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Dresdner Journal : 03.12.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186812036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-12
- Tag 1868-12-03
-
Monat
1868-12
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 03.12.1868
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^28«. 2U,„nrmtitt»prk«fr: Ii» I,rLL >ni»ü«i Ttbcliob: «Milr. — kixr ^jSlrrlick: 1 „ 18 „ Üso»tliok:— „ 18 „ >iorelll«Kuo»m<!ri>: 1 „ I»kr,u»«» tritt jitkrlick» 2 1'dlr. 8tempeli?ebukr, *»n«rb»ld blorää. Luvä«»?v»t »nä 8t«mp«Imocbl»^billHi. »«srralrnprtist: W"»r ck«» N»om eioer ^e»p»Iteneo Leike: 1 K^r. V»t«r „Liaxeosockt" 6i« Leite: L Kxr. Lrschetnni: 1'I^Iieb, mit Xn»n»bw« äer 8ovo »ock k',i«rt»k«, ^beväo kür äe» kolxeoü«» '1'»x Donnerstag, den 3. December. DreMerÄm n a!. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann.' 1868. Anseralcnannahme auswärts: 1-eixri^: t« ItaÄHNürnri»», Domwioolooltr Ne» I>re»ckner ckourn»!»; eben.,»» : kl l^ai.»:«, I-'ocr; Nnwdllr^HerUL- Vi,i>-I.«ix>«jx-L»»eI-rr»uLtilrt » » Ilxtüixsrii, t Vooi.»x, L«rUn. Ouoeii x'»clie Iluebb., liureau, Iiivoi.ru 8io->»r; Lreiuev: tl. ^cuvorriz Lre»I»a:k, 8ri„oe>i , >>>,ionceobure»u, ckaxm. NiLi, L I'm i »v; krunkkurt ». : ckt«omi'oeb« Nuotik.; LSI»; ^v. Uli»««««. kur:»: IlLvi», I^t»-r,ri!, Uvl.1.1»« LOo., (8, IMc» äv I» iiuur»«>i ?r»^ tu t-^uavieas Uuebü.; Vi»o X,.. Orerl.1«. Herausgeber: ÜLnixI krpoäitinu <le» Dresdner ckouraals, vreocke», 8I«rieo»tr»,so 1^». 7. Amtlicher Theil. Dresden, 1. December. Seine Majestät der König sind heute Nachmittag A4 Uhr von Altenburg wieder hier eingetroffen. Nichtamtlicher Theil. Übersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagetgeschichte. Berlin: Vom Bundcsrathe. Graf v. Bismarck. Der Ministcrwechsel in llinmänien. Verhandlungen des Abgeordnetenhauses. — Kiel: Proceß des schleswig-holsteinscheu Wahlvercins. — Aus Thüringen: Landtag in Meiningen. — Altcnbnrg: Beisetzung der Leiche des Herzogs Jo seph. — Lübeck: Geibel. — Karlsruhe: Vcrkün- digungsblätter. — Wien: Antrag der mcdicinischcn Facultät. Nachrichten aus Wicliczka.—Feldkirch: Ehegerichtsacten eingefordert. — Pesth: Die Pen- sionsfragc und das Ministerium. — Paris: Vom Hofe. Strike der Schriftsetzer. Chinesische Gesandt- schäft. — Florenz: Hofnachrichten. — Bilka re st: Der Ministerwcchsel. — Damaskus: Verschwö- rungsproccß. Dresdner Nachrichten Pravinzialnachrichtrn. (Leipzig.) Statistik und VoltSwirthschaf». Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Biirscnnach- richtrn. Telegraphische Nachrichten Pari», Dienstag. 1. December, Abends. (W. T. B.) Die „Patrie" meldet, daß gestern in Eompiügne ein Ministerronsril unter dem Vorsitze deS Kaiser« stattgesunden hat. Tie Vuchdruckereidesitzer haben bi« aus 14 den For derungen eine« Hähern Lohnes selten der Setzer nach- gegeben. Da» Jonrnal „Avenir national" konnte wegen Arbeitseinstellung der Setzer heute nicht er scheinen. (Vgl. unter „Tagesgcschichte".) Die Zeitungsnachricht, daß der von der provisorischen Regierung Spaniens zum Botschafter in Paris er nannte Salustiano Olozaga nach Compidgnc «inge- ladrn worden sei, wird demcntirt. Florenz, Dienstag, 1. December. (W. T. B.) Zn diplomatischen Kreisen wird