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Mchmtz-MuW 61. Jahrgang. Dienstag, dm 1. Oktober 1895. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und compltcirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wvchentlich drei- >nal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1» Pfg. — Alle Postan stalten, Postvoten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Hlmtshauptmamischast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jlluftrirten UnterhattungSblatt". Mit land- «nd hauswirthschaftlicher MonatSbeUage. Nr. 115. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Anläßlich der in den letzten Tagen erfolgten Entlassung von Reservisten machen wir darauf aufmerksam, daß Mannschaften, welche aus dem Dienst entlassen sind, sich spätestens 14 Tage nach ihrer Entlassung bei dem Bezirksfeldwebel, zu dessen Kompagniebezirk der von ihnen gewählte Auf enthaltsort gehört, zu melden haben. Die Meldung ist auch dann erforderlich, wenn der Entlassene an dem Orte bleibt, in welchem sein bisheriger Truppen- theil in Garnison steht. Die nächsten militärischen Vorgesetzten der Mannschaften des Beurlaubtenstandes sind die Feldwebel des Kompagniebezirks, die Bezirks- Offiziere und der Bezirks-Kommandeur des Landwehr- Bataillonsbezirkes, in welchem ihr Aufenthaltsort liegt, und deren Stellvertreter. Bei Anbringung dienstlicher Gesuche und Beschwerden sind die Mannschaften des Beurlaubtenstanves verpflichtet, den vorgeschriebenen Dienstweg einzuhalten. Jngleichen sind dieselben im dienstlichen Verkehr mit ihren Vorgesetzten oder wenn sie in Militäruniform erscheinen (wozu auch der Ent lassungsanzug gehört) der militärischen Disziplin unter worfen. Verändern später die Mannschaften des Be urlaubtenstandes ihren Aufenthaltsort oder die Woh nung innerhalb des Kompagniebezirks, so ist dies innerhalb 14 Tagen dem Bezirksfeldwebel zu meiden. Wer aus einem Kompagniebezirk in einen anderen verzieht, hat sich vor dem Verziehen bei seinem bis herigen Bezirksfeldwebel ab- und bei dem Bezirksfeld webel seines neuen Aufenthaltsortes binnen 14 Tagen nach erfolgter Abmeldung anzumelden. Erfolgen die Anmeldungen schriftlich, so tritt Portobefreiung ein, wenn der Briefumschlag entweder offen oder mit dem Siegel der OrtSbehörde geschloffen und mit dem Ver merk „Militaria" versehen ist. Innerhalb des Stadt bezirks jedoch ist die Meldung zu frankiren. — Mit dem 1. Oktober werden die Schalter der Postanstalten erst früh 8 Uhr geöffnet. — Vom I. Oktober ab werden die zur Postbesör- derung benutzten Privat-Personensuhrwerke zwischen Altenberg (Erzgeb.) und Kipsdorf mit folgendem Gange verkehren: 5° V. 8«° B. 4«« N. Ab Altenberg An II» V. 4'° N. 12» N. — 9" «. 5- N. „ BSrendurg Ab 10» B. 3'° N. 11« N. - — — „ Kipsdorf „ 9" B. 2« N. 10« N. 10°V. 5°°N. An Kipsdorf Bhf. „ 9« V. 2« N. 10" N, Dresden. Gegenüber der vielfach geäußerten Be fürchtung, der zu der diesjährigen Einkommensteuer erhobene 10 pro,. Zuschlag werde ein bleibender werd-n und insbesondere auch in den nächsten Jahren wieder zur Erhebung gelangen, wird uns von maßgebender Stelle mitgerheilt, daß bei Aufstellung des StaatS- hauShaltplaneS für die Finanzperiode 1896/97 im Finanzministerium die Herstellung des Gleichgewichtes zwischen Einnahmen und Ausgaben ohne Inrechnung stellung eines Steuerzuschlages erreicht worden ist. Demgemäß steht die Erhebung eines Zuschlags zur Einkommensteuer für die genannten Jahre nicht zu erwarten. — Anläßlich mehrerer Beschwerden über Verbote der Benutzung von sogen. Würselautomaten hat das königl. Ministerium des Innern zu erkennen ge- geben, daß es die den OrtSpolizeibehörden, nach Punkt II der Verordnung der Landesregierung vom 15. Juli 1826 rlngeräumte Besugniß nicht auf solche Ausspielungen, die „bet den Echießsesten in den Städten" stattfinden sollen, beschränken, sondern vielmehr auf alle Ausspielungen von geringfügigen Maaren, sowie von Eßwaaren auSdehnen will, dafern nur