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t*. > leidet nicht fahrbar zu sein, so daß die neuin Schlitt» schuhe, Pelzmützen, ShwalS u. s. w. auf ihr zur großen Vetrübniß der Beschenkten nicht eingeweiht «erden können, dafür aber ist den ersten Feiertag nochmal» Theatervorstellung, und der Kirchenchor veranstaltet bei seinem Herbergsvater Stephan im „Goldnen Stern" einen Unterhaltungsabend, wobei der neudekorirte Saal eingeweiht werden soll; am zweiten Feiertage hat männiglich Gelegenheit, an zahlreichen Orten das Tanzbein zu schwingen, abgesehen von Veranstaltungen, die von Privatgesellschaften zur geselligen Vereinigung ihrer Mitglieder geplant sind. — In Leipzig, wie auch in anderen größeren Städten ist vor nicht zu langer Zeit ein eigenartiges künstlerisches Unternehmen zur Ausführung gelangt: „Das Lutherfestspiel." Es handelt sich darum, oen großen Reformator Luther, seine Persönlichkeit und sein Leden dramatisch zur Anschauung zu bringen. Wir sehen, wie der im strengen Dogma befangene Jüngling nach einem freien, freudigen Gottesglauben ringt, bis ihn der edle Etaupitz auf die erste und größte Wahrheit des ChristenthumS hinweist, auf die Vergebung der Sünden durch den Glauben an den Erlöser. Der Ablaßhandel droht sich zwischen ihn und seine Gemeinde zu drängen, das gesprochene Wort dringt nicht kräftig genug durch, da schlägt er die Thesen an die Schloßkirche an. Die Studenten über setzen die lateinischen Thesen dem Volk und die Stimmung steigert sich zu Hellem Tumult, als ein Ab- laßhändler aus Halle in Wittenberg erscheint. Die nächsten Abtheilungen zeigen uns Luther in Leipzig, wo er seine Lehre kräftig gegen vr. Eck vertheidigt, auf dem Reichstage zu Worms, mit Todesverachtung dem Kaiser und allen deutschen Fürsten gegenüber tretend, und auf der Wartburg. In der letzten Ab teilung entreißt er seine Katharina von Bora den Händen der Bilderstürmer, verlobt sich mit ihr und verwandelt die Räume des Augustinerklosters in das erste deutsche Familienpfarrhaus. — Wir freuen uns, daß uns auch hier Gelegenheit geboten wird, das Alles mit eigenen Augen zu sehen und wünschen der Frau Katichs für ihre große Mühe ein volles Haus. — „Glück zu!" Die Gelegenheit, sich im freien Vortrag zu üben, wird jetzt immer mehr von den Mitgliedem des Vereins benutzt. So hielt vorigen Sonnabend Herr Erdmann einen Vortrag über die Gewinnung des Roheisens und dessen Verwendung zur Gießerei. Besonderes Interesse gab er seinem Vortrage durch Vorzeichen einiger Eisensteine, durch die bildliche Veranschaulichung eines Hohofens und eines Cupolofens und durch die wohlgelungene Vor führung eines Bleigusses in einer Sandform. Hierauf folgte eine gemeinsame Vorfeier des Weihnachlsfestes, indem die Geschenke eines Christbaumes verloost und verauktionirt wurden. Am jJahresschluffe wünschen wir dem Verein ein herzliches Glück zu fürs neue Jahr. Golberoda. Vergangene Woche ist in das Wohn haus des Gemeindevorstandes Schüttig eingebrochen worden. Der Dieb hat ca. 1300 M. Gemeindegelder und ein Federbett gestohlen. Wilmsdorf. Der Männergesangverein „Grüner Zweig" hat beschloßen, den erzielten Reingewinn des jüngst im hiesigen Gasthofe gegebenen Wohlthätigkeits- Concertes zu einer Christbescheerung, welche nächsten Sonnabend, den 28. d. M., im Ulbrich'schen Restaurant abgehalten werden soll, zu verwenden. Dabei soll würdigen Armen aus Wilmsdorf und Börnchen eine kleine Weihnachtssreude bereitet werden. An diese Bescheerung reiht sich dann ein Familienfest des Vereins. Dresden. Die Zweite Kammer hielt am 20. Dezember ihre letzte Sitzung