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SK7. ^»»»r«r,t»prrtke 8trwp«l»i»»cbl»rb«v»" tritt jitbrNob 8 1'klr. 8t«wv«lL«dübr, »uiDerbiib äo> dtvrckck. Luoä«» koit »vü ^tbrlicb: «rblr. — Kssr ^jiibrlicb: 1 „ IS „ »1»ll»tlicb: — „ 1b „ LioisluiKulluooro: 1 „ »»stratraprrisr: k>llr ä<" 8»um «io«r 2«U«: 1 KL» vot«r „Linx«!»»"»»" äi« Lvil«: 3 Kxr Lrschrtnni: 1'txUeb, mit 6er 8ovo- ooä k>i«rt»x«, ^b«oä» kür ä«» kolxeuäeu Dienstag den 17. November. DresdntrÄomnal. Verantwortlicher Rcdactcnr. Z. G. Hartmann. 1^. Luseratriannahme auswürl«: L»ix«l^! k» L»^«v»r»rrilit, o»miui»üioi>>ir » 6e» Vrnänsr 6ourn»I»; »denü»».: H.K»0I.II«, Kcoii Kuir; s»mdor^ NirU»- Vi,»-I.«ip»ix-tz»,«l-kr»li>r?iirt » » - L Voai.i», tzsrtui« O«urivii'-u:I>« ttuoläi., ttirii-irii»'» 8ur«»u, kvovl-eii bl»«»»; Lr«w«u- K. 8l.ui.urri; >r«,I»«i I., 8riuui!u'u XiiunncuubuKUtii, ilixi. L Kuii.ut>; kr»oli?>u-t 1.M.: 3iiu^u'-l-I>« Itu^bb. i Hoi»: Xi>. itivmu. k»ri,: IIivis, I.L» » irr, Urui ir« Ltiu., (8, Kl»e» 6« I» Uour»«); kr»^: Ku Knuoicu u iiulbb. z Vien: Oerrr-l». Hrrausgeber: Löoixl. Kipväitiull 6«« Oreuäosr ^ouro»!», Drucks», Ick»ri«»»tru»»v kiv. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 15. November. Seine Königliche Hoheit der Kronprinz ist heute früh H5 Uhr über Berlin nach Letzlingen gereist. Nichtamtlicher Theil. Uebersildt. Lele-raphische Nachrichten. IngkSgrschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. — Berlin: Landtagsverhandlungen. — Hannover: v. Bennigsen. Flügge's Lesebuch. Majestätsbelei- dtgungsproceß. — Kassel: Vom Landtage. Real schulstatut. — Kiel: Preßproceß.— Rendsburg: Landtagsverhandlungen. — Malchin: Landtags eröffnung. — Schwerin: Neuer Gesandter für Berlin. — Altenburg: Befinden des Herzogs Joseph.— München: Kaiserin von Rußland. Die Abmachungen der Militärconferenz. Vermischtes. — Karlsruhe: Gerichtsbarkeit. — Darmstadt: Land wehr. — Wien: Hofnachricht. Die Titelfrage ge löst. Herrenhausverhandlungen. Falsche Zeitungs nachricht. — Pesth: Landtagsangelegenheiten. — Paris: Verurteilungen. Kein Coinplot entdeckt. Havin f. — Florenz: Kammerangclegenheit. Von der Marine. Mordthatcn. — Rom: Kirchliches in Schottland. — Madrid: Rundschreiben Prim's. Die Anleihe. Zinsenzahlung. Aus Havana. — London: Die Königin von Holland. Generäle Scott und Honnor 's. — St. Petersburg: Neue officielle Zeitung. Der Kronstädter Handelshafen. Recrutenaushebung. Budgetausgaben für Pensionen. Belgrad: Proklamation. — Bukarest: Pulvcr- schiff freigegeben. Erdstoß. — Athen: Kammerbe- schluß. Demonstrationen. — Ostindien u. China: Aus der neuesten Ueberlandpost. — Rio-de-Ja- neiro: Vom Kriegsschauplatz?. Dresdner Nachrichten Prsdinzialnachrichte». (Leipzig. Wurzen. Falkenstein.) Berauschtes. Statistik »nd vallswirthschaft. Feailletan. Inserate. Tagrskalendrr. virsennach- richte«. v e i I > , e. Eingesandt»». Inserate. Telegraphische Nachrichten Paris, Sonntag, 15. November, Abends. (W. T. B.) Der hiesige österreichische Generalkonsul, James Baron v. Rothschild, ist heute Morgen gestorben. Die „Franre" bespricht in einem läagern Arti kel die (in voriger Nummer ihrem Hauptinhalte nach telegraphisch mitgetheiltc) Rede, welche Lord