Volltext Seite (XML)
G 1883. Unter 80 verstorbenen Lehrern, deren 1 frei willig den Tod gesucht, befanden sich 55 im Dienst, 35 im Ruhestande, 9 unter 30 Jahren, 14 unter 40 Jahren, 16 unter 50 Jahren, 11 unter 60 Jahren, 14 unter 70 Jahren, 13 unter 80, 3 über 80 Jahre ult. Das Durchschnittsalter der verstorbenen 80 Lehrer betrug 52 Jahre 2 Monate 4 Tage (1882: 55 Jahre 3 Monate 12 Tage), bei den im Dienste Verstorbenen 44 Jahre 9 Monate 7 Tage (1882: 43 Jahre 10 Monate 21 Tage), bei den im Ruhestand Verstorbenen 68 Jahre 2 Monate 6 Tage (1882: 68 Jahre 14 Tage). Das Durchschnittsalter beim Eintritt in den Ruhestand betrug bei 24 Eremiten 63 Jahre 3 Mon. 22 Tage (1882: 62 Jahre 7 Monate 11 Tage) und die Dauer des Ruhestandes mindestens 3 Monate, höchstens 13 Jahre, im Durchschnitt 4 Jahre 10 Mon. 56 der Verstorbenen waren verheirathet, 10 Wittwer, 11 ledig. 54 Lehrväter (einschließlich der Wittwer) hinterließen 209 Kinder, so daß auf eine Familie ziemlich 4 Kinder kommen. — Der Saatenbestand im Königreich Sachsen ist nach den Mittheilungen des Landeskulturrathes vom Monat August d. I. folgender: Die Ernte ist mit Ende August, mit Ausnahme von etwas Hafer in einigen höheren Lagen, überall beendigt und fast allenthalben gut eingebracht worden; nur aus vier Berichtsbezirken wird über Auswuchs der zuletzt ein gebrachten oder noch auf dem Felde liegenden Früchte geklagt. Der Erdrusch erweist sich, soweit solcher be reits erfolgt ist, bei Getreide als ein guter, jedoch wird hierdurch der Ausfall an Ertrag in der Garben zahl nicht ausgeglichen, so daß die früheren Angaben, nach welchen der Ernte-Ertrag bei sämmtlichen Halm früchten, außer Weizen, erheblich unter einer Mittel ernte geschätzt wurde, lediglich ihre Bestätigung finden. Die im Monat August stattgefundenen Regen haben nicht mehr allenthalben den Stand der Knollen-, Wurzel- und Futtergewächse wesentlich verbessern können; währeno die Frühkartoffeln gute Erträge geben, steht ein solches bei den Spätkartoffeln in ge ringeren! Maße zu erwarten; in einzelnen Lagen sind letztere in der Nacht vom 14. August durch Fröste betroffen worden. Klee und Wiesen geben im zweiten Schnitt nur in wenigen Distrikten einen befriedigenden Ertrag; an den meisten Orten steht Futtermangel be vor, oder herrscht solcher bereits. Auch für die nächst jährige Klee-Ernte eröffnen sich jetzt schon infolge dünnen Standes, der durch Mäuse noch mehr ver dünnt wird, ungünstige Aussichten. Ans dem dritten Theil des Landes wird über verheerenden Mäusefraß, zumeist im jungen Klee geklagt, der sich später auch auf die Wintersaaten übertragen dürste. Insbesondere sind die gesammten nördlichen und mittleren, sowie die Bezirke Zittau und Dippoldiswalde davon betroffen; Dresden-Altstadt, Meißen und Großenhain sind außer dem von Engerlingfraß heimgesucht und dürfen dem nach im nächsten Jahre Maikäferflug zu erwarten haben. Ueber die Obsternte liegen nur wenige Nach richten vor, jedoch dürfte dieselbe fast allenthalben reich ausgefallen sein. — Von der General-Versammlung der Leipzig- Gaschwitz-Meuselwitzer Eisenbahn-Gesellschaft ist die Uebertragung des Unternehmens an den kgl. Staats fiskus abgelehnt und der Aufsichtsrath mit der Ein leitung neuer Verhandlungen beauftragt worden. Der Mehrheit war der Kaufpreis nicht genügend. — Da auch bei der diesmaligen Obsternte hier und dort wieder mehrfache Streitigkeiten zwischen Be sitzern benachbarter Grundstücke wegen der sogenannten überhängenden Früchte entstanden sind, verweisen wir in Nachstehendem auf die