vor dem Feste ab. Nach einstimmiger Bewilligung der Titel 33 bis 36, 10 und 17 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats (Beschaffung von Schwellenimprägnirungs - Anstalten, wettere Ausdehnung der Gasbeleuchtung in den Per sonenwagen, Betriebsmittelvermehrung, Herstellung von Maschinenhausständen, bauliche Anlagen auf den Sta tionen Flöha und Bornitz), sowie nach Erledigung von zwei Petitionen verschnitt die Kammer zur Berathung des Berichts dek 4. Abtheilung über die Wahl des Rittergutsbesitzers Hähnel auf Kuppritz im 4. ländlichen Wahlkreise, welche mit nur 3 Stimmen Mehrheit er folgt und gegen welche von mehreren Seiten Ein spruch erhoben worden ist. Auf Grund verschiedener als erheblich erachteter Verstöße beantragte die durch den Abg. Philipp vertretene Minderheit Ungiltigkeits erklärung der Wahl, wogegen die Mehrheit der Ab theilung (Berichterstatter Abg. v. Oehlschlägel) bean tragte, über verschiedene Punkte die König!. Staats regierung um die Anstellung von Erörterungen zu er suchen und bis zu deren Eingang die Beschlußfassung über die Giltigkeit der Wahl auszusetzen. Nach zwei stündiger Debatte wurde der Antrag der Minderheit mit 47 gegen 24 Stimmen abgelehnt und der An trag der Mehrheit, abgesehen von einem zu erörtern- — 886 — den Punkte, angenommen. — Nächste Sitzung Diens tag, den 7. Januar. — Ueber die bei der Kammer eingegangene Be schwerde und Petition des früheren Oekonomie-PächterS Horst Louis Semmig in Klingenberg, RechtSverweige- rung betreffend, zeigt die Beschwerde- und Petitions- Deputation der zweiten Kammer derselben an, daß die Beschwerde wegen mangelnder Zuständigkeit der Ständeversammlung auf Grund von 8 23 o der Land tagsordnung für unzulässig zu erklären sei. — Aus La Valette, Malta, liegen über die Reise des Prinzen Friedrich August folgende Mittheilungen vor: Se. königl. Hoheit ist gestern Abend (13. Dezbr.) mit dem Dampfer „Peninsular" der Peninsular- and Oriental-Steam-Navigation-Kompany nach dreitägiger Reise, von Gibraltar kommend, trotz stürmischen Wetters im besten Wohlsein hier eingetroffen und blickt der hohe Reisende mit Befriedigung auf den etwa fünf wöchentlichen interessanten Aufenthalt in Spanien und einen kurzen Ausflug nach Tanger zurück. Am 3. Noo. in Barcelona gelandet, besuchte Se. königl. Hoheit von hier aus den Montserrat und traf, über Valencia und Cordoba reisend, am 10. Dezember in Granada ein. Nach mehrtägigem, vom schönsten Wetter begünstigten Aufenthalte hierselbst verweilte der Prinz- dann sechs Tage in Sevilla und ging von dort aus »ach Madrid, um Ihrer Majestät der Königin-Regentin seinen Be such zu machen. Während des zehntägigen Aufenthaltes in Madrid unternahm Se. königl. Hoheit Ausflüge nach Toledo, Burgos und Avila und traf am 2. Dez. in Cadix ein. Von dort erreichte der hohe Reisende am 4. Dezember Tanger und nahm die nächstfolgen den Tage an einem Jagdausfluge Theil, den einige Herren der europäischen Kolonie Sr. königl. Hoheit zu Ehren veranstaltet hatten. Die Jagd selbst fand einige Meilen südlich von Tanger auf Wildschweine statt und war ein sogenanntes „pi^-MoLinA", d. h. die durch Treiber und Hunde aufgelriebenen Wildschweine wur den zu Pferde verfolgt und mit Lanzen erlegt. Von Tangei: aus erreichte Se. königl. Hoheit Gibraltar, um von hier aus am 10. Dezember die Reise nach Mqlta fortzusetzen. Pirna. Unter dem Dienstpersonals des Ritter gutes Zehista sind Krankheits-Erscheinungen, welche der Influenza oder Grippe eigenthümlich sind, (also Kopfschmerz, Erbrechen, Durchfall, verbunden mit Fieber) aufgetreten, daß im Laufe