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mit LOS,600 M. und 3. bei der Centralbegräbnißkaffe 11,035 Mitglieder mit 738,850 M., sonach insgesammt 14,193 Mitglieder mit 3,96l,613 M. Es starben 1888 150 Mitglieder mit 35,913 M. Versicherung (gegen 133 mit nur 31,916 M. im Vorjahre.) Trotz dem beläuft sich der Kassenbestand bei lO 1,390 M. Einnahme und 67,074 M. Ausgabe nach den nöthigen Reservestellungen auf einen Deckungssond von 339,361 Mark. Der erzielte Ueberschuß von 5374 M. konnte — je nach der Länge der Versicherung mit 4^/r bis 10'/, Proz. — als Dividende auf die Mitglieder beiträge zur Rückvergütung komme». Es sind z. Z. versichert Militärvereinsmitglieder aus 133 sächsischen Vereinen, davon entfallen auf die Kreishauptmann- schast Bautzen 3, Leipzig 30, Dresden 35, Zwickau 85. Die meisten Mitglieder gehören nach den Bezirken Chemnitz, Plauen, Glauchau, Leipzig, Dresden, Auer bach, Pirna. AuS der Lößnitz. Das Beste der in Aussicht stehenden Ernte in diesem Jahre bleibt unser Wein; so günstige Weinaussichten Ende Juni sind den erfahrensten Winzern unbekannt. Der Wein ist in diesem Jahre vom Frost gänzlich verschont geblieben, die Weindlüthe ging schnell, ruhig und gut vorüber, die Beere entwickelte sich gleichmäßig und gut, ohne viel vom Ungeziefer leiden zu müssen. Die Trauben sind jetzt groß, voll und dicht bebeert, der Anhang aber ein so bedeutender, daß einzelne Stöcke hundert und mehr Trauben auszuweisen haben. Geht alles glücklich ab und das ist zu hoffen, da der Wein an deren Jahren reichlich um 4 Wochen voraus ist, so er halten wir sowohl der Menge, als auch der Güte nach eine noch nie dagewesene Ernte. BerggieSbübel. In seinem 100. Lebensjahre ver schied am 35. Juni nach kurzem Leiden der hier wohnende pens. Militärarzt Traugott Küchler, ein Veteran der Feldzüge von 1813—15, deren gewaltige Ereig nisse dem ehrwürdigen Patriarchen, der sich stets einer weitgehenden Beliebtheit erfreute, allezeit noch in leb haftester Erinnerung standen. Die Beerdigung des wackeren Alten, dem es beschieden war, ein Jahrhun dert hindurch den mannigfachen Wandlungen der Welt geschichte folgen zu können, erfolgte am Freitag. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurden am 36. Juni drei Webergesellen aus Hainichen, die in der Nacht zum 31. April daselbst aus „reinem Uebermuth", wie sie selbst angeben, vorsätzlich und rechtswidrig 1) beim Kaufmann Hardegen eine Steinsäule aus der Erde gehoben und ein Treppengeländer umgeworfen und beschädigt, 3) eine in die Ufermauer der Striegis eingelassene Eisenstange mit einer eine stadträthliche Bekanntmachung enthaltenden Tafel umgebogen und 3) aus dem Trockengebäude der Fabrik von Kunze u. Scheinpflug einen Balken herausgerisien haben, zu der exemplarischen, aber wohlverdienten Strafe von — je 10 Monaten Gefängniß verurtheilt. AurrSwalde. Bei dem am Nachmittag des Sonn tags stattgefundenen, stundenlang währenden heftigen Gewitter ging ein wölken bruchähnlicher Regen nieder, der in unserem Orte viel Unheil anrichtele. In un glaublich kurzer Zeit trat der Dorfbach aus und über schwemmte die Straße an manchen Stellen meterhoch. Das Wasser nahm in reißendem Lauf Alles mit fort: Baumstämme, von einem Bau das ganze Rüstzeug, Gerätschaften, Heuschober u. s. w. Mehrere Brücken wurden sehr beschädigt, mehrere Schuppen zum Ein stürzen gebracht, viele Niederstuben und Ställe hoch mit Wasser gefüllt. Am gefährlichsten umtobten und durchtobten die Fluthen das Haus des Käsehändlers Türpe, unfern der „Amtsschenke". Wäre dasselbe, was allgemein befürchtet wurde, eingestürzt, so