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WeiMtz-ZMH Beilage zu Nr. 14 Donnerstag, den 2. Febmar 1893 59. Jahrgang do. do. do. do. Dre-dner Produktenbörse vom 30. Januar. An der Börse: Vermischtes. (Eine Kriegslist.) Stoff zu einer reizenden Novelette gäbe das Erlebniß aus der Ehe eines Berliner Lebemannes a. D., welches ein Korrespondent der „Hamburger Nachr." folgendermaßen schildert: „Dars ich Ihnen zum Schluß noch eine kleine Klatschgeschichte ausplaudern, die ich neulich im Klub hörte und die so allerliebst und dabei so harmlos ist, daß die Betheiligten es mir wohl selbst kaum als ein Ver brechen anrechnen werden, wenn ich >zum Verräther werde, zumal das Geschichtchen sich zum allgemeinsten Wohlgefallen auslöste. „Er* war bis vor Jahresfrist einer der flottesten Lebemänner Berlins, auf dtm grünen Rasen, hinter den Kou- lifsen und in de» intimen Kabinets bei Dresse! und Hiller ebenso bekannt, als aus den Parketts unserer Salons. Vor Jahresfrist trat zum Entsetzen seiner Freunde und einer kleinen Ratte vom königlichen Ballet der große Umschwung ein. Er verheirathete sich und verliebte sich — wie die böse Welt sagt, nach der Hochzeit — in seine eigene Frau. Und das war kein Wunder, denn sie ist ein bezauberndes Frauchen, schön, liebenswürdig und klug. Man sah ihn fast ein volles Jahr lang nur in Gesellschaft der reizenden Gattin. Aber das Unglück wollte, daß der Verführer in Gestalt seines besten Freundes aus Petersburg nach Berlin versetzt wurde, und eines schönen Dezembertages den alten Bekannten zu einer purtiö tin» ausforderte, die er mit einer Freundin nach Dresden unternehmen wollte, in dessen Nähe ihm ein verstän diger Onkel eine prächtige Herrschaft hinterlassen hat. Dabei war ja nun eigentlich nichts außer der Freundin. Diese aber erschien unserem guten — sagen wir: Lothar! —denn doch als ein arger Stein des Anstoßes für einen artigen Ehemann: er sagte ab: aber die spöttischen Reden seines einstigen Kame raden so vieler vergnügter Stunden brachten seine guten Ab sichten schließlich doch zum Wanken und zum Scheitern. Unter dem Vorwande einer Jagdpartie verabschiedete er sich von den häuslichen Penaten, und die kleine Baronesse brachte Weizcnkleie, grob, do. feine Roggenkleie. . Sächsisches. — Eine Anzahl sächsischer Städte bemüht sich be kanntlich bei einer eventuellen Genehmigung der Mi litärvorlage um eine Garnison. Daß diese Bemü hungen indeß wenig Aussicht auf Erfolg haben, geht daraus hervor, daß die neu zu errichtenden 12 Bataillone als 4. Bataillone den 12 sächsischen Infanterie-Regi mentern zugetheilt, also bei dem betreffenden Regi ments oder in unmittelbarer Nähe desselben unter gebracht würden. Für Infanterie ist demnach eine Garnisonfrage eigentlich gar nicht vorhanden; ob für Kavallerie, Artillerie oder Train, ist ebenfalls noch eine offene Frage. Roßwein. Trotz der trüben Erfahrungen, welche wir mit einer Garnison gemacht haben, macht sich auch bei uns wieder der Wunsch nach einer solchen geltend. In pekuniärer Beziehung hat die letzte Gar nison der Stadt recht bedeutende Opfer verursacht. Aus den laufenden Mitteln sind über 8000 Mark für solche Zwecke genommen worden und außerdem mußte die Stadt eine Anleihe von 30,000 Mark machen, von welcher jetzt 18,000 Mark noch nicht bezahlt sind. Bei Uebernahme einer neuen