versichert, der Mini ster der auswärtigen Angelegenheiten habe an die Ver treter Italien» in Paii», London nnd Berlin ein Rundschreiben erlassen, in welchem die Bedeutung der am 25. v. M. von der Deputirtenkammer beschloffenen Tagesordnung erklärt und gegen die provokatorische Politik de» heiligen Stuhle» Protest eingelegt wird. Madrid, Dienstag, l. Decembkr. (W. T. B.) Da» bereit» angekündigtc Rundschreiben de» Minister» deS Innern, Sagasta, an dir Gouverneure der Pro vinzen ist heute erschienen. Der Minister beschuldigt in demselben die Reaktion, dir Tendenzen de» Liberalis mus zu übertreiben, uw dadurch dir librralrn Jdern in Mißkrrdit zu bringrn. Drr Ministrr sordrrt dik Gouvernrurr auf, die Ordnung überall und um jeden Prri» aufrecht zu erhalten. Madrid, Mittwoch, 2. December. (W. T. B.) Zufolge des Gerüchts, daß die freiwillige Volksmiliz, welche die Wache im Ministerium de» Innern hatte, durch reguläre Truppen abgelöst werden solle, sanden gestern Abend zahlreiche Zusammeniottuvgrn aus dcm Platze Puerto-del-jSol statt. Die Menge zerfireüte sich erst gegen 1 Nhr, nachdem der Gencraleapitän Feuilleton. I Dresden. Auch der am l. December mit Sbcri- dau's Lustspiel „Die Lästerschule" eröffnete zweite Cyllus von Vorträgen Rud o lph Genöc's hat sich wiederum einer sehr zahlreichen Thcilnahme seitcn des Publikums zu erfreuen. Herr Gcnöc las das genannte Lustspiel nach eigener freier Bearbeitung, welche in zweckent sprechender Weise die Vorzüge des Stücks dem moder nen Bühnenbedürfnist anpaszt. Der Vortrag erwies sich, bei dem entschieden komischen Talent des Vorle sers, sehr wirkungsvoll und riß das Auditorium am Schluß zu lauten Beifallsäußerungcn hin. L Jugendlitrratur. „Der kleine Vater und das Enkelkind. Eine Erzählung für Knaben nnd Mädchen im Alter von 8 bis 12 Jahren von Thekla v. Gumpert. Dritte Auflage. Mit sechs Bildern von L. Venus. Verlag von Karl Flemming. Glogau." Vorliegende Gabe für die Jugend ist als Fcstbuch ge druckt worden, da gegenwärtig gerade ein Vierteljahr- Hundert verflossen ist, seit Th. v. Gumpert (Frau Le- aationsräthin v. Schober) ihre Laufbahn als Schrift stellerin begann, und aus Anlaß dieses Jubiläums möge cs gestattet sein, etwas näher auf das literarische Wirken dieser Dame, welche sich bekanntlich eines aus gezeichneten Rufes als Jugcndschriftstellerin erfreut, einzugehen. Was zuvörderst die obengenannte Erzäh lung betrifft, so kann dieselbe kaum besser als mit den Worten L. Rellstab's empfohlen werden, der damals schrieb: „Man möchte wieder ein Kind werden, um ganz die wonnevolle Spannung zu genießen, welche „der kleine Vater und das Enkelkind" seinen Lesern bereitet, ja, man wird dabei wieder ein Kind, weil es für ein kindliches Herz geschrieben ist." Das Buch Zlquirrdo erschienen war und da» gedachte Gerücht dr- meoUrt hatte. Bukarest, Dienstag, 1. Dtcember, Abcnd«. (W. T. B.) Die Kammern haben heute ihrr vüreoux con- fiitnirt. Die Dkputirtrnkammrr wähltr Bratiano (den abgetretenen Ministerpräsidenten) mit 66 von 84 Stimmen zum Präsidenten. Srnatspräsident wurde Nikolaus GoleSk«. Zu Virepräsidknten wurden ge wählt: Rossetti, Pkter Bonirt und Archiropnio Trtu. (Vgl. unter „Tagcsgeschichte".) Tagesgeschichte. Berlin, 1. December. Der „St.