der Ver anstalter der Ausspielung Maaren der betreffenden Gattung feilhält. Das königl. Ministerium bemerkt zugleich, daß eS die Ertheilung der Erlaübniß zur Ausstellung eine» ihm vokgelegten, nur 1 Pfennig Einsatz gestattenden Würfelautomaten in Restaurationen nicht für bedenklich erachtet hat, dadurch ober der Entschließung der OrtSpolizeibehörden für den einzelnen Fall, dafern besondere Bedenken vorliegen, nicht vor gegriffen ist. — Der vom Schwurgericht wegen des Mordes an der Wittwe Kobrzinowsky in Loschwitz zum Tode verurtheilte Gärtnergehilfe John ist von dem König zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden. — Generalarzt vr. Jacobi war am 26. v. Mts. erneut in Chemnitz, um sich persönlich über den Zu stand der bei dem Eisenbahnunfall am 19. v. M. Ver wundeten zu orienliren und hat dabei die Ueberzeu- gung gewonnen, daß nicht nur alle nothwendigen Maß regeln in zweckmäßiger Weise getroffen worden sind, sondern daß auch der Zustand der Verwundeten ein den Verhältnissen nach ganz normaler ist, so daß vor aussichtlich keine weiteren Todesfälle zu erwarten sind. — Ueber Saatenstanb und Ernte im König reich Sachsen berichtet die „Eächs. Landw. Zeitschr.": Die Witterung in der Berichtszeit — 15. August bis 15. September — zeichnete sich abermals, besonders im größten Theil der Kreishauptmannschaft Leipzig, durch große Wärme und wenig Niederschläge aus, so daß dieselbe als viel zu trocken bezeichnet werben muß. Die um Mitte vorigen Monats nach langen Wochen eingetroffenen Niederschläge waren nicht von langer Dauer und deshalb nicht ergiebig genug, um die Schädigungen durch die voräu-gegangene Trockenheit nachhaltig auszugleichen. Der kurzen Regenperiode folgte wiederum sehr heißes Wetter, das sich in der ersten Septemberwoche bis zu fast unerträglicher Hitze steigerte; nur in der letzten Berichtswoche kühlte die Witterung sich etwas ab und halte in den letzten drei Tagen ziemlich starke Niederschläge im Gefolge. Dem entsprechend hat das Bild der Vegetation der noch anstehenden Herbstsrüchte sich nicht gebessert. Die junge Rapssaat steht nur vereinzelt befriedigend, zumeist dünn und schwach, da die nöthige Feuchtigkeit fehlte. Futter- und Zuckerrüben blieben klein und werden voraussichtlich nicht die erhofften Erträge liefern. Der Stand der Kartoffeln ist zur Zeit ein verschiedener; während die Frühsorten günstige Erträge bei ausge zeichneter Güte liefern, werden die mittleren und späten Sorten nach beiden Seiten hin zurückstehen; aus ein zelnen Bezirken wird über Zweiwüchsigkeit geklagt. Die Lage der Futtergräser, wie zweiter Klee- und Wiesenschni t, hat sich im Allgemeinen noch ungünstiger gestaltet als im Vormonat. Der Ertrag der wenigen schneidbaren Wiesen ist zumeist grün verfüttert worden, da es auf den Kleefeldern wenig Grünsutter gab. Grumml konnte somit wenig eingeheimst werden und wird es im Winter sehr angenehm empfunden werden, daß die Heuernte so reichlich ausgefallen ist. Der Stoppelklee zeigte nach der Ernte zumeist recht guten Stand, doch fehlt auch ihm Regen, außerdem wird der selbe durch zahlreiche Mäuse zerstört, so daß die nächst jährige Ernte sehr gefährdet erscheint. Die lang andauernde Trockenheit hat außerdem die Raupenplage in einer Weise gefördert, wie sie höchst selten zur Ent wickelung kommt. Aus jedem BerichlSbezirk kommt die Klage über die mehr oder minder große Verheerung an Kraut, Kohl und Kohlrüben durch Raupenfraß. In vielen Bezirken ist die Ernte in diesen Früchten total vernichtet. — Auch die Herbstbestellarbeiten konnten infolge der großen Trockenheit wenig gefördert werden. Für die Ackerung war der Boden zu hart, auch stand zu befürchten, daß die Einsaat bei der mangelnden Feuchtigkeit nicht oder nur spärlich aufgehen würde. Nur nach einer Seite hin hatte die trockene Witterung günstigen Einfluß, in Bezug auf sichere- und gutes Einbringen der Sesammt-Getreideernte. — Drusch ergebnisse liegen zwar zahlreicher als im