würden die Bewohner kaum mit dem Leben davongekommen sein. Unmöglich war es auch dem Muthigsten, ihnen Hülfe zu bringen. — Zu gleicher Zeit hat in Garns dorf eine Windhose Schrecken verbreitet. Die Rich tung ist glücklicherweise eine solche gewesen, daß Ge bäude nicht beschädigt worden sind, wohl aber wurden 8 dem Gartennahrungsbesitzer Scheffler gehörige Aepsel- und Birnenbäume von Mannesstärke in einem Nu entwurzelt und gefällt. Reichenbach. Durch auswärtige Blätter macht folgende, etwas romantisch klingende Mittheilung aus Reichenbach die Runde. „Die sechsjährige Marie Vetter, welche im November v. I. auf räthselhafte Weise aus Reichenbach spurlos verschwand, sei wieder aufgefunden worden. Ein am Sonnabend aus Elsoß- Lothringen zurückgekehrter Erzgebirgler erzählte, daß zu einer in den Reichslanden stehenden Abtheilung sächsischer Infanterie, als dieselbe Felddienstübung ab hielt, ein Mädchen gekommen sei, welches erzählte, daß es von einer in der Nähe lagernden Zigeuner truppe aus dem Vogtlands fort und mit dahin ge nommen worden sei. Weitere Untersuchungen hätten dann ergeben, daß die Gefundene die Eingangs ge nannte Vermißte war." — Diese Meldung bestätigt sich nach dem „Reichend. Wochenbl." nicht und es ist — 428 — an der ganzen Darstellung auch nicht ein Wort wahr. Das vermißte Kind fehlt noch immer, und es ist noch nicht der leiseste Lichtschimmer in das räthselhafte Dunkel gekommen, welches über dem Schicksal desselben gebreitet liegt. Annaberg. Am Sonnabend wurde der hiesigen Bürgerschule im Auftrage eines ehemaligen Schülers derselben, des in Ostafrika weilenden Gustav Brüheim, ein Elephantenzahn überreicht. Derselbe ist ziem lich 1 Meter lang und hat ein Gewicht von nahe 8 Kilo. Colbitz. In der zur hiesigen Irrenanstalt ge hörigen Meierei Zschadraß hat sich am 34. Juni Abends ein sehr bedauerlicher Unglücks fall ereignet, welcher drei rüstigen Männern das Leben kostete. Der Schar werks-Maurer Waldapfel aus Commichau war beauf tragt worden, die Umfassungsmauer einer Abortgrube zu repariren, und stieg zu diesem Zweck nach derselben. Hierbei wurde er von den der Grube entströmenden Gasen betäubt, war aber noch mächtig, sich an einem Nüstbocke festzuklammern. Um dem Genannten Hilfe zu bringen, stieg der Oekonomie-Jnspektor Müller nach, stürzte aber betäubt nach unten. Der alsdann zur Hilfe eilende Wärter Priemer aus Erlbach stürzte gleichfalls in die in der Grube lagernden Exkremente. Ein Vierter, der Wärter Gaudlitz, gleichfalls zur Hilfe eilend, ist im Begriff, zur Grube zu steigen, noch mächtig, sich anhalten und um Hilfe rufen zu können, worauf er gerettet werden konnte. Bei der unter Zu hilfenahme von Feuerhaken bewirkten Bergung der Verunglückten ergab sich, daß der Wärter Priemer be reits todt war, während der Oekonoir.ie-Jnsp. Müller und Maurer Waldapfel, welche noch geringe Lebens zeichen von sich gaben, in der darauffolgenden Nacht gestorben sind. Leiönig. Der Verein zur Unterhaltung einer deutschen Fachschule für Drechsler und- Bild schnitzer in Leisnig hielt letzter Tage seine General versammlung hier ab. Es wurde u. A. beschlossen, eine ständige Verkaufsstelle für die von der Schule gefertigten kunstgewerblichen Erzeugnisse in einer der größeren sächsischen Städte zu errichten. Die Ver legung der ausgezeichnet geleiteten, vom sächsischen Staate erheblich unterstützten Fachschule nach Leipzig dürste nur eine Frage der Zeit sein. Grimma. Am Montag wurde bei dem hiesigen Stadtrath eine Kreuzotter eingeliefert, welche auf einem Kleefelde in der Flur Kleinpardau e>n Pferd in die Nüstern