Stanley vorgestern vor seinen Wählern in Sinas-Lynn ge halten hat. Die „ France * wirft dem englischen Staatssecretär des Aeußern vor, daß er nicht unparteiisch genug die Lage Frankreichs beurtheilt habe. Es sei ganz natür lich, daß man sich in Frankreich, einem großen cen- tralisirten, militärischen Staate, mit der Beschaffenheit der Grenzen beschäftige. Sticht an Frankreich, sondern an Preußen, meint das Blatt, hätte Lord Stanley seine Rathschläge der Mäßigung und Beruhigung der Ge- müther richten sollen. Auch hätte der englische Mini ster, wenn er sich für den Frieden auSsprcchen wollte, nicht gleichzeitig Ereignisse in der Perspective zeigen sollen, welche weit entfernt wären, die Gemütber zu beruhigen, falls sie wirklich einträten, wie es beispiels ¬ weise die deutsche Einheit unter Leitung Preußens wäre. Diese Sprache, schließt alsdann das Blatt, än dert jedoch nichts an der Lage Europas. Pari», Montag, 16. November. (W. T. B.) Der heutige „Moniteur" bespricht iu stivem Bulletin ebenfalls die Wahlrede de» Lord Stanley. Da» offitielle französische Blatt sagt dabei, man muffe Lord Stanley Dank wissen, daß er nach Ueberzeugung alle Erwägungen hervorhob, welche heute eine dauernde Erhaltung de» Frieden» al» gesichert erscheinen lassen. Da» Moaitrurbülletin constatirt, wo» Lord Stanley über de« Ocridrnt beruhigend gesprochen, und analy- firt sodann beistimmcnd dessen den Orient betreffende Aeußerungen. Madrid, Sonntag, 15. November, Abend». (W. T. B.) Eine überaus zahlreich besuchte Volksversamm lung der demokratischen Partei hat heute stattgefunden. Olozaga, Armijo und Marios nahmen nach einan der das Wort. Sämmtliche Redner, welche ihre Zu stimmung zu dem kürzlich von den Führern dieser Par tei veröffentlichten monarchischen Manifeste erklärten, fanden großen Beifall. Nach Schluß der Versammlung wurde eine Deputation an die provisorische Regierung entsandt, um derselben das Resultat dieser Versamm lung mitzutheilen. Die Rube ist keinen Augenblick ge stört worden. Ein Derret de» Marineministrriums gestattrt allen früher« Geeleuten, auf der SriegSmarinr für die Dauer eine» Jahre» Dienst zu nehmk«. Tagesgeschichte. Dresden, 16. November. Ihre Majestäten der König und die Königin haben seit dem Wieder beziehen der hiesigen Winterresidenz gestern Abend zum ersten Male wieder der Vorstellung im k. Hoftheater beigewohnt nnd wurden Allerhöchstdiesetben aus diesem Anlaß bei Ihrem Erscheinen von dem in allen Räu men gefüllten Hause mit einem dreimaligen Hoch em pfangen. — Se. königliche Hoheit der Kronprinz hat sich gestern früh in Begleitung seines Adjutanten, des Hauptmanns Grasen Vitzthum v. Eckstädt, nach Ber lin begeben, um infolge einer von Sr. Majestät dem Könige von Preußen erhaltenen Einladung an den Lrtz- linger Hofjagden Theil zu uehmeu. Die Rückkehr Sr. königlichen Hoheit dürfte übermorgen (Mittwoch) Abend erfolgen. * Berlin, 14. November. Im Abgeordneten haus? hat heute die Budgetdebatte begonnen nnd zwar in sehr lebhafter und ziemlich erregter Weise, so daß auch der Präsident Veranlassung fand, in die selbe einzugreifen. Bevor in die Tagesordnung ein getreten wurde, kam ein Schreiben der beiden nord- schleswigschen