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* Glashütte. In einer unserer letzten Gewerb- vereinssitzungen sprach Herr A. Lange Überfluss Wutt und die Dampfmaschine. Aus diesem, über anderthalb Stunde lang dauernden freien Vortrage soll Folgendes in möglichster Kürze wiedergegeben werden. 3»E8 wurde 1736 in Schottland geboren und stammte aus einer im Kriege verarmten Familie. Sein Vater war Lehrer der Mathematik. Der Sohn war in seiner Jugend kränklich, doch strebsam und zeichnete sich durch geistige Begabung aus. Er fertigte als lOjähriger Knabe eine Electrisirmaschine; beobachtete, wie der Dampf des Wassers in einem Theekessel den Deckel desselben stoßweise in die Höhe trieb. Angehörige schallen ihn wegen seines träumerischen Wesens Bis zu seinem 20. Lebensjahre halte er sich noch für keinen Lebensberuf entschieden. Jetzt ging er nach London zu einem Mechaniker und zeichnete sich aus. Seine Nieder lassung in Glasgow suchte man zu hindern. Die dasige Universität aber erkannte seine Talente und er fand daselbst eine vortheilhafte Anstellung zur Erhaltung und Reparatur der Instrumente. Redner erläuterte nun die verschiedenen Aggregat-Zustände des Wassers, als Eis, Wasser'Und Dampf. Er zeigte an verschiedenen Thatsachen, daß unter Umständen eine gewisse Wärme menge vom Wasser gebunden wird, die sich der Wahr nehmung und Messung durch das Thermometer en'zieht. Es ist z. B. im Dampfe von 80° U. eine 5mal größere Wärmemenge vorhanden, als Wasser von gleicher Tem- paratur. Auf's Geschichtliche übergehend erwähnte Redner, daß bereits die Araber die Aufspeicherung von Wärme im Dampf zum Koche» verwendet haben und der alexandrischen Schule rohe Anwendungen des Dampfes zu Hervorbringung von mechanischen Bewegungen be kannt gewesen seien. Heidnische Götter, zornentflammt, bliesen aus ihrem Gesichte Dampf heftig aus. Erd beben entstanden von in Folge in die Erde eingedrungenen Wassers erzeugten Dämpfen. Bischof Herbart benutzte die Kräfte des Dampfes zum Spielen einer Orgel. Ein französischer Edelmann UiouuU erfand im 17. Jahr hundert ein Sprenggeschoß, das durch Dampfkraft wirkte. Eine klarere Gestaltung erhielt die Verwendung der Dampfkrast durch Olans in Frankreich und 'VVor- esstor in England. 1680 verwendete der Engländer Capitän Lavor)- die Dampfkraft zum Heben von Gruben wässern. Redner gedenkt der Explosionen beim Metall- gux, die durch Wasserdampf hervorgebracht werden; der Versuche des vertriebenen Franzosen kupi» im 17. Jahrhundert mit dem Dampfdrücke und den Druck der Atmosphäre und der Vervollkommung der Idee durch ^ovvoomon und 0u>v1o), wodurch die Maschinen mit niederem Drucke entstanden. Durch Zufall kam ein sehr junger Mann, kottors, auf die sehr wichtige Steuerung. Durch einen im Jahre 1765 durch gesonderten beigegebenen Eondensator wurde der Kohlenverbrauch um vermindert. Mit Hülfe Uoul- ton'8 schritt zur Anwendung und sie erzielten bei einer einzigen Grube eiue jährliche Ersparnis; von 45,000 Thlr. Die Erzeuger dieser Maschine hatten sich r/s dieser Ersparnisse Vorbehalten. Leider wurde ihnen ihr Antheil mehrfach vorenthalten, doch gelangte durch einen langwierigen Proceß zu seinem Rechte, und wurde dabei gleichzeitig eine der wichtigsten Fragen der Patentgesetze zu seinem Gunsten entschieden. Der unermüdliche Forscher brachte noch mehr Verbesserungen an seiner Maschine an, die