-A." berichtet über die bereits kurz g> meldete Wiedereröffnung der Sitzungen des Bundesraths: Die am 30. Juli d. I. vertagten Sitzungen des Bundesraths des Norddeutschen Bundes wurden gestern unter dem Vor sitz des königl. sächsischen Staatsministers Frciherrn v. Friesen wieder eröffnet. Die ^cit der Vertagung neu ernannten Bervollmächtigten, Staatsminister v. Bülow für Mecklenburg - Schwerin und Mecklenburg - Strclitz, Präsident des fürstlichen Cabinetsministeriums Held- man für Lippe und Ministerresidcnt vr. Krüger für Lübeck traten in die Versammlung ein. Wegen eines Ersatzes sür das am 28. September verstorbene Mit glied der Commission für Ausarbeitung einer Civil- proceßorduung, den großherzogl. hessischen Gcneralstaats- procurator und Geh. Ratb vr. Seitz, wurden Einlei tungen getroffen. Von Seitcn des Präsidiums wur den der am 10. v. Mts. unterzeichnete Postvertrag mit Italien, ein auf Veranlassung der königl. preußischen Regierung ausgcarbeitcter Entwurf eines Gesetzes, be treffend das Urheberrecht an Werken der Literatur nnd der Knust, sowie eine Reihe von Anträgen administra tiver "Natur vorgelegt und es wurde über deren ge schäftliche Behandlung Beschluß gefaßt. Eine Mit- theilung über die Lage mehrer, vor der Vertagung vom Bundcsrathe verhandelter Angelegenheiten wurde zur Kenntnis; genommen, und verschiedene Petitionen wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathco des Nord deutschen Bundes für das Landheer und die Festungen so wie für das Seewesen hielten heute Mittag eine Sitz ung ab; auch fand heute Mittag eine Sitzung des Aus schusses des Bnndcsrathcs sür Handel und Verkehr statt. — Das Staatsministerin«! trat gestern Mittag unter Vorsitz des Kricgsministcrs v. Roon zu einer Sitzung zusammen. — Die „N. Pr. Ztg." schreibt: Der Ministerprä sident Graf Bismarck wird heute Abcnd hier erwartet. — Die „Köln. Ztg." und andere Blätter machen sich fort und fort sehr viel mit bevorstehenden diploma tischen Ernennungen zu schaffen. Wir können ver sichern, daß die Mitthciluugen der verschiedenen Cor- rcspondcnten gleichmäßig auf blvsen Conjecturen beruhen. — Der „Jndöp. bclge" wurde aus Paris berichtet, daß der neueste Ministerwechsel in Ru mänien durch preußische Vermittelung, aus Rücksicht auf Oesterreich und Frankreich, hrrbeigesührt worden sei, und daß zu dcm Zwecke König Wilhelm ein eigen händiges Schreiben an den Fürsten Karl gerichtet habe. Die „4i. A. Z." bezeichnet heute diese Angabe als „widersinnig" und bemerkt dazu: „Fürst Karl hat ein anderes Ministcrinm gewählt, anscheinend um allen ferner» Verdächtigungen dcu Vorwand abzuschneidcn, nnd Preußen hat in Rumänien Nichts anznordncn oder zu bestimmen, was nicht auch den andern Mächten zu stände, da cs schlechterdings in keinem andern Verhält nisse zu Rumänien steht, als diese Mächte auch." * Berlin, 1. December. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses führte bei der Fortsetzung dcr Berathung deS Justizctats der Titel sür das Obcr- tribunal resp. ein Postulat von 1000 Thlr. „für Stellvertretung beim Obertribunal", zu einer sehr er regten Debatte, die durch cine Rede des Justizministers eine ganz bcsondere Bcdcutnng erhielt. Der Abg. wurde viel gekauft und dcr Verleger wünschte neue Manuscripte. So erschienen denn nach nnd nach fol gende Schriften: „Das erste weiße Haar", „Die Bade reise der Tante", verschiedene Uebersetzungen aus dcm Englischen nnd Französischen (10 Bändchen unter dcm Titel „Familienbuch"), „Grüß Gott" (Schilderung der Wohlthätigkeitsanstalten Englands und Deutschlands, zu welchem Zwecke die Verfasserin eine längere Reise unternommen halte), „Mutter Anna und ihr Gretchen", „Mutter Anna und ihr Häuschen" (schildern das Lebe» einer Mutter aus dem Volke, wie sie sein soll), „Die Herzblättchen", „Ein Jahr" (Tagebuch sür die reifere Jugend, um junge Mädchen beim Austritt aus dcr Schule anzulciten, Herz uud Verstand fortznbildcn), „Nach dcr Schule" (zunächst sür Knaben, Blick ans den zu wählenden Beruf), „Schloßpetercken und Bauer- hänscheu" (soll zeigen, daß Mutterliebe in Schloß und Hütte dieselbe ist), „Herzblättchens Zeitvertreib" (13 Jahrgänge), „Töchtcralbum" (14 Jahrgänge). Außer dem hat Th. v. Gumbcrt verschiedene Schristchen im Selbstverläge zum Besten von Wohlthätigkeitsanstalten hcrausgcgeben, so z. B. im Jahre 1860 zwei Heftchen zum Besten dcr Invaliden Sachsens und Prcußens; die selben haben nach Abzug der Kosten dem sächs. Mili- tärhilfsverein 200 Thlr., der Victoria (National-Jn- validcnstistung) und andern Vereinen für Invaliden 750 Thlr. als Ertrag gebracht. Alle diese Schriften wollen, indem sie Samenkörner ans dem Worte Gottes ausstreuen, Aeltcrn und Erziehern bei ihrem ernsten Berufe eine Stütze sein, und „Liebe Gott über Alles, deinen Nächsten wie dich selbst", „Bete nnd arbeite" sind die Hauptgrundsätze, denen dic Verfasserin folgt. Hübsche Erfindungsgabe, glückliches Gestaltungstalent, Kcnntuiß der Kindesscele und ihrer Bedürfnisse, Rein heit und Tiefe de- Gemüthes, anschauliche und fesselnde Windthorst-Lüdinghausen hatte nämlich bei dieser Po sition folgende Anträge gestellt: ») die Slellvcrtrclung dcr ObcrrribunalSrälhc durch Richter, welche nicht etatmäßige Mitglieder de» OberlribunalS sind, für gesetzlich u»z»lä)sig z» erklären, und b) demgemäß die für eine solche Vertretung geforderte Summe von l')W Thlr. nicht zu bewilligen. Dic übrigen Commissare dcs Hauses, die Abgg. Windthorst (Mcppcn), Bahlmann, Frcch w. beantra gen, daß bei dcr bevorstchcndcn Organisation des höch sten Gerichtshofes die Stellvertretung einzelner Mit glieder desselben durch dem Gerichtshöfe nicht angehörige Richter ausgeschlossen werde. Abg. Windthorst <Liiding»hauscn^ rcchtscrtigt scincn An trag durch ausführliches Eingehen ans die Entstehungsgeschichte dcr einschlägigen Gesetzgebung und citirl Aenßcrungen des scü- heru Iustirministers Simons und des srühcrn Abg. Beselcr. Die Uuabnangigkcit des höchsten Gerichtshofes müsse von jedem Verdachte frei gehalten werden, nnd auch die Nolbwendigkeit einer einheitlichen Gesetzgebung verlange die Aufrechterhaltung des Principes. Lange Jahrc werde es noch dauern, ehe irret heil und Recht sich im vollen Besitze der Achtung befinden wür den. Habe man dic Ungesetzlichkeit einmal anerkannt, so sei es die höchste Zeit, ohne Rücksicht vorwärts zu gehen, und des halb erhoffe er nun die Annahme seines Antrages. Dann werde es dem höchsten Gerichtshöfe gelingen, sich seinen alten Rubm zu wahren. (Bravo links.) Abg. Reichensperger: Auch er sei