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„Wet-eritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei» mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Psg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmh -Mlig. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzelle 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshaupimannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: PäUt Ithnt in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem ,Lllustrirten UnterhaltungSblatt". Mit lmrd- mrd hanSwirthschastlicher MouatSbeilage. Nr. 103. Dienstag, den 3. September 1895. 61. Jahrgang. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Der gestrige Sonnabend ver setzte uns bereits mitten in die Zeit der Manöver, doch galt das Interesse diesmal nicht der bei Rein holdshain übenden Infanterie, sondern dem gesechts- inäßigen Schießen der 2. Abtheilnng des 3. Feld- artilleueregimentS Nr. 32 bei Reichstädt. Zu Hun derten hatte sich das Publikum auf den Höhen des Geiersberges ausgestellt, um von da das Schießen nach am Lämmerberge aufgestellten Zielen >u beobachten und waren alle von dem Gesehenen hoch befriedigt. Die Uebung verlief ohne allen und jeden Unfall. — Dem Schießen wohnte auch der kommandirende General Prinz Georg bei, der Dresden mit dem fahrplanmäßigen Frühzuge verlassen hatte und Nach mittags 2Uhrl8Min.üder Edle Krone dahin zurückkehrte. — Der Hauptgottesdienst gestaltete sich am Sonntag durch die Auswahl der Lieder, wie auch durch die Auslegung des vorgeschriebenen Textes (Apostelg. 12, 1—11) zu einem Dankgottesdienst, in dem Herr Diak. Büchting für die kommende Sedan feier den Blick der andächtigen Gemeinde, von der wunderbaren Errettung Petri ausgehend, empor zu dem all,nächtigen Gott lenkte, dessen gütige Fügung in dem siebziger Kriege wir Deutschen um so freudi ger bekennen müßten, je mehr wir uns der Größe der Gefahr bewußt seien. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate August 674 Einzahlungen im Betrage von 46074 Mk. 40 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 274 Rückzahlungen im Betrage von 45363 Mk. 54 Pf. — Borschußverein für Dippoldiswalde und Um gegend. Eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht. Monat August 1895. Einnahme: 3l M. 20 Pf. Eintrittsgelder, 123 M. Geschästsantheile, 14417 M. 53 Pf. Spareinlagen, 16706 M. zurück gezahlte Vorschüsse, 274 M. 24 Pf. Provision, 580 M. Linsen. — Ausgabe: I I618 M. Vorschüsse, 3000 M. Einlage bei der Bank, 11133 M. 39 Pf. zurückgezahlte Spareinlagen, 85 M. 91 Pf. Zinsen hierauf, 436 M. 53 Pf. Dividende und Geschästsantheile. — Auf der Tagesordnung der Sitzung des Kreis- auSschuß am nächsten Freitag steht auch folgender Punkt zur Berathung: Uebernahme des von der Kgl. Generaldirektion der Sächsischen Staatsbahnen und dem Kgl. Finanzministerium wegen der elektrischen An lage in Dippoldiswalde geforderten BezeigungSgeldeS fetten der dortigen Etadtgemeinde. (Ref. Herr Ober- MegierungSrath Hörnig). — Der vom sozialdemokratischen Gesaksg-Verein „freie Sänger" in Niederhäslich für vergangenen Sonntag Vormittag geplante Ausflug nach Elend er litt insofern Schiffbruch, als den, einschließlich der Frauen rc. in der stattlichen Anzahl von ca. 80 Köpfen erschienenen Vereinsmitgliedern vom Gastw. Walter in Elend die Aufnahme einfach verweigert wurde. — Der Trupp machte seinem Aerger in der lebhaftesten Weise Luft und marschirte über Oberfrauendorf nach Dönschten zum Besuche der im Gasthof daselbst an beraumten Versammlung. Schmiedeberg. Bet der hiesigen Gemeindever- bandS-Sparkaffe wurden im Monat August d. I. 110 Einzahlungen im Betrage von 5094 Mark 10 Pf. ge leistet, dagegen erfolgten 23 Rückzahlungen von zu sammen 3705 Mark 54 Pf. Glashütte. Die Stgdt Glashütte erstrahlte am Sonnabend zur Feier deS 50 jährigen Bestehens der Uhrenindustrie in festlichem Gewände. Zahlreiche Festgäste aus allen Thetlen Deutschlands trafen ein, um