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Die „WerSeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- -stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wcheritz-Ieitmz. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umishauplmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Mut IthNt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten NnterhaltmrgSblatt". Mil land- und haustvirthschaftlicher MouatSbeUage. Nr. 27. Dienstag, den 10. März 1896. 62. Jahrgang. -Lokals und Sächsisches. Dippoldiswalde. Aus Anlaß des Militärjubiläums Er. Kgl. Hoheit Prinz Georg, der vor 50 Jahren in -die König!. Sächs. Armee eingetreten ist, hatten sich am Sonntag die Mitglieder des hies. König!. Sächs. Militärvereins zu einer Kirchenparade gestellt, und nahm Herr DiakonuS Büchting Gelegenheit, am An fang der Predigt der Verdienste der beiden königl. Brüder Albert und Georg um das Heer sowohl im glorreichen Kriege, als auch in den SS verflossenen Jahren des Friedens ehrend und segnend zu gedenken, wie auch eine Kirchenmusik aus dem Oratorium „David" von Hellriegel den Tag auszeichnele. Nach deendetem Gottesdienste zog der Verein nach dem Marktplatze, woselbst Herr Major Dietrich in markigen, herzlichen Worten der Liebe und Anhänglichkeit der jungen und alten Soldaten zu ihrem bewährten Armee- kommmandeur Ausdruck verlieh, welche Versicherung der Verein durch ein brausendes, dreimaliges Hurrah bekräftigte. — Der Verband Dippoldiswalde der Sächsischen Fechlschule benutzte den letzten Sonntag vor der stillen Zeit, um durch ein öffentliches Concert seiner Unter stützungskaffe Mittel zufließen zu lassen, und dies ist reichlich geschehen, denn der Saal der Reichskrone war voll besetzt. Nach einem Prolog entrollte sich das Programm, das aus Orch-stersätzen unserer Stadt kapelle und aus Gefangsvorträgen der Herren GesangS- humoristen v. Bretow und Großer unv Frl. Silvana aus Dresden bestand. — In seine: gestrigen Sitzung beschloß der Btenen- züchteroerein nun definitiv eine Ausstellung, und zwar in der zweiten Hälfte des September, zu veranstalten. — Während eines heftigen Sturmes, der die ganze Nacht herrschte, wurde am Sonnabend, früh zwischen 4 und ö Uhr, ein öfteres Wetterleuchten beobachtet. Alsbald trat leichter Schneefall ein. — Der Sonnabend und Sonntag waren zwar noch windig, doch konnte man sich im Freien ergehen, der Montag Morgen überraschte uns aber mit einer völligen Echneeland- fchaft und noch immer schneit eS fort. — Vielfach bestehen Unklarheiten über die ge schlossenen Zeiten hinsichtlich der Abhaltung von Vergnügungen, die mit Tanz verbunden sind. Des wegen und mit Rücksicht auf den demnächstigen Beginn des längsten Abschnittes derselben weisen wir darauf hin, daß al» geschloffene Zeiten nach der Königl. sächsischen Mtnisterialverordnung vom 11. April 1874 folgende gelten: die Bußtage und deren Vorabende, -die Zeit vom Montage nach dem Sonntag Lätare bis zu und mit dem ersten Osterfeiertage, der erste Psingst- feiertag nebst dem vorausgehenden Sonnabende, der Todtenfestsonntag nebst dem vorhergehenden Sonnabende und die letzte Woche vor Weihnachten vom ersten MeihnachtSseiertage, einschließlich desselben zurückge- wechnet. Während dieser Zeit ist die Veranstaltung von Tanzbelustigungen nicht nur an öffentlichen Orten, sondern auch in Privathäusern oder in Lokalen ge schloffener Gesellschaften unzulässig. Vor Ostern dieses Jahres darf demnach das letzte Mal am 15. Mürz Tanz veranstaltet werden, welcher Nacht« IS Uhr beendet sein muß. — Unsere Zeit neigt zu Uebertreibungen. Auch IdaS an sich Gute kann übertrieben werden und wird lübertrieben. Dem Geheimmtttelschwindel zu Leibe zu gehen, ist gewiß lobenSwerth und verdienst lich ; aber es soll nun an manchen Orten gleich alles Mögliche ein Geheimmittel sein, was bisher kein Mensch dafür gehalten hat und an dem auch nicht -das mindeste Geheimniß aufzufinden ist. Was aber