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ä-187 18SS Dienstags den 16. August. Ab»»r»r«1«»rrist: ^Lt»rUek! b riilr 10 t>xr. io . 1 Io» L«Uc»s« »^iOvt.: 1 ,. 10 „ „ „ (tritt kost ooö Ü»»LtUctl lu vr—Id Ikxr. l 8towp«lru Liorvlo« Xuwmeni: 1 d>'xr. / »ekl»^ dioru. r»srr»wvrnsr: kük ck>» U»»IN elnvr oe,p»Iteoe» Leit«: 1 kixr. t/»««r äiv 2<-Ue: 2 dixr. Lrschrtaru- l't^lccli, oiit Xusosbwe <ivr 8o>u> uuä k«i»rt«xk, ttir civn sol^«n-l«n 1'«r. Drrs-nrr Zmmial. Verantwortlicher Redacteur: I. G Hartmann. Jaseralruaanahmr auvwärt,: l.«ipri^: k». 1iirt«i>»irtroo, 6omn»i«siooiir les Ilresäner cknaro«!»; ei.enUsseit-st: >1. ttcoKnu: Lltoo»: Un»r»,r«i» L Vooi s.»; Lsriio: 6»oeli s telle Ilueltd., Ilitioor«»'» Ituresn; L-emso: k. ftcni.o-rr»; krsoilkart ». N.; ,1srn^»>'sellc liuel>>>n»61niiss; LLio: ^oovr öso»»«»; korit' v. 1. '»n«r>!l.s (28, rue 6e» doo» «okoo»); > «. !-:««>.»» u » OucbtiLlläluuik clerausgeder: Kilui^I. kspe>Iitivo <1e» vresäuer ckour»»!», Uresklen, dlarieostrssss dir. 7. Amtlicher Thril. vrrtto, 14. August. S-. KSnigl. Hohtil tztr^ ßronprtnz ist heute Vormittag ^10 Uhr von Rein- hardSbruan wieher hier ringrttoffrn. DretdrUg IS. August. Sc. Saiserl. König!. Hoheit ' der Erbaroßherzoa von ToScäna ist heute Nach mittag H3 Uhr von Wien hier ringrttoffrn, im König!. Schlöffe abgetreten und Abends A7 Uhr über Leipzig ireitrr gereist. Dresden, 15. August.M Se. Königliche Majestät haben dem Blumenmaler bei der Porzellan - Manufaktur zu Meißen- Johann Gottfried Fuch«, in Anerkennung seiner mehr al» fünfzigjährigen treuen und nützlichen Dienstleistung, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Die zu Leitung der erstmaligen Wahl der Advocaten- kanmer» in den vier AppeüalionSgerichtSbezirken nach 8- 79 der Advocatenordnung bestellten Ausschüsse be- stehe« au» nachgenannten dazu ernannten Sachwaltern: i« Bezirke de» Appellationtgrrichts zu Dresden Herr« Finanzprocurator Adv. Moritz Zenker, Herrn ffmanzprocurator Adv. Ferdinand Adolph Opitz, Herrn Ad». Hans Conrad Hermann, Herrn Adv. Ernst Mo ritz Beck, Herrn Adv. Ferdinand Gottschalck; im Bezirke d«S AppellationSgerichtS . zu Leipzig -Menn Adv. vr. Franz Friederici, Herrn Adv. Robert Wkckel, Herrn Adv. Ludwig Müller, Herrn Adv. hofrach VSMlrrander Otto Kormann, Herrn Adv. Emmerich Wschütz; - im Bezirke des Appellationsgerichts zu Budissiu Herrn Adv. Karl August Ehrig I., Herrn Adv. Fried rich August Lehmann, Herrn Adv. Otto Weber, Herr« Ad». Friedrich v. Jeschkh, Herrn Adv. Alexan der Schenk; i« Bezirk« des AppellationSgerichtS zu Iwiekau Herr« Adv. Karl Rudolph Wrickert, Herr» Ad». Otto Freiherr« ». Eutschmid, Herr» Adv. Karl Hei»rich Ntetzsch, Herne Ad». Ernst Flechsig, sämnttlich in Zwickau, u»d Hern» Finanzprocurator Adv. Friedrich Stimmel i» Plaue». Mi» A^am«ewb«r»fung der Mitglieder dieser A-S- schüffe zur Ko»stituirung sind beauftragt: in Dresden Herr Finanzprocurator Adv. Moritz Zenker, in Leipzig Herr Adv. vr. Franz Friederici, in Budissin Herr Ädv. Karl August Ehrig l., in Zwickau Herr Adv. Karl Rudolph Weickert. In GemLShrit 8- 20 der Ausführungsverordnung vom L. Juni diese- Jahres wird solches hierdurch be kannt armack>t. Dresden, am 6. August 1859. Ministerium der Justiz. ». Behr. . Fickelscherer. Verordnung, Nachträge zur Postordnung vom 7. Juni 1859 betreffend. Im Nachtrag zur Postordnung vom 7. Juni dS. Js. und beziehentlich zu deren Erläuterung wird hierdurch Nachstehende- bekannt gemacht und verordnet. 