der Ansicht, daß dic Stellvertretung durch nicht etatmäßige Richler beim Obertri bunal unzulässig sei. Die Rechtsprechung durch commissarisch ernannte Richler widerspräche dem Reafisbemußtseiu unsers Volkes. Auch die Urkunde käme diesem Rechlsgrnndsatze zur Hilse, denn sie schreibe ausdrücklich vor, daß die Organisation der Gerichtshöfe durch ein Gesetz zu regeln sei. Was also n» Gesetze nicht gesagt sei über die eiutammensetzung des höchsten Gerichtshofes, das könne keine Geltung haben. Sei aber ein mal eine Stellvertretung beim Lbcrtribunalc überhaupt zuläs sig, dann könne auch einmal ein Richttr aus den untersten In stanze» an das Obertribunal berufen werden. Die Plenar beschlösse des Obertribunals könnten möglicherweise durch einen Hilfsarbeiter z» Stande gebracht werden, der am nächsten Tage wieder ansscheide. Schon dadurch stelle sich das Unannehmbare einer solchen Maßreacl heraus. Das Herrenhaus habe daS an erkannt, indem cs oereits im vergangenen Jahre beantragte, daß die Hilfsrichtcr an den Pleuarbeschlüfsen wenigstens nicht Theil netzmcn sollen. Praktische Rücksichten könnten gegenüber einer solchen F-uudamentalbestimmung der Verfassung nicht maßgebend sein. (Bravo links.) Abg. I>e. v. Rönne: Er stimme ganz dem Vorredner bei. Nur dcr Art. 8« der Versajsuugsurknnde: „Die Organisation der Gerichte wird dnrch ein Gesetz bestimmt", dürfe maß gebend sein. Abg. Twesten stellt jetzt den Antrag: „in dem Anträge des Abg. Windthorst l Lüdinghausen) »ab n das Wort „gcsetz lich" zn streichen. Regierungscommissar geh. Jusiizrath in- Falk: Im Prin cipe trete die Regierung den Anführungen des Vorredners bei, und der Justizminister habe dies bereits im vorigen Jahre an erkannt. Dic Staatsregiernng habe dic Ueberzeugung, das Ge seh bisher befolgt, nicht aber gebrochen zu haben, uud lege den größten Werth daraus, daß der Antrag Wmdthorst (Lüdings- hausen) nicht angenommen werde. Die Verfassung enthalte nnr Verheißungen, bestimmt sei nur. was im Geietze stehe. Wo die ordnungsmäßigen Kräfte nicht ausreichen. habe die Staatsregiernng die Pflicht, zu anßerordemlichen Kräften zu greisen. Mitglieder dcs Obcrtribnuals haben über Ueberbür dnng geklagt sind um Hilfe gebeten, das Hans möge sie ge währen. Abg. Windthorst (Mevpen) ist dcr Ansicht, daß seit Er laß des Gesetzes vom >7. März I8ä2 die Zuziehung von Hilfs arbeitern beim Obertribunal nicht mehr zulässig ist. Es sei dies daS Gesetz, welches die Vereinigung der beiden obersten Gerichtshöfe vcrlrngt. Dcr Antrag des Abg. Twcsien zudem Anträge seines RamensvelterS habe einen gulcn Weg gezeigt. Dic Streichung des Wortes „gesetzlich" lasse die Motive frei, nnd wir hätten Ursache, über die Worte cincn Schleier zn legen, weil wir schon im vorigen Jahrc und früher halten deutlicher sprechen sollen. Jnstlzministcr >>r. Leonhardt: Rach der Rede meines Commissars werde ich aus die besprochenen Gegenstände nicht mehr znrückkommen. Gegenüber der Wichtigkeit der Frage und gegenüber meinen besonders gestern gemachten Erfahrungen batte ich es sür meine Pflicht, mich über einige andere Gegenstände, vielleicht politischer Bedeutung, in vcrbreitcu mit derjenigen Offenheit, welche jeden Zweifel üver Dassini"e ansschlicßt, was ich wünsche und zu thnu gedenke. Es ist