einschlagenden Bestimmungen des bürgerlichen Gesetzbuchs. Der Z 361 sagt in ge dachter Hinsicht: Das Eigenthum eines Baumes ge hört Demjenigen, auf dessen Grund und Boden der Stamm aus der Erde kommt. Steht der Stamm auf der Grenze, so haben die Nachbarn an dem Baume das Miteigenthum zu gleichen Theilen. Z 363 lautet ferner: Auf das Grundstück des Nachbars überhängende Früchte gehören dem Eigenthümer des Stammes, welcher jedoch zum Behufs ihrer Abbringung das Grundstück des Nachbars nicht wider dessen Willen betreten darf. Uebergesallene Früchte sind Eigenthum Dessen, welchem der Grund und Boden gehört, auf den sie gefallen sind. Freiberg. In der Gewerken - Versammlung von „Junge hohe Birke" am II. September, in der 80 Kuxe vertreten waren, wurde mit großer Majorität beschlossen, dies Berggebäude unter den mit der Staatsregierung vereinbarten Bedingungen vorbehält lich der Genehmigung der Ständekammern an den Staat zu verkaufen. Döbeln. In dem hiesigen Hotel „zur Sonne" findet am 17. d. Mts. die diesjährige Generalver sammlung des sächsischen Mühlenverbandes statt. Außer den zu verhandelnden Verbands-Angelegen heiten wird ein Vortrag über die Müllerei-Aus - — 482 — stellungen in Paris, Antwerpen und Pest durch den Vorsitzenden des Hauptverbandes, Herrn van den Wyngaert-Berlin, stattfinden und von Seiten des Ver bands-Vorsitzenden Herrn vr. Eellnik-Leivzig, werden Mittheilungen über Neuerungen an Porzellan-Walzen stühlen und über Schrot-Verfahren mit Mühlsteinen gemacht werden. Außerdem werden ein Wegmann- scher Porzellan-Walzenstuhl mit neuem für jeden Walzendurchmesser verstellbaren Räderbetrieb, ferner eine Sackklopfmaschine und diverse andere Neuheiten ausgestellt sein. Wir machen die Herren Müller hierdurch noch besonders darauf aufmerksam, die Ver sammlung zu besuchen, zu welcher außer den Ver bandsmitgliedern auch Gäste Zutritt haben. Kirchberg. Der Sparkaffenkassirer Kühnert, der stets als ein reicher Mann galt, und der leiden schaftlich dem Hazardspiel fröhnte, ist flüchtig geworden und hat ein Defizit von 38,000 M. hinterlassen. Zwickau. Infolge des am 30. Juni d. I. er folgten Rücktrittes des Zimmermeisters Becher von dem Amt eines städtischen Branddirektors (derselbe kündigte seine Stellung wegen der Angriffe über das beim letzten sächsischen Feuerwehrtag entstandene Defizit) wird hier eine etwas veränderte Gestaltung der Leitung des städtischen Feuerlöschwesens eintreten. Zunächst haben die städtischen Kollegien beschlossen, für jetzt noch von der Uebertragung der Oberleitung über die freiwilligen Löschmannschaften an einen berufsmäßig gebildeten, besoldeten Führer um deswillen, weil der Löschdienst noch von Freiwilligen in zufriedenstellender Weise besorgt und die kostspieligere Besetzung durch einen berufmäßig ausgebildeten Fachmann entbehrt werden könne, abzusehen und es bei der seitherigen Einrichtung der Branddirektion zu belassen, dagegen sollen von dem Branddirektor nur noch die unab weisbarsten Opfer an Zeit gefordert und ihm lediglich die Repräsentation des obrigkeitlichen Oberbefehls auf der Brandstelle und die Oberaufsicht über die Feuer wehr und über die Löschanstalten überlassen sein, für alle übrigen Funktionen aber ein technischer Unter beamter, welchem gleichzeitig die auf das Wasser leitungswesen, die Straßenbesprengung und Straßen reinigung bezüglichen Arbeiten übertragen werden sollen, ihm beigegeben werden. Während der letztere Beamte — Brandmeister — besoldet werden soll, soll dem Branddirektor ein gegen früher verringerter Ne- Präsentationsaufwand — derselbe betrug seither 900 Mark — gewährt werden. ' Jagesgeschtchte. Berlin. Auch in der Admiralität zweifelt man jetzt nicht mehr an dem Untergange des deutschen Kriegsschiffes „Augusta". Man ist daselbst bereits beschäftigt, die nothwendigen Unterstützungen zusammen zustellen und zur Auszahlung bereit zu halten. — Der Reichstag wird aller Voraussicht nach in der zweiten Hälfte dee November einberufen werden; ein Zusammentagen desselben mit dem preußischen Landtag soll möglichst vermieden werden. — Mehreren Blättern wird aus Kiel gemeldet, es sei dort das Gerücht verbreitet, daß der für den Gouverneur von Kamerun bestimmte Dampfer „Nach tigal" im Meerbusen von Biscaya untergegangen sei. Wie dagegen mitgetheilt wird, ist zum Glück dieses Gerücht unbegründet, da der „Nachtigal" sich noch immer in einem englischen Hafen befindet und auf weitere Ordre wartet. Es heißt, das Schiff werde zurückberufen werden, da sich bereits bei der Fahrt durch die Ostsee und Nordsee herausgestellt habe, daß ihm die für eine Ozeanreise erforderliche Seetüchtigkeit fehle. Man erinnert sich, daß sich schon bei der ersten Probefahrt des auf der Werft der „Germania" in Gaarden bei Kiel erbauten „Nachtigal" zeigte, daß derselbe bedeutende Konstruktionsfehler habe, daß namentlich die mit Rücksicht auf das heiße Klima Westafrikas auf dem Deck angebrachten Oderbauten den Dampfer allzusehr belasteten. Derselbe wurde deshalb einer Reparatur unterzogen, die Oberdeckbauten wurden entfernt und man versicherte sogar, es sei von Anfang an beabsichtigt gewesen, diese Umänderungen vorzunehmen. Diese Versicherung scheint nun doch kurze Beine zu haben; der „Nachtigal" ist nach den im Marineministerium ausgearbeitetcn Plänen gebaut worden, von denen Fachleute sofort sagten, daß sie nicht gut ausführbar seien. Die hierüber ertheilten Rath schläge wurden jedoch nicht beachtet; wohl aber ward ein vortragender Rath aus dem Marineministerium, als der neugebaute Dampfer bei seiner ersten Probe fahrt umzuschlagen drohte, ziemlich unerwartet pen- sionirt. — Die Wablmännerwahlen zum preußischen Land tag sind endgültig auf den 6. und die Abgeordneten wahlen auf den 13. November festgesetzt worden. Bom Harze. Auf der königlichen Hütte in Lauten thal ist im vorigen Monat ein großer Silberdieb stahl verübt worden. Das königliche Oberbergamt in Klausthak hat nun dieser Tage eine Bekannt machung erlassen, in der es heißt: „Jtt der Lauten- thaler Hütte sind durch Einbruch 125 Kilogr. Silber- granalien im Werthe von 20,000 M. gestohlen. Die selben befanden sich in einem etwa 20 Pfund schweren hölzernen Tubben mit Eisenbändern, dessen Deckel durch eine Eisenstange und ein Vorlegeschloß befestigt war. Es ist anzunehmen, daß die Diebe die Grana lien theils verwerthet, theils im Walde vergraben und den Tubben zerbrochen oder mit vergraben haben." Es wird dann weiter eine angemessene Belohnung für Entdeckung des Thäters ausgesetzt. Der Diebstahl, der erst später entdeckt worden ist, wird, wie man annimmt, in der Zeit vom 4.