Garnison müßte die Stadt zum Bau einer Kaserne abermals Hunderttau sende aufbringen, ohne daß eine Garantie zu erhalten wäre für ein längeres Verbleiben der Garnison. Bürgermeister Rüder schlägt daher vor, um unsere Stadt zu heben, lieber Mittel aufzuwenden für die Heranziehung neuer lohnender Industriezweige nach Roßwein. AuS dem Vogtlande. Die Krammetsvögel werden Heuer im Vogtlanoe und im Erzgebirge in ganz unglaublichen Mengen erlegt (der Jagdpächter zu Gunzen bei Schöneck erlegte an einem Tage 420 Krammetsvögel, im Monat Januär über 6000 Stück!). Obwohl der Versand dieser Leckerbissen ein sehr leb hafter ist und z. B. von Oelsnitz <iuS täglich Sen dungen nach größeren Städten abgehen, so ist doch der Preis jetzt ziemlich gedrückt (Stück 16—20 Pf.). Des halb wird hier versucht, die Krammetsvögel oderZeumer zu konserviren, indem die Thierchen gerupft, vorbe reitet und leicht vorgebraten werden, worauf man die selbe» mit Sauce in Büchsen füllt und diese luftdicht verschließt. AuS dem oberen Elsterthal. An eine Wieder aufnahme des Mahlgeschäftes ist noch nicht zu denken. Um backen und so die Kunden nur Halbwegs befriedigen zu können, müßen die Waffermüller mit Bäckereien das von ihnen gegen Brot eingetauschte Getreide auf Dampfmühlen mahlen lassen. Wie nachtheilig der Wassermangel aus die Getreidepreise einwirkt, dafür spricht der Umstand, daß hier der Scheffel Roggen mit nur 10.50 Mark bezahlt wird, während derselbe im Oktober 12Mark und darüber galt. Döbeln. Die vorbereitenden Arbeiten zu der in diesem Jahre hier stattfindenden Gewerbe- und In dustrie-Ausstellung machen erfreuliche Fortschritte. Aus allen Gegenden des Bezirks sowohl, als auch aus den entferntesten Orten des Landes kommen täglich eine Menge von Anmeldungen zur Beschickung der Ausstellung. Unter Anderem ist Aussicht vorhanden, eine Dampfmafchinenanlage (Kesselanlage), Dampsefse, Transmission rc. als Ausstellungsobjekt auf dem Aus stellungsplatze zu erlangen und wird eine Folge dieser Maschinenanlage die elektrische Beleuchtung der Aus stellung sein. Man hat beabsichtigt, den Ausstellungs platz mit zwölf Bogenlampen zu beleuchten, ebenso auch die Ausstellungshallen mit Hunderten von Glüh lichtern zu versehen. Ferner sind Schankzelte, fliegende Büffets rc. in Aussicht genommen, während die Gärtner des Bezirks beabsichtigen, durch gemeinsames Wirken den Ausstellungsplatz während der Ausstellung in einen Garten zu verwandeln. Großenhain. Der Bezirk der Amtshauptmann schaft Großenhain mar im letzten Jahre von der Maul- und Klauenseuche am meisten mit betroffen. Dieselbe herrschte 1882 in 108 Ortschaften des Be zirks und mußten insgesammt 490 Gehöfte gesperrt werden. Es wird nicht zu hoch gegriffen sein, wenn der im Bezirke durch das Auftreten der Krankheit an gerichtete Gesammtschaden auf '/» Million Mark ge schätzt wird. lange .... milde . . . Leinkuchen, einmal gepreßte . . . do. zweimal gepr. Die Fortführung der Valuta- Regulirung in Oesterreich-Ungarn. Bereits im vorigen Sommer haben die Neichspar- lamente Oestereichs und Ungarns jene hochbedeutsamen Gesetzentwürfe endgültig angenommen, welche durch die Valutaregulirung den Uebergang der Habsburgi schen Doppelmonarchie von der bisherigen Papiergeld- wirthschaft zur Goldwährung bezwecken. Es ist aber erklärlich, daß eine solche