theilzunehmen an der Feier zu Ehren Adolf Langes. Es waren u. a. anwesend Kreishauptmann Schmiedel, Geheimer RegierungSrath v. Schlteben, AmtShaupt- mann I)r. Uhlemann, Geheimer Hofrath Ackermann, Gewerbeinspektor Hüben» - Freiberg, ferner der Vor sitzende de- Centralverbandes deutscher Uhrmacher Laux- mann-Stuttgart, der Obermeister der Dresdner Uhr macherinnung Schmidt, der Vorsitzende des Uhren- Grosststenvereins Popitz - Leipzig, die Vorsitzenden der Uhrmachervereine zu Leipzig (Weiße), Chemnitz, Kö nigsberg u. s. w. Um V» 12 Uhr stellte sich der Fest zug auf, an dem die Feuerwehr, eine große Anzahl weißgekleideter Jungfrauen, die Schützen, der Männer gesangverein, die Schüler der Uhrmacherschule, die Uhr macher Glashültes u. s. w. theilnahmen. Die Fest- theilnehmer zogen dann nach dem Marktplatze, wo das Denkmal für Ferdinand Adolf Lange errichtet ist. Nachdem die Festversammlung rundum Aufstellung ge nommen hatte, leitete der GlaShütter Männergesang verein die Feier durch einen Weihegesang ein. Als dann ergriff Stadlrath G. Geßner das Wort zu einer wohldurchdachten, gehaltvollen Ansprache, worin er einen Rückblick auf die Entstehung der Uhrenindustrie gab. Weiter berichtete er über die Geschichte deS Denkmals. Der Entwurf des Denkmals und deS Reliefs stammt von dem Dresdner Bildhauer Leopold Armbruster, den Erzguß des Reliefs besorgten die Dresdner Erzgießer Pirner und Franz, die Steinarbeiten Stilbach nnd John, DreSden-Demitz. Nachdem Stadt rath Geßner noch allen, die beim Zustandekommen deS Denkmals milgewirkt haben, im Namen der Stadt und der Fachgenoffen den Dank ausgesprochen, gab er daS Zeichen zur Enthüllung des Denkmals. Weiter folgte die formvollendete und zu Herzen ge hende Weihrede des Herrn Pastors Lindner. Daräuf wurden eine Anzahl prächtiger Kränze an dem Denk mal niedergelegt, gewidmet von den Nachkommen Langes, von den Uhrmachern Glashültes, von der deutschen Uhrmacherschule, von dem Verein selbständiger Uhrmacher Leipzigs, von dem Centralverband der deut schen Uhrmacher (dessen Vorsitzender in seiner trefflichen Ansprache insbesondere auch der llhrmacherschule und ihrer Gründer gedachte), von der Uhrmacherinnung zu Dresden, von denStadtgemeinden zuDippoldiswalde, Altenberg und Geising. Schließlich übernahm Bürgermeister Kühnel im Namen der Stadt Glashütte das Denkmal in deren Besitz und Schutz und brachte auf den Förderer von Kunst uno Wissenschaft, Handel und Gewerbe, den Schützer des Friedens in unseren« engeren Sachsen lande, Seine Majestät König Albert, ein dreifaches Hoch aus, in welches die Festoersammlung freudig ein stimmte. Entblößten Hauptes sangen dann alle An wesende den ersten Vers der Eachsenhymne. DaS Denkmal, welches nunmehr die Ehrengäste besichtigten, ruht auf einer GranitbastS und zeigt auf deren Sockel in Syenit das in Bronze gegossene wohlgelungene Reliesbildniß F. A. Langes, dessen freundliche und charaktervolle Züge wiedergegeben find. Ein Obelisk in Syenit krönt den Sockel. Die Theilnehmer der Festversammlung begaben sich nunmehr nach der Uhr macherschule, in deren Räumen eine Fachausstellung veranstaltet worden ist. Herr Straffer, der Direktor der Schule, der sich um die Ausstellung besonder verdient gemacht hat, eröffnete die Ausstellung durch eine sachgemäße Ansprache und übernahm dann die Führung der Ehrengäste. Dir Ausstellung, welche in zwei Abtheilungen für Uhrmacherei und Feinmechanik zerfällt, ist ungemein reichhaltig und zeigt die hervor ragendsten industriellen Leistungen der Stadt Glashütte in imponirender Weise. — An die Besichtigung der Fachausstellung schloß sich um 3 Uhr das Festmahl im Kaiserhof, bei welcher Herr Richard Lange die mit grobem Beifall ausgenommene Festrede hielt; ein Gartenconcert ebenda schloß das ungemein wohlgelungene Fest ab. An der Grenze. Nachdem der vor einigen Jahren auf den österreichisch-ungarischen SlaatSetsenbahnen etngeführte Zonentarif zwar eine erhöhte Personen frequenz, trotzdem