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Familien vertheilt werden sollen, die d«ch den Tod ihrer Ernährer beraubt worden sind. Pirna. An der Dresdner Fondsbörse gelangten dieser Tage 15000 Mark Pirnaer LereinSdank- Aktien zur Versteigerung. FSr diese ganze papierene Herrlichkeit wurden nur ganz« 50 Mark gezahlt! Großenhain. Ein köstliche- Geschichtchen wird dem „G. T." au- einem Manöoerquartier der näheren Umgebung berichtet. Saß da eine- Tage- gegen Abend rin Offizier im Hose seines Quartiers, sein Pferd am Zügel haltend, da der Bursche nicht gleich da war, als ein biederes, schon hochbetagtes Bäuerlein, behag lich sein Pfeifchen schmauchend, aus ihn zutrat mit der Frage: „Se find wohl der Bursche von dem Leitnant?" Der Offizier, einem Jux nicht abgeneigt, ging auf die Frage ei» und antwortete: „Jawohl, ich bin der Bursche." — „Nu, da sagen'se meer eemal, iS das nich die reene Verschwendung, daß der drei Pferde hat, zweee wär'» doch ooch genug!" — „Ja freilich, zwee wär'n noch genug", sagte der Offizier, mit Mühe sein Lachen ver beißend. — „Er soll aber sehr gerecht sein, Ihr Herr", fuhr der redselige Alte fort, „die Husaren halten viel auf ihn." — „Nuja, er is wohl ein ganz Hübscher Mann!" — „Aber, sagen'se eemal, der andre Herr Leitnant, der kommt doch immer erst früh nach Hause, Ihrer aber iS alle Abende schon um zehne da", es fehlt 'm wohl manchmal ee drschen am Galde?" — Jetzt aber konnte der Offizier sich nicht mehr halten und laut lachend die letzte Frage bejahend, zog er sich in den Stall zurück. Oedrrau. In diesem Jahre sind hier bereits für SS Kreuzottern Fangprämien gezahlt worden, während im ganzen vorigen Jahre nur für 64 Kreuz ottern Prämien verabreicht wurden. Oederan. Bei den Sonnabend, den 24. v. Mts., aufgetretenen Gewittern ist auch in Frankenstein ein junges Menschenleben vernichtet worden. Der 17jährige Sohn deS Korbmachers Sieber daselbst war seinen Eltern in der Haserernte behilflich gewesen und mit einem beladenen Schubkarren auf dem Heimweg vom Felde begriffen, als ihn ein Blitzstrahl am Kopfe traf und augenblicklich tödtete. Die Mutter war auch kurze Zeit betäubt, während der Vater mit dem Schreck davonkam. Borna, lieber den in der Nacht zum Mittwoch in Terpitz verübten Mordansall wird des Näheren berichter: DaS 22 jährige Dienstmädchen Zöllner hatte mehrere Jahre ein Liebesverhältniß mit dem Knecht Hilbig. Vor Kurzem wurde der Magd von anderer Seite eia ernstlicher HeirathSantrag gestellt, sie brach infolge dessen das Verhältniß mit H. ab. Wie der „B.-A." schreibt, ging nun Hilbig am Dienstag Abend angeblich nach Eschefeld, kehrte jedoch bei einbrechender Dunkelheit nach Terpitz zurück, schlich sich in das Gut, in welchem die Zöllner diente, überfiel das Mädchen, welches bereits in seiner Kammer schlief, und ver suchte, ihm mit einem sogenannten „Gänsemichel" den Hals zu durchschneiden. Der Mörder konnte das Ge höft wieder unbemerkt verlassen; daS Mädchen hatte noch so viel Kraft, sich bis vor die Schlafstube ihrer Herrschaft zu schleppen, wo sie sich durch Pochen be merkbar machte und unter furchtbarem Blutverlust, durch die schweren Verletzungen auch der Sprache be raubt, von ihrer Herrschaft aufgehoben wurde. Hilbig hat sich dann noch mehrere Stunden Herumgetrieben und sich später zu Bett gelegt, wurde aber bald daraus von den Gendarmen verhaftet, denen er die Mordthat eingestand, und an das Amtsgericht zu Frohburg ab- geltesert. Das unglückliche Mädchen, dessen Ver letzungen sehr ernster Art sind, denn die Speiseröhre ist durchschnitten und die