Abgg. Krüger und Ahlmann zur, Vor trag, in dem diese die Stellung bezeichnen, welche sie auf Grund der ihnen übertragenen Mandate cinzuneh- mcn gedenken. Durch ihre Wiederwahl hätten die Be wohner Nordschleswigs gezeigt, daß sie mit dem Ver halten der beiden Abgeordneten in der vorigen Session einverstanden wären. Das Haus hätte daher die Al ternative zu erwägen, entweder die Vertreter Nord schleswigs unter Bedingungen zuzulassen, welche der exceptionellen Stellung derselben entspreche, oder sie ganz und gar auszuschließen. Sie (die beiden Abge ordneten) betrachteten sich als Vertreter Nordschlcswigs, nicht als Vertreter des preußischcnVolkcs. (Ruf: Oho!» In einem zweiten Schreiben entschuldigen die beiden Abgeordneten ihr heutiges Ausbleiben von der Plenar sitzung. Auf Vorschlag des Präsidenten werden beide Schreiben an die Gcschäftsorduungscommission verwie sen und der Vorsitzende derselben, Ör. Kosch, wird auto- risirt, die beiden Abgeordneten zu den Bcrathungen in der Commission cinzuladen. — Nachdem sodann die Vereidigung der neuen Mitglieder stattgefunden, geht das Haus zur Vorberathung des Staatshaushaltsctats für 1869 über. Zur Generaldebatte hat der Abg. Lasker folgenden Antrag cingcbracht: »Das Haus wolle beschUcßen, zu erklären: Im Interest« Preußens und des Norddeutschen Bundes ist es dringend gerathen, daß die eigenen Einnabmeu des Bundes vermehrt werden, jedoch nur unter der Voraussetzung, daß hierdurch keine Ueberbürdung in Preußen veranlaßt, vielmehr im Falle einer Erhöhung der Steuern und Abgaben nn Bunde gleich zeitig eine den Verhältnissen entsprechende Entlastung sicher gestellt werde." Es bkginut di? Generaldebatte, an welcher sich die Abgg. v. Benda, Lasker, 0». Glaser, vr. Löwe, v. Sy- bel und Twesten, sowie wiederholt der Finanzminister betheiligten. Abg. v. Benda beklagt bei dem vorliegenden Etat den Mangel an objectiver Wahrheit. In dem Etat sei eine Menge unumgänglich nothweniger Ausgaben zurückgestellt worden; dcr Finanzminister verweise ferner ans Hoffnungen, welche zu er füllen weder in der Macht der Regierung, noch in d r des Hauses liege, er verweise aus die Hoffnung, daß der Reichstag in diesem Jahre Beschlüge fassen werde, die den in der vori gen Session gefaßten vollkommen zuwiderlausen. Der Finanz Minister gebe ferner das Deficit auf 5 Millionen an, während dasselbe wirklich l« Millionen betrage, denn auch die zu er neuernden >3 Millionen Schatzscheine seien hierzu zu rechnen. Deshalb sei die Lage des preußischen Staates noch nicht schlecht zu nennen; denn es könnte noch eine ganze Reihe von Ein nahmen erhöht werden. Aber man möge zwei Punkte erwä gen, einmal das übermäßige Anschwellen der Schuldenlast und das sortwährende Steigen des Militäretats. Das Hans sei aber noch nicht in der Lage, Gegenvorschläge zu machen; es könne nur, so viel an ihm sei. auf Ersparnisse hinwirken. Redner wendet sich nun zu einigen speciellen Punkten des Etats. DaS mit l,»20,000 Thlr. bezifferte »Deficit der neuen Provinzen" sei zum Theil nicht wahr, jedenfalls verletzend für die neuen Provinzen; Redner weift ferner ans die geringe Er Höhung der Position „Einkommensteuer" (nur 03,nm» Thlr. aus 