aber eine wesentliche Mindereinnahme mit sich gebracht hatte, waren die Leitungen der österreichischen EtaatSbahnen bereits im vorigen Jahre veranlaßt, eine Erhöhung der Gepäcktaxe vorzunehmen. Diese Maßnahme scheint aber noch nicht ausgereicht zu haben, um die Mindereinnahmen au« dem Per sonenverkehr wieder auszugleichen, denn mit dem 1. September d. I. erfährt der Zonentarif eine so wesent liche Erhöhung, daß künftighin die Personenfahrgelder durchschnittlich im Allgemeinen in gleich hoher BetragS- höhe sich bewegen, wie wir sie in Sachsen unter Be nutzung der TagesbillstS längst gewöhnt sind. Dresden. Königin Karola und Prinzessin Friedrich August treffen am 4. September von Blankenberghe wieder in Dresden ein. Die Prinzessin begiebt sich am 9. September zu ihren Eltern nach Lindau. Dresden. Seiten des Ministerium des Innern ist als Wahltag für die in diesem Jahre vorzunehmenden Landtagswahlen der 17. Okt. festgesetzt worden. — Von den vielen und großartigen Umwandlungen, welche die Neu- und Umgestaltung der Dresdner Bahnanlagen und aller damit im Zusammenhang« stehenden Baulichkeiten bedingte, werden die nach dem Westen zu gelegenen Neuanlagen zuerst der Vollendung entgegengehen, wurden sie doch auch zuerst in Angriff genommen. Auf dem ausgedehnten Gebiet de- Ran- girbahnhoseS in der Friedrichstadt find u. A. die Ma- schinenhäuser, die Lokomotivheizhallen, die Reparatur werkstätten, daS Elektrizitätswerk und mehrere Beamten häuser schon seit längerer Zett in Benutzung, und einige noch jetzt in der Anlage befindliche Bauten werden demnächst fertiggestellt werden. Das den Bahnhof zum Theil umgrenzende Weißrritzbett mußte diesen Sommer namentlich an den Wehren mehrfachen Reparaturen unterzogen werden, weil das Frühjahrs- - Hochwasser manchen Schaden verursacht hatte. Da der Ausfluß in die Elbe ziemlich verschlämmt war, ist man gegenwärtig mit d-r Befestigung der Flußsohle durch Sandsteinhorzel beschäftigt. — Es sei darauf hingewiesen, daß eS für die An gehörigen verstorbener Kriegstheilnehmer von Interesse ist, deren Ehren- und Dienstzeichen sorgfältig aufzube wahren. Es wird zugleich an eine höheren Orts er lassene Verfügung erinnert, wonach die betreffenden Denkzeichen überall in den Kirchen, zum Gedächtniß der verstorbenen Kampfgenossen, aufbewahrt werden dürfen. Noch lebende Verwandte sollten von dieser Erlaubniß stets Gebrauch machen, wenn die Gefahr vorliegt, daß anderenfalls die betreffenden Ehren- und Dienstzeichen verloren gehen könnten. — Der Sozialdemokrat Cigarrenarbeiter Johannes Emil Lungwitz in Pieschen hat vor einiger Zeit in einer gegen ihn anderaumten Hauptverhandlung vor dem Schöffengerichte Dresden den Vorsitzenden, Amts richter vr. Becker, als befangen abgelehnt. In Folge dessen wurde bekanntlich die Verhandlung bis auf Weiteres vertagt, damjt daS Landgericht über den An trag einen Entschluß fasse. Der von dem Landgericht letzt gefaßte Beschluß geht dahin: WaS Lungwitz bei der Hauptverhandlung am 12. August 1895 und in seiner Eingabe vom 13. August 1895 angeführt hat, erscheint nicht geeignet, Mißtrauen gegen die Un parteilichkeit des Amtsrichters vr. Becker zu recht fertigen, eS ist vielmehr die Annahme begründet, daß Amtsrichter vr. Becker in den von Lungwitz zur Sprache gebrachten Strafsachen pflichtgemäß seines richterlichen Amtes gewaltet hat und die- auch in der vorliegenden Strafsache, die übrigens mit dem Wald, schlößchenboykott in keiner Weise zusammenhängt, thun werde. Das Ablehnungsgesuch Lungwitz wird daher für unbegründet erklärt. Pirna. Ein« namhafte Zuwendung hat der am 18. Juli ds. Js. in Dresden verstorbene Rentner, früher Seifensieder, Herr August Oswald Böhme seiner Vaterstadt Pirna vermacht. Derselbe hat in seinem Testamente 25000 Mk. mit der Bestimmung aus gesetzt, daß dieser Betrag als „Oswald Böhme-Stiftung" 'der Stadt Pirna zusallen und daß die alljährlichen Zinsen dieses Legate- durch den Stadtrath an solche