Volltext Seite (XML)
490 Aufgabe des Vereins für innere Mission, der beson ders neuerdings mit der Errichtung einer Arbeiter kolonie im Voigtland (Rittergut Schneckengrün) sich beschäftigt, wohin Arbeitslose von Station zu Station gewiesen werden sollen. Den zweiten und weiteren Kreis evangelischer Glaubensthätigkeit bilden die evan gelischen Glaubensgenossen, die in der Diaspora oft in bitterer Armuth darben und in Gefahr sind, der heimischen Kirche verloren zu gehen. Da ist es der Gustav Adolf-Verein, der sich's seit 1841 zur Aufgabe macht, die bedrängten evangelischen Brüder, und zwar lutherischen wie reformirten Bekenntnisses, zu unter- stützen. Neben ihm arbeitet noch der „Gotteskasten", dessen Bestrebungen aber nur lutherischen Gemeinden gelten. Der dritte und weiteste Kreis evangelischer Glaubensthätigkeit umfaßt die, welche das Christenthum und seine Wohlthaten noch entbehren. Wenn auch schon in früheren Zeiten Glaubensboten hinausgeeilt sind zu den Heiden, so ist doch besonders in diesem Jahrhundert, und zumeist seit den letzten 30 Jahren, das Werk der „äußeren Mission" gefördert und gepflegt worden. Aber doch ist dieses Glaubenswerk bei Weitem nicht so populär wie die anderen. Daher wäre es recht wünschenswert!), wenn sich immer mehr Hilfsver eine bildeten — wie es z. B. in Dippoldiswalde und Frauenstein geschehen —, welche nut Gebet und offener Hand ihr Scherslein beitragen zur Verherrlichung und Verbreitung des Reiches Gottes. — Mit der größten Spannung war die Versammlung diesem Vortrage ge folgt, und erklärte, „es als ihr Ehrenwerk betrachten zu wollen, für die drei Glaubenswerke (innere Mission, Unterstützung bedrängter Glaubensgenoffen, äußere Mission) thatkrästig einzutreten und in dieser Weise den Glauben in der Liebe zu bethätigen." Wegen vor geschrittener Zeit wurde der 3. Punkt: „Revision des gegenwärtigen Besetzungsverfahrens geistlicher Aemter" von der Tagesordnung gestrichen. Mit einem Gebete des Herrn Vorsitzenden schloß die Versammlung. -1- Bei der am 15. Septbr. vorgenommenen Wahl eines Abgeordnete» für die 2. Ständekammer ist in unserem 13. ländlichen Wahlkreise Herr Gutsbesitzer E. Steyer-Reinholdshain mit 1202 Stimmen ge wählt worden. Der Gegenkandidat Herr Baumeister Hartwig-Dresden erhielt nur 911 Stimmen. Herr Steyer wurde also mit der bedeutenden Majorität von 291 Stimmen gewählt. Poffendorf. Das Programm zu dem vom hiesigen Männergesangverein „Liederwald" veranstalteten und den 20. d. hier stattfindenden Sängerfest lautet: 10—12 Uhr Empfang der Gäste von Seiten des Komitee; 12—2 Festkommers; 2—'/, 3 Probe; Fest zug; 4 Uhr Concert auf dem Festplatz; Feuerwerk, Festball. — Die 3 von allen Vereinen vorgetragenen Gesänge sind: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen," „Ein Mann ein Wort," „Das Herz gehört dem Vater land"; außerdem wird jeder Verein einzelne Gesänge zum Vortrag bringen. Dresden. Trotzdem das Ergebniß der Land tagswahlen immer noch nicht ganz feststeht, dürften doch 18 Konservative, 6 Nationalliberale, 6 Fort schrittler und 3 Sozialdemokraten gewählt worden sein. Die Mehrheit der Konservativen beziffert sich nun auf sechs. — Es ist eine bemerkenswerthe Erscheinung, daß neben der sozialdemokratischen Bewegung in unseren sächsischen Industrie-Bezirken eine starke Neigung zu religiöser Sektirerei hervortritt. Den größten Zuwachs an Mitgliedern zeigen die apostolischen Ge meinden, besonders aber die Methodisten. Die Zahl der Austritte aus der Landeskirche zu den Methodisten steigt mit jedem Jahre. Ueberaus rührig zeigt sich deren Agitation, und erzielt ihre Haupterfolge unter der Bevölkerung des Erzgebirges und des Vogtlaudes. Auch die Zahl der Orte, in denen methodistische Gottes dienste mit Genehmigung des kgl. Kultusministeriums abgehalten werden dürfen, ist in der Vermehrung be griffen, doch ist ein Gesuch, an allen Orten, wo Me thodisten wohnen, diesen öffentliche Gottesdienste zu gestatten, wiederholt abgelehnt worden. An einigen Orten sind amerikanische Einflüsse bei der methodistischen Agitation unverkennbar; sie wird mit Geld und Li teratur von Amerika aus unterstützt, und hat bereits hier und da das reklamenhafte Wesen angenommen, wie es amerikanischen Sekten nicht