den wirklichen Geheimmtttelunsug betrifft, so hat die Vertretung der Apotheker Bayerns, veranlaßt durch Aeußerungen des Abgeordneten vr. Aub im bayrischen Landtage nicht mit Unrecht in der Augsburger Abend zeitung sich darüber in folgender Weise ausgesprochen: „So lange 36 Professoren der Medizin sich finden, darunter Männer wie Virchow, deren Dankschreiben und Atteste jeder Schachtel Schweizerpillen beiliegen, so lange 19 Professoren, zwei Geh. Medizinalräthe, acht Generalärzte und Generalärzte a. D., fünf Hof- räthe in jedem Localblatt für die Vorzüglichkeit der Myrrholin-Präparate Zeugniß ablegen, so lange an 2000 deutsche Professoren und Aerzte solchen und ähnlichen Geheimmitteln ihre Anerkennung auS- sprechen und dieselben ordiniren, so lange ferner die Indifferenz der medizinischen Lehrstühle auf dem Ge biete der Nutsriu ürerupoutioa andauert, werden die Produkte des Geheimmtttelfabrikanten in den Apo theken verlangt werden und bleibt der Apothekerstand berechtigt, die Insinuationen, er habe den Geheim- mittelunfug hervorgerufen oder begünstigt, als haltlose Ungerechtigkeit zurückzuweisen." llebrigens wird ver sichert, daß das längst nöthige amtliche Verzeichniß derjenigen Mittel, welche in Sachsen als Geheim mittel gelten sollen, von dem damit beauftragten LandeS-Medizinalkollegium fertig gestellt ist. Es soll insbesondere den Bezirksärzten zur Grundlage bei Beurtheilung der Frage bienen, ob ein öffentlich an- zukündigendeS oder angekündigtes Mittel zur Ver hütung oder Heilung menschlicher Krankheiten als ein Geheimmittel anzusehen und zu behandeln sei. Das aufgestellte Verzeichniß liegt dem königl. Ministerium des Innern gegenwärtig zur Prüfung vor und wird also von den Betheiligten zur Beantwortung von Zweifelsfragen in kürzester Frist bei den Bezirksärzten emgesehen werden können. Wie cs heißt, ist bas Landes-Medizinalkollegium bei Ausstellung dieses über 200 Nummern enthaltenden Verzeichnisses davon auS- gegangen, baß unter Geheimmittel alle zur Verhütung und Heilung krankhafter Zustände jeder Art bei Menschen feilgebotenen Mittel zu verstehen sind, deren Bestandtheile, Gewichtsmengen und BereitungSwetse nicht gleich bet ihrem Ankündigen und Feilbieten voll ständig und richtig in gemeinverständlicher Werse und für Jedermann genau erkennbar bekannt gemacht werden. Großölfa. Nicht sobald dürfte der hies. land- wirthschastliche Verein aus ein gelungenereS Stiftungsfest zurückblicken als aus das am Freitag, den 6. März d. I., gefeierte. Zahlreich war die Tafel besetzt von Ehrengästen und vor allem von zu prä- mitrenden Dienstboten. Den Akt der Prämiirung selbst leitete Herr Pastor Köhler-SeiferSdorf mit zu Herzen gehenden Worten ein. Herr Kreissekretär vr. von Lilrow überreichte hierauf den drei Arbeitsfrauen vom Freigut-Kleinölsa: Johanne Wustmann, Jul. Richter und Emilie Scheffler, sür mehr als SOjähriqe treue Arbeitszeit Diplome. Weiter wurde von Herrn vr. von Litrow mit Diplom ausgezeichnet der Wirth- schaftSvogt Diene! sür I Ojährige treue Dienstzeit auf genanntem Freigut. Zuletzt prämiirte der feiernde Verein durch seinen Vorsitzenden, Herrn FreigutSbes. Hamann, ebenfalls mit Diplomen, für 5jährige un unterbrochene treue Dienstzeit die Dienstmägde Martha Hauptmann und Martha Walther. Erstere bei Herrn GutSbes. Herrn. Geißler und Letztere bei Herrn Guts besitzer Bruno Reichel-Großölsa in Dienst. Eine nur mündliche Belobigung Seitens des Herrn Vorsitzenden erhielt di« Dienstmagd Anna Hüning sür ebenfalls 5jährige, doch leider unterbrochene Dienstzeit bei Herrn Vr. Reichel. Eämmtliche Prämiirten jedoch erhielten festend ihrer Dienstherrschaften noch erhebliche Geld geschenke. Schlichte, aber herzliche DankeSworte, sprachen tiefgekühlt die diesjährigen Prämiirten zum Schluß aus. Poffendorf. Der gemeinsamen Ortskrankenkaff, Poffendors und Nachbarorte gehörten im Jahre 1895 574 Mitglieder an und zwar 337 männl, und 237 weibl. bei 