mir aus zwei Grün den unangenehm, daß dieser Antrag eine viel grögere Bcdcu lang gewonnen hat, als ich anfänglich zngab. Der cine Grnnd ist seit gestern weggesallen. dcr anocrc ist rein sachlicher Natur. Es erscheint mir nämlich sehr bedenklich, wenn in einem Ab aeordnetenhansc dic Rechtmäßigkeit der Organisation des obersten Gerichtshofes des Landes anaesochtcu wird, besonders dann, wenn diese betreffende Organyalion über ein Menschenalter hin durch unangefochten von allen Seiten und anerkannt dnrch dieses Hans bestände» hat. Wäre das nicht der Fall gewesen, so dürste dieses Hans nicht, was alljährlich geschehen ist, die Gelder Darstcllunffswcisc und vor Allem eine ccht christliche Gesinnung: das dürften dic Eigenschaften^scin, welche diesen Erzählungen eine so große Verbreitung gesichert haben. Ucber den äußern Lebcnsgang dcr Verfasserin noch Folgendes. Thckra v. Gumpert, dic Tochter cincs Regier ungsmcdicittalraths, ist in Posen geboren und lebt seit 1846 in Dresden. Als Kind wurde sie der Prinzessin Wanda Radziwill zugeführt, deren Vater königl. Statthalter der Provinz war; deren Mutter Prinzessin Louise von Preußen. Es entspann sich ein herzliches Frcundschastsverhälturß, das bis zum Tode der Fürstin fortdaucrtc und von größern Einfluß auf das Lcbcn der Schriftstellerin wurde. Prinzessin Wanda vermählte sich mit dcm Fürsten Adam Czartoryski, und TH. v. Gum pert besuchte sic vs» aus ihrem reizenden Landsitz Ruh- berg im Schmicdebcrgcr Thäle, am Fuße dcr Schnec- koppe. Das einst dcr Fürstin gegebene Versprechen, inr Fall sie bald von dcr Erde abgernscu würde, die Erziehung dcr Tochter zu übernehme«, führte im Jahre 1845 Th. v. Gumpert in das Haus dcs Fürsten Czar toryski, das sic nach cincm Zeitraum von sechs Jahren wieder verließ, nachdem die Aufgabe erfüllt war. Es erfolgte dann die Reise nach London, Hamburg und Kaiserswerth; rin Empfchlungsschrcibcn dcr Königin Elisabeth von Preußen eröfsnctc ihr den Eintritt in alle Wohlthätigkeitsinstitute, dic in dcm Buche „Grüß Gott" dcs Nähern beschrieben sind. Im Jahrc I85>6 wurde sie die Gattin dcs Dichters Franz v. Schober. Möge es der verehrten Fran, dic nur aus inncrm Drange, aus Licbc zur Erziehung, Schriftstellerin ge worden, noch lange vergönnt sein, sinnige Gaben für Grist und Herz der Jugend zu spenden! -j- Zn den beliebtrstrn und verbi ritctslen Kalendern gehört der in Leipzig bet I. A. Geißler erscheinende für dic Hilfsrichtcr bewilligt».—fHört!) Soweit meine Erin nerung reicht, ist nie in cincm Stamc in solcher Weise ein An griff auf den obersten Gerichtshof gemacht worden. Je freier ein Staat ist, umsomehr wird cr den obersten Gerichtshof achten >n>) verehren. «Bravo! rechts.) ES ist mir außerordentlich an genehm, daß ich mich in der vorigen Session übcr diesc Frage vom legislativen Slandpunktc aus ganz offen ausgesprochen habe, uud zu meinem Erstaunen damals fand das großen Bei fall. Ich habe versprochen, die Zuziehung von HilsSrichtern thunlichst zu vermeiden. Niemand im Hause wird sagen kön nen, daß das nicht geschehen ist. Ist daS aber der Fall, wozu dcnii die Anträge? — DaS Bedenken gegen die Zuziehung von HilsSrichtern in legislativer Beziehung finde ich weder in den dadurch vcrursachteil Sofien, noch in der Person dcr