Luftröhre verletzt, wurde nach Leipzig in die Klinik gebracht, nachdem ihm sofort am Orte der blutigen Thal die erste ärztliche Hilfe zu Theil geworden war. Grimma. Das Stadtverordnetenkollegium erklärte sich in seiner letzten Sitzuüg mit dem Bau eines Pulverhauses am südlichen Abhange deS Rumberges einverstanden. Die Errichtung dieses Pulverhauses macht sich nothwendig, da der jetzige Pulverthurm mit seinem Inhalte von l 50—200 Pfund Dynamit und einem Centner Sprengpulver für die Stadt gefährlich ist. Der Bau wird in den Berg hineingefuhrt und so eingerichtet, daß das Pulverhaus vurch einen be quem auszusührenden Anbau erforderlichenfalls auch von der Garnison mitbenutzt werden kann. Auerbach. In Rothenkirchen erstiegen mehrere Knaben das Innere einer im Bau befindlichen, 24 m hohen Fabiikesse. Einer der Knaben, der 12jährige Stiefsohn des Fabrikarbeiters Frank, scheint hierbei vom Schwindet ersaßt worden zu sein, denn die anderen Knaben sahen ihn im Innern der Esse herabstürzen. Im KreiSkrankenstist Zwickau ist derselbe seinen Leiden erlegen. Dadurch, daß der verunglückte Knabe zuerst abstieg, sind die anderen Knaben vor gleichem Schick sal bewahrt geblieben, denn im anderen Falle wären sie durch die Wucht des Körpers mit in die Tiefe ge- I rissen worden. I Lsucha. In der letzt-n GtadtgrmeindewühSsiPlng stand u. «. zur Deschlrchsassung da- Projekt, den unterhalb des Weinberge- «m Plösitzer Wege auf wärts gelegenen Fekbplan pr einer Waldanpflanzung umzuwandeln und einen Stadt pink zubilden. Nach- dem mitgetheilt worden, daß sowohl der ausfallende Pachtertrag für das Feldstück, als auch die Kosten der Anpflanzung aus den Eparkaffenüberschüffen gedeckt werden können, wurde unter Ablehnung eine» Vor schlages, die Anpflanzung am Bahnhof vorzunehmen, da» Eingangs dargelegte Projekt der Errichtung eine» SladtparkeS genehmigt. Eibau. Fabrikant Max Hoffmann hier hat zum Andenken an seine verstorbene Gemahlin Frau Anna Theodora geb. Neumann dem Gemeinderath ein Ka pital von 15000 Ml. übergeben mit der Bestimmung, daß die Zinsen davon zur Anstellung einer OrtS- krankenpflegerin verwendet werden. Plauen i. V. Im nahen Oberlosa hatte ein Knabe mitten im Dorfe eine größere Otter gefangen, die er in eine Holzschachlel packte und mit in die Schule nahm. Dort übergab er die Schachtel dem Lehrer mit der Anfrage, ob das darin enthaltene Thier eine Blindschleiche oder eine Ringelnatter sei. Der Lehrer öffnete die Schachtel und erkannte in dem em porschnellenden und drohend zischenden Reptil auf den ersten Blick eine Kreuzotter. Glücklicher Weise ver mochte er den Kopf des gefährlichen Thieres mit dem Schachteldeckel einzuklemmen, wobei die Schlange, deren Giftzähne blosgelegt waren, natürlich noch als werth volles Anschauungsmittel diente, bevor ihr der Garaus gemacht wurde. Aus dem Bogtlande. Die Raupenplage macht sich unangenehm bemerkbar; Gemeindevorstand Donnerhack hat, wie aus Elsterberg gemeldet wird, aus einem Felde in der Nähe der Oelzschmühle binnen 14 Tagen nicht weniger als ein Hektoliter voll Raupen angesammelt; auf dem Felde steht Kraut an, an dessen Blättern sich unzählige Raupen, an jedem einzelnen mindestens 40—50 Stück, befanden. Täglich erheben sich ganze Schwärme weißer Schmetterlinge über dem Felde. Elsterberg. Der hiesige Stadtgemeinderalh hat nach zweimaliger Sitzung mit überwiegender Stimmen mehrheit beschlossen, dem Stadtmühlenbesitzer Dutschke hier seitens der Stadt die Anlage einer elektrischen Zentrale in seinem Mühlengrundstücke zum Zwecke der Abgabe von elektrischem Strom sür