1. zu j. 17 pct. 1> der Postordnung- Briefe, welche sogleich nach ihrer Ankunft dem Adres saten besonders zugestellt werden sollen, müssen, um die in 8- 28 des Postgesetze» zugesichertr Garantie gegen Verzögerung zu ermöglichen, nicht allein mit der wörtlichen Bemerkung: „durch Erpressen zu be stellen" oder „erpreß zu bestellen" versehen, sondern auch recommandirt aufgegeben werden. Neuerlich hervorgrtretenen Wünschen zufolge sollen zwar nicht recomman dirte Briefe, dafern sie mit der obigen Bemerkung versehen sind, ebenfalls erpreß bestellt werde«, die vorgrdachte Garantie kann jedoch, da e- solchrnfalls an dem hierzu erforderten Nachweise gebricht, hierbei »icht übernommen werdbn. Hierdurch erledigt sich die Bekanntmachung der Ober-Post-Dtrection vom 9. vorg. Mts. 2. zu j. » b«r Poftorduimg. I« SemLSheit des angezogenen 8- ist unter andern auch über die erfolgt« Aushändigung von Adreßbrie- fe» Quittung Seiten de» Empfänger» z» «rtheile«. Da sich jedoch au» dieser Vorschrift sowohl für die Adressaten als überhaupt für dar Bestellungsgeschäft Erschwernisse und Unzuträglichkeite» ergeben haben, so hat da» Flnanz- Ministeri«« beschlossen, von der QuittungSertheilung bei der Aushändigung von Adrrßbriefen z»Packets«»d»n- ge» ohne declarirten Werth fernerhin absehen und die hierunter erforderliche Controle lediglich durch die Aufdrückuilg de» AuSliefrrungSstempel» auf den Adrrß- brief, «ach erfolgter Aushändigung de» betreffenden Post stück», handhaben zu lassen. S. z« z. U der Postordnung De» »«gezogenen 8- zufolge solle» eingegangene Post- stscke, daftru sie »»»erhckld 24 Gttmden »ach Behändigung de» AdreßbriefS nicht adgetzolt sind, gegen di« tarmäßige Gebühr Seite» der Postanftnft bestellt werd««; «» hat jedoch di« kurz« Zett fett Eintritt der neue« Postordnung bereit» gezeigt, daß bet de» auSgrdehaten Umfange, in »elch« da» PchdÜk»» «es jene Zustellung S«itru ^er Postnnstolt rechnet, dieselbe nur durch «i»e mit der frag lichen Leistung nicht im Berhältntß stehend« Vermehrung de« betreffenden Dienstpersonals ermöglicht werdrn könnte. Unbeschadet d«S de« Postaastalten verbleibenden Befug nisse», di« innerhalb 24 Stu »den »ach vehändigung de» Adreßbrief» nicht abgeholten Poststücke selbst bestellen zu lassen, kann daher eine Verpflichtung hierzu Seiten der ersteren fernerweit nicht übernommen werden. Hiernach haben sich Alle, welche eS angeht, gebührend zu achten. Dresden, -den 10. August 1859. Finanz-Ministerium. Für den Minister: v. Eßrettstein. Dietrich. Nichtamtlicher Tlieit. Uebersteht. Telegraphische Nachrichten Zeitavgsschau. (Triester Ztg. — Patrie. — Time».) TagrSgeschichte. Dresden: Abänderung des katholi schen Kirchengebets. — Wien: Keine Erklärung an Preußen abgegangen. Der Herzog von Modena. — Triest: Die Fregatte „Novara". — Venedig: Er leichterungen im Grrnzverkehr. — Berlin: DaS Be finden des Königs. Todesstrafen bestätigt.