da durch so schnell und mächtig arbeitete, daß nunmehr mit ihrer Hülfe der Betrieb der großartigen Tiefbaue Englands ermöglicht wurde. Das Erhabene dieser Er findungen liegt hauptsächlich darin, daß eine unendliche Last von untergeordneten mechanischen Leistungen dem Menschen abgenommen, und seine Arbeitskraft dadurch für höhere Zwecke verwendbar wird. Diese Nenerungen wurden vielfach angefochten, da man fürchtete, daß eine große Anzahl arbeitender Menschen beschäftigungslos werden würde: eine Befürchtung aber, deren Grundlosig keit von der Erfahrung glänzend bewiesen ist. Nach einem thaten- und erfindungsreichen Leben zog sich seinem ältesten Sohne das Geschäft übergebend, in das Familienleben zurück und starb in hohem Alter, geachtet und geliebt von seinen Zeitgenossen. Nach seinem Tode selbst von seinem Vaterlands hochgeehrt, setzte es ihm aus Dankbarkeit 3 Ehrendenkmale. — Redner erntete lauten Beifall, und wurde dem selben von dem Vorsitzenden der Dank der Versammlung ausgesprochen. Dresden. Die sächs. böhm. Dampfschifffahrt ist wegen eingetretenen Eisganges eingestellt worden. — Für die Geschwornengrichte werden 5 Be zirke gebildet: Dresden (Bezirksgerichte Dresden, Meißen, Pirna und Freiberg), Leipzig (Bezirksgerichte Leipzig, Oschatz und Borna), Chemnitz (Bezirksgerichte Chem nitz, Mittweida und Annaberg), Zwickau (Bezirksgerichte Zwickau, Plauen und Eibenstock) und Bautzen (Be zirksgerichte Bautzen, Löbau und Zittau). Freiberg. Am 21. Novbr. hat hier ein toller Hund mehrere andere Hunde und einen jungen Men schen gebissen; demselben ist die Wunde sofort ausge schnitten worden. Riesa. Bekanntlich will der Rittergutsbesitzer Freih. v. Welck hier gegen den Willen der einstimmigen Kircheugemeinde (Riesa (Stadtj, Mergendorf, Poppitz und Filiale Weida) uns den bekannten Pastor Böttcher in Tanneberg anfzwingen. Leider ist der dagegen ein gewendete Recurs vom Cultusministerinm abgewiesen worden und die Aufregung der Gemülher darum groß. Der neue Kirchenvorstand wendete sich nun mittelst rekommandirten Briefes an Herrn Pastor Böttcher, worin mau ihn unumwunden bat: „er möge doch lieber ans die Riesaer Pfarrstelle verzichten und den Kampf gegen den unzweideutigen Willen der großen Mehrheit nicht aufnehmen, da seine Mission nur Spaltung und Zwietracht in die Gemeinde tragen und schließlich zu der Bildung einer freien Gemeinde führen müsse." Hierauf schrieb Herr B., daß er sich nicht mit seinem Möbeltransport beeilen werde, und setzte den Tag des Einzuges hier fest. Um dieses Uebel so lange als möglich abzuhalten, sah man sich genöthigt, eine tele graphische Depesche folgenden Inhalts abgehen zu lassen: „Herrn Pastor Böttcher, Danneberg Lei Geyer. Der Kirchen-Vorstand zn Riesa hat gegen Ihren Amtsantritt bei dem Gesammtministerium Protest eingewendet. Senden Sie Ihre Sachen daher jetzt nicht. Man verweigert Ihnen den Eingang in die Pfarrwohnung!" Die Antwort darauf lautet: „Von der kirchlichen Behörde dazu angewiesen, werde ich jedenfalls kommen und meine Sachen senden. Pastor Böttcher." Der Letztere ist dennoch angekommen, hat auch seine Antrittspredigt gehalten, die gar nicht gefallen hat. Leipzig. Zur Warnung sei mitgetheilt, auf welche Weise am 17. Novbr. hier eine Waschfrau verunglückte. Dieselbe trug einen schweren Korb Wäsche auf dem Rücken aus der dritten Etage hinunter in das Wasch-