Private und die Stadt zu übertragen. Zittau. Das „historische Museum" auf der Burg Oybin im Zittauer Gebirge veranstaltet an läßlich des fünfundzwanzigjährigen Sedanjubiläums eine aus den Beständen der großen Wetlin-Samm- lung Dr. Moschkaus gebildete „König Albert-Aus stellung". Dieselbe wird bestehen aus einer Reihe seltener PortraitS des Königs von früher Jugend an, bildlichen militärischen Darstellungen Held Alberts in Schleswig-Holstein, Böhmen und Frankreich, mehreren Originalhandschriften als Prinz, Kronprinz und König, endlich aus einer Zahl von Gedenkstücken aus Seiner Majestät Besitz. Tagesgeschichte. Berlin. Prinz Heinrich von Preußen wird bei dem diesjährigen großen Flottenmanöver zum letzten Male daS Kommando eines einzelnen Schiffes führen, da seine Ernennung zum Contre - Admiral bevorsteht, wie aus der mit Wirksamkeit vom 15. September kürzlich erfolgten Kommandirung eines Korvetten-Ka pitäns als persönlichen Adjutanten deS Prinzen her vorgeht. In der Stellung als Kapitän zur See be findet sich der Prinz schon seit dem 27. Januar 1889. Eine frühere Beförderung deS Prinzen in die höhere Charge ist auf seinen eigenen Wunsch unterblieben, weil er Gelegenheit haben wollte, die Kommando führung auf sämmtlichen Schiffstypen praktisch kennen zu lernen. Mil seiner Ernennung zum Contre-Admi- ral erfolgt auch die Ernennung zum Generalmajor. — Der vielbesprochene verleumderische Bries des französischen Generals Munter hat auch in der französischen Botschaft zu Berlin einen überaus pein lichen Eindruck gemacht, um so mehr, als man auch dort anzunchmen scheint, daß die Angelegenheit noch ein diplomatisches Nachspiel erhalten könnte. Was das Fernbleiben deS französischen Militärbevollmäch tigten Baron de Faucould von den großen Manöver» anbelangt, so war dasselbe bereits vor dem Munier- schen Zwischenfall von demselben offiziell notificirt worden, uvd zwar unter der Begründung eines „un aufschiebbaren Urlaubs". DaS Gerücht, daß auch Deutschland dementsprechend von der Entsendung seiner Militärbevollmächtigten zu den französischen Manöver» Abstand zu nehmen gedenke, wird in maßgebenden militärischen Kreisen al» unzutreffend bezeichnet. — Man schreibt au» der Reichshauptstadt, daß in süddeutschen RegierungSkretsen die auf die ZwangS- organisalton der Handwerker abzielenden Pläne mehr fachen Blanke« begegn?«. Man glaubt, befürchten ßu müssen, daß Insbesondere die Organisation der dort bestehenden Sewerdeverrine durch eine anderwefte Ordnung der Dinge leiden werde. — Zu dem Untergang deS Torpedobootes 8. 41 wird noch gemeldet, daß die gesammte ertrunkene Mannschaft sich während deS Unfalls unter Deck be fand; nur die 3 Geretteten, Lieutenant z. S. Lange mack und Steuermannsmaaten Jacobi und BogS, waren auf Deck. Das Unglück ist während der Fahrt der Herbstübungsflotte von Wilhelmshaven nach Kiel bei stürmischer See erfolgt. Die Mannschaften waren zum Theil in Kiel wohnhaft. Unter den Ertrunkenen befanden sich mehrere Familienväter. Obgleich das Divisionsboot Nr. 4 und mehrere Torpedofahrzeuge sich in der Nähe befanden, gelang eS wegen des hohen Wellenganges nicht, die Verunglückten zu retten. Die Leichen sind bisher nicht ausgesunden. Dem Ostsee stationskommando sind weitere Meldungen bisher nicht zugegangen. — Am 28. August 4 Uhr früh wurde der deutsche Schoner „Delphin" (HeimathSort Weener), der keine Hecklaterne führte, durch E. M. Seeschiff „Gneisenau" in der Nordsee bei hohem Seegang von hinten ange rannt und sank um 8 Uhr früh. Ertrunken sind der Führer Woldenga und der Leichtmatrose