4,«30.000 Thlr.) hin; die Steuerpflichtigen müßten mit Ernst zur Leistung Dessen, was sie gesetzlich schuldig seien, angehalten werden; ein großer Theil der wohlhabenden Stände entziehe sich dem; es verlaute sogar, daß die Hälfte des Deficits durch solche Hinterziehungen veranlaßt sei «Widerspruch links); so lange hier keine Aenderung eingetreten, würde er einem Zu schlage zur Einkommensteuer nicht znstimmen können Redner fordert zur grüßten Vorsicht gegenüber neuen Finanzvorlagen, namentlich für Eisenbahnzwecke auf. Hier müsse endlich „mit dem Strichziehen, welches in Aussicht gestellt sei, Ernst gemacht werden". Redner laßt eine Kritik des Privaleisenbahnmcscns solgen; die Eisenbahnpolitik des HandelSministers habe eine Ueberspeculation aus diesem Gebiete begünstigt, durch welche der Grundbesitz und in einigen Fällen sogar das Interesse des Staates direct geschädigt worden sei, und stellt nähere Details für die SpenaldiScusswn in Aussicht. „Lassen Sie uns — so schließt der Redner — jenen alten soliden Grundsatz der Preußischen Finanzpolitik festhalten. Keinen Groschen ohne Noth ansgeben, keine Ausgabe ohne entsprechende Einnahmen!" Finanzminister Frhr. v. d. Hepdt: Er wisse nicht, was der Vorredner mit dem Vorwurse des Mangels an objectiver Wahrheit habe sagen wollen, er erwarte von dem Herrn Ab geordneten nähere Declarationen, eben so wie er den Nachweis dafür erwartet habe, inwiefern seine Finanzverwaltung eine unrichtige gewesen sei. hier aber habe er nur allgemeine Phra fen vernommen. So viel sich jetzt übersehen ließe, seien außer vei der Bergvcrwaltung die Einnahmen nicht hinter den Vor anschlägen zurückgeblieben. Wenn der Finanzminister sich auch über viele der beschlossenen Ausgaben nicht gefreut habe, so seien sic aber doch nicht zurückzuwersen gewesen, wie bcispicis weise die Ausgaben für die Provinz Preußen. Es gehör« nicht viel Weisheit dazu, jetzt nachträglich Sparsamkeit zu empfch len, es se« dies bester im Vorjahre geschehen. Be> Mehrsvr derungen könne man von einer Finanzverwaltung unmöglich Sparsamkeit erwarten. Der Abg. v. Benda habe auf die Höhe der Staatsschulden hingewiescn. Es könne doch nicht im In teresse des Hauses liegen, die Dinge schwärzer zu malen, als sie wirklich leien. Im Etat sei ja eine Amortisationsquote von ü Mill. Thlr. vorgesehen, ebenso werde eine Vernichtung von Obligationen der neuen Landcstheile beantragt. Der für über nommene Zinsgarantie zu zahlenden Million Thaler ständen höhere Einnahmen auf Grund dieser Garantie gegenüber. Nach den vorangcgangenen Ereignissen, bei der allgemeinen Lähmung des Verkehrs sei eine Rückwirkung aus die inner» Landesver hältnisse nicht zu umgehen gewesen. Aus seiner Hoffnung aus Verminderung der Matricularbeiträge sei ihm doch kein Vor wurs zn machen. Seine srühern Vorschläge zur Herbeiführung erhöhter Einnahmen habe man im Reichstage nnd Zcllparla ment zurückgewiesen. Auch er theile die Ansicht des Vorred ners und glaube sogar, daß durch richtigere Veranlagung der Einkommensteuer die Erhöhung der heuiigen Einnahmen aus das Doppelte zu bringen sei. Der Abgeordnete habe aber kein Recht, ibn an seine Pflicht zu erinnern. Was die Schatz anweisnngcn betreffe, so habe man nach den vermehrten Ein nahmen früherer Jahre eine baldige Deckung vcrmuthen kön nen, es ließen sich dieselben aber auch zu jeder Zeit in Staats obligationen umändcrn, was zu Ansana nur eine erhöhte Ans gäbe zur Folge gehabt haben würde. Wenn cs anders gckom men, als man erwartet habe, so werde dieser Zustand hoffent Feuilleton. 