— Schwe rin: Vom Hofe. — München: Kammerverhandlun gen. — Kassel: Adresse confiScirt. — Waldshut: Eisenbahnprobefahrt. — Oldenburg: Erweiterung des Paßkartenvereins in Aussicht. — Eisenach: Neue Demokratenversammlung. — Aus Thüringen: Vermischtes.—Altenburg. Militärvertretung wieder zu lässig. —F r a n k f u r t: Bundestagssihung. Anträge der ge setzgebenden Versammlung. — Paris: Schreiben der Großherzogc von Toscana. Ehrendenkmünze des ita lienischen Krieges. Nachrichten aus Cochinchina. — Zürich: Festmahl zu Ehren der Conferenzbevollmäch- tigten. — Turin: Nachrichten aus Parma. — Flo renz: Die Nationalversammlung eröffnet. — Mo dena: Ein Decrrt Farini's. Vermischtes. — London: Die Truppen für Ostindien vermehrt. DaS Parlament vertagt. Die indische Anleihe. — Kopen hagen: Submariner Telegraph. — Stockholm: Leichenbegängniß des Königs Oskar. — New-Uork: AuS der neuesten Post. Provittzialttttchrichtt«. (Falkrnstein. Zittau. Hainicken. Mittweida. Neusalza.) Wissenschaft, Kunst «vd Literatur- ' Telegraphische Nachrichten. Paris, Eauutaa. 14. Aua. Nach». »UßrWMtn. Der Kaiser begab sich um AS Uhr nach be» Bastil- leuplahe. Der Borbeimarsch der Truppen begann um A>1v Uhr. Der Kaiser kam an -er Spitze der selben um All Uhr nach dem Lendomeplatze. Um 3 Uhr war der Vorbeimarsch beendet. Soeben be treten Kaiser, Kaiserin und der kaiserliche Prinz die Tuilerien. Uebrrall war eine große Menschen- menge, Enthusiasmus und viele Zurufe. Paris, Sonntag 14. August. (T. d. Jndep.) Der „Moniteur" bringt ein Decret, welches die Erbauung einer, dem Gedächtniß der im Dienste des Vaterlandes bei den Feldzügen in Afrika, im Orient und in Italien gefallenen Soldaten von der kaiserlichen Marine gewidmeten Todtenkaprlle in Marseille anordnet. Ferner enthält daS amt liche Blatt wieder eine große Zahl Verleihungen von Legionskreuzen. Sodann meldet dasselbe, daß der Kaiser bei Gelegenheit des morgenden Festes 1127 wegen Verbrechen, Vergehen und Uebertre- tungen verUrtheilten Gefangenen die Strafe er listen oder verwandelt bat. Endlich sagt der „Moniteur", da der Kaiser daS vorläufige Ver bleiben eine» ArmeecorpS von 5V,VVV Mann in der Lombardei beschlossen habe, so würden mehrere CorpS, die sich im letzten Kriege ausgezeichnet hätten, wie daS 3 Zuaven- und 1. Aremdenregi- «ent, bet dem feierlichen Einzuge der Truppen nicht vertreten sein. Paris, Montag 15. August. Der „Moniteur" theilt die Nede mit, welche der Kaiser gestern bei dem Banket der Generale gehalten hat. Hiernach hat der Kaiser Folgendes gesagt: „Die Freude, die ich empfinde, indem ich mich mit der Mehrzahl der Chefs der Armee wieder beisammen sehe, würde eine vollständige sein, wenn sich nicht das Bedauern darein mischte, die Elemente einer so wohl organisirtea, so furchtbaren Macht fich bald trennen z« sehen. Als Souverän und als Oberbefehlshaber danke Ich Iharn für Ihr Ler- tränen. Es »ar schmeichelhaft für mich, der ich »och nie commandirt hatte, einen solchen Gehorsam bet Denen zn finden, die eine so große KriegSer- fahrnvg besaßen. Wenn der Erfolg meine Be mühungen gekrönt bat, so bi» ich glücklich, den