selten eigenthümlich ist. — Betreffs des Ankaufs des Körner-Museums in Dresden durch die Stadt, hört man jetzt des Nä heren, daß der bewilligte Kaufpreis sich auf 120000 M. stellt. Herr l)r. Peschel hatte ursprünglich 30000 M. mehr gefordert; man einigte sich jedoch schließlich auf den angegebenen Preis, unter der Bedingung, daß vr. Peschel die Leitung des Museums mährend der nächsten 10 Jahre noch in seiner bewährten Hand be hält, wofür ihm ein Jahresgehalt von 2000 M. zu gestanden wurde. Die Zahlung des vereinbarten Kauf preises erfolgt in der Weise, daß 50000 M. sofort und die restlichen 70000 M. innerhalb der nächsten 10 Jahre in Raten von jährlich 7000 M. gezahlt werden. Liebstadt. In Betreff des in Anregung gebrachten Eisenbahn-Projektes Seydewitz- und Müglitzthal ist auf Anregung des hiesigen Statgerneinderathes am 18. September im Gasthofe eine Versammlung abge halten worden, zu der alle sich für dieses Projekt in- teressirenden Bewohner der Stadt und des oberen Müglitzthales eingeladen worden sind. Annaberg. Für den Verwaltungsbezirk der hie sigen Amtshauptmannschaft soll die Natural-Ver pflegung der „armen Reisenden" von Bezirkswegen eingerichtet, und zu diesem Behufs eine Extrasteuer von 3 Prozent der Einkommensteuer erhoben werden. Die Stadt Annaberg hat aus diesem Anlasse ungefähr 3000 M. zu bezahlen. — Zu der Versammlung des sächsischen Lehrer vereins sind bis jetzt gegen 1100 Theilnehmer an gemeldet. Chemnitz. Wegen schwerer Erkrankung des Ab geordneten Viereck wird der für Ende dieses Monats anberaumte Soziali st en-Prozeß voraussichtlich abermals verschoben werden müssen. Kirchberg. Die Unterschlagungen des Stadtkassirer Kuhnert betragen gegen 160,000 Mark; theilweise hofft man dafür Deckung zu erhalten. TagesgeschichLe. Berlin. Die Vorlage an den Bundesrath wegen Deklaration des Geschäftssteuergesetzes steht nahe bevor, und soll die Berathung bereits nächste Woche beginnen. — Die internationale Telegraphenkoufe renz ist am 17. September geschlossen worden. Aus Elsaß-Lothringen. Während die Ableistung der Militärpflicht auf dem Lande, sowie bei den weniger bemittelten Schichten der städtischen Bevölkerung nahe zu in normalen Verhältnissen angelangt ist, läßt sich leider gleich Günstiges von den Militärpflichtigen der höheren Stände nicht sagen. Vielmehr macht sich bei diesen ein gewisser Rückschritt bemerklich, wie schon aus der Zahl der freiwillig Eintretenden hervorgeht. Die Zahl.derselben erreichte 1876 die höchste Zahl mit 1015; seitdem ist sie stetig gesunken und betrug 1883 nur noch 516. In den Kreisen der Notablen ist es nämlich förmlich zum System geworden, die Söhne vor dem 17. Lebensjahre nach Frankreich aus wandern und dort aysbilden zu lassen. Später kommen sie in ihre Heimath zurück, um daselbst als Ausländer zu leben. Dieser Unfug nahm schließlich solchen Umfang an und wurde mit solcher Unverfroren heit betrieben, daß sich die Regierung im vorigen Jahre zu dem bekannten Erlasse gezwungen sah, wonach den zum Zwecke der Entziehung von der Militärpflicht aus wandernden jungen Leuten der dauernde Aufenthalt in Elsaß-Lothringen untersagt ist. Leider ist dieser Erlaß nicht zur strikten Durchführung gelangt. Nach wie vor gilt es namentlich bei den Großindustriellen, denen man unter der Verwaltung des Herrn v. Man teuffel um jeden Preis gefällig sein wollte, ganz als selbstverständlich, daß der gesammte männliche Nach wuchs sich die französische Nationalität erwirbt und dann in das väterliche Geschäft als Ausländer eintritt. Wenn hierin nicht entsprechende Wandlung eintritt, so wird es unausbleiblich sein, daß die Großindustriellen, Kapitalisten, Notablen, mit einem Worte die einfluß reichsten Kreise der reichsländischen Bevölkerung auf lange Jahre hinaus für das Deutschthum verloren sind. Die Sache ist wichtig genug, daß ihr der neue Statthalter in erster Linie seine Aufmerksamkeit zu widmen haben wird. Braunschweig. Nachdem der leitende Staats minister und Vorsitzende des Regentschaftsraths, Graf Görtz-WriSberg, von seiner Krankheit wieder hergestellt ist und die Geschäftsleitung wieder übernomnren hat, dürfte die Frage der Wahl eines neuen Regenten in Braunschweig wieder mehr in den Vordergrund treten. Der