's Dr?»d?«. Am 14. November eröffnete Rudolph Gen«? im Saale des „Hotel de Pologne" einen Cyklus von Vorträgen; diesmal nicht über Werke Shake- fpeare's sondern über Goethe's „Faust". Das erha bene Gedicht, wie wohl auch die Erinnerung an die ausgezeichnete Vortragsweise Gense's, die sich in frü her» Jahren so genußreich erwiesen, haben auch gegen wärtig wieder cm sehr zahlreiches Publicum den Vor lesungen zugesührt. Herr Genie machte zunächst auf das von feinen früher» Vorträgen Abweichende in der Behandlungsweise seines diesmaligen Gegenstandes auf merksam; wie es ihm weniger um eine Analyse als um eine Rrcitation, um eine Vorführung des Goethe- schen Kunstwerks in seiner Totalität zu thun sei. Hieran schloß sich eine historisch-kritische Einleitung, welche die ersten Anfänge der Faustsage, die früheste poetische Be handlung derselben durch den englischen Dramatiker Marlowe, der Vorgänger Shakesvearr's, durch Les sing, durch Maler Müller und viele ander poetische Bearbeitungen beleuchtete; besonders auch wurde dabei der Bedeutung deS alten deutschen „Puppenspiels vom Doctor Faustus" gedacht und aus diesem sowohl, wie aus der Marlowe'schen Tragödie charakteristische Stellen mitgetheilt. Der Vortragende ging sodann auf den Goethe'schen „Faust" über und legte dar, wie er all mählich entstand und wie er sich zu dem ursprünglichen verhält. Nach diesen einleitenden, zweckentsprechend knappen aber klaren und lichtvollen Bemerkungen re- citirte Herr Gener die Zueignung, den Prolog im Himmel und ersten Monolog. De- Reichthums und der Kraft der rethorischen Mittel de- Herrn Gense ist schon öfters in diesem Blatte gedacht worden. Die wie wellenförmig dahinströmende Eurhythmik seiner Rede brachte die Schönheiten der Goethe'schen Verse zur glücklichsten Wirkung und in der ganzen Wärme, in der die Faustgestalt vom Dichter geschaffen, wußte die vou tiefem Verständniß getragene Recitation dieselbe dem Hörer wiederum nahe zu bringen. Literatur. „Schillcr's sämmtliche Schriften. Historisch-kritische Ausgabe. Im Verein mit A. El- lisscn, R. Köhler, W. Müldener, H. Oestcr- ley, H. Sauppe und W. Vollmer, von K. Goe deke." Stuttgart, 1868. Band III (XVI u. 596 S.) und IV (VIII u. 352 S.) in 8». Welch' hohes Verdienst sich die Cotta'sche Buch handlung durch diese kritische Originalausgabe der Werke des populärsten Dichters der deutschen Nation erwirbt, habe» wir bereits bei der Anzeige der ersten zwei Bände in diesen Blättern ausgesprochen. Wir können hier nur aus vollster Ueberzeugung diese Worte der Anerkennung wiederholen, und namentlich müssen wir den Herren W. Vollmer und K. Goedekc, welche die Herausgabe der beiden vorliegenden Bände besorgt haben, für den unendlichen Fleiß und die kritische Sorgfalt danken, welche sie auf diese so schwierige Aufgabe verwendet haben. Der dritte Baud enthält außer einzelnen kleinen Stücken aus der Mannheimer Zeit, meistens Bestand- theilen der rheinischen „Thalia", und drei zum ersten Male nach den Ortgtnalhandschriften abgedruckten Arbei ten Schiller's (Hochzeitsgedicht auf di? Verbindung Henrietten R. mit öi.