verschie denen Hilfsarbeiter, sondern dieses Bedenken besteht darin, daß dic Standigkeit der Senate verletzt wird und die Majoritäten in Schwanken gcratben. Die Schwierigkeit dcr gänzlichen Ver meidiing der Zuziehung von HilsSrichtern liegt «Heils in den im Obertribunal, wegen der Bcjahrthcit seiner Mitglieder ver hältuißmäßig stark cintrelcnde» noihwendigen Bchinderungcn, ferner darin, daß einzelne Mitglieder dcs Landtags sind. — Ich halte dic Zuziehung von Hilfsrichtern beim Obertri bunal für zulässig; erkesine an, daß die Frage vom objcc tivem Staudpilnkte aus zweiselhast sei» mag; von mcincm subjektive» Standpunkte aus halte ich sie sür zweifellos, und daS ist für mich envas Wesentliches Was wollen Sie denn cigcntlich und was künncn Sic mit Ihren Anträgen erreichen? Geld zu sparen? Nein; svndeni nm, daß die Zuziehung von Hilfsarbeitern vermieden werde. Nu» können Sie aber mög licherweise doch erreichen, daß das Geld gespart wird; aber DaS können Sie nicht erreiche», daß Hilfsarbeiter nickt zugezogcn werde». (Bewegung.) Ich erkläre Ihnen wenigstens, daß dieses Ihr Wollen nicht in Erfüllung gehen wird. (Bravo! rechts.) Ich bin sür eine prompte unpartci- ischc Rechtspflege im Lande verantwortlich; diese meine Aus gabe, darauf künncn Sie sich verlasse», werde ich nöthigcnsalls mit der;enigen Energie des Willens erfüllen, dic wcnig oder vielmehr gar nichts z» wünschen übrig lassen wird. (Bravo! rechts.) Täuschen Sie sich doch nicht in meiner Person infolge von Zeitungsberichten, die über meine Verwaltungsprincipien keineswegs correct sprechen. Ich habe gar keine liberale Neigung. (Heiterkeit.) Roch viel weniger liebäugle ich mit politischen Parteien. (Bravo! rechts.) Wenn es sein muß, werde ich also Hilssarbeiter beim Obertribunal mit Diäten anstellen nnd Ihnen diese Diäten über den Etat in Rechnung setzen. Das ist dcr Fall dcS Eonslicls. dcr von dcr Rcgierung wahrhaftig nicht gcsiichl, aber, wenn sie nicht anders kann, auch angenommen werden wird. (Bewegung.) Ei» Iustizmiilister findet vielte cht Mittel, die «hm an sich sehr unerwünscht sind, die ihn aber in die Lage versetzen, seinen Will n dmchznsetzeii, ohne gegen Ihre Resolution zu verstoßen, d. h. also Hilssaibciter nnzmiellen, ohne dafür Diäten in An spruch zu nehme». Zuvörderst kann er in Betreff dcr Beur laubungen sehr strenge Principie» anwenden; oder cr bewilligt den Urlaub nur, wenn der Beurlaubte aus eigenen Mitteln die Stellvcrtrelnngskosten trägt, und er wird diejenigen Mitglieder des Obertrilmnals, die Abgeordnete sind, mcht anders behan deln, als die übrigen Iustizbeamtcn deS Landes. (Sehr gut! rechts.) Ich glaube aber, es werden im Lande genug Mitglie der dcr AppellnüonSgeiichle sein, d e im Besitze hinlänglicher Mittel sind, daß sie ohne Diäten beim Obertribunal Hilse lei sten werden. Drittens wird der Justiznunister durch solche Anträge in die Lage gedrängt werden, mit vollcr Schärfe und Schroffheit den Grundsatz durchznsühren, Sr. Majestät dem Könige nie ei» Mitglied zum Obertribunal in Vor schlag zu bringen, wenn er nicht mit größter Sicher heit annehmcn kann, daß der Betreffende ein Man dat znm Abgeordnctenhause nicht aiinchmen wird. «Bewegung.) Diese Acrgernisse würde» Sie erlebe» durch d,e Annahme Jhrcs