besten »heil davon de» geschickten und ergebenen Generalen zurückzugeben, die mir das Commaudo leicht «achten, »eil sie, beseelt von heiligem Feuer, unablässig Beispiele von Pflichttreue uud Todes verachtung gaben. „Ein The« der Soldaten wird an seinen heimischen Herd znrückkehren. Sie selbst »erden die Be schäftigungen des Friedens wieder aufnehmen. Ver gesse» Sie nichtsdesto»eniger Das nicht, »as »ir z»sa»u»e» vollbracht habe». Möge die Erinne rung »» die üdenvnadenen Hindernisse, die um- ganaraen Gefahre«, die fich knudgegebeneu Un- v»llko«»e«heile», oft Ihre« Gedächtnis wieder- kehre«, denn für den Kriegsnrann ist Erinnerung die Wissenschaft selbst. Zu« Gedächtniß des ita lienische« Feldznge« theile ich an Alle, die Pari» verlasse«, Erinnerungsmedaillen ans »nd will, daß Sie die Erste« sei« «»gen, welche fi« tragen. Möge fie «ich «itnnter Ihne« ins Gedächtniß rufe«, «nd «öge Jeder, wenn er die darauf ein Dresden, l5. August. Die „Triester Zeitung" enthält eine Correspon denz aus Mailand, welche einen interessanten Einblick in die dortigen Zustände gestattet. ES heißt in derselben: „Es giebt eine Nemesis auch im politischen Treiben der Völker. Dies hat Mailand in letzter Zeit reichlich erfahren, der Lohn der systematischen Anfeindungen Oesterreichs und der mit diabolischer Hartnäckigkeit bettiebenen Wühlereien ist ihm geworden, und von der Metropole eines großen Reiches ist es zur Provinzialstadt eines im nicht beson der» ehrenvollen Abhäigigkeitsverhältnisse zu Frankreich stehenden moralisch vernichteten Kleinstaates herabgesunken. Die decretirte Annerirung mit einem Volke ist geschehen, mit welchem man weder durch Sympathien noch durck Sprache, noch durch Sittenglcichheit verbunden ist, und Nlailand hat die erwünschte Ehre, das savoyischc Kreuz in sein Wappen aufzunehmcn zu dürfen. Wie glücklich es sich dabei fühlt, das zeigt uns die Gegenwart, denn eine solche Unzufriedenheit und allgemeine Zerfahrenheit wie jetzt, hat früher nie geherrscht. Die gemachten Er rungenschaften sind so beschaffen, daß man den ^unu» guu rmlv mit Freuden wiederkehren sehen würde. Piemont hat mit der Lombardei au» den Händen deS Kaisers von Frankreich wirklich rin Danaergeschenk erhalten, da hier durch blos der Zündstoff im Lande vermehrt und e» um 3 Millionen entschiedener Malcontenten reicher ist. Die Partei, welche hier aufrichtig der sardinischen Regierung ergeben ist und mit der Vereinigung mit Piemont zu frieden scheint, ist eine so geringe, daß dieselbe gar «icht in Anschlag gebracht werden darf. Sie besteht auch bloS aus Leuten, welche persönliches materielles Interesse an die Regierung Victor Emanuel s fesselt; cs ist dies na mentlich ein Theil des Adels, welcher Ehren und Würden, und ein Theil des Beamtenstandes, welcher Beförderung und bessere Besoldung von ihm erwartet. Sehen diese Leute nur irgend eine Aussicht, ihren Interessen besser zu dienen, so ist auch die geheuchelte Anhänglichkeit und Liebe dahin. Dieses ist die Partei der Anhänger des jetzigen Regimes. Nicht zu verkennen ist cs aber, daß die republikanische Partei sich in einer Art vermehrt hat, welche die gerechtfertigtsten