weitgreifende Aktion, wie die Valutaregulirung, welche nicht nur die finanzielle», sondern schließlich auch die wirthschaftspolitischen Ver hältnisse des großen österreichisch-ungarischen Staats wesen auf vollständig neue Grundlagen stellt, nicht ohne Weiteres vom grünen Tisch aus in die Praxis hinübergeführt werden konnte. Darum sind denn auch seit der parlamentarischen Sanktion der Valutagesetze noch Monate verflossen, ehe der längst auf dem Papier beschlossene Währungswechsel Oesterreich-Un garns einen erstmaligen Schritt zu seiner Verwirklichung auszuweisen vermochte. Diese erste praktische Fort führung der Valutaregulirung zeigt sich nun in den umfassenden Finanzoperationen, welche gegenwärtig beide habsburgischen Reichshälften in Gestalt der ko lossalen Umwandelungen ihrer Anleihen vornehmen und wobei es sich im Großen und Ganzen um den Umtausch der höher verzinslichen österreichischen unv ungarischen Staatspapiere u. s. w. in vierprozentige Werthe handelt. Für Ungarn stellt sich der Nenn betrag der neuen Werthpapiere auf insgesammt eine Milliarde und acht Millionen „Kronen", wie künftig die österreichisch-ungarische Einheitsmünze heißen wird (eine Krone gleich 0,85 Mark deutscher Reichswährung), österreichischerseitS dagegen wird die Gesammtsumme der neuen Titres nur 648,345,800 Kronen sein; jeden falls handelt es sich aber bei diesem Finanzgeschäfte um Summen, wie sie in solcher Größe in der neueren Finanzgeschichte noch nicht oft vorgekommen sind. Be greiflich erscheint es daher, wenn den betreffenden Operationen erst wochenlange schwierige und verwickelte Verhandlungen der österreichischen und der ungarischen Regierung mit einflußreichen Banken' und Finanz häusern vorangegangen sind. Es wurden hierzu auch bekannte Finanzgruppen aus Deutschland hinzugezogcn, in der Hauptsache jedoch bildeten die Träger der öster reichischen und ungarischen Konversirungen die maß gebenden Finanzkonsortien des Donaureiches, was ja auch ganz natürlich ist. Ob die betheiligten Finanz gruppen an dem Konversirungsgeschäft indessen einen so besonders großen Gewinn machen, wie man hie und da behauptet, muß bezweifelt werden, einerseits steht einer solchen Annahme der Umstand entgegen, daß der Kreis der Theilnehmer ein ungewöhnlich aus gedehnter ist, andererseits wird eine übermäßige „Prosit- wuth" schon durch die gestellten Bedingungen der beider seitigen Regierungen verhindert, — indessen wird sich für die Vermittler des Umwandelungsgeschäfts zweifellos noch immer ein hübscher Gewinn ergeben. Der Um tausch aller zur Konvertirung aufgerufenen österreichi schen und ungarischen Effekten in 'die neuen Stücke muß bis zum 7. Februar 1893 beendigt sein, was eine ungewöhnlich kurze Frist für die gewaltige Kon version bedeutet, da dieselbe erst mit dem 24. Januar laufenden Jahres begonnen hat. Offenbar ist man aber in den Wiener und Pester maßgebenden Kreisen von dem vollständigen Gelingen des großen Werkes fest überzeugt, sonst wäre zu seiner Durchführung ge wiß eine längere Zeit festgesetzt worden, und nach Lage der ganzen Umstände ist an einem durchschla genden Erfolg dieser wichtigen finanziellen Transaktion allerdings nicht zu zweifeln. Mit ihrer Vollendung gewinnt Oesterreich-Ungarn erst den sicheren Boden, auf dem sich dann die weitere Valutaregulirung auf bauen kann. Ehe