zweier Tage 8 Per sonen dem Pirnaer Krankenhause zugeführt werden mußten; außerdem befinden sich noch einige Dienst boten erkrankt in häuslicher Pflege auf dem Rittergute. Bischofswerda. Bisher gab es in hiesiger Stadt keine städtischen Abgaben, vom 1. Januar 1890 ab halten aber auch hier die städtischen Steuerzettel ihren Umgang. Olbersdorf bei Zittau. Kürzlich ersuchte in einer hiesigen Wirthschaft ein junger Mensch die Wirthin, angeblich im Auftrage eines Kohlenwerksbesitzers, einen Tausendmarkschein zu wechseln. Die Wirthin zählte bereitwillig Silbergeld auf, verlangte aber dabei die Aushändigung des Scheines. Sofort erkannte sie den Schein als eine sogenannte „Blüthe". Der Bursche hatte inzwischen versucht, eine Summe des Baargeldes einzustreichen und damit zu entspringen. Die Wirthin aber war entschlossen genug, den frechen Schwindler festzuhalten, bis auf ihr Rufen Leute herzukamen, welche den Betrüger festnahmen. In ihm erkannte man einen jungen Menschen aus Klein schönau. Freiberg. Der Massen-Güterverkehr, wie er zur Jetztzeit auf hiesigem Bahnhofe herrscht, ist in solchem Umfange noch nicht dagewesen und überschreitet den der Vorjahre um das Doppelte. Außer dem zur Weihnachtszeit bekanntlich stark auftretenden Stückgut verkehr sind es namentlich die Kohlenmassen aus Böh men, die über Moldau kommend und wöchentlich rund 500,000 Centner betragend, den Freiberger Bahnhof passiren und neben den rücklaufenden leeren Wagen ständig die Gleise unseres Bahnhofes füllen, so daß es nur den außerordentlichsten Anstrengungen der Be triebsbeamten zu verdanken ist, daß der Verkehr immer noch offen bleibt. Halsbrücke. Ein großes Wagstück wurde am 20. Dezember Nachmittags von 5 kühnen Steigern, 4 Ar beitern des Baumeister Heinicke in Chemnitz und einem aus der hiesigen Hütte an der hohen Este vollzogen. Dieselben erstiegen von außen bei starkem Luftzug und strenger Kälte den hohen Schornstein, um den 2'/, Meter über denselben hinauSragenden Krahn, an wel chem das ganze Baumaterial hinaufgefördert worden ist und das oben noch liegende Gerüst, welches auf 2 starken Schienen ruht, herunter zu nehmen. Der Krahn wurde oben zerschnitten und äußerlich herunter geworfen, wohingegen die eisernen Schienen mittelst Meißels zerspreizt werden mußten, was bei der Höhe und gefahrvollen Arbeit sehr langsam ging. Die Um zäunung des Bauplatzes, die ArbetteraufenthaltS- und Maschinengebäude sind von einem hiesigen Stellmacher erkauft und abgetragen worden, während die Loko mobile und Maschinen «ach Chemnitz zurückgeschafft worden sind. Die Uebergabe an die Verwaltung der Halsbrückener Hütte des nun fertig gestellten hohen Schornsteins von Herrn Heinicke in Chemnitz dürfte in den nächsten Tagen geschehen. — Trotz der starken Kälte arbeiten die Hüttenmaurer an dem Anschluß kanal der hohen Esse, damit die Rauchkondensation im kommenden Frühjahr recht bald in Betrieb gesetzt werden kann. Meerane. Musikdirektor Trenkler hat die auf ihn gefallene Wahl zum Stadtmusikdirektor in Meerane abgelehnt, nachdem die von ihm gestellten weiteren Be dingungen feiten der städtischen Verwaltung keine Be willigung gesunden haben. OelSniH. Am 17. Dezember Mittags hatte sich ein lediger Bergarbeiter aus Oberwürschnitz auf die Schienen der Eisenbahnstrecke Höhlteich-Stollberg ge legt und war so fest eingeschlafen, daß er weder das Herannahen des von Höhlteich nach Stollberg fahren-- den Zuges, noch das von dem Lokomotivenführer wiederholt gegebene Pfeifensignal hörte. Trotzdem der Lokomotivführer sofort Kontredampf gab, wurde der Betreffende, welcher mit dem