Volltext Seite (XML)
WHmtz-IkltW 59. Jahrgang Donnerstag, den 2. Februar 1893 Nr. 14 hielt letzterer seinen Vortrag über: „Die Deutsche Re formpartei eine Mittelstandspartei" und forderte am Schluffe seiner Ausführungen sämmtliche anwesende Männer, auch die Sozialdemokraten, auf, sich der Re formpartei anzuschließen, da dieselbe in Zukunft doch die führende Partei werden müßte. Reicher Beifall belohnte den geschätzten Redner. In der darauf fol genden Debatte sprach vr. Gradnauer, Redakteur der Arbeiter-Zeitung in Dresden, die Reformpartei heftig angreifend, und als hierauf ein Reformer entgegnen wollte, wurde von den Sozialisten ein solcher Lärm vollführt, daß die Versammlung vom Vorsitzenden ge schloffen wurde. H. Liebstadt. Um die Niederlassung eines Thier arztes herbeizuführen, hat die Stadtvertretuug zu Gottleuba bei der königlichen Amtshauptmannschaft um eine hierzu zu gewährende Beihilfe nachgesucht. Die hohe Behörde hat nun auch in unseren nächst liegenden Gemeinden angefragt, ob dieselben wohl auch aus ihren Mitteln eine feste Unterstützung in Aussicht stellen würden. Wie wir hören, haben die betr. Gemeinden beschlossen, sobald Herr Bürgermeister Kolbe seine segensreiche thierärztliche Praxis aufgeben sollte, eher Liebstadt eine Beihilfe in Aussicht zu stellen, damit dann sich hier wieder ein neuer Thierarzt nieder ließe, da Gottleuba besonders im Winter für sie so ungünstig wie nur möglich liegt. Dresden. Das Befinden derPrinzessin Friedrich August ist fortgesetzt ein durchaus zufriedenstellendes. Die hohe Frau erholt sich schnell und vermag das Bett täglich auf mehrere Stunden zu verlassen. Auch der junge Prinz, an Körpergewicht zunehmend, erfreut sich einer fortschreitend günstigen Entwickelung. Pirna. Schwer verbrannt wurde am Sonnabend in Copitz ein kleines Kind. Dasselbe lag, nachdem es von der Mutter gebadet worden und diese in die Stadt gegangen war, ruhig in seinem Korbe. Außer dem Kleinen war nur noch ein älteres Brüderchen in der Stube anwesend, während der Vater nach Kohlen in den Keller gestiegen war. Als derselbe noch auf der Treppe lautes Geschrei hörte und darauf in die Stube eilte, fand er den Kinderkorb über und über brennend. Zwar gelang es ihm, das Feuer zu löschen, doch hatte das bedauernSwerthe Kind bereits solche Brandwunden erlitten, daß es in das hiesige Stadt- krankenhauS ausgenommen werden mußte. Wie der Brand entstanden, konnte bis jetzt nicht aufgeklärt werden. Bautzen. Im Konkurs des Mühlenbesttzers Richter in Dittersbach a. d. E. gehen über 800,000 Mark verloren. Der ländliche Schwindler giebt also den geriebensten Berliner verkrachten Bankiers wenig nach. Die Schulden betragen 890,000 Mark, der Besitz 72,000 Mark. — Nach dem soeben ausgegebenen Diözesankatalog wirken im Apostolischen Vikariat für Sachsen (Erblande) und dem exemten Dekanat Bautzen (Oberlausitz) 74 römisch-katholische Geistliche; von diesen sind 58 in Sachsen, 16 in auswärtigen Diözesen geboren; 3l sind geborene Wenden, 43 sind Deutsche. Der fort gesetzte Zuzug van Katholiken auS den deutschen Bundes- staaten und Böhmen nach den sächsischen Erblonden hatte zur Folge, daß mehrere Pfarrfysteme neu errichtet Abonnements auf die „Weißeritz-Zeitung" für die Monate Februar und März ehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen ngenontmen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Verantwortlicher Redacteur: Paui Ithne in Dippoldiswalde. Mit «chtseitigem Atustrirtkn llntrrhaltungsdistt". » Mit humoristischer wochkndriisgt „Seifenblasen". » Et fand- n«d hanrwirthschastlicher Monatrbkilage. wurden. Noch mehrere könnten errichtet werden, wenn die Mittel zum Bau von Kirchen