Walter, die beide über Bord sprangen. Die übrige Besatzung, die auS dem Steuermann Kalmann, dem Vollmatrose» Albert zum Sande, dem Leichtmatrosen Christophers- und dem Koch Wearts bestand, ist vom „Gneisenau" gerettet. — Die günstige Wirkung der Börsensteuer wird auch von der freisinnigen Presse mit Wohlgefallen be trachtet, glaubt man doch aus dem wider Erwarten höheren Ertrage aus dieser Einnahmequelle von Neuem nachweisen zu können, daß eine Reichssteuerresorm nicht nöthig sei. Dabei vergessen aber die freisinnigen Po litiker durchaus, daß sie eS selbst gewesen sind, die behauptet haben, die Erhöhung der Börsensteuer werde nur Schaden bringen und die Steuererträge herab mindern. So erklärte Eugen Richter am 7. April 1894, die Verdoppelung deS ObligationSstempels werde auf oen gesammlen volkswtrthschastlichen Organismus zurückwirken, und Träger behauptete in derselben Sitzung, die Erhöhungen, die das Börsensteuergesetz vorschlage, würden eine Herabminderung des Ertrags der Börsensteuer zur Folge haben. Wie man sieht, sind auch diese freisinnigen Voraussagungen, wie die meisten anderen, pro uilülo gewesen. Die Börse be findet sich trotz der „unerträglichen" Belastung recht wohl, der „volkSwirthschastliche Organismus" blüht und die Erträge der Börsensteuer übertreffen alle Er wartungen. Man wird bei der Vorlage des Börsen gesetzes die düsteren Prophezeiungen, die dann sicher wieder zu erwarten sind, an dem Werthe der früheren zu messen haben. — In der letzten Zeit haben die Uebergriffe fremder Fischer (Engländer) gegen Deutschs in der Nordsee ziemlich aufgehört. Es ist dies wesentlich dem Umstande zuzuschreiben, daß die deutsche Regierung ein besonderes Kriegsschiff nach der Nordsee entsandt mit dem ausdrücklichen Zwecke, die deutschen Fischer gegen alle Uebergriffe fremder Fischer zu schützen. Zuletzt war dem Aviso „Meteor" diese Aufgabe zu gefallen. Der „Meteor" ist ein außerordentlich schnelles Schiff, wird wohl etwa 20 Knoten lausen und hat bei einem Deplazement von 946 Tonnen 4500 in- dizirte Pferdekräfte; der Besatzungsetat beträgt I1K Mann. „Meteor" ist jetzt durch den „Hay", ein Schiff siebenter Klosse, ersetzt worden; er hat nur einen Be satzungsetat von 40 Mann, ein Deplazement von 20A Tonnen und 160 indizirte Pferdekräste, die Schnellig keit dürfte auch wohl nur recht gering sein. Die Er fahrung bat gezeigt, daß die fremden Fischpiraten nur dann in Respekt gehalten werden, wenn sie w ssen, daß ein schnelles deutsches Kriegsschiff in der Nähe ist und kein Frevler durch di- Flucht entkommen kann. Ob der „Hay" allen Forderungen, welche die deutschen Fischer mit Recht von ihm erwarten, erfüllen kann, wird doch sehr bezweifelt, der „Hay" soll freilich nur bis zur Auflösung der Herbstübungsflotte den Schutz der deutschen Nordseefischerei übernehmen; hoffentlich wirk dann wieder ein Schiff wie der „Meteor" beordert; gute Früchte hat eS gehabt, aber sie können eventuell wieder verloren gehen. FriedrichSruh. Vierzig deutsch - amerikanische Veteranen mit ihren Damen brachten am 30. August Mittags dem Fürsten Bismarck ihre Ovation dar. Vier Herren wurden zum Frühstück geladen, daS eine Stunde dauerte und unter lebhafter Unterhaltung, namentlich von Selten des Fürsten, einen äußerst interessanten Verlauf nahm. Inzwischen hatten sich die übrigen Theilnehmer an der Huldigungsfahrt vor dem Schlosse aufgestellt. Der Fürst trat vor das Portal, schritt die Front der Veteranen ab und unter hielt sich mit vielen derselben in leutseligster Weise. Der Vorsitzende der Chicagoer militärischen Vereinigung,