Kopfe auf den Schienen und mit dem Körper aus dem Bahndamm lag, noch von einem Räumer der Lokomotive erfaßt, glücklicher Weise aber von demselben nur zur Seite geschleudert und hierbei ganz unerheblich am Hinter kopf verletzt. Zwickau. Ueber den bereits gemeldeten Unfall in einem Steinkohlenwerke zu Reinsdorf, dem Morgen sternschacht II, der 10 Arbeiter betroffen hat, wird noch Folgendes berichtet: Der Unfall ist Nachts kurz nach 12 Uhr eingetreten. Es handelt sich um eine Explosion von Kohlenstaub, dem wahrscheinlich Gruben gas gar nicht beigemengt war. Die Explosion wurde durch Sprengschüffe herbeigeführt, welche von einem besonders hierzu beauftragten erfahrenen Arbeiter be setzt und angezündet worden, nachdem er vorher den Ort mit der Pielerlampe, dem besten in der Praxis eingeführten Instrumente zur Nachweisung auch ganz geringer Mengen von Grubengras, untersucht und frei von Grubengas gefunden hatte. Daß in der Thal solches daselbst nicht vorhanden war, läßt sich auch mit großer Wahrscheinlichkeit daraus schließen, daß ganz in der Nähe des Arbeitspunktes eine ganz un- verhältnißmäßig große Menge ganz frischer Lust aus einer Wetterlutte in das Ort, eine Streichstrecke von circa 3 Meter Breite, ausströmt^ Die Flamme der Explosion, welche sich auf eine erhebliche Entfernung von der Ursprungsstätte fortgepflanzt hat und theil- weise auch dem Wetterstrome entgegengegangen ist, hat auf ihrem Wege an verschiedenen Stellen das Harz aus den Hölzern der Streckenzimmerung hervorge trieben. Auch sind die letzteren vielfach auf der der Explosionsrichtung entgegensetzten Seite mit einem Ueberzug von kleinen Kokkörnchen versehen, welche von dem durch die Hitze der Explosion verkokten Kohlen staube herrühren. Die verletzten Arbeiter befanden sich zur Zeit der Explosion theils in der Nähe der be sagten Streichstrecke, theils in bedeutender Entfernung von derselben. Charakteristisch ist dabei, daß nirgends erhebliche Nachschwaden sich bemerklich gemacht haben, was auf die Abwesenheit von Schlagwettern hindeuten dürfte. Plauen. Beim Abbruch eines der Gemeinde Kauschwitz, früher zum Rittergute gehörigen Gebäudes sind in einem Tuche 32 Stück gut erhaltene Silber- münzen gefunden worden, bestehend aus 2 Sächsischen Speziesthalern aus den Jahren 1778 und 1802, 1 Sächsischen Zweidrittelthaler vom Jahre 1773, 2 Sächsischen Eindrittelstücken aus den Jahren 1784 und 1794, einer Französischen Münze vom Jahre 1731 ohne Werthangabe (muthmaßlich 2 Francs), 6 Oester- reichischen Zwanzigkreuzern aus den Jahren 1765, 1767, 1797 und 1806, 1 Bayerischen Zehnkreuzer vom Jahre 1764 und 19 Sächsischen Zweigroschen stücken (12 einen Thaler) aus den Jahren 1763 (10 Stück), 1764 (6 Stück), 1776 (2 Stück) und 1794 (1 Stück). Die Speziesthaler waren besonders in ein Tuch eingeschlage». Das Geld ist zweifellos während des Franzosenkrieges zu Anfang dieses Jahrhunderts vergraben worden. Plauen i. B. Eine Buchhaltersfamilie ist am 18. d. M. plötzlich in tiefe Trauer versetzt worden. Während sich die Mutter des 13 Monate alten Mäd chens dieser Familie auf kurze Zeit zur Vornahme einer häuslichen Verrichtung au» der Stube begab, versuchte sich das Kind, welches noch nicht laufen konnte^ iw Aufstehen an einer Badewanne, in welcher sich nur wenig Wasser befand. Das Kind verlor im Stehen bedauerlicher Weise daS Ueberaewicht, fiel mit dem Kopf in die Wann« und erstickte darin. Als die Mutter wieder <n die Stube zurückkam, fand sie ihren Liebling als Leiche vor. Ronneburg. Et« Gutsbesitzer in Zackwitz liest vor Kurzem in emer Scheune durch ein dreijähriges