Negentschastsrath hält nach wie vor an der Kandidatur des Prinzen Neuß, des deutschen Bot schafters in Wien, fest und wird wahrscheinlich auch dieser der nicht vor dem 17. Oktober zusammentreten den Landesversammlung zur Wahl vorgeschlagen werden. Oesterreich. Vom Ministerium sind Konzessionen zum Bau von Zahnradbahnen auf den Geisberg bei Salzburg, auf die Schmittenhöhe bei Zell am See und auf das Eiserne Thor bei Baden in Niederösterreich ertheilt worden. Großbritannien. In der englischen Metropole beschäftigt man sich zur Zeit viel mit der Frage, welcher Art wohl die Aenderungen sein mögen, welche die Königin Viktoria vor Kurzem durch ihren Advo katen an ihrem Testamente vornehmen ließ. Man will wissen, daß die vorgenommenen Aenderungen für den Prinzen von Wales, der zur Zeit oben in Schweden am Mälar-See wilde Schweine jagt, wenig erfreulicher Natur seien. Einige „besonders Eingeweihte" ver sichern, daß die Königin ihr gesummtes Privatver mögen, daß an vier Millionen Pfund Sterling (80 Millionen Mark) betragen soll, an den Herzog von Connaught und an die Prinzessin Beatrice, Gemahlin des Prinzen von Battenberg, init Ausnahme einiger unbedeutender Legate, vermacht hat; auch ihre Land güter in Osborns, Claremont, Baden und Koburg sollen den beiden genannten fürstlichen Personen ver schrieben sein. Von dem Prinzen von Battenberg erzählt man sich übrigens eine tragikomische Geschichte. Die Königin hat es ihrem Schwiegersohn zur Pflicht gemacht, sein Leben in ihrer Nähe zuzubringen, weil die hohe Dame nun einmal an die Gesellschaft der Prinzessin Beatrice gewöhnt ist. Gegenwärtig weilt die Königin mit dem jungen Ehepaar in Schottland, und der arme Prinz ist u. A. gezwungen, die alte schottische Nationaltracht, den „Kilt" rc. zu tragen, welcher sehr unbequem ist und an Leute, welche nicht gewohnt sind, auch im Winter mit nackten Beinen herumzulaufen, sehr harte Anforderungen stellt. Rußland. Die Rückkehr der Czaren-Familie ist auf den II. oder 13. Oktober angesetzt worden. Wie bei früheren Besuchen am dänischen Hofe, so beschäf tigt der Kaiser sich auch während seines gegenwärtigen Aufenthaltes auf Schloß Fredensborg bei Kopenhagen angelegentlich mit Negierungsgeschäften und arbeitet oft bis in die späte Nacht. Mehrere Male wöchent lich wird ein Kourier nach Petersburg abgefertigt und jede Sendung von Wichtigkeit geht durch die eigenen Hände des Czaren. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am 16. S. n. Trin. (20. Septbr.) früh >/,8 Uhr Beichte und Kommunion. Vormittags 9 Uhr predigt Hr. Sup. Opitz. Nachm. 2 Uhr Betstunde Hr. Diak.-Vikar Keil. Altenberg. Am 20. September Frühkonimnnion, Beichte '/»8 Ubr Hr. Pfarrer Kleinpa ul. Vornt. 8 Uhr predigt Derselbe. Nachm. 1 Uhr Betstunde, christl. Unterredung mit den konf. Jünglingen. Frauenstein. Sonnabend Nachnntt. 1 Uhr Beichte und Kommunion Hr. Pastor Langer. Sonntag, 20. September, früh 8 Uhr predigt Herr Pastor Langer. Nachm. '/,2 Uhr Betstunde. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 17. September. Auf den, heutigen Kleinvichmarktc standen, abgesehen von den Ueberstiindcn, 2 Rinder, 384 Schweine, 37 Hammel und 515 Kälber zum Verkauf. Bei mittelmässigem Besuche Seiten hiesiger wie auswärtiger Fleischer verlief das Geschäft in Rim dein und Hammeln zu Montagspreisen belanglos. Beim Schwciuehandel machte sich nur geringe Kauflust bemerkbar, so daß die Händler den Zentner Schlachtgewicht von Landschwcincn gern mit 54—60 M. abgabcu, während sic Bakouier mit 50 und 51 M. pro Centner lebendes Gewicht verkauften. Der Kälber handel zog sich bis gegen Mittag hin in die Länge und stellte sich das Kilo Fleisch je nach Qualität der Waare, ganz wie auf den Vormärkten, aus 90—110 Ps. Amtlicher Theil. Brennholz-Auktion auf dem Bärenfelser Revier. Montag, den 21. September, von früh 8 Uhr an, sollen im Gasthof zu Niederpöbel 2 Raummeter weiche Brennscheite, 4 „ weiche Brcnnknüppel, 9 „ weiche Aeste, in den Abtheilungen 22, 26, 45, 55, 71 und 80, 3650 Wellen weiches Reisig, in den Abtheilungen 4 und 22, 64 Raummeter weiche Stöcke, in den Abtheilungen 38 und 73, unter den üblichen Bedingungen versteigert werden. Königliche Revicrverwaltung BärcnfelS, den 12. September 1885. Klette.