Befürchtungen für die Zu kunft aufkommen läßt. Der ganze Mittelstand und die gebildete Klasse der Bevölkerung, die Jugend durchgehends schaaren sich entschieden um das Banner Mazzini's, dessen Ansehen nie so hoch gestiegen ist, als eben jetzt. Und nicht etwa, daß die Sache im Geheimen betrieben würde, nein, offen, ganz offen spricht sich die öffentliche Meinung in diesem Sinne aus. Die Regierung weiß es auch sehr gut, kennt aber ihre Ohnmacht und hütet sich daher, in dieses Wespennest zu stechen. Auch zu Oesterreichs Gunsten werden viele Stimmen laut. Beinahe die ganze Land bevölkerung und der besitzende Stand machen kein Gc- heimniß aus ihren Sympathien für Oesterreich, und häufig hört man den Wunsch aussprechen, daß die vielverschrienen Tedeschi wiedcrkommen möchten. Wenn auch diese Partei sich nicht so offen wie die republikanische geberdet, eben aus Scheu vor dieser, so ist dieselbe jedenfalls bedeutend zahlreicher und mächtiger als diejenige, welche der An nexion mit Piemont huldigt. Merkwürdig bleibt übrigens die feste Ueberzeugung, von der hier Alles durchdrungen ist, daß Oesterreich binnen Jahr und Tag wieder im Besitze der Lombardei sein wird. Die jetzige Regierung wird daher auch allgemein blos als ein unliebsames Pro visorium betrachtet, dessen Aushörcn Niemand bedauern wird. Die Trennung vom Venetianischen ist ein unge heuer empfindlicher Schlag für die Lombardei, weil beide Provinzen sich gleichsam zu einer Familie gehörig be trachten, Sitten und Interessen mit einander gemein haben. Nun eine Scheidewand zwischen beiden aufgrführt zu sehen, ist ein Schlag, der sehr schmerzt, und beinahe Alles würde die frühere Situation der jetzigen vorzirhen und lieber unter Oesterreich und vereint mit Venedig geblieben sein." Die „Patrie" spricht sich in einem längern Arti kel über die gegenseitigen Beziehungen Preußens und Oesterreichs aus. Es ist in dem Artikel wieder eine feindselige Stimmung gegen Preußen vorherrschend, dem man merkwürdigerweise DaS jetzt von französischer Seite vorwirst, wofür man sich dort eigentlich bedanken sollte. DaS Pariser officiöse Blatt citirt die Korrespondenz der „Elberfelder Zeitung", welche «ine Annäherung der bei den deutschen Mächte gemeldet hatte, und fährt dann fort: „Diese Zeilen der „Elberfelder Zeitung" circuli ren schon in der ganzen Welt, und wenn man sie ohne Kommentar passiren ließe, so würden sie bald in der Polemik die Autorität einer Thatsache erlangen. Wir haben indessen gute Gründe, zu glauben, daß die Be hauptung der „Elberfelder Zeitung" ganz au» der Luft gegriffen ist. Wenn sie wahr wäre, so würden wir die Thatsache gern constatiren. Wir haben nicht» gegen da gute Einvernehmen der beiden deutschen Großmächte ein- zuwenden; Frankreich ist groß und stark genug, um sein Uebrrgewicht in Europa geltend zu machen, ohne auf di« Spaltungen der andern Mächte zu rechnen. E» baut seinen Einfluß auf da» gute Recht, auf dir Gerechtigkeit gegrabenen ruhmreichen Namen liest, sich sagen, »enn Frankreich soviel für ein befreundete» Volk grthan hat, was würde es nicht für seine eigene Unabhängigkeit thun!" Hierauf hrachte der Kaiser einen Toast auf die