vorhanden wären. Auch herrscht vielfach noch Mangel an Geistlichen, so daß manche Stellen unbesetzt bleiben mußten. Meißen. Ein Mädchen aus einem Hausstände, der auf sehr großem Fuße geführt wurde, heirathete vor tO Jahren einen hübschen, aber mittellosen Kauf mann. Der mit den stolzen Eltern vorauSgegangen« harte Kampf wurde noch durch den hochmütigen Bruder erschwert. Bei der Hochzeit betheiligte sich dieser Bruder gar nicht, weil er mit einem solchen Habenichts von Schwager nichts zu thun haben wollte. Das junge Ehepaar zog nach Meißen, wo der Mann eine auskömmliche Stellung inne hatte. Man lebte zufrieden, da sich die vernünftige Frau bald in die neuen Verhältnisse gefunden hatte. Seit -dieser Zeit hat der Mann sich eine einträgliche Stellung erobert und lebt in sehr guten Verhältnissen. DaS Schicksal der Schwiegereltern gestaltete sich aber traurig. Der Schwiegervater starb vor ungefähr zwei Jahren; beim Begräbniß wurde das Meißner Ehepaar noch sehr wenig beachtet. Leider stellte sich nun heraus, daß der Verstorbene statt eines Vermögens eine nicht unbe trächtliche Schuldenlast hinterlassen hatte. Die Gläu biger nahmen fast Alles, was vorhanden war, al» Deckung für ihre Forderungen. Der Sohn bekümmerte sich um seine Mutter in keiner Weise mehr, so daß ihr als einziger Weg offen blieb, ihrer Tochter die mißlichen Verhältnisse zu schildern. Umgehend langte die Antwort an, daß die Mutter nach Meißen kommen solle, wo ihr ein freundlicher Empfang bereitet würde. Seit dieser Zeit lebt die Schwiegermutter bei ihren Kindern in Meißen. Der Sohn blieb aber verschollen, bis er vor einigen Tagen abgezehrt und zerlumpt in die Wohnung seiner Verwandten kam, um von den selben eine Unterstützung zu erbitten. Natürlich wurde ihm dieselbe auch zu Theil; der früher verachtete Schwager gab Kleider und Geld her und sorgte sogar für eine Stellung, die der junge Manu am l. Febr. hätte antreten sollen. Dies schien aber doch nicht in dem Willen des Schwagers zu liegen, denn eines Morgens war er wieder abgereist. Auf einem Zettel hatte er nur die Worte geschrieben: „Besten Dank für Alles! Hochmuth kommt vor dem Fall!" Hohenstein. Die Frage der Vereinigung von Hohenstein und Ernstthal wird demnächst entschieden werden. Ernstthal hatte in einigen Punkten, die der vertragsmäßigen Festsetzung bedürfen, abweichend von Hohenstein Beschluß gefaßt. In der Sitzung vom 24. Januar hat der Etadtgemeinderath der Mehrzahl der Ernstthaler Beschlüsse zugestimmt und eS kommt nun darauf an, ob auch Ernstthal etwas nachgeben wird. Schneeberg. Der Gesammtvorstand des Erz- gebirgsvereins konnte Heuer wieder Antheilscheine zum Baue des Fichtelberg Hauses im Betrage von zu sammen 1500 M. ausloosen. Es bleiben nun noch 3000 M. Schulden in solchen Antheilscheine» zu tilgen. Crimmitschau. Durch einen Beschluß der Be zirksversammlung der königlichen Amtshauptmannschaft Zwickau, betreffend die Aushebung der Sonn- und Festtagsruhe im Handelsgewerbe, ist der hiesigen Stadtgemeiide freie Hand gegeben worden, die Ge schäftszeit im Handelsgewerbe an Sonn- und Festtagen selbständig zu regeln. Orlsnitz im Vogtl. AuS einer zum Zwecke der Biersteuer aufgestellten Statistik ergiebt sich, daß tn unserer Stadt, welche 5 Brauereien besitzt, der Bier- konsum bedeutend gestiegen ist. Derselbe betrug 1891 14,7«3V kl----2 952,650 Glas Bier und stieg 1892 auf 16,176-/. kl — 3,235,250 Glas. Eine Erklärung für den beträchtlichen Mehrverbrauch von 1413 KI giebt die große Wärme des vergangenen Sommers, sowie die umfängliche militärische Einquartierung im Herbste 1892. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmaimschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte «nd die SladtrAhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie wir hören, werden im aufe des Monats Februar in hiesiger Stadt mehrere Versammlungen veranstaltet werden, zu welchen be- eits in den nächsten Nummern dieses Blattes Ein übungen erscheinen sollen. Zu der einen, welche von »em konservativen Verein des VI. Reichstagswahlkreises »eranstaltet wird, ist Herr I)r. Oertel-Leipzig als Vor ragender gewonnen, während in der zweiten Versamm- ung über die Zwecke und Ziele des deutschen Bauern- mndes berichtet werden wird. Es ist zu hoffen, daß n der jetzigen so ernsten Zeit, wo es doppelt gilt, politisch einig und dadurch stark zu sein, sich beide Versammlungen eines recht zahlreichen Besuches von hier und der ganzen Umgegend erfreuen werden. — Am Dienstag konzertirte die Kapelle des 1. Jäger-BataillonS Nr. 12 aus Freiberg im Saale t>er Reichskrone und stellte sich damit in günstigen vergleich mit den Militärkapellen, die bisher hier auf- etreten sind. Besonders angenehm berührte die Zart- eit des Streichquartetts, sowie auch die Blasinstru mente nie grell hervortraten. Durch ein Flöten- und örompetensolo und zwei allerliebste Stücke füx Streich- istrumente, die ungetheilte und laute Anerkennung mden, wurde eine schöne Abwechselung erzielt, der lan nach den volltönenden Szenen aus Walküre von .. Wagner um so mehr bedurfte. Die obige Kapelle at sich Mit diesem Concert sehr gut eingeführt und sird man ein Wiedererscheinen gern begrüßen und urch noch zahlreicheren Besuch lohnen. — Am Freitag feierte der Verein junger Land wirt he im Sternsaale durch Tafel und Ball sein Stiftungsfest, und nahm hierbei der Vorstand, Herr Max Hultsch aus Hirschbach, Gelegenheit, dem bis herigen Vorsitzenden, Herrn GutSbes. Richard Nitzsche aus Oberhäslich, durch Ueberreichung eines Diploms zum Ehrenmitglied des Vereins zu ernennen. — Durch die große Glätte der letzten Tage sind hier mehrere Verletzungen, Bein- und Schlüsselbein brüche, vorgekommen. Wir möchten deshalb an alle Hausbesitzer das dringende Ersuchen richten, ja vor ihren Häusern zu streuen, um sich und vornehmlich auch Andere vor größerem Schaden zu bewahren. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate Januar 1255 Einzahlungen im Betrage von 90,348 Mark 18 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 756 Rück zahlungen im Betrage von 84,831 Mark 66 Pf. Sparmarken ü 5 Pf. sind verkauft worden: 200 Stück. — Der Reform-Verein Dippoldiswalde hielt ver gangenen Sonntag auf der Alberthöhe zu Rabenau eine Wandecversammlung ab. Sprecher war Herr Fabrikant O. Hänichen aus Lockwitz. Schon lange vor der Eröffnung der Versammlung war der Saal überfüllt und mußte ein weiterer Zutritt verboten werden; es mögen wohl gegen 900 Personen zugegen gewesen sein, und zwar zum großen Theil Sozialdemo kraten aus dem Plauen'schen Grunde, welche sich sehr zeitig eingefunden hatten. Was dieselben durch ihr zahlreiches Erscheinen bezwecken wollten, war so fort bei Eröffnung der Versammlung klar: um durch Radau dieselbe zur Auslösung zu bringen, was aber durch das entschiedene Auftreten des Vorsitzenden und des Herrn O. Hänichen verhindert wurde. Hierauf Dir „Wrißerlh. Zeitung" erscheint wöchentlich drei- Aal: Dienstag, Donners- «g und Sonnabend. — ireis vierteljährlich I M. ,5 Psg., zweimonatlich 4 Pfg., einmonatlich 42 Zfa. Einzelne Nummern l) Pfg. — Alle Postan- lalten, Postboten, sowie äe Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei ve» bedeutenden Auflage des BlatteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirt« Inserate nut entsprechen dem Aufschlag. Ei,Ge sandt, im redaktionelle» Lheile, die Spaltenzeil» 20 Pfg.