gebissen hatte. Von den bis jetzt bei dieser Behörde eingelieferten 136 Giftschlangen sind nur 6 Stück in der sehr ausgedehnten Stadtflur Grimma, die meisten in den Fluren der Dörfer Groß- und Kleinpardau, Grobbuch und Otterwisch getödtet worden. Merkwürdigerweise werden gerade jetzt wäh rend der Heu- und Heidelbeerernte wenig Kreuzottern eingeliesert. Auch bei Einsendung der getödteten Thiere durch die Post wird die Belohnung von 1 M. für das Stück dem Absender, unter Kürzung des Porto, über sendet. Zittau. Der Beginn des Baues der Eisenbahn Zittau-Oybin-Jonsdorf rückt näher. In Oybin ist das Bahnbureau bereits eingerichtet, als Leiter desselben ist Ingenieur Bomborn zu dauerndem Aufenthalte Hierselbst eingetroffen. Ebenso ist in Zittau ein zweiter bauleitender Ingenieur angelangt. Vorige Woche trafen in Jonsdorf von Zittau eine Anzahl Kipp- lowries ein, deren diese Woche auch nach Oybin eine große Zahl gelangen werden. Die Absteckung des Geleiskomplexes ist weit vorgeschritten. Tagesgeschichte. Berlin. Der Bundesrath hat in seiner Sitzung am 36. Juni dem Anträge Sachsens wegen erneuter Anordnungen auf Grund des § 38 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemo kratie für Leipzig und Umgegend zugestimmt. — Der „Reichs- und Staats-Anzeiger" veröffent licht den Wortlaut des Gesetzes, betreffend die Jn- validitäts- und Altersversicherung, vom 33. Juni 1889, sowie die kaiserliche Verordnung, betreffend den Eigen- thumserwerb und die dingliche Belastung der Grund stücke im Schutzgebiete der Marschall-Inseln vom 33. Juni 1889. — Es wäre wirklich an der Zeit, daß in der deutschen Presse die Erörterungen über den Besuch des Zaren in Deutschland aufhörten. In der öffent lichen Meinung uns feindlich gesinnter Länder, vor nehmlich Frankreichs und Rußlands, muß ja bei der Wichtigthuerei, mit der gestern, heute und alle Tage das Gretchenspiel: Er kommt, er kommt nicht! absolvirt wird — die Ansicht Boden gewinnen, in Deutschland mache man das Heil der Zukunft geradezu von diesem Besuche abhängig. Kommt der Zar, nun so wird er allerwegen mit der einem erlauchten Gaste unseres Kaisers schuldigen Ehrerbietung Aufnahme finden. Kommt er nicht, was wir allen Grund zu glauben haben, so stürzt deswegen der Friedenstempel auch noch nicht ein, wenn auch Deutschland diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstehen wird. Allzeit auf der Wacht und das Pulver trocken halten! ist die Parole der deutschen Politik und zu ihr hat unser Volk ein solches Vertrauen, daß man sich um die Gunst oder Ungunst des russi schen Zaren nicht aufzuregen braucht. — Die kaiserlich deutsche Marine zählte nach dem kürzlich erschienenen Nachtrage zur Rang- und Quartierliste Ende Mai dieses Jahres 3 Vice-Admirale, 11 Kontre-Admirale, 31 Kapitäne zur See, 58 Kor- vetten-Kapitäne, 1 >5 Kapitän-Lieutenants, 189 Lieute nants zur See und 117 Unterlieutenants, zusammen also 534 Offiziere. Ferner sind noch 89 Seekadetten und 50 Kadetten vorhanden. — Der Bruttoüberschuß der preußischen Staats bahnverwaltung im Rechnungsjahre 1888/89 be läuft sich auf etwas über 300 Mill. M. Im Rechnungs jahr 1887/88 betrug der Ueberschuß 373,400,000 M. Der Ueberschuß ist also um ca. 37 Mill. M. gestiegen. Hamburg. Ein großer Thranspeicher in der Hafen straße ist am 37. Juni vollständig niedergebrannt; der Schaden wird auf 400,000 Mark beziffert. Oesterreich. Der österreichische Minister des Aus wärtigen, Graf Kalnoky, erklärte am 36. Juni vor der österreichischen Delegation in seiner Darlegung der politischen Lage: die heutige journalistische Bericht erstattung