öi. von 1783; Wundrrfeltsame Historia des berühmten Feldzugs, als welchen Hugo Sanherib, König von Assyrien, ins Land Juda unter nehmen wollte, aber unverrichteter Sache wieder ein- stellen mußte. Au- einer alten Chronik» gezogen und in schnakische Reimlein bracht von Simeon Krebsauge, Bakkalaur. Prolog 1783) den „Fiesco" in zwei Ab drücken , nämlich erstlich nach der ersten Ausgabe (Mannheim, Schwan 1783) und dann nach der zweiten von Schiller für die Mannheimer Bühne veranstalteten Bearbeitung (nach dem Mannheimer Theatermanuscript von 1784), verglichen mit dem Leipziger Theater manuscript und den Mittheilungcn von Boas (Nach träge Bd. Ul) und Hoffmeister (Nachlese Bd. l). Mit derselben liebevollen Sorgfalt ist der zweite Haupttheil des dritten Bandes, „Cabale und Liebe", behandelt. Zwar war das Mannheimer Theatermanu script nicht mehr aufzutreiben, allein der sonst zugäng liche kritische Apparat ist vollständig benutzt worden. Der vierte Theil enthält die Schiller'scheu Arbeiten aus der Leipzig-Dresdner Zeit. Schiller war nämlich, der Einladung Körner's und der Seinen folgend, am 17. April 1785 in Leipzig eingctroffen und hatte den Sommer in dem nahegelegenen Dorfe Gohlis zugebracht. Am 11. September desselben Jahres kam er in Dresden an und lebte dort und in den benach barten Ortschaften Loschwitz und Tharand die Zeit bis zum 20. Juli 1787. Was er während dieser Zeit vollendete oder wenigstens begann, ist mit Ausnahme des „Ton Carlos" und des „Menschenfeind" in diesem Bande enthalten. Das Meiste davon, niit Ausnahme der aus Körner bezüglichen Gelegenheitsgedichte, erschien zuerst in der „Thalia". Von größern Aufsätzen findet sich in diesem Bande der bekannte „Geisterseher". Schiller'- unsterbliches „Lied an die Freude" findet sich hier ebenfalls vor und zwar in zwei Recensionen, näm lich in der ältesten Form mit den berühmten Schluß- Versen (105 rc.) „Rettung von Tyrannenketten" rc. und in der zweiten Variante, welche nach „dem Ma nuskript zu der Prachtausgabe" abgedruckt ist und wo jene Verse fehlen. vr Gr äße. 6 Das soeben erschienene erste Doppelheft von dem 45. Bande des „Neuen stausitzischen Magazins" (320 Seiten) enthält abermals eine Menge interessanter lich nicht andauern. Auch die Verwaltung deS HandelsministerS habe der Vorredner gegen parlamentarische Sitte in dessen Ab Wesenheit angegriffen. Die Regierung beabsichtige in der Session keine neuen Eisenbahnvorlagen, und wenn sich auch eiue Ein schranluna der zu überuehmeoden ZinSgarantie empfehle, so sei sie doch mcht ganz zu vermeiden, da man nicht hinter an der» Staaten zurückbleiben dürfe. Die gemacht,» Vorwürfe könne er im Ganzen als begründet nicht anerkennen, und habe er gewünscht, daß der Vorredner sie nicht erhoben hatte. Abg. LaSker weist daraus hin, daß die Regierung im vorigen Jahre bei der Verhandlung über die Abfindung der depossedirten Fürsten die Zustände deS Landes in