Armee au». Paris, Montag 15. August. AuS Florenz vom 13 August wird gemeldet: In der National versammlung ist der Antrag gestellt worden, die Rückkehr der habsburgisch-lothringischen Dynastie für unmöglich zu erklären. Die Versammlung hat diesen Antrag einstimmig unterstützt. Die Dis kussion desselben findet morgen statt. Zürich, Sonntag, 14 August. Gestern Nach mittag fand von 3 bi» 5 Uhr eine Sitzung der Ab geordneten von Frankreich und Oesterreich statt. Ein CabinetScourier war von Pari» eingetroffru. der Sache, die es vertheidigt. Wenn wir daher jene Gerüchte widerlegen, so geschieht das nur im Interesse der Wahrheit. Bis jetzt spricht gar nichts dafür, daß eine Annäherung stattgefunden hat; übrigens können die guten diplomatischen Beziehungen wiederhergestellt werden, ohne daß damit auch das herzliche Einverneh men wiederhergestellt sei. Man kann fich seinem sieg reichen Feinde nähern; aber man nähert sich nicht wie der so leicht dem Freunde, den man zu Hilfe rief, der aber nicht kam. — Wen» auch die „Hamburger Nach richten" eine österreichische Circulardepeschc ankündigen, so kann diese doch nichts an den feststehenden Thatsachrn ändern. Herr v. Schleinitz hat mit der Veröffentlichung der diplomatischen Aktenstücke keinen Meisterzug gemacht; denn sie genügen als Anklageakten gegen Preußen. Letz teres hat offenbar ein doppeltes Spiel gespielt, für wel ches Oesterreich und Italien ihm wenig Dank wissen werden, es war der Befreiung Italiens günstig, und zu gleich wollte ts Oesterreich seine Besitzungen erhalten. Trotzdem verlor Oesterreich die Lombardei, und letztere weiß sehr wohl, daß sie Preußen nichts von ihrer Frei heit verdankt. Und Frankreich? Glaubt man, daß es den geringsten Zweifel darüber hegen könnte, was es von dem guten Willen Preußens von Beginn deS Krir ges an zu halten hatte. Oesterreich, Italien und Frank reich haben sich in gleicher Weise über die preußische Polflik zu beschweren, und alle Kirculardepeschen werden an diesem Grundzustandc der Dinge nichts ändern, fie müßten denn beweisen, daß Egoismus Großmuth und Heuchelei Freimuth ist." Zur Bestätigung ihrer Ansicht beruft sich die „Patrie" auf den Artikel der „Oesterr. Zeitung" vom 6. August. — Auch das „Pays" bringt einen höchst feindseligen Artikel gegen die deutsche Ein heit und meint: „bei einem einigen Deutschland sei es mit dem europäischen Gleichgewichte aus". Sollte wohl richtiger heißen:' mit dem franzöftsch-russischen Ueberge- wichte. — Die „Times" beschäftigt sich heute auch mit der „Befestigung von Antwerpen". „Die „Patrie" und der „Constitution»«!", sagt sie, „scheinen der An sicht zu sein, daß die Befestigung deS großen belgischen Seehafen» so zieenlich einer Beleidigung Frankreichs gleich komme. E» ist da- ei«« ausschweifende Behauptung. Auf den erste« Blick vermag man kaum zu begreifen, wie Frankreich Anstoß daran nehmen kann, daß eine neutrale Macht ihr« Pflicht erfüllt, indem sie ihrer Neutralität Ach tung z» verschaffen sucht. Ma« sollte denken, Fräakrrtch müßte «in FrwdenSpsand in jedem «««en Stein«, der da« Festungswerken von Antwerpen, und in jede« neuen Schutzmittel, das seinem Hafen