sei so ausgedehnt und häufig auf so voll kommene authentische Quellen gestützt, daß Niemand von ihm besondere Enthüllungen unbekannter Thal sachen erwarten könne. Seine Aufgabe sei, Klarheit und hoffentlich Beruhigung in die vorwiegenden pessi mistischen Anschauungen zu bringen. Er erachte den Frieden entschieden nicht für gefährdet, obwohl die Lage sich ebenso wie zum Besseren, auch zum Schlech teren wenden könne. Die Bedeutung der jüngsten Er eignisse an der Südostgrenze werden häufig übertrieben. Aus der leidenschaftlichen Haltung, welche die heutige rumänische Regierung einnahm, io lange sie in der Opposition war, dürfe nicht Feindseligkeit gegen Oester reich-Ungarn geschloffen werden. Die Rumänier seien vor Allem gute Patrioten. Das gegenwärtige Kabinet habe bisher keinen Anlaß zu Klagen gegeben; Ru mänien sei zu stolz auf seine erkämpfte Unabhängigkeit, um dieselbe leicht und grundlos auszugebeu. Das gegenwärtige Aufschäumen jahrelang verhaltener Leiden schaften in Serbien sei eine Folge des eingetretenen Thronwechsels. Oesterreich-Ungarn müsse dem Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Verhältnisse der Balkanvölker, welchen mit Rücksicht auf ihre Jugend ein gewisser Spielraum zu gönnen sei, nut der Ruhe des Starken treu bleiben und eher mit Wohlwollen und Nachsicht urlheilen. Die Versicherung der ser bischen Regenten fände hier wohlwollende Ausnahme, doch müsse sich erst zeigen, ob sie die Autorität ihrer Stellungen voll behaupten und dieselbe im Interesse der friedlichen Entwickelung Serbiens einsetze». Die Lage sei vor Eintritt der Regierungswechsel in Bukarest und Belgrad nicht minder unsicher gewesen als heute und wäre nach etwaigem Umschwünge in umgekehrter Richtung nicht sicherer. Oesterreich-Ungarn müsse die Ruhe einer Großmacht bewahren und seine günstige Stellung behaupten. Das Verhältniß zu Deutichland sei über jeden Zweifel erhaben; der Freundschaftsbund werde binnen Kurzem durch die Begegnung der beiden Monarchen neu bekräftigt. Mit Italien fehlten aller dings die langjährigen historischen Verbindungen wie mit Deutschland; er sei überzeugt, die feindselige Hetze in Italien werde mit der Zeit an Einfluß verlieren. Oesterreich-Ungarn besitze an Italien in jeder Be ziehung einen ebenso sicheren Bundesgenossen, als Italien an Oesterreich-Ungarn. In der Vertretung der uneigennützigen Politik im Oriente und des dor tigen Rechtszustandes werde Oesterreich-Ungarn nicht ohne die Unterstützung gleichgesinnter Mächte bleiben. Es sei kein Staat vorhanden, Rußland eingeschloffen, mit welchem die Monarchie nicht in freundschaftlichen, ganz normalen Beziehungen stände. Frankreich. Der Finanzminister hat auf Ansuchen der Huuto Oour (deS Ausnahmegerichts des Senats) verweigert, dem Exgeneral Boulanger seine Pension von 10,500 Francs bis auf Weiteres auszuzahlen. — Die „France" bringt eine Statistik über das Alter der französischen Generäle. Darnach giebt es 3 Marschälle von Frankreich, 8 nach dem Gesetze von 1875 in den CadreS der Aktivität erhaltene Generäle, 100 Divifions- und 300 Brigadegeneräle. Der älteste Divisionär ist nach der Dienstzeit der 1875 beförderte General Gallifet, der jüngste der 1889 er nannte Verdiöre. Der älteste Brigadier ist Prinz Murat, 1870 ernannt, der jüngste der 1889 ernannte General Belin. Dem Lebensalter nach der Jüngste ist — wenn man Brugsre, den Adjutanten Carnots, bei seite läßt, der 1841 geboren ist — der Divisions general Nögrier, 1839 in Belfort geboren, ihm folgt Hervö in Nancy (1837). Von 100 Divisionären sind 33 nach 1839 geboren. Der jüngste Brigadier ist