—I I. August auSgesührt worden sein. Die Berg- und Polizeibehörden haben bis jetzt, trotz eifrigster Thätigkeit, noch nichts ge funden, was auf die Spur des oder der Diebe hätte führen können. Man vermuthet, daß der Raub noch in der Nähe versteckt oder vergraben ist, da 250 Pfd. Silber sich nicht so leicht wegschaffen und verwerthen lassen. Baden. Die Kaiserparade des 14. Armee korps am 1l. September ist äußerst glänzend ver laufen. Kaiser Wilhelm traf mit dem Grobherzog, dem Kronprinzen, sowie preußischen und badischen Prinzen, auf dem Manöverfelde ein und fuhr im Wagen die einzelnen Treffen entlang. Während des Defilirens, das über eine Stunde währte, stand der Kaiser im Wagen. Zum Schluß fuhr derselbe die Front sämmtlicher badischer Krieger ab. Braunschweig. Am kommenden 18. Oktober, dem Tage, an welchem vor einem Jahre der letzte Herzog aus dem Leben schied, läuft das Regentschafts gesetz ab und hiermit erlöschen die Funktionen des für Braunschweig eingesetzten Regentschaftsrathes. Be kanntlich sollte dann ein Regent der, aus del Mitte der nicht regierenden Mitglieder der deutschen Fürsten häuser zu wählen sei, an die Spitze des verwaisten Landes treten und dasselbe bis zur definitiven Ein setzung einer neuen Herrscherfamilie regieren. Allge mein bezeichnete man auch schon den deutschen Bot schafter in Wien, Prinzen Neuß, als den künftigen Regenten Braunschweigs; da wurde vor einiger Zeit von Berlin aus eine offiziöse Notiz in die Oeffentlich- keit gebracht, welche zu Aller Ueberraschung besagte, daß hinsichtlich der Negentschaftsfrage vorläufig noch keine Entscheidung zu erwarten sei und daß auch alle Mittheilungen über die Person des künftigen Regenten von Braunschweig auf willkürlichen Kombinationen beruhten. In der That ist auch hierüber bis jetzt von zuständiger Seite nichts weiter bekannt geworden, obwohl kaum noch fünf Wochen zwischen heute und dem Tage liegen, an welchem das Negentschaftsgesetz abläuft; man könnte danach fast auf die Vermuthung kommen, als ob eine Verlängerung des Regentschafts gesetzes beabsichtigt sei, aber eine Fortdauer des gegen wärtigen provisorischen Zustandes dürste bei der braun schweigischen Bevölkerung wohl schwerlich auf große Sympathien zu rechnen haben. Niederlande. Endlich ist es einmal gelungen, an der Küste von Atjeh ein mit Waffen beladenes Schiff abzufassen. Dasselbe kam aus dem englischen Hafen Penang und hatte nicht weniger als 200 Beaumont-Gewehre, ewige Millionen Patronen und sonstige Munition an Bord. Das Schiff war zwar an einen den Niederländern befreundeten Radja adressirt, aber man weiß ja zur Genüge, wie häufig sich engliche Seekapitäne in den dortigen Gewässern „verirren", und die niederländischen Behörden ließen sich diesmal auch keinen Sand in die Augen streuen. Die Kontrebande war übrigens unter der übrigen Ladung so geschickt versteckt, daß es mehrerer Tage be durfte, um Alles ans Licht zu ziehen. Frankreich. Eine ganz vortreffliche, meisterhafte Charakteristik des gegenwärtigen französischen Patrio tismus, wie sie schärfer und objektiver kein fremd ländischer unbefangener Beobachter liefern könnte, bringt der „Figaro." Das ist das wahre Abbild des „Monopol-Patriotismus", wie ihn Dcroulede und die Patriotenliga geschaffen habe». Das Boulevardblatt chreibt: „Der Patriot hat sich seit 10 Jahren stark verändert; er hat Fortschritte gemacht. Ehedem war er-ein Bürger, wie die anderen, der sein Vaterland Lebt und es vertheidigt, weyn die Regierung ihm be fahl, es zu vertheidigen. Der frühere Patriot war chweigsam, kümmerte sich nicht um die öffentlichen Geschäfte und versah die Setnigen. Der moderne Patriot ist weit höher. Er steht über den anderen Bürgern, er hat das Monopol der Vaterlandsliebe. Er trägt eine besondere Kleidung, gehört Privatgesell- chasten an, giebt der Regierung Rathschläge, manifestirt, chießt mit Karabinern. Ein Krämer, der Kolonial maaren verkauft, ein Notar, der Aktenstücke ausfertigt, ein Schriftsteller, der ein Buch veröffentlicht, ein Schau spieler, der eine Rolle spielt, ein Arzt, der etwas ver-