hinzugefügt wird, erblicken. So weit die Jahrbücher der Geschichte Hinaufteichen, ist der belgische Boden das große Schlachtfeld Europas gewesen. Seit 1831 ist es durch allgemeine Uebereinstimmung um mauert worden, und auf diesem Raume sind keine Schläge reien mehr gestattet. Die belgische Regierung ist jetzt gerade damit beschäftigt, die Mauer auszubessern. Man hätte erwarten sollen, daß Frankreich mit günstigem Auge zu sehen würde. Frankreich will nickt in das Haus ein- brccken und im Dunkel der Nacht das Silberzeug stehlen. Weshalb denn treten jene Scribenten, denen man ein Gewicht beilegt, auf welches sie vermöge des geistigen In halts ihrer Aufsätze wahrhaftig keinen Anspruch haben, auf und sagen uns, Frankreich erschrecke nicht über die Ausbesserung der Befestigungen von Antwerpen, bedaure dieselbe jedoch? Es ist das eine schwer zu beantwortend« Frage." Aber der erste Napoleon sagte, Antwerpen sei vermöge seiner Lage „rin auf das Herz Englands zielen des geladenes Pistol." Also fürchte Frankreich wohl, so bemerkt die „Times" spöttisch, daß Belgien Erobe rungsplane gegen das mit Frankreich verbündete England hege. Auch habe der alte Napoleon gesagt, daß Antwerpen ein vortrefflicher Platz sei, um eine geschlagene Arme« aufzunehmcn, und daß cs recht gut ein Jahr lang rine Belagerung aushaltrn könne. „Belgien", fügt die „Time»" hinzu, „sollte sich an dem Worte eines französischen Kai sers genügen lassen, keine so impertinenten Vorsichtsmaß regeln gegen Frankreich ergreifen und keine so offensiven Demonstrationen gegen England, den Bundesgenossen Frankreichs, machen." Wenn Frankreich, so werde man belgischerseits wohl einwenden, seine Rüstung anlege, so könne das nur zu Angriffszwecken geschehen; und dann, habe nicht Frankreich Paris befestigt, und seien nicht die Befestigungen von Cherbourg erst vor kurzem vollendet worden? „Es ist in der That sehr unangenehm, ein ge ladenes Pistol in der Hand irgend Jemandes gegen sich gerichtet zu sehen; allein eS könnte doch in gefährlicher» Händen sein, als in denen deS Königs Leopold." Tagesgeschichte. 1- Dresden, 15. August. Von der obersten katho lisch - geistlichen Behörde im Königreiche Sachsen ist an geordnet worden, daß in allen katholischen Kirchen an den Sonn- und Festtagen in das allgemeine Kirchen gebet noch folgende Bitte aufzunehmen ist: „Blicke gnädig herab auch auf unser gesammtr» deut sches Vaterland und erweise an ihm Deine Huld und Erbarmung! Vereinige seine Fürsten und Völker durch daS Band des Friedens! Erhalte, belebe und befestige in ihnen den Geist rinmüthiger Liebe und opferwilliger Treue!" Wien, 14. August. Die bereit- telegraphisch erwähnte Erklärung der „Orsi. Corresp." lautet wörtlich: „Corrr- spondenzartikel aus Berlin in mehrer« deutschen Blättern berichten von einer vertraulichen Erklärung deS österreichischen kabinrt» an da- königlich preußische in Bezug auf gewisse Stellen des kaiserlichen Manifeste». Wie lebhaft wir auch da» ungetrübteste Einvernehmen zwischen den beiden deutschen Großmächten wünschen, so sind wir doch der Wahrheit schuldig, die Angabe jener Correspondrnzartikel für durchaus unbegründet zu er klären."