Volltext Seite (XML)
„Leeren“ geschliffen werden, nur als ein praktisch richtiger Vorgang zu bezeichnen. Weil, prak tische Versuche belegen dies in jeder Werkstätte bald, die Abwicklung des Spanes, die Form des selben u. s. w. stets auch abhängig bleibt von Schnittgeschwindigkeit, Spantiefe und Vorschub, so erfährt hierdurch die Entwicklung der Normal formen eine weitere Complication, welche praktisch um so fühlbarer wird, je verschiedenartiger die zu bearbeitenden Materialien in ihren Festigkeits eigenschaften und Abmessungen sind. Es bedarf dann eines starken leitenden Einflusses und grofser Uebung (sowie wohldurchdachter Organi sation), die amerikanische Arbeitsmethode mit Schnelldrehstahl ohne grofse Opfer zur ökono mischen Geltung zu bringen. lieber den ökonomischen Erfolg mit der ameri kanischen Arbeitsmethode kann man ein Urtheil nicht so ohne weiteres abgeben, wohl aber von vornherein behaupten, dafs sich dieser nicht so einfach, wie dies in tönenden Worten die Reclame besorgt, durch die Ersparnifs an Arbeitszeit oder das in der Stunde oder gar in der Minute ab- geschroppte Spangewicht ausdrücken läfst. Wie erwähnt, bedarf die Wärmeproduction bei der Formänderung des Spanes einer ganz bestimmten Arbeit, welche die Antriebskraft leistet und deren Rückwirkung auf die Arbeitsmaschine in einer, bei geringen Schwankungen in Schnittgeschwin digkeit oder Spanquerschnitt, enorm steigenden Beanspruchung derselben ihren Ausdruck findet. In welchem Mafse die Lebensdauer nicht genügend stark construirter Maschinen durch die, besonders bei ungleichmäfsigem Querschnitt oder ungleich- mäfsiger Härte des bearbeiteten Materials stols weise entstehenden Beanspruchungen vermindert wird, entzieht sich der Beurtheilung, wie die daraus erwachsenden Unkosten, welche also einen dunklen undurchsichtigen Aufwand bedeuten. Dagegen kann man den Kraftverbrauch messen. Zu diesem Zwecke hat die Bismarckhütte zwei ihrer schwersten Drehbänke mit elektrischem Antrieb versehen lassen. Obwohl die Versuche damit noch längere Zeit hindurch währen müssen, bevor sie abgeschlossen sein werden, so haben dieselben doch ergeben, dafs der Kraftverbrauch bei ein und derselben Schnittgeschwindigkeit an nähernd proportional der von der Formänderungs arbeit betroffenen Spanmenge wächst. Gedreht wurde weiches und sehr zähes Flufs- eisen von der chemischen Zusammensetzung: Kohlenstoff 0,065 °/o Mangan 0,21 „ Phosphor 0,010 „ Schwefel 0,04 „ Kupfer 0,06 „ Das Arbeitsstück, eine Welle von 220 mm Durchmesser, wurde mit 34m(min. Schnittgeschwin digkeit bei 1,4 mm Vorschub und 3 mm Span tiefe mit stumpfer Schneidenform bearbeitet. Kraftverb rauch In der Minute erzeugt 0,92 kg Späne . . 8 P. S. dasselbe bei 5 mm Spantiefe. In der Minute erzeugt 1,70 kg Späne 14—16 „ dasselbe bei 7 1 /a mm Spantiefe. In dei' Minute erzeugt 2,6 kg Späne 23—25 „ Durch 0,92:8 = 1,70:(14-16) = 2,6:(23-25) ist das Vorgesagte belegt. Die Späne wurden bei Anwendung ein und derselben Schneidform abgenommen. Bei Aenderung der Schneidform — Anwendung der in Deutschland üblichen aber stumpfen Schruppschneidenform — ergab sich ein kleiner Kraftverbrauch bei kleinem Vorschub: 1,4 mm und bei 27,5 m/min. Schnittgeschwin digkeit auf dem vorerwähnten Material; bei einer Schnitttiefe von 3 mm und einem Vorschübe von 3 mm aber ein Kraftverbrauch von annähernd 20 P. S. Es wurden hierbei 1,42 kg Späne i. d. Minute erzeugt. Der Span erlitt hierbei ebenfalls eine ganz bedeutende Formänderung (Zusammen schiebung) und wurde, so wie der Drehstahl hoch erhitzt. Es lag nahe, den Kraftverbrauch auch bei Abnahme eines geschnittenen Spanes zu messen. Deshalb wurde von der vorerwähnten Welle mit einem guten gehärteten Drehstahle ein Span von 12 mm Tiefe bei 1,4 mm Vorschub und bei 20,4 m/min. Schnittgeschwindigkeit ab genommen und hierbei 2,54 kg Drehspäne i. d. Minute erzeugt. Der Kraftverbrauch betrug annähernd 12P.S. Obwohl die vorstehenden Ergebnisse zu einem abschliefsenden Urtheil über den wirklichen ökonomischen Werth der Taylorschen Arbeitsmethode nicht geeignet sind, so lassen dieselben doch die Richtung erkennen, nach welcher ein namhafter Theil des Zeit- und Geldgewinnes bei der Schnelldreharbeit fallen mufs. Nach anderer Seite lassen die vorstehen den Ergebnisse aber auch erkennen, dafs die Menge des i. d. Minute oder Stunde abgeschnittenen Materiales auch von anderen Einflüssen abhängig ist, als von der Schnittgeschwindigkeit allein; dafs die Spantiefe eine entscheidende Rolle mit spielt , wenn, wie im Pariser Prospecte der Bethlehem-Stahlwerke, das durchschnittlich i. d. Stunde abgeschnittene Metall als Mafsstab für die höhere Leistungsfähigkeit des Werkzeuges hingestellt wird. Im allgemeinen wird man es wohl vorziehen, auch bei sehr schweren Schmiede stücken mit möglichst geringem Materialverluste zu arbeiten, also recht genau vorschmieden, wodurch die Spantiefe, der wichtigste Factor zur Erzielung grofser in der Zeiteinheit ab geschnittener Materialmengen, eng begrenzt wird. Es bleibt dann noch die Regulirung des Span querschnittes durch den Vorschub. Dieses Hülfs- mittel schafft aber bekanntlich eine um so rauhere Oberfläche des gedrehten Gegenstandes, je grofser der Vorschub gewählt wird. Die Nacharbeit des Schlichtens geht schwieriger vor sich und