indessen das ganze Werk in allen seinen Theilen abgeschloffen sein wird, dürsten noch manche Jahre vergehen, zumal ja schon die einzelnen Valutagesetze hintereinander und in gröberen Zwischen räumen in Wirksamkeit treten sollen. Erst nachher wird sich auch bestimmt beurtheilen lassen, ob die Maßregel in der That aus die gesammten finanziellen und wirthschastlichen Verhältnisse des Doppelreiches jene tiefgreifende belebende und befruchtende Wirkung äußern wird, welche ihre Urheber erwarten: daß dies jedoch geschieht, das kann jeder Freund Oesterreich- Ungarns nur aufrichtig wünschen. Rapskuchen pro 100 kg nett»: ' 14,00 13,08 18,50 IW ... 17,50 Malz pro 100 leg brutto (ohne Sack) .... 21-25 Kleesaat pro 100 kg Brutto (mit Sack) rolhe 130—145 do. weiße . . 130—IM do. schwedische 110—140 40-55 40-50 "32,00 . 29,50 . 28,00 . 25,00 . 19,00 . 15,50 0 . 24,50 0/1. 23,50 1 . 22,00 2 . 18.00 3 . 16,00 . . 13,00 :. . 9,50 . . 9,50 . . 10,60 Weizen, pro 1000 kg netto: Weißweizen . . l58—163 Brauweizen,Ld., neu 156—160 Weißweizen, Pos.. 165—169 Rufs. Weizen, rother — — — Roggen, sächs., neu 137—139 do. fremder neuer 139 - 142 Berste, sächsische . 145-152 do. böhm. u. mähr. 155—165 Futtergerste. . 115—123 Hafer, sächs. . . 145-147 Mais, Cinquantiue 128—134 do. rumänischer u. bessarabischer 120—126 do. amerik., mired 127—134 Lrbseu pro 1000 kg netto: weiße Kochwaare . 160—180 Saaterbsen... Bohnen, pro 1000kg 135 —150 Wicken, pro 1000kg Buchweizen, pro IMOKg netto: inländ. ».fremder 155—160 Oelsaatcn pro 1000 kg netto: Winlerraps, sächs. 220-235 Wintcrrübsen, neuer — Leinsaat, feinste . 235 —245 do. feine . 220-235 do. mittlere. 210-220 Riiböl pro 100 kg netto (mit Faß): rafflnirt . 56,00 Spiritus . . . 52,50 33,00 Auf dem Markte: Hafer (KI) . . 7,00-8,20 1 Heu pro Clr. . 4,20-4,60 Kartoffeln (Etr.) 2,20-2,80 Stroh pro Schock 28,00-30,00 Butter (kg) . 2,20-2,80 Dresdener Tchlachtviehmarkt vom 30. Januar. Am Schlachtviehmarkte waren 421 Rinder, einschl. 112 Bullen, 935 Hammel, 1200 Schweine u. 280 Kälber, zus. 2836 Stück Vieh (122 weniger wie am Vormarkte), zum Verkaufe aufgelrieben. Rinder erster Qualität erzielten 62—66 M., vereinzelt auch mehr, Mittelwaare und gute Kühe 57—60 M. und dritte Qualität 45 bis 54 Mark für ze 50 Kilo Schlachtgewicht. Bullen wurden je nach Werth zwischen 54 und 60 M. die gleiche Quantität Schlacht gewicht gehandelt. Englisch« Lämmer kosteten 60—64 M. und von Landhammeln die erste Sorte 55— 58, die zweite dagegen 45— 50 M., allerseits ein Paar zu 50 Kilo Fleischgewicht. Land schweine erster Sorte käme» auf 60—63 und darüber und eben solche zweiter Sorte auf 55-58 Mark für je 50 Kilo Fleisch« gewicht zu stehen, wogegen fremde Landschweine (334 St.) zu 46— 52 M. für je 50 Kilo Lebendgewicht ohne Taraverwilligung erreichten und hier geschlachtete Bakonier (Vorrath 150 Stück) zu 52—56 M. für je 50 Kilo Fleischgewicht gekauft wurdm. Kälber gingen je nach Werth zwischen 85 und 115 Pf. daS Kilo Fleisch ab. — Jni Centralschlachthofe haben in voriger Woche 3567 Schlachtungen stattgesunde», swovon 406 Rinder, 619 Hammel, 1660 Schweine und 882 Kälber betroffen wurden. do. gelbe . . Thhmothee, sächs.. .. __ Weizenmehl pro 100 kg netto: Kaiserauszug . BrieslerauSzug. Semmelmehl Bäckermundmehl BrieSlermundmehl Pohlmehl . . Noggenmehl Nr Nr Nr Nr Nr