letzten Berichte vor, doch fußen dieselben zumeist noch auf kleineren Probeergebniffen oder Schätzungen. Dieselben bestä tigen aber im Großen und Ganzen die Angaben im Vormonatsbericht dahingehend, daß die Sesammtpro- duktion in Wintergetreide und Hafer hinter der de» Vorjahres zurücksteht, dagegen bei der Gerste durch starken Mehranbau letztere übertrifft. Nach denselben sind die Durchschnittserträge im Lande in einer Ueber- stcht zusammengestellt, in welcher die Erträge von 1 d» in Zentnern zu 50 angegeben sind. Hiernach wur den erbaut an Winterweizen 43,0 n, Winterroggen 36,5 u, Sommerweizen 33,2 a, Sommerroggen 29,4 a, Sommergerste 39,3 a, Hafer 40,5 u, Rothklee, Klee gras 2. Schnitt 32,5 g,. Plauen. Der Wahlkampf im hiesigen Konsum verein, bei welchem eS sich darum handelte, ob eS den Sozialdemokraten gelingen werde, zunächst die Hälfte der Sitze im AufstchtSrath für sich zu gewinnen, hat für die Sozialdemokratie eine Niederlage gebracht. Diejenigen, welche von der sozialdemokratischen Führung deS Konsumvereins nichts wissen wollten, siegle» mit einer Stimmenmehrheit von rund 250. Steinbach bei Moritzburg. In unserer Gegend haben seit Kurzem die Hirsche auf den Kartoffel feldern sich unangenehm bemerkbar gemacht. Große Strecken Kartoffeln sind auSgewühlt und dadurch den Feldbesitzern von Weinböhla und Naunhof ein recht beträchtlicher Schaden zugefügt worden. Au» der Lommatzscher Pflege. In diesem Jahre zeigt sich die bemerkenswerthe Erscheinung, daß trotz deS verheerenden Auftreten- der Maikäfer, die durch Raupen abgelöst wurden, die Pflaumenernte über aus reich ist. Vielfach sieht man die Bäume von Früchten so überladen, daß sie unter ihrer Last noch zu brechen drohen, obgleich die mit Maden behafteten bereit- lange vor der Reise abgefallen sind. Da in anderen Gegenden Sachsens und Deutschlands diese Frucht nicht so gut gerathen ist, so entwickelt sich ein ziemlich lebhafte» Ausfuhrgeschäft, namentlich nach Berlin und dem Ge birge, für welches die Verkehrsstellen Leuben und Ostra eine von Jahr zu Jahr erhöhte Bedeutung er langt haben. — Die in vollem Gange befindliche Kar toffelernte liefert, dank der günstigen Witterung de» vergangenen Sommers, sowohl nach Menge als Güte ein sehr befriedigendes Ergebniß. Nur hier und da zeigt sich, daß die Früchte von Mäusen, die in immer gröberen Massen auftreten, angefreffen find. Oschatz. Der Stadtrath hat jetzt folgende Be kanntmachung veröffentlicht: Alle Diejenigen, die a» einem Feldzuge als Soldaten Theil genommen haben, in Oschatz wohnhaft sind und von Abforderung städt. Steuern und Schulgeld befreit zu werden wünschen, werden ersucht, sich binnen 14 Tagen zu melden. Döbeln. Aus dem nach Leipzig fahrenden Mit tagszug sprang am 26. September zwischen Kloster buch und Westewttz eine ig 4. Klaffe fahrende Leip ziger Handelsfrau vorsätzlich heraus. Sie wurde vor läufig nach dem Gemeindeamts zu Westewitz gebracht. Ein bald herbeigekommener Arzt stellte fest, daß die Frau schwere Verletzungen sich nicht zugezogen hatte, sie mußte aber dem Leisniger Krankenhau» übergeben werden. Die Frau, welche von ihrem Ehemanns ge trennt leben soll, hat den verzweiflungsvollen Sprung wegen Nahrungssorgen gethan. In LeiSnig befindet sich einer ihrer Söhne beim Militär. Borna. Das evangelische LandeSkonsiftoriu« hat genehmigt, daß die bisher zur Parochie Eula ein» gepfarrt gewesene Landgemeinde Kleinzössen vom 1. Januar nächsten Jahres ab zur Paroqie Großz-ffen umgepfarrt werden soll. Kleinzössen zahlt dafür an Eula eine Abfindungssumme von 1100 Mk. Leipzig. Das Organ der konservativen Landes vereine von Sachsen veröffentlicht einen Briefwechsel zwischen ihrem Vorsitzenden und dem Vorsitzenden der deutschen Resormpartet, au» dem hervorgeht, daß die Konservativen auf Grund de- Programm» der Reform partei jeden Versuch einer Verständigung mit dieser behus» gegenseitiger Unterstützung bei den Landtags wahlen ablehnen. Gleichzeitig aber forderte da»