Antrages. (Zustimmung rechts. Mißfallen links.) Abg. Twesten (in der höchsten Erregung, mit der er je gesprochen hat): In den Jahren des EonslictS sind wir daran gewöhnt gewesen, von jener Stelle aus so gravircnde Worte zn hören, aber bei einer rein sachlichen Debatte sind »ns nie mals solche Drohungen und Provocationen begegnet, wie wir sie heute vom Herrn Iustizmiilister gehört (Widerspruch rechts, lebhafter Beifall links). Wir begegnen hier einer Behandlung, dic sich auch vor einem Verfassungseonstict nicht scheut. (Bei fall links.) Das geht über alles Das hinaus, was »ns bisher geboten wurde. (Hört! hört!) Ich denke, dcr Herr Justizmini ster wird sich noch besinnen, che cr aus seincn Worten Ernst macht (Oh! Oho! rechts), und hoffe, daß cr nicht immer aus seiner Meinung bestehen wird. Der Herr Iustizmiinster hat im Jahre lxW den Sieg dcr Oesterrcichcc über uns hcrbeige wünscht (Bravo! links, Oho! Psui! rechts) und bald darauf das Beschlagnahmedecret gegen seinen König unterzeichnet! (Hört! hört!) Ich denke, er wird in seinem jetzigen Vaterlande auch nachgcbend sein. Setzen wir cine Position ab, und der Mini ster gicbt sie doch aus, so ist das ein Eonslict, vor dem wir nicht zurückschrcckcn dürfen. Ich constalirc, daß die Debatten bisher rein sachlich waren; wenn aber dcr Herr Iustizministcr uns diesc Drohungen ins Gesicht schleudert, ist cs schwer ans eine sachliche Debatte zurück zn kommen. Instiiministcr l>r. Leonhardt: Herr Präsidcut, wenn der Herr Abg. Twesten sür gut befunden hat, uuch persönlich anzugrcisen, so bemerke ich ihm gegenüber, daß ich keine Ver und seit nunmehr 16 Jahren von Theodor Drobisch rcdiyirte „Ameiscnkalcndcr". Auch die Ausgabe für das Jahr 186!) zeichnet sich durch einen reichen Inhalt aus. Außer dcm Kalendarium, Jntercssentabelle, Reqcntentafcl u. s. w. bringt dic Ausgabe eine große Zahl dcm Ernste, der Belehrung und Betrachtung ge widmete Gedichte, Sprüche nnd MiSccllcn. Hieran schließt sich eine dcr Unterhaltung gewidmete Abthei- lung mit einer hübschen größern Erzählung von dcm Herausgcber. Ebenso werden die Freunde dcs Humors in den illustrirteu Anekdoten, Bären, Schnaderhüpfcl, Theatcrcouplets, Schnurren und Eulenspiegeleien des sogenannten Distelikalendcrs cincn reichen Stoff für ihre Lachlust finden. -ß Ans Anlaß der 3. allgcm. deutschen Kunst ausstellung sind Kanlbach, Gude, Knaus, Vautier und Ludwig Richter mit dcm Frauz-Josephs-Orden dc- corirt wordcu. Dcr zucrstgcuanntc Künstler mit dcm Comthur-, die übrigen mit dem Ritterkreuz gcuanutcn Ordens. * Von Alerander Jung, den, geistvollen Denker nnd Dichter, sind „Rücksichtslose Briefe an cincn Pes simisten" zu erwarten * Hans Hopfen in Wien, dcr Verfasser dcr Ro mane „Pcrcgrctta" nnd „Verdorben zu Paris", hat ein Lustspiel „Aschcubrödcl in Böhmen" geschrieben, in dem die tschechische Frage behandelt wird. * Jenny Lind hat sich mit ihrem Gatten Gold schmidt in Hamburg niedergelassen. * Fräulein Mallingcr hat ein neues Engagement mit der Hosbühne in München abgeschlossen und ist unn dauernd an dieselbe gefesselt. Die Sängerin be zieht eine Jahrcsgage von 7000 Fl. * A. Thomas Oper „Mignon" ist in Hannover mit sehr schwachen, Erfolge in Scene gegangen.
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