl noch mancher Besserung bedürftig, doch im Allgemeinen befriedigend seien, und daß ferner von der bisherigen wie von der gegenwärtigen (interimisti schen) ärztlichen Leitung rühmend hervorzuheben sei, wie die betreffenden Herren Alles gethan hätten, um mit den vorhandenen Mitteln und trotz mancher un- vortheilhaften Einrichtung das Dresdner Krankenhaus- wesen möglichst auf der Höhe der Zeit zu halten. — Wie wir vernehmen, hat der am 26. November in Meinhold's Sälen stattgefundene Ball zum Besten des Albertvereins einen Reinertrag von mehr als 400 Thlr. ergeben. — Wir wollen nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, daß Herr L. Ftger seine Zaubervor stellungen — welche stets reichen Beifall finden und denselben in hohem Maße verdienen — mit Ende die ser Woche schließen wird. Provin)ialnachrWen. Leipzig, 1. December. (D. A. Z.) Am gestrigen Tage kehrte der Chef der Firma F. A. Brockhaus, Heinrich Brockhaus, nach einerachtzehnmonatlichen Abwesenheit in seine Heimath zurück. Seine Reise hatte sich im Norden dis zu den Orkney-, den Shetland- und Färöerinseln und dem fernen Island er streckt, im Süden nach Algier, Oran, Constantine bis an die Grenze der Wüste, Tunis und die Ruinen von Karthago ausgedehnt. Weiler wurde Majorca besucht und eine Reise durch Spanien, Portugal, Frankreich, England, Schottland und Irland unternommen. Die Reise hat des Anziehenden und Belehrenden viel ge boten und ist durch keinerlei Mißgeschick getrübt wor- worden. Das Personal der verschiedenen Geschäfts zweige der Firma F. A. Brockhaus hatte dem rück- kehrenden Chef einen festlichen Empfang bereitet und bewies dadurch aufs Neue seine treue Anhänglichkeit. Statistik und Votkswirthschaft. Schleswig, 30. November. (H. N.) In der heutige« Gene ralversammlung der SchleSwig-Klostcrkrug-Eisenbahu- gesell schafl wurde beschlossen, die Bahn an die schleSwig- sche Eisenbahngesellschaft für MH300 Thlr. ReichSmünze zu verkaufen. Die Uebergade der Bahn erfolgt am 2. Januar 1860. Ludwig-Hase«, l. December. In der heute stattgehabteu Geoeralversammluug der Actionäre der pfälzischen Maximi- liansbahn wurde einstimmig der Bau einer Zweigbahn von Winden nach Bergzabern, sowie die Erhöhung deS Bau und Einrichtungscapitals um 27SM) Gulden genehmigt. * Ein neues Aeuerzeug. Eine in der Geschichte der In dustrie jedenfalls Epoche machende Erfindung ist soeben auS dem chemischen Laboratorium der k. polytechnischen Schule in Dresden hervorgegangcn, indem es Herrn Prof. Oe. Fleck da selbst gelungen ist, die seit ungefähr 30 Jahren in den Berkehr eingefuhrten Streichhölzer, welche durch ihre Phosphor haltende, daher giftige Zündmaffe schon io oft Beranlasiung zu Unglücks fällen geworden, durch Zündrequisiten zu ersetzen, welche, ebenso eiusach al- sicher im Gebrauch, eine völlig ungefährliche, gift freie Zündmiichung einschließeu. Einer hierauf bezüglicheu Abhandlung des Erfinder- in „Dingler - polytechn. Journal" entnehmen wir darüber Folgende-: Jo dem Kochsalz und in der Soda ist ein silberglänzendes, weiche- Metall, da- Ratnum, enthalten, welches nach den Untersuchungen de- Prof. Fleck u. A. dadurch ausgezeichnet ist, daß eS, mit explosiven Stoffe« in fcinvertbcilter Form zusammengebracht, deren Entzündung bedingt, sobald ein Dropsen Wasser oder ein mit Wasser be feuchteter Körper damit in Berührung kommt. Durch Ueber- fuhrung solcher, das Natrium enthaltender Zündgemische in die Form kleiner Pillen oder Zündblättchen (Amorces), oder durch Uebertragung derselben auf Papierstreift» lassen sich nun Feuer zeuge darjlelleu, deren Inhalt, statt bei den Streichhölzchen durch Reiben an einer rauhen Fläche, durch Oeffoeu einer Mes- singkapsel, oder durch Anstechen mit einer feuchten Nadel, oder durch bloses AuScinanderreitzen zweier die Zündmischung ein schließender Papierstreifeu zur Entzündung gelangt. Durch Vermischen der Zündmaffeo mit couservirenden Stoffe«, sowie durch gleichzeitige stark- Eomprelsioo, durch welche sre sich eben so wenig wie durch Schlag oder Reibung ent zünden können, erlangen dieselben beständige Haltbarkeit, dauernde Sicherheit in der Wirkung, und gestatten, mit diesen Eigenschaften versehen, eine größere Vielseitigkeit in der Anfer tigung verschiedener Formen von Feuerzeugen, al- es bei der bisher angcwendetcn PhoSphorzündmaffe möglich war. ES wird nun die Aufgabe der Industrie sein, diese ihr von Herrn Prof. Fleck dargeboteoe Erfindung zu verwerthco und dadurch sich selbst von allen den Gefahren und Uebelständeu zu befreien, welche die Anfertigung der bisher fabricirten Streichhölzer für die Gesundheit der Arbeiter mit sich brachte. Ueber die Ber- werthbarkeit der Fleck'scheu Züodmaffe zu Sprengarbeiten unter und üder dem Wasser, zu denen sie sich wesentlich qualificireo, müssen wir auf die Abhandlung verweisen. Aächfte Dampfer «ach Rorvamercka. Bon Liverpool: Donnerstag, 3. Decbr, Abends '> Uhr, der „Nestorian" über Cap Race nach Portland (in Moville am 4., Nachm. 2 Uhr); Sonnabend. 3. Dec., Abends 3 Uhr, die „City of Cork" über Halifax nach New Kork und die „Java" nach New Kork direct (in Queenstown am 6., Nachmittag- halb 3 Uhr). Gingesan-tts. O^af Kaumann, Frauenstraße LV, in Dresden, erhielt dieser Tage größere Zusendun- gen paffender Artikel für das bevorstehende ^st; be sonders hervorzuheben sind die eleaanten Flaeaniästche in Leder, 2, 3 und 4 geschliffene Flacon- für Parfüm enthaltend, sowie namentlich eine Collection der neue sten Pariser Ball- »nd rheater»N»cher, Parfum» für da» Taschentuch, frinstr fr-uz. T-iletteseife« und Hant» derschönrrnng-mittel der ersten Häuser in Paris und ' London. „wenn je ein vall»tale«der seine Ausgabe, zu »»trehnUen, zu dU»«n, zu nütze» »c., erfüllt, so ist e« dieser (Latzrer Hiikeudrr Sat«), der in einer Anlage »o» -00,000 Grenchlare» über gauz Denttchland verbrer- tet ist. (Di»a»kali-3