der That als blühend bezeichnet habe, und erinnert daran, daß man aus den Finanzminister mit den Worten hingewiesen habe: „Siebt der wohl so auS, daß er 25 Millionen zahlen würde, wenn er sie nicht in der Tasche hätte?" Redner bemerkt darauf, daß, wenn der Finanzminister als Mitglied des Hanfes dem Abg. v. Benda solche Vorwürfe hätte zukommen lasten, er sich gewiß eine Ruge vom Präsidenten znqezogen haben würde. Der Hauptfehler liege darin, daß weder die Regierung, noch die Ab geordneten das Material vollständig beherrschten, sondern der Ealculator. Ein solcher Staatsbeamter habe ihm gesagt, daß er nach Reorganisation der Verwaltung bereit sei, dieselbe um 50 Procent billiger zu übernehmen, und dennoch ein gutes Gc schäst dabei machen werde. (Heiterkeit > Redner motivirt sodann seinen Antrag. Präsident v. Forckenbeck bezeichnet den vom Minister gebrauchten Ausdruck „Phrase" als einen solchen, den er im Interesse der Redefreiheit, welche Minister wie Abgeordnete brauchten, sehr wohl hätte hingehen lassen können; and rnsalls würde er, ohne den alten Eomvetenzstreit zu erneuern, die Würde deS HauseS gegen eine Verletzung desselben vom Mi nistertische aus malngenommen haben. Finanzminister v. d. Heudt erklärt, daß er Nichts habe sagen wollen, waS den Abg. v. Benda versönlich hätte berüb ren könne». (Beifall.) Aus die Bemerkung des Abg. Lasker, daß in der Verwaltung erheblich gespart weiden würde, wenn man der Selbstverwaltung näher träte, erwiderte der Finanz Minister, daß die Regierung eisrig damit beschäftigt sei. Er habe das Deficit vorhergcsehen und es seien Vorschläge gemacht worden, demselben vorzubeugen. Er habe aber nicht vorher sehen können, was der Reichstag nnd das ZoUparlamcnt be schließen würden. Abg. Dr. Glaser meint, die Ausgaben deS Etats seien so gering gestellt als möglich Wenn auch die zur Deckung dcs Desicits in Vorschlag gebrachten Mittel nicht die sind, welche unter andern Umständen rathsam gewesen sein dürften, so müsse man doch die vom Finanzminister angegebenen Gründe au erkennen. Redner ist der Ansicht, daß, so lange die Matri cularbeitrüqc für den Norddeutschen Bund nicht ermäßigt wer den, auch stets ein Deficit eMiren werde; nur, wenn der Reichstag seine Ausgaben auS eigenen Einnabmeu bestreitet, werde dasselbe beseitigt werden können: dazu könne aber daS HauS der Abgeordneten nichts Ibun Abg. vr. Löwe: Der Herr Finanzminister suche die Ent lastung des Budgets m einer Einnahmecreirnug durch den Reichstag und das Zollparlament. DaS einzige Mittel sei, von dem BundeSrathe und dem Bundeskanzler zu verlangen, die Ausgaben des Bundes zu verringern. (Hört!) Vermindere man diele Ausgaben für daS Militär nicht, so würde man das Deficit behalten. Der Herr Finanzminister habe dann das große Wort gesprochen, man sei noch nicht an der Grenze der Steuerfähigkeit des Volkes angekommen. DaS sei man aber in der That. Dagegen möchte er dem Herrn Finanzminister eine bisher eximirte Klasse zur Besteuerung vorsch agen, nämlich die mediatisirten Fürsten, besonders in den neuen Provinzen. Warum besteuere man diese nicht mit Einkommensteuer, da sie doch vielsach Industrie durch Fabriken trieben? lind durch diese