188 Arbeitgebern. Erkrankungen kamen 165 vor, 88 männl, und 77 weibl. Hiervon waren erwerbsunfähig 60 Kranke, 27 männl., 33 weibl.. incl. 9 Wöchnerinnen. Dieselben hatten eine Dauer von 1259 Tagen und zwar 477 sür männl., 512 für weibl. Kranke und 270 Wöchnerinnen tage. 2 männl. Kranke wurden der Krankenanstalt überführt und hatten eine Dauer von 144 Tagen; 2 Kranke, 1 männl, und 1 weibl. wurden auswärtigen Kaffen überwiesen, außer dem kam 1 Todesfall vor. Die 165 Kranken be anspruchten 869 ärztliche Konsultationen und zwar 286 in der Wohnung der Kranken, 583 in der Wohnung des Arztes. Strafen mußten 3 verfügt werden. Deuben. Mit Genehmigung Sr. Maj. de« König» ist neuerdings hier ein ständiges katholisches Pfarramt mit einem selbstständigen Pfarrbezirke begründet worden. Deuben bei Dresden. Zum vierten Male bereit» seit dem Jahre 1893 wird am Sonntag, den 22. März d. I., in unserer Kirche die gewaltige MatthäuSpasston I. Seb. Bachs, zur Ausführung kommen. MU Be geisterung hat sich «in Chor von 150 Damen und Herren aus dem ganzen Plauenschen Grunds zu diesem W.rke zusammengefunden. Im Verein mit diesem wirkt ein Kinderchor von 80 Köpfen und das Frei herrlich von Burgker Bergorchester, deffen Leistungs fähigkeit hinreichend erwiesen ist. Für die Solopar- thien sinv ausgezeichnete Kräfte von auswärts ge wonnen worden. Zum ersten Male geschieht eS hier, daß man den Intentionen des Komponisten insofern Rechnung trägt, als man die Zuhörer die dem Werke so meisterhaft eingefügten Choräle mitsingen läßt. Bach selbst dachte sich seine Passionen, deren er fünf geschrieben haben soll, als volkSthümliche Passionsfeiern bei denen eben auch die Gemeinde sich singend be theiligen sollte. Die Eintrittspreise find sehr niedrig. Wer sich aber einen guten Platz im voraus sichern möchte, wird gut thun, denselben baldigst schriftlich bei der Expedition des Pfarramtes zu Deuben zu be stellen. Im Uebrigen sei au, das demnächst erscheinende Inserat verwiesen. Dresden. Die Erste Kammer beschäftigte sich am 6. März mit dem Bericht der ersten Deputation über den durch das Königl. Dekret Nr. 5 oorgelegten Gesetzentwurf, betreffend die ärztlichen Bezirksoereine. Mit Ausnahme deS Schlußsatzes in § 7, Absatz 7, für welchen die Deputation eine veränderte Fassung vorschlug, beantragt dieselbe allenthalben die Annahme des Gesetzes mit den von der Zweiten Kammer vor geschlagenen, meist redaktionellen Aenderungen. Ja der allgemeinen Borberathung brachte Kommerzienrath Naumann den Wunsch zum Ausdruck, daß den Aerzten, welche Sanatorien besitzen, die erforderliche angemeffene Reklame nicht verboten werden möchte. Geh. Medi zinalrath vr. Birch-Hirschfeld sprach sich eingehend über die Ursachen de» Gesetzentwurfes aus, beruhigte den Vorredner und empfahl den Entwurf mit warmer Befürwortung zur Annahme. Nachdem RegierungS- kommiffar geh. RegierungSrath vr. Fischer die Stellung der Staatsregierung gekennzeichnet hatte, wurde in der Spezialberathung der Gesetzentwurf den Anträgen der Deputation entsprechend und im wesentlichen über einstimmend mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer angenommen. ES folgt die Berathung des Bericht» der ersten Deputation über den durch da« Königl. Dekret Nr. 23 vorgelegten Entwurf eines Gesetzes, die Sicherung der Baugewerken und der Bauhand werker betreffend. Die Deputation hat vorgeschlagen den Entwurf unverändert nach der Vorlage anzu nehmen. Hierzu äußerle Domherr vr. Friederici einige Wünsche, auf welche Staatsminister vr. Schurig erwiderte, während Graf v. Rex-Zedtlttz die Vortheile de« Entwurfes hervorhob und deffen Annahme empfahl. Hierauf wurden die Anträge der Deputation ange- nommen. — Am selben Tage setzte die Zweite Kammer die Berathung des Wahlgesetzentwurfes fort. Zu Z 7 lag ein sehr wesentlicher, an erster Stelle von den Abgg. Mehnert, Niethammer und May, außerdem noch von 50 Abgeordneten unterschriebener Antrag vor.