Maßregel werde man die Herzen der Völker der neuen Provinzen ebenso wenig abstoßen, wie man durch die Richt besteuern»« der Mediatisirten die Herzen dieser Herren ge winne. (Heiterkeit.) Bisher sei e» nicht gelungen, die Herzen dieser neuerworbcnen Bevölkerung zu gewinnen, daran seien lediglich der Herr EultuSminister und der Herr Minister des Innern schuld. Sie seien schuld, daß die Leute mit Jubel nach denl Kurfürsten und dem Exkönig verlangten (Zustim mung Widerspruch.) Schließlich bringt Redner solgendeS Amendement ein: „Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, zu erklä ren: Im Interesse Preußens und deS Norddeutschen Bun des ist es dringend gerathen, daß die Ansgaben deS Bundes verringert werden." Finanzminister v. d. Heydt bemerkt, daß sür die Mil lionen an die Depossedirteii Preußen ein Object bekommen habe (die Domänen), das mit der Zeit mehr cinbrinqen wird, als die Summen betragen. Die Krone hatte daS Recht, so zu ver- sahren, wie sie verfahren ist. Der Landtag habe das anerkannt, und keine Veranlassung sei dazu da, hinterher Klagen zu er heben. Er habe nicht daS Verlangen ausgesprochen, die Steuern zu schrauben, die Finanzvcrwaltung habe nur daraus zu sehen, daß bei der Erhebung derselben das Gesetz beobachtet wird. Abg. v. Sybel: Er müsse offen gestehen, daß er sich keinem der auS dem Hause gemachten Vorschläge zur Deckung des De ficits anschließen könne. Die Forderungen, die gestellt seien, seien schon vom Herrn Finanzminister zunickgewicsen. Gegen eins möchte er sich noch verwahren, daß nämlich, so lange ein Deficit bestehe, die Eisenbahnpolitik geändert werden müsse. 1- Jllustrirte Literatur. Zu den bessern, bcachtens- werthen Kalendern unter der Masse, welche alljährlich den Büchermarkt überschwemmt, gehört der von A. Bernstein herausgegebenc „Deutsche Kalender" (C ommissivnsverlag von Franz Dunker in Berlin), indem der bekannte, nm die Popularisirung der Na turwissenschaften verdiente Herausgeber statt der ge wöhnlichcn Unterhaltungslcctüre eine Reihe belehren der Artikel seinem Kalender beigicbt. Der „Deutsche Kalender für 1869" zählt nicht nur die Himniels- crfchcinungen auf, sondern erläutert ihr Wesen und ihre Beschaffenheit in einer Jedermann verständlichen Weise in den Artikeln: „die Sonne und die Uhr", Sonnen- und Mondfinsternisse des Jahres 1869", „Himmelserscheinungen im Jahre 1869". Sauber aus- gcführte Holzschnitte und Karten unterstützen die vor treffliche Darstellung. In faßlich übersichtlicher Weise ist die neue „Maß- und Gcwichtsordnung" erläutert und durch Reductionstabellcn für die spätere Anwen dung vorbereitet. Unter der anspruchslosen Uebcr- schrift: „Etwas Statistik" giebt der Kalender eine Uebersicht über die wirthschaftliche Entwickelung der verschiedenen Länder der Erde, und ebenso werden die Wunderbauten unsrer Zeit u. A. besprochen. Der Kalender hat ein handliches Format und ist auch in seinem Aeußern gut ausgestattet. — Das „Jllustrirte Haus und Familicn- lexikon" (Verlag von F. A Brockhaus in Leipzig), auf das wir hier bereits einmal ausführlich hingcwir- sen haben, ist gegenwärtig bis zum Schlnßheft des 6. Bandes, bis zum Artikel „Stapclia" vorgeschritten.